Das „Kaiserliche Armaturswerk“

Ein Beitrag zur Geschichte der Steyrer Waffenerzeugung im 17. u. 18. Jahrhundert

Von Josef Ofner

 

Der Dreißigjährige Krieg und die lange Serie der Türkenkriege veranlassten die österreichischen Landesfürsten, die Armee zu vergrößern und besser auszurüsten.1) Schon nach dem zweiten Generalat Wallensteins (1634), als Kaiser Ferdinand II. (1619—1637) die einem Obristen zugehörigen Regimenter durch eigene Truppen ersetzte,2) stieg der Bedarf an Armaturen3) von Jahr zu Jahr. Da die Waffenlieferungen aus Nürnberg und Suhl4) sehr kostspielig waren und nicht selten durch Kriegshandlungen unterbunden wurden, sollten im eigenen Lande neue Armaturwerkstätten errichtet werden. Es war naheliegend, auch Steyr, wo Schießwaffen schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts in größeren Mengen erzeugt worden waren,5) wieder in die Waffenproduktion einzubeziehen. Es wurde vorgeschlagen, zur Einführung der Rohrhandlung 6.000 Gulden vorzustrecken und 30 Fachleute aus Suhl kommen zu lassen. Die Innerberger Hauptgewerkschaft sollte das Rohreisen liefern. Durch ein Spezial-Privilegium wollte man der Werkstätte, die monatlich 200 Büchsenrohre und Musketen hätte produzieren sollen, das Monopol der Waffenerzeugung sichern.6)

Im Jahre 1632 kam im Steyrer Stadtrat die Errichtung einer Rohrhandlung zur Sprache, doch unterblieb eine entsprechende Beschlussfassung.7) Am 29. Jänner 1633 verlangte die Innerösterreichische Hofkammer in Graz im Auftrag des Kaisers vom Kammergrafen Erhard Wilhelm v. Claffenau einen ausführlichen Bericht, wie durch die Innerberger Hauptgewerkschaft die Aufbringung von Kriegsrüstungen „in Schwung“ gebracht werden könnte.8) In den Steyrer Archivalien findet sich kein Vermerk über die Erledigung dieser Angelegenheit. Wir wissen nur, dass der Gewerkschafts-Obervorgeher in diesem Jahre beim Magistrat die Errichtung von Musketen-Werkstätten beantragte.9) Die Stadtobrigkeit von Steyr, die damals mit überaus großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, dürfte jedoch mit der Aufnahme der Waffenerzeugung, die neue Auslagen verursacht hätte, nicht einverstanden gewesen sein. Es wurde auch vorderhand dieses Werk nicht in Angriff genommen. Erst sechs Jahre später interessierten sich wohlhabende Bürger für die Produktion von Armaturen.

 

Die Rohrschmiede des Bäckermeisters Stephan Grafhaider

Am 4. Juni 1639 forderte Kaiser Ferdinand III. (1637—1657) vom Landeshauptmann Hans Ludwig Graf v. Kufstein die Abgabe eines Gutachtens über die Erzeugung von „Kriegsarmatursorten“ im Lande ob der Enns und die Lieferung von Probemusketen. „Sollest Tu alsobald“, so schrieb der Landesfürst, „eine Anzahl Musqueten in einer gleichen Größe, daß alle Zeit vierzehen Kuglen auf ein Pfund10) gehen zur Prob samt Bandalier11) und Gabeln12) verfertigen lassen und Uns dieselbe zur Ersehung samt dem eigentlichen Preis wie hoch sie gestehen würden, herabschicken“.13)

Begreiflicherweise wandte sich der obderennsische Landeshauptmann in dieser Sache an den Magistrat der Stadt Steyr. Von den Mitgliedern des Inneren Rates ließ sich der Handelsmann Gottlieb Hofmann herbei, die Wiederaufnahme der Musketenerzeugung zu organisieren. Hofmann, der um 1651 die Häuser Stadtplatz Nr. 9, Enge Gasse Nr. 6 und Berggasse Nr. 10 besaß,14) machte für die Erbauung einer Rohr-, Bohr- und Schleifwerkstatt im Stadtgebiet „Voglgesang bei dem Wasserfluß Steyr“ ein geeignetes Grundstück ausfindig, ließ es am 18. Juni 1639 von Werkleuten besichtigen und sich von diesen Kostenüberschlag und Plan vorlegen.15)

Der aus drei Blättern bestehende Plan („Abriß“),16) jedenfalls der älteste einer Steyrer Industrieanlage, zeigt eine einstöckige Werkstätte mit zwei unterschlächtigen Wasserrädern. Ebenerdig sind eine Rohrschmiede, eine Bohrmühle und eine Schleifmühle, im Oberstock je eine Stube, eine Kammer und eine Küche für den Schleifer, für den Bohrmeister und für den Rohrschmied vorgesehen. Die Baukosten wurden im „Überschlag“ mit 2.323 Gulden angegeben.

Am 20. Juni erkundigte sich der Landeshauptmann bei der Innerberger Hauptgewerkschaft nach dem Zentnerpreis des gut ausgeschlagenen Musketenbleches und nach den Lieferbedingungen. Über Anordnung des Kammergrafenamtes in Eisenerz wurde von den Obervorgehern und Vorgehern der drei Gewerkschaftsglieder17) im August durch eine „eigentliche Prob“ der Herstellungspreis der für Gewehrläufe tauglichen Eisensorte ermittelt. Kammergraf v. Claffenau gab am 8. September dem Landeshauptmann das Kalkulationsergebnis bekannt: Jährliche Liefermenge drei- bis vierhundert Zentner Rohrblech à 6 Gulden bei Barzahlung.18)

Landeshauptmann und Vizedom,19) die am 1. Juli 1639 im Auftrag des Kaisers von der Hofkammer als Kommissäre über das Armaturwesen im Lande ob der Enns eingesetzt worden waren, suchten nun geeignete Facharbeiter. Nachdem sie bei einem Rohrschmied aus Unterösterreich Erkundigungen eingezogen hatten, wollten sie Leute aus Suhl kommen lassen. Dieses Vorhaben kam aber nicht zur Ausführung. Man entschloss sich für die Einstellung einheimischer Schmiede, da man annahm, dass sie unter einem tüchtigen Meister „geschwinde Hand und Griff bekommen“ würden.20)

Es ist nicht bekannt, ob der Ratsherr Gottlieb Hofmann, der die erwähnten Vorarbeiten durchgeführt hatte, auch den Armaturenverlag für sich in Anspruch nehmen wollte. Im Spätsommer bekundete nämlich der bürgerliche Gastwirt, Bäcker- und Bräumeister Stephan Grafhaider (Graffhaider) großes Interesse an der Musketenerzeugung. Er war damals Besitzer des Hauses Grünmarkt Nr. 12,21) später, um 1652, bewohnte er das Gasthaus zum „Goldenen Löwen“ (Stadtplatz Nr. 32, Bummerlhaus).22) Im Jahre 1637 hatte er sein Brauhaus am Laichberg aufgelassen und im Stadtteil Vogelsang ein neues errichtet.23)

Am 8. September 1639 erklärte Grafhaider in einem Schreiben an den Landeshauptmann, dass er auf seine Kosten auf eigenem Grund und Boden im „Gsang“ (Vogelsang), wo vor Jahren schon eine „Musketenrohr- oder Bohrmühle“ gestanden, seit geraumer Zeit aber „nicht allein ganz abkommen, sondern in gänzlichen Ruin, und Verödung geraten“ sei, eine Rohrschmiede erbauen könne. Es betraf jedenfalls das von Hofmann vorgesehene Grundstück, auf dem vor etwa fünfzig Jahren die Werkstätte der Rohr- und Büchsenhandlungsgesellschaft errichtet worden war. Grafhaider teilte auch mit, dass er in der Lage sei, schon nach drei Monaten Musterstücke von Büchsenrohren vorlegen und die Erzeugung aufnehmen zu können.24)

Der Landeshauptmann war mit dem Anerbieten des unternehmungslustigen Handwerksmeisters einverstanden und berichtete hierüber am 1. Oktober 1639 dem Kaiser. Er meldete, dass Grafhaider mit der Aufrichtung der Werkstätte schon begonnen habe, zeigte aber auch die Vorteile auf, die sich ergeben würden, wenn der Landesfürst „auf eigene Unkosten und Verlag“ unter Heranziehung der Innerberger Hauptgewerkschaft die Musketenerzeugung durchführen möchte. Eisen und Stahl kämen billiger, Holz und Kohle könnten aus den kaiserlichen Wäldern bezogen werden.25)

Im Jänner 1640 schlossen der Landeshauptmann und der Vizedom mit Grafhaider einen Lieferungsvertrag auf zwei Jahre. Auf Grund dieser Vereinbarung erhielt der Bäckermeister „zu etwas Ergötzlichkeit“, zur Bestreitung der Unkosten „und damit dieses Werk nit gesperrt sondern befürdert werde“ vom Landeshauptmann 250 Gulden. Die zu liefernden Musketenrohre habe Grafhaider in Anwesenheit einer vom Kaiser bestellten Person „wie sonsten gebräuchig beschießen“ zu lassen und „nicht gerecht oder gut befundene Rohre“ durch fehlerfreie zu ersetzen. Er verpflichtete sich ferner, die beschlossenen und einwandfrei geschäfteten Musketen samt Bandelier in der kaiserlichen Burg zu Steyr abzuliefern und jährlich wenigstens 2.000 Stück zu erzeugen, vorausgesetzt, dass ihm kein „unversehenes Unglück“ zustoße. Für jede komplette Muskete „in der Größe, daß 14 Kugl auf ein Pfund gehen, samt guten starken Bandelier von 10 Ladungen“ und je „einem Modl“26) zu 6 Musketen bekomme er drei Gulden 15 Kreuzer. Bei Lieferung von 200 Stück erfolge die Bezahlung durch die vom Kaiser zu bestimmende Verlagsstelle.27) Einem im Mai 1640 geäußerten Wunsche Grafhaiders, ihm den Verlag zu überlassen und 1.500 Gulden Vorschuss zu gewähren, dürfte nicht stattgegeben worden sein.28)

In einem Schreiben an die Hofkammer vom 23. Juli 1640 erklärte der Kaiser, dass er den Kontrakt mit Grafhaider ratifiziere und verfügte, dass der für die Musketenerzeugung erforderliche Verlag aus den Landsanlagen und Rentamtsgefällen der Herrschaft Steyr zu decken sei. Zur Kontrolle der Gewehrlieferungen wären die Rentamtsleute in Steyr zu komittteren.29)

Es ist nicht bekannt, welche Musketentypen von Grafhaider geliefert wurden. Vermutlich waren es noch Radschloss- und Doppelschlossmusketen.30) Die Herstellung dieser Feuerwaffen erfolgte in mehreren Arbeitsgängen. Von den Rohrschmieden wurde das über einer Metallstange („Dorn“) geformte Flintenrohr der Länge nach geschweißt und zur Beseitigung der Unebenheiten im Laufinnern in der Bohrmühle ausgebohrt.31) Die weitere Bearbeitung des Musketenrohres besorgten die Schleifer. Die Ausstattung mit Schaft, Schloss, Zielvorrichtung und Riemen besorgten die Büchsenschäfter („Büchsenschifter“), Büchsenmacher, Schlosser und Riemer. Wahrscheinlich vergab Grafhaider einen Teil der Büchsenarbeit an die städtischen Meister. Aber auch in seinen Werkstätten beschäftigte er Handwerker. Als er 1653 den Schlossergesellen Adrian Arnholdt einstellte, kam es deshalb zu einem Gerichtshandel. Das Schlosserhandwerk erklärte Arnholdt, weil er der Zunft nicht angehörte, für unredlich und trug ihn in das „schwarz Büechl“ ein.32) Grafhaider beschwerte sich deshalb beim Stadtgericht. Dieses entschied, dass die Schlosser des Unternehmers alle vier Wochen das Auflaggeld bei der Zunft zu erlegen haben und diese die Ehre Arnholdts wieder Herstellen möge.33)

Grafhaider, der auch mit Eisenwaren handelte, war bei der Stadtbehörde nicht gut angeschrieben. Er wurde als Handwerkerbürger gewertet, der das Bürgerrecht nur auf das Bäckerhandwerk und nicht auf den Handel erhalten habe. Nach Ansicht der Ratsbürger war er daher nicht berechtigt, größere Handelsgeschäfte durchzuführen. Gegen die vielseitige Erwerbstätigkeit des kaiserlichen Musketenlieferanten wagte aber der Rat nicht aufzutreten. Er versäumte aber keine Gelegenheit, Grafhaider Schwierigkeiten zu bereiten. Schon im Jahre 1640 wurde vom Magistrat sein Ansuchen, das Stadtwappen („gemeiner Stadt Zeichen“) auf die Musketen schlagen zu dürfen, abgelehnt.34) Eine besonders hohe Geldstrafe, und zwar 100 Reichstaler, wurde 1651 über ihn verhängt, weil er zwei Fässer, in denen sich Feilen und Kneipe im Werte von 276 Gulden befanden, „ohne daraufgebranntes Stadt- und Mautzeichen“ und ohne die Mautgebühr erlegt zu haben, nach Venedig geliefert hatte.35)

War die Waffenproduktion der Rohr- und Büchsenhandlungsgesellschaft schon nach einem Bestand von etwa zehn Jahren zu Anfang des 17. Jahrhunderts wieder eingegangen, so fasste mit Grafhaiders Rohrschmiede dieser Industriezweig, vorerst als „Kaiserliches Armaturswerk“, dauernd Fuß in der Eisenstadt.

Am 26. April 1663 starb Stephan Grafhaider im Alter von 60 Jahren.36) Seine Rohrschmiede mit den dazugehörigen Anlagen besaß im Jahre 1667 Hans Albrecht Khleinhannß.37)

Die Musketenproduktion des Bäcker- und Bräumeisters mag wohl der Anlass gewesen sein, dass sich auch begüterte, dem Adelsstand angehörende Ratsmitglieder auf die Armaturenerzeugung verlegten. Noch zu Lebzeiten Grafhaiders errichteten Johann Egger v. Marbach und Maximilian Luckhner eigene Werkanlagen.

 

Die privilegierte Plattnerwerkstätte des Bürgermeisters Johann Egger von Marbach

Die Plattner erzeugten vorwiegend Harnische,38) aber auch Marions,39) Schützen- und Sturmhauben.40) Bekanntlich befanden sich die berühmtesten Plattnerwerkstätten in Augsburg, Nürnberg und Innsbruck.41) In Steyr ist dieses Handwerk seit dem 14. Jahrhundert nachweisbar. In einer Urkunde der Benediktinerabtei Kremsmünster vom 22. Juli 1367 wird ein Steyrer Harnischmacher als Zeuge angeführt.42)

Bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges arbeitete in der Stadt gewöhnlich nur ein Meister. In den Vierzigerjahren des 17. Jahrhunderts, als Johann Egger v. Marbach eine eigene Plattnerwerkstätte errichtete, war in Steyr der Meister Hans Hörburger tätig. Er stammte aus einer bekannten Innsbrucker Plattnerfamilie. In der Zeit von 1628 bis 1642 arbeitete er in Innsbruck.43) Dann errichtete er in Wien eine Werkstätte. Aus unbekannten Gründen wurde er von den Wiener Meistern gescholten.44) Vermutlich begab er sich deshalb um 1646 nach Steyr.45)

Der Gewerke Johann Egger gehörte zu den reichsten Bürgern der Stadt Steyr. Schon im Jahre 1623 war ihm ein Wappen verliehen worden. Fünf Jahre später kaufte er das Messinghüttwerk in Reichraming46) und erwarb 1631 vom Burggrafen Johann Maximilian Freiherrn v. Lamberg den Grundbesitz Marbach im Gemeindegebiet Großraming, wo er auch das Hammerwerk in der Ascha betrieb. Am 25. August 1635 erhielt Egger das Prädikat „von Marbach“ zuerkannt.47) In Steyr betätigte er sich im Eisenhandel. Nach dem Steuerbuch aus dem Jahre 1635 besaß er das Gasthaus zum „Goldenen Hirschen“ (Stadtplatz Nr. 14)48) und das „Haus in Ennsdorf an der oberen Zeil, das Werfferische Haus daran, item Haus uno Garten daselbst, similiter die Aignerische Grundstück, item den Topfenhof samt Gründen und Eberhardische Drahtziehen und Garten im Aichet.49)

Egger v. Marbach war Ratsbürger und bekleidete durch mehrere Jahre die höchsten Stadtämter, von 1637 bis 1640 war er Stadtrichter, von 1646 bis 1651 Bürgermeister.50) Für seine privilegierte Plattner – Werkstätte, die jedenfalls in einem seiner Ennsdorfer Häuser eingerichtet worden war, ließ er Harnischmacher aus Nürnberg kommen. Um 1646 arbeiteten bei ihm die Plattner Martin Khern, Hans Rockh und Kaspar Khalchschmidt.51)

Die Werkstätte Eggers bedeutete für den städtischen Plattnermeister Hans Hörburger eine fühlbare Konkurrenz. Vorerst äußerte er seinen Unmut hierüber in der Scheltung der bei Egger arbeitenden Plattner. Er nannte sie Schelme und Diebe, seine Söhne bezeichneten sie als „Eggers Fretter“.52) Hörburger aber ging noch weiter. Er sandte 1647 ein Schreiben an den Kaiser, worin er mitteilte, dass Egger den Landesfürsten betrogen hätte, weil er die gelieferten Harnische „nicht in rechter Güte“ habe anfertigen lassen. Dies hatte zur Folge, dass der Plattner vom Bürgermeister Egger aus dem Burgfried verwiesen wurde. Er musste innerhalb 24 Stunden die Stadt verlassen.53)

Im folgenden Jahre dürfte der Harnischmacher Kaspar Khalchschmidt Egger gekündigt haben, da er um die Verleihung des Bürgerrechtes ansuchte.54) 1649 erwähnen die Ratsprotokolle auch den Plattner Hanns Hack.55)

Die Innerberger Hauptgewerkschaft erhielt 1650 vom Kaiser den Auftrag, an Egger 8.800 Gulden zu bezahlen, damit er seine „Armatursarbeit“ nicht einstellen müsse.56) Der Bürgermeister war nämlich durch die nach dem Dreißigjährigen Krieg noch anhaltende Wirtschaftskrise tief in Schulden geraten. Bereits 1651 musste er wegen uneinbringlicher Forderungen Konkurs ansagen.57) Da er sich in dieser Zeit wenig um seine „Amtsverrichtungen“ in der Gemeinde kümmern konnte, erließ ihm der Landeshauptmann im Februar 1651 das Bürgermeisteramt. Gottlieb Schröffl wurde im Juli sein Nachfolger.58)

Egger hatte gegen Ende des Jahres 1654 seine Schulden getilgt, 1657 gehörte er wieder dem Inneren Rat an.59) Wahrscheinlich hat er in den folgenden Jahren die Plattner-Werkstätte aufgelassen. Im Jahre 1659 ersuchte auch der bisher bei Egger beschäftigte Plattner Martin Khern um das Bürgerrecht und wurde ein bürgerlicher Meister.60)

Die Plattner gehörten zum Handwerk der Schlosser, Uhr- und Büchsenmacher, die Polierer hatten die Hauptlade in Wien.61) Zu Anfang des 18. Jahrhunderts vereinigten sie sich zum Zunftverband der Polierer und Plattner in Steyr. Im Jahre 1716 befand sich die Handwerkslade im Gasthaus des Bartholomäus Gugg (Kirchengasse Nr. 9).62) Das Herbergszeichen und das Siegel dieser Zunft befinden sich heute im Heimathaus der Stadt Steyr.

Zu den Gläubigern Eggers zählte auch der im Justiz- und Kameralwesen tätige Johann Weißenberger unter der Herrschaft Steyr, der einen Restbestand an Armaturen63) und 10.000 Gulden zu fordern hatte. Egger musste daher 1653 die Schrotschmiede und die Hammerwerke in der Ascha und im Gmünd (Gemeinde Großraming) an Weißenberger abtreten, der sie 1656 seinem Sohn Johann Ambrosius übergab.64)

Johann Ambrosius Weißenberger unterhielt in Steyr nur eine Warenniederlage. Da er also nicht „behaust“ war, verlangte von ihm der Rat 1662 den Ankauf eines Hauses in der Stadt.65) Durch das große Hochwasser des Jahres 1656 waren die Hammerwerksanlagen in der Ascha total zerstört worden. Weißenberger ließ sie wiederaufbauen. Auf Grund kaiserlicher Anordnungen musste er nun wider seinen Willen und mit „Hintansetzung anderer Negotiationen und sonst allerhand erträglichen Gewerkschaften“ in den instandgesetzten Werkgaden die Armaturenerzeugung aufnehmen. Die Produktion umfasste, Musketen Harnischbleche, Stuck,66) Ketten und Kugeln „so an keinem andern Ort zu verfertigen man sich getrauen wolle.“

Während Weißenberger bemüht war, die Liefertermine einzuhalten, ließ die Bezahlung wegen „ziemlicher Entblößung der Zeugskassa“ oft lange auf sich warten. Im März 1661 hatte Weißenberger über tausend „vollständig verfertigte, sauberist geschäfte“, durch den kaiserlichen Zeugwart Martin Bayer in Linz erprobte Musketen samt Zubehör in Steyr liegen. Sie waren schon vor vier Jahren vom General-Land- und Hauszeugmeister Ernst Graf v. Abensperg und Traun bestellt worden. Da aber Weißenberger „niemalen genügsame Versicherung der rechtmäßigen Befriedigung“ erlangen konnte, unterblieb die Auslieferung dieser Feuerwaffen. Er wandte sich in dieser Angelegenheit an die Herrschaft Steyr mit der Bitte, ein Interzessionsschreiben an den Land- und Hauszeugmeister zu richten.67) Über den Erfolg dieser Fürsprache sind wir nicht unterrichtet. Vermutlich konnte sich Weißenberger gegen die Konkurrenz der Steyrer Armaturenverleger nicht behaupten und hatte im Jahre 1661 die Waffenerzeugung jedenfalls schon aufgegeben. Vier Jahre später gelangten die Ascha-Hämmer in den Besitz der Innerberger Hauptgewerkschaft.68)

 

Die Errichtung einer Rohrschmiede in Unterhimmel

 In den Fünfzigerjahren des 17. Jahrhunderts gelang es zwei geschäftstüchtigsten Steyrer Ratsbürgern, den Armaturenverlag weitgehend zu beherrschen: Maximilian Luckhner und Georg Mittermayr.

Der Eisenhändler Luckhner hatte 1632 in Steyr das Bürgerrecht erworben69) und wurde im Jahre 1651 in den rittermäßigen Adelsstand erhoben. Von 1660 bis 1677 bekleidete er die Stelle eines Bürgermeisters.

Der aus Tirol stammende Georg Mittermayr gehörte damals zu den bedeutendsten Großhändlern Österreichs. Er gründete 1635 in Steyr eine Eisen-Großhandlung und unterhielt in Wien eine kaiserlich befreite Niederlage. Am 9. November 1636 heiratete er Susanna, eine Schwester Luckhners. Auch ihm wurde 1651 der rittermäßige Adel verliehen.70)

„Zur Beförderung der kaiserlichen Armaturen“ ging Luckhner im Juli 1654 daran, den „ruinierten Hammer und das dazu gehörige ganz eingefallene Wohnhaus“ in Unterhimmel (Herrschaft Kloster Garsten) in ein „Armaturen Gebäude“ (Rohrschmiede) umgestalten zu lassen. Die Herrschaft Steyr bewilligte ihm hierzu acht Stämme Bauholz aus den Wäldern der Saß. Schon im nächsten Jahre war auch Mittermayr an dem Waffengeschäft beteiligt. Die Kohle für die neue Rohrschmiede bezogen die „kaiserlichen Büchsenhändler“ mit Genehmigung der Herrschaft Steyr ab 1655 aus Reichraming und Großraming.71)

Die Schäftung der Rohre und ihre weitere Ausfertigung wurde nun nicht mehr in den Werkstätten der Verleger, sondern durchwegs von den bürgerlichen Handwerkern vorgenommen. Hinweise in den Archivalien lassen erkennen, dass die an der Waffenerzeugung beteiligten Handwerker dem „Kaiserlichen Armaturs Werk“ angehörten.72) Die Armatur-Handwerker, von den Verlegern manchmal mit Pfennwerten73) statt mit Bargeld entlohnt,74) waren zeitweise vom Kriegsdienst befreit.

Der Armaturenverlag beschränkte sich um diese Zeit nicht allein auf die Lieferung von Musketen und Pistolen, auch Kürasse,75) Säbel,76) Degen,77) Springstöcke,78) Piken,79) und Hellebarden80) gelangten zum Versand. So schickten z. B. Luckhner und Mittermayr 1661 Stangenwaffen in das Wiener Zeughaus. Das für diese Waffen benötigte Eschenholz bezogen sie aus den Herrschaftsforsten in Molln und Reichraming. In Molln (Forst Au) erzeugte Stephan Rueßmann Piken- und Hellebardenstangen und verkaufte sie an die Steyrer Waffenverleger.81)

Im Jahre 1666 starb Georg Mittermayr. Er hinterließ einen Warenbestand (Armaturen, Eisen, Stahl, Nägel, Sensen u. a.) im Werte von 99.875 fl. 7 ß 18 d. Durch Schulden und uneinbringliche Außenstände ermäßigte sich dieser Betrag aus 60.885 fl. 5 ß 5 ½ d.82). Mittermayr, der sich meist in Wien ausgehalten hatte, war vorübergehend Besitzer der Häuser Stadtplatz Nr. 21 und Enge Gasse Nr. 5.83) Luckhner und die Erben Mittermayrs, die den Armaturenverlag weiterführten,84) erwarben auch die Rohrschmiede in Vogelsang. Dadurch geriet der gesamte Handel mit Steyrer Waffen in die Hände dieser Verleger.

 

Der Armaturenverlag bis in die Zeit Kaiser Josefs II.

Die Führung im Waffenverlag übernahm nach Georg Mittermayr dessen Sohn Hans Ludwig Mittermayr. Er leitete den Außenhandel der Innerberger Hauptgewerkschaft und war Inhaber des staatlichen Quecksilber-, Blei- und Kupferhandels. Durch ihn wurde Steyr 1673 zur Niederlagsstadt für den Quecksilberhandel in die Staaten nördlich der Donau.85)

Über den Umfang und über die Absatzgebiete der von den Steyrer Armaturenverlegern durchgeführten Waffenlieferungen finden sich in den Archivalien des Stadtarchives nur dürftige Angaben. In erster Linie waren es wohl die Zeughäuser in Wien und Graz, die mit Waffen versorgt wurden. Die zur Ausrüstung der Stadtmiliz notwendigen Ober- und Unterwehren (Muskete und Säbel) stammten ebenfalls aus den städtischen Werkstätten.86) Als im Jahre 1683 die Türken zum zweiten mal Wien belagerten, bestellte die Stadtverwaltung bei Mittermayr 400 Musketen.87) Für Christoph Karl Graf v. Schallenberg, Starhembergischer Regiments Obristwachtmeister in Brünn, ließ sie bei den bürgerlichen Schwertfegern Bartholomäus Mühlner und Georg Khazmayr 1.000 Bajonette anfertigen.88) In diesem Jahr brachte der Bürgermeister Gregor Schinnerer (1678 — 1688) unter Lebensgefahr auf dem Wasserweg dem vor Wien liegenden Entsatzheer Waffen, Munition und Baumaterial, er versorgte auch später die kaiserliche Armee bei der Belagerung von Neuhäusl und Ofen mit Artillerie- und Schiffrequisiten.89)

Über den Armaturenversand Mittermayrs geben die noch vorhandenen Handelssteuerbücher der Jahre 1680 und 1689 einigen Aufschluss. Zur Auslieferung gelangten

im Jahre 1680:

4.786 Stück Musketen,

2.500 Stück Piken,

500 Stück Kurzwehren,

350 Stück Springstöcke,

144 Stück Karabiner,90)

935 Stück „ausgemachte“ (fertige) Degen,

60 Stück Doppelhaken,91)

2.565 Stück Harnische, jeder zu 12 Pfund 144 Paar Pistolen,92)

im Jahre 1689:

1.190 Stück Kürasse, jeder 12 Pfund schwer,

500 Stück Kürasse, jeder 10 Pfund schwer,

6.000 Stück Musketen,

316 Stück Flinten,

74 Strick Helmbarten.93)

 

Wie seine Vorgänger bezog auch H. L. Mittermayr das Armaturenholz von der Herrschaft Steyr. 1678 wurden bei Hanns Leithner in Molln 3.000 Musketenschäfte, 2.000 Pikenstangen und 500 Hellebardenschäfte bestellt, 1685 lieferte Leithner 5.000 Musketenschäfte, 1.100 Pikenstangen, 1.000 Helmbartenschäfte, 1.050 Springstöcke und 1.000 Krampenstiele.94)

Die von Mittermayr gelieferten Armaturen waren nicht immer von bester Güte. Das steiermärkische Landeszeughaus in Graz musste deshalb Waffensendungen zurückleiten.95) Der tüchtige Geschäftsmann wusste jedoch seine Leistung ins rechte Licht zu rücken. So veranstaltete er im August 1680, als Kaiser Leopold I., aus Prag kommend, einige Tage in der Eisenstadt auf Besuch weilte, im Haus des Max Schinnerer (Stadtplatz Nr. 39) eine Ausstellung der von ihm verlegten Schutz- und Angriffswaffen „als Küres, Toppelhäggen, Mußqueten / Kärbiner / Pistolen / Helleparten / Piquen / vnd Degen / so alles bey Statt Steyr / sauber / schön / vnd so gerecht vnd guett / als in all anderen Ländern in der Mänge auffgebracht würdet“. Man kann diese Schau, die der Kaiser über eine halbe Stunde lang besichtigte, wohl als die erste „Gewerbeausstellung“ der Stadt Stehr bezeichnen. Besonderes Interesse brachte der Landesfürst der im Stadtgraben vorgenommenen Erprobung der Musketen und Harnische entgegen. Zwei Stunden widmete der Herrscher dieser Veranstaltung. Am 12. August begab er sich mit seinem Gefolge in die Rohrschmiede in Vogelsang, wo er sich die Rohrerzeugung vorführen ließ und selbst ein Rohr bohrte.96)

Für die Verdienste, die sich Mittermayr um die Aufbringung der Armaturen erworben hatte, wurde er schon 1678 mit dem Prädikat „von Waffenberg“ in den Adelsstand erhoben. Am 20. Dezember 1685 legte er mit kaiserlicher Genehmigung den Stammnamen Mittermayr ab. Hans Ludwig v. Waffenberg starb am 19. Mai 1692.97) An diesen Armaturenverleger erinnert noch heute die prächtige 95 Zentimeter hohe Monstranz in der Stadtpfarrkirche.98) Srbik urteilt über ihn: „Im Ganzen das Bild eines vielleicht nicht skrupellosen, aber ungemein willensstarken und zielbewussten Mannes von bedeutendem finanziellen und kommerziellen Talente, des hervorragendsten österreichischen Geschäftsmannes seiner Tage“.99)

Vermutlich gelangte noch zu Zeiten Mittermayrs (um 1690) der Waffenverlag in die Hände des Armaturarbeiters Benedikt Schöttl, der in Steyr für Mittermayr die Verlagsgeschäfte geführt hatte. Er erwarb die Rohrschmieden100) und stieg zum kaiserlichen Armaturenverleger empor.101) Schöttl war um 1727 Mitglied des Inneren Rates102) und besaß das Haus Grünmarkt Nr. 8.103) Das Hauptgewicht dürfte er auf die Musketenproduktion gelegt haben. Uni 1700 begann er mit der Erzeugung von Steinschlossmusketen,104) die seit 1684 im österreichischen Heer immer häufiger verwendet wurden.

Nach Otto Schwarz schlägt beim Steinschloss (Batterieschloss, Flintschloss) der in den Hahn gespannte Schwefelkies gegen eine raue Schlagfläche am Deckel der Pfanne, wodurch dieser hochgeschleudert wird, sodass die Funken das Zündkraut in der Pfanne entflammen. Durch den Zündkanal gelangt das Feuer in das Laufinnere und entzündet das Pulver.105)

Auch Schöttls Waffenlieferungen waren im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts noch beträchtlich. Im Jahre 1701 versandte er 3.575 Stück Musketen und Flinten sowie 1.000 Stück Kürasse, jeder 12 Pfund schwer, 1708 waren es 4.432 Stück Musketen und Flinten und 1.000 Stück Kürasse (à 12 Pfund), 1730 nur mehr 700 Stück Flinten.106)

Mit dem Ableben Benedikt Schöttls im März 1732107) kam der Steyrer Armaturenverlag in die Hände ortsfremder Personen. Als Inhaber der Rohrschmieden und als Waffenlieferanten finden wir nun den Stuckhauptmann Penzeneder in Wien. Die Versandgeschäfte leitete für ihn in der Eisenstadt der bürgerliche Gastgeb Johann Hammer (Hamerer), der im Jahre 1713 das Bürgerrecht erworben hatte. Hammer stammte aus Freistadt, war in Steyr als Kellner beschäftigt und erwarb das Gasthaus zum „Hechten“ (Gleinker Gasse Nr. 21).108)

In den ersten Jahren nach Übernahme des Waffenverlages durch Penzeneder ergaben sich einige Unstimmigkeiten bei Vergebung der Armatursarbeit. Im Jahre 1733 richtete das Handwerk der Schleifer an die Stadtobrigkeit die Anfrage, warum Herr Mayr, der für Penzeneder Bajonette in Kommission anzufertigen hatte, der Bürgerschaft von dieser Arbeit nichts abtreten wolle. Mayr jedoch erklärte sich ohne weiteres bereit. Schleifer und Polierer zu beschäftigen, verlangte aber, dass diese Handwerker die Arbeitsstücke mit einem bestimmten Zeichen zu versehen haben, um bei etwaigen Mängeln den schleuderhaft arbeitenden Meister zur Verantwortung ziehen zu können.109)

Nach einer von Penzeneder gegen Ende des Jahres 1734 vom obderennsischen Landeshauptmann erwirkten Verordnung hatte der Steyrer Magistrat alle unter der Jurisdiktion der Stadt stehenden Armaturarbeiter zur „Beschleunigung der Arbeit gemessen zu verhalten“. Im Auftrag seines Prinzipals drohte Hammer den bürgerlichen Büchsenschäftern Salvator und Sturmberger mit dem Entzug der Gewehrarbeit, wenn sie von fremden Kunden Aufträge annehmen würden. Verlangte doch Penzeneder, dass wöchentlich 250 Flinten geschäftet werden. Die beiden Handwerker brachten es aber nur auf 140 Stück, sodass auch ungelernte Arbeiter beschäftigt werden mussten, die bloß 36 Gewehre schäfteten. Als im Jahre 1735 der Pfleger der Herrschaft Biberbach, Füxlmüllner, der Feuerwaffen an die Stände zu liefern hatte, die Stadtverwaltung ersuchte, den städtischen Meistern aufzutragen, auch für ihn Flinten schäften zu lassen, musste sie im Hinblick auf die Penzenederische Arbeit ablehnen.110)

Der k. k. Stuck-Hauptmann Penzeneder, der um die Rohrschmieden im Raume von Steyr sehr besorgt war, starb gegen Ende der Vierzigerjahre. Seine Frau betrieb den Armaturenverlag weiter.111) In Steyr besorgte für sie das Waffengeschäft Johann Georg Penzeneder, der 1748 das Gasthaus Hammers kaufte.112)

Etwa zehn Jahre später, im Jahre 1758, erscheint als Besitzer der vier Rohrschmieden — in Unterhimmel waren noch zwei errichtet worden — der k. k. wirkliche Rat und Hofkammer-Sekretarius Herr von Penzenstein. Zum Armaturen-Faktor in der Eisenstadt bestellte er den Gastwirt J. G. Penzeneder.113)

Wie schon im 17. Jahrhundert, so gab es wegen Errichtung oder Änderung von Wehranlagen an der Steyr auch in diesen Jahrzehnten mitunter heftige Zerwürfnisse zwischen den Besitzern der Rohrhämmer in Unterhimmel und den Werkinhabern am Wehrgraben in Steyr. Durch das Wassergericht der Herrschaft Steyr wurden die Streitigkeiten gewöhnlich für eine Zeitlang geschlichtet, eine endgültige Beilegung des Konfliktes kam erst 1787 zustande.114) Erwähnt sei auch, dass es den Rohrschmieden ab und zu an Feuerungsmaterial mangelte und die Armaturenverleger deshalb bei der Herrschaft Steyr vorstellig werden mussten.115)

Nach Pritz wurden im Jahre 1786 die Rohrhämmer Penzensteins vom Aerar angekauft und einer k. k. Feuergewehrs-Fabriksdirektion unterstellt.116)

Eine Neuerung in der Steyrer Gewehrindustrie bedeutete auch das 1788 errichtete „Büchsenmacher-Lehrlings-Institut“. Es wurde im ehemaligen Kolleg der Jesuiten untergebracht und bestand bis zum Jahr 1824.117)

 

Die Blankwaffen-Erzeugung

Das kaiserliche Armaturswerk umfasste im 18. Jahrhundert vorwiegend nur mehr jene Handwerker, die an der Flintenerzeugung beteiligt waren. Pistolen, Kürasse und Blankwaffen konnten die Produzenten selbst verhandeln oder an einen Großhändler verkaufen.118) Sie waren also, wie aus den Quellen hervorgeht, nicht verpflichtet, ihre Erzeugnisse dem kaiserlichen Armaturenverleger allein anzubieten.

Mit der Anfertigung und Ausstattung der Blankwaffen, die in der Hauptsache auf Säbel, Degen und Bajonette beschränkt blieb, befassten sich Schwert- und Kreuzschmiede, Schwertfeger, Schleifer, Polierer und Scheidenmacher.

In Steyr besaß die Zunft der Schwertschmiede eine städtische Handwerksordnung vom 28. März 1561.119) Die Lehrzeit betrug drei Jahre. Das Handwerk kannte bereits eine Lehrlingsentschädigung. Im ersten Lehrjahr erhielt der Lehrling wöchentlich 3, im zweiten 4, im dritten 6 Kreuzer. Das Meisterstück musste in drei Tagen angefertigt werden. Beim „Stuckmachen“ hatte der angehende Meister um 1650 den Beschaumeistern120) „bei jeder Beschau morgens einen Branntwein, folgends ein Mittag- und Nachtmahl, und dies alle zwei oder drei Tag, wie nit weniger darauf ein Meistermahl von 20 bis in 24 Gulden geben müssen“. Im Jahre 1655 wurden vom Magistrat die Kosten für das Meistermahl auf 8 Gulden herabgesetzt.121) Die Schwertschmiede erzeugten meistenteils Pallasch-,122) Säbel- und Degenklingen.123)

Dem Handwerk der Schwertschmiede gehörten auch die Kreuzschmiede an, die Degenkreuze herstellten.124) Die Schwertfeger, die nach A. Hoffmann125) Säbelgriffe und Scheiden erzeugten, nach O. D. Potthoff126) Schwerter polierten, werden in den Steyrer Archivalien manchmal den Schwertschmieden gleichgestellt.127) Das Schleifen der Klingen übernahmen die Schleifer und Polierer.

Die Erzeugnisse der Steyrer Schwertschmiede wurden um 1690 hauptsächlich in die südlichen Länder Österreichs verhandelt. Im Jahre 1689 z. B. gelangten in Steyr 805 Stück Säbel und Degen zur Vermautung. Davon 198 Stück nach Graz, 300 nach Villach, 200 nach Klagenfurt und 27 nach Laibach geliefert.128)

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war der bedeutendste Schwertschmied der Eisenstadt Hans Hasch, dessen Werkstätte in der Sierninger Straße lag. Er lieferte seine Klingenwaren größtenteils nach Graz.129)

Eine wesentliche Steigerung der Produktion zeigt sich nach 1750. Um 1761 erzeugten die Meister Führer, Mayer und Schnürmann zusammen monatlich 900 Kürasse und 2.100 Bajonette, die Schwertschmiede Feldberger, Hilbert, Herzog und Forstbauer etwa 3.000 Stück Säbel.130)

Abschließend kann festgestellt werden, dass sich in Steyr die am Ausgang des 16. Jahrhunderts angebahnte Waffenproduktion nach dem Dreißigjährigen Krieg gewaltig entfaltet hat. Ausschlaggebend hierfür war der durch die vielen Kriege bedingte Bedarf an Armaturen aber auch die merkantilistische Lehre von der Drosselung des Imports fremder Waren durch Vermehrung inländischer Produktionsstätten mag mitgespielt haben. Das „Kaiserliche Armaturs-Werk“ schuf die Grundlagen für die weltberühmte Waffenindustrie Josef Werndls im 19. Jahrhundert.

Abkürzungen: F. = Faszikel, K, = Kasten, L. = Lade, RP = Ratsprotokoll, Stapr. = Stadtgerichtsprotokoll, HKA. = Hofkammerarchiv, LA = Landesarchiv, VKSt. = Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr. Die ohne Ortsangabe angeführten Archivalien befinden sich im Archiv der Stadt Steyr.

 

  1. Noch im Jahre 1642 wurden in Steyr die Rekruten nur mit einer Seitenwehr ausgerüstet. RP 1642, 153.
  2. E. Helbling, Österreichische Verfassungs- u. Verwaltungsgeschichte (1956), S. 245 f. — Mayer-Kaindl-Pirchegger, Geschichte u. Kulturleben Österreichs. Bd. 2 (1960), S. 133. — A. Luschin v. Ebengreuth, Grundriss der österreichischen Reichsgeschichte (1918), S. 294.
  3. arma = Gerät, Werkzeug, Kriegsgerät, Waffen, Rüstung.
  4. Suhl in Thüringen. — W. Krenn, Steyr als Mittelpunkt des oberösterreichischen Eisenwesens von den Anfängen bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Phil. Dissertation Graz, Maschinschrift (1951), S. 103.
  5. J. Ofner, Die Gesellschaft der Rohr- u. Büchsenhandlung in Steyr. VKSt. Heft 22 (Oktober 1961). S. 30-44.
  6. Krenn, a. a. O., S. 103.
  7. RP v. 22. 3. 1632. Bd. 47, fol. 36.
  8. Innerberger Hauptgewerkschaft, K. IV, L. 25, Nr. 123: „I. Ö. Hofkammer Befehl an ihr Gnaden Herrn Kammergrafen De dato 29. Jänner 1633“. Abschrift.
  9. X. Pritz, Beschreibung u. Geschichte der Stadt Steyer (1837), S. 33.
  10. 1 Pfund = 560 Gramm: eine Kugel wog 40 Gramm.
  11. Bandelier = breiter Lederriemen mit 12 bis 20 hölzernen Pulverbehältern. O. Zierer, Entfesselte Gewalten (1956), S. 309.
  12. Auflegegabel für die schwere Muskete.
  13. Wien, HKA., N.Ö. Herrschaftsakten, F. 234, S. 114/6, Musketenwerkstätte in Steyr, fol. 1395.
  14. Krenn, Häuserchronik d. Altstadt Steyr. Phil. Dissertation Innsbruck, Maschinschrift (1950), Nr. 90, 107, 148. — Gottlieb Hofmann (Hofman) hatte früher das Stadtrichteramt inne. 1640 wurde er zum Bürgermeister gewählt. Da er dieses Amt nicht übernehmen wollte, durfte er es mit kaiserlicher Genehmigung zurücklegen. E. Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit. VKSt., Heft 22 (Oktober 1961), S. 13 f.
  15. Wien, HKA., a. a. O., fol. 1405—1410.
  16. Ebenda, Kartensammlung Sig. Ra 303/1—3.
  17. Radmeister, Hammermeister, Stadt Steyr.
  18. Wien, HKA., a. a. O., fol. 1402.
  19. Landesvizedomamt — oberste Finanz-Landesbehörde.
  20. HKA., a. a. O., fol. 1393, 1394.
  21. Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. VKSt. (Juni 1951), S. 20 f.
  22. Krenn. Häuserchronik. Phil. Dissertation, a. a. O., Nr. 62.
  23. RP 1637, 17.
  24. Wien, HKA., a. a. O., fol. 1411, 1412.
  25. HKA., a. a. O., fol. 1392 ff.; „H. Hans Ludwig Grafen v. Kueffstain Landthauptmanns zu Linz berichtliche Relation in Sachen Wegen anrichtung etlich(er) gewissen Werckhstött Zu Steyr Zu uerferttigung Musqueten vnd ander allerhand Kayserl. Kriegsarmatur sortten betr.“ v. 1. Oktober 1639.
  26. Model = Form zum Gießen der Bleikugeln
  27. Wien, HKA., a. a. O., fol. 1418—1422.
  28. Ebenda, fol. 1422.
  29. Ebenda, fol. 1418.
  30. Das Radschloss besaß ein Rädchen, das durch eine kleine Kette mit einer zweiarmigen Blattfeder in Verbindung stand. Durch Aufziehen wurde die Kette um die Radwelle gewickelt und die Feder gespannt. Eine in die Rast des Rades eingreifende Stange war mit dem Abzug verbunden, bei dessen Betätigung das Rad abschnurrte. Das Rädchen erzeugte durch Reibung an einem, in die Lippen des Hahnes gespannten Schwefelkies Funken, die das Zündkraut auf der Pfanne entflammten. Durch eine Stichflamme, die durch den Zündkanal in den Lauf gelangte, erfolgte die Entzündung des Pulvers. H. Müller, Historische Waffen (1957), S 139. — Das Doppelschloss bestand entweder aus einem Radschloss und einem Luntenschloss oder aus zwei Luntenhähnen. J. Ofner, Die Gesellschaft d. Rohr- u. Büchsenhandlung in Steyr, a. a, O., S. 40.
  31. Löw, Topographisch statistisch techn. Beschreibung von d. bei d. k.k. Kreis- u. Commerzial Stadt Steyer am Steyerflusse anliegenden Gewerken, Fabriken, Maschinen etz. (1832), Heft 1, fol. 16. — Es wurden aber auch Rohre durch einfache Bohrung erzeugt. O. Schwarz, Das steiermärkische Landeszeughaus in Graz (1953), S. 13.
  32. In Steyr führten Schlosser u. Tischler ein „Schwarzes Buch“, in das unredliche Gesellen und Meister eingetragen wurden.
  33. v. 8.8.1653, Handschrift Nr. 197.
  34. RP 1640, 146.
  35. RP v. 9.12.1651, 446.
  36. Steyr, Stadtpfarrarchiv, Totenmatrik, Bd. II, pag. 217.
  37. RP 1667, 425. — Steuerbuch 1695, Handschrift Nr. 115/760.
  38. Die Harnische (Fußknecht-, Reiter-, Trab-, Trabanten-, Feld-, Turnier- und Rossharnische, leichte und schwere Reiterkürasse) wurden aus einem besonderen Blech („Harnischblech“) geformt, die einzelnen Harnischteile von den Polierern blank poliert. O. Schwarz, a. a. O., S. 26.
  39. Der Morion, ein hutförmiger Helm mit Kamm und Krempe, wurde aus einem Stück Harnischblech getrieben. C. Schwarz, a. a. O., S. 29. — Innsbrucker Plattnerkunst. Ausstellungskatalog (1954), S. 44.
  40. Die Schützenhaube ist gleichfalls hutförmig gestaltet, zeigt aber eine gespitzte Glocke; die Sturmhaube ist ähnlich geformt. O. Schwarz, a. a. O., S. 17. — Innsbrucker Plattnerkunst, a. a. O., S. 45, 88.
  41. D. Potthoff, Kulturgeschichte des deutschen Handwerks (1938), S. 151.
  42. Ludwig Bittner, Das Eisenwesen in Innerberg-Eisenerz bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625. Archiv f. österreichische Geschichte (1901), Bd. 89, 2. Hälfte, S. 557.
  43. Innsbrucker Plattnerkunst, a. a. O., S. 30.
  44. 1653, Handschrift Nr. 197.
  45. RP 1646, 46.
  46. Josef Aschauer, Das Messingwerk Reichraming. O.Ö. Heimatblätter, Jg. 7 (1953), Heft 3/4, S. 315.
  47. Anton v. Pantz, Die Gewerken im Bannkreise des steirischen Erzberges. Jahrbuch der k.k. Heraldischen Gesellschaft „Adler“. Neue Folge, Bd. XXVII u. XXVIII (1917/18), S. 35 f.
  48. Krenn, Häuserchronik, Diss., a. a. O., Nr. 72.
  49. Steuerbuch 1635, Handschrift Nr. 113, S. 20 f.
  50. v. Pantz, a. a. O., S. 35 f.
  51. 1651, Handschrift Nr. 194; Stgpr. 1653, Handschrift Nr. 197.
  52. RP 1647, 263.
  53. RP 1648, 105.
  54. RP 1649, 114.
  55. X. Pritz, a. a. £>., S. 33.
  56. v. Pantz, a. a. O., S. 35 f.
  57. Josef Ofner, Das Handwerk der Stadt Steyr in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Landes ob der Enns. Phil. Dissertation Graz (1959), S. 8.
  58. v. Pantz, a. a. O., S 35 f.
  59. RP 1659, 173.
  60. Noch im Jahre 1696 war der bürgerliche Plattner Thomas Khern beim Handwerk der Schlosser, Uhr- und Büchsenmacher inkorporiert. Stgpr. 1696, Handschrift Nr. 2103, S. 354.
  61. RP 1716, 187. — F. Berndt, Häuserverzeichnis (o. J.), fol. 394.
  62. v. 4.10.1653, Handschrift Nr. 197.
  63. Linz, LA, Herrschaft Steyr. F. 239, Nr. 46: Lehenbrief auf Johann Weißenberger über die Werke in der Ascha von Johann Maximilian Graf v. Lamberg v. 28.7.1656.
  64. RP 1662, 85.
  65. Stuck — Geschütz.
  66. Linz, LA, Herrschaft Steyr, Eisenwesen, Schachtel 1004: Hanns Weißenberger an die Herrschaft Steyr, März 1661.
  67. Ofner, Zur Geschichte der Ascha-Taverne in Großraming. Zum Feierabend. Unterhaltungsbeilage d. Steyrer Zeitung, Jg. 3 (1950), Nr. 21.
  68. RP 1632, 34.
  69. v. Pantz, a. a. O., S. 190, 202 f. — I. Hack, Steyr und seine Beziehungen zum innerbergischen Eisenwesen. VKSt. (März 1953), S. 46 f.
  70. Linz, LA, Herrschaft Steyr, Eisenwesen, Schachtel 1004.
  71. Ofner, Handwerk d. Stadt Steyr, Diss., a. a. O., S. 148.
  72. Pfennwerte = Waren.
  73. RP 1675, 114.
  74. Verschiedene Formen. Brust- und Rückenstück verbanden meist Schulterriemen und Gürtel. O. Schwarz, a. a. O., S. 17 f.
  75. Schwach gebogene Klinge, einseitig geschliffen.
  76. Gerade Klinge, doppelseitig geschliffen.
  77. Der „Springstecken“ war ungefähr 2 m lang, an beiden Enden mit Eisenspitzen beschlagen und in der Mitte mit einem Haken zum Auflegen des Gewehres versehen. Er diente zum Überspringen von Bodenhindernissen und zur Aufstellung „Spanischer Reiter“. W. Boeheim, Handbuch d. Waffenkunde (1890), S. 329.
  78. Piken = lange Spieße mit vierkantigem Spießeisen, bis 4 m lang; sie standen als Angriffswaffe des Fußvolkes bis um 1700 in Verwendung. O. Schwarz, a. a. O., S. 33 f
  79. Auch Helmbarten genannt, dienten ursprünglich zum Zerschlagen des Harnisches; später erhielten sie eine Stoßklinge und einen Reißhaken. O. Schwarz, a. a. O., S. 31.
  80. Linz, LA, Herrschaft Steyr, Eisenwesen, Schachtel 1004.
  81. Verlassenschaften, K. XI, L. 18, Buchstabe M. — fl. = Gulden, ß = Schilling, d = Pfennig.
  82. Krenn, Häuserchronik, Diss., Bd. 2, Nr. 142, 170.
  83. RP 1667, 296.
  84. v. Pantz, a. a. O., S. 202 f. — I. Hack, a. a. O., S. 46. — H. v. Srbik, Der staatliche Exporthandel Österreichs von Leopold I. bis Maria Theresia (1907), S. 131.
  85. Bei Verleihung des Bürgerrechtes musste der Nachweis über den Besitz einer Ober- und Unterwehr erbracht werden. RP 1650, 4; 1701, 250. — Auch als „Verehrung“ (Geschenk) wurden von der Stadtobrigkeit Musketen gegeben. 1658 verehrte der Bürgermeister dem Hofkammerpräsidenten 200 Musketen. RP 1658, 163.
  86. RP 1683, 107.
  87. RP 1683, 11, 14, 27, 29.
  88. Wien, HKA., NO. Herrschaftsakten, F. 238, S 114/B, fol. 1366—1369.
  89. Karabiner = kurze Reiterbüchse.
  90. Lauflänge etwa 1 ½ bis über 2 Meter, Reichweite etwa 200 bis 250 Meter.
  91. Taz und Ungeld 1677—1777, Mittelkasten, L. 27, Nr. 2893: „Particulare über die 1680 Jährige Weinn vnd Handlsteür“.
  92. Ebenda, Nr. 2901: „Particulare Über die 1689 Jährige Weinn- vnd Handlungs Steur“.
  93. Linz, LA, Herrschaft Steyr, Eisenwesen, Schachtel 1004.
  94. Wießner, Geschichte des Kärntner Bergbaues. Archiv für Vaterländische Geschichte und Topographie. Bd. 36/37, Teil II (1951), S. 89.
  95. „Beschreibung Deß Empfangs vnnb Einzugs Der Aller-Durchleüchtigisten Kayserlichen Mayestätten Leopolds I. et Eleonorae, Magdalenae, Theresiae. So In der Kays. Landts-Fürstl. Uhralten Cammer-Guett Stadt Steyr deß Ertz-Herhogthumbs Oesterreich Ob der Ennß / beschehen ist den 8. Tag deß Monaths Augusti. Anno MDCLXXX. Gedruckt zu Lintz / Bey Johan Jacob Mayr / Im Jahr 1681“, S. 17 f., 22.
  96. v. Pantz, a. a. O., S. 202 f.
  97. Die Widmung am Fuß der Monstranz besagt u. a.: „Zum Zeichen seiner Dankbarkeit zur heimatlichen Scholle und zur Verherrlichung des Allerheiligsten Altarssakramentes diese Monstranz gestiftet der hochansehnliche Herr Johann Ludwig von Waffenberg. Seiner kaiserlichen Majestät wirklicher niederösterreichischer Hofkammerrat“. Josef Harter, Der stilistische Wandel der Monstranzenformen. Christliche Kunstblätter. Jg. 51 (1910), Nr. 6, S. 63—68.
  98. Die Nachkommen H. L. Mittermayrs gelangten 1702 in den Freiherrn-, 1718 in den Grafenstand. H. v. Srbik, a. a. O., S. 181.
  99. 1688 war das Rohrhammerhaus baufällig geworden. Der Rat richtete deshalb ein Schreiben an Johann Ludwig v. Waffenberg. RP 1688, 53.
  100. RP 1681, 148; 1704, 42. — Steuerbuch 1695, Handschrift Nr. 115.
  101. RP 1727, 95.
  102. Krenn, Häuserchronik. VKSt., a. a. O., S. 25.
  103. Wahrscheinlich wurden bis um 1700 Steinschnappschloss-Musketen erzeugt. — Der Scherschmiedgeselle Matthias Klell, der vier Jahre bei Schöttl als Schnappenmacher gearbeitet hatte, ersuchte im Jahr 1700 um das Bürgerrecht auf das Scherschmiedhandwerk. Er führte folgende Begründung an: „Weilen aber nunmehro bedeutes Schnappenmachen ganz abkommet, und mir Herr Schöttl aus Ursachen des bei der Kaiserl. Armatur nur Flintenschlösser in denen Musketen verlangt werden, keine Arbeit mehr geben will“. F. Bürgerrechtsverleihungen (1448—1709), K. XI, L. 9, Nr. 3697.
  104. Schwarz, a. a. O., S. 11 f.
  105. Taz und Ungeld (1677—1777), Mittelkasten, L. 27, Nr. 2910, 2912, 2924.
  106. Schöttl war 79 Jahre alt; Begräbnis am 31. März 1732, großes Geläute, Stadtpfarrarchiv Steyr, Totenmatrik 1700-1770, Bd. III, Handschrift Nr. 20, fol. 273.
  107. Haindl, Die Ergänzung der Bürgerschaft Steyrs im 18. Jahrhundert. Phil. Dissertation Innsbruck (1950), Bd. 2, S. 34. — F. Berndt, Häuserverzeichnis (o. J.), fol. 339. Handschrift.
  108. RP v. 14.12.1733, Bd. 136, fol. 361.
  109. RP v. 22.1.1735, Bd. 138, soll, 22 ff.
  110. Die Steuerausstände der „Frau Penzenederin in Wien“ betrugen lt. Steuereinnehmeramtsrechnung des Magistrates Steyr im Jahre 1751: 27 fl. 2 ß, 1752: 29 fl. 4 ß. Handschrift Nr. 136, fol. 27.
  111. Johann Georg Penzeneder von Steyr „Bestöllter der verwittibten Frauen Penzenederin, kays. khön. Armatursliferantin in Wienn“. A. Haindl, a. a. O., S. 124.
  112. 1.1768: „Johann Georg Penzeneder bestellter Armatur Factor allhier in Namen der Hir und nächstens unterm Himmel befindlichen H. v. Penzensteinischen Rohrschmieden“. Linz, LA, Herrschaft Steyr, Eisenwesen, Schachtel 1004 (F. Nr. 339, Nr. 60).
  113. In diesem Streit ging es hauptsächlich um die Beseitigung eines Sandkastens beim Kruglwehr in Unterhimmel. Linz, LA. Herrschaft Steyr, Eisenwesen, Schachtel 1004.
  114. 1745 beklagte sich Penzeneder beim Rentmeister der Herrschaft Steyr über den Kohlenmangel seiner Rohrschmiede. — 1758 beschwerten sich die Rohrschmiede, weil sie oft lange auf Kohle aus der Aschacher Pfarre warten müssten. Linz, LA, a. a. O.
  115. X. Pritz, a. a. O., S. 33. — A. Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte des Landes Oberösterreich (1952), Bd. 1, S. 366 f.
  116. X. Pritz, a. a. O., S. 23 f.
  117. 1716 verhandelte der Kaufmann Matthias Michitsch 116 Paar Pistolen nach Linz. Mautbuch 1716, Handschrift Nr. 314. 1730 versandte der Händler Franz Ignaz Escher 40 Stück Pallaschklingen. F. Taz u. Ungeld, Nr. 2924: „Particular über die 1730jährige Wein- und Handlungssteuer“.
  118. Gewerbesachen 1655, K, XI, L. 2, Nr. 9.
  119. Meister, die das Meisterstück zu begutachten hatten.
  120. Gewerbesachen 1655, K. XI, L. 2, Nr. 9.
  121. Pallasch = Stichdegen der Kürassiere.
  122. 1678 kostete ½ Dutzend Säbelklingen 2 fl. 24 kr. Stgpr. 1694, Handschrift Nr. 202, S. 133.
  123. RP 1646, 181; 1647, 275; 1669, 76.
  124. Hoffmann, a. a. O., S. 379.
  125. D. Potthoff, a. a. O., S. 128.
  126. RP 1683, 14, 29. — Auch in den böhmischen Ländern wurden die Schwertschmiede als Schwertfeger bezeichnet. C. Halova-Jahodova, Vergessene Handwerkskunst (Prag 1955), S. 58.
  127. Mautbuch 1689—1692, Handschrift Nr. 313.
  128. Steuerbuch 1694, Handschrift Nr. 114.
  129. Hoffmann, a. a. O., S. 366.

Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 23, Dezember 1962

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