Von Hans Stögmüller
Alfred Schick (1872-1927), der in Prag die Handelsakademie besucht hatte und dann in die Prager Maschinenfabrik Ruston Bromovsky eintrat, wo er rasch Prokurist und Verkaufschef wurde, und dann kommerzieller Direktor der Armaturenfabrik Teudloff & Dittrich in Wien war, wechselte 1911 als Direktor zur ÖWG nach Steyr. Der Tod von Otto Schönauer ließ ihn 1913 zum Generaldirektor aufsteigen.[1]
Als operativer Chef des Unternehmens war er für die Errichtung des neuen Werkes verantwortlich, das kurz nach Beginn des Ersten Weltkrieges in Betrieb genommen wurde. Der Mitarbeiterstand verdreifachte sich im Krieg, und die Waffenfabrik konnte sich eine Finanzreserve schaffen, die nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie die Umstellung auf den Automobilbau und das Überleben des Unternehmens sicherte. Die Notwendigkeit, den Personalstand drastisch zu reduzieren, führte naturgemäß zu Reibungen, denn Steyr war in dieser Zeit sozialpolitisch ein sehr heißer Boden.
Mit Besonnenheit, aber unbeugsam, stand Schick all diese Schwierigkeiten mit Streiks und Aussperrungen durch und etablierte Steyr als mengenmäßig größte Automobilwerk des Landes. Er war ein kluger, bescheidener und durchsetzungsfähiger Industrieführer, der sich auch als Vorstandsmitglied des Hauptverbandes der Österreichischen Industrie in der Standesvertretung engagierte. Alfred Schick erlag am 23. Jänner 1927 im Alter von 55 Jahren einer plötzlich aufgetretenen schweren Krankheit.[2]
[1] Hans Stögmüller, Josef Werndl und die Waffenfabrik in Steyr, Steyr 2010, 319
[2] Martin Pfundner, Austro Daimler und Steyr, Wien 2007