Die Wasserversorgung Steyrs – eine historische Betrachtung

Von Friedrich Berndt

Vorwort

Nachstehende Arbeit wurde 1935 verfasst. Der seither, besonders in neuester Zeit stürmische Fortschritt des Ausbaues der zentralen Wasserversorgung Steyrs hat viele Einrichtungen, die bei der Verfassung der Betrachtung tätig und aktuell waren, überflüssig gemacht und zur Auflösung gebracht. Verschiedene Bezeichnungen von Örtlichkeiten und die Benennung von Einrichtungen sind nach dem Stand 1935 zu verstehen.

Die Redaktion.

 

Die natürliche Vorbedingung für das Werden einer Siedlung ist das Vorhandensein guten Trinkwassers. Wenn auch die ersten Siedler auf dem Boden der heutigen Stadt wahrscheinlich gewusst haben, dass in nicht allzu großer Tiefe Grundwasser angetroffen werden kann, so ist doch anzunehmen, dass sie sich vor allen Dingen dort ansiedelten, wo ein klarer Quell dem Boden entsprang, dessen Einsaugung sie nicht viel Zeit und Arbeitskraft kostete.

Die Vorbedingung für die Anlage einer Siedlung war im alten Steyr nur im Aichet, dem alten „Aichach“ gegeben. Aichach — der Ort wo Eichen standen. Hören wir die anderen Ortsbezeichnungen im Aichet, und wir bekommen wahrhaftig ein vortreffliches Bild der Landschaft, die von den ersten Siedlern hier angetroffen wurde.

Die Schotterterrasse nördlich des Aichets fällt erst südöstlich, dann südlich einige Meter tief fast senkrecht ab. Dem Südostabfall ist gegen das Wieserfeld ein tieferes Plateau vorgelagert, das die Alten Gießhübel nannten. Von diesem Hübel oder Hügel kamen also die Güß oder Wasser gegen das Steyrtal. Das Haus auf dem Hügel heißt heute noch Seifentruhe. Man erklärt sich den Namen aus dem alten Sife, was wasserdurchlässig bedeutet. Unterhalb des Hügels entspringt ein Quell, das „Aichetbrünnl“. Sein Wasser muss anfangs den erst ziemlich steilen, dann aber flacher werdenden Hang gegen die Steyr herabgeronnen sein, denn der Hof, der an dem Rinnsal gebaut wurde, hieß der „Hof an der Rinn“.

Der steile Hang unter der Felswand wurde die „Hungerleiten“ genannt. Der felsige Untergrund tritt stellenweise hier noch zu Tage und war sicher unfruchtbar. Diese Eigenschaft dürfte der Leiten den Namen verschafft haben.

Der flachere Hang ist sehr feucht. Das Erdreich ist dort öfter gegen die Steyr abgerutscht. Dadurch ist der Hang buckelig geworden und hat den Namen „Buckelige Wiese“ erhalten.

Westlich anschließend wird das Terrain ebener und fällt gegen das Steyrbett steil ab. Hier wurden die Felder angelegt, die anfangs wohl sehr steinig waren, weshalb sie „Steinfeld“ genannt wurden.

Von Lauriacum führte über Stein ein alter Karrenweg um den heutigen Taborberg herum durch das heutige Steyrdorf und Aichet in das Steyrtal gegen Sierning. Die Gründe im Tale links der Steyr waren fast ausschließlich im Besitze der Herrschaft Steyr; dies wissen wir auf Grund der Dienste, welche die ältesten Höfe der Herrschaft zu leisten hatten. Wir haben aber keinerlei Nachricht wann und von wem die Herrschaft Steyr diesen Besitz, der das befestigte Steyrdorf, sowie die Ortschaften Aichet und Ort umfasste, erworben hat.

Mit fortschreitender Rodung siedelten sich in dem quellenreichen Aichet mehrere Bauern an. (Plautzenhof, Kleehof, Fladergut etc.)

Die Grundherren legten am Zusammenfluss der Enns und Steyr das befestigte Steyrdorf an. Jedes der Häuser an dem alten Karrenweg hatte wohl seinen Hausbrunnen, doch leitete man später frisches Quellwasser aus dem Aichet in Holzröhren in das Dorf.

Auf der Schotterterrasse an der Steyr und Enns stand, wahrscheinlich schon von Römerszeiten her, eine aus festem Stein gefügte hohe Warte, von welcher man das ganze höhergelegene Terrain der Umgebung gut beobachten konnte. Ein noch heute stehender Ziehbrunnen deutet darauf hin, dass die Besatzung des Turmes mit Wasser versorgt war. Als die großangelegte Burg erbaut wurde, leitete man Quellwasser vom Fuße des Laichberges in dieselbe. Als im Jahre 1582 die Herrschaft diese Leitung, welche über Stadtgründe führte, ausbesserte, unterließ sie es, dies der Stadt zu melden (sie zu „begrüßen“) worüber sich die Stadt beschwerte. Die Herrschaft erwiderte, dass auch die Steyrer Bürger, deren Leitung über Herrschaftsgründe führe, die Herrschaft bei Ausbesserungsarbeiten nicht begrüßen müssen, wenn sie keine Beschwerung verursachen (Stadtarchiv Bau- u. Straßensachen).

Am Fuße der Burg entstand — auf anderer Herren Grund — eine geschlossene, von Mauern umgebene Kaufmannssiedlung. Obwohl jedes Haus seinen eigenen Ziehbrunnen hatte, wurde ein öffentlicher Brunnen in einem schmalen Gässchen, dem „Brunngassl“ errichtet, welches heute Goldschmiedgasse heißt. Preuenhuber (S. 296) erzählt, dass der Stadtrichter und Abstinenzler Benedikt Ättl auf den Brunnen in der Enge besonders achtgab. Sein Nachfolger am Hause Enge Nr. 25, Hans Stauder, war Weinkenner und ließ den Brunnen versauern. Deshalb schrieb man ihm an seine Türe: „Tränke Herr Stauder so gern Wasser als Wein, würde der Ennsbrunn viel sauberer sein.“

Die kleine Siedlung am Fuße der Burg wuchs bald über die Mauern hinaus und erfüllte den ganzen Raum unter dem Berg. In der Mitte des Platzes vor dem heutigen Rathaus wurde ein öffentlicher Ziehbrunnen gebaut. Der Boden, auf welchem die Stadt steht, hat nur eine geringe Erdschichte. Darunter liegt tief und fest gelagert gelblicher Schwemmsand der Enns.

Auf dem Berg entstand in der Berggasse zwischen dem Stadttheater und der Burg eine Häuserzeile. Auch hier stand ein Brunnen, der 1511 in einer Schenkungsurkunde Maximilians erwähnt wird. Nach dem Bau der Wasserleitung bzw. der Pumpanlage in Zwischenbrücken wurde vermutlich dieser Brunnen am Berg an die Leitung angeschlossen.

Die hier beschriebenen Brunnen und Wasserleitungen — und noch andere, die später genannt werden sollen — bestanden oder bestehen noch, wir wissen nicht seit wann. Sicher kannten schon die Vorsassen der Bajuwaren, welche nach der Völkerwanderung das Land besiedelten, durch die Römer die Kunst, Wasser auf längere Strecken zu leiten. War doch das Quellwasser in alter Zeit — und ist es in anderer Art auch noch heute — eine gute Einnahmsquelle.

Deshalb waren Grundstücke, auf denen eine Quelle entsprang, auch in alten Zeiten gesuchte Kaufobjekte — gutverzinsliche Kapitalanlagen. Das für das Gut notwendige Wasser wurde sichergestellt, der Überschuss oder das Überwasser an Interessenten abgegeben, die dafür einen jährlichen Zins zahlen mussten. Es ist naheliegend, dass Siedler auf den Gründen des Gutes bei der Abgabe des Überwassers bevorzugt wurden, daher für die Baustellen solcher Güter auch ein höherer Grundzins gefordert werden konnte.

Siedler ohne Brunnen mussten ihr Trinkwasser von weither mühsam holen und konnten sich deshalb kein Vieh halten. Wurde jedoch die Siedlung größer, so konnten sie sich einen gemeinsamen Brunnen graben lassen, oder sie leiteten sich Quellwasser in den Mittelpunkt der Siedlung. Alle, welche aus dem Brunnen schöpften, mussten zu seiner Erhaltung beitragen, und bildeten eine Brunnengemeinde. Die Höhe des Beitrages jedes Gemeindemitgliedes wurde aus der jährlich abgehaltenen Versammlung beschlossen, denn jede Gemeinde verwaltete sich selbst, hatte ihren Vorstand, Schriftführer und Einnehmer.

Unreines Wasser ist oft die Ursache verheerender Seuchen geworden. Es lag daher im Interesse der ganzen Bevölkerung der Stadt, dort einzugreifen, wo es in dicht besiedelten Gebieten an gutem Trinkwasser mangelte und die Bewohner nicht die Mittel aufbrachten, sich gutes Wasser zuzuleiten. Jede Seuche verursachte nicht nur den schmerzlichen Verlust vieler Menschenleben, sie zwang auch die Stadtverwaltung zu umfangreichen, kostspieligen Abwehrmaßnahmen, hemmte den geschäftlichen Verkehr und die Verbindung der Stadt mit der Außenwelt.

Je dichter die Stadt besiedelt wurde, desto größer wurde auch die Gefahr der Ausbreitung eines entstandenen Brandes. Anfangs mussten die Hausbrunnen, die Behälter der Brunnen von Brunnengemeinden und die angelegten Feuerlacken, in welchen das Überwasser verschiedener Hausbrunnen sich sammelte, genügen. Bei manchen Brandorten war wohl der Weg zum Fluss der Nächste. Die stets verbesserten Löschgeräte verlangten aber immer mehr Wasser, das die unzulänglichen Wasseranlagen nicht geben konnten. Auch hier musste die Stadtregierung eingreifen und Vorsorgen treffen, dass überall und stets im Stadtgebiet genügend Wasserentnahmestellen vorhanden waren.

Der mit der Stadt wachsende Verkehr von Fuhrwerken machte schließlich die Staubplage in den Straßen unerträglich. Da man auch die Schädlichkeit des Staubes für die Gesundheit erkannte, forderte man im Interesse des allgemeinen Wohles von der Stadt die Staubbekämpfung durch Bespritzen der Straßen.

Abgesehen davon, dass im letzten Jahrhundert mancher Großbetrieb entstand, der großer Mengen von Wasser bedurfte, muss man auch die Hebung der Lebensführung breiter Bevölkerungsschichten ins Auge fassen, um die stets dringlicher werdende Ausgabe der Stadt, das Wasserversorgungsproblem zu lösen, richtig zu verstehen. Der Wasserbedarf für hygienische Einrichtungen (Spülklosette, Badezimmer) hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen.

Die von den Brunnengemeinden und der Stadtverwaltung im Laufe der Jahrhunderte gebauten Anlagen bilden ein beinahe unübersichtliches, im Betriebe sehr teures System von Wasserleitungen. Manche Leitungen sind so überlastet, dass den angeschlossenen Hausbesitzern der Wasserbezug zeitweise eingestellt werden muss.

Seit Jahrzehnten ist es der Wille der Stadtregierung, diesem unhaltbaren der Größe und Bedeutung der Stadt unwürdigen Zustand durch eine großangelegte Wasserversorgung ein Ende zu bereiten, doch scheitert die Tat stets an der schwierigen finanziellen Lage der Stadt.

Aichet

Die alten Höfe und Güter

Die ältesten Urkunden über Quellen und Wasserleitungen besitzen wir vom Aichet. Wir haben dort den Hof an der Rinn bereits kennengelernt. Schroff teilt uns in seinen Schriften den Inhalt folgender Dokumente mit:

1436 hatte Niclas an der Rinn sein Gut an der Ryenn an Jakob Maritz, Bürger zu Steyr, verkauft.

1443 verkaufte Philipp Lederer dieses Gut an den Bäcker Peter Wiersing samt dem Wasser, welches von diesem Gut herabrinnt.

1467 bezeugt ein Kaufbrief, dass Hans Kaltenegger das Gut auf dem Rien zwischen dem Waschhof und dem Sondersiechenhaus (heute Bruderhaus) mit dem Wasser, welches vom Ilsinggut herabrinnt und das dem Trainten untertänig ist, an Hans Lederer verkauft hat.

Der hier genannte Waschhof (Sierninger Straße 81) gehörte wie der Nienhof zum landesfürstlichen Scheckenamt und zahlte dorthin auch Grundzins.

Die Lage des Ilsinggutes kennt man nicht. Wahrscheinlich stand es am Brünndlplatz.

1637 diente der Papiermüller Christoph Gießer (am Hammerschmiedberg) dem Rienhof wegen des Brunnens, der durch die Wiesen in seine Papiermühle läuft. Auch Hans Maria, Bäcker in Steyrdorf, hatte vom Rinnhof Wasser, welches durch die Wiesen in sein Haus lief.

1679 beschwerte sich die Gemeinde, dass Herr Bapt. v. Riesenfels das Wasser abgraben wolle, in dessen uralten Genuss sie seien. Schließlich wurde vereinbart, dass die Gemeinde die Zuleitung zu ihrer Schöpfstelle und ihre Erhaltung übernehmen müsse und Riesenfels das Überwasser in seine Wiese hinabführen kann. Letztere Leitung geht durch des Georg Grünpöcks Gartl und Höfl, der dafür Wasser beziehen darf.

Ein zweites Gut war das „Gut am Weiher“ oder der „Kleehof“.

Am oberen Eingang des Kleegartens befand sich der Brunnen. Das Grundbuch bzw. Gewährbuch gibt verschiedene Häuser an, deren Besitzer vom Kleegarten das Wasser bezogen. So war nach Gw. II, S. 955, das Haus Nr. 21 bei der Steyr (Wehrgrabengasse 49) angeschlossen. Die auf dem Grunde des Kleehofes entstandenen Häuser Aichet Nr. 95, 96, 97 und 98 (Sierninger Straße 89, 87, 85 und 83) sowie die Häuser Aichet 24 und 25 (Gärtnergasse 3 und 5) bezogen ebenfalls ihr Wasser vom Kleehof (Gw. II, 192). Letzteres musste an den Besitzer des Kleehofes Brunngeld zahlen.

Der Kleehofinhaber musste eine Leitung gestatten, die zu den Häusern „Bei der Steyr“ Nr. 45 und 62 (Sierninger Straße 47, 54) durch seinen Garten gelegt war (Gw. II, 482). Die Brunnstube zu dieser Leitung befand sich auf einer Wiese im Aichet, welche zum Hause Wieserfeld 29 (Mittere Gasse 8) gehörte (Satzbuch II, 482/6). 1708 verkaufte Johann Gotthard Weißböck, bgl. Bäckermeister, die Hälfte seines Brunnwassers, das auf der Maria Bäckschen Wiese im Aichet entspringt, an Joh. Jakob Mitldorfer, bgl. Lebzelter, der einen Garten gekauft hatte, welcher an des Zierkelschmied Windeckers Haus (Sierninger Straße Nr. 69) liegt. Die Leitung führte vom Ursprung über die Wiese des Kleehofes in Mitldorfers Garten, wo das Wasser geteilt wird. Die beiden mussten je 1 fI. Anerkennungszins an den Besitzer des Kleehofes zahlen. (Besitzerin war damals Frau Helene Klara v. Riesenfels).

Der Besitzer des Hauses Aichet 123 (Gärtnergasse 4) namens Georg Neubauer musste für das Überwasser aus dem Hause Aichet 93 (Sierninger Straße Nr. 106 und 108) zur Erhaltung des Hausbrunnens beitragen.

An der Jägermayerstiege befindet sich ein Brunnen mit 3 Ausläufen. Vom 1. Auslauf wird ein Objekt am Hammerschmiedberg und fünf Häuser am Wehrgraben versorgt, vom 2. Auslauf die Wehrgrabenschule und vom 3. Auslauf Objekte von Ecker und Winternitz.

Im äußersten Aichet am Ahlschmiedberg finden wir den Anzengruberbrunnen, dessen Quelle am Dachsberg liegt. Sein Überwasser fließt in ein Waschbassin an der Straße. Im Jahre 1839 wurde dem Hause Aichet 67 (Hammerschmiedberg Nr. 14) die Hälfte des Wassers überlassen. Die Leitung geht über den Grund dieses Hauses zum Hause Hammerschmiedberg Nr. 16. Matthias und Barbara Menhard bewilligten diese Rohrlegung für immerwährende Zeiten gegen Erstattung eines Jahreszinses (Gew. IV, S. 156—158).

Der Besitzer des Hauses Aichet 69 (Hammerschmiedberg Nr. 1, 3) musste seit 1812 dem Hausherrn von Aichet 77 (Hammerschmiedberg 12) für die Überlassung des Überwassers von 6 Uhr früh bis 6 Uhr abends einen Jahresdienst zahlen.

1893 wurde das Waisenhaus St. Anna aus dem sog. Mühlbergerbrunnen beim Aichet C. Nr. 483 (Sierninger Straße 134) versorgt.

Mit dem Landeskrankenhaus wurde 1914 ein Brunnen gebaut, dessen Wasser in ein Reservoir auf dem Hochplateau gedrückt wurde, von welchem das Krankenhaus versorgt wurde.

1926 wurde das Versorgungshaus aus dem Hochbehälter mit Wasser versehen und die Baracken und das Schererhaus in der Sierninger Straße angeschlossen.

Einer der ältesten Brunnen scheint der Brunnen der Brunnengemeinde in der Stiegengasse zu sein. Aus der Brunnenstube führen drei Rohre. Das unterste Rohr führt das Wasser in das alte Steyrdorf, das mittlere in die Wieserfeldleitung und das oberste führt das Wasser zum Auslaufbrunnen in der Sierninger Straße.

Steyrdorf

Ist Steyrdorf einer der ältesten Stadtteile, so dürfte auch die Wasserleitung nach Steyrdorf zu den ältesten aller Leitungen gehören.

Die Quelle der Leitung entspringt auf dem Grunde des jetzt abgetragenen Hauses Sierninger Straße 122, auf der Parzelle 1360. Die Brunnstube befindet sich unter der Straße. Das Wasser wurde in Holzröhren über die „Bucklige Wiese“ — durch den Garten des Kleehofes — in die Sierninger Straße, dann durch die Kirchengasse bis zum Öffentlichen Brunnen an der Mauer des heutigen Realgymnasiums geleitet.

Heute wieder durch eine Brunnengemeinde Steyrdorf verwaltet, war die Leitung durch Dezennien im unbestrittenen Besitz der Stadtgemeinde.

Im Jahre 1832 zählte die Brunnengemeinde 121 Mitglieder. Die Abgabe von Wasser blieb streng auf die Grenzen der alten Vorstadt Inner-Steyrdorf beschränkt! (Sie wurde auch Edlbauerleitung genannt).

Im Jahre 1880 wurde die Leitung neu hergestellt und die Beitragsleistung mit den Parteien neu geregelt.

Noch in den letzten Jahrzehnten wurden neue Parteien an die Leitung angeschlossen: So erhielt das Haus Sierninger Straße 95 Wasser für den Garten, die Vorstadtpfarre wurde 1882 angeschlossen und die Häuser Sierninger Straße 2, Kirchengasse 20, 18 und 4 wurden 1910 mit Wasser versehen.

Die Leitung lieferte 3.250 Liter Wasser pro Stunde. 1911 wurden die schadhaften Holzrohre durch Eisenrohre ausgewechselt.

Die Leitung wurde „Städtische Aichetleitung“ oder „Michaelerleitung“ genannt.

Heute endigt die Leitung beim Hause Kirchengasse Nr. 8. Der Brunnen beim Realgymnasium wurde an die Leitung in der Schlüsselhofgasse angeschlossen.

Im Jahre 1559 baten zirka 20 Bürger der Siechengasse äußers Tor (Sierninger Straße außerhalb des Frauentores) die Stadt um Geldhilfe, da sie sich auf Jörg Mälzers Brandstatt einen Brunnen graben lassen wollten, um das zu ihrer Notdurft nötige Wasser, das sie in der Nähe nicht bekommen konnten, zu erhalten. Die Stadt ließ durch den Stadtmautner Matthias Reischko den beiden Viertelmeistern Hans Hohenauer und Hans Haller und an Jörg Mälzer, auch Messerer, 32 Pfund Pfennige auszahlen. Es dürfte dieser Brunnen beim Aichetschlössel gegraben worden sein; der Auslaufbrunnen aber stand vor dem Bruderhaus.

Der Brunnen wurde später in die Bruderhausmauer verlegt. Die „Brunnengemeinde Bruderhaus“ besteht heute noch.

Am 17. Dezember 1928 wurde eine neue Wasserleitungsgenossenschaft in Steyrdorf gegründet.

Eine weitere Leitung, deren Quelle im Garten des Hauses Gärtnergasse 4 liegt, ist die Kleinheitzische- oder Rathmayrleitung, so genannt, weil sie im uralten Bäckerhaus, dessen Besitzer Kleinheitz und Rathmayr waren, endete. Die Leitung dürfte sehr alt sein. 1443 verkaufte Philipp Lederer dieses Gut an den Bäcker Peter Wiersing samt dem Wasser, welches von diesem Gut herabrinnt.

An den gleichen Strang ist ein Haus in die Sierninger Straße angeschlossen. Die Hausbesitzer zahlten der Herrschaft Oberaichet Brunngeld.

Von der Brunnstube in der Stiegengasse (hinter dem Hause C. Nr. 495 — Sierninger Straße 116) führte eine „9“ Leitung durch die Sierninger Straße in das „Außensteyrdorf“. Sie speist den „Roten Brunnen“, weshalb sich die Gemeinde, welche den Brunnen erhält, auch „Rotenbrunnengemeinde“ nennt. Der „Rote Brunnen“, so genannt, weil er früher ein rotes Holzdach hatte, wurde 1852 durch einen Brunnen aus dem Kloster Gleink ersetzt und 1868 umgesetzt. 1875 heißt er „Marienbrun“. 1893/94 wurde er in seiner jetzigen Gestalt erneuert. Auch der „Fleischhackerbrunnen“ zwischen C. Nr. 143 und 140 erhält sein Wasser aus dieser Leitung. Nachdem noch zwei Brunnen im Bürgerspital von ihr gespeist wurden, fließt das Leitungswasser in die Steyr ab. Das Überwasser des „Roten Brunnen“ wird an die Häuser C. Nr. 139, 157 und 134 — das des Fleischhackerbrunnens an die Häuser C. Nr. 166 und 82 abgegeben. Im Jahre 1635 nahm die Stadt von 90 Hausbesitzern und fünf Einwohnern das Brunngeld ein.

Wieserfeld

Eine weitere Leitung aus der gleichen Brunnstube führte in das Wieserfeld. Sie wurde vermutlich zur Zeit der Entstehung der Wieserfeldvorstadt erbaut, wenn sie nicht vorher schon zum „Wieshof“, dessen Lage heute noch unbekannt ist, führte.

Die Leitung ist durch den Kleegarten gelegt, unterfährt den Pfefferlweg und Pfefferlgarten, biegt dann zur Sierninger Straße ab und lenkt das kostbare Nass durch die Mitte des Wieserfeldplatzes. Dem Auslaufbrunnen wurde eine Feuerlacke zugebaut, aus welcher das Überwasser zu einem Brunnen beim Hause der Schwestern (Wieserfeldplatz Nr. 6) geleitet wird. Die Leitung liefert 35 Liter in der Minute.

Die Brunnengemeinde besitzt außerdem einen Ziehbrunnen in der „Mitterengasse“ vor dem Hause Nr. 2, dessen Bau schon im Ratsprotokoll 1571 erwähnt wird. 1789 wurde der Brunnchor am Wieserfeld aus Mauthausner Granit hergestellt.

1799 baute die bürgerliche Gemeinde im Wieserfeld abermals einen „tauglichen“ Ziehbrunnen, um bei künftiger Feuersgefahr mehr Wasser aufbringen zu können und das Wasser nicht aus fernen Reservoiren heranbringen zu müssen, wenn die eigenen Becken eintrocknen sollten. Herr Ignaz Mann verband sich zur Herstellung eines solchen öffentlichen Brunnens neben seinem Hause Wieserfeld Nr. 31 (heute Wieserfeldplatz Nr. 11, Mittere Gasse 2), wenn er Wasser in seinen Garten leiten dürfe, wobei er die Herhaltung dieser Leitung auf eigene Kosten übernehmen wollte. Der Bäckermeister Amon vom Haus Mittere Gasse 1 wollte 30 fl. beitragen, wenn ihm gestattet werde, sich nicht nur das Überwasser aus dem Gemeindegrander zuzueignen, sondern es auch nach seinem Hause leiten zu dürfen. Herr Jakob Seiler (Steyrdorf 83, heute Sierninger Straße 34) wünschte, dass das Überwasser des Feuerbrunns im Wieserfeld, welches damals Ignaz Mann von dem Brunnen des Viertl- und Brunnmeisters Krennmüller bezog, künftig ganz seiner Leitung überlassen werde (Gewährbuch I, S. 472/73). Am 28. 9. 1892 wurde beim Brunnen am Wieserfeld ein Reservoir errichtet. Als im Jahre 1848 eine Planierung des Wieserfeldplatzes erfolgte, erhielt der Brunn am Wieserfeldplatz einen neuen Brunnenkorb. Schließlich sei noch der Schöpfbrunnen im Mehlgraben erwähnt, der 1896 von der Stadtgemeinde zur Erhaltung übernommen wurde. Die Besitzer der Häuser Wieserfeldplatz 50 (C. Nr. 363), Mehlgraben 1 (C. Nr. 369), Nr. 2 (C. Nr. 366), Nr. 6 (C. Nr. 360), Nr. 8 (C. Nr. 359), Nr. 10 (C. Nr. 358) mussten Beiträge zur Erhaltung zahlen.

Bei der Steyr

Eine sehr alte Leitung versorgte das Bruderhaus und die umliegenden Häuser mit frischem Wasser. Die Quellstube zu dieser Leitung, welche von einer eigenen Brunnengemeinde erhalten wird, befindet sich am Beginn des Mehlgrabens vor dem Hause Nr. 1.

Ort

In der Vorstadt Ort, die 1543 schon 55 Häuser zählte, hat sich keine Brunnengemeinde gebildet. Die Vorstadt hat sich ähnlich wie das Aichet auf bäuerlicher Grundlage entwickelt. Von den uralten Gutshöfen kennen wir heute nur mehr den Schlüsselhof. Die anderen Höfe stehen zum Teil nicht mehr, zum Teil sind ihre Namen verklungen. Doch in den Steuerbüchern der Stadt sind sie uns überliefert: der Pluetlhof, der Galtnerhof, der Göttenhof — die alle an der Schlüsselhofstraße standen oder noch stehen. Galtnerhof hieß das Haus Schlüsselhofgasse Nr. 55 (früher 59), in welchem Jäger von Waldau seine Brauerei hatte und das eine eigene Wasserleitung besaß.

Als im Jahre 1885 die Jägerkaserne (heute Fachschule für Eisen- und Stahlbearbeitung) gebaut wurde, wurde in der Nähe des Schlüsselhofes am Ennsufer ein Brunnen abgeteuft, der nebst einem Hausbrunnen die Kaserne mit Wasser versorgte.

Für den Bau der Artilleriekaserne am Tabor wurde 1903 eine Druckrohrleitung zum neuerbauten Hochreservoir am Holzberg geführt, von welchem dann eine Gravitationsleitung in die Artilleriekaserne (jetzt Alpenjägerkaserne) gelegt wurde.

Im Kriegsjahre 1915 wurde von dem Brunnen eine Druckleitung durch die Schlüsselhofgasse gebaut, von welcher ein Strang in die Fischergasse abzweigt. Der vor dem Hause Schlüsselhofgasse 17 befindliche Brunnen wurde jedoch erst 1933 entfernt.

Nach dem Kriege begann die Besiedlung längs der Posthofstraße. Den Siedlern konnte aus der Gravitationsleitung zur Kaserne kein Wasser abgegeben werden; sie wurden daher direkt an die Druckleitung des Brunnens beim Schlüsselhof angeschlossen.

1926 wurde der Turnplatz des Deutschen Turnvereines an die 1915 erbaute Leitung angeschlossen.

Auf Ersuchen der Bewohner des Holzberges wurde vom Hochreservoir ein Strang zu dem alten Brunnen beim Hause Dachsberg 4 geführt.

Die Stadtgemeinde konnte bei den in den letzten Jahren vorgenommenen Anschlüssen den kontinuierlichen Wasserbezug nicht mehr garantieren, da der Brunnen in wasserarmen Zeiten nicht genug Wasser lieferte.

Nach der Erbauung der Schönauervilla, Schlüsselhofgasse 16, ließ sich der Besitzer Quellwasser aus Dietach in sein Haus leiten.

Im Jahre 1933 wurde der öffentliche Brunnen vor der Reithofervilla entfernt.

Stadt

In der Einleitung wurde bereits auf die vermutlich ältesten Brunnen in der Stadt, den Brunnen im „Brunnengassl“, und den bereits entfernten Ziehbrunnen am Stadtplatz vor dem Rathaus verwiesen. Die alten Stadtbilder zeigen uns nachweinen Ziehbrunnen am Zusammenfluss der Enns und Steyr, zur Mühle unterm Schloss gehörig. Auch dieser Brunnen dürfte der ältesten Zeit angehören.

Von einer Wasserleitung in der Stadt hören wir jedoch erst Ende des 16. Jahrhunderts. Da scheint das Pumpwerk in Zwischenbrücken gebaut worden zu sein.

Um 1572 erbaute Michael Aidn den hohen Wasserkunstturm, 1909 wurde festgestellt, dass der — schon lange schiefstehende — Wasserturm in seinen Fundamenten nachgegeben hatte. Die Abweichung war 32 cm. Der Turm wurde daher teilweise abgetragen. Ein Wasserrad pumpte, von den Wassern der Steyr bewegt, das Wasser aus der Steyr in den Turm, von wo es durch die eigene Schwere den Stadtbrunnen zugeleitet wurde. Aus einem Bericht des Magistrates an das Schloss (1586) erfahren wir, dass das Wasserdruckwerk mit „3 Stiffen und einem hölzernen Rad“ durch einen Werkmeister aus Augsburg erbaut wurde. Der Wasserfluder war 3½ weit und ½ Schuh tief, das Wasserrad 14 Werkschuh hoch. Das Wasser wurde in einem Bleirohr von 75 mm lichter Weite und 18 mm Stärke 93 Schuh hochgedrückt.

1573 wurden dem Brunnenmacher Peter Wagner 200 fl. rheinisch, der Gulden zu 60 Kreuzer, für einen gegrabenen Brunnen durch den Ratsfreund Michael Aidn überwiesen.

Am 29. August 1727 ist die ganze Brunnkunst samt dem Turm wie auch die Brunnmeisterwohnung abgebrannt. Die teilweise zerstörten Objekte wurden wiederaufgebaut. In den Turm war eine Uhr mit Schlagwerk und Schellen eingebaut. Nach dem Stadtbrande im Jahre 1824 — bei welchem die Rohrleitungen des Wasserkunstturmes stark beschädigt wurden, standen Turm und Wasserwerk bis 1827 als Ruine.

1825 wollte man in dem Wasserturm auf der Hohe der Zimmermeisterwohnung eine Windkugel aus Kanonenmetall einrichten, also das Wasser unter Pressluft weiterbefördern.

Der Turm blieb aber, wurde wieder eingedeckt, und sein Besitzer, der Sägemüller Schindler, erhielt den Auftrag, für seine Instandhaltung und Feuersicherheit zu sorgen.

Im Jahre 1830 kam die vom Glockengießer Dominik Staffelmayr erfundene Pumpe mit Windkugel zur Aufstellung. Sie wurde am 22. Mai erstmalig in Gang gebracht. Die Windkugel, welche 340 Pfund wog und 272 fl. kostete, hat sich nicht bewährt.

1835 wurde ein neues Pumpwerk und Wasserrad eingebaut. Durch das Hochwasser 1865 wurde das Wasserkunstwerk beschädigt. Die Mühle, das Wasserkunstgebäude und der Turm wurden 1874 von Ludwig Werndl der Stadtgemeinde abgekauft (um 11.000 fl.). Die Stadt ließ eine neue Wasserleitungsmaschine bauen, den Wehrturm an der Bergschule durch den Einbau von zwei übereinanderliegenden Reservoiren in einen Hochbehälter umgestalten und legte neue Leitungen über den Schlossberg auf die Promenade und in die Berggasse, in die Enge, auf den Stadtplatz und Grünmarkt.

In der Gemeinderatssitzung vom 6. November 1896 stellte Vizebürgermeister Stigler den Antrag: „Bisher wurde das Wasser in Zwischenbrücken aus dem offenen Steyrfluss geschöpft und war daher zum Genusse ungeeignet. Antrag: Es sei in Zwischenbrücken in dem Gewölbe neben dem Stadtpumpwerk ein Brunnenschacht zu graben bis zur Errichtung einer ausreichenden Quelle.“ Der Antrag wurde angenommen, der Brunnen im nächsten Jahre gegraben. Die chemische und bakteriologische Untersuchung des Wassers durch die Wiener chemische Versuchsanstalt ergab die Eignung des Wassers zum Genuss, da es auch einen entsprechenden Härtegrad hatte.

Seither hat die Stadt auch eine Trinkwasserleitung. 1905 wurde die Leitung vom Hause Enge 21 bis Zwischenbrücken gelegt und bei der Heindlmühle ein öffentlicher Auslaufbrunnen errichtet.

Im Jahre 1573 bewilligte der Bürgermeister Richter und Rat dem Stadtschreiber Melchior Heber den Anschluss seines Hauses an das neuerbaute Stadt-Brunnwerk. Hebers Haus stand am Berg (Berggasse) zwischen Wolf Händls Behausung und der Stadt Brandstatt oder Leiten. Er durfte pro Stunde 4, Tag und Nacht aber 96 Eimer Wasser entnehmen. Das Haus wurde niedergerissen, als das Cölestinerinnenkloster erbaut wurde. Beim großen Stadtbrand 1727 wurde das Kloster ein Raub der Flammen. Die Nonnen leiteten aus der alten Anschlussbewilligung Hebers das Recht ab, in ihr wiederaufgebautes Kloster das Wasser einleiten zu dürfen.

1727 wurden auch der Brunnkunstturm, des Brunnmeisters Wohnung und die zwei Brunnen am Berg durch das Feuer zerstört.

Von dieser ältesten städtischen Wasserleitung wurden zwei öffentliche Brunnen am Stadtplatz gespeist: der Leopoldibrunnen und der 1882 abgetragene Brunnen am Beginn des Grünmarkts.

Der Leopoldibrunnen ist nach der Steinfigur des hl. Leopold aus der Brunnensäule (geschaffen von Peter Pez in Linz) so genannt. Der Kranz wurde 1682 vom Kloster Windhag im Mühlkreise um 300 fl. gekauft und 1685 aufgestellt und vollendet. Vorher stand dort der Neptunbrunnen, der 1640 schon erwähnt wird. Er ist auf dem Hauserschen Stich vom Jahre 1584 zu sehen, 1684 wird er erwähnt. Die Gesamtkosten betrugen 2.819 fl. 6 Schillinge 20 Pfennige. Die Brunnenfigur trägt in der Hand eine kleine Kirche, in welcher sich eine Urkunde befindet, die auf die Renovierung des Brunnens im Jahre 1808 Bezug nimmt.

 

. . . errocta cum altera vicina denna in bonum publicum reparata et restaurata est Anno 1808.

PaCe Inter GaLLIae CesareM Bonaparte BorVssIae, RVssIaeqVe natlones sVbaCtls In ItaLIa TeVtonlaqVe terrls TILsItll n BerVssIa Greata CeLebrl postquam duce Francorum . . .

 

Der zweite Brunnen am Stadtplatz am Beginn des Grünmarktes war, wie ein altes im Stadtmuseum befindliches Bild zeigt, mit der Figur eines Meerfräuleins geziert, die später durch eine Marienstatue ersetzt wurde. Als der Brunnen aus Verkehrsrücksichten abgetragen werden musste, wurde die Marienstatue auf die Stützmauer versetzt, welche das Terrain der Stadtpfarrkirche gegen den Pfarrberg abschließt.

Nach dem Steuerbuch der Stadt vom Jahre 1635 zahlten 115 Hausbesitzer und 17 Einwohner der Stadt einen Wasser- oder Brunndienst. Es scheinen hier jedoch mehrere „Brunnengemeinden“ bestanden zu haben. Eine derselben hat sich 1876 aufgelöst und ihr Vermögen der Stadtgemeinde übergeben. Offenbar hängt diese Auflösung mit einer Übernahme der Leitung durch die Stadtgemeinde zusammen. Diese hatte 1875 die Rohrleitung am Stadtplatz neu gelegt und einen Strang auf die Promenade geführt. In den Wehrturm an der Bergschule wurde ein eiserner Hochbehälter eingebaut. Die Gravitationsleitung speiste den Springbrunnen des großen, runden Reservoirs inmitten der Promenade, welchem als Feuerlacke im Falle eines Theaterbrandes große Bedeutung zukommt. Auch die Leitung des öffentlichen Brunnens bei der Stadtpfarrkirche wird aus dieser Leitung gespeist.

In der Berggasse stand zwischen den Häusern Berggasse Nr. 44 und 46 ein alter Getreidestadel der Innerberger Hauptgewerkschaft der Stahl- und Eisenhandlung in Österreich und Land Steyr. Er wurde 1670 vom Stadt-Magistrat angekauft und niedergerissen. Zu dem Stadl gehörte ein Ziehbrunnen, der nach einem 1680 aufgerichteten Vergleich von der Brunnengemeinde am Berg mit einmaliger Beitragsleistung der Gewerkschaft wiederinstandgesetzt wurde, 1768 forderten die Bürger am Berg vom Magistrat, dass er den Brunnen herrichten lasse, da er seit langem kein Wasser mehr gebe. (Zl. 4476 Bau- und Straßensachen.) Der Brunnen ist seit langen Jahren abgetragen.

Zwei öffentliche Brunnen standen in der Berggasse: der erste an der Stadtmauer vor dem Hause Berggasse 48, der zweite auf dem Platze beim Stadttheater. Der erste wurde auch der Brunnen nächst der Pfarrkirche genannt. Als sein Brunnenkar unbrauchbar geworden war, wurde 1788 mit dem Steinmetzmeister Joh. Mich. Gussenbauer in Marbach bei Mauthausen ein Vertrag auf Lieferung eines neuen Brunnkars geschlossen. Doch Gussenbauer hielt die festgesetzte Lieferzeit nicht ein und der Vertrag, welcher für einen Quadratschuh Wandstück 2 fl. 30 kr., für den Quadratschuh Bodenstück 1 fl. 15 kr. als Preis enthielt, war erloschen.

Schließlich wurde der Brunnen im Jahre 1794 durch den Steinmetzmeister Michael Mayr in Linz angefertigt. Der Preis der reinen Steinmetzarbeit war 573 fl.

Der Antoni-Brunnen wurde 1857 abgetragen und ein neuer Brunnen bei der Pfarrkirche in neugotischem Stil aufgestellt. Auf dem Rand des Granitkorbes ist ein gusseisernes Gitter gesetzt. Es kostete 1843 Gulden.

Schon auf dem Stadtbilde Hausers (1584) ist der Brunnen bei der Ex-Cölestinerinnenkirche, dem heutigen Stadttheater, sichtbar.

1796 wurde der steinerne Brunnkorb durch Michael Mayr in Linz um 692 fl. 36 kr. neu hergestellt.

1824 wurde er renoviert.

1895 wurde die städtische Leitung in die Redtenbachergasse und Volksstraße verlängert. Die Werndlvilla — der Rest des im 17. Jahrhundert erbauten Kapuzinerklosters — hatte eine eigene Wasserleitung vom Laichberg her. AIs aber 1903 die städtische Leitung in die Garstnerstraße verlängert wurde, schloss man auch die Werndlvilla an die Leitung. 1909 wurde sie zu den Häusern Leop.-Werndl-Straße Nr. 16 und 18 geführt und die Preuenhubergasse von der Promenadeleitung aus mit Wasser versorgt.

1924 wurde ein Strang in die Spitalskystraße gelegt. 1925 erhielten die Häuser in der Herbert-Hoover-Straße Wasser aus dem im Vorjahre gelegten Strange. Am 21. 7. 1928 wurde der Ziehbrunnen vor dem Rathause abgetragen und der Brunnen verschüttet. 1929 wurde auch der öffentliche Brunnen in der Pfarrgasse am Hause Nr. 7 an die Leitung angeschlossen.

Die außerhalb der mauerumgürteten Stadt gelegenen vornehmen Gebäude wurden durch eigene Wasserleitung versorgt.

Das Schloss Engelseck und das Schloss Steyr erhielten ihr Wasser durch eine Leitung, deren Quelle in der Queng (Weng-Mulde) lag.

Das Überwasser aus dieser Leitung wurde 1806 an das Haus C. Nr. 182 (Blumauerstraße 21) abgegeben. Auch das Haus Blumauerstraße 19 zahlte Brunngeld an Engelseck.

1811 wurde das Überwasser aus dem Schlosspark an das Haus Vogelsang 8 (Blumauergasse 10) abgegeben (Schlossarchiv).

Eine andere Quelle, die am Fuße des Laichberges entsprang, wurde zur Versorgung des Stieglhofes (Hof an der Stiege, Neulustgut) eingefangen.

Vermutlich wurde dieser Rohrbrunnen bei dem Steinmetzmeister Max Laidl in Steinbach nach einem vorgelegten Modell 1729 bestellt. Er kostete inkl. Transport 200 kl. (Nr. 4451).

Eine dritte Quelle, zwischen dem Laichberg und dem Teufelsbach gelegen, lieferte dem ehemaligen Kapuzinerkloster frisches Trinkwasser.

Im Reichenschwaller Tor (Neutor) stand ein alter Schöpfbrunnen, welcher zugeschüttet worden war. Am 6. 2. 1728 — also nach dem Stadtbrande 1727 — wurde befohlen, diesen Brunnen wiederherzustellen.

Ennsdorf

Die ersten Siedlungen im Ennsdorf scheinen Bauerngüter und Fischhuben gewesen zu sein. Außerhalb des Dorfes — gegen die Raming zu, siedelten sich Hafner an, innerhalb der Tore aber ließen sich Weißgerber und Feuerarbeiter nieder.

Der edle und reiche Bürger von Steyr Hans Lueger war Grundherr des Gutes in der Tadlau, welches Hieronymus Zumvernumb innehatte. Zumvernumb hatte der Gemeinde in Ennsdorf aus dem Rohrbrunnen, welchen er auf dem Tadlaugute eingefangen und dessen Wasser er zu seinen Gründen unterhalb des Ennsdorfes (Engelhof) geleitet hatte, den dritten Teil des Wassers abgegeben. Für diese Wasserleitung musste Zumvernumb dem Lueger einen jährlichen Dienst zahlen.

Im Jahre 1548 bewilligten die Gerhaben der unvogtbaren Erben Zumvernumbs der ehrbaren Bürgerschaft und Gemein in Ennsdorf den halben Teil des Röhrbrunnenwassers, wofür diese die Hälfte des Dienstes übernehmen musste und sich auch verpflichtete, die Hälfte der auflaufenden Erhaltungskosten zu tragen (1 Schilling 33 Pfennig an Frau Barbara Zumvernumb am Frauentag).

Die Leitung führte über des Kammermayrs Grund.

Am 20. August 1575 kam ein Vertrag der ganzen Gmain und Bürgerschaft von Ennsdorf mit Michael Tadlbauer, Herrschaft Steyr’ischen Untertanen bezüglich Kaufes einer Quelle auf dem Tadlbauerngute um 30 fl. zustande. Die Leitung führte über des Tadlbauern und Michael Brunners (Köllpeckscher Untertan) Grund. Ersteren mussten dafür 14, letzteren 12 Dienst gezahlt werden. Infolge Umlegung der Leitung nahm sie mehr Grund in Anspruch und die Gmein und Bürgerschaft musste ab 1582 (der bei der Brunnengemeinde in Abschrift vorhandene Vergleich stammt vom 12.11.1582) dem Michael Mayr 3 Schilling und dem Merth Mayr 5 Schillinge jährlichen Dienst zahlen.

Im Jahre 1598 hatte die Brunnengemeinde 45 Mitglieder, welche das Brunngeld mit den Steuern beim Magistrat entrichten mussten.

1606 wurde vom Herrschaftsuntertan Michael Arbacher in der Tättlau mit Vorwissen der Herrschaft Steyr ein Brunnen gekauft. Der Preis war 20 Pfund Pfennig. Das Brunnengebäude war mit dem Herrn Daniel Straßers, des Besitzers des Engelhofes, gemeinsam. Der jährlich am Michaelertag zu zahlende Dienst betrug 26 Pfennig.

Eine andere Wasserleitung wurde im Jahre 1628 vom Brunnen vom Ziegelhaus (Grundherrschaft das Gotteshaus Garsten) des Ratsherren Johann Helfenstorfer zum Topfenhof (Altgasse) des Handelsmannes Hans Egger im Ennsdorf gelegt.

Im Jahre 1667 konnten die Ennsdorfer zeitweise nicht genug Wasser bekommen und sie sahen sich um einen Wasserzuschuss um. Zu den Gütern des Wolf und Pankraz Mayr, welche unter der Herrschaft Steyr standen, war eine Quelle geleitet, die mehr Wasser gab, als die Güter brauchten. Der Bräuer Johann Georg Winter bewarb sich für die Gemein zu Ennsdorf um das Überwasser aus dieser Leitung, das ihm auch zugesagt wurde. Die Kosten der Herstellung und Erhaltung des neuen Brunnenkars am Mayrgute wie auch der Anschlussleitung an die alte Leitung oblagen der Brunnengemeinde. Sie musste auch allen Schaden vergüten, der durch die Leitung oder Ausbesserung der Leitung dem Mayrgute entstehen konnte. Der jährliche am Tage Mariä Geburt zu zahlende verzickte Dienst für die Leitung betrug 10 Schilling. Wurde der Dienst bis acht Tage nach dem Termin nicht erlegt, konnte der Zulauf zur Leitung verschlagen und die Leitung ohne Klage herausgeworfen werden.

Georg Winter aber führte das Wasser in sein Brau- und Wohnhaus und es kam 1669 zum Streit mit der Brunnengemeinde (Akt 4426 Bau- und Straßensachen). Winter musste größere Zahlungen an die Brunnengemeinde leisten.

An die Leitungen der Gemeinde waren drei öffentliche Brunnen angeschlossen: der erste stand am Beginn der Damberggasse. Durch den Bahnbau wurde eine Verlegung notwendig. Der zweite in der Bahnhofstraße wurde (nach Pritz) erst 1731 errichtet. Er siel dem Ausbau der Bahnhofstraße zum Opfer (Nov. 1868) und wurde zum Wirtshaus zu den „3 Hacken“ verlegt. Der dritte und älteste Brunnen steht in der Haratzmüllerstraße. Er erhielt 1737 einen steinernen Korb, der 1840 erneuert wurde.

Die Aufsicht über die Brunnen oblag dem Viertelmeister. Im Jahre 1815 wurde auf allerhöchsten Befehl eine Kommission zur Regulierung des städtischen Vermögens eingesetzt, welche zur Vereinfachung der Regie die Erhaltung der Wasserversorgung der Ortsgemeinde Ennsdorf übertrug. Der Brunnvorsteher hatte die Brunngelder einzuholen und bei notwendig werdender größerer Brunngeldaufteilung den Viertelmeister als Repräsentanten der Gemeinde zuzuziehen.

Ein Dekret vom 13. Mai 1831 gab der städtischen Bauamtsverwaltung die Oberaufsicht über sämtliche Wasserleitungen der Stadt.

1839 wurde im Kupferschmiedgarten (C. Nr. 320) eine Feuerlacke gebaut welche 1842 von der Brunnengemeinde übernommen wurde.

Als in der Zeit der Industrialisierung der Wasserzufluss nicht mehr ausreichte, wurde 1854 eine neue Quelle beim Datlauergut erworben.

Auch der Bräuer Forstinger kaufte in diesem Jahre eine Quelle bei der Brunnsölde, von welcher schon 1669 der Bräuer Winter ein Viertel erworben hatte. In diesem Jahre wird auch der Brunnen der oberen Zeile erwähnt. 1866 wurde durch den Brauer Roman Jäger von Waldau eine weitere Quelle beim Holznergütl angekauft.

Ein weiterer Brunnen stand an der Ecke Dukartstraße und Kompaßgasse. Er wurde 1878 ausgefüllt und mit einer Granitplatte zugedeckt.

Vogelsang und Eysnfeld

1880/81 wurde die im Besitz der Waffenfabrik befindliche Gsangwasserleitung erweitert. Sie bekam 1833 einen neuen Korb, wurde aber etwas weiter hinauf versetzt (Kosten 700 Gulden).

Nach Verbauung des Eysnfelds mit Wohnhäusern wurde 1887 die Brunnengemeinde Eysnfeld gegründet, welche vier Brunnen erhielt.

Pyrach

In Pyrach wurde 1661 von den Hausbesitzern ein Brunnen mit einer Zuleitung errichtet, welcher laut Ratsbeschluss (Protokoll, S. 233) in das Gemeindeeigentum übernommen wurde. Die Hausbesitzer aber mussten jährlich vier Brunngeld zahlen.

 

Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 20, April 1960

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