Der Aufstand von 1596 und der Bauernkrieg von 1626 in und um Steyr

Von Volker Lutz

Vorwort und Einführung

1976 jähren sich der Bauernaufstand von 1596 und der große Bauernkrieg im Lande ob der Enns von 1626.

Obwohl die Orte und teilweise auch die handelnden Bevölkerungsschichten die gleichen waren, sind beide Auseinandersetzungen in ihren Ursachen und Gründen nicht zu vergleichen. Ähnelten die Erhebungen der Jahre 1525 und 1596 einander noch, so ist bei den späteren Aufständen kaum etwas Gemeinsames festzustellen.

Im Aufstand von 1525 und dem von 1595/97 waren soziale und wirtschaftliche Gründe bestimmend und auslösend. Der Gegner der Bauern waren als Feudalherren die Klöster und Herrschaftsinhaber. Die Städte, so auch das alte Zentrum Steyr, nahmen nicht Partei, waren damals eher auf der Gegenseite der Bauern zu finden.

Die schlechte wirtschaftliche Lage, durch die gesteigerten Forderungen der Herren verursacht, wurde durch Elementarereignisse, Missernten und die drohende Türkengefahr verschärft. Die Divergenzen der Konfessionen waren schon, aber nicht in dem großen Ausmaß wie später, vorhanden.

Der oberösterreichische Bauernkrieg von 1626 kann nicht nur in zeitlicher Einordnung als ein Teil des Dreißigjährigen Krieges angesehen werden; ähnlich wie dieser in seinen ersten Jahren, war auch er eine Auseinandersetzung, die die freie Religionsausübung zum Ziele hatte.

In den früheren Jahrhunderten waren die Feudalherren die Hauptgegner der Landleute gewesen, im 17. Jahrhundert dagegen waren diese sogar zu Kampfgenossen gegen die gewaltsame Rekatholisierung geworden. Der oberösterreichische Bauernkrieg von 1626 stellt daher eine Abwehrbewegung des gesamten Volkes des „Landls“ gegen die Bestrebungen der Gegenreformation dar. Dieser Abwehr lief seit 1620 der Widerstand gegen die Folgen der Verpfändung des Landes Oberösterreich an die Baiern parallel.

Durch eine fehlende schriftliche Fixierung war unser Land dem Baiernherzog Maximilian gänzlich ausgeliefert. Es stellte den Bruch der Landesverfassung dar, als er den nur ihm verantwortlichen Statthalter Hans Adam Graf von Herberstorff einsetzte. Dieser Regierungskommissär löste den früheren, von Ständen gewählten Landeshauptmann ab.

Die soziale Unterdrückung der Bauern durch den Grundherrn wird oft als dritter Grund genannt, doch tritt dieser gegenüber den erstgenannten in den Hintergrund.

Ferdinand II. hat sich trotz der gänzlichen Auslieferung des Landes ob der Enns an die Bayern gewisse Agenden selbst Vorbehalten. So war es dem Bayernherzog Maximilian ein leichtes, den Ständen und Bauern zu bedeuten, sich in Religionsangelegenheiten an den angestammten Landesherrn zu wenden. In Ferdinands Auftrag führte dagegen der bairische Statthalter Herberstorff die Gegenreformation durch. Das einfache Volk erkannte natürlich nicht die komplizierten politischen Zusammenhänge.

Die alte Eisenstadt Steyr spielte auch im Bauernkrieg von 1626 eine große Rolle. Die großen Helden der Tradition, die Bauernhauptleute Stephan Fadinger und Christoph Zeller, waren fast nur Befehlsempfänger. Zwei Steyrer Bürger, der Stadtrichter Wolf Madlseder und der Stadtadvokat Dr. Lazarus Holzmüllner, waren, wie auch die Aussagen der Bauern beweisen, die Drahtzieher und geistigen Führer der Bewegung.

Die damalige Bedeutung Steyrs ist auch daraus zu ersehen, dass sich Fadinger der Eisenstadt als einen der ersten oberösterreichischen Orte bemächtigte, dass hier die Ständeversammlung im Juli 1626 durchgeführt und die kaiserlichen Kommissare auf der „Styraburg“ gefangen gehalten worden waren und dass beim ersten Strafgericht am 26. März 1627 auf dem Linzer Hauptplatz von den zwölf Delinquenten fünf Steyrer Bürger waren. Unter den später Hingerichteten war mit dem Stadtkämmerer Hans Himmelberger wieder ein Repräsentant der Eisenstadt.

Aus der Beteiligung und Parteinahme des gesamten oberösterreichischen Volkes mit allen Ständen und gesellschaftlichen Schichten sieht man, dass der Bauernkrieg von 1626 kein „reines Bauernwerk“ war.

Der Bauernkrieg von 1525

Die Bauernaufstände, die Volkserhebungen des kleinen Mannes, die sich manchmal zu regelmäßigen Kriegen auswuchsen — 1525/26, 1594/97 und 1625/26 — richteten sich nie gegen Kaiser und Reich, sondern ausschließlich gegen die unmittelbare Obrigkeit, vor allem gegen den Adel und die Mitglieder des hohen Klerus und gegen aufgezwungene Fremdherrschaft. Die Niederlassungen der Stände wie Burgen, Schlösser und Klöster waren die Ziele des kriegerischen Plans; so auch im Bauernkrieg im Land ob der Enns und unter der Enns in den Jahren 1594 bis 1597 und in der Zeit der Bauernwirren von 1625/26 im Lande ob der Enns, deren sich in unserer Gegend abspielender Teil hier seine Behandlung finden soll.

Die Bauernkriege der Jahre 1525/27 mit ihren Kriegsschauplätzen vor allem in Süddeutschland, in Tirol, in Salzburg, in der Steiermark und in Kärnten haben in Oberösterreich keine so spektakulären Ereignisse gebracht wie die folgenden; desgleichen die Aufstände 1564 im Pongau und 1565 im niederösterreichischen Merkenstein und 1573 in der Untersteiermark.1)

Im Jahre 1525 sah der Landesherr die Gefahr, dass die Bauernunruhen in den umliegenden Gebieten auch auf das Land ob der Enns übergreifen könnten. Als erste Gegenmaßnahme fand der Landtag am 7. Juni 1525 in Linz statt. Am 29. Juni 1525 kam es zu einer Tagung in Steyr. Die Eisenstadt war deshalb gewählt worden, weil sie in einem von den Bauern noch ungefährdeten Gebiet lag. Die Aufgabe dieser Konferenz war es, Angelegenheiten zu behandeln, die die Erhaltung des Friedens wahren sollten.2) Als Teilnehmer werden genannt: Propst Peter von St. Florian, Abt Pankraz von Garsten, Achaz von Losenstein, Alexander Schifer von Freiling, Sigmund Ludwig von Polheim, der Pfleger der Herrschaft Steyr Eberhard Marschall von Reichenau und die Bürgermeister von Linz und Steyr Coloman Greinthaler und Michael Kernstock.

Die Verhandlungen brachten nicht das erwünschte Ergebnis. Die Bürger der sieben landesfürstlichen Städte — an ihrer Spitze Steyr — waren nicht bereit, die Kosten für die notwendigen Rüstungen und weitere finanzielle Belastungen auf sich zu nehmen. Ein Krieg mit den Bauern musste für die Bürgerschaft, die zum größten Teil aus dem Handel ihren Nutzen zog, weitere Einbußen mit sich bringen. Die Bürger sprachen sich daher für Neutralität aus und waren nicht für die gewaltsame Lösung, die die drei oberen Stände vorschlugen, zu gewinnen. Die Städte gaben vor allem dem Prälatenstand die Schuld am Ausbruch der Unruhen und verschanzten sich bezüglich der an sie gestellten Forderungen hinter große finanzielle Schwierigkeiten.3)

Nach der Bildung eines Bauernbundes um die Mitte des Juni 1525 versuchten die Stände energisch die Hilfe der Städte zu erreichen. Am 17. Juni 1525 erschienen über Befehl des Landeshauptmannes Cyriakus von Polheim Achaz von Losenstein und der Pfleger Eberhard Marschall von Reichenau in Steyr um den Forderungen nach Einquartierung und Verpflegung des aufgebotenen Kriegsvolkes Nachdruck zu verleihen. Der Rat der Stadt lehnte wiederum ab, mit dem Argument, die Auseinandersetzungen mit den Bauern betreffen ausschließlich die Adeligen und die Prälaten. Nur wenn das landesfürstliche Kammergut Schaden erleide, werde die Stadt tatkräftigen Beistand leisten.4)

Vor der klärenden Zusammenkunft am 29. Juni 1525 in Steyr trafen Bürgermeister und Richter Maßnahmen, die die Ordnung in der Stadt sichern sollten. Ein Schreiben des Erzherzogs Ferdinands vom 25. Juni 1525 hatte der Stadt Steyr schwere Strafen angedroht, wenn sie die ständischen Truppen nicht unterstützen sollte.

Die Delegation aus der Steiermark konnte an der Tagung in Steyr nicht teilnehmen, weil sie in Kastenreith an der Enns von Bauern angegriffen wurde und sich zurückziehen musste. Unter dem Schutz einer bewaffneten Gruppe von Steyrer Bürgern und Dienstleuten der Herrschaft Steyr konnten die Steirer in die Eisenstadt reisen. Trotzdem scheint es in Steyr zu keinen Verhandlungen gekommen zu sein, denn es wurde eine neue Zusammenkunft für den 12. Juli nach Wiener Neustadt einberufen.

Nach dem Sieg der Bauern unter Michael Gruber am 3. Juli 1525 in Schladming, zog eine Gruppe von zweihundert Bauern, von der Steyrer Bürgerschaft ungehindert, durch die Stadt. Diesem Durchzug scheinen Verhandlungen mit dem damaligen Bürgermeister der Stadt Steyr. Coloman Dorninger, vorausgegangen zu sein.5)

Die Erfolge der Bauern ermutigten unzufriedene Stadtbürger zu Aktionen gegen den Stadtrat.

Von dieser überraschend großen Gruppe wurden an den Rat der Stadt folgende Forderungen gestellt:

  • Bei der Veranschlagung der Steuern sollten aus der „Gmain“ jedes Stadtviertels zwei bis drei Bürger dem Rat „adiungieret“ — und
  • sollen den Bürgern die Freiheiten der Stadt aus dem Jahre 1499 verlautbart werden.

Beschwerden gegen den Rat der Stadt waren zu dieser Zeit berechtigt, weil die Ratsmitglieder — aus reichen Handelsfamilien stammend — den größten Einfluss auf die Beschlüsse hatten und diesen mitunter zum eigenen Vorteil ausnutzten.

Doch der Sache der Bauern war kein Erfolg beschieden. Schon im Juli 1525 zerfiel der Bauernbund und die 27 daran beteiligten Pfarren unterwarfen sich. Die Städte beteiligten sich weiterhin nicht am ständischen Aufgebot. Schließlich kamen die Steyrer Ratsherren zur Einsicht, dass weiterer Ungehorsam Folgen haben könnte und sandten dreißig Mann zum einberufenen Aufgebot in die Welser Heide. Diese nahmen dann an der Strafexpedition des Alexander von Schifer gegen den Attergau teil. Gegen die aufständischen Bauern wurde mit Geldstrafen vorgegangen. Dieser Aufstand hatte auch kein Zentrum und keine bedeutenden Persönlichkeiten als Anführer. Der protestantische Glaube spielte um 1525 in der Motivation der Aufstände noch keine Rolle. Diese Kriterien stellen auch die wesentlichsten Unterschiede zu den späteren Bauernkriegen dar.6)

 

  1. Franz, Der deutsche Bauernkrieg, 8. Auflage, 1969. — A. Czerny, Der erste Bauernaufstand in Oberösterreich, 1882. —
  2. Kammerhofer Ernst, Steyr und die oberösterreichischen Bauernunruhen, Dissertation an der philosophischen Fakultät der Universität Wien, 1949, S. 15. — OOLA, Landständische Annalen, Band 1, Bl. 538. —
  3. Czerny, S. 137. — Kammerhofer, S. 19.
  4. Preuenhueber, S. 222. — Kammerhofer, S. 20. —
  5. Preuenhueber, S. 222. — Kammerhofer, S. 23. —
  6. S. 25 ff.
Der Aufstand von 1596/97

Der Bauernkrieg von 1594 bis 1597 hatte die Kronländer Österreich ob und unter der Enns zum Schauplatz. Diese Erhebung stand unter dem Eindruck des gleichzeitigen Türkenkrieges. Die Auseinandersetzung mit dem Erbfeind hatte vor allem für die Bauern größere Belastungen hinsichtlich der Abgaben und der Kriegsleistungen mit sich gebracht.

Die anderen Gründe waren meist religiöser Natur — die strenge Durchsetzung der Gegenreformation durch den Bischof von Passau und die klösterlichen Grundherren — dann sozialer Art durch das strenge Vorgehen und Verhalten der protestantischen Adeligen im Land ob der Enns.1)

Die Vertreibung des katholischen Pfarrers von St. Peter am Windberg am 10. Mai 1594 war der Anlass des Aufstandes im Land ob der Enns. Dieser Vorgang war für die Landbevölkerung beispielhaft, so wurden in der Folgezeit die Geistlichen der den Klöstern St. Florian, Wilhering und Schlägl unterstehenden Pfarren vertrieben. Die meisten Aktionen leitete der Marktschreiber von Rohrbach Nikolaus Pram. Als Agitator wirkte der Prädikant von St. Leonhard bei Sarleinsbach Benedikt Gstettner.

Am 1. Oktober 1595 griff die Volkserhebung auf das Hausruckviertel über. Der „lutherische Papst“ Achaz Hohenfelder wurde in Peuerbach belagert.2)

Ähnlich wie im Bauernkrieg von 1525/26 kam es zwischen den Ständen und den landesfürstlichen Städten zu keiner Einigung bezüglich der Stellung des militärischen Aufgebotes.

Die Argumente des Steyrer Stadtrates waren: Von einem Krieg mit den Bauern seien für die Eisenstadt nur Nachteile zu erwarten. Das Geschäftsleben und das Gewerbe der Stadt hätten ohnedies durch die Blattern schwer gelitten. Dem Kaiser gegenüber sei es nicht zu verantworten das Innerbergische Eisenwesen durch eine Auseinandersetzung mit den Bauern in Gefahr zu bringen. Darüber hinaus hätte die Stadt Steyr den Bauernaufstand nicht verursacht. Wegen der strategischen Lage, durch die offenen Vorstädte und der schlechten Befestigung sei Steyr bei einem Angriff nicht zu verteidigen. Steyr sei bezüglich der Versorgung ausschließlich von den Bauern abhängig.3)

So ergriff die Stadt keine Partei. Lediglich am 16. Oktober 1595 erließ der Rat einige Verordnungen als Selbstschutzmaßnahmen. Der Landeshauptmann LöbI forderte Steyr am 17. Oktober nochmals auf, sich den Ständen anzuschließen, denn er hegte die Befürchtung, Steyr wolle mit den Bauern ein Bündnis eingehen. Der Landeshauptmann bekam eine neuerliche Absage.4) Eine Anfrage vier Tage später war wieder ergebnislos.5) Neuerlich begründeten die Steyrer ihr Nein.6) Doch bald darnach sandte die Stadt ein Kontingent von 78 Bürgern nach Linz. Nach der Schlacht bei Neumarkt am 13. November 1595 folgte eine Ergänzung von 27 Mann.

Am 1. November des gleichen Jahres schloss sich ein Teil des Machlandes der allgemeinen Erhebung an. Am 13. November 1595 erlitt Weikhart von Polheim bei Neumarkt am Hausruck eine schwere Niederlage. Seinen vierhundert Mann war die zehnfache Übermacht der Bauern gegenübergestanden.7)

Ab 20. November 1595 schwiegen die Waffen. Man wollte die Bauern durch Verhandlungen zur Waffenniederlegung überreden. Die Bauern selbst warteten die Antwort ihrer Beschwerde ab, die sie nach Prag geschickt hatten.

Am 6. April 1596 langte die Antwort von Rudolf II. ein. Die Resolution bewirkte einen neuerlichen Aufstand, der nunmehr auch auf Steyr übergreifen sollte. Die kaiserliche Replik hatte den Bauern versprochen, die einzelnen Punkte der Beschwerde durch eine Kommission überprüfen zu lassen. Folgende Mandate trugen der Landbevölkerung auf, Ruhe zu bewahren.

Schon im Jahre 1594 war die ungarische Festung Raab an die Türken verloren gegangen. Im September und Oktober des folgenden Jahres folgten weitere Niederlagen und der Verlust von Erlau. Mit Musterungen und Aushebungen wurde die Bevölkerung belastet und beunruhigt.

Das für Steyr so ereignisreiche Jahr 1596 begann mit dem Befehl, die Bauern und die Untertanen hätten die Waffen abzuliefern. Auch an die Eisenstadt kam am 11. Jänner 1596 der Befehl, der Rat habe den Bürgern die Waffen abzunehmen und nach Linz zu schicken. Der Erfolg dieser Maßnahme war sehr gering. Die Untertanen des Stiftes Garsten hatten unbrauchbare Waffen abgeliefert, die intakten und neuen dagegen zu Hause behalten.

Steyr war bekanntlich eine wichtige Erzeugungsstätte von Waffen. Die Produktion musste auf Befehl des Landeshauptmannes kontrolliert werden.

Am 29. März wurden die in Steyr eingezogenen Waffen nach Linz abgeliefert: 3 Büchsen, 39 Hellebarden und 83 Spieße.8)

Das Generalmandat vom 21. Juni 1596 befahl eine neuerliche Waffenablieferung innerhalb von vierzehn Tagen. Den Bürgern wurde verboten, Bauern Pulver, Blei und Rüstungen zu verkaufen.

Eine erhaltene Beschwerdeschrift berichtet über die Zustände in der Herrschaft Steyr, der Jurisdiktion, in der in unserem Gebiet der Aufstand ausbrechen sollte.9)

Das Todfallgeld wurde erhöht, manchmal sogar vervielfacht; Die Waisengelder wurden schlecht verwaltet, höhere Taxen beim Einschreiten des herrschaftlichen Amtmannes gefordert. Weitere Beschwerdepunkte waren die Vervielfachung der Landsteuer, die schon früher verdreifacht worden war, die Vervielfachung der Rüststeuer, die Abänderung des Getreidemetzens zum Ungunsten der Bauern, die Vervierfachung des Brief- und Siegelgeldes, die unrechtmäßige Einhebung von Steuern und Abgaben, die Erhöhung des Robots, kein Zulassen der Untertanen zur Wahl des Amtmannes wie bisher, keine Abhaltung von Taidingen und überhöhte Strafen bei kleinen Vergehen.

Aus dieser Beschwerde ist die gereizte Stimmung unter den Bauern zu verstehen. Ein Funken konnte genügen, um die glosende Glut zum Aufflammen zu bringen. Schon im Sommer flackerten hie und da lokale Unruhen auf.

Zu Beginn des Monates Oktober kam es bei Steyr und bei Schlierbach zu umfangreichen Zusammenrottungen aufgebrachter Bauern. An diesen Zusammenkünften bei Steyr hatten vorwiegend herrschaftliche Bauern teilgenommen, die nachher eine strenge Verwarnung erhielten. Gegenstand der bäuerlichen Beratungen waren das Rüstgeld und die Aushebung des „zehnten“ Mannes im Zusammenhang mit dem Türkenkrieg gewesen.10)

Die Herrschaft Steyr versprach den Bauern, diese Zusammenrottungen ungeahndet zu lassen, wenn sie den Rädelsführern absagten und zur Musterung auf der Burg erschienen.

Am 7. Oktober 1596 kamen die Untertanen in den Burghof zur Musterung, die vom damaligen Herrschaftsinhaber Ludwig von Starhemberg und dem kaiserlichen Rentmeister Heinrich Nickhart vorgenommen werden sollte.11) Doch die fünfhundert Untertanen, durch beredte Rädelsführer und durch die vorherigen Zusammenkünfte aufgehetzt, verweigerten ihren Herrn die schuldige Reverenz. Sie taten den Herrschaftsbeamten kund, sie wollen den Erbfeind im Lande erwarten, kein Rüstgeld leisten und im Falle einer wirklichen Gefahr nur bis zur Landesgrenze ziehen. Zwei Grundholden zeigten sich besonders aggressiv, sodass sie der Burggraf, um seine Autorität zu behaupten, mit Arrest belegen musste.

Die anderen Bauern jedoch wussten dies zu verhindern, indem sie Ludwig von Starhemberg tätlich bedrohten. Ein wütender Bauer stieß mit einem Hackenstiel gegen den Burggrafen, ein anderer Bauer drang mit gezücktem Messer auf Starhemberg ein. Heinrich Nickhart konnte nur mit Mühe seinen Herrn in Sicherheit bringen. Die Burgtore wurden sofort versperrt. Die nunmehr eingeschlossenen, rebellierenden Bauern drohten nun den Torwart zu erschlagen und Feuer an die Burg zu legen. Der Burgherr verlangte die Auslieferung der beiden Gewalttäter Georg Fuchstaler und Georg Gössler und der anderen Rädelsführer. Die Verwirrung wurde immer größer. Darauf ersuchte die Herrschaft die Stadt um Hilfe. Durch das Eingreifen der Bürgerschaft unter der Führung des Bürgermeisters Michael Aidn (1595 — 1597) wurde die Ausweitung des Tumultes verhindert. Umsonst hatte vorher Michael Aidn die Bauern auf den schuldigen Gehorsam hingewiesen.12)

Trotzdem wurden Burggraf und Rentmeister von den Bauern vom Burghof aus belagert. Andererseits war den Bauern durch die wehrhafte Bürgerschaft vor den Burgtoren ein Entkommen unmöglich.

Die aufrührerischen Bauern im Burghof waren auch für die Stadt Steyr eine große Gefahr. Ein dort gelegter Brand konnte die benachbarte Stadt in Mitleidenschaft ziehen.

Der Stadtrat ließ weiterhin die Burgtore bewachen. Diese Aktion klappte nicht ganz, die Bewachung scheint nur sehr sorglos erfolgt zu sein. Wie weit dies aus Nachlässigkeit, aus Nichtbeachtung des Befehles oder vielleicht sogar aus Sympathie für die Bauern geschah, konnte nicht mehr festgestellt werden.13)

Sofort war ein Eilbote an die kaiserlichen Kommissare nach Linz abgefertigt worden. Von den Bauern wurde die Ankunft des Landeshauptmannes Hanns Jakob Löbl nicht abgewartet. Die Musterung wurde durchgeführt, die beiden Gewalttäter dem Burggrafen ausgeliefert. Die Bauern wollten es auf keinen Kampf ankommen lassen, denn im engen Burghof hätten sie sich in einer aussichtslosen Lage befunden.

Für den nächsten Tag wurden Untertanen weiterer Ämter der Herrschaft zur Musterung geladen. Um eine Verstärkung der Bauern im Burghof zu verhindern, wurden die Neuankommenden solange vor den Stadttoren und in den Vorstädten aufgehalten, bis die anderen Bauern abgezogen waren.14)

Diese Darstellung ist bei Khevenhüller15) und bei Preuenhueber16) durch die Aufzeichnungen des Rentmeisters Nickhart und durch ein Schreiben der Steyrer Stadtverwaltung belegt.17) Das Verhalten des Herrschaftsinhabers Ludwig von Starhemberg wurde von den kaiserlichen Kommissaren Seeauer und Altensteig gutgeheißen.18)

Die Schilderung des Sachverhaltes durch die Bauern war jedoch eine andere. Die Verwandten der beiden Gewalttäter erklärten, jene hätten auf den Burggrafen nicht vorsätzlich eingeschlagen, „sondern als der Burggraf im Herabgehen (sc. in den Hof) unter den Bauernhaufen gekommen, habe er sich unversehens an den Hackenstiel gestoßen, worauf wohl eine Wehre von einem Menschen weit von dem Ort, wo der Burggraf gestanden, im Gedränge gezückt, aber alsbald wieder eingesteckt worden wäre!“19)

Der Landeshauptmann Hanns Jakob Löbl erstattete von diesen unerfreulichen Vorfällen Kaiser Rudolf II. Meldung und erhielt den strengen Befehl gegen die Übeltäter in Steyr vorzugehen. Nach der Resolution des Kaisers vom 25. Oktober 1596 hätten die Bauern in der Person des Burggrafen Starhemberg den Herrscher selbst beleidigt.

Die Rädelsführer verbreiteten das Vorgehen des Burggrafen, der Stadt und des Landesherrn als Tyrannei und Willkür. Im Traunviertel brach ein allgemeiner Bauernaufstand aus.

Am 11. Oktober versammelten sich zweitausend Bauern bei Schlierbach. Schon einen Tag vorher war eine große Bauernversammlung in St. Peter am Windberg gewesen.20) Am 19. Oktober lagerten vierzehntausend Bauern vor Freistadt. Am 20. Oktober zogen viertausend Bauern vor das Schloss Weinsberg. Doch Ende Oktober gingen die Bauern zunächst auseinander. Die Rädelsführer dagegen wurden vom Landeshauptmann und den kaiserlichen Kommissären verfolgt.21)

In Steyr war der Burggraf Ludwig von Starhemberg der festen Absicht, alle Inhaftierten hinrichten zu lassen, doch auf Fürbitte des Predigerordens ließ der Burggraf von diesem Vorhaben ab. Aber Georg Fuchstaler und Georg Gössler, die den Burggrafen persönlich angegriffen hatten, wurden in der Burg ohne Prozess am 13. November 1596 mit dem Schwert hingerichtet.22)

Die ständischen Verordneten beriefen sich dabei auf die kaiserliche Resolution vom 25. Oktober, dass die Delinquenten „auf ihrer Majestät gemessenen Befehl mit Urteil und Recht enthauptet seien und der Burggraf anders nicht, als was Kaiserliche Majestät allergnädigst anbefohlen, gehandelt habe!“23)

Diese ohne Zweifel übereilte Hinrichtung erregte bei den Bauern großen Unwillen und war die Ursache der Ausbreitung der Erhebung.

Der Rentmeister der Herrschaft Steyr Heinrich Nickhart musste sich gegen Vorwürfe verteidigen. Der Burggraf scheint sich der Reaktion bewusst gewesen zu sein, denn er forderte vor der Hinrichtung zum Schutz von der Stadt ein Kontingent von fünfzig Bewaffneten an, was ihm auch prompt verweigert wurde. Die Steyrer versicherten dagegen, sie werden die Stadttore bewachen. Sogar Valentin Preuenhueber äußerte in seinen Annalen Bedenken gegen die Rechtsmäßigkeit dieses Urteils, über „diese etwas geschwinde und außer aller gewöhnliche Ordnung des Kriminal-Prozeß ergangenen Execution!“24)

Schon am Tage der Exekution in Steyr brach in Pettenbach der Aufstand aus. Es kam zu einer weiteren Bauernversammlung, an der auch Vertreter des Hausruckviertels teilnahmen, des weiteren auch eine am 16. November in Streinzing.25) Am 17. November erfolgte der Aufruf, dass ein jeder Bürger und Inwohner „wer ein Mann, müßig und ein Schwert tragen könne“ mit seinen Waffen am Morgen des 18. November vor seiner Pfarrkirche zu erscheinen habe.

Die Bauern von Pettenbach, Viechtwang, Grünau, Kirchham, Vorchdorf, Eberstallzell, sollen sich in Streinzing und die aus den Pfarren Kirchdorf, Wartberg, Ried, Sippachzell in Sautern sammeln. In Streinzing rotteten sich darauf an die zweitausend Bauern zusammen. Ihr Plan war es, allen Klöstern, Schlössern und Städten die Waffen abzufordern, sodass diese gezwungen waren, es mit den Bauern zu halten, und schließlich mit der gesamten Macht vor Linz zu rücken und die Stände sowie die Kommissäre zu nötigen, ihnen Bescheid auf die Beschwerden zu geben. Es wurde von den Bauern mehrmals ausdrücklich hingewiesen, dass sie kein Blut vergießen wollten.

Der Pettenbach er Kaplan Andreas Perger meldete am 15. November 1596 über den Hofschreiber des Stiftes Kremsmünster Michael Raminger am 17. November 1596 dem Rentmeister der Herrschaft Steyr Heinrich Nickhart, dass die rebellischen Bauern einen Anschlag auf die Eisenstadt planen.25)

„Weil man den Bauern in Steyr die Köpfe abgerissen habe, wird der Handel übel!“ war der Ausspruch eines der Bauernführer. Unter den Bauern ging die Mär, aus den Gräbern der beiden in Steyr Hingerichteten und in der Saaß beigesetzten, quelle Blut als Zeichen deren Unschuld !26)

Die Bürgerschaft der Stadt Steyr scheint nicht allzu zuverlässig gewesen zu sein, da sie besonders ermahnt werden musste, sich nicht in bäuerliche Angelegenheiten einzulassen. Von der Herrschaft distanzierte sich die Stadt vorsichtig.27)

Der Landeshauptmann Löbl gab der Stadtverwaltung zu bedenken, dass eine Aktion der Bauern gegen die Herrschaft auch für die Stadt Nachteile mit sich bringen müsse. Darüber hinaus sei die Stadt Steyr der kaiserlichen Burg Schutz und Hilfe schuldig. Die gesamte Bürgerschaft und die bewaffnete Mannschaft habe daher, wenn die Rebellen vor die Tore kämen und etwas unternehmen wollten, Schulter an Schulter mit dem Burggrafen und seinen Beamten entschlossenen Widerstand zu leisten.28)

 

  1. Katalog der Sonderausstellung „Die Bauernkriege in Österreich“, St. Pölten 1974, S. 32 ff.
  2. Preuenhueber, S. 247. — Neumann, S. 63.
  3. StA, Schreiben vom 18. Oktober 1595, Fasz. Seditio rusticorum 1515 — 1628, K III, L 16. — Kammerhofer, S. 38 f.
  4. StA, Schreiben vom 20. Oktober 1595, Fasz. Seditio. — Kammerhofer, S. 39. —
  5. StA, Schreiben vom 25. Oktober 1595, Fasz. Seditio. —
  6. StA, Schreiben vom 5. November 1595, Fasz. Seditio. —
  7. Kammerhofer, S.48.
  8. Kammerhofer, S.63.
  9. StA, undatiert, Fasz. Seditio.
  10. Czerny, S. 225.
  11. Preuenhueber, S. 379. —
  12. Krobath, VKST 19/1959, S. 68 und die dort angegebene Literatur.
  13. 11. Oktober 1596.
  14. Kammerhofer, S. 74.
  15. Khevenhüller, Tom. IV, S. 1590. —
  16. Preuenhueber, S.315 und 378.
  17. StA, Schreiben vom 8. Oktober 1596, Fasz. Seditio. —
  18. Czerny, S. 226, Anm. 2
  19. Czerny, S. 226.
  20. Czerny, S. 228.
  21. Czerny, S. 230.
  22. Preuenhueber, S.315.
  23. Czerny, S. 236, Anm. 2.
  24. Preuenhueber, S.315.
  25. Czerny, S. 237, Pfarre Wartberg.
  26. Czerny, S. 238. — Bericht der Stadt Steyr vom 26. November 1596 an den Landeshauptmann; StA; Fasz. Seditio.
  27. Kammerhofer, S. 82.
  28. Kammerhofer, S. 83 f.

 

Georg Tasch und Hans Gundensdorfer

Die Führer dieses Aufstandes waren Georg Tasch und Hans Gundensdorfer.

Georg Tasch war früh mit den Nöten der Bauern vertraut geworden. Schon im Dezember 1595 wird er als Generalobrist mehrerer Pfarren im Gebiete Vorchdorf genannt. Er war Wirt in Pettenbach und Untertan des Nimrod Kölnpeck gewesen.1) Auseinandersetzungen mit Kölnpeck hatten ihn zu einem Verfechter der Bauernsache werden lassen. In einem Prozess mit Kölnpeck sei er seiner Meinung nach widerrechtlich von seiner Taverne vertrieben und an die fünfzehn Wochen eingesperrt worden. Im Jahre 1596 besaß er mit seiner Frau und den acht Kindern ein kleines Haus in Pettenbach. Tasch war entschiedener Protestant.2)

1596 wird Tasch als Bauernprokurator bezeichnet. Er besorgte gegen Entgelt die Schreibarbeiten der Bauern. Wenn er sie in Prag vertrat, bekam er neben der Zehrung darüber hinaus von jeder Pfarre vier Taler. Er nannte sich selbst in seinen Schreiben „der Zeit unwürdiger Advocat des ganzen Traunviertels.“ Als Führer der Bauern wusste er durch klug gewählte Schlagworte zu begeistern, hielt diese durch Ausstreuen fingierter Nachrichten eng beisammen. Die Bauern mussten mehrmals durch Eide bestätigen, dass sie ihn, sollte er von seinen Feinden gefangen werden, befreien.3)

Tasch empfing auch die Boten der Bauern aus den anderen Landesteilen, erledigte die gesamte Korrespondenz, schrieb an die Bauern in Niederösterreich, Steiermark und Salzburg und setzte auch die Forderungen gegen die Städte und Märkte auf. Die Briefschaften führte er in einem versperrbaren Holzbehälter mit sich. Nicht einmal in schwierigen Situationen beriet er sich mit seinen Obristen, sondern handelte meist nach eigenem Gutdünken. Repräsentatives Auftreten schätzte er. Im Feld erschien er immer zu Pferde, umgeben von seinen ebenfalls berittenen Adjutanten.

Der von ihm geleitete Aufstand war nicht gegen die Herrschaft des Kaisers gerichtet. Dies geht aus Schreiben an die Salzburger Bauern und an den niederösterreichischen Bauernführer Markgraber hervor.4)

Er gehörte zu den gemäßigten Aufständischen. So kamen auf seinen Zügen keine Bluttaten und Brandschatzungen vor. Er warnte die Seinen vor Tätlichkeiten gegen die Obrigkeit. Als ihm die niederösterreichischen Bauern triumphierend meldeten, sie hätten am 31. Jänner 1597 den Herrschaftsinhaber von Steyr Ludwig von Starhemberg gefangen, schrieb er ihnen: „Wegen ihm hätten sie den Burggrafen nicht zu fangen gebraucht!“ Hart war er gegen die Bauern, wenn sie seinen Befehlen nicht nachkamen. Die späteren Richter sahen in Georg Tasch das geistige Haupt der Erhebung im Traunviertel. Seine Mitstreiter sagten aus: „Wenn Tasch nicht gewesen wäre, so wäre es nit zum Aufruhr kommen!“5)

Der zweite Bauernführer war Hans Gundensdorfer aus Knittling in der Pfarre Kematen. Im Volksmunde hieß er nach seinem Besitz, dem „Salinggütl“, der „Salig“. Er war verheiratet, hatte drei Kinder und war wie Tasch Anhänger der Augsburger Konfession. Der Leutnant des „Salig“ war Steffl Schmid aus Kematen. Ähnlich Tasch hatte Gundensdorfer eigene „Schreibereien“, die er im Stall verbarg. Diese wurden dort später vom Hofrichter des Stiftes Kremsmünster, Raminger, gefunden.

Gundensdorfer gestand später, er selbst habe keinen Grund besessen, sich gegen seinen Herrn, den Abt von Kremsmünster zu beschweren. Er war diesem nur geringe Robot schuldig. Nach den Aussagen des Bauern Stefan Freidl aus Kematen zu schließen, habe sich Gundensdorfer wahrscheinlich aus Geltungsbewusstsein „als grober, eitler Mann von weitschweifiger Rede und wenig dahinter“ dem Aufstande angeschlossen. Wie der Bauer Georg Steinmaurer aus Pettenbach ihn schilderte, sei Gundensdorfer „schärfer als Tasch“ gewesen. Der Abt von Kremsmünster überlieferte, der „Salig“ sei ein „ziemlich langer Bauer mit einem roten, zweispitzigem Bart (und) weißem, länglichem Angesicht“ gewesen.6)

Als dem Gundensdorfer der Pfarrer von Kematen sagte: „Der Kaiser soll gesonnen sein, wer nicht katholisch sei, müsse das Land räumen!“ soll „Salig“ geantwortet haben: „Wenn der Kaiser das tun wolle, so ist er uns kein rechter Kaiser, und es wird dann zum Blutbad kommen!“

Bevor Georg Tasch und Hans Gundensdorfer mit den Bauern über Kremsmünster, Hall und Sierning gegen Steyr zogen, hatten sie noch in Sierninghofen mit Bauernführern aus Haag und St. Valentin verhandelt.7)

Die Stadt Steyr musste nunmehr unter dem Druck der steigenden Gefahr durch die aufrührerischen Bauern Maßnahmen zum eigenen Schutz ergreifen. Die Sitzung des Rates am 19. November 1596 beschäftigte sich mit dieser Angelegenheit.8)

In Steyrdorf wurde ein Ausgang in der Stadtmauer mit einem festen Tor gesichert. Proviant sollte in größerer Menge eingelagert werden. Die Verteidigungsanlagen der Stadt waren durch Beauftragte des Rates zu kontrollieren. Darüber hinaus wurde es wichtig, über die Zusammenrottungen und Truppenbewegungen der Bauern genau informiert zu sein. Bezüglich geeigneter Informanten müsse der Rentmeister der Herrschaft befragt werden. Die Maßnahmen kamen nicht zu früh, denn schon am 22. November 1596 sammelten sich die bewaffneten Untertanen der Herrschaft im Ennstal. Als gemeinsames Marschziel wurde Steyr angegeben. Doch die Bürgerschaft der Stadt wollte aus verschiedenen Gründen einer Auseinandersetzung mit dem Landvolk aus dem Wege gehen.9)

Die Häuser waren zu versperren, die Bäcker sollten einen Vorrat an Brot backen. Drei- bis vierhundert schlechte Musketenrohre waren sofort auszutauschen. Alle Schiffe seien in die Stadt zu bringen und die Zillen der Lederer und Fischer sicherzustellen. Steine und Ziegel waren in die Häuser zu schaffen. Von den Mauern sollte das darauf gestapelte Holz verschwinden. Die Gassen waren vom Gerümpel zu räumen. Für das ledige Gesinde wurde strenge Überwachung angeordnet. Eine besondere Misere wurde bei der städtischen Artillerie festgestellt. Der Stadtkämmerer Georg Schwindenhammer hatte wohl die Geschütze unter die Tore ziehen lassen, sich um deren Bewachung aber nicht viel gekümmert. Bei den Stadttoren in der Gleinker- und Kirchengasse hatten sich so große Kehrichthaufen angesammelt, dass man vom angehäuften Unrat die Stadtmauer besteigen konnte.10)

Nicht alle Bürger waren bereit, die Anordnungen des Rates zu befolgen. Dieser griff aber mit aller Strenge durch. Am 27. November wurde zwei widerstrebenden Bürgern das Bürgerrecht aufgesagt.11)

Am 26. November 1596 lag ein Kontingent von Bauern vor Schlierbach mit der Absicht, sie wollten nach Steyr und dort alles verbrennen, wenn man ihnen den Burggrafen nicht ausliefere.12)

In Steyr hatte der Bürgermeister vom Landeshauptmann den Befehl erhalten, zwanzig bis dreißig Knechte auf Kosten der Stadt in den Dienst zu nehmen. Die numerische Stellung von Wachen durch Bürger wurde verringert, weil sich trotz der Bedrohung durch die Bauern die Weigerungen häuften.

Am 1. Dezember 1596 tauchten die Bauern unter der Führung von Georg Tasch vor der Stadt auf. Sie schlugen ihr Lager in Steyrdorf am Tabor „in des Stadlmayrs Holz“ auf. Die Lage der Stadt wurde gefährlicher, als am 2. Dezember aus dem Lande unter der Enns ein Bauernhaufen heranzog, der in der Gegend des Wachtberges lagerte.13)

Am gleichen Tag kamen sechs Abgeordnete der Bauern in die Stadt. Sie verlangten vom „edlen, fürsichtigen, ehrbaren, weisen Herrn Bürgermeister, Richter und Rat der berühmten Stadt Steyr und der gesamten Gmain daselbst“ freien Zugang zur Stadt, freien Aufenthalt darin, Herberge in den Vorstädten und Proviant.14)

Bei Nichtbefolgung dieser Forderungen drohten die Bauern Gewalt an, hegten doch diese Rachegefühle gegen die Stadt. Steyr hatte doch bei der Bauernschlacht bei Neumarkt am Hausruck vom 13. November 1595 dem Ständeaufgebot 78 Mann gestellt und waren deren Bürger doch in den Oktobertagen dem Burggrafen zu Hilfe geeilt.

Die Forderungen der Bauern waren Gegenstand der Ratssitzung vom 2. Dezember 1596. Als die Bauernvertreter erschienen, um die Antwort abzuholen, wurden sie von den Bürgern gefangengenommen. So hatte man Geiseln in der Hand, wenn die Bauern bei einer Absage Gewaltmaßnahmen planen sollten. Der Bescheid der Stadt war abschlägig. Die Entscheidung wurde den Bauern von den beauftragten Bürgern Isaak Walspeck und Peter Prunner mitgeteilt. Besonders Prunner hatte die Weisung, den Bauern die Antwort der Bürger zu erklären und sie darüber hinaus zu beeinflussen.15)

Doch die Bauern ließen sich von den stichhaltigen Argumenten nicht überzeugen, auch nicht von dem inserierten Aufruf „von ihrem Beginnen abzustehen, seine Majestät um Gnade und Verzeihung zu bitten“, sondern sie stellten beharrlich die schon früher vorgebrachten Forderungen.16) In der Verhandlung mit Peter Prunner bat der Bauernführer Tasch, man solle den Bauern Brot gegen Bezahlung zukommen lassen. Sie werden weder in die Vorstädte noch in die Stadt kommen.

Die Nacht zum 3. Dezember 1596 verlief ruhig. Einige Bürger reisten unbemerkt als Gesandte nach Linz. Gegen Morgen verschärfte sich aber die Situation. Der Bauernhaufen vor Steyr hatte sich immer mehr vergrößert. Der Druck aus Niederösterreich war besonders stark. Darüber war Tasch wider Erwarten gar nicht erfreut. Die Nachricht von der Unterwerfung der Bauern im Hausruckviertel brachte Auflösungserscheinungen. Immer mehr kam Tasch zur Erkenntnis, dass den bäuerlichen Aktionen kein Erfolg mehr beschieden sein werde. Die Niederösterreicher forderte er sogar auf, nach Hause zurückzukehren.17)

Am 4. Dezember behandelte der Rat der Stadt Steyr die aufrecht gebliebene Forderung der Bauern. Die Proviantierung und Bequartierung der Bauern in Steyrdorf wurde wiederum abgelehnt. Christoph Dienstmann, Achaz Mergraber und Paul Puchhofer hatten dies den Bauern klar zu machen. Die Bauernvertreter wurden weiterhin in der Stadt festgehalten. Doch die Bauern reagierten nunmehr scharf auf die Verzögerungstaktik der Steyrer. Sie drohten der Bevölkerung die Versorgung zu sperren.

Die Herrschaft Steyr setzte nun ihrerseits Maßnahmen, vor allem um die Einheit der Bauern zu sprengen. Sie erinnerte ihre eigenen Untertanen an ihren Eid und forderte sie auf, nach Hause zu gehen. Um die Bauern nicht zu Gewalttaten zu reizen, erlaubte der Rat den unbewaffneten sich in den Vorstädten einzuquartieren und sich dort Proviant zu verschaffen.18)

Am 5. Dezember 1596 zogen überraschend die Bauern nach Westen ab. Die Aussichtslosigkeit ihres Beginnens, die schlechte strategische Lage und vor allem die kalte Witterung scheinen die Gründe gewesen zu sein. Am nächsten Tag kamen niederösterreichische Bauern vor die Stadt in der Meinung, ihre Kampfgenossen hier anzutreffen.19)

Doch Georg Tasch hatte sich mit seinen Leuten nach Sierning zurückgezogen. Dieser Ort war auch die letzte Etappe vor Steyr gewesen. Die meisten Bauern verliefen sich. Für die Umgebung der Stadt Steyr hatte Tasch den Befehl gegeben, dass niemand bei Leibesstrafe Getreide, Brot, Fleisch in den nächsten drei Wochen nach Steyr liefern dürfe. Vom Landeshauptmann Löbl wurde der Stadt Steyr wegen ihres klugen Verhaltens höchstes Lob gezollt, doch sollten die Bürger weiterhin nicht erlahmen und Burg und Stadt weiterhin beschützen.20)

Dagegen beschwerte sich die Stadt beim Landeshauptmann, dass seitens der Stände keine Hilfe erfolgt sei. Bezüglich der empfindlichen Sperre des Lebensmittelnachschubes intervenierte Peter Prunner ohne Erfolg beim Bauernausschuss in Sierning. Darüber hinaus wurde ein neuerlicher Anmarsch von Bauern gegen die Eisenstadt befürchtet.21) Doch die Gefahr für Steyr schien gebannt. Die Aktivitäten der Bauern verlagerten sich in den niederösterreichischen Raum.22)

Als der Burggraf Ludwig von Starhemberg am 31. Jänner 1597 aus Wien kommend in den Raum von Aschbach kam, wurde er bei Ulmerfeld von den Bauern erkannt, gefangen genommen und mit Schlägen traktiert. Man drohte ihn zu erschießen. Dies wäre auch durchgeführt worden, hätte ihn nicht der Feldschreiber des Bauernobersten Markgraber, der Schulmeister von Waidhofen, Steinhauer, beschützt.23) Unter Schmähungen ließ man Starhemberg nach Wegnahme der Kutsche zu Fuß gehen. Schließlich banden sie ihn an einen Wagen und schleppten ihn so „durch alle Lachen und Koth“. Trotz seiner Bitten ließen sie ihn nicht frei, sondern brachten ihn nach Amstetten. Der Rentmeister von Aschbach versuchte vergeblich mit Starhemberg in Verbindung zu kommen. Andererseits wurde der Bote, der die Botschaft über Starhembergs Gefangennahme nach Oberösterreich bringen sollte, abgefangen.24)

Auf die Hinrichtung der zwei Bauern in Steyr angesprochen, behauptete Starhemberg, die Schuld an deren Justifizierung besäße Freiherr Wilhelm Seeman von Mangern in St. Peter in der Au. So kam Starhemberg seiner Gefangenschaft ledig. Die Wut der Bauern richtete sich nunmehr gegen den genannten Seeman.

Achttausend Bauern belagerten das Schloss St. Peter in der Au, das schließlich am 2. Februar 1597 eingenommen und geplündert wurde. Die Bauern ergriffen den kranken Schlossherrn, misshandelten ihn und drohten ihn zu töten. Der Sarg der jüngst verstorbenen Gattin Seemans wurde beschädigt, die Grabinschrift zerstört. Seeman selbst wurde drei Wochen lang im Schloss in harter Haft gehalten, und ihm der Revers abgezwungen, dass sich seine Untertanen mit den Aufständischen verbinden dürfen.

Wilhelm von Seeman ersuchte die Stadt Steyr um Hilfe. Diese bat ihrerseits am 11. Februar 1597 den Erzherzog Matthias um Hilfe. Am 16. Februar gab Matthias der Eisenstadt den Auftrag, für Seeman gegenüber den Bauern Bürgschaft zu stellen. Die geschäftstüchtigen Steyrer interessierten sich vor der Hilfeleistung vor allem für die Sicherheiten, die ihnen Seeman in realen Werten bieten könne. Am 18. Februar ersuchte auch Nimrod Kölnpeck die Stadt Steyr um Hilfe für seinen Verwandten. Verhandlungen der Stadt mit den Bauern brachten nicht den erwünschten Erfolg. Seeman wurde erst am 26. Februar über Intervention der kaiserlichen Kommissare entlassen.25)

In der Darstellung bei Preuenhueber schneiden die Steyrer Bürger besser ab. Der Chronist berichtet, nach der Übernahme der Bürgschaft durch die Stadt erlangte Seeman seine Freiheit wieder. Wilhelm Seeman hatte — so Preuenhueber — diese Wohltat der Stadt nie vergessen. Steyrer Ratsherren fungierten bei Seemans Stammhalter als Taufpaten.26)

Während der Anwesenheit von Georg Tasch vor Steyr waren gemäßigte Bauernführer mit den kaiserlichen Kommissären in Verhandlungen getreten.27) Als Tasch nach der Besetzung von Steyr in diese Besprechungen eintrat, musste er zunächst den Vorwurf entkräften, er rate weiterhin zum Aufstand. Tasch wies dagegen darauf hin, dass der Waffenstillstand nach der Schlacht vom 13. November 1595, desgleichen die kaiserliche Resolution mit ihren zweiunddreißig Artikeln nicht eingehalten worden sei. Bei der Verhandlung mit den kaiserlichen Kommissaren wurde von diesen neuerlich darauf hingewiesen, dass im November 1596 Georg Fuchstaler und Georg Gössler in der Steyrer Burg „wohlverdient“ hingerichtet worden waren.28)

Die Kommissare legten Tasch nahe, dass er als Führer der Traunviertler Bauern sich dem Hausrucker Separatfrieden anschließen und veranlassen solle, dass die Bauern die Waffen niederlegen.

Vergeblich! Schließlich wurde nach dem niederösterreichischen Vorbild Jagd auf die Rädelsführer gemacht — vor allem auf Georg Tasch und Hans Gundensdorfer, denn diese widersetzen sich dem Ausgleich der Bauern mit der Obrigkeit.

Georg Tasch war von seinen Anhängern als sehr geschickt und klug bezeichnet worden. Trotzdem ging er dem Welser Burggrafen Christoph Weiss in die Falle. Dieser hatte am 11. Juni 1597 Tasch zu einer Unterredung eingeladen und ihn dort kurzerhand gefangengenommen.29) Schon am 13. Juni 1597 wurde Georg Tasch auf das Schloss nach Linz gebracht. Vergebens hatte er auf die zugesagte Befreiung durch seine Bauern gehofft. Sein Leutnant, der Glaser Siegmund Wibmer aus Pettenbach konnte entkommen und Hans Gundensdorfer warnen.

In Steyr selbst wurden am 14. Juni 1597 durch den Stadtrichter 32 Personen verhört, denen man Beteiligung am Aufstand nachsagte.30)

Nach einer Beratung der Stände im Juni 1597 wurden auf Strafexpeditionen — geleitet vom Obristen Gotthard von Starhemberg, dem Landeshauptmann Hanns Jakob Löbl und Hans Joachim von Zinzendorf weitere Rädelsführer gefasst und zum Teil gleich justifiziert. Das Banngericht in Linz verhängte Geld-, Gefängnis-, Todesstrafen und Verbannungen.

 

Georg Tasch wurde der Prozess gemacht. Die letzten gütlichen und peinlichen Verhöre wurden am 8., 9., 10., und 13. April 1598 durchgeführt. Am Ende eines langen Verhöres sagte Tasch: „Er wisse wohl, daß er dieses Bauernaufstandes halber sterben muß. Er befehle hierüber seine arme Seele, sein Weib und Kind (er) dem Allmächtigen und Ihrer Kaiserlichen Majestät, die er denn mit hohen Seufzern und untertänigster Demut um ein gnädiges Urteil bitten tut!“31)

Das Banngericht verurteilte Georg Tasch am 2. Mai 1598 zum Tode, desgleichen den gefangenen Hans Gundensdorfer, nachdem dieser am 17. und 18. Februar 1598 verhört worden war. Erst am 14. Dezember 1598 — sieben Monate nach dem Urteilspruch — entschied das Banngericht über die Art der Hinrichtung. Georg Tasch solle mit dem Schwert enthauptet, und sein Körper samt dem Kopf unter dem Hochgericht begraben werden. Für Hans Gundensdorfer, der bis zuletzt alles leugnete, wurde die gleiche Todesart bestimmt. Der „Salig“ wurde am 24. September 1599 in Wels hingerichtet.

Mit dem Urteil über Wolf Ackerlshaider aus Pfarrkirchen waren dies die drei einzigen Todesurteile, die das Banngericht in Linz fällte.

Das Todesurteil an Georg Tasch war in Steyr zu vollziehen und die Bürger der Eisenstadt hatten die Vorbereitungen zur Exekution zu treffen. Ende 1599 wurde Tasch dorthin gebracht und dem Stadtrichter Hirsch überantwortet.32)

Die Steyrer unterzogen sich dieses Auftrages nur mit Widerwillen. Sie hatten zwar durch Georg Tasch gewaltsame Bedrohung erfahren, doch war diese wiederum durch das Eingreifen des gleichen Bauernführers in erträglichen Grenzen gehalten worden. Andererseits gehörte Tasch als Protestant zu ihren Glaubensgenossen und hatte in der Steyrer Bürgerschaft Sympathisanten — wenn nicht sogar Freunde.

Für die sichere Abwicklung der Hinrichtung waren drei- bis vierhundert Personen zur Sicherung der Schranken, zwei Zeugen und sechs Beisitzer vorgeschrieben worden. Doch der Rat der Stadt erwiderte, dass kein Bürger zur Bewachung der Schranne bewogen werden könnte und dass desgleichen keine geeigneten Assessoren gestellt werden könnten. Eine Bewachung der Schranne sei überhaupt nicht notwendig. Die Errichtung der Schandbühne und der Schranken werde man veranlassen.

Der Rat der Stadt ersuchte den Rentmeister der Herrschaft Steyr Heinrich Nickhart um Hilfe. Dieser lehnte am 16. September 1599 mit dem Hinweis ab, Tasch gehöre eindeutig unter die Jurisdiktion der Stadt. Sogar der Bannrichter wurde in dieser Angelegenheit beim Rat vorstellig. Der Rat wehrte sich nachdrücklich, für die Hinrichtung von Tasch Handlangerdienste zu leisten.

Endlich kam es zu einer Einigung. Der Rat bewilligte sechs Personen als Beisitzer, stellte zu deren Informierung dem Bannrichter den Ort der peinlichen Befragung zur Verfügung. An die Bürgerschaft der Stadt erging ein eigenes Dekret, das Tumulte verhindern sollte.

Das Ratsprotokoll berichtete über die Hinrichtung:33)

„Am 17. diti wurde das Urteil mit ihm Tasch exequiert und ist er auf freiem Platz allhier auf einer Bühne mit dem Schwert vom Leben zum Tod gerichtet worden und hat er sich selbst bis ans Ende gewaltig aus Gotteswort getröstet. Gott verleihe ihm und allen armen bussfertigen Sündern eine fröhliche Auferstehung. Amen!“

Bei Preuenhueber lautet die Schilderung folgend:34)

„Er war ein alter eißgrauer ansehnlicher Mann, ergab sich gar ungern in Tod, als er auf seinen Knien lag, und gedachte, jetzt wuerde der Scharffrichter zu schlagen, sähe er offtermahlen zuruck und sprach, das Leben ist heilig, das Leben ist heilig; biß er doch endlich einsmahlen den Streich uebersahe!“

Wie waren die Strafsanktionen in der Herrschaft Steyr, von dessen Untertanen die Erhebung in unserem Bereich ausgegangen war?

Zur nachträglichen Feststellung des wahren Sachverhaltes bei den Vorgängen am 7. Oktober 1596 im Steyrer Burghof wurde die peinliche Befragung herangezogen. Die Ämter Raming und Arzberg wurden mit einer Geldstrafe von je fünfhundert Gulden belegt.35) Die Pfarre Aschach an der Steyr hatte dagegen 1500 Gulden zu bezahlen.

Einzelpersonen wurden zu folgenden Strafen verurteilt:

Sigmund Ebenhölzer und Michael Struplegger — je fünfhundert Gulden, obwohl sie Leib und Leben verwirkt hätten.

Kaspar Wieselhofer wurde, da er mittellos war, auf drei Jahre des Landes verwiesen.

Franz Arbaisshuber sollten zwei Finger der rechten Hand abgeschlagen werden, doch konnte er sich durch Bezahlung von dreihundert Gulden von dieser Bestrafung loskaufen, wurde aber des Landes verwiesen. (Georg Aschermayr — 62 Taler ; Hans Grüllmayr — 200 Taler ; Leonhard Heckling — 300 Taler oder Abschlagen von zwei Fingern).36)

Die Strafgelder aus der Herrschaft Steyr betrugen 4.500 Gulden.37)

Am 29. Mai 1600 konnte der Burggraf nach Linz berichten, dass in Steyr wiederum normale Zustände herrschen.38)

 

  1. Nimrod Kölnpeck war der Besitzer der Herrschaften Salaberg, Niederwallsee, Ottsdorf, Hilprechting, Thalheim und Hehenberg. Er hatte 1591 Salome von Sinzendorf geehelicht, in einer Hochzeit, an der 75 Grafen, Freiherren und Ritter, 66 Edeldamen, 367 Bedienstete mit 400 Pferden teilnahmen, Hoheneck I, S. 522.
  2. VKST 16/1956;
  3. Czerny, S. 239 f.
  4. Czerny, S. 240 und Anhang.
  5. Czerny, S. 241, Anm. 1.
  6. Czerny, S. 241 ff.
  7. Czerny, S. 262. — Gotthard Eduard Friess, Der Aufstand der Bauern in Niederösterreich am Schlusse des 16. Jhdts., Wien 1897, S. 316 ff.
  8. RP 19. November 1596.
  9. Kammerhofer, S.83 f.
  10. Kammerhofer, S. 84.
  11. Kammerhofer, S.87.
  12. Czerny, S. 260, Anm. 1. —
  13. Preuenhueber, S. 315. — Pritz, S. 227. — Czerny, S. 263. — Kammerhofer, S. 94. — Klein-Bruckschwaiger, S. 134 f. — Friess, S. 316 ff.
  14. Krobath, VKST 19/1959, S. 69. —
  15. Isaak Walspeck, den Preuenhueber als zweiten städtischen Gesandten anführt, ist als solcher in den Archivalien nicht zu finden. — Kammerhofer, S. 96. — Der Venedigerhändler Walspeck und seine Gattin Susanna werden in den Steuerbüchern 1597 und 1598 als Besitzer des Hauses Stadtplatz Nr. 2 genannt. — Krenn, Häuserchronik, H. 80. — Susanne Walspeck starb am 18. Juni 1626 an der Wassersucht im 57. Lebensjahr, Totenregister I der Stadtpfarre. — Preuenhueber, S.316. — Czerny, S. 263.
  16. Preuenhueber, S.316. —
  17. Kammerhofer, S. 101. —
  18. Kammerhofer, S. 103. —
  19. Kammerhofer, S.104. —
  20. Preuenhueber, S.316. — Czerny, S.265. —
  21. Kammerhofer, S. 107. —
  22. Klein-Bruckschwaiger, S. 134 f.
  23. Klein-Bruckschwaiger, S. 134 f.
  24. Czerny, S. 239. Anm. 2. — Kammerhofer, S. 112.
  25. OÖLA; Fasz. 151, Nr. 10, Vogteien. — Kammerhofer, S. 115.
  26. Preuenhueber, S.316 ff.
  27. Preuenhueber, S. 269.
  28. 25) Nach anderen Quellen statt Georg Gössler — Georg Siebenbrunner, so OÖLA, Schreiben des Landeshauptmannes an den Burggrafen vom 18. Mai 1600; Fasz. 128, Nr. 60. Militaria, Rekrutierung 1572 — 1600; — Czerny, S. 275.
  29. Czerny, S. 319.
  30. StA; Fasz. Seditio 1515 — 1628, K III, L 16.
  31. Czerny, S. 357.
  32. RP 30. August 1599.
  33. RP 17. September 1599.
  34. Preuenhueber S. 327. — darüber hinaus: Czerny, S. 358. — E. Krobath, VKST 20/1960, S.37 ff. — Wolfgang Lindner, S. 140. — Neumann, S. 63.
  35. OÖLA; Schreiben des Landeshauptmannes an den Burggrafen vom 8. Mai 1600; Fasz. 160, Nr. 60; Militaria — Rekrutierung 1572 — 1660.
  36. Undatiertes Urteil; Standort, vgl. Anm. 35.
  37. Czerny, S. 56 — Kammerhofer, S. 127.
  38. Schreiben vom 29. Mai 1600; Standort, vgl. Anm. 35.

 

Steyr in der Zeit zwischen den Bauernkriegen

Nach dem niedergeschlagenen Bauernaufstand von 1596/97 war man sich bewusst, dass diese Wirren nur ein Vorspiel für weitere, größere soziale Auseinandersetzungen sein werden. Der zweite Bauernkrieg war nur eine Zäsur in den Bemühungen der Gegenreformation, so waren auch diesbezüglich gesteigerte Aktivitäten zu erwarten.

Bekanntlich war die Stadt Steyr wegen wiederholter Nichtbeachtung eines landesfürstlichen Befehles über die Abschaffung protestantischer Geistlicher zu einer Pönale von achttausend Dukaten verurteilt worden.1)

Der Landeshauptmann erinnerte sich 1599 dieser Verpflichtung und beorderte fünf Ratsmitglieder, darunter den damaligen Bürgermeister Michael Aidn im August 1600 nach Linz. Dort sollten sie so lange im Arrest verbleiben, bis die Steyrer den Befehl ohne Einschränkung durchgeführt und die Strafe bezahlt hätten. Im Gefängnis erkrankte Michael Aidn. Wegen seiner Krankheit entlassen, starb er in der Wohnung des Bäckermeisters Sebastian Sumerauer in Linz.2)

In den Jahren 1599 und 1600 fungierte Hanns Muth als Stadtoberhaupt. Da für 1600 keine Wahl in Steyr befohlen worden war, trug man den Ratsmitgliedern auf, weiter in ihren Ämtern zu verbleiben.

Bekanntlich hatte Erzherzog Ferdinand 1596 die selbständige Regierung in Innerösterreich angetreten und strenge Religionsreformen veranlasst. Diese wurden nach dem Bauernaufstand rege vorangetrieben. Vor allem wollte man die landesfürstliche Stadt Steyr „katholisch machen“. Der katholischen Partei war es sehr ernst. Das konnte man daraus ersehen, wie unerbittlich sie in der Angelegenheit der protestantischen Prediger und der Eintreibung der achttausend Dukaten Strafe war. Unter diesem Druck verließen alle evangelischen Geistlichen die Stadt.3)

Die Bevölkerung der Stadt Steyr war natürlich mit der Durchführung der strengen Maßnahmen seitens der Landesregierung nicht einverstanden, hingen doch die meisten Bürger und Inwohner seit Jahrzehnten der neuen Religion an. Der letzte katholische Gottesdienst war nahezu vor fünfzig Jahren in Steyr abgehalten worden. Der Rat der Stadt musste sogar die Bürger ermahnen, nichts gegen die Ausübung und die Vertreter der katholischen Religion zu unternehmen, da dadurch der Stadt Steyr großer Schaden zugefügt werde. Trotzdem kam es zu einigen Zwischenfällen.4)

Neben der inneren Spannung kam die Türkengefahr von außen. Der Rat musste Maßnahmen zur Sicherung der Versorgung für die Bevölkerung treffen und gegen den Schwarzhandel einschreiten. Die Ernährungslage wurde durch die Einquartierung von Soldaten verschärft, überdies ersuchte die Stadt Enns um Überlassung von Getreide, da auch dieser Ort Musterungsplatz war. Ein gleiches Ansuchen aus Weyer musste abgewiesen werden.5)

Der Druck seitens der landesfürstlichen Obrigkeit hinsichtlich der Durchsetzung des katholischen Glaubens wurde immer größer. Evangelische Predigten konnte man nur mehr im lutherischen Gymnasium hören. Der Rat musste eingreifen und am 5. Jänner 1600 den Rektor Mauritius anweisen, bei Predigten für Schüler keine anderen Zuhörer mehr zuzulassen.6)

Am 28. März 1600 wurde die Einwohnerschaft Steyrs ins Rathaus befohlen. Dort wurde ihr ein kaiserlicher Befehl zur Kenntnis gebracht, dass sie nur mehr an katholischen Gottesdiensten teilnehmen dürfe. Weitere Erlässe ergänzten diesen Befehl.7)

Nach dem Tod des Stadtschreibers Melchior Höher von Wolfsegg, dessen Amt in dieser unruhigen Zeit kein leichtes gewesen war, beauftragte die Stadtverwaltung wiederum einen Protestanten mit diesen Agenden. Diese Maßnahme erregte den Widerstand des Landeshauptmannes. Der Stadt wurde nicht gestattet, einen Stadtschreiber zu bestellen.8) Aus den gleichen Gründen wurde schon 1599 den Steyrern nicht erlaubt, neue Bürger und Inwohner aufzunehmen.9)

In der Wahl für das Jahr 1601 war mit Hieronymus Händl wiederum ein Protestant zum Bürgermeister gekürt worden.10) Schon früher war er als bedeutender Handelsmann der Eisenstadt hervorgetreten. Mit seiner Amtsübernahme bekam die protestantische Sache in Steyr Auftrieb, der sich leider zunächst in Tumulten Luft verschaffte.11)

Wegen des Vorfalles am 25. April 1601, bei dem es einige Schwerverletzte gab, wurde am 22. Juni die gesamte Bürgerschaft vorgeladen, und ihr ein Aufruf des Rates vorgelesen.12) Aus dem gleichen Grund wurde der Stadt die Ratswahl für 1602 untersagt. Die bisherigen Verweser der Ämter wurden bestätigt. Sogar Hieronymus Händl verblieb im Amt.13)

Am 10. Oktober 1602 starb der katholische Landeshauptmann Löbl. Die Protestanten in Steyr konnten aufatmen. Sie ließen ihre Kinder wieder in Losensteinleiten oder Stadlkirchen taufen und hörten dort die lutherischen Predigten.

Doch wanderten gerade in dieser Zeit die ersten Steyrer Bürger aus religiösen Gründen aus. Die Ratsprotokolle von 1602 künden daher, dass es in der Eisenstadt schon viele verlassene und daher baufällige Häuser gebe. Der Rat ordnete eine Begehung und Beschreibung dieser Objekte an.14) Um den katholischen Einfluss auf die Bevölkerung zu stärken, wurden die Schulen mit rechtgläubigen Lehrern besetzt. So wurde der als Annalist bedeutende Schulmeister Wolfgang Lindner aus Waidhofen an der Ybbs an die Steyrer Lateinschule berufen. Abt Johann Wilhelm I. von Garsten präsentierte ihn am 24. März 1603 dem Rate, der mit seiner Bestellung einverstanden sein mußte.15)

Die Religionsstreitigkeiten wurden bald von neuer Kriegsgefahr überschattet. In Ungarn hatten gewaltsam begonnene Religionsreformen Widerstand hervorgerufen. Stefan Bocskai bemächtigte sich mit türkischer Hilfe Siebenbürgens und eines großen Teiles von Ungarn. Diese Bedrohung hatte ein Nachlassen der Aktivitäten der katholischen Seite zur Folge, war sie doch auch auf die Kriegshilfe der protestantisch gesinnten Stände angewiesen. Auch die Steyrer Bevölkerung merkte dies, und die Handwerkszünfte konnten zunächst ungeahndet die Teilnahme an den Fronleichnamsprozessionen schriftlich verweigern.16)

Die Ratswahlen für das Jahr 1605 wurden von den Regierungskommissaren Abt Alexander von Kremsmünster und dem Anwalt der Landeshauptmannschaft Hans Ruprecht Hegenmüller beaufsichtigt. Der gewählte Bürgermeister Matthäus Jahn fungierte bis 1611.17) Nach dieser Wahl wurden drei protestantische „Genannte“ durch Katholiken ersetzt.

Diese bewegte Zeit wurde durch zusätzliche Ereignisse noch unruhiger. Im Jahre 1605 bedrohte ein Hochwasser die Stadt Steyr. Viele „gartende“ Landsknechte machten die Vororte unsicher.18)

Nach 1608 mussten die Stadtmauern und das Straßenpflaster ausgebessert werden. Im Jahre 1611 wurde mit dem Bau eines Getreidekastens, des heutigen „Innerbergerstadels“ begonnen. Streitigkeiten wegen der Jurisdiktion zwischen der Stadt und Herrschaft Steyr konnten 1608 endgültig aus der Welt geschafft werden.19)

Der Niedergang der wirtschaftlichen Verhältnisse machte sich bemerkbar. Steyr hatte seinen Wohlstand bisher dem Eisen, dessen Verarbeitung und Verkaufs verdankt. Doch gerade auf diese Einnahmequelle wirkten sich die politischen Begebenheiten abträglich aus. Ab 1584 war Steyr der Sitz der österreichischen Eisenobmannschaft, die die oberste lokale Behörde für alle Belange des österreichischen Eisenwesens darstellte. Durch die Gegenreformation sank die Produktion. Die Verlagskosten konnten von der Eisenhandelsgesellschaft nicht mehr gedeckt werden, ein Umstand, der schließlich zum vollkommenen Zusammenbruch führte. Die schlechte Lage der Gesellschaft, woran auch die Stadt Steyr beteiligt war, veranlasste diese, die Probleme oft in den Ratssitzungen zu behandeln.20)

Von Matthias, der am 24. Juni 1612 seinem Bruder Rudolf II. folgte, erwarteten die Protestanten eine Verbesserung ihrer Situation. Doch sie wurden enttäuscht, als sich auch dieser für die Wiederherstellung der katholischen Glaubenslehre verwendete. Am 12. Juli 1613 besuchte Matthias mit seiner Gattin auf der Reise zum Reichstag nach Regensburg die Eisenstadt.21)

Auf Matthias Jahn war Christoph Stainer als Bürgermeister für die nächsten zwei Jahre gefolgt.22) Er starb am 20. September 1614 als amtierendes Stadtoberhaupt.23) Als Naturkatastrophen waren im Jahre 1614 ein starkes Erdbeben, reichliche Regenfälle sowie der früh einsetzende Winter zu verzeichnen.24)

Eine ähnlich kurze Amtszeit war dem Bürgermeister Matthias Rädlinger (1614 — 1615) beschieden.25)

Der religiöse Gegensatz der damaligen Zeit beschränkte sich auf kleinere Streitereien. Protestantische Prädikanten unterrichteten in Garsten Privatpersonen. Am Taborfriedhof kam es bei einem Leichenbegängnis zu einem Zusammenstoß zwischen Protestanten und Katholiken, sodass der Gottesacker neu eingeweiht werden mußte.26)

Die Probleme in der Stadt Steyr blieben die gleichen. Aus Admont wurden die dortigen Hammermeister und ihre Angehörigen wegen ihres protestantischen Glaubens des Landes verwiesen. Die meisten kamen nach Steyr. Vergeblich hatte sich der damalige Steyrer Stadtrichter Wolf Madlseder beim Abt von Admont bzw. bei dessen Pfleger für die Glaubensgenossen verwendet. Bis gegen 1624 lebten die Admonter Exulanten in Steyr und Umgebung, bis sie auch von dort wegen ihres Glaubens vertrieben wurden.27)

Der neue Abt von Garsten, Anton Spindler von Hofegg, nahm sich mit mehr Nachdruck als seine Vorgänger der Wiedereinführung des katholischen Gottesdienstes in Steyr an. Der Rat der Stadt zögerte, diese Bemühungen durch die Anrufung der Landesregierung hinaus. Am 24. Oktober 1617 wurde die Spitalskirche neu geweiht, desgleichen die Bruderhauskirche.28)

Über Initiative des Abtes von Garsten wurde auch die Gründung und Errichtung des Kapuzinerklosters in Steyr durchgeführt. Beim Bau dieser Niederlassung wurden die Kapuziner durch Georg Sigismund von Lamberg unterstützt. Die Ratsherren nahmen aus Protest trotz Einladung an der Grundsteinlegung nicht teil. Seitens des Rates musste aber durch Wachen vorgesorgt werden, dass Protestanten die Feier nicht störten.29)

Doch ohne Hilfe der Stadt konnten die Kapuziner ihre Niederlassung nicht vollenden. Sie suchten am 11. August 1617 um Überlassung von Baumaterial an. Erst am 6. Dezember wurden ihnen zweihundert Gulden zugestanden.30)

Doch diesen Fortschritten der katholischen Sache folgte ein Stillstand. 1618 klagte Wolfgang Lindner über den schlechten Besuch der Prozessionen. Vor allem der Rat war nicht gewillt, daran teilzunehmen.31)

Die andauernde schlechte wirtschaftliche Lage war neben den gegenreformatorischen Maßnahmen eine Ursache des späteren Bauernaufstandes. Der wirtschaftliche Verfall war besonders durch die steigenden Lebensmittelpreise, durch den schon genannten Rückgang der Förderung am Erzberg, der daraus resultierenden steigenden Eisenpreise, des Niederganges des heimischen Handwerkes, und den Auswirkungen von Naturkatastrophen gekennzeichnet.

Schon 1602 klagte Wolfgang Lindner über die hohen Lebenshaltungskosten. Er führte dies auf den Bauernkrieg von 1596/97 zurück.32) Denn bei ihren Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit waren die Bauern lange Zeit ihrer Arbeit nicht mehr nachgegangen und hatten überdies durch ihre Handlungen fruchtbares Ackerland und Vorräte vernichtet. In Steyr versuchte man durch kostspielige Viehkäufe in Ungarn der Lebensmittelknappheit beizukommen.33)

Die Förderung am Erzberg ging zurück. Im Jahre 1604 wurden noch 103.584 Zentner gewonnen, so sollten im Jahre 1625 nur mehr etwa über 80.000 abgebaut werden. Dagegen stieg der Eisenpreis immer höher. Von 1602 bis zum Beginn des Bauernkrieges sollte sich der Preis nahezu verdoppeln.34)

Die Lage des Steyrer Handwerkes wurde immer schlechter. Besonders die Klingenschmiede bangten um ihre Existenz. Durch andauernde Überschwemmungen — besonders durch die am 10. August 1605 — wurde die Versorgung der Werkstätten mit Holz unmöglich gemacht.35)

Bei den Messerern wird die Situation durch die abnehmende Zahl bei Meisteraufnahmen dokumentiert. Zwischen 1570 und 1580 wurden einhundert Meister neu in das Handwerk aufgenommen, zwischen 1590 und 1600, einem gleichlangen Zeitraum, nur mehr 72.36)

Einen Rückgang des Geschäftes hatten auch die Binder, Ringmacher, Tuchscherer, Tuchhändler, Kupferschmiede, Tischler, Zimmerleute, Huf- und Hammerschmiede zu verzeichnen. Besonders beeinträchtigend war die Teuerung. 1603 kostete ein Scheffel Getreide sieben Schilling, im November 1615 um die Hälfte mehr!37) Im April 1622 musste man für die gleiche Menge schon 20 Schilling berappen! Beim Wein war es ähnlich. Ein Maß Wein kostete 1604 sechs Kreuzer, 1620 vierzehn, 1622 48 und 1623 einen Gulden und zwölf Schilling. Ein Pfund Rindfleisch kostete 1592 acht Pfennig und 1621 das Doppelte.38) Zum Vergleich betrug das Jahresgehalt eines Schulmeisters zweihundert Gulden.39)

Die Not wurde verschärft durch die Geldentwertung. Der Preisanstieg von Pfingsten 1619 bis Mai 1621 war merklich höher als die Inflation. Die Zeit von Mai bis August 1621 brachte dagegen eine momentane relative Verbilligung der Lebensmittel. Die Periode vom Jänner bis April 1622 brachte einen Höhepunkt der Preisentwicklung und der Inflation mit sich. Im Frühjahr 1622 war die Kaufkraft der Münzen um siebenhundert Prozent gesunken, dagegen die Fleischpreise auf das Elffache gestiegen! Man kehrte gezwungenermaßen zur früheren Form der Naturalwirtschaft zurück. Lindner erhielt vom Garstner Abt im Jahre 1622 für eine historiographische Arbeit vier Scheffel Winterweizen. Den Handwerkern war aber damit nicht geholfen, da diese auf die Bezahlung mit Bargeld angewiesen waren.40)

Von 1618 bis 1624 versah wiederum ein Mitglied der angesehenen Eisenhändlerfamilie — Joachim Händl — das Bürgermeisteramt. Er sollte der letzte protestantische Bürgermeister der Eisenstadt sein.41)

Mit dem äußerst aktiven Abt Anton Spindler von Garsten musste der entschiedene Protestant Händl bald in Gegensatz kommen. Der Abt reichte beim Rat der Stadt eine Klage ein. Lindner warf darüber hinaus Joachim Händl vor, dass er immer gegen den Kaiser rebelliere.42)

Nach dem Prager Fenstersturz von 1618 und dem Tod des Kaiser Matthias wurde die allgemeine Lage noch unsicherer. Bürgermeister Händl verlangte daher eine Verlegung von einem Fähnchen Kriegsvolk nach Steyr.43) Als Antwort aus Linz kam der Befehl, die Musterung des 30. und 10. Mannes in Steyr vorzunehmen.44) Am 18. Mai wurde dieser Auftrag durchgeführt.45) Gegen Ende des Jahres 1619 sandten die Stände den Hauptmann Fuchs nach Steyr, um mit den gemusterten Knechten Stadt und Herrschaft zu sichern. Es wurden Verteidigungsmaßnahmen ergriffen und diesbezügliche Anlagen errichtet.46)

 

  1. Pritz, 1857, 229 f. — E. Krobath, VKST 19/1959, S. 65 ff.
  2. Aidn wurde nach Steyr überführt und auf dem Taborfriedhof begraben — Preuenhueber, S. 329. — Michael Aidn war als Sohn des Freistädter Stadtrichters Anton Aidn 1536 geboren worden. Er war Venedigerhändler, und die Urbare weisen ihn als reichen Mann aus. Schon im Alter von 28 Jahren wurde er Mitglied des inneren Rates in Steyr. Später hatte er die Ämter des Kassenverordneten, des Spitalmeisters, des Kirchenmeisters, des Brunnenmeisters und des städtischen Baumeisters inne. Im Jahre 1594 wurde er zum Stadtobersten bestellt. Sein Testament ist erhalten geblieben — StA; Testament vom 12. November 1597, K XI, L 14. — Er war dreimal verheiratet gewesen: Elisabeth Fenzl, Regina Engl von und zu Wagrain und Eva Strasser. Alle Ehen blieben kinderlos.
  3. RP 1599, S. 29. — RP 1599, S. 36 — RP 1599, S. 107. —
  4. RP 1599, S. 79. — Pritz, 1841, S. 53 ff. — Preuenhueber, S. 325.
  5. RP 1600, S. 213. — RP 1600, S.217. — RP 1600, S. 219. —
  6. RP 1600, S.6. — Nach Preuenhueber S. 326 und Pritz S. 232 soll das evangelische Gymnasium schon 1599 geschlossen worden sein.
  7. RP 1600, S. 110. — Neumann, S. 70. —
  8. RP 1600, S. 1. — RP 1600, S. 7. — RP 1600, S. 36. —
  9. RP 1599, S. 23. — RP 1600, S. 36. —
  10. Krobath, VKST 10/1960, S. 41 ff. — Hieronimus Händl entstammte dem bedeutenden Eisenhändler- und Bürgergeschlecht. Er war der zweite Sohn des früheren Richters Joachim Händl. Vor seiner Wahl zum Stadtoberhaupt hatte er viele städtische Ämter innegehabt. Aus religiösen Gründen wanderte er 1603 nach Regensburg aus, wo er im gleichen Jahr verstorben ist. — Preuenhueber, S. 331.—
  11. RP 1601, S. 182. —
  12. Pritz, Garsten und Gleink, S. 57. — Preuenhueber, S. 330. — Pritz, 1887, S. 234. — Lindner, S. 73 ff. — RP 1601, S. 197. —
  13. STA; Verzeichnis der Bürgermeister, Richter und Räte, 1500 bis 1651. — Preuenhueber, S.331. —
  14. RP 1602, S. 294. —
  15. Lindner, S. 92. — Lindner, S. 111. — RP 1604, S.40. —
  16. RP 1604, S. 112 u. 172. — Lindner, S. 100 ff. — Neumann, S. 74. —
  17. Krobath, VKST 20/1960, S. 46 ff. — Matthäus Jahn wird zum ersten Mal im Steuerbuch von 1583 (StA) genannt. Er war Venedigerhändler und betrieb im Hause Stadtplatz 20/22 eine Gastwirtschaft. Er starb am 16. März 1619 im 71. Lebensjahr. Seine 1599 errichtete Familiengruft ist im Taborfriedhof erhalten geblieben, desgleichen sein Testament — StA; 10. Juni 1616 K XI, L 15. —
  18. RP 1609, S. 167. — RP 1608, S.48.
  19. RP 1608, S. 115. — RP 1611, S 233. — Preuenhueber, S. 349. — RP 1606, S. 3. — Pritz 1887, S. 237. —
  20. Bittner Ludwig, Das Eisenwesen in Innerberg — Eisenerz bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625, AÖG (Archiv für österreichische Geschichte) 89/1901, S. 611. —
  21. RP 1613, S. 46. —
  22. Krobath, VKST 22/1961, S. 3 ff. — Christoph Steiner war wie sein Vater Eisenhändler in Steyr. Er war langjähriges Mitglied des Rates gewesen, bis er das Amt des Bürgermeisters übertragen bekam. (1605 und 1606 auch Stadtrichter). Er wurde am 20. September 1614 zu Grabe getragen. Sein Testament vom 2. Juli 1614 ist erhalten geblieben — StA; KXI, L 16. —
  23. Lindner, S. 240. —
  24. RP 1614, S. 275. — RP 1614, S. 62. — Preuenhueber, S. 354. — Lindner, S. 250. —
  25. Krobath, VKST 22/1961, S. 6 ff. — Matthias Rädlinger ist seit 1595 in den Ratsgremien der Stadt Steyr vertreten. Er führte eine Eisenhandlung und eine Gastwirtschaft im Haus Stadtplatz Nr. 30. Rädlinger war begeisterter Protestant und starb am 7. März 1615. Seine Witwe, eine geborene Preuenhueber, verließ aus religiösen Gründen Steyr und starb 1628 in St. Peter in der Au.
  26. RP 1614, S. 12. — RP 1615, S. 224. — RP 1614, S. 113. — RP 1614, S. 114. —
  27. RP 1616, S. 220. — Pantz, Hauptgewerkschaft, S. 17.
  28. Pritz, 1872, S. 96. — RP 1617, S.241. — Zetl, S. 5. — Pritz, S. 242. —
  29. Pritz, S. 243. — Zetl, S. 3. — Lindner, S. 297. — RP 1617, S. 102. — RP 1617, S. 109. —
  30. RP 1617, S. 227. — RP 1617, S. 372. —
  31. Lindner, S. 585. —
  32. Lindner, S. 164. — Popelka, Geschichte der Stadt Graz, S. 86. —
  33. Ofner, Das Steyrer Fleischerhandwerk im 17. u. 18. Jhdt., S. 23. —
  34. Bittner, Das Eisenwesen, S. 629 u. 620. —
  35. Ofner, Die Venedigischen Handelsleute, S. 34. — Hack, Eisenhandel und Messererhandwerk, S. 72. —
  36. Hack, Eisenhandel, S. 101. —
  37. Lindner, S. 184 und 511. —
  38. 3S) Ofner, Das Fleischerhandwerk, S. 25. — RP 23. Juni 1621.
  39. Lindner, S. 160. —
  40. Doppler, Reformation und Gegenreformation in ihrer Auswirkung auf das Bürgertum in Steyr, phil. Diss., Wien 1968, S. 94 ff — Lindner, S. 725. —
  41. Preuenhueber, S. 268 u. 290. — Joachim Händl war schon seit 1605 im inneren Rat. Als Stadtkämmerer hatte er die Aufsicht über die Errichtung des „Innerberger Stadels“ inne. In der am 18. Dezember 1617 für das Amtsjahr 1618 abgehaltenen Wahl erhielt er elf von vierzehn Stimmen. Für 1619 konnte er nur mehr acht Stimmen erreichen. Bis 1624 blieb er ohne Wahl im Amt. Joachim Händl war dreimal verheiratet gewesen — Preuenhueber, S. 192, 306. — E. Krobath, VKST 23/1962, S.21. —
  42. RP 1617, 26. — Lindner, S. 345. —
  43. RP 1619, 75. —
  44. RP 1619, 86. —
  45. RP 1619, 92. — Zetl, S. 10 und 11. —
  46. Zetl, S. 11. — RP 162, 33. — RP 1620, 129. —

 

Die bairische Pfandherrschaft

Das Land ob der Enns war durchwegs protestantisch, als es als Pfand an den bairischen Kurfürsten kam. Von den Grundherrschaften waren außer den stiftlichen, den kaiserlichen und den, den Bischöfen von Passau und Bamberg unterstehenden nur neun katholisch. In der Eisenstadt selbst waren nur achtzehn arme Bürger katholisch. In anderen Städten und Märkten gab es ähnliche Verhältnisse.1)

Kaiser Ferdinand II. hatte im Kampf gegen die böhmischen Stände die Hilfe Maximilians I. angefordert und erhalten. Im Vertrag vom 8. Oktober 1619 hatte er mit dem bairischen Kurfürsten vereinbart, dass dieser unter anderem auch das Land Oberösterreich bis zur Erstattung der Kriegskosten innehaben sollte.2)

Am 24. Juli 1620 brachen zirka 24.000 Mann in Oberösterreich ein. Am 1. August erreichte die Besatzungsmacht die Stadt Wels, am 5. August kamen die Bayern nach Linz. Am 17. August wurde die Eisenstadt von sieben Fähnchen Fußvolk besetzt, die alle vom Regiment Anhalt stammten und durchwegs Franzosen und Niederländer waren. Oberst Gallas forderte den Bürgern die Schlüssel zum Rathaus, zum Zeughaus und zu den Stadttoren ab.3)

So übernahm Maximilian das Regiment im Lande und richtete die Verwaltung nach seinen Vorstellungen ein. Er setzte einen Statthalter mit Räten und in Angleichung an die frühere Verfassung einen Vizedom, einen Landschreiber und einen Landanwalt ein.4)

Während der ganzen Pfandschaft war Adam Graf von Herberstorff Statthalter. Zuerst war der kaiserliche Rat Hans Adam Gienger zu Wolfsegg Vizedom, ab Februar 1622 übernahm der bairische Rat Georg Pfliegl von Goldenstein dieses Amt. Seit 1610 war der frühere Hofrichter von Kremsmünster Georg Müllner Landschreiber. Die Landanwaltschaft bis 1625 behielt der kaiserliche Hofkammerrat Johann Baptist Spindler von und zu Hofegg, bis diesem Joachim Enzmillner folgte.5)

Adam von Herberstorff stammte aus einem alten steirischen Freiherrengeschlecht. In den achtziger Jahren des 16. Jahrhunderts geboren, studierte er am Gymnasium in Lauingen und dann an der Universität in Straßburg. Die strenge Rekatholisierung seiner Heimat durch Ferdinand II. hatte den Protestanten Herberstorff veranlasst, Innerösterreich zu verlassen. Die Jesuiten konnten 1616 Herberstorff zu einem Glaubenswechsel bewegen. Er heiratete die Witwe Maria Salome nach dem Reichsmarschall Veit von Pappenheim. Sein Stiefsohn war der berühmte Feldherr Gottfried Heinrich zu Pappenheim. Ab dieser Zeit war er den beiden Konfessionen gleich zugetan. Beim Einfall in Oberösterreich hatte er den militärischen Rang eines Obersten inne. Sein Stiefsohn begleitete ihn als Oberstleutnant.6)

Das Verhältnis Herberstorffs zu den oberösterreichischen Ständen war immer ein gespanntes. Die Bauern dagegen konnten sich bis zum Beginn des Aufstandes von 1626 über Herberstorff nicht beschweren. Erst dann schlug die Stimmung um, als sich Herberstorff von den kaiserlichen Kommissaren als Werkzeug der Gegenreformation benützen ließ.

Den Untertanen war er meist freundlich gesinnt, sodass sich sogar ein bairischer Beamter über Herberstorffs schonende Vorgangsweise gegen diese beklagte.7)

In Steyr selbst wurde für das Jahr 1620 keine Richterwahl durchgeführt. Joachim Händl verblieb weiterhin Bürgermeister und der 1618 bestellte Wolf Madlseder Richter.8)

Große Schwierigkeiten bereitete die Verpflegung der einquartierten Soldaten. Kurfürst Maximilian hatte befohlen, die Besatzung auf die Orte mit fester Ummauerung aufzuteilen, um gegen das „Auslaufen“ des Militärs sicher zu sein.9)

Das wilde Soldatenvolk neigte zu Ausschreitungen, obwohl Maximilian I. und Herberstorff diese sehr streng ahndeten.10)

Die Bürger Georg Dill und Hans Lutz versuchten am 18. Oktober im Aufträge des Rates durch die Übergabe eines Memorials in Linz, die Steyrer Bürgerschaft von der Einquartierung zu befreien.11)

Zu Ostern 1622 wurde die Gattin des Matthäus Hutter auf der Ennsbrücke durch eine Musketenkugel getötet.12) Im gleichen Jahr wurde die Versorgung der Bevölkerung immer schwieriger. Andererseits sank der Wert des Geldes immer mehr. Wie Zetl mitteilt, sind schon in aller Frühe oft bis zu einhundert Menschen vor den Brotläden gestanden.13)

Doch die Einquartierungen nahmen kein Ende. Am 6. Juli 1622 kamen weitere dreihundert Reiter nach Steyr. Die steigenden Besatzungskosten belasteten den städtischen Haushalt immer mehr. Eine weitere große Geldausgabe verursachte der Besuch des Kaisers am 2. November 1622. In dieser Zeit konnte kein Fleisch mehr in die Stadt gebracht werden. Die Bürger mussten sich selbst in Sierning, in der Raming und in Steinbach versorgen. Der Wochenmarkt fiel wegen Fehlen der Belieferung aus.

Im Jahr 1622 blieben die Stadtämter mit den gleichen Personen besetzt.14)

Der Einmarsch der bairischen Truppen brachte eine Stärkung der katholischen Partei in Steyr mit sich. Schon im Oktober 1621 waren die wenigen Katholiken in der Eisenstadt von der Quartierlast befreit worden. Lindner erzählt für Ostern 1621, dass in der Pfarrkirche einhundert Kommunikanten gezählt worden waren. Die meisten waren sicherlich Opportunisten.15)

Das Jahr 1623 brachte eine Steigerung der Teuerung mit sich, zumal weiteres Fußvolk einquartiert werden mußte.16)

Auch für das Jahr 1624 wurden keine neuen Stadtverordneten gewählt.17)

Trotz des Reformationspatentes erkannten die Steyrer Protestanten nicht die Zeichen der Zeit. Sie machten sich dagegen vielmehr über die katholischen Bräuche lustig. Am 4. Mai 1624 wurde in Steyr von zwölf katholischen Bürgern, darunter auch Jakob Zetl, die Armen-Seelen-Bruderschaft gestiftet und deren Gründung pflichteifrigst nach München gemeldet.18) Dem aus Steyr ausgewiesenen protestantischen Prädikanten ließ der Rat zusätzlich zu seiner Besoldung eine Remuneration von einhundert Gulden zukommen!19)

Am 30. August 1624 erließ Graf Herberstorff für das Land ob der Enns das endgültige Reformationspatent, das unter anderem auch die endgültige Ausweisung der evangelischen Prediger und die Schließung der protestantischen Kirchen beinhaltete.20)

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf am 9. Oktober 1624 die Reformationskommission in Steyr ein.21) Die Mitglieder dieses Gremiums waren Graf Herberstorff, der Abt zu Göttweig Dr. Georg Falb, der Verwandte des Garstner Abtes Johann Spindler von und zu Hofegg und Constantin Grundemann von Falkenberg. Falb selbst kannte die Steyrer Verhältnisse sehr gut, war er doch hier geboren, in Garsten aufgewachsen und im dortigen Stift gewesen, bis er 1612 als Prälat nach Göttweig berufen worden war.21)

Am 12. Oktober besichtigten die Kommissäre überraschend die Schulkirche und fanden dort einen protestantischen Gottesdienst vor. Der Prädikant, der gerade dem Volk die Beichte abnahm, wurde aus dem Gotteshaus vertrieben. Unter militärischer Assistenz wurde noch am gleichen Tag der Bevölkerung neuerlich das Reformationspatent zu Gehör gebracht.

Den Schulmeistern und Prädikanten wurde dabei neuerlich aufgetragen, Steyr und das obderennsische Land binnen acht Tagen zu verlassen. Ende Oktober waren die Prediger „abgeschafft“.22)

Den Dominikanern wurde am 10. November die Schulkirche zurückgegeben und von Dr. Falb neu eingeweiht. Die Protestanten, die so ihr Gotteshaus verloren hatten, besuchten nunmehr den Gottesdienst in Dorf an der Enns.23)

Herberstorff verließ bald die Stadt, hinterließ aber fünf Fahnen Fußvolk und seine Leibwache um die „Lutheraner zur catholischen Religion zu bringen!“ Am 20. Dezember 1624 war ein neuerliches Patent notwendig das die protestantischen Gottesdienste verbot und zum Besuch der katholischen Messen aufrief.24)

Doch die Steyrer Protestanten beharrten auf der Ausübung ihrer Konfession. Am 20. Jänner 1625 kamen Herberstorff und Dr. Falb neuerlich in die Eisenstadt. Die Bürger wurden aufgefordert, nun endgültig zum rechten Glauben überzutreten, ansonsten sie das Land verlassen müssten. Den Ratsherren wurde der Vorwurf gemacht, dass durch ihre Misswirtschaft die einst reiche Stadt in große Schulden geraten sei und dass sie mit den oberösterreichischen Ständen konspiriere. Auch der haltlose Verdacht, die Steyrer machen mit den Türken gemeinsame Sache, wurde laut.25) Darüber hinaus seien die Stadtämter sofort mit treuen Katholiken zu besetzen.

Am 27. Jänner 1625 wurden in Steyr über Befehl des wiederum anwesenden bairischen Statthalters Herberstorff, Bürgermeister, Richter und Räte aus ihren Ämtern, die sie schon seit 1619 innegehabt hatten, entfernt. Von den Reformationskommissären, die nun immer mehr in die städtische Verwaltung eingreifen sollten, wurde Johann Mayr von Puchenau zu Lindenfeld, der Gegenamtsschreiber der Herrschaft Steyr, zum Bürgermeister eingesetzt.26)

Den beabsichtigten Rekatholisierungsmaßnahmen widersprechend, wurde der bisherige, langjährige Bürgermeister Joachim Händl, der ehemalige Stadtrichter Wolf Madlseder, Kaspar Reinhard — alle bekannte Protestanten — darüber hinaus Kosmas Mann, Adam Gruber und Jakob Spindler in den inneren Rat berufen. Auch der äußere Rat wurde durch neue Mitglieder, darunter Hans Himmelberger, ergänzt. Am 30. Jänner 1625 wurden dem neuen Bürgermeister als Insignien seines Amtes die Siegellade samt den Schlüsseln für die Ratsstube zugestellt. Am gleichen Tage reisten die Kommissare ab und überließen die Eisenstadt einem ungewissen Schicksal. Am 31. Jänner traten die neubestellten Gremien zu ihren ersten Sitzungen zusammen.27) Die willkürlichen Umbesetzungen sollten im Sinne der Gegenreformation endlich eine katholische Mehrheit in den Ratsversammlungen geben. Diese Maßnahmen waren von Erlässen und Verordnungen begleitet. Dem bisher protestantisch dominierten Rat war es immer gelungen, der Rekatholisierung Hindernisse in den Weg zu legen. Die geänderte Lage wurde für die Protestanten noch schlechter, als der ehemalige Stadtschreiber von 1602 bis 1610, der Katholik Nikolaus Praunfalk, als Stadtanwalt in das Rathaus zurückkehrte.23)

Mit der Einsetzung des Johann Mayr als Bürgermeister war die wichtigste Position in der Stadtverwaltung mit einem geeichten Katholiken besetzt worden.

Stadtrichter wurde statt Wolf Madlseder der ehemalige Protestant Nikolaus Frizler, der erst zu Weihnachten 1620 der „lutherischen Häresie“ abgesagt hatte. Der nunmehrige Stadtschreiber Johann Jakob von Sonnenwald wusste sich bei den Reformationskommissären so unentbehrlich zu machen, dass sie ihn in den inneren Rat entsandten, was den Rechtsnormen widersprach, üblicherweise war dem Stadtschreiber ein Sitz in jedem der beiden Ratsgremien verwehrt.29)

Nachdem die Stadtverwaltung im katholischen Sinn organisiert worden war und die neubestellten Ratsmitglieder den Amtseid geleistet hatten, mussten auch die Bürger den Schwur auf Treue und Gehorsam ablegen.30)

Diese Vorgänge in der Eisenstadt haben mit dem späteren Bauernkrieg keinen direkten Zusammenhang, können aber der Erklärung dienen, warum sich eine Stadt von dieser Bedeutung den aufständischen Bauern anschließen konnte. Durch weitere Veranlassungen der katholischen Seite wurde die Lage in Steyr noch gespannter. Am 18. März 1625 wurde ein strenger Befehl an die Viertelmeister verlesen, der vor allem gegenreformatorische Aktionen verlangte. Darüber hinaus durften die Steyrer Handwerker ihre Versammlungen nur mehr mit Genehmigung des Bürgermeisters und im Beisein eines Ratskommissars abhalten.31) Wenn man die Eigenständigkeit der Steyrer Zünfte kennt, ersieht man, welchen Eingriff diese Maßnahme darstellte.

Die Landstände ahnten die weitere Entwicklung voraus, sollte der Druck der rigoros durchgeführten Gegenreformation weiter andauern. Sie sandten sogar eine Delegation an den kaiserlichen Hof nach Wien, um Ferdinand II. zu veranlassen, den härtesten Maßnahmen seiner Kommissare Einhalt zu gebieten. Von den Aktionen der Gegenreformation scheint Ferdinand den bairischen Kurfürsten nicht verständigt zu haben. Bei Maximilian hatte man fast den Anschein, dass er gegen eine Restauration der katholischen Religion war, denn Unruhen konnten seine Herrschaft gefährden. Später hatte er sogar verlangt, dass Ferdinand selbst die Verantwortung für seine Maßnahmen übernehme. Auch Herberstorff widerstrebte zunächst, doch bekam er von seinem bairischen Herrn den Befehl, Ferdinand zu gehorchen, um die Pfandschaftsrechte in Oberösterreich nicht zu gefährden.32)

Bei dieser Gesandtschaft an den kaiserlichen Hof nach Wien sollte auch ein Vertreter der an einer Erleichterung interessierten Stadt Steyr teilnehmen, doch die bisherigen Maßnahmen hatten den Bürgern den Mut für Interventionen genommen, sodass kein geeigneter williger Mann gefunden werden konnte. Nur der Stadtkämmerer Hans Himmelberger wurde mit einer schriftlichen „Protestation“ nach Linz gesendet.33)

Wie befürchtet halfen weder Beschwerden noch die Gesandtschaft. Die katholischen Maßnahmen wurden dagegen verschärft. Die „unkatholischen“ Insassen des Bürgerspitales und des Bruderhauses wurden in der katholischen Religion unterwiesen und zum Gebete angehalten.34)

Ende September 1625 langte in Steyr ein Befehl ein, alle Mitglieder des Rates zur Zeit der „Rebellion“ — d. h. zur Zeit der Reformation — sollten nach Linz kommen. Das Schicksal des früheren Bürgermeisters Michael Aidn vor Augen habend, wurde dieser unmissverständliche Auftrag als Bedrohung aufgefaßt.35)

Am 10. Oktober 1625 hatten sich die Steyrer Bürger in der Pfarrkirche zu versammeln, um ein weiteres kaiserliches Patent zur Kenntnis zu nehmen. Damit niemand das Gotteshaus verlassen konnte, wurden dessen Tore versperrt und versiegelt. Das Patent lautete auf Auswanderung, wenn sich die Bewohner nicht bis Ostern 1626 zur alleinseligmachenden katholischen Religion bequemen wollten.36)

Prediger und evangelische Lehrer hatten sofort die Stadt zu verlassen. Steyrer durften nicht, wie es bisher üblich gewesen war, an protestantischen Hochschulen wie Wittenberg u. a. studieren.37)

Die übriggebliebenen lutherischen Beamten hatten sofort den Dienst zu quittieren. Alle protestantischen Bücher waren unverzüglich einzuziehen. Alle Bürger mussten fleißig den katholischen Gottesdienst besuchen. Die protestantischen Offiziere der bairischen Besatzung wurden durch katholische ersetzt.38)

Nach diesen Eröffnungen wuchs der Widerstand der Steyrer Bevölkerung. So musste der Stadtschreiber Sonnenwald im Oktober 1625 den Reformationskommissaren berichten, dass die Steyrer Bürger vollkommen „verstockt“ seien und sich bisher nur wenige der katholischen Religion zugewandt hätten.39)

Die übereifrige städtische Behörde bat um scharfe Verordnungen und um Verhängung strenger Strafen und fragte sogar an, ob sie wegen der größeren Wirkung gegen die eigenen Mitbürger die Assistenz der Soldateska verwenden dürfe! Sonnenwald kam auch mit dem protestantischen Historiker Valentin Preuenhueber in Konflikt, der ihm unmissverständlich zu verstehen gab, er lasse sich nichts verbieten.40)

In der Folgezeit wurden Bürgerlisten angelegt, mit Angaben, wer sich bekehren wolle, wer seine Auswanderung angemeldet und wer sich noch nicht entschieden habe. Einigen wurde die Entscheidung vom „schwarzen Tod“ abgenommen, als im November 1625 in der Eisenstadt die Pest ausbrach.41)

So konnte erst im Jänner 1626 mit der Einziehung der protestantischen Bücher begonnen werden. Die vier beauftragten Kommissionen besuchten überfallsartig unter der Führung eines katholischen Geistlichen die Häuser in den verschiedenen Stadtteilen. Die enteigneten Protestanten erklärten erbittert, „es wäre ihnen lieber, wenn man ihnen die Seele aus dem Leibe risse, als dass man ihnen die Bücher wegnehme.“42)

Besonders die Frauen wehrten sich gegen die Konfiszierung. Die beigezogenen Soldaten hatten gegen diese „mit gebührender Diskretion vorzugehen“!43)

Im Zug der Gegenreformation wurde den Dominikanern am 12. Februar 1626 im Beisein der kaiserlichen Kommissare offiziell die Kirche zurückgegeben, welche die lutherischen Prädikanten über sechzig Jahre innegehabt hatten. Die Stadt hatte die Baukosten der Kirche getragen und hätte daher Anspruch auf diesbezüglichen Ersatz gehabt. Doch die Kommissare und die Dominikaner ließen der Stadt wissen, die langjährige Benützung sei die Abfindung für die Baukosten, die damals an die fünfhunderttausend Gulden betragen hatten.44)

Zwei Wochen verbrachten Dr. Faber und der Rentmeister der Herrschaft Steyr Adam Wolf im Rathaus, um auf Befehl der Kommissare die Amtsrechnungen der Jahre 1617 bis 1625 zu überprüfen und einen diesbezüglichen Bericht zu erstatten.45)

Im März 1626 wurden die Insassen des Bürgerspitales und des Bruderhauses von den Kapuzinern „bekehrt“. Zwei widerstrebende Ehepaare wurden außer Steyr gebracht.46)

Die Stimmung in der Bürgerschaft wurde gereizter. In der Bauernschaft hörte man aufrührerische Stimmen. Der Termin für die Entscheidung der Annahme der katholischen Religion oder der Auswanderung kam immer näher. Bei den Protestanten wurden verzweifelte Aktionen und bei den Bauern Tumulte befürchtet. So befahl Herberstorff am 26. März 1626, dass alle Waffen auf dem Steyrer Rathaus abgeliefert werden müssen.47)

Am 8. April 1626 wurden alle Bürger ins Rathaus befohlen, um ihre Entscheidung bezüglich der Konfession schriftlich abzugeben. Die sich zur katholischen Religion bekannten, wurden mit sofortiger Wirkung von der „katholisch machenden“ Soldateneinquartierung befreit. In die Häuser der Protestanten wurden dagegen verstärkt — in manche Häuser bis zu zweihundert Soldaten gelegt.48)

Bis zum 5. März 1626 waren aber nur 28 Bürger katholisch geworden. Zur Zeit des kurz später ausgebrochenen Bauernaufstandes zählte man in Steyr 169 katholische Familien.49)

 

  1. Stieve, S. 31. — Zetl, S. 12 und S. 38. —
  2. Stieve, S. 8. —
  3. Zetl, S. 22. — RP 1620. 135 — Lindner, S. 670. —
  4. Stieve, S. 9. —
  5. Preuenhueber, S. 182. — Hoheneck lil, 517. — Preuenhueber, S. 189. — Pritz, Beiträge zur Geschichte von Münzbach und Windhaag, in AÖG 15, S. 143. — Stieve, S. 9, Anm. 4.
  6. Hoheneck III, 251. — Hurter IV, 394, Anm. 1. — Am 1. Februar 1621 wurden Herberstorff zwei Regimenter in Oberösterreich übertragen. Im März des folgenden Jahres wurde Herberstorff Oberbefehlshaber der in Schwaben stehenden Truppen der katholischen Liga und Assistentrat des Feldherrn Tilly. Herberstorff wurde im September 1622 zum Generalwachtmeister der Reiterei befördert. 1623 hatte er die Vertretung von Tilly inne. Im Juli 1623 kehrte Herberstorff nach Linz in die Statthalterschaft zurück. In dieser Zeit war Herberstorff auch kaiserlicher und bairischer Kämmerer und Rat geworden. Ferdinand II. hatte ihn im Mai 1623 in den Grafenstand erhoben. Er erwarb aus Konfiskationen einige böhmische Herrschaften, kaufte 1625 die Grafschaft Orth am Traunsee und die Herrschaft Pernstein. 1625 wurde er auch unter die oö. Landleute aufgenommen. — Hoheneck III, S. 250. —
  7. Stieve, S. 14, Anm. 3. —
  8. Zetl, S. 24 u. 31. —
  9. Stieve, S.21. —
  10. Stieve, S.22. —
  11. Zetl, S. 26. —
  12. Zetl, S. 28. —
  13. Zetl, S. 29. —
  14. Zetl, S. 31. —
  15. Zetl, S. 26. — Lindner, S. 656. —
  16. Zetl, S.21 ff. —
  17. Zetl, S. 31. —
  18. Zetl, S. 34. —
  19. Doppler, S. 117. —
  20. Neumann, S. 89. —
  21. Pritz, Garsten, S. 60 ff. — Stieve, S. 35. —
  22. Zetl, S. 35. — Doppler, S. 118 ff. —
  23. Zetl, S. 35. —
  24. Schreiben vom 20. Dezember 1624; StA; K XI, L 24; Nr. 1728. —
  25. Zetl, S. 37. —
  26. Kammerhofer, S. 142 f. — Zetl, S. 37 ff. — Am 24. Jänner 1625 war die letzte Sitzung des protestantischen Rates gewesen (RP). —
  27. Zetl, S. 40. — E. Krobath, VKST 23/1963, S.22. — Doppler, S. 121. —
  28. RP 1610, 198. — Preuenhueber, S. 331. — Lindner, S. 71. — Lindner, S. 203. — Preuenhueber, S. 339. — Lindner, S. 202. — Nikolaus Praunfalk von Falkenberg und Sumerau wurde 1601 und 1602 wegen seiner strengen katholischen Gesinnung als Ratsschreiber in Steyr eingesetzt und deswegen 1610 wiederum entlassen. Nach Lindner war er ein „vir in rebus civilibus und juridicis expeditus et expertus“. Er kam dann als Sekretär des Klosterrates nach Wien, nachdem er von Steyr eintausend Gulden erhalten hatte, die Lindner als Schweigegeld deutet. Preuenhueber nennt Praunfalk einen unangenehmen Menschen. Die eintausend Gulden seien eine Abfertigung gewesen. 1616 kam Praunfalk als Pfleger der Herrschaft nach Steyr zurück.
  29. Verzeichnis der Bürgermeister, Richter und Räte, 1500 bis 1651; StA; — Steyrer Ratswahl 1500 bis 1660; Hs. 384; StA. —Johann Mayr von Puchenau zu Lindenfeld war Bürgermeister der Stadt Steyr von 1625 bis zum 2. September 1627, war Schwabe und in Puchenau geboren. Er studierte an der Wiener Universität die Rechtswissenschaften und erlangte den akademischen Grad eines Magisters. Im Jahre 1618 wurde er zum Rentamtschreiber der Herrschaft Steyr ernannt. Er wird noch als Bürgermeister Hofmeister der Herrschaft genannt. Johann Mayr war mit Margarete Zehetner verheiratet, einer Ehe, der zwei Kinder entsprossen. Für seine Verdienste um die katholische Sache erhielt er von Ferdinand II. den Adel mit dem Prädikat „von Puchenau zu Lindenfeld“ und den Titel eines kaiserlichen Rates. Das Steuerbuch des Jahres 1635 weist ihn als Besitzer der Häuser Stadtplatz Nr. 34 und Berggasse Nr. 49 aus. Am 1. August 1625 erhielt Mayr von der Stadt die Genehmigung, von einem Brunnen in der Berggasse, seiner Behausung, Wasser zuzuleiten.Jahrbuch der k. k. heraldischen Gesellschaft „Adler“ Bd. 27 und 28, S. 7. — E. Krobath, VKST. 23/1962, S. 22. — RP 1631, S. 5. — Zetl, S. 82 f. — Zetl, S. 58.— Steuerbuch 1635, StA. — RP 1625, 87. —Ämterliste nach Zetl, S. 38 f.:Stadtanwalt: Nikolaus Praunfalk, Bürgermeister: Johann Mayr, Stadtrichter: Nikolaus Frizler, Stadtschreiber: Johann Sonnenwald, im inneren Rat: Joachim Händl (vorher Bürgermeister), Wolf Madlseder (vorher Stadtrichter), Cosmas Mann, Adam Gruber, Jakob Spindler, Caspar Reinhart; Hans Himmelberger war im äußeren Rat.
  30. Pritz, S. 254. — Zetl, S. 39 f. —
  31. RP 1625, S. 147. — Neumann, S. 91. — Zetl, S. 40. —
  32. Stieve, S. 34. —
  33. RP 1625, 53. — Neumann, S.91. —
  34. Neumann, S. 90. —
  35. RP 1625, 182,
  36. Pritz, S. 154. — Zetl, S.43. —
  37. RP 1624, 133. —
  38. Kammerhofer, S. 141. —
  39. Bericht vom 30. Oktober 1625; StA; K XI, L 25, Nr. 28; Neumann, S.91. —
  40. Krobath, VKST 23/1962, S. 25. —
  41. Zetl, S.43. —
  42. Pritz, S. 256. — Zetl, S. 45 f. —
  43. Schreiben der Kommissare vom 12. März 1626; StA; K XI L 25, Nr. 20. — Neumann, S. 91. —
  44. RP 1625, S. 170. — Zetl, S. 46. — Pritz, S. 256. — Kammerhofer, S. 150. —
  45. Zetl, S. 46. —
  46. Zetl, S. 46. — Pritz, S. 256. —
  47. Zetl, S.47. — Neumann, S. 92. —
  48. Zetl, S.48. — Neumann, S. 92. — Akten, StA; K XI, L 24, Nr. 6. —
  49. RP 1626, S. 26. — Neumann, S. 92.

 

 

Die Besetzung Steyrs durch die Bauern

Am 17. Mai 1626 brach der Bauernaufstand aus, der einige Zeit das Land ob der Enns in Atem halten sollte. Schon ein Jahr vorher war der Oberpfleger von Frankenburg, Abraham Grünpacher, im dortigen Schloss von den Bauern belagert worden. Herberstorff hatte dann auf einer Strafexpedition 36 Männer auf dem Haushamerfeld um ihr Leben würfeln lassen, obwohl sie mit dem Vorfall gar nichts zu tun hatten.1) Diese unmenschliche Strenge, die Unzufriedenheit über die bairische Besatzung, deren Repräsentant Statthalter Herberstorff war und die Strenge der Gegenreformation sowie die schlechte wirtschaftliche Lage waren die Ursachen dieser neuerlichen Erhebung. Geschürt wurde diese durch Waffenlieferungen aus Böhmen und Hilfezusagen seitens der Dänen.2)

Am 17. Mai kam es in Lembach im Mühlviertel wegen eines geborgten Pferdes zu einer Rauferei zwischen Bauern und Soldaten. Sechs Soldaten wurden erschlagen, der Rest verjagt.3)

Am 18. Mai wurden bei einem Streit zu Neukirchen am Waid einige Soldaten und der Schwiegervater Stefan Fadingers und Christoph Zellers ermordet.4)

Am 19. Mai 1626 wurde das Rathaus von Aschach geplündert. Die dortigen Waffen und Rüstungen waren den Bauern eine willkommene Beute. Dann wurden von den Bauern Hartberg, Grieskirchen und Peuerbach überfallen. Der mit Truppen herbeigeeilte Herberstorff wurde am 20. Mai bei Peuerbach vernichtend geschlagen. In der Position der Stärkeren lehnten die Bauern jegliche Vermittlungsversuche ab.5)

Nach dieser siegreichen Schlacht wurde Stefan Fadinger zum Oberhauptmann im Hausruck- und Traunviertel, Christoph Zeller zum Führer der Bauern im Mühlviertel und Machland bestellt.6)

Fadinger zog mit seinen Bauern zunächst nach Eferding. Man erwartete einen Angriff auf Linz. Er schickte nur eine Vorhut bis Wilhering. Mit der Hauptmacht brach er nach Wels auf.7)

Am 24. Mai 1626 wurde von den Bauern Wels eingenommen. Das grausame Verhalten der Eroberer scheint auf das spätere Verhalten der Steyrer Bürger Einfluss ausgeübt zu haben. Die Stoßrichtungen der militärischen Aktionen der Bauern gingen von Wels nach Gmunden, Linz und Steyr. Das nächste Ziel des Bauernhauptmannes Stefan Fadinger war die Eisenstadt.8)

Nach der Niederlage Herberstorffs zu Peuerbach waren von diesem zwei Befehle in Steyr eingetroffen. Die Stadt wurde beauftragt, Gültpferde zu stellen. Diesen Auftrag hatte der Steuerschreiber Christoph Abele durchzuführen. Steyr war als landesfürstliches Kammergut verpflichtet, eine Anzahl ausgerüsteter Pferde bereitzuhalten.9)

Der Stadtkämmerer Hans Himmelberger hatte für die Durchführung der zweiten Aufgabe, für ordentliche Wacht auf dem Tabor und bei der Stadtpfarrkirche zu sorgen. Die Viertelmeister wurden an ihre Verpflichtungen erinnert. In allen Häusern musste Löschwasser auf die Dachböden gebracht werden. Bürgermeister Mayr hatte die Absicht, selbst die Anordnungen beim Einlangen der Bauern zu treffen, doch dazu kam es nicht. Mayr und der Stadtrichter Frizler scheinen vor dem Fall der Stadt Wels, schon am 23. Mai 1626, die Stadt Steyr verlassen zu haben, denn beide nahmen an den Ratssitzungen des 23. Und 25. Mai nicht mehr teil, und am 25. Mai wird schon Joachim Händl als „angesetzter“ Richter genannt.10)

Viele Ratsherren, ein Teil der katholischen Bürgerschaft, die katholischen Geistlichen, die Herrschaftsbeamten mit Ausnahme des Rentmeisters Adam Wolf, ergriffen die Flucht. Der Abt von Garsten, Anton Spindler, verließ sein Stift. Nur wenige katholische Bürger harrten in der Stadt aus, obwohl sie von den protestantischen Bauern Schlechtes zu befürchten hatten.11)

Diese Massenflucht lag auch darin begründet, dass die einhundert Soldaten, die nach einem ursprünglichen Plan, Steyr vor den Bauern schützen sollten, nach dem Verlust der Stadt Wels, auf Befehl des Statthalters, sich nach Enns zurückziehen mussten. Die Soldaten hätten sich mit ihren Kanonen in der Steyrer Burg verschanzen und verteidigen wollen.12)

Das statthalterische Patent vom 24. Mai 1626 forderte die Bürgerschaft zur Verteidigung der Stadt gegen die Bauern auf. Doch schon am 25. schickte der Rat Kaspar Reinhard und Max Wuschletitsch zu Herberstorff nach Linz mit der Mitteilung, dass an eine Verteidigung der Stadt und der Burg aus den gleichen Gründen wie 1596 nicht zu denken sei.13)

Von Wels zogen die Bauern am 25. Mai nach Lambach, wo sie das Kloster am nächsten Tage plünderten. Am 27. Mai teilte sich die Bauernmacht auf. Ein Teil zog gegen Vöcklabruck, während Fadinger am 28. Mai nach Kremsmünster rückte und tags darauf das unverteidigte Stift einnahm.14)

Nunmehr wurde der ehemalige Bürgermeister und Protestant Joachim Händl neuerlich Stadtoberhaupt, und das Stadtrichteramt mit dem bisherigen Stadtkämmerer Hans Himmelberger besetzt. Mit dem Bürgermeister Mayr und dem Richter Frizler hatte auch der Stadtschreiber Sonnenwald die Stadt verlassen.15) Mit einer Notiz im Ratsprotokoll vom 25. Mai 1626 bricht dieses für einige Zeit ab. Es wird erst am 17. September des gleichen Jahres weitergeführt. So sind auch von der wichtigen Sitzung vom 28. Mai 1626 keine Aufzeichnungen erhalten geblieben.

Als der Bürgermeister, der Stadtrichter und der Stadtanwalt, die den Steyrern aufgezwungen worden und daher sehr unbeliebt gewesen waren, vor den herannahenden Bauern die Stadt verlassen hatten, sahen der ehemalige Richter Wolf Madlseder und der Advokat Dr. Lazarus Holzmüllner ihre Stunde gekommen.16)

Zu Beginn des Aufstandes hatten sich Madlseder und Dr. Holzmüllner in Linz aufgehalten. Unter dem Eindruck der fürchterlichen Niederlage zu Peuerbach hatte Herberstorff den beiden schon am 22. Mai schriftliche und mündliche Vollmachten zu Verhandlungen mit den Bauern gegeben! Zumindest Madlseder, dessen energische protestantische Gesinnung ja bekannt war, hätte Herberstorff ablehnen müssen.

Unter dem Eindruck des herannahenden Bauernheeres wurde am 28. Mai eine Sitzung des Rates im Rathaus abgehalten. Unter dem Vorsitz des Bürgermeister Händl und des Stadtrichters Himmelberger nahmen auch sieben katholische Ratsherren teil.

Der wichtigste Beratungspunkt war der Entscheid über ein vom Bauernheer eingelangtes Schreiben, in dem die Stadt um Entscheidung aufgefordert wurde, „ob sie sich den Bauern willig untertänig machen oder wehren wolle.“ In dieser Sitzung hatte der mit den Bauern sympathisierende Bürger Wolf Madlseder die Führung der Stadtgeschäfte an sich gerissen, eine Änderung, die sicherlich mit Zustimmung der Bürgerschaft durchgeführt bzw. vielleicht von einem Großteil sogar begrüßt worden war. Es konnte nicht festgestellt werden, ob die bisherigen — die abwesenden (Mayr und Frizler) aber auch die anwesenden Stadtväter (Händl und Himmelberger) auf Grund einer Wahl oder anderen rechtlichen Basis oder durch Androhung von Gewalt ausgeschaltet worden waren. Der interimistische Bürgermeister Joachim Händl wird später nicht mehr erwähnt.17)

Der Beschluss der von Waffen entblößten Stadt lautete auf Übergabe. Entgegen der Darstellung des katholischen Chronisten und daher dem protestantischen Madlseder nicht freundlich gesinnten Ratsherrn Jakob Zetl, scheint die Übernahme des Stadtregimentes kaum mit Schwierigkeiten vorgegangen zu sein, denn besonders in Hans Himmelberger fand Madlseder einen treuen Anhänger.

Noch am gleichen Tage setzten sich einige Ratspersonen unter der Führung des neuen Stadtoberhauptes Wolf Madlseder mit einer Bauernabordnung in der „Wözl-Mühle“ zu Sierning in Verbindung, um, wie Jakob Zetl schreibt, „allwo ihr bösses beginnen in etwass reiffer beratschlagen (zu) können!“18)

Eher ist anzunehmen, dass Wolf Madlseder erkannte, was seine Heimatstadt erwarte, wenn sich die Bauern ungeordnet dieser bemächtigten. Das Beispiel von Wels war allen noch bewusst. Verhandlungen in Steyr nach Ankunft der Bauern hätten sicherlich schlechtere Erfolge gezeitigt. Am 29. Mai 1626 kam eine Vorhut der Bauern in der Stärke von fünfzig Mann in die Stadt und wurde hier — so Zetl — „alss ihm (dem Wolf Madlseder) gar angenembe Gäste stattlich empfangen“, und Madlseder ließ diesen Bauern „gleich guette Quartier vnd Essen vnd Thrinkhen verschaffen!“19)

Die Bauern haben die Stadt, vor allem den Pfarrhof und die Klöster nach den ihnen verhassten katholischen Geistlichen durchsucht. Im Dominikanerkloster ergriffen sie den alten Frater Sigmund, den sie sogleich auf die Burg brachten und verhörten. „Schlimmes Gesindel“ im Gefolge der Bauern, versuchte das Kloster zu plündern. Madlseder wusste dies durch sofortige Schließung zu verhindern.20) Das Kapuzinerkloster bekam gegen die Zahlung von sechs Reichstalern „Salva Guardia“.

Am 30. Mai kündeten die Bauern für 31. Mai ihr Eintreffen an. Ihr Plan war es, nach dem Aufbruch von Kremsmünster mit der ganzen „Armada“ gegen Steyr zu marschieren. Die Bürger sollten für 40.000(!) Mann Fleisch, Brot und Wein vorbereiten. Nach einer Sitzung des Rates wurden die Fleischhauer und die Bäcker beauftragt, schleunigst mit den nötigen Veranlassungen zu beginnen, und die Wirte angewiesen, den vorhandenen Wein zu visitieren, „damit bey so grosser Menge Volckhs kein Abgang verspüret werde!“21)

Am 31. Mai 1626 erfolgte der befürchtete, von anderen herbeigesehnte, von allen aber mit gemischten Gefühlen betrachtete Einzug der Bauern in die Stadt. Die Hauptmacht schlug mit ihren zwanzig mitgeführten Kanonen ein gut angelegtes Lager beim Taborfriedhof auf. Die Bauernführer logierten in der Stadt. Stefan Fadinger nahm im Hause Madlseders am Stadtplatz Quartier. Noch am gleichen Tag wurde das Stift Garsten von den Bauern besetzt, der Waffen, Rüstungen, der Haustiere und des Weines beraubt und mit einer dreißigköpfigen Besatzung belegt.22)

Am Pfingstmontag, dem 1. Juni, musste sich die Bürgerschaft auf Befehl Fadingers vor dem Rathaus versammeln. Der Bauern Feldschreiber Kienast, ein geborener Steyrer, nahm den Bürgern den Treueid zu den Bauern ab, „dass Sie bey der Paurschafft Ihr Leib vnd Leben Guett vnd Blueth Zusezen vnd in allem Vnterthäning sein wollen!“23) Am gleichen Tag forderten die Bauern die Stadt Enns auf, sich dem Aufstand anzuschließen.24)

Jakob Zetl berichtet, dass er sich dem Ablegen dieses Eides durch Abwesenheit entzogen hatte.

Am 2. Juni 1626 war der erste Tote des Bauernkrieges in Steyr zu verzeichnen. Die Bauern hatten einen bairischen Reiter gefangen und ihn sofort in der Enns ertränkt. Aus gutem Grund ließ sich auch keiner der wenigen katholischen Bürger bei den Bauern blicken.25)

Am 3. Juni 1626 brachten die Bauern ihren Prädikanten Andreas Geyer in die Stadt, der hier von den Bauern, aber auch von den Bürgern herzlich begrüßt wurde. Bei dieser Ankunft war auch der Steyrer Advokat Dr. Lazarus Holzmüllner zugegen, der hier zum ersten Mal als ein mit den Bauern Sympathisierender genannt wird. Holzmüllner war neben Madlseder und Fadinger der wichtigste Anführer der oberösterreichischen Bauern. Holzmüllner hielt sein Wirken mehr im Verborgenen und stand so Madlseder an Einfluss nach. Später wird Holzmüllner als der „Bauern Schriftensteller“ genannt.26)

Die Bewilligung des Prädikanten war von den Bauern dem Herberstorff, der Zeit gewinnen wollte, abgezwungen worden. Dies war auch Grundlage für einen Waffenstillstand gewesen.27)

Am 4. Juni 1626 kamen die kaiserlichen Kommissare über Enns nach Linz. Dort hatten sie Unstimmigkeiten mit dem bairischen Statthalter, die auf mangelndes gegenseitiges Vertrauen beruhten. Als Herberstorff die Bewegungsfreiheit der Kommissäre einschränkte, verließen sie Linz wiederum in Richtung Enns. Bei den folgenden Aktionen scheinen Madlseder und Dr. Holzmüllner ihre Hände im Spiel gehabt zu haben, denn in Ebelsberg wurden die kaiserlichen Kommissare gefangen genommen. Lediglich Dr. Hafner wurde mit den von Madlseder und Holzmüllner verfassten Beschwerden nach Wien gelassen. Die Kommissare wurden am 18. Juni von Madlseder unter der Bedeckung von einhundert Bauern nach Steyr gebracht und unter strenger Bewachung in der Steyrer Burg einquartiert.28)

Am selben 4. Juni verbreitete sich in der Eisenstadt das Gerücht, es würden dreizehn Schiffe mit bairischem Kriegsvolk und Munition von Passau gegen Linz die Donau hinabkommen.29)

Bekanntlich waren im Zuge der Gegenreformation die „unkatholischen“ Bücher der Protestanten in Steyr beschlagnahmt worden. Ein Teil war verbrannt, der andere, an die zwanzig Wagenladungen(!) im Haus des konvertierten und geflohenen Richters Nikolaus Frizler aufbewahrt worden. Auf Betreiben der Bürger wurde am 4. Juni das Tor dieses Hauses am Stadtplatz, des heutigen „Bummerlhauses“, von den Bauern aufgebrochen und die Bücher unter Jubel aus dem hinteren Saal geholt. Als aber diese Requirierung in Plünderung des übrigen Hauses ausartete, ließ es Madlseder wiederum versperren.30) Die Pfarrhöfe der Umgebung wurden dagegen, ungehindert von einer ordnenden Hand, von den Bauern geplündert.

Am 5. Juni wurde, ähnlich wie am 1. Juni die gesamte Bürgerschaft vor das Rathaus befohlen. In der Zwischenzeit war der Stadtrat durch zehn Bauern ergänzt worden. Den Versammelten wurde mitgeteilt, Fadinger wolle gegen Linz weiterziehen und zweihundert Bürger hätten als Unterstützung mitzukommen. In Steyr verblieb eine Besatzung von vierhundert Bauern unter der Führung des Laakirchner Wirtes Neumüllner.31)

Am Fronleichnamstag — 11. Juni — wurde in Steyr keine Prozession veranstaltet, denn der Hauptmann Neumüllner achtete streng darauf, dass kein katholischer Geistlicher in die Stadt komme. Die Katholiken Steyrs waren gezwungen, die Prozessionen des Pater Georg in Gleink zu besuchen.32)

Am 20. Juni 1626 versuchten die gefangenen Kommissare ihre Freiheit zu erhalten. Dem Stadtrichter Hans Himmelberger zeigten sie einen Befehl des Kaisers vom 13. Juni, der den Kommissaren auftrug, die Verhandlungen in Enns weiterzuführen. Den Bauern sollte dabei versprochen werden, falls sie sich nach Hause begeben, würden sie von einer bevorstehenden militärischen Bedrohung verschont bleiben.

Darauf veranlasste Himmelberger Madlseder, sich zu den Bauern nach Ebelsberg zu begeben, um die Freilassung der Kommissare zu erwirken.33) Später reiste auch Dr. Holzmüllner dorthin. Doch hatten beide keinen Erfolg. Die Kommissare erklärten, sie seien auch bereit selbst zu verhandeln, nur müssten die Bauern vorher die Stadt Steyr räumen und den Kommissären beim Scheitern der Verhandlungen freies Geleit zusichern.

Zur gleichen Zeit forderten die Bauern im Lager vor Linz von der Eisenstadt weitere Verstärkung im Ausmaß von zweihundert Bürgern an. Unter der Führung des Hauptmannes Caspar Pruckner und des Fähnrichs Georg Winter sowie des ehemaligen Gerichtsschreibers Balthasar Mayr zogen Steyrer nach Linz.34)

Andererseits versuchten die Bauern auch mit dem Kaiser als ihren eigentlichen Landesherrn in Verhandlungen zu kommen. In der beim Kanzler Fürst von Eggenberg gewährten Audienz vom 29. Juni wurde ihnen jedoch nachdrücklich bedeutet, Verhandlungen kämen erst in Frage, wenn sie ihre Waffen niedergelegt und die Feindseligkeiten eingestellt hätten.35)

Nach dieser Audienz und der am 30. Juni in Steyr eingelangten Interimsresolution erwarteten die Kommissare, freigelassen zu werden. Nichts desgleichen geschah. Madlseder drang auf Verhandlungen in Steyr. Die Kommissare mussten sich fügen und schon am 1. Juli 1626 richteten Weikhard von Polheim, Wolf Hektor Jagenreuther und Wolf Madlseder Aufforderungen an die weltlichen Stände, sobald wie möglich in Steyr zu erscheinen. Die Prälaten wurden nicht eingeladen. Die Begründung lautete, die meisten seien „derzeit nicht bei der Stell, die anderen aber zu weit entlegen!“ Die Sicherheit der anreisenden Adeligen hatte Madlseder garantiert.36)

Ende Juni 1626 hatte der Kapuzinerpater Cyprianus unter den Ausschreitungen der Bauern zu leiden, nachdem sie ihn in Losenstein gefangen hatten. Erst auf Bitten des Steyrer Bürgers Abraham Schröffl und des Rentschreibers der Herrschaft Steyr Adam Wolf, ging Cyprianus der schmachvollen Haft ledig. Es zeigte auch den besonderen Mut dieses Geistlichen, dass er in Garsten Gottesdienste abhielt und Hochzeit sowie Kindertaufen durchführte.37)

Vor den Mauern der belagerten Stadt Linz war es zur Gewohnheit geworden, dass sich die Schildwachen und die Bauern ohne Kampfhandlungen verhöhnten. Dies wollte Herberstorff nicht mehr dulden und gab für solche Situationen allgemeinen Feuerbefehl. Als am 28. Juni 1626 der Bauernführer Stefan Fadinger dicht am Linzer Stadtgraben vorüberritt, schossen zwei Musketiere auf ihn. Von einer Kugel wurde das Pferd niedergestreckt, von der anderen der Schenkel des Bauernhauptmannes zerschmettert. An diesen Verletzungen starb Fadinger am 7. Juli 1626 und wurde zu Eferding begraben.38)

Fadingers Tod war für die Bauern ein schwerer Verlust. Im Lager vor Linz ließ sich kein geeigneter Nachfolger finden. Endlich wurde der Landedelmann Achaz Wiellinger von der Au auf Hinterdobl zum Anführer gewählt.39)

Schon im Jahre 1620 war Wiellinger als Bauernführer genannt worden. Sein neues Amt übernahm er am 17. Juli 1626 in Wels, wo die Verhandlungen nach den Besprechungen mit den Ständen in Steyr weitergeführt worden waren. Auch bei Wiellingers Bestellung scheinen Madlseder und Dr. Holzmüllner ihren Einfluss geltend gemacht zu haben.40)

Der Prädikant Andreas Geyer kam am 1. Juli 1626 neuerlich in die Stadt Steyr. Er predigte vom Hause des Kaspar Reinhard am Grünmarkt. Vor diesem Haus waren Bänke aufgestellt worden, sodass die Leute ähnlich in einer Kirche saßen. Geyer hörte im Keller des Hauses die Beichte und verweilte länger als einen Monat hier in der Eisenstadt.41)

 

  1. Gutkas, S. 43. —
  2. Pritz, 1857, S. 257. —
  3. Kurz, Beiträge I, S. 126 f. — Czerny, Bilder, S. 37. — Khevenhüller XI, 1114. —
  4. Gutkas, S. 43. —
  5. Pritz 1857, S.257. — Stieve, S.81. —
  6. Stieve, S. 83. —
  7. Stieve, S.85. — Pritz, Land ob der Enns li, S. 381. — Czerny, Bilder, S. 58. — Zetl, S. 50. —
  8. Stieve, S. 85. — Zetl, S. 50. — Kurz I, S. 40. — Kurt Holter, Gilbert Tratthnigg, Wels, Von der Urzeit bis zur Gegenwart, Wels 1964, S. 116. —
  9. RP 1626, S.43. —
  10. RP 1626, S. 45. —
  11. Zetl, S. 51. —
  12. Zetl, S. 51. —
  13. Kammerhofer, S. 154. —
  14. Stieve, S. 87. — Kurz I, S. 465. —
  15. RP 1626, S. 45. —
  16. Kammerhofer, S. 155. — Stieve, S. 106. —
  17. Zetl, S.51. — Kammerhofer, S. 156. —
  18. Zetl, S.52. — Besitzer der Wözl-Mühle zu Sierning war der Steyrer Gastgeb Hans Wötzl, der Besitzer des Hauses Stadtplatz Nr. 33 (Ennskai Nr. 32). — StB 1620, S. 57. — StB 1635, S.44. — Krenn, H. 136. —
  19. Zetl, S.52. —
  20. Zetl, S.52. — Kammerhofer, S. 157. —
  21. Zetl, S. 52. —
  22. Zetl, S. 53. — Kammerhofer, S. 157. —
  23. Zetl, S. 53. —
  24. Stieve, S. 114. — Kammerhofer, S. 159. —
  25. Zetl, S. 54. —
  26. Zetl, S. 54. — Stieve, S. 122. —
  27. Kammerhofer, S. 158. —
  28. Kammerhofer, S. 163. — Stieve, S. 251. — Stieve, S. 133 ff. —
  29. Kammerhofer, S. 161. — Stieve, S.115. —
  30. Zetl, S. 54. —
  31. Zetl, S. 55. —
  32. Zetl, S. 56. — Doppler, S. 129. —
  33. Kurz Beiträge I, S.201. — Kammerhofer, S. 165. —
  34. Zetl, S. 57. — Stieve, S. 245. — Georg Winter und Balthasar Mayr stammten aus Steyr. Der Gastgeb Georg Winter wohnte mit seiner Gattin Elisabeth in den Jahren 1620 bis 1648 im Hause Stadtplatz Nr. 60 — Berggasse Nr. 57. — Verheiratung 1619; Testament des Georg und der Elisabeth Winter vom 7. 9. 1620; StA; — Pantz, Gewerken, S. 386. — Pantz, Grabdenkmale II, S. 16.
  35. Zetl, S.56. — Kammerhofer, S. 167. — Stieve, S. 139 u. 150. —
  36. Kammerhofer, S.167. —
  37. Zetl, S. 57. — Abraham Schröffl wohnte im Hause Stadtplatz Nr. 1 — untere Kaigasse Nr. 2, von 1612 bis 1636. Seine Gattin Elisabeth war die Tochter des Bürgers Cosmas Mann. — Pantz, Gewerken, S. 310. — StB 1620, S. 67. — Krenn, H. 152, Anm. 7. —
  38. Stieve, S. 147. — Kurz I, S. 518. — Czerny, Blätter, S. 185. — Kurz I, S. 253. — S. 152. —
  39. Hohenegg II, S. 816 und 822. — Hohenegg III, S. 251. — Czerny, Bilder, S. 16. — Pillwein I, S. 209 f. —
  40. Stieve, S. 154. — Czerny, Bilder, S. 66. — Kurz I, S. 560. —
  41. Zetl, S. 58.

 

Die Beschwerdebriefe der Bauern

Die Sorgen, Nöte und Beschwerden zeigen in anschaulicher Weise die beiden von den Bauern aufgestellten Petitionen im Juni und Juli des Jahres 1626. Die eine war von den Bauernausschüssen an die kaiserlichen Kommissare gerichtet, mit der zweiten appellierten die Bauern direkt an Ferdinand II.

Die in Ebelsberg gefangengenommenen kaiserlichen Kommissare wurden von Madlseder in der Steyrer Burg festgehalten. Lediglich Dr. Martin Haffner durfte am 19. Juni mit sechs Mitgliedern des Bauernausschusses nach Wien reisen.1)

Dieser Delegation wurde eine Beschwerdeschrift mitgegeben, die Wolf Madlseder und Dr. Lazarus Holzmüllner als Urheber hatte.2)

Die erste Forderung war vor allen anderen die Erlaubnis der Ausübung der protestantischen Religion, wie diese ja schon früher zugestanden worden war. Dabei wurde neuerlich die Klage laut, dass den Steyrer Protestanten, die von ihnen um 500.000 Gulden erbaute Schul- (Dominikaner) Kirche ohne Entschädigung entzogen worden war, und dass den Steyrern bei Begräbnissen seitens der Pfarrherren unverschämt hohe Gebühren vorgeschrieben werden, „also daß man anfangs das erdreich und den glockenklang, nochmals das erdreich ohne glaid (ohne Glockenklang) für unser abgestorbenen begrebnus kaufen miessen!“3)

Klage wird auch darüber geführt, dass die Stadt Steyr seit dem 3. März 1621 mit der Abgabe von 126.000 fl. als Garnisonsgeld belastet worden war und dass sie darüber hinaus noch zusätzlich die Soldaten und deren Befehlshaber mit Speise und Trank aushalten müsste. Die Soldateska habe überdies die Bevölkerung drangsaliert und großen Schaden verursacht, der für die Zeit vom 5. August 1620 bis zum Juni des Jahres 1626 mit ca. 205.000 fl. beziffert wurde. In diesem Zusammenhang wurde auch auf das Gericht am Haushamerfeld hingewiesen, „das man 17 männer ohne urtl und recht aufhenken, spissen, schlaipfen und verbrennen hat lassen!“

Den Protestanten habe man zwar das Emigrationsrecht zugestanden, doch sei die Auswanderung nur mit sehr großen Schwierigkeiten und horrenden finanziellen Einbußen möglich. Durch die Reichung des „zehnten Pfennigs“, des Abfahrtsgeldes und der überhöhten Nachsteuer wird das Vermögen meist um ein Drittel verringert. In die Häuser von Protestanten bis zu deren eventueller Abreise werden bis zu einhundert Soldaten einquartiert, die nichts anderes täten, „als das sie sich mit siessem und prandwein, möth (Met), pier und allem Überfluss von speiss und trank tag und nacht überschüttet Gott gelästert, Unzucht getriben, ehrlicher leut kinder geärgert, zum fal gebracht und ehrlichen leuten ihr gut maistesthails durch den laib gelassen!“

Besonders hart war man in der Stadt Steyr gegen vornehme Bürger vorgegangen, habe deren Gut in die „Spörr“ genommen, die Bürger selbst in den Arrest geworfen und so deren ehrlichen Namen in den Schmutz gezogen. Die Protestanten waren auch sogar vom Bürgermeister, Stadtrichter, dem Stadtanwalt ihrer Religion wegen als Rebellen, Schelme, Diebe usw. bezeichnet worden.

Die Bücherbeschlagnahme wurde verurteilt und vor allem deshalb, weil „vill büecher anstatt des holzes zuem unterheizen gebraucht worden“ waren.

Die weiteren Beschwerden waren die Abschaffung aller protestantischer Prediger aus dem Lande ob der Enns, noch einmal die Hindernisse bei Emigrationen, die Grausamkeiten der Soldaten und die überhöhten Steueranschläge.

Die Schrift endet mit der Bitte um die „uncoditionierte freistellung unserer rainen christlichen religion“ und um Abstellung der genannten Missstände, damit „also das liebe vatterland in ganz fridlichen stand gebracht werden möge!  — Uns bevelend E. Gn. underthaenig gehorsambe N. und N. die gemain und paurschaft im erzherzogtumb Österreich ob der Ens.“

Die direkt an den Kaiser abgesandte Schrift der Bauern im Juli 1626 ist bedeutend umfangreicher als die vorhergehende.

Diese Schrift scheint in den ersten Julitagen abgefasst worden zu sein, als noch die Versammlung der Bauernausschüsse und der oberösterreichischen Stände in der Eisenstadt tagte.

Dr. Lazarus Holzmüllner hatte die Abfassung schon im Juni angeregt, doch war es damals nicht dazu gekommen.4)

Zunächst hatten die Steyrer Bürger Kaspar Reinhard und Cosmas Mann die Beschwerden der Bürger von Steyr aufgeschrieben und sich dabei von einigen anwesenden Ständemitgliedern, so auch von Weikhard von Polheim beraten lassen.5)

Ähnlich wie bei der ersten Schrift war die zweite von Madlseder und Dr. Holzmüllner unter Beiziehung von Hans Hausleitner und Christoph Mosburger verfasst und von den Bauernausschüssen in Steyr genehmigt worden. Die Bauern vor Linz und in der Weiberau hatten diese nicht zu sehen bekommen, doch wurde diese Schrift den am 12. Juli freigelassenen und abreisenden Kommissaren nicht mitgegeben.6) Die Schrift weist viele Klagepunkte auf, die schon in der früheren enthalten waren, so auch Beschwerden der Steyrer Bürgerschaft. Viele Argumente stammten aus dem Vortrag, den Dr. Lazarus Holzmüllner am 6. Juli 1626 vor den Ständen in Steyr gehalten hatte. Wie in der ersten Schrift beteuerten die Bauern, dass sie nicht vom Kaiser als Landesfürsten abfallen wollten, sondern dass sie vor allem bäten, dass dieser sie vor dem Statthalter Herberstorff schützen möge.

Dann wurde die Bitte geäußert, der Kaiser möge die protestantische Religion nach Maßgabe der von Kaiser Matthias bewilligten Kapitulationserklärung vom 9. März 1609 genehmigen und alle anderen Beschwernisse beseitigen und allen Verzeihung gewähren.

Im Folgenden werden Inhalt der Punkte des Schreibens an den Kaiser zitiert und behandelt, soweit sie nicht mit den früheren übereinstimmen.

Beim Einfall der Bayern im Jahr 1620 hat das Land großen Schaden erlitten, durch den „Statthalter, vizdomb (vicedominus), obriste, haubtleut, (andere) bevelchshaber und (vor allem) Soldaten“ sei es zum Ruin getrieben worden. Dies habe dem früher doch „„wohlhabenden Land, Städten und Marktflechen (usw.) die landschädlichste und unbarmherzigste regierung von der weit“ eingetragen.

Das Kriegsvolk habe unschuldige Menschen ermordet. Der Statthalter habe sich zu Beginn seiner Regierung freundlich gezeigt, ein Verhalten, das jetzt im krassen Gegensatz zur Wirklichkeit steht. Sein Wirken gegen die Protestanten könne nicht verstehen werden, war er doch einige Zeit seines Lebens in diesem Glauben. Herberstorff habe sich unrechtsmäßig bereichert. In der Beschwerde werden einige Beispiele ungerechten Vorgehens des Statthalters genannt, so gegen die Untertanen des Klosters Pulgarn, gegen die Schiffleute der Altmünster Pfarre am Traunsee. Die mit Recht und nach alter Tradition freigewählte Stadtverwaltung habe er beseitigt und oft untaugliche, aber ihm und der katholischen Religion geneigte Personen zu Ratsherren und Bürgermeister bestellt und der ungefragten Bürgerschaft aufgezwungen. Die abgesetzten Bürgermeister und Ratsherren hatten in kürzester Zeit abzudanken und die noch nicht abgeschlossenen Angelegenheiten zu übergeben. Untauglichen Personen in den hohen Positionen und ungeordnete Sachen brachten den Kommunalverwaltungen großen irreparablen Schaden. Dazu kam noch die latente Geldentwertung.

Die Beschwerden bezüglich der Enteignung der protestantischen Schulkirche und die Entfernung der protestantischen Prediger, der hohen Stolgebühren usw. wurden erneut vorgetragen. Die Katholiken seien in den ehemals protestantischen Gotteshäusern bilderstürmerisch vorgegangen, hätten alte Kanzeln abgebrochen, Grabsteine umgeworfen, die Messgewänder, die Kelche und Musikinstrumente profanen Zwecken zugeführt.

Die beiden Schriften hatten die gleichen Verfasser. Das geht aus der Identität der Beschwerdepunkte und aus der oft gleichen Wortwahl hervor.

Wiederum werden angeführt: die Verhinderung von Emigrationen, die übermäßige Einquartierung von Soldaten in protestantischen Bürgerhäusern und deren Ausschreitungen, die Verleumdung von Protestanten, die Trennung der Kinder von ihren protestantischen Eltern, die hohen Strafen bei Nichteinhaltung der katholischen Kirchengebote, des Messebesuches und der Arbeitsruhe an Sonn- und Feiertagen, die Bestechlichkeit der bairischen Beamten, die eigenmächtige Erhöhung der Nachsteuer auf 300 % durch den damaligen Bürgermeister der Stadt Steyr, die Unsicherheit auf den Straßen, sowie die Einziehung und Vernichtung protestantischer Bücher.

Nach Meinung der Bauern müsse der Kaiser als Landesfürst eingreifen, bevor das Land und deren Bewohner gänzlich ruiniert werden. Unter Beteuerung der Untertanentreue erhoben sie neuerlich die Forderung nach Religionsfreiheit und verwiesen dabei auf die Resolution von 1609.7)

 

 

  1. Khevenhüller, X, S. 1141. — Stieve, S. 122, Anm. 2; Unter den Abgesandten waren keine Steyrer.
  2. Stieve, S. 134. —
  3. Text der Schrift nach der Edition in Stieve ii, S. 260 ff., Beilage II.
  4. Stieve, S. 175, Anm. 4, Aussage Dr. Holzmüllner bei einem späteren Verhör: Im Juni hat er den Richter und einige Ratsherren in Gmunden im Beisein „drei tisch voller paurn proponiert, man solle die gravamina zusamen tragen!“
  5. Stieve, S. 175. —
  6. Stieve, S. 175. — Kurz I, S. 361. —
  7. Anm. 3.

 

Die Ständeversammlung in Steyr

Am 6. Juli 1626 kam es zu den ersten Verhandlungen zwischen den Ständen und den Vertretern der Städte Steyr, Wels und Vöcklabruck. Die Eisenstadt Steyr war durch Wolf Madlseder, Kosmas Mann, Joachim Händl, Kaspar Reinhard, Hans Himmelberger und Abraham Schröffl vertreten. Als Tagungslokal wählte man das „Hirschenhaus“ am Stadtplatz.1)

Auf der Tagesordnung der Beratungen standen:

  • die Aufhebung der Belagerung von Linz,
  • Verhandlungen mit den Bauern, die der Kaiser in Enns abhalten wollte,
  • die Abwendung des von den Bauern geforderten Zuzuges des Adels und die Stellung der Gültpferde und
  • die Entlassung der kaiserlichen Kommissäre und die Förderung der weiteren Verhandlungen. Das Protokoll wurde von dem Steyrer Bürger Valentin Preuenhueber geführt.2)

Den Ständemitgliedern wurde am Eröffnungstag der Versammlung ein Schreiben des Kaisers präsentiert, in dem dieser die sofortige Freilassung der Kommissare forderte. Darüber hinaus wurde diesen verboten, sich in irgendeiner Form an den Angelegenheiten der Stände zu beteiligen. Diese waren nämlich beim Wiener Hof in Verdacht geraten, „als lägen sie mit den Bauern unter der Decke!“3)

Von den Bauern wurden die protestantischen Stände gefragt, ob sie sich in der Religionsangelegenheit mit ihnen solidarisch erklären wollten. Hier wurde wiederum offenbar, dass auch gemeinsame religiöse Interessen die soziale Kluft zu den Ständen nicht überbrücken konnten. Der Vertreter Steyrs Madlseder vermerkte dabei bitter, die Adeligen könnten ihre Güter verkaufen und auswandern, die Bürger und Bauern dagegen müssten im „Seelenbad“ verbleiben, denn die Landleute waren auch hier die rechtlich Bessergestellten, vor denen sogar die landesherrliche Macht haltmachte. In diesen Verhandlungen machten sich Madlseder und Dr. Holzmüllner schuldig. Besonders Dr. Holzmüllner trat öffentlich als Anwalt der Bauern auf und brachte deren Forderungen vor.4) So seien nach Ansicht Holzmüllners den Bauern unerschwingliche Forderungen aufgelastet worden. Die Bauern wollten zwar auswandern, doch einerseits konnten die Liegenschaften nicht veräußert werden, andererseits wurden ihnen von den Obrigkeiten die unbedingt notwendigen Passbriefe verweigert. Die Bauern kämpften auch nicht gegen die Obrigkeit, sondern ausschließlich gegen das Vorgehen des Statthalters und seiner Kriegsknechte, das sich ja im Frankenburger Würfelspiel und dem anschließenden Blutgericht gezeigt habe. Der Tyrannei der bairischen Soldaten sei der Bauer schutzlos preisgegeben. Nach dem natürlichen Recht jedes Lebewesens haben sich die Bauern gewehrt, und diese Verteidigung könne ihnen doch nicht als Unrecht angelastet werden. Ausschreitungen seien bei dem Umfang der Aktionen nicht vermeidbar gewesen. Sie wollten nur die freie Religionsausübung wie sie vor der Gegenreformation zugestanden gewesen war.5)

Mit den Ständen konnten es die Bauern auf keinen Streit ankommen lassen, wurden diese für diplomatische Aktionen benötigt, weil es ihnen selbst an den nötigen Qualitäten fehlte. Die Adeligen sollten mit dem Kaiser und dem bairischen Pfandherrn die Verhandlungen bezüglich der Glaubensfreiheit führen und den befürchteten Einfall weiteren Kriegsvolkes verhindern.

Die Stände zeigten dagegen wenig Lust, sich von den Bauern beauftragen zu lassen, wagten doch keine Ablehnung und mussten zu ihren Gunsten die Sache möglichst in die Länge ziehen. Zuerst ersuchten sie die Bauern, die kaiserlichen Kommissare zu enthaften.6)

Dr. Holzmüllner machte dagegen weitere Anstrengungen, den Adel zu binden. Er bot im Namen der Bauernschaft den Ständen sogar die gesamte Leitung der Unterhandlungen an und forderte sie auf, Mitglieder für die Bauernausschüsse zu stellen. Die Stände sollten auch vorschlagen, welcher Mann nach dem Tod Stefan Fadingers die Führung der Bauern übernehmen solle. Die Stände forderten die Bauern zum wiederholten Male auf, die Kommissare freizulassen und die Feindseligkeiten einzustellen. Doch der zweite Verhandlungstag endete ohne Ergebnis.

An den nächsten Tagen gingen die Verhandlungen in Steyr weiter. Wahrscheinlich unter dem Eindruck des Todes des Bauernführers Fadinger vollzog sich in der Bauernschaft ein augenfälliger Umschwung. Die Bauern waren Kompromissen geneigter, vor allem deshalb, weil bei weiterer Festhaltung der Kommissare in der Steyrer Burg mit Gewaltmaßnahmen zu rechnen war. Die Bauern wollten die Angelegenheit nicht auf die Spitze treiben.8)

Die Bauern sollten sofort Abordnungen nach Wien und München entsenden, damit der Einfall weiteren Kriegsvolkes im Lande ob der Enns verhütet werde. Das Begehren der Stände um Freilassung der Kommissäre wurde den Bauern in das Linzer Lager weitergegeben. Neuerlich forderten die Bauern eine Entscheidung des Adels, ob er in Sachen der Religion und Landesverteidigung mit ihnen gemeinsam vorgehen werde. Die Stände gaben wieder eine ausweichende Antwort.9)

Nach dem Tod Fadingers und Zellers ging die Führung der Bauern vor allem an Wolf Madlseder und Lazarus Holzmüllner über. Im Gegensatz zu den einfachen Bauern setzten diese in Verhandlungen mit den kaiserlichen Kommissaren und den Ständen kein allzu großes Vertrauen. Andererseits waren Madlseder und Dr. Holzmüllner wenig geeignet, um durch persönliche Tatkraft und Beispiele wie Achaz Wiellinger, die Bauern zu erwünschten militärischen Erfolgen zu führen. Manche Bauern strebten sogar einen Vergleich mit dem bairischen Pfandherrn und den kaiserlichen Landesherrn an. Der Tod Fadingers machte viele Landleute der ihnen gerecht erscheinenden Sache unsicher.

Am dritten Verhandlungstag — am 8. Juli 1626 — hatten die Bauern einzelnen Ständevertretern etwas Vertrauliches mitzuteilen. Diese wollten sich nicht auf ein geheimes Gespräch einlassen, zumal sie beim Kaiser in Verdacht standen, mit den Bauern zu einer separatistischen Regelung kommen zu wollen.10)

Schon vor dem Tode Fadingers hatte sich bei den Bauern ein Fremder namens Johannes Scultetus gemeldet, mit der Nachricht, sein Herr König Christian IV. von Dänemark wolle den Bauern durch Entsendung von Kriegsvolk helfen, aber nicht mit der Absicht, den angestammten Landesherrn das Land ob der Enns zu entfremden, sondern um den protestantischen Glaubensgenossen in ihrer gerechten Sache beizustehen.

Diesen Boten brachten die Bauern nach Steyr und hielten ihn hier fest.11) Mit Scultetus, der sein Beglaubigungsschreiben nicht im Original vorweisen konnte, dürfen sie nicht verhandeln, erklärten die Ständevertreter, läge doch sein Auftraggeber mit ihrem kaiserlichen Herrn im Kriege. Die Bauern sollen die Sache den kaiserlichen Kommissaren vortragen. Gleichzeitig erstatteten sie selbst den Kommissären und den Ständen in Linz darüber Bericht.12)

Die Bauern nahmen mit den im Schloss internierten Kommissaren Verbindung auf und teilten diesen die Nachricht des Scultetus mit, der dänische König werde ihnen Hilfe leisten. Die Bauern selbst waren nicht überzeugt, denn sie erbaten andererseits vom kaiserlichen Hof Bescheid, was sie mit dem Scultetus machen sollten. Sie erklärten sich sogar bereit, diesen nach Wien auszuliefern. Schon am 17. Juli reisten die Gesandten der Bauern von Wien nach Steyr ab, mit dem Befehl in der Tasche, Scultetus solle nach Wien überstellt werden. Doch die Übergabe wusste Madlseder zu verhindern. Er schickte Scultetus von Steyr in das Weiberauer Lager, zu den Bauern, die mit den in Steyr vereinbarten Maßnahmen ohnehin nicht zufrieden waren.13)

Im Weiberauer Lager wiederholte Scultetus die Absichten seines Herrn, die Bauern mit Kriegsvolk und mit Lieferung von Pulver und Munition zu unterstützen. Doch die Bauern antworteten, sie benötigen nur Ausrüstung. Mutige Männer hätten sie selbst genug. Ohne vertragliche Fixierung reiste Scultetus weiter. Dem Adjutanten des Achaz Wiellinger, dem ehemaligen Bäckermeister aus Steyr, Tobias Angerholzer, hinterließ er eine Geheimschrift für den vereinbarten Briefverkehr.14)

Dieser Scultetus scheint wirklich ein Hofmann des Christian von Dänemark gewesen zu sein. Er soll von Wolfenbüttel durch Sachsen nach Leitmeritz, nach Prag und Krumau in unsere Gegend gekommen sein. Nach der anfänglichen Verbindungsaufnahme mit Sigmund Rudolf von Polhaim konnte Scultetus den Bauern das Angebot seines Königs überbringen. Nach anderen Schilderungen soll Scultetus von Balthasar Mayr über Urfahr nach Steyr gebracht worden sein. Die Bauern sollten Scultetus verhaftet haben, weil er ihnen verdächtig erschienen war. In Steyr selbst war Johannes Scultetus über Anweisung von Wolf Madlseder im Hause des Leonhard Püstrich einquartiert worden.15) Von einer Verhaftung kann sicherlich keine Rede sein, eher, dass Madlseder in dieser Form mit dem geheimnisvollen Mann in Verbindung kommen wollte.

Bekanntlich konnte oder wollte Scultetus weder den Ständevertretern noch den Bauern sein Originalbeglaubigungsschreiben vorlegen. Es lag immer nur eine Abschrift vor, die überdies formale Fehler aufwies.16) Auffällig war es auch, dass Scultetus nach dem Verlassen des Lagers zu Weiberau nichts mehr von sich hören ließ. Auch konnte nach der Niederschlagung des Aufstandes bei den Verhören keine weitere Verbindung der Bauern mit Scultetus festgestellt werden. So scheint die Annahme berechtigt, dass Scultetus von seinem Herrn, dem dänischen König, nur mit Erkundigungen hinsichtlich der Bauern und deren Lage beauftragt gewesen oder dass Scultetus eigenmächtig mit einem gefälschten Beglaubigungsschreiben in das Land ob der Enns gekommen war.17)

Eine andere Hypothese ist, Johannes Scultetus sei ein Strohmann des Wolf Madlseder und des Dr. Lazarus Holzmüllner gewesen. Denn in Steyr verkehrte Scultetus nur mit Dr. Johannes Joachim Anomäus, den er wahrscheinlich von früher her kannte, mit Hans Hausleitner und natürlich mit Wolf Madlseder und Dr. Holzmüllner. Von den Ständevertretern hielt sich Scultetus auffällig fern. Für diese These spricht auch die Form des wahrscheinlich gefälschten Beglaubigungsschreibens und die Verhinderung der Auslieferung des Scultetus durch Wolf Madlseder an den kaiserlichen Hof.

Madlseder und Dr. Holzmüllner konnten auf die schon damals reichen Bestände des Archives der Stadt Steyr für Muster zurückgreifen. Mit dem genauen Stil fürstlicher Kanzleien waren sie kaum vertraut. Die Zusage des Scultetus lautete außerdem auf die Lieferung von Pulver und Munition. Dieses Manko war gerade zu dieser Zeit bei den Bauern sehr akut. Die versprochene Hilfe konnte den schwindenden Kampfwillen neu aufflammen lassen, was besonders für die Moral der Bauern vor Linz von großer Wichtigkeit war.18)

Als Madlseder Scultetus vor der drohenden Auslieferung den Bauernausschüssen in Steyr entzog, begleitete diesen Dr. Anomäus ein Stück des Weges.19) Im Juli vernahm man dann noch als Gerücht, Graf Mansfeld führe vierzehntausend Gewehre mit sich, die Scultetus den Bauern zugesagt hätte.20)

Das Zwischenspiel mit Johannes Scultetus hatte auf die Steyrer Verhandlungen keinen Einfluss. Am 9. Juli 1626 erklärten sich die Bauernausschüsse bereit, eine Abordnung nach Linz zu entsenden. Doch blieb es nur bei der Absicht. Auf die Urgenz der Stände erklärten die Bauern, sie könnten niemanden nach Linz gehen lassen, weil sich Herberstorff gegen Abgesandte sehr feindlich verhalte. Am 9. Juli wurden auch die Kommissare freigelassen. Doch mussten diese versprechen, die Forderungen der Bauern alsbald dem Kaiser vorzutragen.

Den abreisenden Kommissaren wurde die fertige Beschwerde der Steyrer Bürgerschaft aus unbekannten Gründen nicht mitgegeben. Kaspar Reinhard und Kosmas Mann hatten die Beschwerdepunkte gesammelt, Wolf Madlseder und Dr. Holzmüllner das Dokument abgefasst. Die Kommissare verließen die Stadt am 12. Juli 1626.21)

Die Beschwerdeschrift der Steyrer Bürgerschaft, die zurückgeblieben war, beschäftigte sich mit der Ursache des Aufstandes, die nach Ansicht der Steyrer in der strengen gegenreformatorischen Tätigkeit des Statthalters und in den unerschwinglichen Besatzungskosten zu suchen waren. Besonders angeführt wurden die bairischen Soldaten und deren Exzesse. Der Kern der Forderungen war die freie Ausübung der protestantischen Religion, alles Argumente, die Dr. Lazarus Holzmüllner am 6. Juli 1626 in der Ständeversammlung vorgebracht hatte.

Auffallend war es, dass sich die freigelassenen Kommissare nicht wie sie versprochen hatten, nach Enns begaben, sondern sich eiligst über die niederösterreichische Grenze gegen St. Peter in der Au entfernten.22) Als am 7. Juli 1626 die bairischen Kommissare von Passau nach München abberufen worden waren, verstärkte sich bei den Bauern der Verdacht, dass nun mit militärischen Aktionen zu rechnen sei. Von den Bauern vor Linz kam ein scharfes Schreiben an die Stände in der belagerten Stadt. Patente der Stände und des Stadthalters Herberstorff waren die Antwort. Herberstorff bezweifelte die Legalität der Zusammenkunft in Steyr, weil sie ohne seine Zustimmung und die der Stände sowie mit Druck auf die kaiserlichen Kommissare zustande gekommen war.

In Steyr selbst tagten noch immer die Stände mit den Städtevertretern, obwohl diesen der Statthalter schon am 9. Juli 1626 befohlen hatte, nach Linz zu kommen. Als die Kommissare abgereist waren, fassten die Stände am 13. Juli 1626 den Beschluss, die Eisenstadt zu verlassen. Sie kehrten aber nicht in die Hauptstadt zurück, sondern vereinbarten eine neuerliche Zusammenkunft für den 16. Juli in Wels.23)

Im Lager der Bauern selbst gab es verschiedene Einschätzungen der momentanen militärischen Lage. Die Bauernausschüsse im Linzer Lager und in Steyr nahmen eine Bedrohung aus dem Osten an, die im Weiberauer Lager befürchteten einen bairischen Angriff.24)

Am 13. Juli 1626 war die Kette bei Aschach, die die Donau gegen den bairischen Nachschub nach Linz sperren sollte, gesprengt worden. Fünf Schiffe mit Proviant und Munition sowie fünfhundert Mann waren ungehindert nach Linz gekommen. Die notwendig gewordene Anfertigung einer neuen Kette durch die Steyrer sollte diese auch noch später beschäftigen.25)

In Erwartung von Kriegshandlungen waren die Bauern bestrebt, ihre militärische Position zu stärken. So war am 14. Juli 1626 Kilian Hötzenbauer damit beauftragt, die Landbevölkerung um Losenstein, Ternberg, Reichraming und Weyer zu mobilisieren, eine Aktion, die mehr als zweihundert Mann einbrachte. In der Neustift wurden dagegen die Werber von ihren eigenen Standesgenossen vertrieben. Hötzenbauer führte über Befehl von Madlseder die Losensteiner Bauern als Verstärkung ins Linzer Lager.26)

Die Versammlung in Wels — von Steyr nahmen Madlseder und Schröffl teil — sprachen sich gegen den geplanten Sturm auf Linz aus. Dieser wurde dennoch am 21. Juli durchgeführt und scheiterte. Die Bauern verloren bei diesem Angriff an die fünfhundert Mann. Madlseder weigerte sich darauf ins Linzer Lager zu kommen. Andererseits erklärte sich Holzleitner nicht bereit, ohne Madlseder oder Dr. Holzmüllner sich in Verhandlungen mit Herberstorff einzulassen.27)

Die verwundeten Bauern des Angriffes ließ der Statthalter laben und verbinden, die Gefangenen bekamen ihre Freiheit wieder, mit dem Auftrag, sich nach Hause zu begeben und sich nicht von ihren Führern zu weiterer Rebellion bewegen zu lassen.28)

Nach diesem Sieg erfolgte der Gegenstoß. Zwei Tage später rückten die kaiserlichen Truppen unter ihren Obersten Freiherrn Hans Christoph Löbl auf Greinburg und Weikhart von Auersperg aus Niederösterreich heran. Dies war auch ein Bruch der Versprechen der von den Kommissaren in Steyr gemachten Zusagen. Dieser Angriff folgte überraschend, glaubte doch ein Großteil der Bauern, aus dem Westen werde der Gegenschlag erfolgen.29)

Am 24. Juli 1626 erschienen die kaiserlichen Truppen vor Enns, das sie schon am nächsten Morgen befreiten. Nach diesem Erfolg wurde das Bauernlager zu Ebelsberg auseinandergetrieben.30) Die geflohenen Bauern von Enns und die Landleute der Umgebung flohen vor Löbl in die noch von den aufrührerischen Bauern gehaltene Eisenstadt. Kaiserliche Reiter rückten gegen Steyr vor und zündeten mehrere Bauernhöfe an, erbeuteten über zweihundert Stück Vieh, das sie in ihren nunmehrigen Stützpunkt Enns brachten. Die wachsende Gefahr durch die herannahenden kaiserlichen Truppen bewogen viele Bauern nach Hause zurückzukehren.31)

Unter diesem Druck wurde am 26. Juli 1626 das Aufgebot des Adels erneuert und viele Landleute mussten unter Drohungen zur Stellung in eines der Bauernlager oder nach Wels zur noch tagenden Ständeversammlung gezwungen werden. Bei Steyr und Neuhofen wurden neue Stützpunkte der Bauern errichtet. Gleichzeitig ließ Madlseder an der niederösterreichischen Grenze Wachen aufziehen und die Wege durch Verhaue absperren, wie er es bereits 1619 als ständischer Kriegskommissar getan hatte.32)

Das Problem der Verteidigung der Stadt Steyr war für die Bauern und deren Sympathisanten akut geworden. Am 26. Juli wurde Friedrich Ecker [Eckhart) zum Hauptmann und Gottlieb Hoffmann zum Leutnant bestellt. Bisher hatte den Oberbefehl in Steyr der Wirt von Laakirchen Neumüller innegehabt.33)

Das Vorrücken kaiserlichen Kriegsvolkes machte die Bauern in der Eisenstadt gereizter. In der Bürgerschaft gab es drei Gruppen. Die bemittelten Bürger zogen sich zurück, wenn sie mit den Bauern sympathisiert oder Partei ergriffen hatten, die katholischen Bürger sehnten das kaiserliche Kriegsvolk als Befreier herbei und traten mit diesem in geheime Verbindung. Mit der jeweils herrschenden Macht hielten es nur die untersten sozialen Schichten. Sie waren es auch, die sich an den anfänglichen Plünderungen der Bauern beteiligten und werden es auch sein, die sich nach dem Sieg der Kaiserlichen, ähnlich den Soldaten, an dem Gute der geflohenen Protestanten und Bauernführer gütlich tun werden.34)

Unter dem Schutz der Bauern fingen übermütige Burschen an 27. Juli 1626 einige kaiserliche Reiter vor der Stadt. Am gleichen Tag wurde von Bauern und Bürgern das Stift Gleink geplündert. Es wurde dort „uebel gehaust, alles darinnen erschlagen, Thruchen vnd Cästen aufgehackht vnd guete Beuth gemacht!“ Den dort gefundenen Wein brachten die Bauern in die Stadt um ihn beim Gastgeb Christoph Gstöttner um acht Kreuzer pro Kanne zu verkaufen. Der Erlös sollte dem Ankauf von Pulver und Munition dienen.35)

Der akute Pulver- und Munitionsmangel bewog die Bauern schon am nächsten Tag unter der Führung des Bauernhauptmannes Neumüllner und des Basti Pollhammer neuerlich das Kloster Garsten aufzusuchen. Es wurden Waffen gefunden, die man nach Steyr brachte. Auch Steyrer Bürgerhäuser wurden mit Nachforschungen behelligt. Bei Max Wuschletitsch in der Enge (heute Nr. 9) fand man ein Fass Salpeter.36)

Da am 28. Juli sich noch der Hauptmann Neumüllner in der Stadt befand und auch von Zetl als solcher bezeichnet wurde, ist anzunehmen, dass Hoffmann und Ecker ihre Funktionen als Hauptmann bzw. als Leutnant erst nach dem 28. Juli angetreten haben.37)

Die Bauern setzten ihre bisher erfolgreiche Suche in der Burg fort. Dort wurde die Rüstkammer aufgebrochen, die Waffen und Rüstungen entfernt. Sogar die Dienstschwerter des Stiftes Seitenstetten wurden mitgenommen. Der Rentmeister Adam Wolf wurde verjagt, die Räume des herrschaftlichen Pflegers geplündert und verwüstet. Der Schaden wurde mit einhundert Gulden beziffert. Neuerlich brach man in das Haus des geflüchteten Stadtrichters Niklas Frizler, in das Bummerlhaus ein. Der schon bei der Plünderung von Garsten sich unrühmlich hervorgetane Basti Pollhammer entwendete das dort aufbewahrte Stadtrichterschwert samt dem Szepter (gemeint ist sicherlich der zugehörige Bannrichterstab) und brachte diese städtischen Rechtsinsignien in das Haus des „angesetzten“ Stadtrichters Hans Himmelberger. Die Bürger Zetl und Dill waren Zeugen der Übergabe.38)

In Steyr wechselte die Schulkirche wieder ihren Besitzer und Benützer. Madlseder gab das erst vor kurzem der katholischen Kirche zurückgegebene Gotteshaus wiederum den Protestanten.39)

Am 29. Juli 1626 kam der nunmehrige Bauernführer Achaz WielIinger mit zweitausend seiner „schwarzen Bauern“ in die Eisenstadt. Diese gehörten zu den Elitetruppen der Bauern, waren ob ihrer Grausamkeit gefürchtet und wurden von den Soldaten „Waldteufl“ genannt. Wiellinger ließ die gesamte Bürgerschaft vor dem Rathaus versammeln und befragte sie eindringlich, ob sie noch entschlossen wäre, mit der Bauernschaft zu leben und zu sterben. Cosmas Mann als Sprecher der Bürgerschaft antwortete, sie seien willens alles zu tun, sofern diese Handlungen nicht gegen den Kaiser gerichtet seien. Am gleichen Tag mussten die Bürger nochmals — diesmal bewaffnet — am Stadtplatz erscheinen. Unwillige wurden mit Schlägen dazu gebracht. Am Nachmittag war allgemeiner Aufbruch. Die durch das Steyrer Aufgebot verstärkte Bauernmacht zog gegen St. Florian. Ein Teil der Bürger richtete schon am Tabor ein Lager ein.40)

Am 30. Juli 1626 verließ der neubestellte Hauptmann Ecker heimlich die Stadt und entzog sich so der eidlich übernommenen Aufgabe. Diesem Beispiel folgten einige katholische Bürger, da sie Übergriffe der immer gereizter werdenden Bauern fürchteten. Die Protestanten ließen die Nachricht aussprengen, sie werden alle Katholiken mit Hilfe der Bauern erschlagen. Einige kamen trotz aller Vorsicht zum Handkuss, wie der Handschuhmacher Adam Putzer und der Bürger Stefan Ganseder. Beide konnten sich aber den Misshandlungen durch die Flucht in ihre Häuser entziehen. Hauptmann Neumüllner übernahm nach der Flucht Eckers wiederum seine frühere Funktion in der Stadt.41)

Als die Gefahr für die Bauern immer größer wurde, war es auch mit deren Einigkeit vorbei. Anfang August wollten die Bauern aus Kremsmünsterer Pfarren nichts mehr mit den Aufständischen zu tun haben. Doch die Rache folgte aus den eigenen Reihen. Zweitausend Bauern aus dem Hauptlager zu Linz trieben alles Vieh weg, plünderten die Häuser ihrer eigenen Standesgenossen, brannten die Pfarrhöfe in Viechtwang und Pettenbach nieder.42)

Wolf Madlseder kam durch die Bauern selbst in Gefahr. Er widerstrebte der Auslieferung des Scultetus und hatte ihn sogar gewarnt. Er war nicht bereit gewesen, nach der Niederlage vor Linz in das dortige Bauernlager zu kommen, um Verhandlungen zu führen. Madlseder wurde auf Befehl anderer Bauernführer — wahrscheinlich vor allem des Hausleitners — verhaftet und am 3. August 1626 von einem Schwurgericht der Bauern zum Tode durch den Strang verurteilt. Sein Vermögen wurde für verfallen erklärt. Die ihm zur Last gelegten Verbrechen an der Sache der Bauern lauteten: dass er den Johannes Scultetus ohne Vorwissen der Bauern, die diesen an die Stände bzw. an den Kaiser ausliefern wollten, freigelassen habe und dass auf seinen Rat die kaiserlichen Kommissare gefangen, nach Steyr geführt und hier so lange festgehalten worden wären. Das zweite Vergehen sei der Grund geworden, dass das kaiserliche Kriegsvolk ins „Landl“ eingebrochen wäre.

Das Urteil wurde nicht vollstreckt, obwohl Madlseder in das Lager vor Linz gebracht worden war. Wie sich Madlseder aus dieser gefährlichen Lage befreien konnte, ist nicht bekannt. Schon am 6. August 1626 befand er sich bei der ständischen Versammlung in Wels.43)

Bekanntlich war die Kette, die die Donau bei Aschach gegen Nachschub absperrten, um die Mitte des Monats Juli gebrochen. Die Steyrer Schmiede waren von Madlseder und Wiellinger beauftragt worden, eine neue Kette zu machen. Sie wurde zweihundert Meter lang und 7500 kg schwer, wobei jedes Glied zehn kg wog. Das Eisen hatte die Hauptgewerkschaft zu liefern. Am 4. August 1626 war die Arbeit vollendet, worauf die Bauern die Kette nach Neuhaus brachten und dort mit drei anderen Ketten und zwei Seilen die Donau neuerlich sperrten.44)

Gegen die kaiserlichen Streifzüge und gegen einen direkten Angriff wollten sich die Bauern schützen. So begannen sie am 8. August mit dem Bau einer großen Schanze beim Ramingsteg, während die Bürger der Stadt angehalten wurden, Wache zu halten. Die Bauern scheinen sich der Steyrer Bürger nicht mehr allzu sicher gewesen zu sein, denn die Wachen der Steyrer wurden nur an unwichtigen Stellen postiert. Die Bauern hielten dagegen Wache an den Stadttoren.45)

Da die Bauern viel Verstärkung in Steyr zusammenzogen, wurden die Bürger mit Einquartierung belastet. Auch Zetl hatte in seinem in Ennsdorf gelegenen Haus drei unfreiwillige Untermieter. „Sie kundten ihr Sachen so guett fordern alss die Soldaten!“46)

Mit den kaiserlichen Truppen zu Enns waren die katholischen Bürger in geheimer Verbindung. Am 5. August brachte der Steyrer Barbier Hans Lutz für die bevorstehende Befreiung der Eisenstadt „Salva Guardia-Pässe“ vom kaiserlichen Obersten Löbl für seine Glaubensgenossen mit. Diese Freibriefe sollten dazu dienen, im Falle das kaiserliche Kriegsvolk nach Steyr käme, den katholischen und kaisertreuen Bürgern Anfechtungen und Behelligungen seitens der Soldateska erspart würden.47)

Am 17. August 1626 kam es zwischen den Bauern unter Achaz Wiellinger und den Kaiserlichen unter dem Obersten Löbl zwischen Neukirchen und Ansfelden zu einer Schlacht, die mit einer Niederlage der Bauern endete. Die Bauern hatten sich zwar tapfer gewehrt, waren aber den geübten Truppen Löbls unterlegen. Der Bauernhauptmann Wiellinger wurde verwundet. Er bekam einen Schuss in die linke Hand, reiste mit zwei Pferden und zwölf Reitern in die Eisenstadt und ließ sich hier vom Stadtbader die Kugel entfernen. Nach zwei Tagen Aufenthalt reiste er nach Lambach und Wels weiter.48)

Am Tag der Schlacht zu Neukirchen fingen die Bauern einen Schneidersohn aus Garsten, der in Enns bei den kaiserlichen Truppen gewesen war. Sie brachten ihn in die Stadt und verhörten ihn im Hause des Bürgers Wurstenhofer, wo der Bauernhauptmann Neumüllner sein Quartier hatte.49)

Die geheimen Verbindungen der katholischen Steyrer Bürger mit den Kaiserlichen waren inzwischen ruchbar geworden und die Bauern wollten von dem Gefangenen wissen, welche Steyrer er in Enns gesehen habe. Er berichtete, der „Satz“, der Raab, der Schweinzberger, der Barbier Lutz, der Luckner zu Losenstein, der Müller von den Zwischenbrücken Urban Schneider, seien noch bei den Kaiserlichen. Jakob Zetl wurde von seinen Nachbarn angezeigt, er habe mit den kaiserlichen Truppen zu Enns korrespondiert. Die durch den Schneidersohn Beschuldigten wurden sofort verhaftet. Ihnen wurde das Abschneiden der Nase und der Ohren angedroht. Auch Zetls Schwager, der Bäckermeister Hans Mayr wurde beschuldigt, einen kaiserlichen „Salva-Guardia-Pass“ zu besitzen. Zwanzig Musketiere wurden zur Verhaftung des Jakob Zetl nach Ennsdorf ausgesendet. Der Fahndungstrupp begegnete dem Gesuchten auf der Ennsbrücke, erkannten ihn jedoch nicht. Ein begleitender Uhrmachergeselle verriet Zetls Anwesenheit, trotzdem nahmen sie irrtümlich den Begleiter Zetls Hans Helfensdorfer fest und ließen Zetl unbehelligt. Aber der Uhrmachergeselle lief den Bauern nach und machte sie auf den Irrtum aufmerksam. Die Bauern ließen nunmehr Helfensdorfer frei, eilten Zetl nach und nahmen ihn „gleich am Eckh bey Hannss Lang Rathschmitt“ fest und führten ihn in des Hauptmanns Neumüllner Quartier auf dem Stadtplatz.50)

Mit dem Verhör wurde sofort begonnen. Zetl leugnete anfangs, dass er einen „Salva-Guardia-Pass“ besäße. Doch als die Bauern mit Gewalt auf ihn eindrangen, gestand er, dass ihm ein Pass ungebetener Weise aus Enns geschickt worden wäre. Der schon durch mehrere Ausschreitungen bekannte Bauer Basti Pollhammer zog den Säbel und wollte Zetl den Kopf abschlagen. Neumüllner musste dies verhindern. Er bezichtigte Zetl, er habe den kaiserlichen Obersten geschrieben, wie stark die Bauern in Steyr seien. Darauf forderte Zetl eine Gegenüberstellung mit dem Garstner Schneidersohn. Dieser sagte dann aus, er hätte Zetl nie in Enns gesehen. Aus Wut zog nun Neumüllner die Waffe und wollte Zetl den Kopf spalten. Die anderen Bauernführer hinderten ihn daran und bedeuteten Neumüllner, so könne er mit Bürgern nicht umgehen. Als sich Zetl weigerte, Steyrer Bürger anzugeben, die den kaiserlichen Passbrief besäßen, befahl Neumüllner seinem Leibschützen, einem Fischer aus Enns, dem Zetl die Nase und die Ohren abzuschneiden. Zetl bat, man möchte ihm lediglich die Ohren abschneiden, die Nase sollen sie ihm stehen lassen. Ein Bauernführer aus der Steyrer Bürgerschaft (der junge) Markgraber rettete ihn vor dieser Behandlung.51)

Die Bauern fällten dann das Urteil. Zetl solle in das Dominikanerkloster geführt werden und jeden Tag zwei Schüsse in Arm und Bein erhalten. Auch die anderen Angeklagten wurden ins Gefängnis geworfen. Bei seinem Gang in den Arrest wurde Zetl von seinen Mitbürgern geschmäht, vor allem von deren Frauen, denn es hieß, die Katholiken wollen die Stadt den kaiserlichen Truppen übergeben.52)

Zetl sollte im Gefängnis in Eisen geschlossen werden, doch der Nachrichter kam diesem Befehl der Bauern nicht nach, über Intervention von Hans Himmelberger und Abraham Schröffl wurde Zetl gegen Zahlung von sechs Reichstalern an Neumüllner aus dem Gefängnis entlassen.53)

Eine weitere Ausschreitung der Bauern in Steyr forderte dagegen einen Toten. Am 20. August 1626 verhafteten die Bauern den Sierninger Bader, nachdem bei diesem ein Schreiben der kaiserlichen Truppen gefunden worden war, die ihre baldige Ankunft in der Eisenstadt ankündigten. Die Bauern brachten den Bader in die Stadt und wollten ihn beim Dominikanerkloster sofort töten. Nach einem Aufenthalt im Gerichtshaus brachten sie ihn und vier gefangene kaiserliche Soldaten zum Taborfriedhof. Himmelberger und Schröffl wollten die Hinrichtung verhindern, eilten den Bauern nach, erreichten sie in der Gleinker Gasse, machten ihnen Vorhaltungen, diese Gewalttat müsse die Stadt entgelten. So kamen die Soldaten frei, doch für den Bader gab es keine Gnade. Die Bauern „führten ihn fort hinaus zu dem Kreuz, allwo die Kreuzigung Christi vorgebildet ist, alda gaben sie ihm vier Schuß, darvon er seinen Geist aufgeben mußte und weil er katholisch war, ist er hinaus auf Sierning geführt und dort begraben worden. Er hatte sein Weib und fünf kleine Kinder zu Sierning, gleichwohl war keine Barmherzigkeit bei den ruchlosen Bauern!“ — so Zetl.54)

 

  1. Stadtplatz 13, heute Kreisgericht. — Dieses Haus hatte den Namen von der Besitzerfamilie Hirsch, die seit der Mitte des 16. Jahrhunderts bis gegen 1613 das Haus innehatte. — Krenn, H. 146. — Stieve, S. 162. —
  2. Czerny, Blätter, S. 182. — Kurz I, S. 247 f. —
  3. Czerny, Blätter, S. 182. — Kammerhofer, S. 169. —
  4. Kammerhofer, S. 171. — Stieve, S. 164 f. —
  5. Kammerhofer, S. 172, f. — Stieve, S. 164 f. —
  6. Kammerhofer, S.173. —
  7. Kammerhofer, S. 174 f. — Stieve, S. 166. —
  8. Kammerhofer, S. 176. — Kurz I, S. 265. —
  9. Kammerhofer, S. 177. —
  10. Kammerhofer, S. 178. — Khevenhiller X, 1143 f. —
  11. Stieve 167. —
  12. Khevenhiller X, 1143 f. — Kammerhofer, S.179. —
  13. Stieve, S. 168, Anm. 3: Aussage Achaz Wiellingers: ……der Madlseder hab dem sculteto davongeholfen! Wiellinger, Schröffl, Madlseder vnd Hausleitner sein dabei gewesen.“
  14. Stieve, S. 169. — Kammerhofer, S.179. —
  15. Stieve, S. 169. — Haus Grünmarkt Nr. 23 — Ennskai Nr. 44, Leonhard Püstrich, Handelsmann, 1620 bis 1628. — StB 1620, S. 48. — Püstrich emigrierte 1628. — Krenn, H. 119. — StA; K XI, L 24, Nr. 1735 (1627, Nr. 49). —
  16. Stieve, S. 170. — Welser Beschreibung, S.65. — Kurz I, S. 270. —
  17. Stieve, S. 172. — Jakob Zetl schweigt über Scultetus.
  18. Stieve, S. 172. —
  19. Stieve, S. 172, Anm. 3. — Dr. Johannes Joachim Anomäus erwarb vor 1620 durch Heirat ein Haus auf dem Areal des späteren Zölestinerinnenklosters „am Berg“ und des heutigen kreisgerichtlichen Gefangenenhauses in der Berggasse (Nr. 6 und 8), das er bis zu seinem Tode, am 14. Dezember 1630 besaß. — Lindner, S. 258. — Anomäus war ein halbes Jahr vor seinem Tode katholisch geworden und hatte in dem genannten Haus eine schöne Kapelle errichtet. — Zetl, S. 113. — vgl. Volker Lutz, Das Zölestinerinnenkloster, unveröffentlichtes Manuskript.
  20. Stieve, S. 206, Anm. 3. —
  21. Kammerhofer, S. 183 f. — Stieve, S. 175. — Merkwürdig schlecht zeigt sich Zetl (S. 59) unterrichtet. Er lässt die Ständeversammlung am 2. Juli 1626 beginnen und die Kommissare am 4. Juli „vmb die Statt spazieren fahren!“.
  22. Stieve, S. 176. — Zetl, S. 59 (fälschlich f. 4. Juli).
  23. Kammerhofer, S. 184 ff. — Stieve, S. 184. —
  24. Kammerhofer, S.182. —
  25. Zetl, S. 60. —
  26. Kammerhofer, S. 187. — Zetl, S. 60. — Stieve, S. 192, Anm. 2. — Hötzenbauer wurde am gleichen Tag wie Madlseder in Linz hingerichtet. — Stieve, S. 313. —
  27. Kammerhofer, S. 192. — Stieve, S. 193. —
  28. Czerny, Blätter, S. 146. — Zetl, S. 60. — Kurz I, S. 322 u. 363. —
  29. Stieve, S. 190. — Hurter IX, S. 199. —
  30. Stieve, S.910 f. — Hurter IX, S. 199. — Enzmilner, Geschichte, S. 427. —
  31. Zetl, S. 61. —- Stieve, S. 163 und 194. — Kammerhofer, S. 188 und 177, Czerny, Blätter, S. 146. —
  32. Stieve, S. 192. —
  33. Zetl, S. 55 und 61 f. — Gottlieb Hoffmann wurde, nach den Angaben des an der Apsis der Steyrer Stadtpfarrkirche erhaltenen Grabsteines ca. 1585 geboren, war also, als er Leutnant wurde, 41 Jahre alt. Gottlieb Hoffmann besaß von 1651 bis 1660 das Haus Enge Nr. 5, das ihm seine Frau Maria, geborene Murer, gestorben 23. Februar 1659, in die Ehe mitbrachte. — StB 1651, S. 94. — Desgleichen den Grund des alten Stadttheaters, Berggasse Nr. 10 — von 1620 bis 1660. — StB 1620, S. 44. — Von 1635 bis 1662 das Haus Stadtplatz Nr. 9 — Ennskai Nr. 22. — StB 1635, S. 9. — Gottlieb Hoffmann war 1617 nach Steyr gekommen, erhielt für seine Verdienste um die Stadt am 17. Juli 1634 den rittermäßigen Adel. Er war 1632 bis 1636 Stadtrichter und wurde 1640 zum Bürgermeister gewählt, eine Wahl, die er nicht annahm. — Krenn, H. 148. — RP 1637, S. 139. — E. Krobath, VKST 23/1962, S. 49. —
  34. Kammerhofer, S. 189. — Doppler, S. 131. — Zetl, S. 70. —
  35. Zetl, S. 61. —
  36. Zetl, S. 62. —
  37. Zetl, S.61. — Stieve, S. 192, Anm. 10. —
  38. Zetl, S. 62. — Stadtplatz 36, Gasthaus „Zu den drei Rosen.“ Das Haus gehörte von 1608 bis 1627 Hans und Maria Himmelberger. — Krenn, H. 60. —
  39. Stieve, S. 192. —
  40. Stieve, S. 193. — Zetl, S. 63. — Welser Beschreibung S. 33. — Czerny, Blätter, S. 191 f. —
  41. Stieve, S. 192. — Zetl, S. 63. — Friedrich Ecker (Eckhart) war nicht in Steyr ansässig. Friedrich Ecker, in anderen Quellen auch Friedrich von Eckhart, soll aus dem gleichnamigen oberösterreichischen Adelsgeschlecht stammen. Ecker scheint von Steyr aus, wie andere adelige Exulanten über Böhmen und Schlesien zu Herzog Johann Ernst von Sachsen-Weimar gezogen zu sein. Im Februar 1640 vernichtete Graf Spork im Dienste Ferdinands III. das Regiment des Obersten Eckhart „welcher ein großer Rebell und Aufwiegler unserer (d. h. Ferdinands) Untertanen im Land ob der Enns gewesen“ war. — Hoheneck III, S. 453. — Czerny, Bilder, S. 16. —
  42. Zetl, S. 65. —
  43. Stieve, S. 172. — Kammerhofer, S. 193 f. — Kurz I, S. 329. — Pritz, S. 265. — Doppler, S. 131 f. —
  44. Zetl, S. 64 u. 87. — Krobath, VKST 23/1962, S. 30. — Kammerhofer, S. 225. — Stieve, S. 192 / Anm. 12. —
  45. Zetl, S.64 f. — Kammerhofer, S. 195. —
  46. Zetl, S. 65. —
  47. Zetl, S.64. — Krobath, VKST 23/1962, S. 31. —
  48. Czerny I, S. 226. — Zetl, S. 66. — Stieve, S. 226. —
  49. Zetl, S.65. — Stadtplatz Nr. 38, Jeremias Wurschenhofer (auch Wurstenhofer) war von 1620 bis 1635 Besitzer des Hauses, des heutigen Gasthofes „Zu den drei Alliierten“. Die Familie stammte aus Weyer. Der Steyrer Zweig (Sebastian und Jeremias) überdauerte die Gegenreformation. In dem am 18. Juni 1633 mündlich abgegebenen Testament bestellte er seine Frau Elisabeth und seinen Bruder Sebastian zu Universalerben. — Pantz, Gewerken, S. 387. — Krenn, H. 59, Anm. 5. — StB 1635, S. 13. — RP 2. Jänner 1645. —
  50. Zetl, S. 67. — Der Rotschmied Hans Lang wohnte im Hause Berggasse Nr. 1 (Enge Nr. 2) also am Eck, dem unteren Eingang der Enge, von 1613 bis gegen 1628. 1635 wird die Witwe Maria als Besitzerin des Hauses genannt. — StB 1620, S. 40. — StB 1635, S. 31. — StA; Testament des Hans Lang vom 26. April 1628. — Die Mühle in Zwischenbrücken war von 1490 bis 1652 der Stadt Steyr gehörig. Die Stadt verpachtete die Mühle an Interessenten. Ein Pächter war der bei Zetl genannte Urban Schneider. — Krenn, H.177. —
  51. Zetl, S. 68. —
  52. Zetl, S 69.: „…von Vnssern Burgern und Weibern für schmachwortt müessen anhören, ist nicht zu glauben!“
  53. Zetl, S. 69. —
  54. Zetl, S. 70. — Im Föhrenschacherl, dem heutigen Park des Landeskrankenhauses Steyr befand sich das Hochgericht der Eisenstadt. Dort befindet sich die gotische Säule, die der Bürger Wolfgang Katzinger im Jahre 1509 errichten ließ. Sie zeigt vier prächtige, eindrucksvolle Reliefs: Geißelung, Kreuztragung, Kreuzigung und die Heiligen Paulus, Thomas und Christoph. — Ofner, Kunstchronik Steyr, VKST 27/1966, S. 72. — Dehio, S. 337. —

 

Der Entsatz der Eisenstadt

Für die Bauern überraschend, erschien Oberst Löbl mit Fußvolk, Reitern und einigen Kanonen am Vormittag des 22. August 1626 auf dem Tabor. Er sandte einen Trompeter in die Stadt mit der Frage, ob die Bauern und die Bürger sich gegen die kaiserlichen Soldaten verteidigen werden. Die Steyrer erbaten eine Stunde Bedenkzeit. Es wurde eine Sitzung des Rates abgehalten, mit dem Beschluss, dem Obersten Löbl die Stadtschlüssel auszuhändigen und die Stadt kampflos zu übergeben. Die bäuerliche Besatzung betrug damals nur fünfhundert Mann, die darüber hinaus nicht auf eine Verteidigung vorbereitet waren. Die meisten ergriffen die Flucht, als sie Soldaten sahen. Neumüllner sowie andere Bauernführer wurden in der Stadt festgehalten. Die Bürger scheinen sich so ein Faustpfand für Verhandlungen sichern zu wollen. Vor den meisten Stadttoren waren schon kaiserliche Soldaten postiert. Im letzten Moment konnten sich die Bauernführer durch das Neutor, das sie aufbrachen, ihren Häschern entziehen. Sie flohen über Ternberg nach Wels. Viele protestantische Bürger flüchteten mit ihnen. Deren Häuser wurden später von den einziehenden Soldaten geplündert.1)

Um zehn Uhr zog eine Abteilung mit einhundert Mann und drei Fähnchen Fußvolk in die Stadt und richteten sich auf längeres Bleiben ein. Löbl verließ noch am gleichen Tage Steyr. Das Oberkommando hatte er dem Oberstleutnant Tegoss übergeben, der sich im Hause des Georg Winter am Stadtplatz, einquartierte.2) Die Soldaten dehnten ihre Streifzüge bis in die Raming aus, wo sie mehrere Bauernhöfe niederbrannten.3)

Am gleichen Tag kamen der Stadtpfarrer, die Dominikaner und die anderen katholischen Geistlichen wiederum in die Stadt. Tags darauf — am 23. August — predigte Pater Cyprianus in der Pfarrkirche. Oberstleutnant Tegoss verlangte von der Bürgerschaft für jedes Haus drei Reichstaler Kontribution, war aber nach längerer Verhandlung mit einer Abschlagzahlung von fünfhundert Reichstalern zufrieden.4)

Am 25. August wurde Linz von der Bauernbelagerung befreit. Am 26. August 1626 kam der kaiserliche Kriegskommissar, der Propst von Ardagger nach Steyr und nahm die Bürgerschaft wieder in kaiserliche Huld. Er ließ sich durch einen Schwur bekräftigen, dass die Bürger nichts gegen die kaiserliche Majestät als Erbherrn und Landesfürsten unternehmen werden, sondern im Gegenteil, Gut und Blut, Leib und Leben für ihn einsetzen wollen. Für den vom kaiserlichen Kommissar veranlassten Abzug von zwei Fähnlein Fußvolk und der gesamten Reiterei noch am gleichen Tage, „verehrte“ die Stadtverwaltung dem Propst von Ardagger fünfhundert Reichstaler. Am 27. August 1626 wurde die Stadt Wels der bäuerlichen Besatzung ledig.5)

Am 29. August 1626 kam Oberst Löbl von Wels nach Steyr und forderte weitere fünfhundert Reichstaler bei Androhung weiterer Soldateneinquartierung.

Der geflohene „ordentliche“ Stadtrichter Niklas Frizler kam am 3. September 1626 mit dem katholischen Ratsherrn Max Wuschletitsch in die Eisenstadt zurück. Doch verblieb Hans Himmelberger weiterhin als „angesetzter“ Stadtrichter. Frizler trat sein Amt erst am 23. September an, wahrscheinlich deshalb, weil es Himmelberger nicht illegal übernommen hatte.6)

Am 4. September 1626 kehrten der Bürgermeister Johann Mayr, der Stadtschreiber Johann Sonnenwald, und der Rentmeister Adam Wolf in die Stadt zurück. Zur gleichen Zeit wurde der ehemalige Steyrer Gerichtsschreiber und spätere Kriegssekretär der Bauern Balthasar Mayr gefangen und nach Linz gebracht.7)

Verhandlungen brachten dem Oberstleutnant Tegoss monatlich weitere zweihundert Reichstaler ein, „damit die Burger nicht so tribuliert vnd hartt gehalten werden!“8)

Am 17. September 1626 reisten Bürgermeister Johann Mayr und der Rentmeister Adam Wolf nach Linz, um über die Schäden des Bauernaufstandes und die beteiligten Steyrer Bürger Bericht zu erstatten.9)

 

  1. Zetl, S. 70 ff. — Krobath, VKST 23/1962, S. 32. —
  2. Haus Stadtplatz Nr. 40. — Berggasse Nr. 57, Krenn, H.57. —
  3. Zetl, S. 71. —
  4. Zetl, S. 71. —
  5. Zetl, S. 71 f. —
  6. Kammerhofer, S. 204. —
  7. Balthasar Mayr war der ehemalige Gerichtsschreiber in Steyr. Seine Meinung war, „das Frankenburger Gericht sei ihres Aufstandes nit die wenigste ursach!“ (Stieve S. 64/1). Mayr war im Jahr des Aufstandes 25 Jahre alt. (Stieve S. 99/4). Zetl nennt Mayr als Kommissar und Feldschreiber (Zetl, S.57, 20. Juni 1626). Mayr hatte auch den Scultetus nach Steyr begleitet. (Stieve, S. 169/7). Auch später ist Mayr mehrmals in Steyr zu finden. (18. August 1626, Stieve 225/5). Um den 20./21. August 1626 war Balthasar Mayr bei den Verhandlungen mit Graf Herberstorff beteiligt. (Stieve 233. — Kurz, I, S. 586). Dabei soll Mayr gefangen genommen worden sein, denn das vereinbarte freie Geleit galt nicht ihm. (Kurz I, S. 587). Zetl bezeichnet (fälschlich Hans für Balthasar) Mayr schon anfangs September 1626 als tot. Er soll als Gefangener des Statthalters im Arrest gestorben sein. Doch das entspricht nicht den Tatsachen, denn Balthasar Mayr sagte anfangs 1627 noch bei Verhören aus. Darüber hinaus scheint Balthasar Mayr in der im September 1626 verfassten Liste der Hauptleute und Befehlshaber der Bauern auf. (Stieve S. 245/2). Mayr musste am gleichen Tag wie Wiellinger, Madlseder, Dr. Holzmüllner, Angerholzer und Hausleitner das Schafott in Linz besteigen. (Stieve, 313).

Welche Bedeutung die Stadt Steyr im Bauernkrieg von 1626 gehabt hat, sieht man darin, dass bei der Hinrichtung vom 26. März 1627 von den acht Delinquenten fünf Steyrer Bürger waren.

Auch der begnadigte Hieronymus Schaarschmidt, der über Veranlassung von Wolf Madlseder den Bauern vor Linz als Büchsenmeister diente, stammte aus der Eisenstadt. (Stieve S. 312/10).

  • Zetl, S. 74. — Krobath, VKST 23/1962, S. 33. —
  • Zetl, S. 75. — RP 1626/46. — Krobath, VKST 23/1962, S. 33. — Pritz 1857, S. 69. —

 

Der Niedergang der bäuerlichen Sache

Die kaiserlichen Kommissare waren nach ihrer Haft und Freilassung in Steyr am 15. Juli 1626 in Wien angekommen. Doch sie hielten die erzwungenen Zusagen nicht ein, bezüglich der Beschwerden der Bauern einen baldigen Bescheid anzustreben.1)

Am kaiserlichen Hof war man sich über das weitere Vorgehen gegenüber der Bauern nicht klar. Einerseits sollte das Problem mit Gewalt gelöst werden, andererseits wäre sicherlich auch eine friedliche Lösung zu erreichen. Zunächst wurde beschlossen, den Weg der Verhandlungen zu beschreiten. Die Kommissäre bekamen die Anweisung, bei den Bauern zu erreichen, dass diese auf Kampfhandlungen verzichten, sich nach Hause begeben und einen Ausschuss ihres Vertrauens zu Verhandlungen abordnen. Aber auf Zugeständnisse hinsichtlich der Religion sollten sie sich keinesfalls herbeilassen. Als Zusagen könnten sie nur die Verminderung der Besatzung und ein Einschreiten gegen die Exzesse der Soldaten geben. Würde es dennoch zu keiner Einigung kommen, sollten die Verhandlungen nicht abgebrochen, sondern nur verschoben werden.

Bezüglich der Beschwerden über die bairische Besatzung sollte den Bauern mitgeteilt werden, dass der Kaiser bemüht sein werde, die Pfandschaft möglichst bald auszulösen. Andererseits seien aber die Anstifter und Führer des Bauernaufstandes ohne Gnade auszuliefern. Alles Raubgut müsse den rechtmäßigen Besitzern zurückgestellt werden.2)

Mit zwei Gesandten der Bauern als Geiseln reisten die Kommissare nur bis Melk, weil ihnen die Weiterfahrt zu gefährlich erschien. In das Land ob der Enns sandten sie Nachricht über ihren Auftrag und die Aufforderung, die Verhandlungen zu beschicken.3)

Gleichzeitig erging ein Befehl an die Führer des kaiserlichen Kriegsvolkes, sich weiterer Kriegshandlungen und Plünderungen zu enthalten.4)

Doch die Ausschüsse der Bauern konnten sich nicht sofort entscheiden. Sie reagierten nicht auf die Einladung der Kommissäre. So entschlossen sich die Kaiserlichen zum Angriff. Unter der Gefahr des nunmehr herannahenden Militärs brachen Wolf Madlseder und Dr. Lazarus Holzmüllner am 11. August 1626 von Wels nach Melk auf, wo sie erst am 14. August ankamen.5)

Sie überreichten dort den Kommissaren die im Juli verfasste Beschwerdeschrift. Madlseder und Dr. Holzmüllner verlangten vor der Verhandlung Religionsfreiheit, die ihnen die Kommissäre ihrer Weisung gemäß natürlich nicht zugestehen konnten. Die Bauernvertreter zogen die Verhandlungen in die Länge, weil ihnen die Hauptforderungen abschlägig beschieden worden waren. Als sich Madlseder und Dr. Holzmüllner verbürgten, alles, was nunmehr beschlossen würde, sei für alle Bauern verpflichtend, wurde ihnen ein Waffenstillstand vorgelegt, der ab 22. August 1626 acht Tage dauern sollte.6) Nur die Aufhebung der Belagerung von Linz durch die Bauern, wollten Madlseder und Dr. Holzmüllner nicht zugestehen, solange sich der Statthalter Herberstorff dort befände.

Die Verhandlungen wurden in Niederwallsee fortgesetzt. Madlseder und Dr. Holzmüllner hofften, dass Linz bald in die Hände der Bauern fallen werde und so ihre Verhandlungsposition stärken werde. Sie richteten darauf ihre Verhandlungsweise ein und wiesen alle Vorschläge der kaiserlichen Kommissare zurück.7)

Nach der Einnahme von Wels am 27. August und der vorherigen Befreiung der Stadt Linz am 25. August 1626 schwand für die Unterhändler der Bauern, die bisher die Verhandlungen in die Länge gezogen hatten, jegliche Hoffnung.

Wolf Madlseder, Dr. Lazarus Holzmüllner und Achaz Wiellinger suchten für ihre Personen um Begnadigung an und beeinflussten die Verhandlungen des restlichen Bauernausschusses mit den kaiserlichen Kommissaren nicht mehr.

Da sich die Sache der Bauern im Niedergang befand, wagten die Kommissare nach Enns zu übersiedeln. Der Statthalter Herberstorff, der sie dort aufsuchte, sah weitere Verhandlungen an diesem Ort als Einmischung in bairische Angelegenheiten an.

Kaiserliche und bairische Truppen wüteten im Land ob der Enns. Am 5. September 1626 baten die Bauernausschüsse um einen Waffenstillstand, damit man ungestört verhandeln könne. Am gleichen Tag kamen Vertreter der Bauern aus dem Lager zu Weiberau mit der Mitteilung, dass sich die Bauern in den Kaiser Gehorsam und Schutz begeben wollten, wenn ein Waffenstillstand vereinbart und dem Wüten der Soldateska Einhalt geboten werde. Zwei Tage später wurde der Waffenstillstand zu den im August 1626 ausgehandelten Bedingungen für 10. bis 18. September abgeschlossen.8)

Schon am 12. September 1626 wurden den Bauern von den Kommissären folgende Forderungen gestellt:

  1. Die Bauern sollen dem Kaiser die schriftliche Versicherung abgeben, sich an keinem Aufstand mehr zu beteiligen.
  2. Bis zum Ende des Waffenstillstandes am 18. September sollen alle Bauern nach Hause gehen.
  3. Die Bauern sollen ihre Waffen abgeben.
  4. Die Rädelsführer, die Anstifter, die ausländischen Agenten und der Briefwechsel mit diesen, soll ausgeliefert werden.
  5. Den durch den Aufruhr Geschädigten soll voller Ersatz geleistet werden.
  6. Die Bauern sollen sich dem Kaiser als angestammten Landesherrn völlig unterwerfen.9)

Das einzige Zugeständnis an die Bauern war das Verbot des Plünderns durch die Soldaten.10)

Willigten die Bauern in diese Forderungen ein, so verzichteten sie auf die angestrebte Religionsfreiheit und auf die Beseitigung der bairischen Herrschaft. Auch ihr Leben war dem Kaiser ausgeliefert. Doch die strategische Lage machte eine Gegenwehr unmöglich. Am 15. September 1626 sagten sie den Bedingungen zu und überreichten ein Verzeichnis der Führer und Anstifter. Von jedem Viertel des Landes waren nunmehr 25 Abgeordnete nach Enns zu schicken, um Abbitte zu leisten und dem Landesherrn Treue zu geloben.11)

Am 23. September 1626 leisteten die Bauernvertreter dieser Aufforderung Folge und Unterzeichneten das Gehorsamgelöbnis gegenüber dem Kaiser und dem Kurfürsten von Bayern als derzeitigem Pfandherrn.12)

Das Ziel der Kommissare war erreicht. Ferdinand Unterzeichnete am 23. September 1626 das Begnadigungspatent. Veröffentlicht wurde es erst am 13. Jänner 1627! Der Kaiser nahm die Bauern wiederum in seine landesfürstliche Huld auf. Die Rädelsführer schloss er dagegen aus.13)

Ferdinand schrieb nun auch dem bairischen Kurfürsten Maximilian, dass das Land ob der Enns nunmehr befriedet sei, mit der Genugtuung, dass ja der Aufstand durch bairische Beamte ausgelöst worden wäre, und dass die Unruhen ausschließlich durch seine Beauftragten, die kaiserlichen Kommissare, eingedämmt und durch sein Militär niedergeschlagen worden wären.14)

 

  1. Stieve, S. 200. —
  2. Stieve, S. 202. —
  3. Kurz I, S. 576, 216, 508 f. —
  4. Stieve, S. 202. —
  5. Stieve, S.238. — Khevenhiller X, S. 1166. — Zetl, S. 65 und 71. — Kammerhofer, S. 194. —
  6. Stieve, S. 238. —
  7. Stieve, S.240, Anm. 8: spätere Aussage Dr. Holzmüllners. —
  8. Stieve, S. 243. — Kurz I, S. 387 ff. — Die Vereinbarungen waren für die Bauern verhältnismäßig milde, denn es wurde bestimmt, dass die Bauern, wenn sie nicht heimgehen wollten, die bisher besetzten Orte bis zum 18. September 1626 innehaben sollten. Die Aufständischen wurden von den Kommissaren als Gleichberechtigte behandelt. Die Kommissare waren froh, einen Waffenstillstand erreicht zu haben und legten sogar bei Verletzung durch bairische Truppen Protest ein. — Stieve, S.244, Anm. 1.—
  9. Stieve, S.244. —
  10. Stieve, S. 245, Kurz I, S. 593 f. —
  11. Stieve, S. 245, Anm.1. — Stieve, S. 246. —
  12. Stieve, S.246. — Kurz I, S. 596. —
  13. Stieve, S.246, Anm. 5. —
  14. Stieve, S. 247. — Khevenhiller X, S.1193 f. —

 

Das Strafgericht

Nach der Unterwerfung im September 1626 in Enns füllten sich die Gefängnisse. Mitte Dezember lagen über einhundert Rädelsführer in den Kerkern. Die Hauptschuldigen wollte man ursprünglich nach Wien überstellen, doch machte der bairische Kurfürst seine Rechte geltend. Der Kaiser entsandte Ende Oktober den früheren Kommissar Dr. Paul Haffner, den niederösterreichischen Regimentsrat Paul Hieronymus von Ello nach Enns, um die Untersuchungen durchzuführen. Herberstorff ließ sich ermächtigen, der Kommission die bairischen Statthaltereiräte Sturm und Riemhofer beizuordnen. Diese wurden im Jänner 1627 gegen Hofrat Dr. Ferdinand Hubstauder und den Regimentsrat Dr. Johann Schäufele ausgetauscht.1)

Zuerst war der Sitz der Kommission Enns. Nach der Ankunft der bairischen Teilnehmer übersiedelten Haffner und Ello nach Linz. Achaz Wiellinger wurde in Linz, Wolf Madlseder und Dr. Lazarus Holzmüllner in Enns verhört. Achaz Wiellinger war der einzige Adelige, gegen den gerichtlich vorgegangen wurde. Andere Standespersonen waren rechtzeitig ins Ausland geflüchtet, gegen viele im Lande wurde überhaupt nicht untersucht, um nicht auf hohe Persönlichkeiten greifen zu müssen.

Dies erhärtet die Annahme, dass Wiellinger von den Bayern verhaftet worden war, die ihre Gefangenen ausnahmslos nach Linz brachten. Auch die Rolle der Landstände bei der Erhebung wurde teilweise von den Kommissaren untersucht, doch der Aufstand wurde dann als „reines Bauernwerk“ bezeichnet und so blieb dessen Ahndung an den Bauernführern hängen.2)

Viele der Hauptleute und Führer waren entweder gefallen oder noch flüchtig, andere im Gefängnis den Wunden, Krankheiten oder den Folgen der Folterung erlegen. An den noch lebenden Verhafteten wollten Kaiser, Kurfürst, Statthalter und Kommissäre ein Exempel statuieren.3)

In Steyr konzentrierten sich die Untersuchungen zunächst auf die gefangenen Bauernführer Wolf Madlseder und Dr. Lazarus Holzmüllner. Der Rat der Stadt hatte ein Inventar des Eigentums der beiden aufzustellen und nach Enns zu übersenden. Zu Kommissaren in dieser Angelegenheit wurden Jakob Zetl, Hans Lutz, der Gerichtsschreiber Spannesberger sowie der Stadtrichter Niklas Frizler verordnet.4) Bei Dr. Lazarus Holzmüllner in Steyr wurden alle Aufzeichnungen untersucht, doch konnten keine belastenden Schriften im Zusammenhang mit dem Bauernaufstand gefunden werden. Das durchsuchte Haus wurde dann versiegelt.5)

Auf die Bauernführer konzentrierte sich die gesamte Rache mit ungeteilter Schärfe, ob die Bauern schon lange verhaftet oder erst kurz im Gefängnis lagen oder sogar noch an den Kämpfen nach dem 23. September 1626 teilgenommen haben, denn nur so können bei manchen Bauernführern die grausamen Urteile erklärt werden. Wiellinger, Madlseder, Dr. Holzmüllner, Angerholzer und Hausleitner lagen nämlich längst im Arrest, als noch furchtbare Kämpfe entbrannten.6)

Die Frage war, ob man gegen die Verurteilten auch die Gütereinziehung aussprechen sollte. Diese Strafe war bei Majestätsbeleidigung und Hochverrat vorgesehen. Man wollte Abstand davon nehmen, weil die Bauern wegen Aufruhres verurteilt worden waren.7)

Die kaiserlichen Kommissäre hatten sich auch aus dem Grund gegen die Gütereinziehung gewendet, weil das beschlagnahmte Gut den bairischen Pfandherrn zufallen und dadurch das Land verarmen würde. Doch nur einem Teil der Verurteilten wurde die Gütereinziehung erlassen.8)

Die grausamen Leibesstrafen wurden vom Kaiser gemildert, sodass sich vor allem die bairischen Kommissare kritisch äußerten: „Nos putamus, diese Straff sei zu gering!“9)

Vor dem Urteilsspruch wurden die Untersuchungen bekanntlich in Enns und Linz durchgeführt. Madlseder und Dr. Holzmüllner waren der Tortur unterworfen worden, die aber keine nennenswerten Aussagen brachte.10)

Madlseder hatte zu Beginn des Aufstandes den Schein zu wahren gewusst, er suche zwischen den Bayern und den Bauern zu vermitteln, indem er sich auf die Vollmacht des Herberstorff stützte, die nun die kaiserlichen Kommissare veranlasste, den Bauern die Wahl eines eigenen Ausschusses zu gestatten, eines Gremiums, an dessen Spitze überraschend Madlseder dann selbst trat.11)

Der Adelige Achaz Wiellinger betonte, dass Wolf Madlseder aus Steyr der eifrigste Förderer des Bauernkrieges gewesen war. Dr. Lazarus Holzmüllner gab im Verhör zu, Madlseder sei wiederholt von Stefan Fadinger ins Vertrauen gezogen und um Entscheidung gebeten worden. Diese Wertung Madlseders bestätigte eine Bemerkung des Vizedompflegers am 6. November 1626. Madlseder sei über dem Fadinger und dem Wiellinger gewesen und wies neuerlich auf den Betrug hin, dass Madlseder die kaiserlichen Kommissare bis in den dritten Monat hin betrogen habe, er suche den Aufstand gütlich beizulegen.12)

Madlseders Verhalten auf der Folter veranlasst zu einem günstigen Urteil über seinen Charakter. Die Aussagen sind nicht verlustlos erhalten geblieben. Er bekannte offen seinen Anteil an dem Bauernaufstand ein. Es könnte ihn dazu auch, da er sein Leben verloren wusste, sein Stolz getrieben haben, eine Eigenschaft, die er während des Aufstandes auch gegenüber den protestantischen Adeligen zeigte und die Madlseder auch bei den Bauern etwas unbeliebt gemacht hatte.

Die Verhörprotokolle der anderen Bauernführer zeigen die hohe Stellung von Wolf Madlseder in der Bauernschaft. Achaz Wiellinger: … „wisse kaine andere complices zu nennen alss den Wolf Madlseder von Steyr!“ — Sebastian Penzinger: … „dass der Madlseder unter den pauern das directorium fiehre!“ — Hans Hausleitner: … „dass Madlseder und Dr. Holzmüllner die ganze canzlei im ausschuss gefiert und regiert und nichts hat kinnen aussgeförtigt werden auch nicht tractiert, so nicht durch ir beede hant oder in die kanzlei kommen!“ — „Durch den Madlseder, Holzmüllner und … sein die geheime Sachen tractiert und expediert worden!“

Bei den Verhören Madlseders klingt auch die später überhaupt nicht verfolgte Beteiligung von Standespersonen am Bauernaufstand durch. So schreibt am 6. November 1626 der Vizedom Pfliegl an die bairischen Räte: „Wann der Holzmüller und Madlseder in hiesige verhafft weren kommen, wie etliche vorneme uf der andern seiten aus der examination izt sagen, hette man inner wenig tag auf die interessierten grandes sicherlich kommen mögen, dan ich kenne den Madlseder ein so subtillen martyr sein, dass er nach harten bietten, geschwaigen aufziehen nit ein stund gehalten hette!“ und die bairischen Inquisitionskommissare an ihren herzoglichen Herrn: „Der stend (Stände) halber hat man verhofft beim Madlseder, alss der bei vergangener rebellion der meiste rädlführer gewest, die meiste erfarung zu bekommen, wie dan desswegen zu Ens in ine mit starker tortur gesezt und sogar mit prinnendem Schwefel am blossen leib gesprengt worden. Damalss er zwar auf etliche stend und andere, so dises aufstand Urheber und fomentatores gewesen sein sollen, bekannt und ausgesagt, hernach aber extra torturam durchgehend und mit protestation, das er inen vor Got unrecht und dise bekantnuss allein wegen grosser und noch merer besorgender marter gethan, widersprochen und also, was er in der tortur der stend halber bekent, alles wider zu sich genommen!“13)

Dr. Lazarus Holzmüllner schneidet im Urteil seiner Zeitgenossen nicht gut ab. Er sei verschlagen und feig gewesen. Bei den Verhören gab er vor, von den Angelegenheiten der Bauern nur sehr wenig gewusst zu haben. Er wälzte stets die Schuld auf andere ab. In den Verhandlungen mit den kaiserlichen Kommissaren hatte er den Friedfertigen gespielt und zum Frieden geraten, bei den Bauern jedoch soll er gehetzt und Gewaltmaßnahmen vorgeschlagen haben.

Es ist nicht endgültig zu klären, ob Wolf Madlseder und Dr. Lazarus Holzmüllner die Ziele und Absichten der Bauern teilten. Auch ist die Motivation nicht zu eruieren. Bei Madlseder ist anzunehmen, dass es ihm wirklich um die Abwehr der strengen Gegenreformation gegangen ist, während der verschuldete Stadtadvokat Dr. Holzmüllner darüber hinaus von einem Umsturz auch die Änderung seiner schlechten finanziellen Lage erhoffte. Beide waren aber überzeugt, dass Kaiser Ferdinand nicht auf die Durchführung der Gegenreformation verzichten werde. Der zweite Grund war das Ende der bairischen Pfandherrschaft und die Vertreibung der Soldaten des Kurfürsten aus dem Land ob der Enns bzw. die Verhinderung des Einrückens weiterer Truppen.

Am 26. März 1627 wurden die ersten Verurteilten hingerichtet. Zur Sicherheit hatte man die Stadttore zu Linz gesperrt. Die zwölf Delinquenten, davon fünf Steyrer, führte man vor das Rathaus und verlas ihnen die von der Untersuchungskommission gefällten strengen, und dann die vom Kaiser gemilderten Urteile: Sebastian Penzinger, Hieronymus Scharschmidt, Andreas Schmied, Franz Straßer, Hans Vischer, Achaz Wiellinger, Wolf Madlseder, Dr. Lazarus Holzmüllner, Hans Hausleitner, Balthasar Mayr, Tobias Angerholzer, Kilian Hötzenbauer (Haizenauer) und Georg Hoffmann.14)

Sebastian Penzinger wurde, nachdem er zum katholischen Glauben übergetreten war, wegen „seiner Verdienste bei den Waffenstillstandsverhandlungen“ begnadigt; ebenso Hieronymus Scharschmidt. Andreas Schmied und Franz Straßer wurden zur Zwangsarbeit in den Stadtgraben zu Wien verschickt. Bis auf den Bauernführer Hans Vischer waren alle Verurteilten zum katholischen Glauben übergetreten.

Der Edelmann Achaz Wiellinger wurde mit dem Schwert hingerichtet. Wegen seines adeligen Standes durfte ihn der Scharfrichter nicht berühren, sondern der Kopf wurde später zum Leichnam in den Sarg gelegt und in geweihter Erde bestattet.

Der ehemalige Stadtrichter von Steyr Wolf Madlseder musste als zweiter das Schafott besteigen. Nach seiner Köpfung wurde er von den Henkersknechten gevierteilt, ein Verfahren, das auch später am Leichnam des Steyrer Dr. Lazarus Holzmüllner angewandt wurde. Ein gütiges Schicksal ließ Holzmüllner schon im Kerker sterben doch die Hinrichtung, mit allen Einzelheiten wurde an seinem toten Körper vollzogen!15)

Dann wurden der Pfleger zu Parz und einer der wichtigsten Bauernführer Hans Hausleitner, dann Hans Vischer, Balthasar Mayr und Tobias Angerholzer, dann Kilian Haizenauer und Georg Hoffmann enthauptet.16)

Die Köpfe Hausleitners und Angerholzers wurden zu Grieskirchen und in der Weiberau aufgesteckt. Die Körperteile Wolf Madlseders und Dr. Holzmüllners wurden am Ortsausgang zu Linz in Richtung Steyr und in Richtung Wels zur Abschreckung angebracht. Die Köpfe beider brachte der Scharfrichter nach Steyr und befestigte sie am 29. März 1627 auf einer eigenen Säule beim Pranger auf dem Stadtplatz vor dem Rathaus — „vnd oben darüber ein Eissene Klampffen miz Zwayen aufstehenden Spizen, da wurde auf ieden Spiz ein Kopff gestekht, vnd Ihre Gesichter Gegen dess Mädlseders Hauss (Stadtplatz Nr. 39) herauff, Zu einem Exempl, dass disse Zway Heubter vor dissem Vast die ganze Statt Steyr regiert!“17)

Auch Mitläufer und Sympathisanten der Bauern wurden verfolgt. Am 22. Oktober 1626 kam der Befehl aus Linz, alle katholischen Bürger, die in der Bauernrebellion in der Eisenstadt geblieben waren, sind zu befragen, vor allem über das Verhalten von Elias Ybbser und Matthäus Wagner, ob nichts über deren Kollaboration bekannt sei.18)

Am 5. November 1626 wurde den Viertelmeistern zu Steyr aufgetragen, keine Rädelsführer in ihren Vierteln Aufenthalt zu geben. Nach dem 17. Oktober musste eruiert werden, welche Bürger mit den Bauern sympathisiert und welche Schmähreden gegen den Statthalter und die katholische Religion ausgestoßen hätten. Jakob Zetl, Simon Beck, Hans Lutz, und Georg Dill wurden befragt — eine Untersuchung, die sechs Stunden dauerte! Die angezeigten Bürger wurden sofort verhaftet.19)

Am 7. Dezember 1626 wurden über Veranlassung des Kaisers und des bairischen Kurfürsten, Hans Himmelberger, Kaspar Reinhard, Hans Wötzl, Dr. Joachim Anomäus und Gottlieb Hoffmann verhaftet und deren Häuser mit der „Spörr“ belegt. Tags darauf mussten Jakob Zetl, sein Schwager Hans Mayr und Matthäus Vitsch auf Befehl der Kommissare die Besitzungen von Adam Wassy, Elias Kessler, Nikolaus Kipferling, Dr. Lazarus Holzmüllner, beim „jungen“ Dunst, beim Hutmacher Hagenecker, beim jungen Scheffler, beim Widy, bei Lobetsberger, bei Baumüllner in Ennsdorf, beim Bindermeister David Schmidt, beim Schmied Pankraz Wollrab, beim Kürschnermeister Bartholomäus Kaltenmarkter und beim Zimmermann Hans Löcherer sperren.20)

Am 10. Dezember 1626 wurden alle katholischen Bürger neuerlich vor die Kommissare gefordert. Am 13. Dezember wurde beim ehemaligen Bürgermeister Joachim Händl eine Begehung und Inventur durchgeführt.21)

Am 19. Dezember 1626 wurden die verhafteten Bürger von den Kommissären verhört und einige darauf der Haft entlassen. Vor ihrer Freilassung musste jedoch jeder zwei Bürgen stellen. Caspar Reinhard, Kaspar Pruckner, Hans Himmelberger, Dr. Johann Joachim Anomäus, Hans Wötzl, Elias Kessler, verblieben im Gefängnis.22)

Die Steyrer Bürger wurden getrennt verwahrt. Caspar Reinhard kam in „dess Herrn Niclass Frizlers Hauss“ (Bummerlhaus, Stadtplatz Nr. 32), desgleichen Kaspar Pruckner. Die anderen sperrte man in das Haus des Bürgers Georg Pichler. Es wurde niemand zu den Arrestanten gelassen. Auch Schreibzeug und Tinte wurde ihnen verweigert.23)

Am 22. Dezember 1626 führten Jakob Zetl, Nikolaus Praunfalk und Wolf Burger eine Inventur im Brauhaus des Kaspar Pruckner durch, desgleichen wurden die Besitzungen des Georg Winter am Laichberg und die dortigen Liegenschaften des Kaspar Reinhard begangen.24)

In der Weihnachtszeit 1626 war auch Garnisonswechsel in Steyr. Ein Auerspergisches Regiment wurde einquartiert, die Pappenheimbschen Soldaten — fünf Kompanien Reiter und fünf Fahnen Fußvolk — verließen die Eisenstadt.25)

Zu Beginn des Jahres 1627 wurden Jakob Zetl, Hans Mayr, Wolf Kirner, Wolf Burger, beauftragt, in den Besitztümern der verhafteten Bürger Elias Kessler, Adam Wassy, Andreas Lobetsberger, David Schmidt, Hans Löcherer, Inventur zu machen und unverzüglich den Kommissaren zu berichten.26)

Nach der Exekution Madlseders und der symbolischen Hinrichtung von Dr. Holzmüllner und den Veranlassungen in der Stadt Steyr gingen die Kommissare nunmehr scharf gegen den ehemaligen Stadtrichter Hans Himmelberger vor. Himmelberger wurde am 7. Dezember 1626 verhaftet. Vier Tage später wurden die Schriften Holzmüllners auf Schuldbeweise Himmelbergers hin untersucht. Am 18. April 1627 wurden Jakob Zetl, der Advokat Rayth und Hans Lutz in das Pichlersche Haus, wo Hans Himmelberger arrestiert war, beordert. Dem Himmelberger wurde bedeutet, er möge seine Verteidigung zu Papier bringen bzw. dem Advokaten Rayth diktieren. Einen halben Tag dauerte es, bis Himmelberger seine vierzehnteilige Erklärung verfasst hatte.27)

Schon am 21. April brachte der Landesprofos Hans Himmelberger nach Linz. „Weillen Er auch ein Rädlfüehrer vnter den Rebellischen Paurn gewessen“, wurde tags darauf das Urteil über Himmelberger gesprochen. Ein Kapuziner wurde zu ihm befohlen, der Himmelberger auf seinen Tod vorbereiten sollte. Himmelberger brach darauf völlig zusammen, denn im Unterschied zu Madlseder und Dr. Holzmüllner hatte er nicht solche Bestrafung erwartet. Im Vergleich hatte er bei den Bauern eine geringe Rolle gespielt, und seine Vergehen waren sicherlich nicht todeswürdig.28)

Vor seinem Tod durch das Schwert trat er zum katholischen Glauben über. Am 23. April 1627 wurde der Steyrer Hans Himmelberger auf dem Stadtplatz in Linz hingerichtet.29)

Ursprünglich hätte der Kopf Himmelbergers, ähnlich denen des Madlseders und des Dr. Holzmüllners aufgespießt und als Abschreckung zur Schau gestellt werden sollen. Doch wurde auf Bitten des Delinquenten und auf Fürsprache der Geistlichen davon Abstand genommen.30)

Kaspar Reinhard, in dessen Haus am Grünmarkt der Prädikant Andreas Geyer gewirkt hatte, wurde nach einer Eingabe vom Februar 1627, weil er doch schon ein 74-jähriger Greis sei, entlassen. Er verteidigte sich, dass er ja nach Bewilligung des Statthalters Herberstorff und im Aufträge der Stände den Prediger aufgenommen habe. Er habe Schaden genug erlitten, weil die Zehrungen des Predigers nicht bezahlt worden waren.31)

Andreas Geyer, der von 1608 bis 1623 in Ottensheim und anschließend in Ennsdorf (bei Enns) gewirkt hatte und im Juni 1626 nach Steyr gekommen war, wurde vom Obristen Löbl in Wels gefangengenommen und am 23. August nach Enns gebracht.32)

In Enns hatten ihn die Kommissare trotz seiner Unterwerfung wie einen „Rebellen examiniert“. Er sollte auch hingerichtet werden. Den protestantischen Ständen gelang es durch Zahlung von fünfhundert Gulden an den Obersten Löbl, Geyer gegen den Willen der Kommissare freizubekommen.33)

Am 5. Mai 1627 begann die Untersuchung bezüglich der Herstellung der Sperrkette über die Donau bei Neuhaus. Mit der Untersuchung dieser Angelegenheit wurden die Steyrer Bürger Jakob Zetl, Georg Dill und Hans Lutz beauftragt. Der Zeugsverhandler Wolf Ortner sagte aus, es sei sein diesbezügliches Schreiben von der Bauernschaft aus Wels gekommen. Kosmas Mann hätte es geöffnet, gelesen und die Durchführung verweigert. Madlseder habe darauf dem Ortner befohlen, das Eisen herauszugeben. Wiellinger hatte bei den Verhören, zu dieser Angelegenheit befragt, ausgesagt, Madlseder habe sich durch einen selbst verfassten Befehl, den Wiellinger unterzeichnen musste, die nachträgliche Weisung zur Bestellung der Kette geben lassen.34)

Dr. Joachim Anomäus lag noch immer im Kerker. Am 6. Mai 1627 kam er vor das Stadtgericht. Gegen Zahlung von einhundert Reichstalern und Stellung von Bürgern ging er frei.35)

Am 15. Mai 1627 wurde die gesamte Bürgerschaft hinsichtlich der Religionsangelegenheit befragt, wer katholisch werden oder auswandern wolle. Der Bürgermeister befragte die Bewohner der (heutigen) Altstadt und die Viertel Ketzerfriedhof, Kirchberg, Laichberg und Gsang, während der Stadtrichter Steyrdorf, Wieserfeld und Aichet zu beschreiben hatte. Die Bewohner von Ennsdorf hatten sich vom Stadtschreiber befragen zu lassen. Als Beisitzer wurden Johann Spindler, Simon Beck, Georg Dill, Marx Wuschletitsch und Jakob Zetl herangezogen.36)

Am 30. Mai 1627 forderte der Abt von Göttweig Dr. Falb in seiner Predigt auf, katholisch zu werden, denn es sei einerseits der Wille der kaiserlichen Majestät, andererseits werde ihnen bei der eventuellen Auswanderung von der Landesregierung und von der Stadtverwaltung nicht geringe Abgaben vorgeschrieben.37)

So hatte in der Folgezeit Achaz Puchhofer, dem seine Mobilien und drei Häuser auf fünftausend Gulden geschätzt worden waren, 1.750 Gulden als „Abfahrtsgeld“ leisten müssen; zusätzlich war die Einbuße zu verschmerzen, weil er für die Häuser als Zwangsverkäufer nur geringen Erlös bekam.38)

Am 13. Juni 1627 wurde allen jenen, die in der Bauernrebellion den Aufständischen dienlich gewesen waren, Generalpardon gegeben.

Am 22. August 1627 kam der Befehl des Stadthalters Herberstorff, die letzten fünf Arrestierten in Steyr freizugeben. Doch mussten diese, der Schneider Jakob Flieher, der Ratsdiener Georg Roth, N. Lobetsberger, Friedrich, der Sohn eines ungenannten Bürstenbinders und der Kellner Fischer auf ewige Zeiten das Land ob der Enns meiden.39)

 

  1. Stieve, S.310, Anm.4. —
  2. Zetl, S. 86 u. 88. — Stieve S. 310, Anm. 14. — Kurz I, S. 433. — Stieve, S. 311, Anm. 2. — Stieve, S. 73 u. 311. —
  3. Welser Beschreibung, S. 65. — Stieve, S. 311, Anm. 6. —
  4. Zetl, S. 77. — Wahrscheinlich Tobias Spannesberger. — Krenn, H. 170. — Durch die Heirat mit der Witwe Susanne nach Ulrich Auracher kam er 1611 in den Besitz des Hauses Enge Nr. 5 (Ennskai Nr. 3). Er wird bis 1629 als Messer- und Sensenhändler genannt. — StB 1620, Bl. 78. — Er emigriert 1628. —
  5. Zetl, S. 81. —
  6. Schlacht bei Gmunden erst am 15. November 1626.
  7. Stieve, S. 311. — Kurz I, S. 443. — Khevenhiller X, 1470. —
  8. Zetl, S. 95 f u. S. 105. —
  9. Zetl, S. 312, Anm. 6. —
  10. Zetl, S. 82. —
  11. Czerny, S. 174 f. —
  12. Stieve, S. 113. —
  13. Stieve, S. 112, Anm. 7. — In den Verhörprotokollen wird berichtet, dass Madlseder und Dr. Lazarus Holzmüllner die Belagerung von Linz veranlasst hätten. — Stieve, S. 140, Anm. 5. — Stieve, S. 113/3, 4 und 6. — Stieve, S. 70/9 u. S. 71/1.
  14. Stieve, S. 312. — Zetl, S.85. — Stieve, S. 313, Anm.4. —
  15. Kammerhofer, S. 211. —
  16. Stieve, S. 313. — Khevenhiller X, 1470. — Zetl, S. 95 f u. S. 105 f. — Tobias Angerholzer und Ursula, verwitwete Schiferl, von 1617 bis 1620. — Bäcker auf dem Hause Grünmarkt Nr. 12. — Krenn, H.7, Anm. 7. —
  17. Zetl, S. 86. —
  18. Zetl, S. 78. —
  19. Zetl, S. 77 ff. —
  20. Zetl, S. 80 ff. —
  21. Zetl, S. 81. —
  22. Zetl, S. 82. —
  23. Zetl, S. 82. — Grünmarkt Nr. 18. — Krenn, H.47. —
  24. Zetl, S. 82 f. —
  25. Zetl, S. 83. —
  26. Zetl, S. 83. —
  27. Zetl, S. 27. —
  28. Zetl, S. 86. —
  29. Stieve, S. 313. — Kammerhofer, S. 214. — Zetl, S. 87. — Hans Himmelberger kaufte im Jahre 1608 das Haus Stadtplatz Nr. 36 — Gasthof „Zu den drei Rosen“ — und besaß es bis zu seinem Tode. Seine Witwe Maria emigrierte. — Krenn, H. 60, Anm. 8. —
  30. Stieve, S. 314. —
  31. Zetl, S. 58. — Stieve, S.163. -—
  32. Stülz, Wilhering, S. 312, Anm.1. — Zetl, S. 54 ff. — Stieve, S. 232. —
  33. Stieve, S. 315. —
  34. Zetl, S. 87 ff, — Stieve, S. 192. — Zetl, S. 64. — Wolf Ortner war um 1625 auf dem Hause Grünmarkt Nr. 19 (Ennskai Nr. 42) angeschrieben. — Krenn, H. 121, H. 122, Anm. 6. —
  35. Zetl, S. 88. —
  36. Zetl, S. 88. —
  37. Zetl, S. 89. —
  38. Zetl, S. 103. —
  39. Zetl, S. 90. — Der Schneider und Fragner Jakob Flieher wohnte von 1593 bis 1627 mit seiner Gattin Kunigunde im Hause Pfarrgasse Nr. 10. — StB 1620, S. 12. — Am 22. August 1627 wurde Jakob Flieher des Landes verwiesen, gegen Androhung des Stranges im Falle der Wiederkehr. — Krenn, H. 48, Anm. 3. — Jakob Flieher besaß auch von 1597 bis zu seiner zwangsweisen Auswanderung das Haus Pfarrgasse Nr. 8. — StB 1597, Bl. 7. — Krenn, H. 59. —

 

Die Witwen nach Madlseder, Dr. Holzmüllner und Himmelberger

Nach der Hinrichtung des Steyrer Bürgers Wolf Madlseder in Linz wurde vom Rat der Stadt sein Eigentum in die „Spörr“ genommen, ein diesbezügliches Inventar aufgenommen und die eingetragenen Objekte geschätzt. Der bairische Kammerrat in Linz Hans Ludwig Riemhofer hatte diese Veranlassungen zu beaufsichtigen. Auffallend ist es, dass ein solches Eigentumsverzeichnis erst sehr spät aufgesetzt wurde, obwohl schon im September 1626 die Sperre über das Madlsedersche Eigentum ausgesprochen und Madlseder selbst am 26. März 1627 justifiziert worden war.

So wurde das Inventar erst am 17. und 18. November 1627 verfasst. Es ist auch möglich, dass die Sicherstellung des Eigentumes nach der Verhaftung von Wolf Madlseder den Zweck haben sollte, für das beginnende Gerichtsverfahren Belastungsmaterial sicherzustellen. Andererseits hat man das Inventar erst benötigt, als sich nach dem Tod des ehemaligen Stadtrichters Schwierigkeiten in der Regelung des Nachlasses ergeben hatten.

Das Inventar mit seinen verschiedenen Rubriken ergibt ein interessantes Bild über die Wohnkultur und die Bekleidung einer begüterten Bürgerfamilie. Im Rahmen dieser Abhandlung kann leider nicht auf Einzelheiten eingegangen werden. Das „Silbergeschmeid und gülden Khöttl“ hatten einen Wert von 324 fl. Der Rat der Stadt Steyr hatte auch die Einrichtungsgegenstände im Wert von 502 fl. Sicherstellen und im Rathaus für den späteren Verkauf deponieren lassen. Auch Dinge des täglichen Lebens, die man zwar der Witwe und den Kindern zur Benützung überlassen hatte, wurden ohne Rücksicht geschätzt und mit 308 fl. beziffert.

Den umfangreichsten Posten im Inventar stellen die Grundstücke und die Liegenschaften dar:

  • Das Haus in der Stadt (heute Stadtplatz Nr. 39) samt dem zugehörigen Stadel im Reichenschwall — 3000 fl.
  • Ein Haus mit Garten in Pyrach, das in „fürgangener Rebellion stark ruinieret“ worden war — 450 fl.
  • Ein Krautgarten vor dem Gilgentor — 35 fl.

Genannt wurden auch die verbrieften Darlehen, deren größtes, nämlich fünftausend Gulden, ein am 1. Jänner 1625 ausgestellter Schuldbrief von der Eisengesellschaft war. Mit den seinem Bruder Hans Adam gehörigen Objekten wurde das Madlsedersche Vermögen auf zirka 8.900 Gulden beziffert. Als Zeugen dieses Inventars fungierten Hans Helfenstorfer, Jeremias Wurschenhofer und Georg Wernberger. Eine spätere Schätzung erbrachte für das Vermögen einen Betrag von elftausend Gulden.

Doch die Passiva waren nicht gering. Es werden in einer „Spezifikation“ genannt:

Gerichtskosten — 150 fl., Steuern der Jahre 1626 und 1627 — 112 fl., und für Kanzleitaxen — 25 fl., der Witwe Heiratsgut, Widerlage und Morgengabe — 500 fl., Arztkosten gegenüber dem Stadtbader Paul Thurner — 22 fl., Kostgeld für die Madlsedersche Tochter, die bei dem Vorgenannten Pflegekind war — 30 fl., Erbgut der Madlsederschen Kinder — 1000 fl., um nur die größten Einzelposten der Gesamtsumme von 2.481 Gulden zu nennen.

Viele finanzielle Forderungen an die Witwe müssen als fragwürdig bezeichnet werden. Manche Gläubiger konnten die Originalschuldscheine nicht vorlegen. Oft waren Vorschreibungen überhaupt nicht begründet und für diese konnten keine Beweise erbracht werden und wurden sogar von der Stadtverwaltung, die der Witwe des ehemaligen protestantischen Stadtrichters nicht freundlich gegenüberstand, abgewiesen.

Regina Madlseder hatte nach dem gewaltsamen Tode ihres Gatten von keiner Seite Hilfe zu erwarten; von der katholischen Stadtverwaltung nicht, vom bairischen Statthalter Herberstorff nicht, der im Interesse des Kurfürsten auf die Konfiskation des gesamten Madlsederschen Vermögens drängte — und auch von den Mitbürgern nicht, die immer vom Schwächeren abrückten und sich der jeweils stärkeren Partei anbiederten, so den Protestanten, dann den aufständischen Bauern und mit der durchgreifenden Gegenreformation der wiedererstarkten katholischen Sache.

Neben dem Kampf um das tägliche Brot für sich und ihre sechs Kinder hatte Regina Madlseder durch eineinhalb Jahre das schreckliche „Spectacul“ des Kopfes ihres Mannes auf dem Spieß am Stadtplatz zu erdulden.

Gegen die ursprünglich im Urteil gegen ihren Gatten vorgeschriebene Gesamtkonfiskation des Vermögens wehrte sie sich tapfer. Vor allem forderte sie die Rückgabe ihres persönlichen Eigentums, so des Heiratsgutes, der Morgengabe und der Widerlage.

Um zu ihrem Recht zu kommen, überschüttete die Witwe alle Stellen, so den Statthalter Herberstorff, die Stadt Steyr, die kaiserlichen Räte, die bairischen Kommissare usw. mit Gesuchen und Bittschriften. Sogar an den Kaiser trat sie mit einer Petition heran. Sie flehte, das von ihrem Mann begangene Unrecht nicht an ihr und den sechs unschuldigen Kindern rächen zu wollen. Im gleichen Gesuch wies sie darauf hin, dass sie sich der katholischen Religion zugewandt hätte und die Kinder im Sinne dieser Glaubenslehre erziehen lasse.

Das aber brachte ihr zusätzlich die Feindschaft und Ablehnung ihrer bisherigen Glaubensgenossen, die trotz Drangsalierung durch die Obrigkeit weiterhin dem protestantischen Glauben anhingen.1)

Zunächst wurden der Witwe Madlseder und ihren Kindern aus dem beschlagnahmten Vermögen wöchentlich drei bis vier Gulden Alimentation zugestanden. Sie musste darüber hinaus befürchten, wenn die berechtigten und nicht stichhaltigen Forderungen aller Gläubiger befriedigt werden, dass für sie selbst und für ihre Kinder nichts mehr übrigbleiben werde.

Hans Adam Madlseder, der Bruder des Wolf und Bürger im niederösterreichischen Ort Gresten, erhob auch Anspruch auf seinen brüderlichen Erbteil, der mit dem gesamten Vermögen beschlagnahmt worden war. Um die Angelegenheit zu seinem und seiner Schwägerin Vorteil voranzutreiben, forderte er eine Sammlung und Sichtung der verstreuten Dokumente und Unterlagen. Er wurde aber wie Regina Madlseder jahrelang vertröstet.

Über Hans Adam Madlseder, der am 12. Juni 1633 „von vornehmen adeligen Eltern in der Stadt Steyr geboren“, im 49. Lebensjahre starb, ist uns auf seinem Grabstein das Madlseder’sche Wappen erhalten geblieben:

„Oben wachsender Mann mit Stulphut und fliegender Binde, in der erhobenen rechten Hand drei Ähren haltend, die linke Hand in die Hüfte gestützt, unten mit eingebogener Spitze ein sechsstrahliger Stern; offener, gekrönter Helm; zwischen Büffelhörnern, die oben mit Ähren bestickt sind, der wachsende Mann mit den drei Ähren.“2)

Am 22. September 1628 wurde der Kopf des Wolf Madlseder abgenommen und mit den übrigen Leichenteilen vereint und beim Bruderhaus in Steyr begraben.

Um diese Zeit wurde die Krida abgeschlossen. Die einzelnen „Treuhänder“ gaben jedoch die Vermögensteile kaum oder nur widerwillig heraus. Sie waren an deren Genuss schon lange gewöhnt. So sind z. B. im Nachlassinventar des 1643 verstorbenen Stadtrichters Niklas Frizler noch der Familie Madlseder gehörige Gegenstände verzeichnet.

Die Stadt Steyr litt selbst unter einer ungeheuren Schuldenlast und konnte keine Bargeldauszahlung vornehmen. Endlich am 20. Februar 1629 beschloss der Stadtrat, die Witwe Regina Madlseder auszuzahlen. Im März 1630 war das noch nicht geschehen, sodass Frau Madlseder die Landesregierung bemühen musste. Im Juni 1630 erhielt die Stadt den strikten Auftrag dazu. Auch dann wurden die berechtigten Forderungen der Witwe nicht vollkommen befriedigt. Am 14. März 1631 stand die Angelegenheit zum wiederholten Male auf der Tagesordnung der Ratssitzung.

Ein ähnlich bewegtes Schicksal wie Regina Madlseder hatte die Witwe Susanna nach dem ebenfalls hingerichteten Dr. Lazarus Holzmüllner. Auch ihr wurden durch das Statthaltereiamt am 19. April 1627 die Gerichts- und Exekutionskosten bezüglich ihres Gatten, in der Höhe von 330 Gulden zur Bezahlung vorgeschrieben. (Regina Madlseder 332, und Maria Himmelberger 340 Gulden). Sollten diese Kosten bezahlt sein, könnten der Witwe Holzmüllner die ihr gehörigen Güter und Mobilien ausgefolgt werden.3)

Doch wie bei der Madlsederschen Krida zog sich auch diese Angelegenheit in die Länge. Am 3. März 1629 ersuchte Susanna Holzmüllner um Auszahlung der ihr zustehenden Witwenabfertigung. Am 27. März des gleichen Jahres mussten die Gläubiger des Dr. Lazarus Holzmüllner seitens des Rates dringend aufgefordert werden, endlich einen Bericht zu legen. Diese Urgenz hatte Erfolg. Am 4. April lag der Bericht vor, der sogleich der niederösterreichischen Landeshauptmannschaft zur Prüfung übersendet wurde; doch vollständig scheint dieser nicht gewesen zu sein, denn am 23. Juli 1629 wurden, wie später am 3. August 1629, die Kreditoren neuerlich mit der Rechnungslegung beauftragt.4)

Obwohl am 16. September 1629 die Holzmüllnersche Krida nach einem Befehl des Landeshauptmannes als abgeschlossen bezeichnet worden war, war die Witwe Susanna noch am 17. Juli 1631 in ihren Forderungen noch nicht befriedigt.5)

 

Die Witwe Maria nach dem hingerichteten ehemaligen Stadtrichter Hans Himmelberger, verließ als aufrechte Protestantin unter Hinterlassung einer Nachsteuer von 500 Gulden die Eisenstadt. Noch am 3. Jänner 1629 meldeten die Gläubiger ihre Forderungen an. Am 18. Mai 1629 wurde die Durchführung der Himmelbergerschen Krida von den Interessenten urgiert. Für Maria Himmelberger war es sehr schwierig, von auswärts nur durch schriftliche Verbindung zu ihrem Recht zu kommen.6)

Am 11. Juni 1629 wurde den Gemeindekommissären in dieser Angelegenheit aufgetragen, die Witwe Maria Himmelberger ehestens abzufertigen. Am 16. September 1629 wird die „Raitung“ als abgeschlossen bezeichnet.7)

 

  1. Neumann Ilse, Einer ehrsamen Wittib demütig Bitten. VKST 15/1955, S. 34 — 37.
  2. Die deutschen Inschriften, Band 10, Wiener Reihe, 3. Band, die Inschriften Niederösterreichs, 1. Teil, die Inschriften des Bezirkes Amstetten und Scheibbs, Nr. 347, Wien 1966.
  3. Zetl, S. 95.
  4. 1629/88, 57, 67, 138 und 147.
  5. 1629/211. — RP. 1631/79.
  6. K. XI, L. 24, Nr. 1735.
  7. 1629/1, 95, 108 und 182.

 

Letztes Aufflackern des Widerstandes der Bauern

Nach der blutigen Ahndung des Bauernaufstandes durch die Hinrichtung der Bauernführer im Jahre 1627 meinte man, den Bauern werde es nun sicherlich an Mut und Tatkraft mangeln, sich neuerlich gegen die Obrigkeit zu erheben.

Doch schon im Jänner 1627, als einhundert Mann des Pappenheimbschen Regimentes nach Weyer verlegt wurden und bei diesem Marsch das an der Route gelegene Gebiet von den Soldaten sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde, regt sich der bäuerliche Widerstand. Der Zeugempfänger der bürgerlichen Eisenhandelsgesellschaft in Steyr Maximilian Luckner hatte dem Militär seine Führungsdienste zur Verfügung gestellt. Die Rache der Bevölkerung, vor allem der des geplünderten Ortes Losenstein, entlud sich auf den vermeintlich Schuldigen. Maximilian Luckner wurde am 5. Jänner 1627 in seinem eigenen Haus erschlagen, sein Leichnam in die Enns geworfen.1)

Die Bauern befürchteten einen Rachezug der Pappenheimbschen Reiter und verschanzten sich in den Bergen. Es kam aber zu keinen Kampfhandlungen. Nach einem Monat wurden die Soldaten wieder abgezogen, ein halbes Jahr später überraschend dreißig Rädelsführer verhaftet und auf die Steyrer Burg gebracht. Drei Bauern wurden hingerichtet, elf zur Arbeit in Eisen in die Wiener Stadtgräben verschickt, andere nach Gefängnisstrafen wieder freigelassen.2)

Im Jahre 1632 wandte sich das Kriegsglück wieder den protestantischen Mächten zu. Die Bauern glaubten nunmehr, ihre Lage ändern zu können.

Anlass der Unruhe und der Erhebung war die Einhebung einer Hausabgabe von je fünf Gulden durch die Landstände. Der Prädikant Jakob Greimbl tauchte im „Landl“ wieder auf und schürte den Aufstand im Hausruckviertel. Die Bauern hofften wieder auf ausländische Hilfe, diesmal auf die der Schweden, doch die Kriegsgunst wechselte zum katholischen Feldherrn Wallenstein.

Der Aufstand konnte insofern gefährlich werden, da nach Niederschlagung des großen Bauernaufstandes von 1626 und nach dem Ende der bairischen Pfandschaft durch die Verlegung der Truppen an die europäischen Kriegsschauplätze, das Land ob der Enns von Soldaten nahezu entblößt war.

Am 19. August 1632 eroberten die Bauern Markt und Kloster Lambach und vertrieben die dortigen Geistlichen. Am 21. August wurde die Steyrer Bürgerschaft befragt, ob sie dem Kaiser treu bleiben und für ihn Gut und Leben gegen die Rebellen einsetzen wolle. Zwei Tage später befahl der Landeshauptmann den Steyrern, ihre Bürger zu mustern und zu bewaffnen. Darüber hinaus wurden achtzig Kriegsknechte verpflichtet, für deren Sold und Verpflegung die Bürger bis zum 5. November 1632 aufzukommen hatten. Die Bürger wurden beauftragt, die regierungstreuen Bauern im Lager Arbeck zu verstärken. Zum Ausrücken kam es aber nicht.3)

Einige der vertriebenen Geistlichen kamen nach Steyr. Vier geistliche Herren wurden in Steyrdorf aus ihrer Kalesche gerissen und bedroht. Bezechte Scherschmiede und Messerer, das waren die Angreifer, schmähten sie „Schelmben, Dieb vnd Hurren Pfaffen.“ Am nächsten Tag wurden die Übeltäter verhaftet und bestraft.4)

Am 9. Oktober 1632 wurden die Rebellen geschlagen. Jakob Greimbl wurde dem Henker überantwortet und am 19. Februar 1633 auf dem Hauptplatz in Linz geköpft, wo schon viele Bauernführer ihr Leben gelassen hatten. Neun Anführer dieser Erhebung waren schon 1632 hingerichtet worden.5)

Für Ferdinand II. war diese Bauernunruhe der Anlass, neue Aktivitäten hinsichtlich der Gegenreformation zu setzen. Eine Kommission wurde beauftragt, in Steyr die „gehorsamen und ungehorsamen“ Bürger festzustellen. Aus diesem Grund wurde am 28. Februar 1633 die gesamte Bürgerschaft — vormittags die Männer, nachmittags die Frauen — ins Rathaus zitiert. Den Nichtkatholischen wurde ein neuerlicher Termin der Auswanderung gesetzt.6)

Eine neue, aus der Gegenreformation erwachsene Bedrückung ergrimmte die leicht reizbaren Bauern aus dem Mollner Gebiet. Zu Ostern des Jahres 1633 erfolgte eine Visitation der dortigen Pfarre, die die gleiche Aufgabe hatte, wie die Untersuchung vom 28. Februar 1633 in Steyr. Während in der Eisenstadt die Bürger dem Aufruf unter dem Druck des einquartierten Militärs fast lückenlos Folge leisteten, erschienen in Molln die Protestanten nicht bzw. erhoben keine Hand zum Schwur. Im Mai kam es dann zum offenen Aufruhr. Die Bauern verlegten Zugänge und Pässe, da der Zuzug von Militär zu erwarten war. Zunächst reisten Beamte der Herrschaft Steyr, der Rentmeister Elias von Seeau, der Gegenschreiber Andreas Wagenseil und der Pfleger Cyprianus Sentinger in dieses Gebiet, um den Bauern gütlich zuzureden, von ihrem Beginnen abzustehen und im Weigerungsfälle auf die Folgen hinzuweisen. Die Bauern von Grünburg unterstützten ihre Standesgenossen von Molln. Zum Katholizismus Konvertierte mussten zu ihrem alten Glauben zurückkehren. Die Bauern schlugen ihr Lager im Tiefenbachgraben auf.

Der Pfleger von Leonstein bekam vom Burggrafen Johann Maximilian von Lamberg den Befehl, beim Angriff der Bauern die Brücken der Steyr bis Klaus abtragen zu lassen, um so das linke Ufer zu schützen. Der Richter von (Bad) Hall machte einen Strafzug bis Adlwang, der aber nur eine „Zauberin“ als Gefangene einbrachte. Gegen die Bauern der Grünburger Pfarre wagte er nicht einzuschreiten.7)

Die Landstände sahen sich daher genötigt, ihrerseits Truppen einzusetzen. Am 8. Juni 1633 wurde der Richter von Steinbach beauftragt, für einhundert Mann Quartier und Verpflegung vorzusorgen. Um den Richter zu unterstützen, reiste der Rentmeister Adam Wolf dorthin.

Am 13. Juni kam Adam Wolf nach Molln, um das vom Landeshauptmann verfügte Patent den dortigen Untertanen zur Kenntnis zu bringen.

54 Untertanen gingen zur Beichte und Kommunion, einhundert sagten einem Glaubenswechsel zu, während 115 auswandern wollten. Der Gesinnungswechsel scheint mehr der Anwesenheit der Soldaten als dem Patent zuzuschreiben gewesen zu sein, denn Adam Wolf bemerkte selbst: „In summa, die Soldaten sind die besten reformatores!“ und „daß die Soldaten nicht abgezogen und ihnen einlogieret werden, ehe sie (die Untertanen) aus eigener Erkenntnis ihren Irrtum eingesehen und zur alleinseligmachenden katholischen Religion gekommen sind!“

Der Landeshauptmann befahl am 21. Juli 1633, die Soldaten aus dem Mollner Gebiet abzuziehen.8)

Schwierigkeiten mit den Bauern gab es auch im Ennstal. Die Herrschaft Steyr erließ am 17. Juni 1633 ein Patent an die Ämter Ternberg, Mitterberg, Laussa, Raming, Arzberg, Weyer und Garsten. Das Verhalten der Mollner Bauern wurde dabei als abschreckendes Beispiel hingestellt. Der Burggraf fand in einem Erlass des Landeshauptmannes Unterstützung. Darüber hinaus wurden militärische Maßnahmen angedroht.9)

Der Widerstand der Bauern im Steyr- und Ennstal gegen die Maßnahmen erklärt sich dadurch, dass diese Gebiete kaum mit der Gegenreformation bisher in Berührung gekommen waren und dadurch der Anteil an Protestanten sehr hoch war.

Am 5. Juli 1633 entbot der Burggraf von Steyr die Untertanen des Ennstales vor sich. Es erschienen 140, von denen alle, bis auf zehn sich zur katholischen Religion bequemten. Als sich nach Drohungen drei Tage später weitere sechzig Personen unterwarfen, stieg die Zahl der Konvertiten auf 190.10) Die zehn unbelehrbaren wurden in Eisen gelegt und nach Linz gebracht. Dort traten sie im Kerker zum Katholizismus über. Einige wurden in Steyr zur Zwangsarbeit verpflichtet oder sogar zur Einbringung der Ernte vom Gefängnis beurlaubt!

Mit diesen Unruhen fand der Bauernaufstand in und um Steyr sein Ende. Der Grund, dass die Bauern auch noch nach 1626 hofften zu ihrem Recht zu kommen, war die Zusicherung der Hilfe durch die Schweden und Sachsen.11)

Im Aufstand des Laimbauer wurde das Gebiet der Herrschaft Steyr nicht mehr beeinträchtigt, obwohl der Burggraf Maximilian von Lamberg am 10. Mai 1636 auf Befehl des Landeshauptmannes ein Aufgebot nach Enns senden mußte.12)

 

  1. Krobath, VKST 25/1964, S. 3. — Alfred Hoffmann, Die Quellen zur Wirtschaftsgeschichte im Land ob der Enns, S. 189. — Der jüngere Sohn des ermordeten Maximilian Luckner bekam 1632 in Steyr das Bürgerrecht und war von 1696 bis 1677 Bürgermeister der Eisenstadt. — RP 1632, 34. —
  2. Georg Grüll, Ein Nachspiel zum oberösterreichischen Bauernkrieg im Ennstal anno 1627, Heimatgau 7. Jg., S.213 ff. —
  3. Kammerhofer, S. 250. — Zetl, S. 120. — Pritz 1857, S. 283. —Krobath, VKST. 23/1962, S. 43 ff. —
  4. Zetl, S. 121. —
  5. Friedrich Schober, Zur Geschichte des Bauernaufstandes 1632, Mitteilungen des Oö. Landesarchives, Band 2, 1952, S. 175 ff. — Albin Czerny, Bilder aus der Zeit der Bauernunruhen in Oberösterreich (1626, 1632, 1648), Linz 1876, S. 157 ff. —
  6. Zetl, S. 126. — Ludwig Edelbacher, Landeskunde von Oberösterreich, Wien 1883, S. 262. — Pritz, 1857, S. 286. —
  7. Kammerhofer, S. 252. — Preuenhueber, S. 380. —
  8. OÖLA; Archiv der Herrschaft Steyr, Fasz. 326, Nr. 39. — Politica, Religion Molln 1633. — Pritz, 1857, S. 285. — Bericht an den Landeshauptmann über die Mollner vom 25. Juni 1633. — detto vom 25. Juni 1633. — Landeshauptmann an den Burggrafen vom 21. Juli 1633. —
  9. Landeshauptmann an den Burggrafen in Steyr vom 20. Juni 1633; OÖLA; Archiv der Herrschaft Steyr, Fasz. 326, Nr. 39. —
  10. OÖLA; Archiv der Herrschaft Steyr; Bericht des Rentmeisters an den Landeshauptmann vom 8. Juli 1633. —
  11. Aussage des achtzigjährigen Schneiders Sigmund Mayrhofer „sein Lebtag lutherisch” vom 4. Juli 1633. —
  12. OÖLA; Archiv der Herrschaft Steyr; Fasz. 501; Nr. 17; Militaria 1621 — 1637; Landeshauptmann an den Burggrafen vom 10. Mai 1636. —

Jakob Zetl und Steyr

Einer der Steyrer Bürger, die den Bauernkrieg 1626 in der Eisenstadt erlebten und sich den wechselvollen Ereignissen nicht durch rechtzeitige Flucht entzogen hatten, war Jakob Zetl. Zetl hat auch in seiner, vor allem die Jahre 1618 bis 1635 schildernden Chronik, über diese Vorkommnisse in Steyr berichtet.

Für den Bauernkrieg von 1626 stellt sein Werk die einzige beschreibende Quelle dar, denn seine Kollegen in der Steyrer Stadthistoriographie schweigen darüber. Die Annalen des katholischen Schulmeisters Wolfgang Lindner, 1590 begonnen, reichen nur bis 1622 und sind vor allem für die Religionsgeschichte von hervorragender Bedeutung. Die „Annales Styrenses“ des Valentin Preuenhueber brechen mit dem Tode Matthias im Jahre 1619 ab.1)

Lindner und Preuenhueber haben die Ereignisse des dritten Bauernaufstandes in Oberosterreich mitgemacht. Valentin Preuenhueber wird bekanntlich als Führer des Protokolls bei der Tagung der Bauernausschüsse in Steyr während des Juli 1626 genannt. Im Dienste der katholischen Sache, um die es im Jahre 1626 in Steyr nicht besonders gutstand, aktiv und dem angestammten Landesherrn, dem Kaiser, treu war der Färbermeister Jakob Zetl.

Jakob Zetl war schon 1613 als Färbergeselle nach Steyr gekommen. Seine Herkunft und seine frühere Tätigkeit kann selbst aus seinen eigenen Aufzeichnungen nur erahnt werden. In der Auseinandersetzung anno 1612 zwischen Wolfdietrich von Salzburg und dem bairischen Kurfürsten stand Zetl als Soldat in erzbischöflichen Diensten. Auch der Nachfolger auf den Rupertistuhl Markus Sittikus von Hohenems verwendete kurze Zeit Jakob Zetl als Musketier.2)

Durch die Ehe seiner Schwester Katharina wird er Schwager des bürgerlichen Steyrer Färbermeisters Leonhard Rädlmayr. Erst am 11. Jänner 1616 wurde Zetl das Bürgerrecht der Eisenstadt verliehen und ihm dadurch die rechtliche Möglichkeit gegeben, sich hier anzukaufen. Mangels klärender Quellen muss angenommen werden, dass Zetl, bevor er seinen eigenen Gewerbebetrieb gründete, bei seinem Schwager in Diensten gestanden war. Als neuaufgenommener Bürger musste Zetl das Bürgergeld in der Höhe von sechs Talern leisten und sich nach alten Herkommen mit Muskete und Säbel bewaffnen. Zwischen 1614 und 1616 ist Zetl auch Meister seines Handwerkes geworden und somit Vollmitglied der seit 1569 bestehenden Zunft der Färber, deren Hauptlade sich in Linz befand.3)

Als Bürger war es Zetl möglich, durch Wahl in die verschiedenen Ratsgremien mit Recht von Sitz und Stimme zu kommen und darüber hinaus Stadtämter zu übernehmen. Von 1625 bis zu seinem Tod im Jahre 1660 ist Jakob Zetl fast ohne Unterbrechung in den Rats- und Ämterlisten der Stadt Steyr zu finden.

Zetl war ein aufrechter Katholik, nicht nur in den Zeiten der Gegenreformation, sondern auch damals, als Steyr gänzlich lutherisch war bzw. im Bauernkrieg von 1626, wo Anhänger der damals als orthodox geltenden Religion wahrlich kein leichtes Leben hatten und sogar um Leib und Gut fürchten mussten. Jakob Zetl war nicht nur standhaft in der Ausübung und Beibehaltung seines gewählten Glaubens, sondern es zeugte auch von besonderer persönlicher Tapferkeit, dass Zetl als Katholik nicht wie der damalige Bürgermeister, der Stadtrichter, der Stadtschreiber und der Stadtanwalt sowie bedeutende Bürger vor dem herannahenden Bauernheer Reißaus nahmen, sondern wie seine katholischen Gesinnungsfreunde Marx Wuschletitsch, Simon Beck, Georg Dill, Hans Lutz, Adam Putzer und Stephan Ganzeder in der bedrohten und später besetzten Stadt verblieb.4)

Jakob Zetl, nahm auch an der Ratssitzung teil, wo Wolf Madlseder „alles Regiments vnd Gewalts“ übernommen hatte — so Zetls eigene Worte. Auch an späteren Sitzungen des numerisch verkleinerten und dann durch die Aufnahme von Bauernvertretern ergänzten Rates nahm Zetl teil.5)

Am 30. Mai besuchte er den Pfingstgottesdienst in Behamberg — in der damaligen Situation ein sehr riskantes Verhalten! Am 1. Juni 1626 vermied er die Leistung des Treueides an die Bauern, indem er sich rechtzeitig heimlich entfernte.6)

Über die Verhandlungen der Ständeausschüsse zeigt sich Zetl gänzlich uninformiert oder er hielt sie nicht für erwähnenswert, desgleichen auch später über die Ereignisse in Enns im September 1626 sowie über das Datum der Verhaftung von Madlseder und Dr. Holzmüllner.

Gefährlich für Jakob Zetl und für die anderen wenigen in der Stadt verbliebenen katholischen Bürger wurde es gegen Ende Juli 1626, als die schlechte strategische Lage, das Stocken des Bauernaufstandes und das Herannahen kaiserlicher Truppen die Landleute radikalisierte. Die katholischen Bürger in Steyr ließen sich nicht sehen.

Am 5. August 1626 bekam Jakob Zetl über den Barbier Hans Lutz Verbindung mit dem kaiserlichen Obersten von Auersperg in Enns. In diesem Zusammenhang kam Zetl am 17. August durch aufgehetzte Bauern selbst in Lebensgefahr. In dieser ausweglosen Situation bewies Jakob Zetl Humor. Als ihm angedroht wurde, man werde ihm den Kopf spalten, Nase und Ohren abschneiden, bat Zetl, „sie sollten ihm nur die Nase stehen lassen, die Ohren wolle er gern hergeben!“7)

Am 3. und 4. September 1626 kehrten die geflohenen Vertreter der Stadtverwaltung wieder in die befreite Stadt zurück.8)

Bei der Verfolgung der Steyrer Rädelsführer, Aufnahme der beschlagnahmten Mobilien usw. bediente sich die Stadtverwaltung auch der Hilfe von Jakob Zetl; so am 25. September 1626 bei der „Spörr“ des Eigentums der Verhafteten Wolf Madlseder und Dr. Lazarus Holzmüllner und der Inventarisierung am 16. Oktober, bei den Nachforschungen gegenüber den Kollaborateuren Elias Ybbser und Matthäus Wagner am 22. Oktober, bei der Untersuchung vom 17. November und 8. Dezember gegenüber weiteren Sympathisanten, Sichtung des Belastungsmateriales gegen Dr. Lazarus Holzmüllner am 11. Dezember 1626. Am 19. Dezember 1626 leistete Jakob Zetl Bürgschaft für den verhafteten und nach Verhören freigelassenen Bürger Pankraz Wohlrab. Knapp vor Weihnachten — am 22. Dezember — folgte die Kommission im Brauhaus des Caspar Pruckner am Laichberg und am 2. Jänner 1627 bei arrestierten Bürgern in Ennsdorf.9)

Auch mit der überraschenden Untersuchung gegen den ehemaligen Stadtrichter Hans Himmelberger war Jakob Zetl beauftragt. Desgleichen wurden die Nachforschungen gegen den Zeugsverhandler Wolf Ortner wegen der Sperrkette über die Donau bei Neuhaus dem Zetl übertragen. (5. Mai 1627). Schon tags darauf war er Beisitzer bei der Gerichtsverhandlung gegen Dr. Johann Joachim Anomäus, auch bei der Erklärung der Stadtbürger, hinsichtlich der Religion am 15. Mai 1627.10)

Am 3. September 1627 wurde Zetl als Mitglied des inneren Rates bestätigt. Am 6. September beauftragte man ihn mit der Verwaltung des äußeren Herrenhauses im Aichet. Eigenartigerweise finden wir ein Jahr darauf Jakob Zetl weder im inneren noch im äußeren Rat, sondern in der Liste der „Gnannten.“11)

Jakob Zetl war zweimal verheiratet gewesen. Im Herbst des Jahres 1635 trat er neuerlich in den Stand der Ehe. Um diese Zeit beendet er auch seine „Steyrische Chronik“. Aus beiden Verbindungen stammten sechs Kinder. Der Sohn Markus befand sich 1647 auf Wanderschaft, die Tochter Maria Susanna vermählte sich im August 1657. Der „Färbermeister in Steyrdorf“ bewohnte das Haus Haratzmüllerstraße Nr. 14. 1647 verkaufte Jakob Zetl einen Stadl auf der unteren Ennsleite.

Jakob Zetl starb im Spätherbst des Jahres 1660. Am 30. November wurde er begraben. In seinem, schon im Jahre 1647 verfassten, erhalten gebliebenen und in fast unleserlicher Schrift geschriebenen Testament beschenkte er die Pfarrkirche, die Dominikaner und die Kapuziner.

Im 20. Jahrhundert setzte ihm die Dichterin Enrica von Handel-Mazzetti in der „Armen Margret“ ein literarisches Denkmal.12)

Dass Jakob Zetl ein echter Katholik war, zeigt sein Verhalten und die persönliche Tapferkeit im Bauernkriegsjahr 1626. Obwohl ein Mensch der Neuzeit, war er den Traditionen und dem Wunderglauben des Mittelalters verbunden. Dies beweist die Darstellung von ungeklärten Vorgängen in der Stadt Steyr in seiner Chronik.

„Wer es nicht glauben will, kann am jüngsten Tag in der allgemeinen Auferstehung weiter nachfragen und die wahre Urkunde (Kunde) einholen!“ So kommentierte er die damals nicht genau zu klärenden Knochenfunde auf dem Areal der Kapuzinerkirche im Jahre 1617.13)

Im Advent des gleichen Jahres erschien ein Komet am Himmel; Zetl glaubte an die Prognose der „Doctores“, „daß in ganz Deutschland Krieg, Hunger und Pestilenz erfolgen werde“, ein Faktum, das ja dann wirklich eingetreten ist, „welche drei Ruten man hernach leider 12 Jahre empfunden! Gott behüte uns hinfür vor einem so erschrecklichen Komet(en)-Stern.“14)

Das Würfelspiel auf dem Haushamerfeld zu Frankenburg war ein grausames, aber nicht einmaliges Schauspiel. Ein ähnlicher Vorgang in Steyr bei der Suche nach dem wahren Schuldigen, also einem Gottesurteil, ist von Zetl für den Advent des Jahres 1625 überliefert, wo drei Soldaten würfeln mussten und der mit der geringsten Augenzahl als überführter Dieb an den Galgen kam.

Die drastische Schilderung der unmittelbaren Bedrohung des Jakob Zetl wurde schon angeführt.16)

Die kaiserlichen Reiter in der Stadt werden von Zetl bezeichnet als „üble Gäste, schwärmten die ganze Nacht und (es) mueßte Essen und Trinken genug da sein!“17)

Die „Visierung“ des übrig gebliebenen Weines nach dem Bauernkrieg am 12. Oktober 1626 kommentierte er mit folgenden Worten: „Der übrige (Wein) ist denen Soldaten und den rebellischen Bauern durch den Hals geronnen!“18)

Jakob Zetl bezeichnete die „alte Steinwendtnerin“, die in der Styraburg gefangen lag, als Zauberin. Diese war ursprünglich zum Feuertod verurteilt, wurde später zum Köpfen begnadigt.

Am 4. März 1628 war Zetl Beisitzer des Stadtgerichtes. Angeklagt war Christoph Zengl, der Wirt im Hause des Jakob Wötzl, wegen Zauberei. Zetl schildert dies mit äußerster Sorgfalt. Zengl wurde der Stadt verwiesen.20)

Desgleichen wurde am 18. April 1629 der Müllner von Zwischenbrücken des gleichen Deliktes angeklagt. Er musste fünfzig Reichstaler Strafe zahlen und durfte das Müllerhandwerk nicht mehr ausüben.21)

Im Jahre 1630 wurde ein „Kristallseher“ verhaftet und seine Zauberinstrumente als Beweis sichergestellt. Er wurde des Burgfrieds auf zwei Jahre verwiesen.22)

Einen ungeklärten Doppelmord, am 25. Oktober 1631 schildert Zetl (moderne Schreibweise): „Den 25. ist der Scherenschmied Bruckmayr und sein Weib allhier, als sie zu Nachts um sieben Uhr nach Haus gegangen sind, von einem Gespenst oder was es gewesen auf der Buckleten Wiesen in die Steyr geworfen und ersäuft, welche den anderen Tag der Herrschaft Steyr Gerichtsdiener gehoben und sodann in den Gottesacker begraben worden!“23)

Über das Verhalten Wallensteins war er sehr erbost. Wallensteins Ermordung sah Zetl als gerechte Strafe an.24)

 

  1. Karl Eder, Ein Reformationshistoriker — Valentin Preuenhueber, VKSt 15/1955, S. 3 ff. — Valentin Preuenhueber, „Annales Styrenses“, Nürnberg 1740. — A. Obernhuemer, Valentin Preuenhueber und andere Steyrer Historiografen, ungedruckte Wiener Dissertation 1910. — K. Schiffmann. Die Annalen 1590 bis 1622 des Wolfgang Lindner, Archiv für die Geschichte der Diözese Linz, Band 6, 1910, S. 49 f. — Jakob Zetl, Chronik von Steyr, herausgegeben von L. Edelbacher im Linzer Musealbericht, Band Nr. 33, 1878. —
  2. Zetl, S.10 f. — Josef Ofner, Ratsherr Jakob Zetl, Färbermeister und Stadtchronist, AB. 1966, Nr. 10, S. 146, ff. —
  3. Zetl, S. 11. — Ofner, AB. 1966/ 10. — RP. 11. 1. 1616. —
  4. Zetl, S. 50 f. —
  5. Zetl, S. 52. —
  6. Zetl, S. 54. —
  7. Zetl, S. 64 und 68. — Ofner AB. 1966 / 10.
  8. Zetl, S. 73. —
  9. Zetl, S. 76 ff und 81 ff. —
  10. Zetl, S. 86 ff. —
  11. Zetl, S. 91. —
  12. Ofner, AB. 1966/ 10.
  13. Zetl, S. 12. —
  14. Zetl, S.16. — Diese Stelle ist ein Beweis, dass die Chronik keine gleichzeitige Aufzeichnung war, sondern erst ca. 1629 begonnen wurde.
  15. Zetl, S. 44. —
  16. Zetl, S. 66 ff. —
  17. Zetl, S. 76. —
  18. Zetl, S. 76. —
  19. Zetl, S. 78. —
  20. Zetl, S. 94. —
  21. Zetl, S. 103. —
  22. Zetl, S. 110. —
  23. Zetl, S. 118. —
  24. Zetl, S. 130 ff. —

 

Die Eisenstadt nach dem Bauernkrieg von 1626

Mit der Abnahme des Kopfes des hingerichteten Stadtrichters Wolf Madlseder und dem Zugeständnis eines christlichen Begräbnisses aller Körperteile am 22. September 1628, kann man den Bauernkrieg in der alten Eisenstadt als beendet ansehen.1)

Durch den Vertrag vom 22. Februar 1628 wurde Oberösterreich vom bairischen Kurfürsten dem Kaiser als angestammten Landesherrn, wiederum zurückgegeben. Maximilian von Bayern war für seine Kriegskosten mit der Pfalz, entschädigt worden. Die Pfandschaft Oberösterreichs an die Bayern und das Wüten der Soldateska in einigen Landstrichen war ja eine der Ursachen des Bauernkrieges von 1626 gewesen. Am 5. Mai 1628 erfolgte in Linz unter feierlichem Gepränge die Übergabe nebst Erbhuldigung an Ferdinand II. Seitens der Eisenstadt Steyr nahmen Bürgermeister Frizler, der Stadtschreiber Sonnenwald und die Ratsherren Aumayr und Hienerstorfer teil. Zum gleichen Anlass wurde in der Steyrer Pfarrkirche ein festlicher Gottesdienst abgehalten. Bis zum 2. Juni verließ die bairische Besatzung, darunter auch die gefürchteten „Kroaten“ die Stadt.2)

Der ehemalige Protestant und nun sehr aktive katholische Bürgermeister Frizler versuchte, das ohnedies verminderte protestantische Element in Steyr gänzlich zu vernichten. So beantragte Frizler in der Ratssitzung vom 8. Juli 1628 einen eigenen Friedhof für die „Unkatholischen“ errichten zu lassen. Dieser Vorschlag wurde genehmigt, kam aber später nicht zur Ausführung. Der von den Protestanten schon im vorigen Jahrhundert gestaltete Taborfriedhof wurde von Abt Spindler von Garsten am 31. August 1628 geweiht.3)

Am 30. September 1628 wurde der Magistrat der Stadt Steyr beauftragt, hinsichtlich von zehn Anfragepunkten den kaiserlichen Kommissären Aufklärung zu geben.

Die Amtsrechnungen der „alten Eisengewerkschaft“ der letzten fünfzig Jahre seien zu prüfen; desgleichen die Darlehen, die man im gleichen Zeitraum bekommen bzw. gegeben habe. Darüber hinaus sei den Ursprüngen des lutherischen Prädikanten- und Schulwesens nachzugehen.

Ein wichtiger Punkt war die Frage, ob die Stadt den Bauern, die sich gegen die kaiserliche Majestät vergangen hätten, Hilfe in Form von Geld, Munition und Waffen geleistet hatte. Im zu bejahenden Fall, wie viel dies gekostet hätte und welche Absicht darin gelegen wäre. Die Repräsentationskosten der Stadtverwaltung mussten überprüft werden, ob „nicht viel Geld durch gehaltene Mahlzeiten und Gastereien unnützlich verschwendet“ worden sei.

Als 9. Punkt wären die Personen anzugeben, welche die Stadtämter „bedient“ hätten und somit Urheber der Schuldenlast seien.4)

Die Beantwortung aller dieser Anfragen machten den Verantwortlichen der Stadt große Schwierigkeiten, vor allem deshalb, weil die früheren Amtsverweser nicht mehr greifbar oder nicht mehr am Leben waren. Es wurde ein Ausschuss gebildet, dem Mitglieder des Inneren Rates, der Buchhalter der Eisenhandelsgesellschaft Matthias Abele, dann Valentin Preuenhueber und andere angehörten. Alle Raitbücher und Amtsrechnungen wurden als Unterlagen herangezogen, und die Stellungnahme konnte termingerecht den Kommissaren überreicht werden.

Am 8. Dezember 1628 wurde auch der Witwe nach Dr. Lazarus Holzmüllner gestattet, den aufgesteckten Kopf ihres Mannes abzunehmen. Der gesamte Leichnam wurde dann im Bruderhaus bestattet.5)

Am 26. Dezember 1628 war wiederum Ratswahl. Sie stand unter der Aufsicht der Kommissare, dem Abt Anton Spindler von Garsten und dem Rentmeister der kaiserlichen Herrschaft Steyr Adam Wolf. Kaspar Reinhard wurde Stadtrichter und Dr. Balthasar Grienwaldt Stadtschreiber.6)

Bekanntlich hatte Bürgermeister Johann Mayr von Puchenau zu Lindenfeld Ende Juli 1627 sein Amt, das er zwei Jahre und sieben Monate innegehabt hatte, zur Verfügung gestellt. Adam Graf Herberstorff, damals noch Statthalter des bairischen Kurfürsten, hatte am 17. August des gleichen Jahres Mayrs Rücktrittsgesuch genehmigt. Mayr kehrte als Rentamtsgegenschreiber zu seinem früheren Dienstgeber, der Herrschaft Steyr, zurück.7)

So kam es am 3. September 1627 zu einer Bestellung hinsichtlich des Bürgermeisteramtes. Auf Befehl der bairischen Räte wurde Niklas Frizler Bürgermeister und Johann Spindler Stadtrichter. Die Liste des äußeren Rates und der „Gnannten“ zeigt Namen von Bürgern, deren Haltung in der Gegenreformation und im Bauernkrieg nicht als regierungsfreundlich bezeichnet werden konnte. Es scheint, dass deren Verhalten nicht geahndet worden war, bzw. dass diese restlos von den kaiserlichen Kommissaren begnadigt worden waren.8)

In der Ratswahl vom 30. September 1628 folgte auf Niklas Frizler der Bürger Cosmas Mann als Bürgermeister, der diese Position schon einmal innegehabt hatte.9)

Am 7. Mai 1629 bekamen Niklas Frizler, Johann Spindler und Hans Lutz einen städtischen Verweis, weil sie eigenmächtig im Haus des Niklas Praunfalk eine Ratssitzung abgehalten hatten.10)

Bis Ende 1629 verblieb Cosmas Mann im Bürgermeisteramt. Auch für das folgende Jahr war er durch Wahl zum Stadtoberhaupt bestimmt worden, doch der Wahlkommissar Abt Spindler erhob gegen den Obervorgeher der Eisengewerkschaft erfolgreich Einspruch, sodass am 9. Jänner 1630 Niklas Frizler wiederum zum Bürgermeister der Eisenstadt eingesetzt wurde. Die Stadtverwaltung protestierte vergebens gegen diese Entscheidung.11)

Auf seiner Reise zum Reichstag nach Regensburg besuchte Ferdinand II. im Juli 1630 mit großem Gefolge die Stadt Steyr. Jakob Zetl gibt in seiner Chronik ausführlichen Bericht.12)

Am 21. Juni war eine Ratswahl anberaumt worden, aus der Marx Wuschletitsch als Bürgermeister und Kaspar Reinhard als Richter hervorgingen. Doch Abt Spindler erhob wieder Einspruch. Darauf wurde vom Wiener Hof entschieden, Niklas Frizler zum Bürgermeister und Johann Spindler zum Richter zu „machen“. Ähnlich 1630 war Frizler wieder unter Missachtung der wählenden Ratsherren zum Bürgermeister aufgestiegen. Wuschletitsch und Reinhard verblieben aber im Inneren Rat.13)

Die Ratswahl vom 15. Dezember 1630, für das Jahr 1631, gab keine Veränderung in den höchsten Stellen.14)

Im August und September 1630 wurde den Jesuiten eine Reihe von Häusern in Steyrdorf für die Errichtung eines Klostergebäudes überlassen. Die Dominikaner erhielten dagegen zwei Häuser am Grünmarkt, an deren Stelle sie den Kreuzgang für ihr bestehendes Kloster zu bauen beabsichtigten.15)

Am 31. März 1631 besuchte Erzherzog Leopold mit seiner Gattin Steyr. Er stieg im „Hirschenhaus“ (heute Stadtplatz Nr. 11) ab.16)

Die Armut der Stadt Steyr zeigt am besten die Auskunft, als Rüststeuer gefordert wurde. Die Zahlung dieser ist „der so gar verarmten und ganz ausgesaugten Bürgerschaft und Gemeinde eine Unmöglichkeit!“17)

Vom 15. Jänner bis zum 30. Juni 1632 waren vier Fähnchen Fußvolk in Steyr einquartiert. Die Versorgung belastete zusätzlich die ohnedies strapazierten Stadtfinanzen, denn jeder Soldat bekam täglich eineinhalb Pfund Fleisch, zwei Kannen Bier und um zwei Kreuzer Brot. Die Offiziere hatten Anspruch auf doppelte Rationen. Um diese Leistungen der Stadt überhaupt zu ermöglichen, wurden die benachbarten Klöster und Herrschaften in einem kaiserlichen Befehl aufgefordert, einen Beitrag zu leisten, dem sie aber nicht nachkamen.18)

Mit der Einquartierung im Jahre 1632 war die Belastung für die Stadt Steyr nicht zu Ende. Ein Jahr darauf garnisonierten vier Fähnchen Fußvolk über vier Monate lang in Steyr.19)

Niklas Frizler war Ende 1633 Stadtoberhaupt. Das Jahr 1634 war herangekommen, ohne eine Wahl einzuberufen. Erst am 12. März 1634 kam es zur Elegierung, die wiederum unter Aufsicht von Kommissären, diesmal des Landeshauptmannes, des Vizedomes und des Landschreibers stattfand. Erst am 5. Mai wurde bekannt, dass Cosmas Mann zum Bürgermeister gewählt worden war und dass sich dieser am 26. Mai zur Leistung des Amtseides nach Linz zu begeben hätte.20)

Ohne Wiederwahl durch Bestellung seitens des Landeshauptmannes war Cosmas Mann Richter bis Ende 1635, obwohl er wegen Kränklichkeit das Amt nicht mehr bekleiden wollte.21)

Im Oktober 1634 musste das baufällige Rathaus ausgebessert werden. Der Aufenthalt in den Kanzleiräumen war schon lebensgefährlich geworden.22)

Hans Simon Stecher wurde am 2. Oktober 1634 probeweise als Schulmeister angestellt. Er bekam zwar eine Unterkunft, aber seinen Lohn solle er von den Schulkindern fordern „wie die anderen Schulmeister!“23)

Am 24. August 1634 wurde Cosmas Mann von Ferdinand II. in den rittermäßigen Adel mit dem Prädikat „von Mannsperg“ erhoben.24)

1634 hatte Steyr, wie schon mehrmals, unter dem „schwarzen Tod“ zu leiden. Obwohl die Seuche bekämpft wurde, forderte sie in der Stadt 200 Opfer. Am 6. Oktober 1634 wurde eine Liegenschaft bei Ennsdorf von der Herrschaft Steyr als Begräbnisstätte angefordert, doch mussten die Körper der an der Pest Gestorbenen tiefer als sonst in die Erde versenkt werden. Im Bürgerspital selbst sind an der „leidigen Seuche“ 18 Personen gestorben, Am 13. Dezember 1634 beschloss der Rat der Stadt über Ansuchen des Stadtpfarrers, dem Kaplan, der die Pestkranken zu betreuen hatte, monatlich 15 Gulden auszuzahlen.25)

Im Jahre 1634 war die finanzielle Lage der Stadt so trist, dass nicht einmal dem höchsten Beamten der Stadtverwaltung, dem Stadtschreiber Balthasar Grienwaldt das Gehalt ausbezahlt werden konnte. Er wurde vertröstet. Auch andere Bedienstete mussten warten. Ein Stadtmaurer wurde aufgenommen, doch wurde ihm bedeutet, auf Entlohnung könne er nicht rechnen.26)

Am 20. Jänner 1635 wurde in Anwesenheit des Abtes von Garsten, des jungen Grafen Tilly und seiner Gattin die Sebastiansbruderschaft gegründet.27)

Im Februar 1635 hatte der Rat der Stadt Steyr Auseinandersetzungen mit den Bierbrauern, die sich über die Besteuerung ihres Getränkes beklagten. Ihnen wurde Arrest angedroht, wenn sie ihre Beschwerde nicht zurückzögen. Darüber hinaus mussten die Bierbrauer 100 Reichstaler Strafe erlegen, weil sie in den letzten vier Jahren ihren Verpflichtungen über die Angaben hinsichtlich der Braumenge nicht nachgekommen waren.28)

Nach den Ratswahlen und dem Bericht des Landeshauptmannes Kufstein an die Stadt, am 29. Februar 1636, wurde die Wahl Niklas Frizlers zum Bürgermeister und des Bürgers Gottlieb Hoffmann zum Stadtrichter bestätigt. Am 7. März musste Frizler beim Landeshauptmann den Amtseid ablegen.29)

Auch die Wahlen für das Amtsjahr 1639 wurden nicht zielstrebig angegangen. Eine diesbezügliche Anfrage vom 13. Dezember 1638 beim Landeshauptmann brachte kein Ergebnis, desgleichen die vom 2. März 1639. Die Wahl für 1639 wurde dann am 8. Juni 1639 vorgenommen! Um eine solche Verzögerung zu vermeiden, suchte der Rat schon am 24. Oktober 1639 für die Wahl 1640 an.30)

Die alljährlichen Ratswahlen waren mit Unkosten verbunden, über Bitten der Steyrer Stadtverwaltung wurde am 31. März 1639 genehmigt, aus diesen Gründen die Ratswahl alle zwei Jahre durchzuführen.31)

Die Regelung der Bürgermeisterwahl und der Bestellung des Stadtrichters wurde so geregelt, dass Ersterer nun eine zweijährige Amtszeit haben sollte, der Stadtrichter aber nur ein Jahr im Amt verbleiben sollte.32)

Bürgermeister Cosmas Mann musste die Feststellung machen, dass seitens der Ratsmitglieder die Sitzungen immer spärlicher besucht wurden. Am 21. Juni 1639 waren nur fünf Ratsherren anwesend. Um diesen Übelstand zu beseitigen, wurde beschlossen, einen kaiserlichen Befehl anzustreben.33)

 

  1. Zetl, S. 99. —
  2. Krobath, VKST 23/1962, S. 41. — Zetl, S. 96. — „Kroaten“ waren keine Kroaten, sondern Polen aus der Landschaft Crobatia bei Krakau, Stieve S. 64, Anm. 1. — Ihre Hauptwaffe war die Lanze.
  3. RP 1628/87 u. 106. — Krobath, a. a. O. S. 42. —
  4. Zetl, S. 99. —
  5. Zetl, S. 101. —
  6. Zetl, S. 101 f. —
  7. StA; Mittelkasten 10, Nr. 487. — Pritz 1857, S. 275. — Zetl, S. 90 f. —
  8. Zetl, S. 91. — Zu Niklas Frizler, E. Krobath, VKST 23/1962, S. 39 ff. —
  9. zu Cosmas Mann, E. Krobath, VKST 22/1961, S. 9 ff. —
  10. Zetl, S. 104. —
  11. Krobath, a. a. O. S. 40. — StA; Mittelkasten, Lade 10, Nr. 487 und 495. —
  12. Zetl, S. 107. — Krobath, VKST 23/1962, S. 40. —
  13. Zetl, S. 109. —
  14. Zetl, S. 114. —
  15. Zetl, S. 110, 111 u. 114. —
  16. Zetl, 114. —
  17. Zetl, S. 115. — E. Krobath, a. a. O. S. 43. —
  18. RP 1634/34 u. 115. — Zetl, S. 119. —
  19. Pritz, S. 286. —
  20. RP 1634/36 u. 38. — StA; Nr. 521, 523 und 526; Mittelkasten, Lade 10. —
  21. RP 1634/17. — StA Nr. 553. —
  22. RP 1634/101. —
  23. RP 1634/99. —
  24. RP 1634/330. —
  25. RP 1634/102 u. 137. — Zetl, S. 125. —
  26. Krobath, VKST 22/1961, S. 25. — RP 1634/46, 64 u. 132.
  27. Zetl, S. 135. —
  28. RP 1635/23 und 115. —
  29. StA; Nr. 554; Mittelkasten, Lade 10. —
  30. RP 1639/2, 105 u. 218. —
  31. StA; Nr. 544; Mittelkasten, Lade 10. —
  32. Pritz 1837, S. 290. —
  33. RP 1639/132. —

 

Das Kulturelle Leben in Steyr während der Bauernkriegszeit

Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts beeinträchtigte das kulturelle Leben der Eisenstadt. Das beginnende 17. Jahrhundert brachte keine Besserung, ja die Religionsstreitigkeiten verschlechterten die Lage noch mehr.

Die Pfarrkirche, die am 18. März 1522 durch einen furchtbaren Stadtbrand zerstört worden war, war noch fast eine Ruine.1)

Die ungünstige Wirtschaftslage und das Eindringen des neuen Glaubens hatte die Wiederherstellung verhindert. Mit dem Einsetzen der politischen Gegenreformation kam die Pfarrkirche, die von den Protestanten über fünf Jahrzehnte für ihre Gottesdienste benützt worden war, wieder in die Hände der Katholiken. Am 21. Februar 1599 fand der erste katholische Gottesdienst statt.2)

Doch die Übernahme der Kirche durch die Äbte von Garsten hatte leider nicht die Fertigstellung des Gotteshauses zur Folge.3)

Erst nach Ende des Bauernkrieges konnte daran gedacht werden.4)

1628 veranlasste Abt Anton Spindler von Garsten den Beginn dieser Arbeiten. Im Oktober des gleichen Jahres erklärte sich die Stadtverwaltung bereit, eine finanzielle Hilfe in der Höhe von 3.000 Gulden für die Einwölbung der Stadtpfarrkirche, zur Errichtung der Altäre und zum Ankauf von Kirchengeräten zu leisten.5)

Auch der Landesherr Kaiser Ferdinand II spendete 3.000 Gulden. Diesem Beispiel folgten viele Steyrer Bürger.6)

Zwei Jahre später konnte das Gewölbe des Mittelschiffes und der Seitenschiffe vollendet werden.7)

Die im Boden eingelassenen Grabdenkmäler der Protestanten wurden aus dem Gotteshaus entfernt und durch ein einfaches Kirchenpflaster ersetzt.8)

Der alte, benachbarte Pfarrhof wurde 1629 abgebrochen. Zuerst ging der Neubau sehr langsam voran und wurde schließlich sogar eingestellt. Der Pfarrherr Dr. Achatius Schrott musste in einem Bürgerhaus vor dem St. Gilgentor Wohnung nehmen.9)

Die erhaltenen Aufzeichnungen nennen die an den kirchlichen Bauten beteiligten Personen. Markus Spaz hatte als Baumeister die Bauleitung inne. Der Italiener war schon 1618 bei Bauten auf der Styraburg beteiligt gewesen. In Linz, Kremsmünster, St. Florian, Stift Schlägel sowie in Gmunden und anderen Orten kann er nachgewiesen werden.10) So waren bei der Pfarrkirche beschäftigt: der Maler Thomas Hoffmann aus München und der Maler Hans Heinrich, der Zimmermann Löcherer, die Glasermeister Georg Dill und Georg Lotring, der Stadtschmied Georg Deicher und der Steinmetz Stegerer.11)

Wegen der schlechten finanziellen Lage mussten die Handwerker und Lieferanten lange auf die Begleichung der Rechnungen warten.12)

Nicht nur der Bau, sondern auch die Ausstattung der Kirche brachte große Schwierigkeiten mit sich. Der Stadtverwaltung musste vom Landeshauptmann aufgetragen werden, die im Rathaus aufbewahrten Ornate und Gebrauchsgegenstände der Pfarrkirche zu übergeben. Die Silberkanne der Prädikanten überließ man dagegen dem Dominikanerorden.13)

Um die Erinnerung an die protestantische Zeit der Pfarrkirche gänzlich auszulöschen, wurde der in der Reformationszeit errichtete Abendmahlaltar 1621 abgebrochen. An seiner Stelle wurde ein Altar aus dem Kloster Garsten gesetzt, der schon um 1635 einer Renovierung unterzogen werden musste. Der Maler Thomas Hoffmann wurde für diese Arbeit mit 170 Gulden entschädigt.14)

In dieser Zeit wurde auch die Margaretenkapelle renoviert. 1614 war ein neues Dach aufgesetzt worden. 1630 wurden weitere schadhafte Gebäudeteile instandgesetzt.15)

Ein Streitobjekt der Gegenreformation, bzw. während des Bauernkrieges war die Dominikanerkirche. Nach den Wirren wurde den Dominikanern die Kirche endgültig übergeben. Sie ließen diese renovieren und 1631 das Kloster erweitern.16)

Im zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts musste die Orgel der Dominikanerkirche durch eine neue ersetzt werden. Das neue Instrument wurde von Ulrich Schreyer hergestellt. Der aus Horn stammende und 1609 nach Steyr zugewanderte Komponist und Orgelbauer Paul Peuerl überwachte die Arbeiten.17)

Aus Geldmangel konnten die Dominikaner erst im Jahre 1642 endgültig an einem Umbau ihrer Kirche denken.18)

Den Umbau, der sich bis 1646/47 hinzog, leitete der Maurermeister Hans Tanner. Frater Johann Fädler hatte die Bauaufsicht und die Führung der Finanzen inne.19)

Der Burggraf Georg Siegmund von Lamberg ließ die Burg verschönern. Die Burgkapelle wurde restauriert, ein Gebäude im Hofgarten mit Fresken versehen. Im Hofgarten wurden auch dreihundert Bäumchen gesetzt, die gesamte Parkanlage von Max Spaz mit einer Mauer umzogen. (1618).20)

Der Engelhof in der Haratzmüllerstraße (Nr. 66) wurde 1586 umgestaltet. 21) Gegen Ende des 16. Jahrhunderts entstand in der Sierningerstraße (heute Nr. 82) das „Aichet-Schlössl“.22) Ungefähr aus der gleichen Zeit stammt das „Petzengütl“ (Sepp-Stögerstraße Nr. 13).23)

Das Pfarr- und das Garstnertor, die beide später als Einheit Gilgentor bezeichnet wurden, wurden zwischen den Bauernkriegen stärker befestigt. 1610 erhielt das Pfarrtor ein Fallgitter, das Garstnertor eine mit Schießscharten versehene Erhöhung.24)

Zu Anfang des 17. Jahrhunderts befand sich die bereits 1479 gestiftete Traindten-Kapelle in baufälligem Zustand.25)

Die Blütezeit der alten Eisenstadt war nun vorbei, doch die Bürger wollten ihren, wenn auch sinkenden Wohlstand durch das Aussehen ihrer Bürgerhäuser dokumentieren. Daher wurden auch viele Bürgerhäuser der damaligen Zeit mit Schmuck und Sgraffiti versehen. Unter diesen Gesichtspunkten wären folgende Häuser in Steyr zu betrachten:

Berggasse Nr. 48, das Haus Berggasse Nr. 75 (mit seinem Tor, mit Kratzputzumrahmung und der Jahreszahl 1587 im Giebel), das Haus Engegasse Nr. 11 (Sgraffito-Dekoration), Engegasse Nr. 16 (Portal mit der Entstehungszeit anfangs des 17. Jahrhunderts), Grünmarkt Nr. 23 (Hof mit Bogengang aus dem Jahre 1594), Grünmarkt Nr. 23 (Putzquaderung und Runderker, Anfang des 17. Jahrhunderts). Pfarrgasse Nr. 12 (Diamantquaderung und Figurennischen, im Haus Jahreszahl 1587), Stadtplatz Nr. 2 (1603, um 1600), Stadtplatz Nr. 5 (Portal anfangs des 17. Jahrhunderts), Stadtplatz Nr. 9 (sehenswerter Hof aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts), Stadtplatz Nr. 17 (Laubengang im Hof, Ende des 16. Jahrhunderts), Stadtplatz Nr. 24 (im Hof Arkaden, um 1600), Stadtplatz Nr. 29 (sehenswerte Säulenarkaden aus dem 16. Jahrhundert, Gewölbe mit Stuckrippen, Ende 16. Jahrhundert), Stadtplatz Nr. 31 (Arkadenhof, Anfang 17. Jahrhundert), Stadtplatz Nr. 33 (Hinterhaus), Stadtplatz Nr. 34 (im zweiten Hof zweigeschossige Arkaden, Diamantquaderung an der Brüstung 1600), Stadtplatz Nr. 39 – Madlsederhaus (Sgraffito um 1579), Stadtplatz Nr. 15 (Haus des Peter Ochs, Schwiegervater des Wolf Madlseder), Badgasse Nr. 2 (mächtiges Portal, errichtet um 1600), Gleinkergasse Nr. 4 (im Hof zweigeschossiger Bogengang aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts), Gleinkergasse Nr. 12 (Rundbogenportal gegen Ende des 16. Jahrhunderts Pfeilerarkaden im Hof), Gleinkergasse Nr. 28 (Portal um 1600), Kirchengasse Nr. 16 (Rundsäulen im hinteren Hof, datiert 1606), Sierningerstraße Nr. 1 (Portal um 1600), Sierningerstraße Nr. 5 (Portal mit Diamantquaderung um 1600), Sierningerstraße 122 (Tramdecke 1620, im Hof Arkaden, anfangs 17. Jahrhundert), Sierningerstraße Nr. 30 (Arkadenhof aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts), Haratzmüllerstraße Nr. 33 (Hoftor, Arkaden und Halle mit Renaissancesäule aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.26)

In der Zeit zwischen den beiden Bauernkriegen entstand mit dem Innerberger Stadel das bedeutendste Wirtschaftsgebäude der Renaissance in Steyr.27)

Im Jahre 1590 kam es wegen der Überlassung des Baugrundes zwischen dem Stift Garsten und der Stadt Steyr zu einem Vertrag.28) Erst im Juni des Jahres 1611 wurde von der Steyrer Stadtobrigkeit der Grundstein gelegt.29)

Das Gebäude wurde im Jahre 1613 vollendet, über der Jahreszahl 1612 ist am Innerberger Stadel das Wappen der Innerberger Hauptgewerkschaft zu sehen, die am 8. September 1628 das Gebäude der Stadt Steyr abkaufte.30)

Die an Gotteshäusern ohnedies reiche Stadt wurde durch den Bau des Klosters und der Kirche der Kapuziner bereichert. Es war auch eine Aktion der Glaubenserneuerung, die Abt Anton II. von Garsten (1614 bis 1642) veranlasste, die Gründung zu betreiben. Kaiser Matthias erlaubte endgültig dem Kapuzinerorden, hier eine klösterliche Niederlassung zu erbauen.31) Auch der Landeshauptmann von Oberösterreich förderte dieses Beginnen und beauftragte die etwas widerstrebende Stadtobrigkeit, 1616 die Kapuziner zu unterstützen.32)

Die ersten Kapuziner kamen um 1615 nach Steyr.33) Zur Errichtung der Gebäude wurde ihnen vor dem Gilgentor ein Grundstück zugewiesen.34)

Es wird angenommen, dass der Architekt Andreas Allio der Verfasser der Pläne war. Pater Dominikus überwachte die Bauarbeiten.35)

Zu Beginn des Jahres 1618 konnten die Ordensangehörigen in die Gründung einziehen. Noch 1622 waren die Bauarbeiten nicht beendet. Von den Wirren des Bauernkrieges wurde das Kloster verschont, musste aber Salva Guardia zahlen.36)

Der hölzerne Turm des Kapuzinerklosters erhielt am 3. Dezember 1621 als Spende von Nikolaus Praunfalk eine Glocke. 1622 wurde der innere Chor vollendet und am 19. Mai 1626 die gesamte Anlage durch den Weihbischof von Passau geweiht.37)

Ein Höhepunkt der Musikgeschichte Steyrs war das Wirken des Organisten und Orgelbauers Paul Peuerl in der Eisenstadt. Mit Hilfe des Steyrer Bürgers Isaak Spanesberger kam Peuerl nach dem September 1609 hierher. Erst am 27. Februar 1614 wird er als Stadtorganist bezeichnet, obwohl er schon vorher in dieser Stellung gewirkt hatte. 1611 wird er in einer seiner musikalischen Veröffentlichungen „bestellter Organist bei der Evangelischen Kirche in Steyr“ genannt.38)

Die Quellen aus dem Archiv der Stadt Steyr über diesen Meister, der der Schöpfer der deutschen Variationen-Suite war, sind sehr dürftig.

Wie viele seiner Glaubensgenossen kam auch der Protestant Peuerl in den Strom der Gegenreformation. Bekanntlich war 1624 die evangelische Schulkirche — die heutige Dominikanerkirche — gesperrt worden.39)

Die Prädikanten und die protestantischen Lehrer hatten die Stadt zu verlassen. Unter diesen Exulanten hat sich auch Paul Peuerl befunden. Sein Weiterverbleib, bzw. sein Ableben in Steyr konnte nicht festgestellt werden.

In der Eisenstadt sind seine „Newen Padouane“ entstanden, die 1611 bei Abraham Wagenmann in Nürnberg verlegt wurden.40) 1613 veröffentlichte Paul Peuerl den „Weltspiegel“, 1620 zwei Kanzonen und 1625 wiederum bei Wagenmann „Gantz newe Padovane“41)

Auch als Orgelbauer in Steyr und Oberösterreich ist Paul Peuerl berühmt geworden. In diesem künstlerischen Handwerk hatte er in Steyr qualifizierte Vorgänger. Die 1478 in der Pfarrkirche aufgestellte Orgel des Bayern Hannes Laus fiel dem Brand von 1522 zum Opfer.42)

Um 1544 wurde eine neue Orgel durch den kaiserlichen Orgelbauer Jacob errichtet. Dieses Instrument musste Georg Hacker in den letzten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts mehrmals reparieren.43)

Bekanntlich wurde auch 1612/14 in die Dominikanerkirche eine neue Orgel eingebaut. Die Überwachung dieser Arbeiten hatte Paul Peuerl inne.

Der bedeutendste Orgelbauer in Steyr war nach Paul Peuerl Ulrich Schreyer. Sein Vetter Georg Hacker vermachte ihm im Testament vom 7. Mai 1612 sein Haus am Berg.44)

Träger der Musikpflege der damaligen Zeit waren die Organisten und Kantoren. Der Kantor leitete den Chorgesang meist der Schüler der Lateinschule.45) Den Kantorendienst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts versahen Siegmund Hofinger, Wilhelm Klausner und Jakob Obernberger.46)

Der Katholik Wolfgang Lindner übernahm 1603 auch den Chor der Stadtpfarrkirche. Seine „Pfarrsänger“ wurden vom Garstener Abt und dem Rat der Stadt Steyr unterstützt.47)

Organisten der Zeit waren Johannes Kirchberger (1602 bis 1615), Tobias Fröhlich aus Bruck an der Mur (1615 bis 1617) und der aus Enns stammende Andreas Ott.48) Nach 1627 wirkte über fünfzig Jahre Johann Nikolaus Kirchberger als Organist.49)

Die in Steyr aufgeführten Werke waren deutsche Messen, Gesänge des Steyrer Kantors Wilhelm Klausner, Motetten des Tondichters Orlando die Lasso (1532 bis 1594) und Jakob Regnart (um 1540 bis 1599), Kompositionen des Passauer Schulrektors Leonhard Paminger, des Hofmusikers Georg Possius und des Garstener Priesters Sebastian Hartei.50)

In die Zeit zwischen den beiden Bauernkriegen fällt auch das Wirken der letzten Vertreter des Meistergesanges in Steyr. Bekanntlich hat diese Kunstrichtung mit Thomas Springenstein, Erhard Engelauer, Martin Fronberger, Severin und Hans Kriegsauer, Simon Hauerstein und Michael Schlaher, Christoph Weichselbraun und Matthäus Grandler sowie Hieronymus Keller eine reiche Tradition.51)

Der Nadler Peter Heyberger hält noch in den Jahren 1599, 1603 und 1607 mit der Bewilligung des Stadtrates Singschulen ab.52) Der letzte Meistersinger war der Bortenschlager Nikolaus Lindwurm, der von 1616 bis 1627 im Hause Pfarrgasse Nr. 7 nachzuweisen ist, nachdem er im Jahre 1599 das Bürgerrecht in Steyr erworben hatte. Auch Wolfgang Lindner veranstaltete Singschulen.53)

Leider ist der Großteil der Lindwurm’schen Dichtungen in den Jahren 1624/25 bei der Konfiszierung unkatholischer Bücher vernichtet worden. Zwischen dem 12. Juni und dem 31. Dezember 1627 hat der Protestant Nikolaus Lindwurm die Eisenstadt verlassen. Er dürfte sich in Kolmar ansässig gemacht haben. Mit ihm verstummt nach fünfundsiebzig Jahren der Meistergesang in Steyr.54)

Für die Musik bei privaten Festlichkeiten und offiziellen Anlässen sorgte im Mittelalter die Stadtpfeiferei, später die Stadtkapelle. Die Leitung dieses Musikverbandes kam dem Stadtturnermeister zu.55)

Der Turnermeister hatte auch die Feuerwache auf dem Turm der Stadtpfarrkirche zu versehen. Von dieser Tätigkeit lässt sich seine Berufsbezeichnung herleiten. Bis 1528 wohnte er im 1480 erbauten Wachthaus am Tabor und übersiedelte dann in die Turmstube der Stadtpfarrkirche.56)

Im Jahre 1589 wurden vom Rat der Stadt Instruktionen für den Turnermeister genehmigt. Diese sind uns leider nicht erhalten geblieben.57)

Die Stadtturmerei bestand meistens aus fünf Musikanten, unter Einschluss des Turnermeisters. Die Instrumentierung waren „stille und laute“ Instrumente. Zu den stillen gehörten Geigen, Zwergpfeifen und Flöten, zu den lauten Trommeln, Pauken, Zinken, Trompeten und Posaunen.58)

Die Benützung lauter Instrumente war ursprünglich nur den Festen von adeligen Personen Vorbehalten. Die Turner spielten bei Hochzeiten auf, die auch im Rathaus durchgeführt wurden. Im Jahre 1582 wurde seitens des Rates beschlossen, „gemeinen Bürgersleiten den Tanz auf dem Rathaus“ zu verbieten.59) Als Ausdruck der großen sozialen Kluft zwischen den wohlhabenden Kaufleuten und den ärmeren Handwerkern verboten die Ratsherren oft die Verpflichtung der Stadtmusik zu Hochzeiten der Handwerker.60)

Der Meister mit seinen „Gesellen“ der Steyrer Stadtmusik war auch oft auswärts tätig.61). Oft wurde die Ausübung der Musik eingeschränkt, so im Advent und in der Fastenzeit und im Jahre 1593 anlässlich der drohenden Türkengefahr.62)

Der Turnermeister wurde vom Magistrat bezahlt. Die Stadtgemeinde sorgte neben der Entlohnung für Holz, Licht, Wohnung und Bekleidung sowie für die Uniform.63)

Vom 1. Juni 1588 bis zum 30. März 1620 hatte Balthasar Schmidberger das Turneramt inne, bis er es seinem gleichnamigen Sohn übergab, der es bis 1638 ausübte.64)

 

Bis in die Barockzeit schmückten zwei Brunnen den Stadtplatz: der Meerfräuleinbrunnen und der Neptunbrunnen.

Der Meerfräuleinbrunnen stand vor der Dominikanerkirche, der zweite Wasserspender hatte seinen Standort in der Mitte des Platzes. Beide wurden 1572 errichtet.65)

Steyr war damals Wirkungsstätte und Wohnort vieler Künstler. Der Bildhauer Hans Aubinger war Inwohner im Hause Berggasse Nr. 55.66) In der gleichen Gasse (Nr. 79) wohnte der Bildschnitzer Leonhard Amon.67)

Eine große Anzahl von Malern wird erwähnt: das Mitglied des Rates Michael Schilwitz, Hans Pramhas und Adam Nornig. 1610 wurde dem Nürnberger Maler Georg Herneiss in Steyr das Bürgerrecht verliehen; im Jahre 1624 dem Maler Hans Bayr.68)

Darüber hinaus müssen die Leistungen der einzelnen einheimischen Goldschmiede, Zinngießer, Hafner, Tischler, Schlosser und Schmiede bei einer kunstgeschichtlichen Darstellung genannt werden.

Von den sechs behausten Goldschmieden war Wolfgang Hauser der bedeutendste. In den Jahren 1608 bis 1613 beschäftigte er sich mit der Anfertigung eines „Burgfried-Kupferstiches“. Er starb am 11. November 1620 im 63. Lebensjahr.69)

Der mächtige Zinnhumpen der Steyrer Schneiderinnung im Heimathaus zeigt die Kunstfertigkeit des Zinngießermeisters Abraham Böck.70)

Eine Zäsur der Steyrer Schulgeschichte war 1599 die Schließung der Lateinschule.71) Die Einstellung der deutschen Schulen konnte bis 1604 hinausgezögert werden.72)

1609 wurde der Unterricht an der Lateinschule und der deutschen Schule wiederaufgenommen.73)

Nach der Gegenreformation in Steyr im Oktober 1624 besaß die Eisenstadt fünf deutsche Schulen, die im „Gmainkasten“, die im Neutor, die „am Perg“ und die Schulen in Steyr- und Ennsdorf.74)

Seitdem 16. Jahrhundert wurde im „Gmainkasten“ (Berggasse Nr. 14) unterrichtet. Im Jahre 1616 wurde der Sohn des Marktschreibers zu Eisenerz Kaspar Sandig als Schulmeister dieser Schule vom Rate aufgenommen. Am 24. April des gleichen Jahres vermählte er sich mit Katharina Boxleitner. 1624 musste Sandig seinen Schuldienst aufgeben. Vier Jahre später verließ er die Stadt.75)

Mit der Beauftragung des Lateinschulmeisters Wolfgang Lindner aus Waidhofen durch Abt Johann I. von Garsten im Februar 1603, entstand in der Schule „am Perg“ (Berggasse Nr. 46) eine katholische Lateinschule, an der Lindner bis zum Jahre 1622 und anschließend Matthias Thalmann wirkte.76)

In diesem Schulgebäude hatte vor Lindner der Kantor Wilhelm Klausner gewohnt und der berühmte Schul- und Rechenmeister Kaspar Thierfelder aus Freiberg in Meißen, gewirkt.77)

1594 starb der Schulmeister Kaspar Thierfelder. Den Unterricht an der Neuschule leitete sein Sohn Daniel bis 1596. Dann wurde Daniel von seinem Bruder Basilius Thierfelder abgelöst.78)

Wiederum in der Zeit von 1620 bis 1624 unterrichtete in der Schule im Neutor Daniel Thierfelder. Er wird im Jänner 1625 das letzte Mal in den Archivalien genannt. Als katholischer Schulmeister folgt ihm Tobias Panagl aus Mondsee.79)

Tobias Panagl beschwerte sich 1627 über Soldaten, die das Neutor beschädigt hatten. Zwei Jahre später versetzte ihn der Rat der Stadt an die Schule in Steyrdorf.80)

Nach Panagl folgte in der Neutorschule Wilhelm Scheichl und von 1640 bis 1643 Hermann Kampei aus Klosterneuburg, der schon von 1626 bis 1640 in der Schule „am Perg“ unterrichtet hatte, nachdem er seit 1621 Schulmeister in Ennsdorf gewesen war.81)

Bis 1590 bestand in Steyrdorf keine eigene Schule. Im August des genannten Jahres wurde Basilius Thierfelder zum Schulmeister ernannt.82)

Als Thierfelder dann 1596 an die Neutorschule kam und trotzdem in Steyrdorf so viele Schüler wie in den beiden Stadtschulen zusammen waren, wurde kein eigener Schulmeister in Steyrdorf angestellt. Erst ab 1608 unterrichtete Friedrich Engelhardt, der seit 1610 mit der Bürgers- und Nesslertochter Barbara Rotmayr verheiratet war.83)

In Aichet wird ab 1609 der Schulmeister Sebastian Weinl erwähnt. Sein Nachfolger war Paul Pichler, der im Jahre 1625 abgefertigt wurde. 1629 wurde in der Sierningerstraße eine neue Schule für diesen Stadtteil eröffnet.84)

Um 1609 und 1619 erwähnen die Quellen in Ennsdorf den deutschen Schulmeister Johann Reidtnitz und um 1621 den Schulmeister Reidinger.85)

Die kulturelle Tätigkeit wurde natürlich von den wirtschaftlichen und politischen Ereignissen stark gestört. Der Sinnspruch „Silent Musae (leges) inter armas“86) hatte traurige Wirklichkeit. Menschen, deren Existenz und konfessionelle Freiheit bedroht ist, haben begreiflicherweise für Künste und Wissenschaften kein Interesse. Die Stadtverwaltung und deren Repräsentanten, die bemüht waren Widerwärtigkeiten des täglichen Lebens zu überbrücken, mussten in solchen Zeiten die kulturellen Aufgaben hintanhalten.

Umso höher sind die Werke zu werten, die in dieser wechselvollen Zeit geschaffen worden waren, Neuerungen, die oft spätere Kunstepochen entscheidend beeinflusst haben und die meist die notwendigen Grundlagen dazu schufen.

Eine neue Kunstrichtung kündigte sich an, die ihren Höhepunkt um die Mitte des folgenden Jahrhunderts haben sollte.

Die Stadt wurde durch die klösterlichen Niederlassungen der Kapuziner, Jesuiten und Zölestinerinnen bereichert und sollte durch die Bautätigkeit besonders der beiden letztgenannten Orden dominante Blickfänge erhalten.

„Fast unglaublich erscheint es, dass mitten in dieser furchtbaren Zeit bereits der Vorfrühling des Barocks anbrach.87) Wie schon oftmals in der Geschichte, so auch vor und nach den Jahren der Bauernkriege und des Dreißigjährigen Krieges bewirkte das unverwüstliche Lebensgefühl der Menschen den Aufstieg zu neuen kulturellen Höhepunkten. So sollte es später auch nach den Türkenkriegen, nach den Kämpfen mit den Franzosen usw. wiederum sein.

Doch das Rad der Geschichte hat sich noch nicht soweit gedreht. In den Jahren des Bauernkrieges 1626, der religiösen Unfreiheit und des wirtschaftlichen Missstandes dieser Zeit, war die kulturelle Tätigkeit und das Interesse nach diesen Werten sehr gering, die finanziellen Möglichkeiten nicht gegeben.

Eine Angelegenheit soll dafür beispielhaft sein. Acht Jugendliche hatten die Absicht, im Dezember 1626 eine Komödie in der Eisenstadt aufzuführen. Auf ihr Ansuchen um finanzielle Unterstützung musste ihnen der Stadtrat folgenden Bescheid geben:

„Bei jetziger betrübter Zeitbeschaffenheit sind diese Buben von ihrer vorhabenden (beabsichtigten) Komödie (weg) in die Kirchen zum Gebet gewiesen“ worden.88)

 

  1. Preuenhueber, S. 218.
  2. Eder, Glaubensspaltung und Landstände, S. 349.
  3. Lindner, Annalen, S. 134 und S. 203.
  4. StA, Ignaz Schroff, Regesten, Handschrift, Band VI, S. 350 und S. 397.
  5. StA, Fasz. Pfarrkirche 1601 bis 1651, K. XI, L. 26, Nr. 118. — Pritz, S. 278. — E. Krobath, VKST. 23/1962, S.45.
  6. StA, Fasz. Pfarrkirche 1601 bis 1651, K. XI, L. 26, Nr. 118. — Zetl, S. 113.
  7. Dehio, Oberösterreich, S. 327. — Pritz, S. 21. — Schroff, Regesten, Band VI, S. 712.
  8. Pritz, S. 21. — RP. 1601/25.
  9. StA, Fasz. Pfarrkirche 1601 bis 1651, K. XI. L. 26, Nr. 118. — Zetl, S. 105. — Lindner, Annalen, S. 349 f. — Pritz S. 278.
  10. Ofner, Kunstchronik, 5. Fortsetzung, VKST. 29/69, S. 59. — Zetl, S. 105. — Justus Schmied, Linzer Kunstchronik, 1. Teil, Die Baumeister, Bildhauer und Maler, Linz 1951, S. 32. — StA; Fasz. Pfarrkirche 1601 bis 1651, K. XI, L. 26, Nr. 118.
  11. Ofner, a. a. O., S. 59. — StA; Fasz. Pfarrkirche 1601 bis 1651, K. XI, L. 26, Nr. 118: Abrechnungen 1635 und 1639.
  12. RP 1631/140 und 160. — RP. 1633/18, 62, 103 und 106.
  13. 1640/60 und 178. — RP. 1641/241 und 288.
  14. Lindner, Annalen, S. 402. — RP. 1633/87. — StA. Fasz. Pfarrkirche 1601 bis 1651, K. XI, L. 26, Nr. 118: Abrechnung vom 28. 11. 1635.
  15. Zetl, S. 105. — STA; Fasz. K. XI, L. 28, Nr. 304, 343. — Dehio, Oberösterreich, S.392.
  16. Zetl, S. 90. — F. Berndt, Das Dominikanerkloster und seine Kirche, Steyrer Zeitung vom 9.11.1950.
  17. 1613/219, 223 und 226. — RP. 1640/37, 46, 252, 254 und 338.
  18. Pritz, S. 22.
  19. Schroff, Regesten, Tom. VI, S. 389. — RP. 1641/343. — Krenn, Häuserchronik, H. 86.
  20. Rolleder, Steyr, S. 127. — J. Ofner, VKST, 27/1966, S. 63. — Lindner, Annales, S. 302.
  21. Pritz, S.41. — Ofner, a. a. O. S.63, f.
  22. Krobath, Michael Aidn, VKST. 14/1954, S. 36. — E. Krobath, Bürgermeister, VKST. 19/1959, S. 68. — Preuenhueber, S. 329. — Rolleder, Heimatkunde, S. 190.
  23. Ofner, VKST. 27/1966, S. 51. — Dehio, Oberösterreich, S. 325.
  24. Lindner, Annales, S.352 f. — Zetl, S. 20. — Ofner, VKST. 27/1966, S. 54.
  25. 1606/153, RP. 1648/171. — Ofner, VKST 27/1966, S. 70.
  26. Josef Ofner, Kunstchronik der Stadt Steyr, 5. Fortsetzung. — Renaissance, VKSt 29/1969, S. 65 ff. — Dehio, S. 334 — 337. — Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr.
  27. Baldass-Feuchtmüller-Mrazek, Renaissance in Österreich, S. 31 f.
  28. StA; Fasz. Bau- und Straßensachen, 1490 bis 1777, K. III, L. 19, Nr. 11.
  29. StA; Fasz. Bausachen, K. III, L. 19, Nr. 11, Nr. 4416.
  30. Preuenhueber, S. 349. — J. Ofner, Kunstchronik der Stadt Steyr, 4. Fortsetzung, VKST. 28/1967, S. 65.
  31. Pritz, S. 243. — Preuenhueber, S. 357.
  32. Pritz, S. 243.
  33. Lindner, Annalen, S. 277.
  34. Heute Gymnasium Werndlpark. — Lindner, Annalen, S. 297.
  35. Zetl, S. 13.
  36. Zetl, S. 28. — Lindner, Annalen, S. 395. — Zetl, S. 53.
  37. Lindner, Annalen, S. 399, 402 und 408. — Zetl, S. 48.
  38. StA; K. XI, L. 36, Nr. 29.
  39. Zetl, S. 35.
  40. Original in der Universitätsbibliothek Göttingen. Charakteristik der Werke Paul Peuerls vgl. Ilse Neumann, Festschrift der Gesellschaft der Musikfreunde Steyr 1963, S. 42, ff.
  41. Einziges Original in der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek Berlin, vgl. Othmar Wessely, Neues zur Lebensgeschichte des Paul Peuerl, Jahrbuch des O. ö. Musealvereines, Band 95/1950, S. 330 ff. — Ilse Neumann, Jahrbuch des Bundesrealgymnasiums Nr. 73/1955/56.
  42. StA; Fasz. Pfarrkirche (1305 bis 1608), K. XI, L. 25, Nr. 26.
  43. StA; Dissertation der Stadtpfarre 1574, Cista, L. 20, Nr. 62. — RP 1586/166, RP. 1591/266. — Fasz. Pfarrkirche (1305 bis 1605), K. XI, L. 25, Nr. 79. — Lindner, Annales, S. 126, f und S. 135, S. 302 und 307.
  44. Ofner, Aus dem Musikleben der Stadt Steyr nach dem Dreißigjährigen Krieg VKST. 20/1960, S. 5.
  45. StA; RP. 1602/288. —
  46. 1574/277. — RP. 1576/208, 1593/352, 1599/169 und 301.
  47. Neumann, Glaubenskämpfe, S. 73. — Lindner, Annales, S. 203 f. — StA; Fasz. Pfarrkirche (1601 bis 1651), K. XI, L. 26.
  48. Lindner, Annalen, S.271, 305 und 307.
  49. 1674/163 und 181.
  50. Wessely a. a. 0., S. 18 und 21. — RP. 1580/134. — RP. 1606/50. — STA; Fasz. Pfarrkirche (1305 bis 1605), K. XI, L. 25, Nr. 50. — Lindner, Annalen, S. 178, 138, 195, 262, 266, 316, 321 und 329.
  51. Mayr, Der Meistergesang in Oberösterreich, 1898, S. 10. —
  52. Ofner, Zur Geschichte des Meistergesanges in Steyr, 0. ö. Heimatblätter (1948), Jg. 2, Heft 2, S. 163 ff.
  53. Josef Ofner, Nikolaus Lindwurm, VKST. 15/1955, S. 24 ff. — I. Krenn, H. 18. — RP 1601/167, 1602/106, 1606/44, 1608/85, 1609/179, 1612/162, 1614/79.
  54. StA; Religionsakten, K. XI, L. 24, Nr. 735. — J. Ofner, Nikolaus Lindwurm, a. a. O. S. 24 und 26. —
  55. Preuenhueber, S. 132 und 241.
  56. Ofner, Aus dem Kulturleben der Stadt Steyr vor dem Dreißigjährigen Krieg, VKST. Dezember 1949, Anm. 17 bis 21.
  57. vom 8. September 1589.
  58. 1577/406 und RP. 1590/134.
  59. 1682/59 ff.
  60. 1590/134.
  61. 1574/405 und 426, RP. 1578/16, RP. 1586/141.
  62. 1593/280. — R. Stumpfl, Das alte Schultheater in Steyr, Heimatgaue, 12. Jg. 1931, S. 13, f. — O. Wessely, a. a, O., S. 13.
  63. 1580/364. —
  64. Ofner, Aus dem Kulturleben der Stadt Steyr vor dem Dreißigjährigen Krieg, VKST, Dezember 1949, S. 5.
  65. Krobath, Zur Geschichte der Stadtbrunnen, AB. 1962/5. — Baldass-Feuchtmüller- Mrazek, Renaissance in Österreich, 1966, S. 68. — J. Ofner, Kunstchronik der Stadt Steyr, 5. Fortsetzung, VKST. 29/1969, S. 72. — Der Leopoldibrunnen wurde erst im Jahre 1681 errichtet, RP. 1681/1973. — J. Ofner, Kunstchronik der Stadt Steyr, VKST. 31/1974.
  66. 1583/6, 1586/6, 1597/6 und 1598/7. — Krenn, Häuserchronik, H. 111.
  67. Ofner, VKST. 29/1969, S. 75. — StB. 1597/7, StB. 1598/7. — Krenn, Häuserchronik, H. 81.
  68. Preuenhueber, S. 89. — RP. 1583/108. — RP. 1596/438. — RP. 1610/202. — RP. 1624/67 und 115.
  69. Ofner, VKST. 29/1969, S. 74. — A. Marks, Oberösterreich in alten Ansichten, S. 19. — RP. 1608/147. — RP. 1613/256. — I. Schroff, Regesten, Handschrift, Tom. 6, S. 841. — StB. 1583 und 1588. — RP. 1611/248, 290.
  70. Ofner, VKST, 29/1969, S. 76, Anm. 162. — Baldass-Feuchtmüller-Mrazek, Renaissance, S. 104.
  71. Ofner, Die Deutschen Schulen zur Zeit der Glaubensspaltung, VKST. Dezember 1951, S. 9, ff.
  72. 1600/258, RP. 1602/317, RP. 1603/18 und 23, RP. 1604/103.
  73. Stumpfl, Das alte Schultheater, Heimatgaue 1931, S. 137 ff.
  74. Ofner, Die Deutschen Schulen der Stadt Steyr, 9, ff.
  75. Rolleder-Pillewizer, Die Schulen der Stadt Steyr in der Reformationszeit, Beiträge zur österreichischen Erziehungs- und Schulgeschichte, herausgegeben von der österreichischen Gruppe der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte, Heft 18, 1919, S. 50. — RP. 1616/49 und 57. — RP. 1616/203, RP. 1617/42. — RP. 1624/444. — RP. 1628/125.
  76. Rolleder-Pillewizer, a. a. O., S. 42 ff.
  77. Rolleder-Pillewizer, a. a. O., S. 37. — RP. 1593/194. — StA; Fasz. Normal- und Lateinschulen (1537 bis 1777) Nr. 27.
  78. Rolleder-Pillewizer, a. a. O., S.40.
  79. 1619/1, 50. — RP. 1620/118. — RP. 1613/73 und 129. — RP. 1614/201. — RP. 1620/118 und 122. — RP. 1621/323. — RP. 1622/36 und 38. — RP. 1625/10. — RP. 1625/79.
  80. Ofner, Die Steyrer Stadtschulen von der Gegenreformation bis in die Zeit Maria Theresias, VKST. 17/1957, S. 14. — RP. 1625/78.
  81. Ofner, Die Deutschen Schulen, S. 16. — RP. 1640/16, 21 und 41.
  82. StA; Fasz. Normal- und Lateinschulen (1537 bis 1777) Nr. 27. — Rolleder-Pillewizer, S.40 ff. — RP. 1589/251, RP. 1590/66.
  83. 1623/218, RP. 1624/107, 265.
  84. Ofner, Die Deutschen Schulen, S. 21, Anm. 64 und 66. — RP. 1623/318. —
  85. 1619/145.
  86. Im Waffenlärm schweigen die Musen, Cicero, pro Milone.
  87. Karl Eder, Reformation und Gegenreformation in Österreich, Sonderabdruck aus der theologischen – praktischen Quartalschrift., Jg. 1952, Heft 1, S. 28. —
  88. 1626, 76. —

 

Ausklang

 Der 0. ö. Bauernkrieg von 1626 war kein „reines Bauernwerk“, wie er in den zeitgenössischen Berichten und in den späteren historischen Abhandlungen zu diesem Thema bezeichnet worden war.

Im Kampf gegen Fremdherrschaft und gegen Unterdrückung der Glaubensfreiheit vereinten sich damals — wenn auch in verschiedenen Rollen — alle sozialen Schichten des Landes. Die Adeligen, die Städte und Bauern erkannten ihre rechtliche Eigenständigkeit, wussten und versuchten diese in ihrem Bereich zu verteidigen.

Steyr war nicht die geringste unter den Städten des Landes; so waren die mit den Forderungen der Bauern sich solidarisch erklärenden Repräsentanten der Eisenstadt nicht nur von der Stellung, sondern auch von ihrer persönlichen Initiative her unter den Führern dieser konfessionellen und sozialen Freiheitsbewegung zu finden.

Steyr war doch eine Stadt, deren Bürger im 16. Jahrhundert als erste den „neuen Glauben“ in ihren Mauern aufgenommen und seinen Forderungen nachgeeifert haben. Die Eisenstadt und die Herrschaft Steyr waren in den Jahren 1525, 1596/97 und schließlich 1626 mit den zeitlich bedingt unterschiedlichen, aber immer berechtigten Forderungen der Bauern konfrontiert worden; besonders in den Jahrzehnten der Gegenreformation waren die religiösen Anliegen der Bauern mit denen der Bürger identisch gewesen.

Es heißt zwar, dass die Geschichte eine Lehrmeisterin sei, vielleicht durch die Erfahrungswerte, die sie vermitteln sollte, die größte. Doch wie auch die Geschehnisse seit dem Bauernkriegsjahr 1626 zeigen, haben die Menschen daraus keine Lehren gezogen.

Um nochmals auf die Gründe der Bauernerhebung von 1626 zu verweisen — die bayerische Fremdherrschaft, die katholische Gegenreformation und die schlechte wirtschaftliche Situation — so gibt es auch in unserem Jahrhundert Völker und Staaten, die unter der Gewalt fremder Mächte leiden, bzw. deren Souveränität dadurch eingeschränkt ist. Menschen, die wegen ihrer Religion, ihrer Geisteshaltung und ob ihrer rassischen Zugehörigkeit verfolgt werden oder deren leibliche Existenz durch Mangel an Nahrung, medizinischer und sozialer Betreuung usw. nicht gesichert ist.

Wenn sie auch weitere Jahrhunderte auf endgültige Realisierung warten werden müssen, bleiben u. a. die Forderungen nach Religions- und Geistesfreiheit, nach Freiheit von Fremdherrschaft und Unterdrückung und nach Sicherung des entsprechenden menschlichen Daseins bestehen — nach dem Bauernwort anno 1626:

„Es mueß sein“!

 

Abkürzungsverzeichnis:

a.a. O. — am angegebenen Ort (Verweis auf ein früheres Zitat bzw. frühere Literatur).

AB — Amtsblatt der Stadt Steyr.

Anm. — Anmerkung,

anno — im Jahre.

AÖG. — Archiv für österreichische Geschichte.

Bl. — Blatt.

f — folgende Seite.

Fasz. — Faszikel

ff— folgende Seiten.

H— Haus (bei Krenn, Häuserchronik).

Hs. — Handschrift.

K— Kasten (Standort Stadtarchiv Steyr).

L— Lade (Standort Stadtarchiv Steyr).

Nr. — Nummer.

OÖLA. — Oberösterreichisches Landesarchiv.

RP— Ratsprotokoll.

S— Seite.

sc— scilicet (ergänzt).

StA. — Stadtarchiv Steyr.

StB. — Steuerbuch.

Tom. — Tomus (Band).

vgl. — vergleiche (siehe dort).

VKST. — Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr.

 

Gedruckte Quellen:

  • Lindner Wolfgang, Die Annalen 1590 bis 1622, herausgegeben von K. Schiffmann, Archiv für die Geschichte der Diözese Linz, Band 6, 1910.
  • Preuenhueber Valentin, Annales Styrenses, Nürnberg 1740.
  • Zetl, Jakob, Chronik von Steyr, herausgegeben von Ludwig Edelbacher, Linzer Musealbericht, Band 33, 1878.
  • Beschwerdeschrift an die kaiserlichen Kommissare vom 26. Juni 1626: Stieve II, S. 260 ff.
  • Beschwerdeschrift der aufständischen Bauern an den Kaiser — Juli 1626: Stieve II, S. 244 ff.

 

 

Archivalien:

A) Archiv der Stadt Steyr (StA).

a) Ratsprotokolle der Jahre 1595 bis 1640.

b) Steuerbücher der Jahre 1597, 1620, 1635 und 1651.

c) Akten:

  1. Bürgermeister-, Richter- und Ratswahlen; Mittelkasten, Lade 10, Nr. 168 bis 651.Verzeichnisse der gewählten Ratspersonen, Wahlbücher, Wahlmodus; Mittelkasten, Lade 12, Nr. 970 bis 972.
  2. Testamente; K. XI, L. 13 bis 16.
  3. Religionsakten; K. XI, L. 24, Nr. 1682 bis 1752.
  4. Emigrationen; K. XI, L. 24, Nr. 1735 (1627).
  5. Seditio rusticorum, 1515 bis 1628 (Kriminalia); K. III, L. 16.

B) O. ö. Landesarchiv (OOLA).

  1. Landständische Annalen, Tom. 1.
  2. Archiv der Herrschaft Steyr,

a) Fasz. 501; Nr. 17, Militaria 1621 bis 1637.

b) Fasz. 324; Nr. 39, Politica, Religion, Molln 1633.

c) Fasz. 151, Nr. 10, Vogteien.

d) Fasz, 128, Nr. 60, Militaria, Rekrutierung 1572 bis 1600.

C) Archiv des Stadtpfarramtes Steyr:

  1. Trauungsmatriken 1602 bis 1700, B.1, Nr. 14.
  2. Totenmatrik II, Nr. 19.
  3. Personalindex der Gestorbenen von 1639 bis 1700, Nr. 25/1.

Literatur:

  • Allgemeine Deutsche Biografie, ADB., herausgegeben durch die historische Kommission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften, Leipzig 1875 ff.
  • Bittner Ludwig, Das Eisenwesen in Innerberg – Eisenerz bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625, AÖG-89/1901.
  • Czerny Albin, Bilder aus der Zeit der Bauernunruhen in Oberösterreich 1626, 1632, 1648, Linz 1876.
  • Czerny Albin, Der erste Bauernaufstand in Oberösterreich, Linz 1882.
  • Czerny Albin, Einige Blätter aus der Zeit der Gegenreformation in Oberösterreich, Musealbericht Franzisco Carolinum, Linz 1884.
  • Dehio-Ginhart, Die Kunstdenkmäler Österreichs — Oberösterreich, 4. Auflaqe, Wien 1958.
  • Doppler Zäzilia, Reformation und Gegenreformation in ihrer Auswirkung auf das Steyrer Bürgertum, Phil. Diss. Wien 1968.
  • Edelbacher Ludwig, Chronik von Steyr von Jakob Zetl, Linzer Musealbericht, Band 33, Linz 1878.
  • Edelbacher Ludwig, Landeskunde von Oberösterreich, 2. Auflage, Wien 1883.
  • Eder Karl, Ein Reformationshistoriker — Valentin Preuenhueber, VKST. 15/1955; auch Zeitschrift für deutsche Geistesgeschichte, Jg.3 (1937), Heft 3/4.
  • Franz G., Der deutsche Bauernkrieg, 8. Auflage 1969.
  • Friess Gotthard Eduard, Der Aufstand der Bauern in Niederösterreich am Schlusse des 16. Jahrhunderts, Blätter des Vereines für Landeskunde von N.U., 31, Wien 1897.
  • Grüll Georg, Ein Nachspiel zum Oberösterreichischen Bauernkrieg im Ennstal anno 1627, Heimatgau, 7. Jg. 1926.
  • Gutkas Karl, Katalog der Sonderausstellung „Die Bauernkriege in Österreich“, St. Pölten, 1974.
  • Hack Irmgard, Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, Phil. Diss. Graz 1949.
  • Hoffmann Alfred, Die Quellen zur Wirtschaftsgeschichte im Lande ob der Enns, Mitteilungen des O. 0. Landesarchives, Band 1, Linz 1950.
  • Hoheneck J. G. A. von, Die löblichen Herren Stände des Erzherzogtums Österreich ob der Enns oder Genealogie, 3 Bände 1727.
  • Holter Kurt-Trattnigg Gilbert, Wels von der Urzeit bis zur Gegenwart, Wels 1964.
  • Hurter Fr. von, Geschichte Kaiser Ferdinands II. und seiner Eltern, 1850 ff.
  • Kammerhofer Ernst, Steyr und die österreichischen Bauernunruhen, Phil. Diss. Wien 1949.
  • Khevenhiller Franz Christoph Graf von, Annales Ferdinandei, Band I bis IX, Leipzig 1727 ff.
  • Klein-Bruckschweiger Fr., Der Bauernaufstand in St. Peter in der Au, Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich, 39 (1973).
  • Krenn Ingeborg, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Phil. Diss., Innsbruck 1950.
  • Krobath Erlefried, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit, VKST. 20/1960, VKST. 22/1961, VKST. 23/1962, VKST. 24/1963.
  • Kurz Franz, Beiträge zur Geschichte des Landes ob der Enns, Bd 1 und 2, Leipzig 1805 und 1808.
  • Lindner Wolfgang, Die Annalen 1590 bis 1622, herausgegeben von K. Schiffmann, Archiv für die Geschichte der Diözese Linz, Band 6, 1910.
  • Lutz Volker, Das Zölestinerinnenkloster in Steyr, unveröffentlichtes Manuskript STA.
  • Neumann Ilse, Steyr und die Glaubenskämpfe, VKST. 1952.
  • Neumann Ilse, Einer ehrsamen Wittibs demütig Bitten, VKST. 15, S.34 — 37.
  • Neumann Ilse „mit dem Schwerte vom Letzten zum Tode gerichtet!“ VKST. 17/1957, S. 3 — 5.
  • Oberhuemer A., Valentin Preuenhueber und andere Steyrer Historiografen, Phil. Diss. Wien 1910.
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  • Ofner Josef, Die Eisenstadt Steyr, geschichtlicher und kultureller Rückblick Steyr 1956.
  • Ofner Josef, Die „Venedigischen Handelsleute“ der Stadt Steyr, ein Beitrag zur Geschichte des Steyrer Italienhandels im 16. und 17. Jahrhundert, VKST. 21/1960.
  • Ofner, Josef, Kunstchronik der Stadt Steyr, (Architektur, Bildhauerei und Malerei). 3. Fortsetzung, VKST. 27/1966.
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  • Pantz Anton Ritter von, Die Grabdenkmale der Stadtpfarrkirche zu Steyr, Wien 1921.
  • Pillwein Benedikt, Geschichte, Geografie und Statistik des Erzherzogtums Österreich ob der Enns und des Herzogtums Salzburg, 4 Bände, 1827.
  • Popelka Fritz, Geschichte der Stadt Graz, 2 Bände, 1928/35.
  • Pritz Franz Xaver, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr und ihrer nächsten Umgebung, Linz 1837. — Die Seiten und der Text des Nachdruckes 1965 stimmen mit der Auflage 1837 überein.
  • Pritz Franz Xaver, Beiträge zur Geschichte von Münzbach und Windhag, AÖG-15.
  • Pritz Franz Xaver, Geschichte der ehemaligen Benediktinerklöster Garsten und Gleink, Linz 1841.
  • Schiffmann K., Die Annalen 1590 bis 1622 des Wolfgang Lindner, Archiv für die Geschichte der Diözese Linz, Band 6, 1910.
  • Schober Friedrich, Zur Geschichte des Bauernaufstandes 1632, Mitteilungen des O. ö. Landesarchives, Band 2, 1952.
  • Stieve Felix, Der oberösterreichische Bauernaufstand des Jahres 1626, 2 Bände, München 1891.
  • Tratthnigg Gilbert — Holter Kurt, Wels von der Urzeit bis zur Gegenwart, Wels 1964.
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Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 33, 1976

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