Bürgermeister Michael Pfefferl 1557 – 1559

 

Von Erlefried Krobath

 

Einem Tiroler Geschlechte1) entstammte Michael Pfefferl, Bürgermeister der Jahre 1557 bis 15592)

Pfefferl war sicher einer derjenigen Ratsangehörigen, die dem Luthertum viel Sympathie entgegenbrachten. Schon 1527 hatten die Wiedertäufer auch im Hause seines Vaters am Grünmarkt 25 jeden Samstagabends heimliche Zusammenkünfte gehabt.3)

In den drei Amtsjahren Pfefferls machte der Protestantismus in Steyr weitere wesentliche Fortschritte. 1557 wurde in der Stadt das Fronleichnamsfest nicht mehr abgehalten. Wohl rügte Burggraf Hoffmann, der inzwischen selbst zum Lutherismus übergetreten war, den Magistrat wegen der Unterlassung dieser kirchlichen Feier und befahl, diese nachträglich, acht Tage später, abzuhalten.4) Aber es nahmen nur mehr wenige Gläubige und fast keine Zünfte an der Feier teil. Über Ersuchen der Bürgerschaft wurde 1559 von Kaiser Ferdinand der Stadt, unter Vorbehalt des Rückkaufes, das um 1473 erbaute und beim großen Stadtbrand 1522 fast ganz zerstörte Dominikanerkloster mit allen Gründen und Brandstätten verkauft. Mit großen Kosten wurden Kirche und Kloster wiederaufgebaut und im letzteren eine lateinische Schule errichtet. Die Kirche wurde nach der baulichen Instandsetzung als evangelische Schulkirche verwendet.

Einen großen Verlust erlitt die katholische Sache durch das Ableben des Abtes Wolfgang in Garsten, der mit Steyr in guter Nachbarschaft lebte. Der vom Konvent erwählte Nachfolger und vormalige Pfarrer in Gaflenz, Anton Prundorffer (1559—1568), war verheiratet und erklärte nach der Wahl, dass er nicht die Absicht habe, sich von seiner Ehefrau zu trennen.5)

1558 schwemmten die „angeloffenen Wasser“ den Steyrern viel Holz fort, das in Mauthausen, Kloster Erla und anderen Orten angeschwemmt und aufgefangen wurde. Die Behörden und Untertanen dieser Orte weigerten sich, dieses Treibholz zurückzugeben. Der Streit nahm solche Formen an, dass sich der Rat an den Kaiser um Entscheidung wenden musste.

Durch seine erste Ehe mit der reichen Lukrezia Eckerin von Neuhaus, der Witwe des Bürgermeisters Hanns Fuchsperger, kam Michael Pfefferl in den Besitz der jetzt umgebauten schönen gotischen Häuser Stadtplatz 20/22.6) Er kaufte auch den Adelssitz Pieberbach und hatte noch sonstigen Besitz.7) In zweiter Ehe war Pfefferl mit Juliana Jagenhoverin vermählt.8)

Michael Pfefferl starb am 21. 4. 1559. Sein schöner Renaissance-Marmorepitaph in der Tauf- und Turmkapelle der Stadtpfarrkirche trägt folgende Inschrift: „Hie ligt begraben der Edel und Vest Herr Michael Pfefferl zü Piberbach so gestorben ist den 21 Aprill Anno 1559. Mehr sein Ehefrau Lücretia gebohrne Eggerin von Neühaüß so gestorben den 21 November ano 1556: vnd deren Ehelicher Sohn Herr Wolff Pfefferl, so gestorben den 24 Novembris Anno 1597“.9)

 

  • Großvater Hannß Pfefferl kam wahrscheinlich ans dem Lechtale nach Imst (Tirol); er war mit Ursula Prölin in erster und Anna Heßin in zweiter Ehe verheiratet. Den Ehen entsprossen acht Kinder: Georg (in Tarentz), Magdalena (verh. Engel), Margaretha (verh. Kneußel in Imst), Hannß (in Tarentz), Christian (Bürger in Waidhofen an der Ybbs, von Maximilian I. geadelt), Thomas (Bürger in Waidhofen), Dorothea (verh. Hertung in Tarentz), und Veit (Steyrer Bürger 1521, Stadtrichter 1538, gestorben 1539). Veit besaß in Steyr das Haus Stadtplatz 7. In erster Ehe war er mit Ursula Grienthallerin, in zweiter mit Catharina Schmidthuckerin verheiratet. Er hatte zwei Söhne, Hans, der unverheiratet 1544 auf einer Reise nach Venedig in Taretz verstarb, und Michael, den Bürgermeister 1557—1559. (L.V. 1, S. 274 und L.V. 14, Seite 6).
  • V. 3.
  • V. 1, S. 233.
  • V. 1, S. 272.
  • V. 1, S. 273.
  • 1543.
  • V. 14, S. 5, und Stb. 1543. Er besaß auch zwei Häuser in der Berggasse, an deren Stelle heute das Gefangenhaus steht (Berggasse 6 und 8, Handel-Mazzetti-Promenade.
  • Auf der „Steyrleiten“ ist er 1567—1573 als Besitzer von Haus und Grund, wahrscheinlich aus dem Besitze seiner ersten Frau stammend, vermerkt (Schloss Engelseck).
  • Inschrift des Grabsteines.

Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 17, November 1957

Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit (Fortsetzung)

 

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