Stille Nacht

Ein Lied mit Zauberkraft

Es war einmal ein Wirtshaus in der Nähe des Flusses Steyr in einem Arbeiterviertel der Eisenstadt Steyr. Wenn man dieses Haus heute sucht, muss man in den Stadtteil Wehrgraben wandern – Fabrikstraße Nr. 10, lange Zeit das Gasthaus „Zum goldenen Fassl“.

Es waren harte Zeiten,  der bürgerliche Weingastgeb Josef Schoiber starb mit 36 Jahren, sein Bruder Cajetan schon mit 34 Jahren, das war 1767 und 1764.

Anton Schoiber, der Sohn  von Josef wanderte nach Hallein aus und verdiente sich sein Brot als Salzeinzähler.  Er wurde Vater einer Tochter, taufte sie ANNA und die Familie Schoiber arbeitete fleißig, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.

Anna  wurde Strickerin,  verdiente sich  dann später in Salzburg an der mittelalterlichen Häuserzeile zwischen Salzach und Kapuzinerberg, das Viertel der Handwerker, ihren eigenen Lebensunterhalt. Auf Nummer 31 wohnte auch der Lungauer Soldat Franz Mohr, der auf dem Mönchsberg droben Wache schob.  Anna und Franz verliebten sich und bekamen am 11. Dezember 1792 einen Buben, den sie Josef taufen ließen,  und das ohne Trauschein! In dieser Zeit musste man noch dieses fleischliche Verbrechen bei der Behörde melden.

Taufpate war der Scharfrichter Josef Wohlmuth. Das bewies die triste Lage der Familie, denn Scharfrichter zählten damals zu den verfemten Menschen.

Seppel, ein lieber Kosename für Josef, war ein putzmunterer und hellwacher Bub. Er hatte eine schöne Knabenstimme und der Domchorvikar Johann Nepomuk  Hiernle entdeckte das Talent des Buben und Seppel wurde Sängerknabe. Bald spielte er auch vorzüglich Geige.

Bei der Ausbildung als Priester in  Kremsmünster glänzte Seppel Mohr –  damals war es üblich, auch den unehelichen Kindern den Namen des Vaters zu geben-   durch Leistung und musikalische Begabung.

Nun lagen Jahre der Wanderschaft als Hilfsgeistlicher, die er im Herbst 1815 als Koadjutor in Mariapfarr im entlegenen Lungau begann.

Das Weihnachtsfest im Winter des Hungerjahres 1816 stand vor der Tür und dem Josef Mohr kam ein wunderschönes inniges Lied in den Sinn.   STILLE NACHT!  HEILIGE NACHT!  Alles schläft,  einsam wacht nur das traute heilige Paar. Holder Knabe im lockigen Haar, schlafe in himmlischer Ruh!

Sechs Strophen wurden es insgesamt, eine passende Melodie dazu hatte der Musikus gewiss auch im Kopf.

Dieses Lied wurde 1818 mit einer Tonsetzung von Franz Xaver Gruber erstmalig in Oberndorf uraufgeführt, Mohrs nächster Einsatzort als Koadjutor. Dann wurde es vergessen, bis es Zillertaler Sänger 1833 bei einer Mette (die Geschwister Strasser) und der Orgelbaumeister-u. Spieler MAURACHER aus Fügen im Zillertal wieder bekanntgemacht haben.

Dieses schöne Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ kennt jedes Kind und die Zauberkraft  von Text und Lied berührt noch heute Millionen Menschen auf aller Welt. Welch Lichtstrahl hat der Josef Mohr in jener eisstarrenden Winternacht des Jahres 1816 im entlegenen Marienwallfahrtsort Mariapfarr empfangen und aufgefangen.  Es wurde zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe erklärt.

Zu Weihnachten 1914 wurde das Lied an der Front während eines Waffenstillstandes auf Französisch, Englisch und Deutsch gesungen.

Seit der ersten Einspielung auf Schallplatte 1905 zählt das Weihnachtslied zu den meistverkauften weltweit.        ./.

Klingt dies Lied, erst dann ist Weihnachten!  Josef Mohr hat es verstanden, einen Zauberfaden zu legen,   nämlich zwischen Himmel und Erde.

 

Erzählt von Margot Schmidl, Sagen-u. Geschichtenerzählerin aus Steyr

Quellen:  Leopoldine Grundner, Steyr,  Hans Stögmüller, Steyr  und  Dr. Gertraud Steiner , Salzburg und Christina Krisch-Kronenzeitung, Ausgabe 1. Adventsonntag 2013.

 

 

 

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