Von Erlefried Krobath
In der Geschichte Steyrs ist Georg Bischoffer als Obmann des „Malefiz- und Peinlichen Gerichtes“ im Wiedertäuferprozess des Jahres 1527 erwähnt.2) Auch 1530 war er mit anderen Mitgliedern des Rates zur Examinierung von Teilnehmern einer geheimen Wiedertäuferversammlung, die durch das Stadtgericht aufgedeckt wurde, abgeordnet worden. Diesem Befehl kam die Kommission unter Bischoffers Vorsitz „fleißig“ nach.3)
Der Messerhändler, Stoffhändler und Venediger Kaufmann4) Georg Bischoffer, übte schon 1526 und in den beiden folgenden Jahren das Amt des Stadtrichters in Steyr aus.5) In den Jahren 1529, 1533, 1534 und 1535 stand er der Stadt als Bürgermeister vor.6)
Bischoffer war mit Margreth, der Witwe des wohlhabenden Michael Vorster, verheiratet, die zwei Kinder in die Ehe mitbrachte.7) Der Ehe mit Bischoffer entsprossen vier weitere Kinder: Jörg8), Pankraz9), Veit10) und Barbara11). Unter finanzieller Beteiligung seiner vermögenden Gattin baute Bischoffer um 1531 das Haus „an der vnndern Zeil zwischen Hannsen Schwarzen vnnd Hannsen Strasser Peckhen, beder Häuser gelegen“, in dem er wohnte, um.12) Im Keller dieses Hauses steht eine Säule mit gotischem Spitzbogenmuster, welche die Jahrzahl 1524 trägt. Den sogenannten Topfenhof (heute Damberggasse 7) kaufte er mit einem Garten im Jahre 1524 an. Er hatte auch noch anderen Besitz13); nach verschiedenen Streitigkeiten zwischen Nachkommen und Vormündern kam es erst vierzig Jahre nach seinem Tod zu einer endgültigen Verteilung seines Nachlasses und dem seiner Frau.14)
In einer unruhigen Zeit hatte Bischoffer sein Amt angetreten, denn am 10. Mai 1529 war Sultan Soliman zur Belagerung Wiens aufgebrochen. Einige tausend Reiter rückten unter Befehl Kasim Paschas gegen das Land ob der Enns. Steyr wurde vom Landeshauptmann aufgefordert, sich zu rüsten und Vorbereitungen für die Verteidigung zu treffen.15)
Über Ausrüstung und Waffen eines Bürgers dieser Zeit gibt uns der Verlassenschaftsakt Bischoffers Kunde. Bei seinem Tode waren vorhanden: ein Harnisch-Vorderteil, ein Harnisch-Hinterteil, ein Kragen, eine schwarz-gelb gestrichene Pickelhaube, zwei weiße Armschienen mit kleinen, umgefassten Handschuhen, ein weiterer weißer Kragen, ein Paar Handschuhe mit Panzerstrich, ein hölzernes Rohr, aus dem man Kugeln stoßen konnte, ein Harnischhammer, ein spanischer Halbhaken, zwei Pirschbüchsen mit vier Schlössern, zwei alte fränkische Feuerstähle, vier Winden, drei Pfeile, ein Wurfspeer, drei Hellebarden, ein kurzer Degen mit drei Messern und einem Pfriem, an der Spitze der Scheide mit Silber beschlagen, ein Haumesser mit aufgesetztem Heft, zwei Besätze und ein Paar Sporen.16)
Bischoffer starb an einem nicht mehr festzustellenden Tage zwischen August 1539 und der Fastenzeit 1540. Man weiß, dass er am 17. August 1539 mit seinem Stiefsohn Hanns Vorster in Wien war17) und am 8. März 1540 bereits sein Verlassenschaftsinventar aufgenommen wurde.18)
- Öfters wechselnde Schreibweise des Namens. Siehe L.V. 1, S. 235 und L.V. 3—8.
- V. 1, S. 235, 237.
- V. 1, S. 246, 247.
- „Item nach des. Bischouer abganng hat die Frau ain Saum Ihrer (Messer) gen Venedig geschickht.“ — L.V. 6: „… welcher Saum 4600. Messer macht / vnnd zu gelt 1000 Pfund Pfennig 7½ ß.“
- V. 3.
- V. 3, L.V. 16.
- Margreth und Hannß Vorster; Hannß starb 1563.
- Jörg (Georg) hat 1556 Margreth N. geheiratet, dieser Ehe entstammte ein Sohn namens Jörg. 1573 ist Jörg (Vater) schon verstorben und seine Witwe Margreth neuerlich mit dem Steyrer Bürger Caspar Geringer verheiratet.
- Verstorben zwischen 1540 und 1542.
- Veit ist vor 1580 unverehelicht gestorben.
- Barbara heiratete den Steyrer Bürger Wolff Horner, welcher Ehe vier Kinder entstammten: Hans, Margaretha, Anna (verehelicht mit Christoph Maurer in Freistadt) und Barbara (verehelicht mit Hanns Paßperger in Freistadt); L.V. 4—8.
- 1543. Heute Enge Gasse Nr. 31.
- „Ain guetl zue Reidt zue Tuedacher (Dietacher) pfarr…; …ain sölden oder Hofstat zue Sighartin(g) in Horgleinsperger (Hargelsberger) pfarr… von weillenndt Kaspar Flädarn Herruerundt / So von Herrn Dietmair von Losenstain In der Gschwandt zulehen …“
- V. 4 — 8.
- L V. 2, S. 202.
- V. 10, 11; L.V. 4: „Harnasch Vnnd Weer. Item ain Alts Harnasch vorder vnnd hinder taill/ ain khragen vnnd porkhen Haubl/ gelb vnnd schwarz angestrichen/ Item mer Zwo weiß armschin vnnd khlain Hanndtschuech/ ungefasst/ Item mer ain weißer Khragen/ Item mer ain par Hanndtschuech mit Pannzerstrichen/ Item mer ain Hulzer Ror/ daraus man Khugl stthousst/ Item ain Harnasch Hammer/ Item ain Spänischer Halb Haggen/ Item zwo pursst puxen mit four schlossen/ Ist die ain der frauen geben worden/ vnnd nuer ainer vorhannden/ Item Zwen Alt Frannckhisch Fuerstahl vnnd vier winden/ Item mehr drei pfeill/ Item ain Schefflin vnnd drei Halben parten/ Item mer ain Khurzen Khazpalger mit dreien messern/ vnnd ainem pfriem beschlagen/ vnnd vnnden mit ainem silberen Ortpanndt/ Item mer ain Tässäckhen mit ainem aufgesetzten Hefft/ Item mehr ain lanngs messer/ Item Zwai Päßazen/ vnnd ain par sporn/“.
- V. 6.
- V. 4.
Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 17, November 1957
Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit (Fortsetzung)