Torsteher, Türmer und Nachtwächter

„…und das Stadttor schließt sich knarrend“ (von Dr. Josef Ofner, Amtsblatt Steyr 03-1969)

Wenn in früheren Jahrhunderten die Tore unserer Stadt geschlossen wurden, herrschte in den Gassen und auf den Plätzen schon Ruhe.

Nur aus Wirtshäusern, in denen Handwerksgesellen zechten oder Geiger und Pfeifer zu behördlich gestatteten Frei – oder Feiltänzen aufspielten, drang dumpfer Lärm. Auch vor dem Rathaus, in dem sich die Stadtwaage und die Stadtmaut befanden, mochte es gelegentlich noch lebhaft zugegangen sein, wenn Fuhrleute bei düsterem Kerzenlicht mit dem Verladen der Waren beschäftigt waren.

Die Zeit für das Schließen und Öffnen der Tore bestimmte der Stadtrat.

Im Jahre 1589 mussten sie schon um acht Uhr abends, 1663 im Sommer um zehn, im Winter um neun Uhr, 1724 im Sommer um elf, im Winter um zehn Uhr gesperrt werden.

Geöffnet wurden sie im Sommer um fünf, im Winter um sechs Uhr.

Die vier Haupttore (Pfarr -, Neu-, Enns- und Steyrtor) versahen stets eigene Torwächter (Torsteher, Torwartl).

Die übrigen Tore in den Vorstädten Steyr – und Ennsdorf, von denen einige mit einem Schrankbaum abgesichert waren, sowie die kleineren Durchlässe an der ennsseitigen Stadtmauer wurden zeitweilig von Personen geschlossen und geöffnet, die in der Nähe wohnten.

Die Torwarte bei den Haupttoren, wo der Verkehr meist sehr lebhaft war, erhielten als Entlohnung im 17. Jahrhundert täglich 10 bis 20 Kreuzer, wöchentlich ein halbes Pfund Kerzen und zu Martini  (11. November) eine Gans.

Häufig wurde in den Sitzungen des Rates über „Unfleiß, Faulheit und Ungebührlichkeit“ der Torhüter Klage geführt.

Einmal, im Jahre 1683, versah eine Zeitlang die Torwächterswitwe Anna Pretzl den Dienst beim Steyrtor.

In Kriegszeiten bewachten die Stadttore Soldaten. Sie wurden vom Stadtwachtmeister aufgeführt, der auch die Torsperre überwachen und die Schlüssel in das Haus des Stadtrichters bringen musste.

Begehrten ungeduldige Stadt – und Burgbewohner nächtlicher Weise Einlass, dann konnte es, wenn der Torwart nicht rasch genug öffnete, zu Beschimpfungen und Schlägereien kommen.

Bei Torschluss rüsteten sich die vier Nachtwächter für die nächtlichen Rundgänge.

Rate this post
Print Friendly, PDF & Email