Von Irmgard Hack
Auf einmaliger und einzigartiger Grundlage gewachsen war das innerbergische Eisenwesen im Laufe der Jahrhunderte durch eine Fülle von Einflüssen geformt und gestaltet worden. Die gewaltigen Erzmassen schienen unseren Vorfahren unerschöpflich, sie lagen in einer Ausdehnung von vielen hundert Klaftern offen am Tage, sodass der Schmelzprozess verhältnismäßig einfach verlaufen konnte. Die dichten Waldbestände lieferten die nötige Holzkohle, die mit starkem Gefälle dahinschießenden Bäche boten reichliche und billige Wasserkraft. Die günstige geografische Lage des steirischen Erzberges gestattete sowohl den Abbau nach Süden als auch nach Norden. Zwei getrennte Zentren der Eisengewinnung und -Verarbeitung entstanden: nach Süden hin Vordernberg mit dem Verarbeitungsgebiet des Mur- und Mürztales und Leoben als Mittelpunkt, nach Norden hin Innerberg, das heutige Eisenerz, mit dem Verarbeitungsgebiet des Ennstales und Steyr als Kernpunkt der Eisenindustrie und des Eisenhandels.
Spärlich sind die Nachrichten über den Abbau am Erzberg vor dem 12. Jahrhundert.1) Die Ottokare als Landesfürsten von Steiermark mit der Residenz in Steyr erkannten bald die gewinnbringenden Geschäfte, die aus der Eisengewinnung und -verhandlung erwuchsen, als willkommene Einnahmsquelle und können als Förderer des Eisenwesens angesehen werden. Preuenhuber, der Chronist Steyrs, sieht schon für diese Zeit in der Eisenhandlung die Haupterwerbsquelle der hiesigen Bevölkerung. Aus dem Jahre 1197 sind im Zolltarif der kurz vorher entstandenen Donaumaut zu Stein Zollsätze für Eisen angeführt.2) Nachdem die Habsburger Landesherren geworden waren, fand ein rascher Aufstieg im Erzbergbau statt, denn diese erzwangen als Oberherren des steirischen Erzberges die Einschränkung und dann die Einstellung aller anderen privaten Eisenbergwerke, wie sie in der Steiermark im Mariazeller Gebiet, im Waldviertel und in Oberösterreich entstanden waren.3) Allerdings gelang es nie völlig, den privaten Unternehmungsgeist einzudämmen und noch am Ausgang des 17. Jahrhunderts hören wir von Gründungen solcher „Waldbergwerke“ auf oberösterreichischem Boden, denen jedoch neben dem hoch in Blüte stehenden innerbergischen Eisenbergwerk geringe Bedeutung zukam; dieses muss seit dem 13. Jahrhundert als einer der mächtigsten Wirtschaftsfaktoren unseres Landes angesehen werden.
Die technische Ausbeute am Berg erfolgte bis zum 15. Jahrhundert in den sogenannten Windhosen oder Rennherden, kleinen gemauerten Gruben in unmittelbarer Nähe des Erzberges. Der Schmelzvorgang war hierbei folgender: Eine bestimmte Menge Erz wurde mit Holzkohle niedergeschmolzen und das Feuer dann abgedämpft. Bei der Abkühlung bildete sich eine eisenreiche Oxyduloxydschlacke, die sich am Boden ansammelte und in Form eines Klumpens nach beendigter Schmelze aus dem Ofen gehoben wurde.
Eine Verbesserung der gesamten Anlagen musste zwangsläufig mit der Einführung des Wasserradbetriebes erfolgen, da man nun an die Wasserkraft gebunden war. Die Ausheizfeuer, „Radwerke“, worin der eigentliche Schmelzprozess und das Ausscheiden der Schlacke vor sich ging, wurden im 13. Jahrhundert in die Täler an Ufer von Bächen verlegt, wo die Wasserräder die nötige Kraft zum Antrieb der Blasbälge fanden.4) Der Arbeitsvorgang in jenen Radwerken verlief seit dem 14. Jahrhundert mit geringen Verbesserungen bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts auf folgende Art: Das Erz, das die Knappen mit Pferden zum Werk gebracht hatten, wurde sortiert, dann der mit Kohle gefüllte Ofen entzündet und geröstetes, auf Nussgröße zerkleinertes Erz nachgegeben. Es bildete sich zunächst eine schwere, eisenreiche Schlacke, in der sich Roheisen zu einem Stahlklumpen entkohlte. Auch flüssiges Roheisen, „Graglach“, sammelte sich neben weiteren Abfallsorten an. Nach 15-stündiger Beschickung ließ man die Ofenglut niedergehen, stieß die Ofenbrust ein, sodass Schlacke und Roheisen abfließen konnten, und zog dann die „Maß“, das ausgeschmolzene Endprodukt, in weißglühendem Zustand auf höchst gefahrvolle Weise heraus; dann wurde die Ofenbrust geschlossen und es begann eine neue Schmelze. Diese „Maß, Luppe oder Massa ferri“ enthielt neben Eisen und Stahl eine große Menge von Schlacke und Holzkohle und musste daher zur Gewinnung von Handelseisen nochmals ausgeheizt werden. Durch Ziehen mit Schlägeln wurde sie verdichtet, das am Rande befindliche Weicheisen weggeschlagen und in glühendem Zustand geteilt. Diese Arbeitsweise war bei den „Massen“ der Rennöfen möglich, da diese verhältnismäßig klein waren. Im Laufe der Entwicklung war die Höhe der Öfen bis zu 5 m gestiegen, sodass sich das Gewicht der Maß in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis auf 1000 kg erhöht hatte. Eine weitere Verarbeitung konnte daher mit dem Handhammer nicht mehr erfolgen, sondern auch hier musste man die Hilfe des Wassers in Anspruch nehmen. Was also einstmals in einem einzigen Betrieb vor sich gegangen war, wurde nun getrennt: Es entstanden neben den Radwerken die „Hammerwerke“, also die Ausheizfeuer für die in den Radwerken erzeugten Produkte. Anstelle der alten, noch teilweise mit den Radwerken verbundenen „Deutschhämmern“ baute man nun die großen, schweren und langsam arbeitenden „Welschen Hämmer“, die die Trennung von Eisen und Stahl vorzunehmen hatten. Die weitere Verarbeitung der feineren Sorten des Roheisens und Stahls erfolgte durch kleinere, leichtere und rascher gehende „Zainhämmer“. In den Seitentälern des Ennsflusses erwuchsen jene Werkgaden, hier waren die notwendigen Voraussetzungen für die Produktion gegeben: Wasser in reicher Menge und Holzkohle, das dringend benötigte Feuerungsmaterial.
Die Radmeister nahe am Berg, die Hammermeister im Gebiet der Enns mit den Eisenhändlern und die Verleger zu Steyr entwickelten sich zu jenen drei Gliedern, auf deren Schultern in den folgenden Jahrhunderten die gesamte Eisenwirtschaft ruhte.
Mit der Trennung der Produktionsstätten ergab sich auch eine Rationalisierung in der gesamten Eisen- und Stahlerzeugung, wie aus den einzelnen von der Regierung in den Eisenordnungen festgelegten Sorten zu ersehen ist.
Die „Maß“ enthielt neben den äußeren Schlackenteilen Schmiedeeisen, gegen den Kern zu eisenhältigen „Zwizachstahl“, also eine Mittelsorte zwischen Eisen und Stahl, und der Kern selbst bestand aus reinem Stahl; hier hatte man zwischen Vorderkern, Roh- und Mittelstahl zu unterscheiden.
Der Vorderkernskahl lieferte die beste Qualität und wurde von den Hammerschmieden zu „Scharsachstahl“5) in Stangen von 11—12 Pfund Gewicht ausgeschmiedet oder an die „Gesellschaft des gestreckten Stahls“ in Steyr6) abgegeben, in deren Hämmern „gestreckter Stahl“ hergestellt wurde; das sind feine und elastische Stahlsorten, auch „Gärbstähle“ genannt, die mehrmals unter dem Hammer ausgeschmiedet wurden und sich durch hervorragende Härte und Gleichmäßigkeit auszeichneten. Jener qualitativ hochwertigste Stahl, aus steirischem Erz gewonnen, stellte das Hauptexportgut innerbergischer Handelsware.
Aus Rohstahl erzeugte man in den Zainhämmern „gemeinen, gezainten“ Stahl;7) auch der von den Sensenschmieden so sehr begehrte „Mockstahl“, eine Zwischensorte zwischen Eisen und Stahl, wurde aus diesem Rohstahl hergestellt.
Mittelstahl bildete das Ausgangsmaterial für „gezainten Frumbstahl“8), „Vorderhackenstahl“9) und „Frumbhackenstahl“; ersterer galt als Rohstoff für die Klingenschmiede und diese Stahlgatlung stellte mit dem „Zaineisen“ zusammen das „Frumbwerk“ für die Klingen- und Messerschmiede unseres Gebietes dar.
„Zerrenneisen“, das in den großen „welschen“ Hämmern erzeugt wurde, bildete den Ausgangspunkt für „Stangen-, Flamm-, Hacken- und Klobeisen“; Weicheisen wurde in den kleinen Hämmern zu „Zaineisen“ in Stangen von 4—5 Pfund Gewicht verarbeitet, auch zu „Gatter- und Stegreifeisen“; der Abfall des Weicheisens ergab Drahtziehereisen.
Neben dem flüssigen „Graglach“, das sich beim Stuckofenprozess bildete, sammelte sich noch eine Menge anderer Abfallprodukte. „Waschwerk“ wurde in den „Pochwerken“10) durch Zerkleinern und Waschen der Schlacke gewonnen, „Hart“ ergab sich aus Tropfen und Zapfen, die an den Klumpen hingen und beim Zerkleinern der „Maß“ abfielen; ebenso das „Bröckeleisen“.
Jene Abfallsorten wurden im 14. Jahrhundert im Tauschweg als Rückfracht den Lebensmittelhändlern der Proviantbezirke von Innerberg mitgegeben und dort zu weichem Eisen und weiteren Gebrauchswaren verarbeitet. Diese „Proviantsorten“ bildeten die Grundlage für die blühende Eisenindustrie des „Dreimärktebezirkes“ um Gresten, Scheibbs und Purgstall und der Stadt Waidhofen an der Ybbs; es betrug ja doch der Anteil des Abfalleisens 15 bis 20 Prozent der Gesamtproduktion.
Das Recht, Bergbau zu betreiben, war schon im 10. und 11. Jahrhundert in die Hände der Landesfürsten übergegangen; das Montanregal gab ihnen die gesetzliche Grundlage für die Eingriffe in sämtliche Belange des Bergwesens. Es war daher die Errichtung eines Rad- oder Hammerwerkes von der Genehmigung des Landesfürsten abhängig, die mit Zinsleistungen verbunden war und schon früh bildete der Bergbau in unserer Gegend eine Einnahmsquelle für den Landesherrn.
Besonders die Wirtschaftspolitik der Habsburger lässt deutlich das große Interesse an bergbaulichen Fragen erkennen. Die staatliche Beeinflussung ist zwischen 1500 und 1800 am eifrigsten, in jener Zeit des Absolutismus, wo sich die Macht der Herrscher zur Allgewalt steigerte, wo der Staat durch Errichtung eigener Behörden den Gesamtverlauf des wirtschaftlichen Lebens zu regeln begann. Der Merkantilismus im absolut regierten Staat sollte das Volksvermögen heben, durch richtige Ordnung des wirtschaftlichen Lebens sollte die beste Ausnützung der vorhandenen Möglichkeiten erzielt werden. Aus diesem Gesichtspunkt heraus ist auch das Eingreifen des Staates auf den Gebieten des Bergbaues zu erklären. Rationeller Betrieb am Erzberg, in den Rad- und Hammerwerken und die Erträgnisse aus Eisenhandel und Eisenverarbeitung sollten mithelfen, die schweren politischen, sozialen und religiösen Krisen zu überwinden. Daher galt auch dem Eisenwesen in erster Linie staatliche Unterstützung, bedeutete doch „Eisenwürde“ allgemeinen Wohlstand, „Eisenunwürde“ Verfall des gesamten wirtschaftlichen Lebens. Je mächtiger nun der Aufschwung des Eisenwesens, desto ergiebiger die Kameral-Einnahmen für den Staat. Neben den schon erwähnten Zinsen und Abgaben der Gewerken11) flossen der Kammer die Haupteinnahmen aus den verschiedenen Verkehrsgeldern, Waaggeldern, Aufschlägen, Mauten und Zöllen zu. An Land- und Wasserstraßen sorgten zahlreiche Mautstätten für Roheisen und verschmiedete Waren für beträchtliche Eingänge im Staatshaushalt. Verzeichnete in Kriegszeiten die Staatskasse Ebbe, dann wurde nicht immer maßvolle Mautpolitik betrieben und der Handel hatte die große Last zu tragen. Die Regierung musste also in ihrem eigenen Interesse auf das Gedeihen der Eisenwirtschaft bedacht sein und hatte sie wohl zu regeln. Daher überwachte sie das Eisen auf seinem ganzen Weg vom Erzberg bis über die Grenzen des Landes hinaus, staatliche Vorschriften und Kontrollmaßnahmen umspannten den gesamten Betrieb.
Grundvoraussetzung für reibungslose Eisenerzeugung war das Vorhandensein von genügend Brennstoff für die Verhüttung und weitere Verarbeitung und genügend Lebensmittel für die im Eisenwesen beschäftigten Arbeiter. Hier setzte auch die staatliche Unterstützung ein. Ursprünglich machte die Versorgung mit Holzkohle keine Schwierigkeiten, der Waldreichtum schien unerschöpflich.
Mit der Entwicklung der Eisenindustrie stieg auch der Holzbedarf rasch in die Höhe und der günstig gelegene Waldbestand reichte nicht aus. Neben Holzkohle für die Ausheizfeuer der Werkgaden brauchte man für die Verflößung von Eisen und Stahl12) für groß angelegte Rechen- und Fachwerksbauten riesige Mengen Holz. Hinzu trat der Mangel an genügend Weidefläche für die lebenswichtige Viehwirtschaft, sodass oftmals die Bauern große Waldbestände abholzten, und nicht selten trieben die Gewerken selbst Raubbau am so wichtigen Holzbestand.
Bald hatte die Regierung die Wichtigkeit der Holzreserven für die Verarbeitung der Erzbestände erkannt; eine Reihe von Waldordnungen für die Eisenwirtschaft begegnet uns bis hinauf ins 19. Jahrhundert. Im Jahre 1499 trat die erste allgemeine Waldordnung für Vorder- und Innerberg in Kraft, wonach alle Hoch- und Schwarzwälder13) der unmittelbaren Verfügung ihrer Besitzer entzogen und für den Bedarf der Rad- und Hammerwerke „gewidmet“ wurden. Die Wälder in unmittelbarer Nähe des Erzberges blieben ausschließlich den Radwerken vorbehalten, also der Urproduktion. Die Hammermeister mussten sich verpflichten, nur aus jenen Wäldern Kohle und Holz zu beziehen, die nicht für die Radwerke von Innerberg bestimmt waren.14) Auf diese Weise erhielt das innerbergische Eisenwesen fast alle Waldungen des mittleren und unteren Enns- und Salzatales bis Wildalpen zur Verfügung, was größtenteils auf Kosten des Stiftes Admont und der Herrschaft Steyr ging, deren Waldbesitz bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts praktisch enteignet war.15) Trotz aller staatlichen Maßnahmen gab es zu allen Zeiten Klagen über Holzkohlenmangel; erst am Ende des 19. Jahrhunderts wurde mit der Einführung der Steinkohlenfeuerung in unserem Gebiet eine grundlegende Änderung geschaffen und die gesamte Eisenerzeugung auf eine neue Basis gestellt.
Nicht nur Holz und Kohle musste ausreichend vorhanden fein, auch an Lebensmitteln durfte im Eisenbezirk kein Mangel herrschen. Mit dem Aufschwung dieser Industrie war eine Selbstversorgung des Eisengebietes nicht mehr möglich, die Anbaufläche war zu unbedeutend, um die beträchtliche Menschenmenge zu ernähren. Mit der Proviantordnung Kaiser Friedrich III. vom Jahre 149016) versuchte der Staat durch Schaffung von „Proviantwidmungsbezirken“ jene Probleme zu lösen. Bestimmte österreichische Täler hatten ihr überschüssiges Getreide, Schmalz und Vieh — die so wichtige Kartoffel war damals unbekannt — ausschließlich den ihnen zugewiesenen Montanbezirken zu festgesetzten, billigen Preisen zur Verfügung zu stellen.
Zu dem schon erwähnten „Dreimärktebezirk“ von Gresten, Scheibbs, Purgstall und Waidhofen an der Ybbs kamen noch Steyr und Windischgarsten als Lieferanten hinzu. Ein zwangsmäßiger Verkehr zwischen dem Berg und jenen Gerieten war daher gegeben. Reibungslos ging jedoch dieser Austausch nicht vor sich; sei es nun die schädliche „Fürkäufelei“, die jeden geregelten Ablauf unmöglich machte, oder die ungenügende Anlieferung in Kriegszeiten oder durch Missernten entstandener Getreidemangel17) — all dies wirkte hemmend auf glatte Abwicklung. Man versuchte im 16. Jahrhundert durch Errichtung von „Getreidekasten“ jene Probleme zu lösen;18) hier wurde das Getreide der Umgebung aufgespeichert und im Bedarfsfall an die „Wurzen“ geliefert. Doch auch dieses System brachte nicht die letzte Regelung, ja konnte sie ebenso wenig bringen wie im Waldwesen, da jedes System Zwang bedeutet und kein Anpassen an die augenblickliche Lage gestattet.
Von hier aus drang die staatliche Beeinflussung in den Kern der gesamten Erzeugung, in die Produktion selbst ein. Die Forderungen, die an die Erzeugung des rohen Eisens und des „geschlagenen Zeugs“, d. i. geschmiedeten Stahls und Eisens, gestellt wurden, waren unter besondere Kontrolle gestellt. Genügende Menge in guter Qualität, die von der Regierung festgesetzt war, herzustellen, war die Verpflichtung jedes Gewerkens.19) Die Regierung ließ den Rad- und Hammermeistern größte Unterstützung angedeihen, forderte aber von ihnen höchste Pflichterfüllung; sie hatten „guete und gerechte arbait“ zu liefern, denn von der Arbeit in den Radwerken hing letzten Endes die weitere Erzeugung ab. Auch die Hammergewerken standen unter staatlicher Kontrolle, besonders die große Menge der Sorten wurde von der Regierung reduziert und in den Eisenordnungen festgelegt.
Auch die Anzahl der zum innerbergischen Eisenwesen gehörigen Hämmer war staatlich geregelt. So zählte man um 1498 gegen 20 wälsche Hämmer,20) 1524 aber 49 große und 94 kleine Hämmer;21) die Reformierung des gesamten Eisenwesens im Jahre 1583 setzte die Anzahl der innerbergischen Hämmer auf 47 fest, wovon 19 in Steiermark und 28 in Österreich lagen.22) Die Hammerwerke wurden zur besseren Aufsicht in 4 Distrikte eingeteilt: 1. Lambach und Großreifling, 2. St. Gallen, Weißenbach und Laussa, 3. Weyer, Kleinreifling und Höllenstein, 4. Steyr und Reichraming.23) Eigene Hammerschmiedeordnungen sollten hier die Produktion regeln. Aufgrund der Reformationsordnung von 1583 kam es zu neuer Aufgliederung der Eisenproduktion. Zunächst mussten alle 47 wälschen Hämmer mit Halbmassen versorgt werden, das sind für die 19 steirischen Hämmer jährlich 1800 Halbmaß, für die 27 österreichischen 4740; darauf sollten von ersteren 40.178 Zentner, von letzteren 60.250 Zentner Eisen und Stahl erzeugt werden. Es betrug demnach die wöchentliche Produktion eines Hammerwerkes durchschnittlich 75 Zentner; jede Steigerung war zum, Schutz der kleinen Werke verboten.24) Die Erzeugung von Frumbstahl und Zaineisen für Klingenschmiede und Messerer bedeutete eine ständige Sorge und bis tief ins 18. Jahrhundert hinein hören wir von Klagen über Zeugsmangel. Daher erging schon im Jahre 1559 ein kaiserlicher Befehl an die Hammermeister von Weyer zur Vergrößerung ihrer Frumbstahlproduktion und die Höhe der Erzeugungspflicht pro Hammerwerk war auf 150 Zentner jährlich festgesetzt.25) Jedoch die vorgeschriebene Erzeugungsmenge wurde trotz weiterer kaiserlicher Erlässe zum Schaden der Handwerker nie aufgebracht.
Eine ständige Überwachung vonseiten des Staates erfolgte durch Zeichenzwang und Eisenbeschau.26) Seit dem 15. Jahrhundert war es Pflicht jedes Meisters, seine Erzeugnisse mit einem Zeichen oder einer Marke zu versehen; es war sowohl „rauhes“ als auch „geschlagenes“ Eisen zeichenpflichtig. Die Radwerke führten einfache lineare Zeichen zur Signierung der „Maße“; die Hammerwerke hatten meist zweierlei Marken im Gebrauch; die Halbmaßzeichen und die Zeichen für geschlagenen Zeug. Erstere waren lineare Gebilde, dagegen wiesen die Zeugszeichen großen Formenreichtum, oft sogar künstlerischen Geschmack auf.27)
Die Regierung fand jedoch eine Verschärfung bei der Güterkontrolle für angebracht und sicherlich nicht zu Unrecht, wie die vielen Klagen der Handwerker über „unguettes Zeug“ beweisen. Noch ehe das Rohprodukt den Betrieb verließ, wurde es der amtlichen „Beschau“ unterzogen, die durch den von der Eisenobmannschaft bestellten Eisenbeschauer vorgenommen wurde; dieser fügte nach Prüfung noch sein eigenes Zeichen hinzu; war die Qualität jedoch zu schlecht, gingen die Produkte in die Hämmer zurück.
Auch die Gewichtskontrolle wurde vorgenommen. Die Eisen“maß“ durfte eine bestimmte Größe nicht überschreiten, da sonst die Hammermeister nur schwer mit den „großen unförmigen Klumpen“ hantieren konnten. Trotzdem kam es darüber oft zu Klagen. Gewissenhaftes Wägen war erste Pflicht und oftmals wurden Betriebsvisitationen vorgenommen, um besonders die Waageeinrichtung zu überprüfen.28)
Die Verwaltung des gesamten Eisenwesens lag ebenfalls in staatlichen Händen. Schon Kaiser Maximilian hatte im Jahre 1497 einen obersten Bergrichter als Zentralorgan für das gesamte Bergwesen in den niederösterreichischen Ländern eingesetzt und 1517 eine Bergordnung erlassen, auf der lange Zeit das österreichische Bergrecht basierte. Die beiden Amtleute zu Inner- und Vordernberg erhielten nun durch schärfere Betonung des landesfürstlichen Regalrechtes erweiterte Macht; sie galten als Vertreter der Majestät und hatten das Recht, in allen Fragen zu entscheiden.29) Ein Stab von Unterbeamten stand ihnen zur Seite, wie Rechenschreiber, Rechenmeister, Roh- und Hammermeisterwäger, Eisenbeschauer, Waldmeister u. a. m. Sie verwalteten die Amtsgefälle, regelten die Beziehungen zwischen Rad- und Hammermeistern und Verlegern, ja es war ihre Hauptaufgabe, eine klaglose Zusammenarbeit der drei Hauptglieder zu erreichen, die Finanzierung des Verlages zu überwachen und für ordnungsgemäße Eisenabnahme zu sorgen. Die Teilung der österreichischen Erblande in drei selbständig regierende Gruppen nach dem Tod Ferdinands 1564 brachte für die gesamte Verwaltung eine große Änderung. Die landesfürstliche Aufsicht über das Eisenwesen wurde in zwei, oft von verschiedenen Interessen bewegten Zonen gespalten, nämlich die steirische mit ihrem Sitz in Graz und die ober- und niederösterreichische mit dem Sitz in Wien; es ergaben sich also zwei getrennte Verwaltungseinheiten, was sich in der Folgezeit ungünstig auswirkte. Kommissionen und Vergleiche sollten dem Übelstand abhelfen, doch erst im Jahre 1581 kam es auf Drängen von Erzherzog Karl von Steiermark zur Gründung der „Eisenhandlungscompagnie zu Steyr“30) Schon 1584 wurde eine eigene Eisenobmannschaft zu Steyr als landesfürstliche Aufsichtsbehörde für die dortigen Eisenleute geschaffen, der „Eisenobmann“ war für alle Fragen, die das Eisenwesen betrafen, zuständig, wie: die Hammerwerke mit ihren Arbeitern, Eisenhandelsgesellschaft zu Steyr, die dortigen Verleger der Messerer, Nagelschmiede, Sensen- und Sichelschmiede, die große Zahl der Eisenarbeiter selbst, die Eisenkammer, Eisenschifffahrt und anderes mehr.31)
Bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft 1625 blieb die Verwaltung getrennt, jedoch wurde die angestrebte Vereinheitlichung der Eisenproduktion und des Eisenhandels durch die Errichtung einer neuen landesfürstlichen Zentralbehörde, des „Kammergrafenamtes“, ergänzt. Dieses war der steirischen Regierung in Graz unterstellt, während der Eisenobmann von Steyr in Wien seine vorgesetzte Behörde hatte.
Wie keine andere Stadt im Lande ob der Enns war gerade Steyr bestimmt, im innerbergischen Eisenwesen eine dominierende Stellung einzunehmen, ja sie galt durch viele Jahrhunderte hindurch als Herzkammer jenes Wirtschaftsgebietes.
Ihre günstige geografische Lage am Verein der Enns und Steyr, am Rande der nördlichen Kalkalpen, barg die Voraussetzung für weitere Entfaltung und Ausdehnung. Schon im 10. Jahrhundert hören wir von der „Styrapurch“, die sich auf dem Felsen beim Zusammenfluss der beiden Gebirgsgewässer erhebt.32) Die „tragenden“ Wasser der Enns und die „treibenden“ Wasser der Steyr waren schicksalsbestimmend für die Zukunft der Stadt. Die hervorragende Verbindung der Stadt mit dem Erzberg war durch die Wasserstraße der Enns selbst gegeben, wo auf billige Weise Eisen und Stahl zur Donau, der Hauptverkehrsader unseres Landes geführt wurde. Dem Lauf der Enns folgte hügelauf und hügelab in unzähligen Windungen die „Eisenkammerstraße“, die Zufahrtsstraße in das Gebiet der Eisenwurzen. Beide Wege waren von unschätzbarem Werte für Steyrs wirtschaftliche Entwicklung. An den Ufern der smaragdgrünen Steyr und ihrer Seitenarme entstanden die „Zeugstätten“ im Wehrgraben bis hinaus nach Unterhimmel, wo die Wasserräder für Schleifen, Hämmer und Mühlen ihre Antriebskraft fanden. Aber auch die Straße entlang der Steyr bis nach Klaus war von großer Wichtigkeit. Der Ort bekam durch diesen Zugang den Weg über den Pyhrnpass in seine Hand. Die Pyhrnstraße, die von den Römern als kürzeste Querverbindung durch die östlichen Alpen zwischen Ovilava und Virunum angelegt wurde, war die einzige Handelsstraße, die im Verkehr mit Venedig erlaubt war. Ihre bindende Macht und Bedeutung blieb den Herren von Steyr nicht verborgen und diese trachteten daher, möglichst großen Einfluss auf den Handelsverkehr über diesen Pass zu erzielen. Die Erfolge dieser Bestrebungen gipfelten in der Bestellung Steyrs zum Kontrollorgan der über den Pyhrn verhandelten Waren im Jahre 1370.33)
Zu jenen günstigen natürlichen Voraussetzungen kamen die Vorzüge in politischer Hinsicht. Hier in Steyr lag die Residenz der Landesfürsten, der Ottokare, die im 12. Jahrhundert schon Eisenhandel und Eisenhandwerk förderten; sie hielten als Herren von Steiermark auf der Burg zu Steyr, dem Mittelpunkt ihres ausgedehnten Besitzes, Hof. Macht und Ansehen der Stadt blühte während ihrer Regierungszeit empor, „ja ihnen verdankt sie ihre Entstehung und Größe“34) Steyr war die erste Stadt des Landes, die „Dingstatt“, jener Ort, wo Recht und Gericht gehalten wurde.35) Enns, die erste Handelsstadt und auch Münzstätte der Landesherren, konnte sich Steyr gegenüber nicht durchsetzen und wurde von dieser überflügelt. Die prächtige Hofhaltung der Herren von Steyr band viele Vasallen an ihren Hof, der Adel wuchs beträchtlich an und somit war die Forderung nach größerer gewerblicher Betätigung gegeben. Schon für diese frühe Zeit stellte Preuenhuber die volle Abhängigkeit der Stadt vom „Eysen-werck“ fest, „darvon die Stadt ihr ursprünglich aufnehmen und den Bürgern daselbst ihre meiste Nahrung und Vermögen zugewachsen ist“.36) Als Haupterwerbsquelle galt die Eisenhandlung, d. h. die Verhandlung von geschlagenem Eisen und Stahl. Es konnte sich also schon in jenen Zeiten der Eisenhandel als führendes Gewerbe in Steyr behaupten, der besonders durch die Landesfürsten gefördert wurde und für diese eine bedeutende Einnahmequelle darstellte. Man hatte die günstigen Bedingungen in handelspolitischer Hinsicht bereits im 11. und 12. Jahrhundert bestens genützt und es wurde gewohnheitsmäßig der Brauch, was im 13. Jahrhundert verbrieft und besiegelt wurde.
Mit dem „großen Freiheitsbrief“ Herzog Albrecht I. vom 21. August 1287 war Steyrs führende Stellung im Eisenhandel gesetzlich verankert worden.37) Das Fundament für die mächtige Entfaltung in späteren Zeiten war geschaffen. Durch die Verleihung des Stapelrechtes auf alles Eisen, das aus dem Innerberg gewonnen und nach Norden verführt wurde, galt die Stadt offiziell als Zentrum des innerbergischen Eisenwesens und hatte als solches anerkannt zu werden. Was also bis zu diesem Zeitpunkt „Herkommen“ und Brauch war, wurde nun durch die Schrift festgehalten und niedergelegt; dies war der Zweck des Freiheitsbriefes. Es sollte also kein neues Recht hier geschaffen werden, sondern schon innegehabte Vorrechte sollten gesichert und geschützt werden. Bestimmend jedoch war die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Ortes, die die tatsächliche Anwendung dieser Rechte bedingte. Das Stapelrecht als solches war seinem Wesen nach ein Mittel zur Ausschöpfung einer fiskalischen Einnahmsquelle für eine bestimmte Ware, daher geschah seine Verleihung in erster Linie wegen der wirtschaftlichen und finanziellen Vorteile. Die Stadt Steyr zog durch das Stapelrecht auf Eisen den größten und unmittelbarsten Gewinn, die Erträgnisse des Handels wurden ja wesentlich bereichert und vergrößert. Die Stadt besaß die Möglichkeit des günstigen Stahl- und Eiseneinkaufes und erzielte großen Einfluss auf die Preisfestlegung. Ab nun sollte den Steyrer Bürgern zu billigem Preise, den zwei ehrsame Ratsbürger festsetzen mussten, das Eisen drei Tage lang zum Verkauf angeboten werden; erst nach Ablauf dieser Frist konnte es der Besitzer verkaufen, wohin er wollte. Somit war auch die Basis für die Eisenverarbeitung geschaffen, denn günstige Bezugsbedingungen für Rohstoff bilden die Grundlage für jede Industrie. Außerdem erhielt die Stadt Mautfreiheit für alles Eisen, das nach der Stadt geführt und innerhalb von zwei Meilen um die Stadt ge- oder verkauft wurde.38) Die Handelsbeziehungen Steyrs wurden durch diesen Freiheitsbrief wesentlich gefördert: die Bürger der Stadt erhielten Ermäßigungen der Abgaben aus den nach Venedig, Wien und Ungarn führenden Handelswegen und auch im Reich hatten die Steyrer nur geringe Mautsätze zu bezahlen.39)
Dass sich aus jener Auszeichnung Steyrs vor anderen Städten lokalpolitische Folgen ergaben, ist nur zu verständlich. Da mit dem Stapelrecht auch das Straßenrecht verbunden war, griff jenes auch auf andere Städte über und wurde zum Sonderrecht mit tief einschneidenden Wirkungen für den interlokalen Handelsverkehr. Mit magnetischer Kraft zog Steyr alles von Innerberg nach Norden geführte Eisen an sich, beherrschte die Handelsbeziehungen feiner Nachbarorte, die es mithilfe dieses landesfürstlichen Vorrechtes überflügeln konnte. Die Kämpfe Steyrs mit den Orten der näheren Umgebung um das Niederlagsrecht auf Eisen und Stahl sind nur zu verstehen aus der großen Bedeutung dieses Rohstoffes für unser Land; wäre dessen Wert unerheblich gewesen, so hätte man keine kostspieligen Kämpfe darum geführt.
Waidhofen an der Ybbs beherbergte eine blühende Eisenindustrie und betrieb weit ausgedehnten Eisenhandel, ja diese Stadt stand Steyr ebenbürtig gegenüber. Mit der Verleihung des Stapelrechtes für Eisen an die Stadt Steyr trat jedoch eine Wendung ein: Waidhofen verlor seine alten gepflogenen Rechte und wurde vom gesamten Eisenhandel ausgeschaltet. Dass dies nicht mit einem Schlag geschehen konnte, liegt auf der Hand. Ein jahrhundertelanger erbitterter Kampf entbrannte zwischen diesen beiden Eisenstädten und erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts konnte Steyr seine gefährliche Nebenbuhlerin tatsächlich als besiegt ansehen. Und warum gelang es nicht Waidhofen, dieses Vorrecht zu erlangen? Die Gründe sind in der territorialen Zugehörigkeit dieser Stadt zu suchen, denn Waidhofen unterstand nicht dem österreichischen Landesherrn, sondern dem Bischof von Freising. Eine Förderung von Handel und Gewerbe in Waidhofen würde einen erheblichen Verlust an Mauteinnahmen für den österreichischen Fürsten bedeutet haben! Mit besonderem Nachdruck befahlen diese daher immer wieder, das Eisen nach Steyr, „der gewöhnlichen Mautstatt“, zu bringen.40) Der direkte Bezug aus Innerberg war den Waidhofnern also verboten mit Ausnahme dessen, was sie im Tauschweg gegen Lebensmittel von der Wurzen beziehen durften, was aber nur einen Teil des tatsächlichen Bedarfes darstellte. Das Eisen musste also von den Hammerwerken kommend, auf der Enns nach Steyr geführt werden; hier durfte es dann erst ausgeladen und verzollt über Weyer oder Aschbach nach Waidhofen gebracht werden. Jeder Versuch der Waidhofner, diese harte Regelung zu beseitigen, scheiterte an der eifersüchtigen Aufmerksamkeit der Steyrer Kaufleute. Ersteren wurde 1371 verboten, mehr Eisen aus Eisenerz zu führen, als sie zur Versorgung ihrer eigenen Handwerker selbst brauchten.41) Die Waidhofner erhofften sich durch die Vereinigung der in 7 Handwerke getrennten Schmiede in die St. Johanniszeche durch Bischof Johann von Freising wirksame Abwehr gegen all die erlassenen Verordnungen; doch das Gegenteil trat ein: Straßenzwang und Stapelrecht Steyrs verschärften sich noch mehr.42)
Steyr stützte sich in all den Streitigkeiten mit seiner größten Konkurrenzstadt auf die 1287 erhaltenen Vorrechte, die Kaiser Maximilian anerkannte und zugunsten Steyrs auch entschied. Am 18. Jänner 1501 fanden die Verhandlungen mit einem Sieg dieser Stadt ihren Abschluss.43) Der Eisenhandel war von nun an den Waidhofnern nur im Umkreis von 3 Meilen gestattet; alles Übrige aber, das sie nicht zur Versorgung dieses Bezirkes brauchten, sollten sie beim „Kasten“44) auf das Wasser legen und nach altem Herkommen auf der Enns nach Steyr führen. Diesen Bestimmungen entgegentrieben die Waidhofner auch außerhalb des genannten Bezirkes Handel und es folgte nach vorausgegangenem Prozess der beiden Städte bei der niederösterreichischen Regierung im Jahre 1568 die neuerliche Bestätigung der Vorrechte Steyrs.45) Die Entscheidung Maximilians blieb also aufrecht, der lange Kampf endete trotz aller Anstrengungen mit einem Misserfolg der Waidhofner: Der ausschließliche Vertrieb des innerbergischen Eisens blieb das Monopol der Handelsherren von Steyr; diese Stadt war auch weiterhin die „landesfürstlich privilegierte Niederlagstatt für Eisen und Stahl aus Innerberg“.46)
Gleichzeitig mit den Bestrebungen der Schmiede von Waidhofen gingen ähnliche Versuche im Steyrtal vor sich. Die Sensenschmiede, die mächtigsten Eisengewerken im Krems-, Steyr- und Teichltal, organisierten sich und schlossen sich zu einer Zunft zusammen. Ihr Sitz war in Kirchdorf-Micheldorf. Auf diese Weise wollten sie sich beim Eisenbezug von Steyr lösen und selbst die Geschäfte mit den Hammerherren tätigen. Jedoch der Versuch misslang. Herzog Ernst verbot den Sensenschmieden im Jahre 1410 den selbständigen Eisenbezug;47) sie blieben weiterhin von den Steyrer Händlern abhängig. Hier wie dort suchten sich die Gewerke durch Zusammenschlüsse zu stärken, um dem Vorrecht Steyrs besser entgegentreten zu können; ihr Widerstand wurde durch landesfürstliche Machtsprüche gebrochen.
Die Bürger der Stadt Enns trieben ebenfalls selbst Eisenhandel und wollten 1483 die Steyrer zwingen, ihr Eisen in Enns niederzulegen. In dem anschließenden Streit siegten die Steyrer: sie wurden von der Maut in Enns ganz befreit und hatten als einzige rechtmäßige Mautstätte auf dem Weg nach Linz nur Ebelsberg anzuerkennen.48)
Der Markt Weyer hatte am Ende des 14. Jahrhunderts neben Steyr als Eisenort große Bedeutung; seine günstige Lage nahe der Enns bildete die Grundlage zur Entwicklung einer blühenden Eisenindustrie. Weyer beherbergte eine der innerbergischen Hammerwerksstellen, war also Zentrum für die Verarbeitung von Roheisen zu geschlagener Hammerware. Im Jahre 1384 wurde jedoch diese Vormachtstellung gebrochen;49) laut Schiedsspruch Herzog Albrechts mussten die Weyrer ebenso wie die Waidhofner alles Eisen, das sie zur weiteren Verarbeitung aus den Hammerwerken, die größtenteils in nächster Umgebung lagen, beziehen wollten, zuerst nach Steyr bringen. Hier hatten sie dies den Bürgern drei Tage lang zu wohlfeilem Preise feilzubieten und erst nach Ablauf dieser Frist konnten sie ihre Waren nach Belieben weiterverhandeln oder dem eigenen Gebrauch zuführen. Seit dieser Zeit trat Weyer als Konkurrenz Steyrs zurück und war vom Eisenhandel gänzlich ausgeschaltet; der Ort blieb aber bis tief hinein in das 18. Jahrhundert und auch noch im 19. Jahrhundert Verarbeitungszentrum von Roheisen zu Stahl und Eisen.
Ebenso erfolglos blieb auch der Streit des Abtes von Admont mit Steyr; auch er musste sich dem Straßenzwang und Stapelrecht der Stadt fügen.50)
Mit landesfürstlicher Hilfe gelang es der Stadt Steyr immer wieder, die Angriffe auf ihre Vorrechte siegreich abzuwehren, sie konnte sich durchsetzen und als Knotenpunkt des innerbergischen Eisenwesens behaupten. Ihre wirtschaftliche Bedeutung stieg weit über die lokalen Grenzen empor, das Eisen machte Steyr zur Handelsmetropole im Lande ob der Enns, deren Verleger und Händler bis ins 18. Jahrhundert hinein die Geschicke des innerbergischen Eisenwesens in ihren Händen hatten und von hier aus lenkten.
Organisation und Abwicklung des Eisenhandels
Über die älteste Art des Eisenbezuges fehlt uns jede Nachricht. Erst das Privilegium von 1287 gibt uns einige Aufschlüsse. Die Radmeister, später dann die Hammermeister hatten mit ihren Waren zum Stapelplatz Steyr zu kommen, dort mussten sie das „Geschlagene Zeug“ den dortigen Bürgern drei Tage lang zum Kauf anbieten; was nicht verkauft wurde, konnten sie weiterverhandeln. Da aber der Transport auf der Enns, dem reißenden Gebirgswasser, sehr gefährlich war, das Risiko beim Flößen also sehr hoch lag, wurde es üblich, dass die Händler Steyrs das Eisen von den Hämmern selbst abholten und von der Stadt aus weiterverhandelten. Zu diesem Zweck fanden sich meist alle Monate die Eisenhändler oder ihre Bevollmächtigten in den Hammerwerken ein, um das für sie bereitliegende Eisen zu „heben“; dies musste sofort bar bezahlt werden.51) Der Eisenbezug lag also in privaten Händen, war frei und der Handel jedem Steyrer Bürger gestattet.
Im Laufe der Zeit bildeten sich jedoch feste Bezugsformen für Eisen und Stahl zwischen den Hammermeistern und Eisenhändlern, die in „Verlagsverträgen“ festgelegt waren und bereits im 15. Jahrhundert nachgewiesen werden können.
Die Gründe für deren Ausbildung sind in den Schwierigkeiten der Betriebsverhältnisse selbst zu suchen: die Qualität des Erzes war nicht immer gleich, Erz-, Kohle- und Lebensmitteltransporte gestalteten sich besonders im Winter sehr schwierig; Überschwemmungen, Lawinen und Feuerkatastrophen legten oft wochenlang ein Werk still; auch politische Verhältnisse wirkten sich lähmend auf Erzeugung und Absatz aus. Jene Bürden und Risiken konnte der Gewerke auf die Dauer allein nicht tragen, es war ihm unmöglich, den Betrieb mit eigenen Mitteln aufrecht zu erhalten. Er brauchte eine hilfreiche Hand, die ihm das nötige Betriebskapital gewährte. Diese Hand bot ihm der Verleger, mit dem es zum Abschluss jener Verlagsverträge kam. Diese Verträge regelten das gesamte Verlagsverhältnis, also die Rechte und Pflichten der Erzeuger und Händler wurden niedergelegt.
Ein Rad- oder Hammermeister empfing von einem Geldherrn, der selbst Hammermeister oder Händler sein konnte, einen bestimmten Barbetrag in guter Landeswährung, den „gewissen“ Verlag, der im Voraus zu bezahlen war. Außerdem erhielt der Meister einen monatlichen Zusatz zur Bestreitung der laufenden Auslagen, das „Fürlehen“, das im Gegensatz zum gewissen Verlag verzinst werden musste; dies diente dem Gewerken zum Ankauf von Kohle und Lebensmitteln. Von entscheidender Wichtigkeit war die bare Bezahlung durch die Händler, die oft an ihre ausständigen Schulden erinnert werden mussten. Nur mit „gutem Geld, das gerecht, gib und geb ist“ und nicht durch andere „Pfenn- werte“ durfte die Ware bezahlt werden. Nur bei „ehehafter Not“ oder „redlicher Ursache“ wurde den Händlern 10—14 Tage Zahlungsaufschub gewährt, ansonsten waren sie verpflichtet, das geschlagene Zeug monatlich abzuholen und bar zu bezahlen. Die Hammermeister hatten als Gegenleistung ein bestimmtes Quantum Eisen in „ordentlicher Blähung und Waschung“ zu liefern, durften den „Zwizach“ nicht für Stahl verkaufen, die „Kloben“ nicht zu grob schroten und verbrennen und hatten jede Gattung „Vassl und Ringeisen“ mit dem Hammermeisterzeichen zu merken. Lieferte ein Meister schlechte Qualität, so war er verpflichtet, dem Händler den Schaden zu ersetzen. Den Verlegern aber war das „Ausklauben“ verboten, wodurch das schlechte Eisen zurückbleiben würde, sondern mussten „Gattung zu Gattung nehmen“. Pünktlich mussten diese die Ware „heben und wägen“ lassen, auch in Zeiten mit schlechter Aussicht auf Absatz. Der Gläubiger konnte sich am beweglichen Gut, aber auch an Werksobjekten und am Gesamtvermögen des Schuldners schadlos halten. Die Kündigungsfrist war ein halbes Jahr vor Ablauf des Vertrages. In diesen Verlagsverträgen wurde also genau Anweisung gegeben über das Verhältnis der einzelnen Hammermeister zu den Verlegern, über die Herstellung der geschlagenen Ware und die Liefer- und Zahlungsbedingungen genau festgelegt; über die Einhaltung dieser Verträge hatte der Innerberger Amtmann zu wachen.
Da an die Stadt Steyr das Recht auf solche Verlagsverträge geknüpft war, konnten nur Steyrer Eisenhändler innerbergische Hammermeister verlegen, also nur jenen durften die Gewerken das Eisen gegen Vorschusszahlungen verkaufen. Die Hammermeister selbst verlegten wieder einen Teil der Radmeister; der Rest von diesen empfing sein Verlagskapital direkt aus den Händen der Steyrer Händler, die selbst oft Hammerwerke betrieben. Der Kaufmann setzte also durch seine Kapitalinvestition Rad- und Hammerwerke in Bewegung. Er sicherte laufenden Absatz durch regelmäßigen Eisenbezug ohne Rücksicht auf augenblickliche Schwierigkeiten am Markt. Dieses System war gedacht als Rückgrat des in der Eisenerzeugung herrschenden Kleinbetriebes, der unter schwierigsten Verhältnissen bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625 ohne Stütze einer Kollektivorganisation arbeiten musste.
Jedoch nicht immer bewährte sich die Monopolstellung der Steyrer Eisenhändler, sondern es gab oftmals Klagen und immer wieder mussten deswegen landesfürstliche Verordnungen regelnd eingreifen. Es ist ganz selbstverständlich, dass sich die Händler trotz Verpflichtung auf gleichmäßige Eisenabnahme nach den Möglichkeiten des Absatzes richteten, mit dem sie auf auswärtige Käufer angewiesen waren. In guten Zeiten versuchten die Handelsleute daher durch Angebot höherer Verlagsgelder die Gewerken zu ködern, verlegten nicht nur Hammerwerke, sondern auch Radwerke und teilten das dort erzeugte Roheisen den ihnen genehmen Hammerwerken willkürlich zu. Die reichen Hammerwerke waren daher oft überbeschäftigt, die ärmeren Hammermeister dagegen erhielten keine Verleger und mussten bei diesem einträglichen Geschäft abseitsstehen. Je mehr Verläge nun ein Händler in seiner Hand vereinigte, desto größeren Druck konnte er auf Erzeugung und Belieferung ausüben.
Auch die Kapitalkraft der Eisenhändler untereinander stand durchaus nicht auf gleicher Höhe; eine kleinere Gruppe von Reichen schloss die Ärmeren vom Eisenhandel immer mehr aus; es ergab sich dadurch eine ungleichmäßige Verteilung des Roheisens und dies war auch der Grund für das sehr bedenkliche Bezugs- und Vertriebsmonopol der Verleger. Gerade diese Tatsachen verursachten große Unordnung und schädliche Auswirkungen im gesamten Eisensystem, das auf den mittelalterlichen Grundsätzen einer möglichst gleichmäßigen Beschäftigung aller Werkstätten aufgebaut war. Rad- und Hammermeister wendeten sich schon 1518 vergeblich gegen das Verlagsmonopol der Steyrer, aber keine Kommission und Ordnung konnte Abhilfe schaffen, denn der Grundfehler des Verlagswesens lag in seiner allzu großen Starrheit und der geringen Anpassungsfähigkeit an die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der einzelnen Betriebe.
Dass beim gesamten Eisenbezug die jeweilige wirtschaftliche und finanzielle Lage der Stadt eine wesentliche Rolle spielte, ist ja selbstverständlich. Zeiten höchster Rot, in denen das gesamte Wirtschaftsleben darniederlag, wirkten sich angesichts der zentralen Stellung der Stadt als Mittelpunkt des Eisenhandels neben den inneren Ungleichheiten lähmend aus.
So stand es in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, als Kaiser Friedrich III. die Herrschaft Steyr an Jörg von Stain verpfändete, besonders schlecht.54) Durch ein Zerwürfnis zwischen diesen beiden kam es zur furchtbaren Verwüstung der Stadt; außerdem verarmte die Gemeinde durch hohe Steuerzahlungen, Kriege mit Böhmen und Ungarn störten den ruhigen Handelsverkehr und anfangs der 70er Jahre lag die Stadt völlig erschöpft darnieder.55) Auch die einstmals reichen Eisenhändler waren arm geworden, konnten die Waren nicht regelmäßig von den Hämmern holen und das ganze System drohte zusammenzubrechen. Die Hammermeister hatten viel geschlagenen Zeug in ihren Werken liegen, der nicht abgeholt wurde, und gerieten dadurch in äußerste Not. Sie strebten „freie Handlung und Fürfahrt zu Steyr mit dem Eysn und Stahl“ an und brachten dieses Anliegen vor den Kaiser.56) Tatsächlich erreichten sie das Gewünschte, jedoch nur für die Dauer von Kriegszeiten; nach einigen Jahren, als sich die Lage der Stadt wieder gebessert hatte, wurde diese Erlaubnis hinfällig und die Steyrer gelangten wieder in den vollen Besitz ihrer Freiheiten. Sehr ungünstig wirkte sich eine Absatzstockung um 1570 sowohl bei den Rad- als auch bei den Hammermeistern aus; es fehlte am nötigen Geld zur Fortführung der Werke und sie kamen in die Gefahr, ihre Betriebe einstellen zu müssen. Nicht mit Unrecht wurden die mächtigen Verleger zu Steyr, in deren Händen der gesamte Eisenbezug und die alleinige Weiterverhandlung lag, des Eigennutzes beschuldigt und mussten viele Vorwürfe über sich ergehen lassen. Unter solchen Umständen zog sich mancher Eisenbürger vom Handel zurück und es wurden Stimmen laut, welche verlangten, dass die Führung des Eisenhandels aus den Händen der einzelnen Händler in den Besitz der Stadt Steyr übergehen sollte.57) Die habsburgische Länderteilung von 1564 wirkte sich ungünstig für das Eisenwesen aus. Die Steyrer Verleger begünstigten bloß die österreichischen Hammerwerke und ließen die steirischen ohne hinreichenden Verlag, sodass diese dauernd unter unregelmäßiger Eisenabnahme zu leiden hatten. Erzherzog Karl, der sich sehr um das steirische Eisenwesen verdient gemacht hatte, legte nun dem Kaiser dar, dass auf die Dauer von privater Seite keine regelmäßige Eisenabnahme und sichere Einhaltung der Verträge erwartet werden könne.58) Der Erzherzog erklärte, den Verkehr mit Steyr ganz abbrechen und sich um andere Verleger umsehen zu wollen, wenn es dort nicht zur Bildung einer eigenen „Gesellschaft der Eisenhandlung“ mit Teilnahme der ganzen Stadt käme. Die „Ordnung und Abtheilung der Hammerwerke im Lande Österreich und Steyr“ durch Kaiser Maximilian II. und Erzherzog Karl von Österreich vom Jahre 1570 kann als letzter Versuch angesehen werden, die ersehnte Ordnung herzustellen; er schlug jedoch fehl.59) Die Eisenhändler von Steyr teilten kraft ihrer Monopol-Stellung nach ihrem persönlichen Gutdünken und wirtschaftlichen Vorteil das Roheisen weiter auf und handelten somit gegen die jüngst erlassene Ordnung. Die gesamte Eisenhandlung lag zu dieser Zeit in der Hand weniger Verleger, die, oftmals auf Kosten der Hammergewerke und der kleinen Eisenhandwerker der Stadt selbst große Vermögen erworben hatten. Es war in der Tat eine Änderung notwendig. So hatte Bürgermeister Daniel Strasser 70.000 fl beim Eisenwesen liegen, fast ebenso hoch beliefen sich die Verlagseinlagen der Ratsbürger Benedikt Aettl, Wolf Gutprodt und Gothart Händl und ein großer Teil der Hammermeister war vollkommen von den Genannten abhängig.
Die Forderung des Erzherzogs rief unter solchen Umständen bei der mächtigsten und im städtischen Leben einflussreichsten Schichte größte Ablehnung und heftigste Gegenwehr hervor. Trotz allem konnte Erzherzog Karl die Gründung der „Compagnie oder bürgerlichen Eisenhandlungsgesellschaft von Steyr“ im Jahre 1581 durchsetzen, die als hiesiges bürgerliches Gewerbe unter Garantie der Stadt geführt wurde.60)
Bürgermeister, Richter und Rat von Steyr hatten selbst die Leitung, die alle Geschäfte in ihrem Namen führten; man erhoffte sich sowohl beim Eisenbezug, als auch bei der Stellung der Verlagsgelder schon dadurch gewisse Sicherheit. Die Führung der Amtsgeschäfte oblag 4 „Oberpersonen“, von denen 2 Mitglieder des inneren Rates sein mussten. Der Buchhalter, der jährlich über Eingang und Ausgang, also Empfang und Wiederverhandlung von Eisen und Stahl Rechnung legen musste, wurde von diesen kontrolliert; außerdem waren noch 2 Kassiere für die Regelung der finanziellen Geschäfte im Amt. Vier „Zeugsempfaher“, die von den Hammermeistern Eisen und Stahl in Empfang nahmen, Kontrakte mit den Gewerken abschlossen, Gelder einhoben und die Ware nach Steyr brachten, wurden ebenfalls von der Gesellschaft beschäftigt. Insgesamt standen zwölf Beamte in ihren Diensten, die während ihrer Amtszeit ihre bürgerlichen Ämter und Gewerbe aufzugeben hatten.
Nach der Compagnieordnung von 1581 sollten alle Eisenverleger, die ihr Gut in der Eisenhandlung liegen hatten, dies in die „Masse der Gesellschaft und der gesamten bürgerlichen Eisenhandlung“ kommen lassen; es erlosch somit die Handelsgerechtigkeit der einzelnen Mitglieder und die Compagnie übernahm selbst die Monopolstellung. Weiters war jeder Steyrer Bürger, der mindestens 100 fl Einlage bezahlte, im Rahmen der Compagnie am Eisenhandel beteiligt. Trotz dieser Begünstigung für die Steyrer Bevölkerung, wodurch die geschlossene Klasse der Eisenhändler gesprengt werden sollte, blieben weiterhin neben Kaufleuten aus den „Legorten“ und dem Deutschen Reich die Eisenhändler der Stadt wichtige Darlehensgeber, die der Compagnie beträchtliche Summen vorstreckten.61) Die bisherige Höhe des Verlages von 192.800 fl wurde nach Prüfung zu gering befunden und ein Betrag von 266.500 fl errechnet, den die Stadt aufzubringen hatte. 100 fl pro Kopf war die kleinste Einlagesumme, die alle 4 Jahre verändert werden durfte; reichte aber das Einlagekapital nicht aus und schien der Eisenbezug nicht gesichert, sollte Geld gegen Zinsen mit „Vorwissen der erfahrenen Stadträte“ aufgenommen werden. Die Ausbezahlung des Gewinnes sollte jedem Gesellschafter je nach der Höhe seines Leggeldes jährlich gewährleistet werden.
Um die Überleitung der privaten Handlung in eine Gesellschaft ordnungsgemäß durchführen zu können, mussten die Eisenhändler mit ihren Hammermeistern genaue Abrechnung treffen und anzeigen, wie viel jeder bei seinem Hammer an geschlagenem Zeug liegen habe; Frist für diese Bestandsaufnahme war bis Martini 1562 (11. XI.), bis dahin eine „kleine Interims Compagnie Ordnung“ die Geschäfte regeln sollte; dann erst trat die „große Ordnung“ in Kraft.62) Erst im Jahre 1583 konnte den privaten Handelsleuten, die mit großem Gewinn den Handel geführt und das Heft nicht aus der Hand geben wollten, auf Betreiben der kaiserlichen Kommission durch das „Eisen-Reformations Capitulationslibell“ der Eisenhandel entzogen werden.63) Aller innerbergischer geschlagener Zeug, Schienen, Pflugblech und dergleichen Eisensorten mussten von jetzt an an diese Gesellschaft geliefert werden und durften weder an einen anderen Ort noch an hiesige Privatpersonen in großer oder kleiner Menge abgegeben werden. Eine Ausnahme bildete nur der „Vorderkernstahl“, dessen Verlag schon seit 1516 durch eine Gesellschaft vor sich ging, die von den Hämmern direkt diesen Stahl bezog und in ihren eigenen Werken diesen zu feinen Sorten verschmiedete.64) Von diesem Zeitpunkt an war also niemand mehr berechtigt, Handel mit geschlagenem Eisenzeug zu treiben, die einzelnen großen Verlagshäuser, deren Geschäfte mit Innerberger Waren nur durch landesfürstlichen Ordnungen in bestimmte Bahnen gelenkt waren, mussten zugunsten der gesamten Bevölkerung auf ihre Vorrechte verzichten; dies lag keineswegs im Interesse ihrer Handelspolitik.
Aber nicht nur Händler, die durch die Gründung einer AG, die die Compagnie ja verkörperte, geschädigt waren, nahmen eine ablehnende Stellung ein, sondern es meldeten sich Stimmen, die allgemein gegen den schädigenden Einfluss von großen Kapitalgesellschaften Stellung nahmen. Der flammende Protestbrief des Bergwerkssachverständigen Hanns Steinberger aus Schladming an den Stadtschreiber von Steyr Heber vom 28. Mai 1580 sollte Mahnung und Warnung sein vor dieser „unheilvollen und gefährlichen Neuerung“, deren Gründung nur als Maßnahme gegen den krassen Eigennutz einiger habgieriger Handelsleute erfolgen musste, die ihre Bürgerpflichten missachtet und so die alten Vorrechte für die Stadt in Gefahr gebracht hatten.65) Als warnendes Beispiel führt Steinberger die Gesellschaften von Hall in Tirol, Aussee und Gastein an, die anfangs fest begründet waren, doch bald zerfielen, da wenige nur ihren eigenen Nutzen und Vorteil im Auge hatten, Ärmere drückten und zu Grunde richteten, sodass statt 1000 Beschäftigten heute nur mehr 300—400 erhalten werden könnten. Nach Steinbergers Meinung sei nur eine kleine Gesellschaft bis zu vier Bürgern zweckmäßig und bilde auch keine Gefahr, da sie monopolistische Absichten nicht verwirklichen könne und selbst ihre Auflösung keinen größeren Schaden verursache. Die verderblichen Folgen einer großen Kapitalgesellschaft, wo viele ihr Geld einlegten und jährlichen Gewinn daraus zögen, seien sehr groß; besonders die Jugend würde dadurch zur Arbeitsunlust und Bequemlichkeit erzogen, Fleiß und Tüchtigkeit würden fremde Begriffe werden. Ein trauriges Beispiel hierfür sei Augsburg, dessen Blütezeit mit dem eifrigen geschäftlichen Leben der einzelnen Bürger verbunden gewesen; als aber die Bürger ihr Geld auf Interessen angelegt haben und nicht mehr selbst dem Verdienst nachgegangen seien, sei bei ihnen nach Steinbergers Meinung nichts als Müßiggang, Faulheit, Prachtliebe, Stolz und Geldverschwendung eingezogen. Nach eingetretenem Rückgang ihrer Gewinne aber hätten sie jede Lust zu arbeiten verloren und könnten sich nur schwer erholen. Auch die Stadt Steyr könne bei betriebsamem Schaffen der einzelnen Bürger und durch deren Reisen und Handel zu viel größerem Wohlstand gelangen, als dies durch bloße Zinsenzahlungen und Gewinnbeteiligung erreicht werden könnte, was ihnen, ohne einen Finger zu rühren, in den Schoß falle. Die privaten Händler könnten sich erst nach einem arbeitsreichen Leben auf ihre Güter zurückziehen und die verdiente Ruhe genießen. Steinberger fand im Bürgermeister und Eisenhändler Wolf Händl einen Gleichgesinnten; auch dieser stand der Gründung der Compagnie ablehnend gegenüber und bezweifelte mit folgenden Worten die günstige Entwicklung dieser Einrichtung: „Nun wohlan, die Compagnie ist geschlossen, aber Gott helfe dem, welcher wird müssen der letzte darvon sein.“66) Und tatsächlich erfolgte schon im ersten Drittel des kommenden Jahrhunderts der Zusammenbruch der Großhandelskompagnie für Stahl und Eisen von Steyr.
Kurz nach der Gründung scheint eine Besserung im Eisenverlag eingetreten zu sein; die Hammermeister erhielten aus den Einlagegeldern der Gewerkschaft monatlich ihr Betriebskapital und diese bezog dafür die erzeugten Waren. Aber schon nach wenigen Jahren begegnen wir Klagen über die Nichteinhaltung der Verträge und die Steyrer mussten an ihre Pflichten gemahnt werden;67) die Gesellschaft entsprach also den in sie gesetzten Erwartungen nicht. Ein um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert eingetretener Produktionsrückgang, ständige Abnahme des Außenhandels, hervorgerufen durch die Gegenreformation und die Wirren des 30-jährigen Krieges verursachten das gänzliche Versagen der Compagnie. Der Ruf nach Wiedererrichtung des Privathandels wurde laut oder die Übergabe des Verlages an die steirische Landschaft oder die Landschaften von Tirol, Kärnten, Salzburg und die Stadt Augsburg verlangt.68)
Auch die Stände Oberösterreichs beschäftigten sich mit dem Eisenverlagsproblem, das auch sie nicht zu lösen vermochten.69) Nun stellte Erzherzog Karl den Antrag, das gesamte Innerberger Amt gegen ein Darlehen von 100.000 Gulden an die Steyrer Eisenhandlungskompagnie zu verpachten, was aber wegen der religiösen und politischen Forderungen der Kompagnie nicht zustande kam.70)
Nur mühsam war es in diesen Jahren gelungen, aus Darlehen der Kaufleute von den Reichsstädten den Verlag zu erstatten und den monatlichen Zusatz zu geben. Wie groß jedoch deren Einfluss auf das steirische Eisenwesen war, geht hervor aus den schädlichen Wirkungen, als diese sich aus religiösen Gründen vom Eisenverlag zurückzogen; das Kapital der Eisenhändler von Steyr und von den österreichischen Legorten reichte ja keineswegs zur Finanzierung des Eisenwesens.
Die Gegenreformation wirkte sich für das gesamte Wirtschaftsleben sehr ungünstig aus. Um 1600 zeigte sie sich am Erzberg in vollster Kraft und schärfste Bestimmungen wurden gegen die Lutheraner im Erzberggebiet durch die Reformationskommissionen erlassen. Die breite Masse fiel von der neuen Lehre ab, doch die Gewerken hielten zähe daran fest. Im Jahre 1600 wurden 11 Hammerwerke stillgelegt, die Eigentümer hatten ihre Werkgaden zu verlassen und aus der Heimat zu ziehen. Fand der Gewerke für seinen Besitz keinen Käufer, so musste die Eisenkompagnie als zuständige Stelle die Anlage einlösen. Da in Steyr selbst die Gegenreformation erst 1624 mit voller Schärfe einsetzte, zogen manche Gewerken mit ihren Familien in diese Stadt. Aber um die Mitte der 20er Jahre begann auch hier die gewaltsame Rekatholisierung. Als Folge davon kündigten viele vermögende Bürger ihre Kapitalien bei der Gesellschaft und verließen das Land. Ein Großteil der ausländischen Kaufleute zog die Darlehen zurück, die protestantischen Verleger traten aus und für die Eisenhandlung war kein Kapital mehr vorhanden; weder Verläge noch monatliche Zusätze konnten erreicht werden und die Gläubiger der Eisenhandlungskompagnie forderten ihr Geld meist erfolglos. Seit Jahren fand keine regelmäßige Einhebung statt — von einem geregelten Geschäftsbetrieb war man weit entfernt. In dieser allgemeinen Verwirrung und Stockung des Handels vollendete das „Lange Geld“ die Auflösung des Komplexes.71) Laufend versuchten Kommissionen diese Notlage zu bessern, jedoch alle Bemühungen verliefen ergebnislos. Mit dem Sieg der Gegenreformation kamen in Steyr treue Anhänger des Katholizismus, teilweise aus Tirol und Schwaben in herrschende und einflussreiche Stellen im Rat. Sie erklärten, mit dem Eisenhandel und seiner verschuldeten Kompagnie nichts mehr zu tun haben zu wollen und kündigten im September 1625 den Verlag auf; die Eisenhandelsgesellschaft hatte also zu bestehen aufgehört. Aufgrund der ablehnenden Haltung der Stadtverwaltung gegenüber dem Eisenhandel erscheinen die uralten Privilegien und Rechte Steyrs im Eisenwesen für die Zukunft zweifelhaft. Der katastrophale Zusammenbruch des ganzen Eisensystems verlangte dessen gründliche Reorganisierung.
Unter Führung Johanns von Wendenstein, einem Spross eines österreichischen Gewerkengeschlechtes, tagte vier Monate eine große Kommission und es kam unter landesfürstlichem Einfluss zur Gründung jener Organisationsform, in deren Händen noch durch Jahrhunderte Erzeugung und Verhandlung des Eisens gelegen war, der
„Innerberger Hauptgewerkschaft“
Ihre Statuten wurden als „Hauptkapitulation über das neue Haupteisengewerkschafts- und Compagniewösen“ am 20. Oktober 1625 publiziert.72) Die Radmeister mit ihren Werken in Eisenerz bildeten das erste Glied, die Hammermeister mit ihren Betrieben, Landstücken, Waldungen, Holz, Kohle und Eisen das zweite und die Stadt Steyr mit ihrer Einlage, wozu aber schon das Geld gerechnet wurde, das sie auf Rad- und Hammerwerken liegen hatte, das dritte Glied; es waren also zum Unterschied von der früheren Eisenhandlungskompagnie alle drei in einem Körper vereinigt, in der Gewerkschaft, die den gesamten Besitz zu ihrem Eigentum zählte. Das kunstvoll ausgebildete Vertragssystem, das die 3 untereinander durch Jahrhunderte verbunden hatte, jedem einzelnen aber die Selbständigkeit gelassen hatte, musste der Gewerkschaft Platz machen. Die Hauptgewerkschaft war in einzelnen Fällen an die Entscheidung des Kammergrafenamtes gebunden; jene landesfürstliche Behörde wurde im Jahre 1626 mit dem Amtssitz in Eisenerz eingesetzt und hatte die Gebarung der Hauptgewerkschaft zu überwachen.73)
Wenn auch durch den Zusammenschluss der drei verwandten Glieder die Möglichkeit zur Rationalisierung der Betriebe vorhanden war, machte sich doch bald das Fehlen eines entsprechenden Betriebskapitales ungünstig bemerkbar; ja die Beteiligung Steyrs gab Anlass zu dauernden Unstimmigkeiten und inneren Kämpfen. Die Stadt selbst litt zur Zeit der Gründung der Gewerkschaft unter einer drückenden Schuldenlast und ging einem raschen Verfall entgegen. Kriege, innere Wirren, Auswanderungen der vermögenden protestantischen Bürger. Einquartierungs- und Kriegslasten trugen zum wirtschaftlichen Ruin der einst reichen Eisenstadt bei. Diese konnte keine höhere Einlagesumme aufbringen, man musste daher wieder Schulden machen, entlehnte Geld bei den Eisenhändlern, die nun in der Gewerkschaft überragenden Einfluss erlangten. Trotzdem man hei Gründung der alten Eisenhandelsgesellschaft wie bei der Innerberger Hauptgewerkschaft die Vorherrschaft der reichen Steyrer Eisenhändler zu brechen beabsichtigte, gelang es beide Male nicht. Die herrschenden Handelshäuser behaupteten kraft ihrer überragenden Stellung im Gemeinwesen maßgeblichen Einfluss und sie brachten den gewinnbringenden Verschleiß nach dem Ausland in ihre Hände. Diese Großhändler bezogen im Namen der Gewerkschaft fast die gesamte Produktion, übten praktisch den alleinigen Handel aus und erwarben in wenigen Jahren ein beachtliches Vermögen. Die Gläubiger mussten sich eine Herabsetzung ihrer Darlehensforderungen und den Verzicht auf Zinsenzahlungen gefallen lassen. Der Eisenobmann Gottlieb Schröffl trug einen Hauptteil der Schuld an diesen Zuständen.74) Er hatte als Leiter der Verlagsstelle Steyr und einflussreichster Mann beim Eisenwesen den Stahlverschleiß nach dem Reich in die Hände seiner Verwandten gespielt und der Gewerkschaft dadurch die gewinnbringende Einnahme entzogen. Große Unternehmungen, die aber nicht zu diesen Bevorzugten gehörten, wie das Handelshaus Egger, gingen zugrunde. Neben dieser einseitig ausgerichteten Geschäftsführung taten Absatzstockungen das ihre hinzu, die Gewerkschaft musste gegen hohe Zugeständnisse immer mehr Darlehen aufnehmen, sodass im Jahre 1668 bereits eine Schuldenlast von 891.798 Gulden entstanden war.75) Rückständige Arbeitslöhne und Kohlelieferungen vergrößerten diesen Betrag, sodass die Gesamtschulden bald auf eine Million Gulden angestiegen waren. Die zwangsweise entstandene Gesellschaft stand am Rande des Abgrundes. Hinzu kam eine länger anhaltende Absatzstockung, man erzeugte aber uneingeschränkt weiter und am Ende des Jahres 1668 war in Steyr bei der Hauptgewerkschaft 134.657 q 54 Vorrat vorhanden.76) Die jährliche Produktion betrug im Durchschnitt von 1620—1669 circa 50.000 q, wovon ein Drittel auf Scharsachstahl kam.77) Für diese Erzeugungsmenge wäre ein Verlag von 320.000 fl pro Jahr erforderlich gewesen, der angesichts der Schulden der Handelsleute, die sich auf 135.235 fl 5 S 16 Pfg. beliefen, nicht bezahlt werden konnte.78)
Eine kaiserliche Kommission sollte im Jahre 1669 Abhilfe schaffen; doch auch sie war bei ihren Hilfsmaßnahmen auf das Kapital der wenigen vermögenden Händler wie Luckner und Mittermayr angewiesen. Die Gewerkschaft wurde in allen Belangen unter die Leitung des Kammergrafenamtes gestellt, um so den Einfluss der Händler zu verringern.79) Jede Auszahlung von Erträgnissen wurde bis zum Jahre 1678 eingestellt und einer neuerlichen Kommission in diesem Jahre ist es zu danken, dass die Gewerkschaft jene Krisenzeiten überdauerte; begünstigt wurde dies durch das Aufblühen des Exportes zu Beginn des 18. Jahrhunderts, der wesentlich zur finanziellen Besserung der Gewerkschaft beitrug, aber auch der Absatz im Inland hatte sich nach den siegreich beendeten Türkenkriegen und dank der regen Bautätigkeit der späten Barockzeit sehr belebt. Weiterhin führte die Hauptgewerkschaft in ihrem Namen von der Verlagsstelle Steyr aus die Handelsgeschäfte. Eine einschneidende Veränderung trat während der Regierungszeit Josefs I. ein; es folgte im Jahre 1781 die Freigabe der Roheisenerzeugung, d. h. es konnte nun jedermann Hochöfen oder Hammerwerke errichten. Im nächsten Jahr wurde die Roheisenwidmung aufgehoben; alle Lieferungsbeschränkungen schienen im Zeitalter des beginnenden Wirtschaftsliberalismus jeden Fortschritt zu hemmen. 1783 kam es zur Aufhebung des staatlichen Aufsichtsorgans, des Oberkammergrafenamtes: der Hauptgewerkschaft wurde die selbständige Geschäftsführung ermöglicht. An dessen Stelle traten die Berggerichte, wovon das im Land ob der Enns seinen Sitz in Steyr hatte. Die Stadt Steyr verlor im Jahre 1798 jedes Vorrecht im Eisenhandel; sie verkaufte um 685.000 fl ihr Einlagekapital an die Kanal- und Bergbaugesellschaft in Wien.80) Mit der Aufgabe dieser alten Privilegien und Vorrechte im Eisenhandel hatte die Stadt jede direkte Beteiligung am Innerberger Eisenwesen verloren und hatte keine Forderungen an die Gewerkschaft zu stellen. Der Handel erfolgte aber weiterhin über die Oberfaktorei Steyr.
Von wesentlicher Bedeutung für den Eisenhandel der Stadt Steyr war der Transport des geschlagenen Zeugs von den Werkgaden bis zum privilegierten Stapelplatz. Laut Steyrs Stapelrecht musste doch alles in Innerberg erzeugte Rauheisen von den Hammermeistern auf dem Landweg nach Großreifling gebracht, dort auf Flöße umgeladen und auf der Enns zu den „Ladstätten“81) der einzelnen Hammerwerksbezirke befördert werden; die Hammermeister des mittleren und unteren Ennstales hatten mit Pferdegespannen das Roheisen zu ihren Werken zu bringen. Nach Weiterverarbeitung zu geschlagenem Eisen und Stahl musste dies wieder an die Ladstätten befördert werden, auf Flöße verladen und auf dem wilden Gebirgswasser der Enns nach Steyr geführt werden. Diese sehr umständliche Art der Verfrachtung von riesigen Eisenmengen brachte eine Fülle von Schwierigkeiten mit sich und hätte ein tadellos funktionierendes Transportsystem erfordert; doch wie sah die Sache tatsächlich aus?
Die Verfrachtung zu Lande bot angesichts der elenden Straßenverhältnisse eine Unzahl von fast unüberwindlich erscheinenden Hindernissen: einerseits hatten sie ihre Ursache in den klimatischen Verhältnissen, andererseits wurden sie durch eine Unzahl von Streitigkeiten zwischen den Fuhrleuten und Gewerken hervorgerufen. Schwere Regengüsse vermurten oftmals die ohnehin nur schlecht instand gehaltenen Straßen und Wege, aber auch bei hohem Schnee gestalteten sich die Eisentransporte sehr schwierig und gefahrvoll. Zu diesen naturgebundenen Hindernissen traten die persönlichen. Zu schwer ausgeblähtes Eisen, das in unförmigen Klumpen von den Fuhrleuten verladen werden musste, warfen diese kurzerhand von ihren Wagen auf offener Straße ab; die Hammermeister mussten sich dieses dann unter großem Zeit- und Geldverlust selbst holen, wenn es vorher nicht gestohlen wurde. Für solche schwere Lasten forderten die Fuhrleute aber Lohnerhöhungen, die die Hammermeister zu geben sich weigerten, da auch sie Gespanne hielten und auch ihre Knechte mit demselben Anliegen kommen könnten.
Da es eine vom Staate unterhaltene regelmäßige Straßenpflege bis zur Zeit Karl VI. nicht gab, jedoch der bedeutend entwickelte Wirtschaftszweig des Eisenwesens besser instand gehaltene Straßen unbedingt erforderte, hatte das Eisenamt zu Innerberg die Verantwortung für die Pflege der Eisenkammerstraße von Großreifling bis Steyr zu tragen. Oftmals mussten kaiserliche Befehle zur Herhaltung dieses so wichtigen Verbindungsweges mahnen.82)
Wie bereits erwähnt, geschah das Auf- und Abladen des Zeugs an bestimmten Uferstellen der Enns, „Hub- oder Ladstätten“ genannt, die in Hieflau, Großreifling, Altenmarkt und Kastenreith angelegt waren; die Verwalter dieser Umschlagplätze hießen „Fertiger“. Die Erhaltung dieser Verlageanlagen oblag ebenfalls dem Innerberger Amtmann, der aber nicht immer dieser Pflicht nachkam; gegen Ende des 16. Jahrhunderts bedeutete die Stapelung des Eisens an den Ladstätten geradezu eine Gefahr.83)
Der Flusstransport, der zwar nicht so kostspielig und zeitraubend war wie der zu Lande und daher eine sehr bedeutende Konkurrenz für den Landtransport bildete, barg eine Fülle anderer Hindernisse und Gefahren in sich. Die Flößer mussten im tiefeingeschnittenen Flussbett der reißenden Enns tückische Klippen und Stromschnellen, besonders bei Großreifling und Kastenreith, passieren und unter Lebensgefahr riesige Felsblöcke umfahren. Außerdem verstopften oft zwecklos gefällte „Rafhölzer“84) die ohnehin nur schwer schiffbaren Stellen. Die Überwindung solcher aufgestauten Baumstämme, besonders an Brückenpfeilern, forderte von den „Naufergen“, wie die Flößer genannt wurden, besondere Geschicklichkeit und höchsten Mut. Eine eigene „Strubfergenordnung“ regelte die gefährlichen Fahrten auf dem wilden Wasser.88)
Dass die Stadt Steyr in erster Linie Interesse hatte, den Eisentransport auf jede mögliche Weise zu verbessern, lag in der Stellung Steyrs als Zentrum des Eisen- und Stahlhandels begründet. Jede Verbilligung der Frachtkosten kam ja ihren Händlern und somit der Stadt selbst zu gute. Schon 1398 hatten die Steyrer „ettliche Stain auf der Enns heben und niederlegen lassen“, also man begann, die ärgsten Hindernisse aus dem Wege zu räumen. Im Laufe der Zeit ergaben sich für die Flößerei zu den vorhandenen naturgegebenen Schwierigkeiten anderer Art. Man erkannte, dass sich die Beförderung des Eisens auf diese Weise als sehr unwirtschaftlich herausstellte, da zu einem Floß zwar viel Holz gebraucht wurde, das Fassungsvermögen jedoch nicht mehr als 60 Zentner Eisen betrug. Mit dem Aufschwung des Eisenwesens im 15. Jahrhundert stieg daher der Bedarf an diesen Fahrzeugen gewaltig an und auch auf diesem Gebiet machte sich der Holzmangel unangenehm bemerkbar86) Dringend musste Abhilfe geschaffen werden und schon im Jahre 1535 wurde vonseiten der Regierung der Plan zur Schiffbarmachung der Enns für den Eisentransport in Erwähnung gezogen. In diesem Jahr wurde dem Innerberger Amtmann laut kaiserlichem Auftrag befohlen, mit der Räumung des Flussbettes zu beginnen und die Erbauung des „Roß-, Schiff- oder Trepplweges“ in Angriff zu nehmen. Es wurde geplant, an den beiden Ufern der Enns jenen Weg zu bauen, auf dem die stromaufwärts fahrenden Schiffe durch Pferde gezogen werden sollten. Derselbe Befehl erging auch an den Rechenmeister Hanns von Kundl, die zum Bau notwendigen Maßnahmen zu ergreifen.87) Bis zum Jahre 1553 machte bis Arbeit jedoch keine Fortschritte und die vielen Hindernisse, nicht zuletzt die Türkenkriege, brachten den Stillstand aller Anstrengungen. Erst in diesem Jahre hören wir von weiteren Arbeiten: Am 29. August erging eine Verordnung der n.ö. Kammerräte an die verordneten Kommissäre mit dem Befehl, sofort den Ross- oder Schiffweg mit mehreren sachkundigen Leuten zu besichtigen und einen Kostenvoranschlag zu erstellen.88) Vom 10. bis 17. Oktober erfolgte nun eine genaue Begehung des Geländes; der vorgesehene Verlauf des Weges, die hierfür nötigen Arbeiten und Materialien sowie die Kosten für den Bau wurden festgelegt. Diese beliefen sich für die Strecke Steyr—Haimbach bei Altenmarkt auf 9110 Pfund Pfg., von Haimbach bis Großreifling auf 24.200 fl.
Nach nochmaliger Beschau im Jahre 1557 wurde 1559 mit den Arbeiten ernsthaft begonnen. Laut kaiserlichem Generale hatten alle an der Enns Wohnenden Robot am Bau zu leisten.89) An Dietmar von Losenstein und den Abt von Garsten ergingen Befehle wegen der nötigen Holzlieferung und dem Innerberger Amtmann wurde aufgetragen, diesen „für das Eisenwesen so wichtigen Bau mit allem Eifer und größter Umsicht zu überwachen“90) Nach Ofner ist die erste Anlage des Ross- und Schiffweges von Steyr bis Haimbach, die zwischen 1559 und 1563 entstand, wahrscheinlich das Werk des „guten Meisters Lienhard Prandstetters“, der schon früher ähnliche Bauten im Dienste des Kaisers geleitet hatte. Nach längeren Verhandlungen erklärte sich der berühmte Tiroler Wasserbaumeister Hanns Gasteiger bereit, das Projekt für die Fortsetzung des Weges auszuarbeiten, welches 1565 fertig vorlag. 1569 kam es zum Abschluss mit Gasteiger, der trotz des gewaltigen Hochwassers von 1572 schon drei Jahre später größtenteils die Arbeiten durchgeführt hatte. Von 1580 bis 1583 erfolgte dann der Ausbau der Strecke Reifling—Hieflau, womit die gesamte Eisenschifffahrt auf der Enns ermöglicht wurde. Statt der Flöße verkehrten nun Lastkähne nach Art der Salzschiffe von der Traun, wie sie dort schon seit 1536 in Verwendung standen. Die Ennsschiffe konnten etwa 250 Zentner Eisen fassen, hatten also circa 4 mal so großes Fassungsvermögen wie ein Eisenfloß. Im Jahr 1567 verkehrten bereits zwei solcher Schiffe, wobei 2 Schiffmeister und 20 Knechte sowie 12 Pferde benötigt wurden.91) Jedenfalls wurde auch weiterhin noch ein beträchtlicher Teil des Eisens auf Flößen nach Steyr gebracht, denn das Ladstattbuch von Altenmarkt-Weißenbach weist für die Zeit vom 1. Mai 1568 bis 30. April 1570 die Abfuhr von 599 Flößen und nur 78 Schiffen mit insgesamt 35.956 Zentnern Eisen und Stahl aus. Als Rückfracht führten die Schiffe hauptsächlich Getreide zur Versorgung der Wurzen. Höchstens die Hälfte des Gewichtes der Talfahrt durfte bei der Bergfahrt geladen werden.92) Die Anlage des Trepplweges und die Schiffbarmachung der Enns muss für die damalige Zeit als bauliche Leistung ersten Ranges angesehen werden, wenngleich die Erhaltung große Summen verschlang, da der Weg oftmals nahe dem Flussbett führte und so bei Überschwemmungen schwer beschädigt wurde; bei zu geringem Wasserstand und bei Hochwasser konnte die Wasserstraße natürlich nicht benützt werden, sondern das Eisen musste auf der Eisenkammerstraße mit Fuhrwerken nach Steyr befördert werden, was aber wesentlich teurer kam.93)
Da durch die Einführung der Schifffahrt auf der Enns der ertragreiche Holzhandel der Steyrer schwere Einbuße erlitt, wird die ablehnende Haltung und oftmals gegnerische Einstellung der Bürger zur Schifffahrt klar; ja sie weigerten sich anfangs, die Fahrten zu unternehmen, sodass Erzherzog Karl diese mit Admonter Flößern in eigener Regie unternehmen wollte, was ihm aber nicht gelang und daher erfahrene Schiffleute aus dem Salzkammergut als Lehrmeister nach Steyr berief.94)
Die Entlohnung der Schiffleute erfolgte durch die Händler und Hammermeister, in deren Dienst sie standen; für Tal- und Bergfahrten waren fixe Löhne festgesetzt.95) Die Stadt Steyr schloss im Jahre 1568 mit Ennser Schiffleuten einen Vertrag, wonach diese das gesamte Eisenzeug nach Krems und Wien, aber auch die Donau aufwärts bis Linz führen sollten.96) Die im Jahre 1581 gegründete Eisenhandlungskompagnie zu Steyr brachte die Schifffahrt auf der Enns zum Großteil in ihre Hände und auch die Innerberger Hauptgewerkschaft von 1625, die ja das gesamte Eisenwesen umfasste, schloss auch die Floß- und Schifffahrt auf der Enns in ihr Einflussgebiet ein. Sie kaufte die Schiffmeistergerechtsame auf und führte bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1865 den Betrieb auf eigene Rechnung.97)
Der Transport des Eisens zu Land und zu Wasser erfolgte in Form von „Puerd oder Puschen“ oder auch zentnerweise.98) Jede Einheit wurde durch Ringe, die mit dem Zeichen der Hammermeister gemerkt waren, zusammengehalten; das Kleineisenzeug wurde in Fässern verpackt und so auf Floß und Schiff verführt.
In Steyr nahmen die Knechte und Dienstleute der Händler an der Lände der Enns das geschlagene Zeug in Empfang, brachten es zur amtlichen Eisenwaage und sorgten für genaue Abwaage. Dem hierzu bestimmten Waagmeister war es zur Vermeidung jeglichen Verdachtes nicht gestattet, in die Häuser oder Gewölbe zu gehen und dort zu, wägen. Zeigte sich aber in Steyr Abgang an einer bestimmten Eisensorte, so hatte der Verkäufer dem Käufer aus einer anderen Sorte die fehlende Menge zu erstatten; bei übergroßem Abgang erfolgte Konfiskation durch den Rat der Stadt und Anzeige an den Amtmann.99) Da geschlagenes Gut als Puerd- oder Zentnergut galt, sollte es auch grundsätzlich nicht im kleinen verkauft werden, sondern nur zu vorgenannten Einheiten. Um jedoch auch die kleinen Handwerker versorgen zu können, die nicht zentnerweise, sondern in geringen Mengen das benötigte Rohmaterial einkauften, wurde die Einrichtung der „Pfundauswaage“ geschaffen; der Magistrat leitete hier die Aufsicht und ein in seinen Diensten stehender „Pfundauswäger“ besorgte die Geschäfte. Die Regierung behielt sich die Überprüfung der Waageeinrichtungen vor, um von vorne herein jede Unstimmigkeit auszuschalten. Die gewogene Ware gelangte sodann in die Gewölbe und Magazine der Händler, die meist auf der linken Stadtplatzseite, also am Ennskai, lagen. Nach Aufrichtung der Hauptgewerkschaft 1625 wurde die Stahl- und Eisenlagerung zentral geregelt; es kam zum Abschluss von Mietverträgen sowohl mit Privatpersonen als auch mit dem Orden der Dominikaner, der innerhalb seiner Klostermauern große und für Stahllager geeignete Räumlichkeiten zu verpachten hatte.100) Aber in Zeiten großer Absatzstockung wurden die vorhandenen Magazine zu klein, um das angelieferte Zeug zu fassen und wir hören in einem Bericht aus dem Jahre 1603, dass große Mengen von Stahl und Eisen unverkauft an der Steyrer Stadtmauer liegen blieben.101) Von hier aus kam also Eisen und Stahl zur weiteren Verhandlung.
Die Entwicklung des Eisenabsatzes wurde im Wesentlichen durch landesfürstliche Ordnungen geregelt, gestaltete sich aber der Sorte und dem jeweiligen Bedarf nach ganz verschieden und stand mit der Produktionsleistung oftmals nicht im Einklang.
Schon seit ältester Zeit waren die beiden Bergorte Innerberg und Vordernberg vollkommen voneinander unabhängig, sowohl was den Abbau am Berg selbst, die Versorgung mit Lebensmitteln und Brennstoff als auch die Absatzgebiete betraf. Das Innerberger Eisen nahm naturgemäß seinen Weg nach Norden, nach Steyr, ennsabwärts bis zur Donau und von dort nach Osten oder Westen. Diese ursprünglich natürliche Entwicklung wurde bald durch landesfürstliche Mandate geregelt. Bereits 1314 erfolgte für Vordernberg das Verbot, Eisen nach Norden über den Prebichl zu verhandeln.102) Zum Schutz der alpenländischen Eisenindustrie erging im Jahre 1371 der Befehl zur Beschlagnahme alles Eisens, das aus Böhmen und Bayern eingeführt wurde.103) Die Eisenordnung von König Friedrich III. aus dem Jahre 1448/49 bestimmte nun auch für Innerberg die Absatzmärkte: gesetzlich wurde nun festgelegt, dass der Verkauf von Innerberger Waren nach Süden verboten war, jedoch der Norden mit seinem Verlagszentrum Steyr hatte mit diesem versorgt zu werden.104)
Aber auch die Handelsstadt hatte kein ungemessenes, nach freiem Belieben ausdehnbares Absatzgebiet; der Teilung der Produktion entsprach eine Teilung des gesamten Handels, die durch Natur und Straßenordnung festgesetzt war. Nach den zahlreichen Eisenordnungen, die von den einzelnen Herrschern laufend bestätigt und erneuert wurden, sollte innerbergisches Eisen von der Stadt Steyr aus in die Lande Österreich ob und unter der Enns, nach der Donau hinauf ins Reich, nach Böhmen, Schlesien und Mähren gehen und durfte nur auf den hierfür bestimmten Straßen geführt werden. Den Leobnern war es streng verboten, raues oder geschlagenes Eisen, Draht, Harnischblech und dergleichen Sorten auf den Straßen des innerbergischen Eisens über den Pyhrn nach Klaus zu führen, die Traun hinunter, nach Waidhofen an der Ybbs, über die Heide ins Herzogtum ob und unter der Enns, nach Wilhelmsburg, St. Pölten, Krems, Stein und Hollenburg. Aber jene staatlich festgesetzten Absatzregelungen wurden nicht immer eingehalten. Bessere Transportmöglichkeiten und auch bessere Qualität einzelner Sorten veranlassten die Eisenhandwerker mancher Gebiete, ihren Rohstoff nicht vom zugewiesenen Stapelort zu beziehen. Die Kirchdorfer Sensenschmiede kauften ihren „Mock“ viel lieber aus Leoben, da dieser den innerbergischen an Güte übertraf und außerdem der Transport viel billiger kam. Gegen entsprechende Mauterhöhung und auf bestimmte Zeit beschränkt erhielten sie durch kaiserliche Bewilligung die Berechtigung zum Einkauf in Leoben.105) Das Gebiet um Mondsee, obwohl zum Herzogtum Österreich ob der Enns gehörig, konnte sich für seine Sensenschmieden und anderen Eisenwerkstätten die Belieferung aus Vordernberg sichern.106)
Obwohl Bayern und Schwaben Absatzgebiete für Eisen und Stahl aus Vordernberg waren, erlangten die Erzeugnisse aus Innerberg schon im 13. und 14. Jahrhundert in Süddeutschland das Übergewicht. Der Grund hierfür ist in der sehr günstigen Verbindung Steyrs mit dem Westen zu suchen; die billigere Wasserfracht erhielt vor dem formellen Vordernberg den Vorzug.107) Trotz aller Überschreitungen und Umgehungen der landesfürstlichen Ordnungen war für die Verhandlung des steirischen Stahls und Eisens eine Richtschnur gegeben und die Konkurrenz der beiden Eisenorte zurückgedrängt.
Der Verbrauch von Eisen und Stahl im Land selbst zur Erzeugung von Gebrauchsgegenständen, hochwertigen Stahlwaren, Kriegsgeräten u. a. m. erreichte mengenmäßig nie die riesigen Exportziffern der Innerberger Waren, die für die gesamte österreichische Wirtschaft zu allen Zeiten Haupteinnahmequellen darstellten; wir wollen aber vom eigenen Verbrauch ausgehend den Fernhandel betrachten.
Der eisenverarbeitende Handwerkerstand im Raum von Steyr entwickelte sich schon in früher Zeit zu hoher Blüte und wir haben hierfür die ersten schriftlichen Zeugnisse aus dem 14. Jahrhundert. Ein Zentrum der Eisenverarbeitung hatte sich hier gebildet, dessen Bewohner die Begünstigung für billigen Rohstoffbezug seit eh und je zu ihrem Vorteil ausnützten und auf diese Weise den Ruf Steyrs als Eisenstadt mitbegründeten.
Vor allem sei an das Handwerk der Messerer gedacht, den bedeutendsten und mächtigsten Handwerkszweig in Steyr, der im 16. Jahrhundert aus über 400 Meisterwerkstätten bestand und das gesamte städtische Leben wesentlich beeinflusste und mitbestimmte. Das Rohprodukt für die Messerer, die geschmiedeten Klingen, bezog man aus dem nahen Dambach, Kleinraming und Unterwald, wo in den rußgeschwärzten kleinen Klingenschmieden aus dem Innerberger Produkt, dem „Frumbstahl und Zaineisen“ die Rohklingen hergestellt wurden. Der jährliche Verbrauch der fast 200 Werkstätten belief sich im 16. Jahrhundert auf 11.000 Zentner. Zur Sicherung des nötigen Rohstoffes wurden daher eigene „Frumbwerkzeugordnungen“ erlassen, nach denen sich die Hammermeister zu richten hatten, um so die inländischen Eisenarbeiter mit genügendem und gutem Material zu versorgen.108) Auch die blühende Messerwerkstätte im nahen Steinbach, die sich schon im 15. Jahrhundert als gefährliche Rivalin neben Steyr behauptete, bezog von den Verlegern der Stadt Steyr den Rohstoff. Die Sensenschmiede des Steyr- und Kremstales mussten trotz aller Selbständigkeitsbestrebungen meist nach Steyr fahren, um den nötigen Rohstoff einzukaufen.109) Die vielen Eisenwerkstätten im Ennstal, die berühmte Nagelschmiedeinnung in Losenstein, die Scharsachschmiede in Trattenbach, die Hacken-, Huf- und Zweckschmiede des Dambachtales und nicht zuletzt die übrigen zahlreichen Eisenhandwerker der Stadt, wie Feilhauer, Nadler, Drahtzieher und Schlosser jeder Art, sie alle bezogen Stahl und Eisen, das gewonnen wurde aus Innerberger Erz.
Aber nicht nur der Industriebezirk von Steyr wurde mit diesen Rohwaren versorgt, die Eisenhandwerker im ganzen Lande ob der Enns, in Wels, in Linz, Leonfelden im Mühlviertel, der bedeutende Verarbeitungsbezirk um Waidhofen an der Ybbs und im Erlauftal wurde mit geschlagenem Zeug aus den innerbergischen Hämmern beliefert. Die Städte Freistadt, Krems und Stein, Schlüsselstellungen zum Handel nach Norden und Nordosten genossen das Recht der „eysnniderlag“, d. h. jeder, der in diesen Bezirken Eisen und Stahl verarbeiten wollte, hatte dies in den genannten Orten zu kaufen; daher entwickelten sich hier blühende Zentren der Eisenverarbeitung und Krems beherbergte schon im 13. Jahrhundert eine beträchtliche Anzahl dieser Handwerker; 1371 durfte in diesem Ort nur Eisen und Stahl ans Steyr bezogen und weiter verhandelt und verarbeitet werden — also das alleinige Bezugsrecht für Innerberger Waren wurde dadurch gesichert.110) Freistadt, am Tor nach Böhmen, war der Sitz einer Messerer- und Sensenschmiedeinnung und kann als guter Abnehmer von Eisen und Stahl zur Befriedigung seines eigenen Bedarfes angesehen werden.
Mit dem Aufschwung der gesamten Eisenindustrie zu Beginn des 16. Jahrhunderts lief eine starke Vermehrung der kleinen und schweren Hämmer, aber auch eine der eisenverarbeitenden Werkstätten parallel. Bei Rad- und Hammerwerken machte sich jedoch der Mangel an Brennstoff und Lebensmitteln unangenehm bemerkbar und auch die Missverhältnisse im Verlagswesen, die finanziellen Schwierigkeiten und besonders die starke Verschuldung der Rad- und Hammermeister gegenüber den Händlern wirkte sich in der Produktionsleistung schädlich aus; die zahlreichen neuen Eisenwerkstätten, die Sensen-, Klingen- und Nagelschmiede, litten an Eisen- und Stahlmangel; besonders groß war der Bedarf an Blechen und Stangen und Weicheisen zur Herstellung der täglichen Gebrauchsgegenstände. Dagegen fanden die Innerberger Spezialsorten, wie Scharsach- und Schwerterstahl, auch Vorderhacken- und gemeiner Hackenstahl im Land selbst nicht viel Abnehmer, sondern wurden um große Gewinne ins Ausland verhandelt. Da aus diesen finanziellen Gründen die Produktion der besten Stahlsorten gefördert wurde, die Verhandlung dieser aber laut Vorschrift mit einem bestimmten Zusatz von Weicheisen zu geschehen hatte, so kam es oftmals zu gefährlichen Stockungen in den eisenverarbeitenden Betrieben. Regierungserlässe forderten immer wieder den Bürgermeister, Richter und Rat der Stadt Steyr auf, in erster Linie die Handwerker, das Land selbst und die Hauptstadt Wien mit dem nötigen Eisenzeug zu versehen; erst nach Befriedigung des Inlandsbedarfes könnten die Ausländer versorgt werden.111) Diese Versuche, durch Absperrungsmaßnahmen eine wirtschaftliche Geschlossenheit der österreichischen Erbländer zu erzielen, waren schon deshalb zum Scheitern verurteilt, weil sowohl der Staat als auch die Händler nicht auf die ertragsreichen Exportgeschäfte verzichten mochten. Der Weicheisenmangel um die Mitte des 16. Jahrhunderts nahm so unangenehme Formen an, dass viele Werkstätten „feiern“ mussten und eine Unzahl von Akten berichten über die Klagen der Handwerker aus allen Teilen des Landes über den „so schädlichen Zeugsmangel“, durch den sie „mit weib und kint an den peltstab“ gelangen würden. Angesichts dieser Tatsachen musste sich der Kaiser zur gänzlichen Sperre der Weicheisenausfuhr, vorderhand für 1 Jahr genötigt sehen.112) Zugleich wurde angeordnet, jeden Landschmied, gleich, welches Handwerk er betreibe, „mit der Notdurft an Eisen vor den Ausländern zu versehen“.103) Das Ausfuhrverbot zog aber große Nachteile nach sich; riesige Mengen geschlagenen Zeugs sammelte sich bei den Hämmern an und blieb dort unverkauft liegen. Bedenkt man, dass Stahl doppelt so teuer kam wie Eisen, so kann man verstehen, dass die Händler immer wieder drängten, dieses Verbot aufzuheben. Auch musste das zur Verhandlung von Stahl mit versandte Weicheisen 13 mal so teuer als Stahl vermautet werden und die Absperrung bedeutete einen beträchtlichen Entgang an Mauteinnahmen.114) Um allen Unstimmigkeiten wegen ungerechter Eisenausteilung im Land ein Ende zu bereiten, kam es im Jahre 1563 auf kaiserlichen Befehl zur Errichtung der landesfürstlichen Eisenkammer zu Steyr, aus der die Schmiede in der Stadt, aus der Umgebung und auch in den entfernter liegenden Bezirken mit nötigem Rohmaterial versorgt werden sollten; der neu bestellte „Eisenkämmerer“ hatte jeden fünften Zentner oder nach Bedarf auch mehr für die Kammer einzuziehen, von wo der Kämmerer ohne Gewinn das Eisen an die Handwerker weitergeben sollte.115) Alles nach Steyr gebrachte Eisenzeug musste somit durch die Hand des Kämmerers. Leider fehlte es auch dieser so wichtigen Einrichtung am nötigen Betriebskapital; die Schmiede zahlten oftmals mehrere Monate nicht die bezogene Ware, der Kämmerer konnte deswegen mit den Händlern nicht abrechnen und es tauchten immer weitere Schwierigkeiten auf; auch wäre die Anlage eines bestimmten Vorrates für alle Fälle notwendig gewesen, doch es mangelte an der nötigen Finanzierung. Es kam so weit, dass sich die Händler weigerten, trotz kaiserlichen Befehls ihr Eisen in die Kammer zu geben, falls sie nicht bare Bezahlung erhielten.116)
Nach langen Verhandlungen erklärte sich die Stadt Steyr bereit, für die Anlegung eines Vorrates 600 fl ohne Zinsen zu leihen.117) Doch bald war auch dieser Betrag für andere Zwecke verbraucht und es gab sich die Gelegenheit für die Stadt Steyr, die Kammer in ihre Hand zu bringen; dies wurde am 13. August 1575 durch Kaiser Maximilian II. genehmigt.118) Nun trat eine Besserung in der Eisenversorgung der Handwerker ein; sie erhielten aufgrund von genauen Eintragungen in die „Tafeln“ ihre jährlich festgesetzte Menge Zeugs. Eine Stockung der Eisenproduktion zu Beginn des 17. Jahrhunderts blieb auch für die Eisenkammer nicht ohne Folgen und sie vermochte nicht die Handwerker zu befriedigen.119)
Bis zum Jahr 1625 stand die Kammer unter städtischer Leitung, von da an gelangte sie in den Bestand der Innerberger Hauptgewerkschaft und hatte weiterhin dieselben Aufgaben zu erfüllen.120)
Das Einflussgebiet der Eisenkammer erstreckte sich über das Stadtgebiet, die nähere und weitere Umgebung. Sie belieferte nun die Sensen-, Sichel- und Strohmesserschmiede im Steyr-, Krems- und Teichltal, die Sichel- und Nagelschmiede in Losenstein,121) die Messerschmiede in Steinbach an der Steyr, die Klingenschmiede von Raming, Dambach und Unterwald, die bedeutende Welser Eisenindustrie, die Linzer Handwerker, Freistadt und Leonfelden, also ganz Oberösterreich und ein Teil Niederösterreichs war in der Belieferung mit Innerberger Waren von der Eisenkammer in Steyr abhängig, die die Bedürfnisse der heimischen Verarbeitung zu regeln hatte.
Das nicht in die Kammer fließende Eisen hatte ungestörten freien Ausgang auf den festgesetzten Straßen.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts nahm die Gesamtorganisation des Eisenhandels festere Formen an; Steyr blieb zwar weiterhin die einzige Verlagsstadt, hatte also Eisen und Stahl am billigsten in der Hand, doch das Land ob und unter der Enns wurde in Bezirke geteilt, die jeweils vom „landesfürstlich privilegierten Legort“ ihren Rohstoff erhielten. Diese Stapelplätze zweiten Ranges genossen das Vorrecht des alleinigen Eisenkaufes in Steyr, was den Bürgern anderer Orte nicht gestattet war. Dieses Eisen verkauften sie dann entweder an heimische Eisenhandwerker oder machten Exportgeschäfte im großen. Bei der Vorrangstellung dieser Legorte kam es oftmals mit Steyr zu erheblichen Auseinandersetzungen, sowohl wegen des verlockenden ertragreichen Exportes der für die heimischen Handwerker zugeteilten Eisenmengen, als auch wegen der Zahlung der Verlagsgelder, die die Legorte nicht leisten wollten. Es hatten sich hier in den Legorten einige tüchtige Eisenhändler das Einkaufsrecht in Steyr erworben, hatten dafür den Steyrern Vorschüsse zu bezahlen, wofür sie jährlich eine bestimmte Menge Eisen erhielten.
In Österreich ob der Enns gab es vier dieser bevorrechteten Orte: Enns, Wels, Linz und Freistadt. Im Lande unter der Enns galten Melk, Emmersdorf, Krems und Stein und Wien als Legorte; eine selbständigere Stellung genoss Waidhofen, das drei Meilen um die Stadt die Handwerker versorgte.
Durch ihre hervorragende Verkehrslage besaßen vier dieser genannten Legorte die Voraussetzungen zum Export der Innerberger Erzeugnisse. Es waren dies: Linz, Freistadt, Krems und Wien.
Linz, die privilegierte Legstadt im Donauhandel, war die Ausfallspforte ins Deutsche Reich und erlangte dadurch im innerbergischen Eisenhandel große Bedeutung. Die Oster- und Bartholomäusmärkte in dieser Stadt sind seit dem 14. Jahrhundert nachgewiesen und erfreuten sich im 15. Jahrhundert eines sehr regen Besuches und entschiedener Vorzugsstellung im Wirtschaftsleben des ganzen Landes. Diese Märkte galten als Treffpunkt für Kaufleute aus dem Westen, dem Deutschen Reich, Holland, aus dem Nordosten; neben Händlern aus Regensburg und Köln, den alten Handelsmetropolen, nahmen im 15. und 16. Jahrhundert auch Vertreter aus Augsburg und Nürnberg eine führende Stellung ein. Diese oberdeutschen Kaufleute und die Textilhändler aus den Sudetenländern, die hier ihre Waren verkauften und als Rückfracht Eisen mitnahmen, bildeten die Hauptmasse der Besucher jener Märkte.122) Im Eisenhandel spielten also die ausländischen Kaufleute eine wichtige Rolle. Der Verkauf selbst blieb den Steyrer Bürgern vorbehalten, die auf den Linzer Märkten mit den Ausländern beste Geschäftsabschlüsse tätigten. Die Linzer Händler suchten daher selbst die Exportgeschäfte abzuschließen und führten deshalb mit der Stadt Steyr einen zähen, aber erfolglosen Kampf; Linz blieb weiterhin nur Treffpunkt für die Eisenhändler aus Steyr und die Kaufleute aus dem Ausland. Dis Erträgnisse aus den Märkten zu Linz und Krems stellten für die Eisenhändler Steyrs die wichtigste Einnahmequelle dar, ohne die sie dem Kaiser keine Darlehen geben konnten.123) Von Linz aus ging also die weitaus bedeutendste und ergiebigste Ausfuhr nach Westen und Nordwesten, in das Reich, bis an die Hafenstädte der Nord- und Ostsee: Von hier wurde das Eisen weiter nach England und Spanien, ja sonor nach Übersee verhandelt. Aber beträchtliche Mengen der Innerberger Qualitätserzeugnisse — Scharsach- und Schwerterstahl und Weicheisen — wurde im Deutschen Reich zur Versorgung der eigenen Gebiete verwendet.
Über Linz gingen also die Stahl- und Eisentransporte die Donau aufwärts bis Passau, einem bedeutenden Handelszentrum, das wie Regensburg schon seit dem 13. Jahrhundert als Ausfuhrort für steirischen Stahl nachgewiesen werden kann. Diese Handels- und Industriestadt beherbergte schon im 13. Jahrhundert eine blühende Schwerter- und Messererzunft, die Innerberger Edelstahl weiter verarbeitete; ja zur Zeit des Stahlmangels um die Mitte des 16. Jahrhunderts, als für das Reich das Ausfuhrverbot erlassen wurde, kamen viele Klagebriefe nach Steyr, dass „ettliche hundert vom Handwerk lassen, etwas anderes beginnen oder auswandern“ müssten.124) Regensburg, die alte Handelsmetropole an der Donau, stand wegen des Stahlexportes seit ältester Zeit mit Steyr in Verbindung und man kann aus den Stadtrechtsbestimmungen für Steyr vom Jahre 1287 auf die Anwesenheit von Regensburger Kaufleuten in unserer Stadt schließen; die erheblichen Mauterlässe, die Steyrer Kaufleute in Regensburg genossen, sind nur als Ausdruck engster Handelsbeziehungen zu erklären.125)
Einkäufer von Augsburg, Ulm und Nürnberg, den drei sehr bedeutenden deutschen Wirtschaftszentren, aus Deggendorf, Straubing, Amberg, Nördlingen und Vilshofen kamen um die Mitte des 16. Jahrhunderts nach Steyr.126) In dieser Zeit hatten die Geschäftsbeziehungen mit Steyr bereits feste Formen angenommen; der Eisenhandel der einzelnen Orte lag in bestimmten Händen und gewisse Häuser führten den Eisenverlag. In Nürnberg hatte der bedeutende Stand der „Steyrer Eisenhändler“ das alleinige Recht, Stahl und Eisen aus Steyr zu führen; sie besaßen auch in Steyr Niederlassungen, die sie entweder im Wege des Ankaufs hiesiger Handelshäuser oder als Faktoreien einrichteten.127) Ohne Rücksicht auf guten oder schlechten Geschäftsgang verpflichteten sich diese, das Eisen von Steyr zu beziehen, und waren wegen ihrer Verlässlichkeit im Verlag stets gerühmt. Diese wurden auch in Zeiten geringerer Stahlproduktion bevorzugt behandelt und auch keine neuen Verträge abgeschlossen.128) Die Vertreter der großen reichsstädtischen Kaufhäuser, auch Oberländer genannt, nahmen also seit dem Mittelalter im Land ob der Enns den Eisen- und Stahleinkauf sowie den Verkauf von Tuch und überseeischen Waren vor, erlangten eine beachtliche Stellung und hatten sich im Verlagswesen eine fast unentbehrliche Position geschaffen. Ihre höchste Macht erlangten sie bis zum 16. Jahrhundert, dann scheint ihr großer Einfluss durch die Differenzen der Glaubensbekenntnisse untereinander geschwächt und auch der Export ins Deutsche Reich nimmt rasch ab.129) Durch die Vermittlung dieser oberdeutschen Kaufleute kam Innerberger Stahl und Eisen von dort aus weiter nach Sachsen, Brandenburg, Pommern. Stettin. Preußen, Danzig, Braunschweig, nach den Seestädten Hamburg, Lübeck,130) Köln, nahm von hier den Weg nach den niederländischen Märkten. Antwerpen und Brüssel, nach Frankreich und gelangte von dort weiter nach England, Spanien, ja sogar bis Persien und Indien.131)
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erlitt der Export ins Deutsche Reich eine empfindliche Einschränkung. Aufgrund der Feindschaft zwischen Habsburg und den Herrscherhäusern von Frankreich und England wurde ein Ausfuhrverbot auf Innerberger Erzeugnisse erlassen, da man bei deren Einfuhr eine Schädigung der österreichischen Interessen fürchtete. Nur an solche Käufer wurde in Steyr Eisen und Stahl abgegeben, die bescheinigen konnten, dass dies nicht auf feindliches Gebiet gelangen würde. Die oberdeutschen Kaufleute erhielten diese Bescheinigungen von ihren Stadtobrigkeiten ausgestellt: daraufhin erhielten sie „Paßbriefe“, die für eine Lieferung bis zu 500 Zentner von den Steyrer Behörden, von 500 bis 1000 Zentner von der n.ö. Regierung und Kammer, für noch größere von der Hofkammer ausgefertigt sein mussten.132) Jener Passbriefzwang hatte jedoch eine schwierige Lage beim Verschleiß von Scharsachstahl zur Folge und, es stockte fast gänzlich die Verhandlung ins Reich. Ein Bittgesuch der Steyrer Händler wegen Aufhebung des Passbriefzwanges gibt Einblick in die Verhältnisse.133) Für Kriegsrüstungen des Reiches aber hatten die Steyrer jederzeit Stahl zu liefern.134) Neben diesen außenpolitisch ungünstigen Umständen wirkten sich die inneren Unstimmigkeiten im Eisenwesen hemmend auf den Absatz aus. Qualitätsverschlechterungen waren nun häufig anzutreffen und neu aufgekommene ausländische Bergwerke bereiteten dem alteingeführten steirischen Stahl gefährliche Konkurrenz.135) Seit dem Ausbruch des 30-jährigen Krieges trat infolge der allgemeinen Unsicherheit auf den Verkehrswegen und der sehr großen Teuerung ein merklicher Verfall im Absatz ein, von dem sich das Eisenwesen nur langsam erholte. Allerdings schloffen die einflussreichen Steyrer Eisenbürger im Namen der Hauptgewerkschaft die oftmals gewinnbringenden Geschäfte mit deutschen Händlern ab, jedoch ist deren Geschäftsgebarung sehr undurchsichtig. So konnte in den Jahren 1721—1740 68.860 q Scharsachstahl nach Regensburg ausgeführt werden.136)
Ein Überblick über die Mengen des ins Reich verhandelten Stahls und Eisens ergibt folgendes Bild:137)
1568 11.615 q Scharsachstahl 4.068.25 q Weicheisen
1569 14.000 q Scharsachstahl 4.000 q Weicheisen
1595 19.480 q Scharsachstahl
1600 14.021 q Scharsachstahl
1604 17.575 q Scharsachstahl
1614 12.000 q Scharsachstahl
Im Jahre 1720 wurde insgesamt an Scharsachstahl nach Steyr 23.640 q geliefert; von den ausländischen Stahlhändlern im Reich wurden für den bezogenen Scharsachstahl 24.162 fl 1.10138) bezahlt;
1725 15.992 q Scharsachstahl — 32.672 fl 3.10,
1730 18.014 q Scharsachstahl — 25.615 fl 5.10,
1735 18.263 q Scharsachstahl — 23.693 fl . 20,139)
1740 17.247 q Scharsachstahl — 16.660 fl 5.10,
1750 19.979 q Scharsachstahl — 32.407 fl 6.21,
1755 20.489 q Scharsachstahl — 31.885 fl 5.10,140)
1784 wurden von der ausländischen Stahlhandlung im Reich 22.139 q Stahl und 4.191 q Eisen bezogen.141)
Eine zusammenfassende Betrachtung über den Export von Innerberger Stahl und Eisen ins Deutsche Reich bis zur Aufhebung aller Verschleißordnungen am Ende des 18. Jahrhunderts ergibt Folgendes: Von allen Erzeugnissen des steirischen Eisenwesens stand als weitaus wichtigster und ergiebigster Ausfuhrartikel der Innerberger Scharsackstahl ins Deutsche Reich an erster Stelle. Dieser fand fast immer besten, ja oft reißenden Absatz. Die Erzeugung von Scharsachstahl wurde zuungunsten der im Inland benötigten Stahlsorten gesteigert. Es betrug die Ausfuhr nach Deutschland mehr als zwei Drittel der Gesamtproduktion und die Verhandlung stellte sich angesichts des hohen Preises für diese Qualitätsware zu allen Zeiten sehr ertragreich.
Freistadt erhielt schon im Jahre 1277 von König Rudolf I. das Stapelrecht auf alle Waren, die nach Böhmen gingen oder von dort kamen und wurde dadurch zu einer wirtschaftlichen Sperrfeste gegen Böhmen.
Besonders zur Zeit der Luxemburger wurde der Zwang zur Benützung der Freistädter Straße und das Niederlagsrecht scharf gehandhabt. Freistadt war das Tor nach Norden und Nordosten und es entwickelte sich daher hier bedeutendes Handelszentrum. Für Innerberger Erzeugnisse galt der Ort als Umschlagplatz nach Böhmen und Mähren, von wo die Waren weiter nach Polen und Russland verhandelt wurden; jene Gebiete galten als Hauptausfuhrländer für Innerberger Stahl und Eisen, aber auch geschmiedete Waren, wie Sensen, Sicheln, Strohmesser, Nägel und Messerwaren aller Art, sogenanntes „Eisengeschmeide“ wurde in reichem Ausmaß von Freistadt nach Norden weiterverhandelt. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde von der n.ö. Regierung befohlen, nach Freistadt jährlich um 20.000 Gulden geschlagenes Zeug zu liefern.142)
Auch bei der Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625 zeichneten die Freistädter Eisenhändler einen Betrag von 18.000 Gulden als Verlagsgeld, die Wiener dagegen nur 12.000 Gulden und die Linzer gar nur 2000 Gulden.143)
Das für den Norden bestimmte Eisen gelangte von Steyr die Enns hinunter bis Mauthausen, wo es auf Pferdegespanne umgeladen und auf dem Landweg weiter verfrachtet wurde; dieser Landtransport verteuerte die Waren sehr, was aus den Preissatzungen zu ersehen ist.144)
Auch der Eisenhandel nach Niederösterreich erfolgte auf der Donau über bestimmte Orte, die eine Eisenniederlage und landesfürstliche Mautstatt hatten.
Von den bereits genannten erlangte die Stadt Krems eine wesentliche Bedeutung im Eisenhandel.145)
Schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts sind in Krems Eisenhändler nachgewiesen146), die aus Steyr ihre Waren bezogen, da der Einkauf von Eisen und Stahl aus anderen Orten verboten war. Im 15. Jahrhundert hatten die beiden Donaustädte Krems und Stein drei Handels- und Niederlagsprivilegien erhalten, die im Laufe des 16. Jahrhunderts offiziell als Eisenniederlage der beiden Städte anerkannt wurden.
Die Eisenhändler von Steyr und die Verarbeiter von Eisen der Eisenwurzen durften das Rohmaterial und ihre Erzeugnisse im Land unter der Enns nördlich der Donau nur in Krems und Stein verkaufen. Hier waren 6 Händler allein berechtigt, den Weitervertrieb im Land sowie nach Böhmen und Mähren und weiter nach Norden durchzuführen; diese bevorzugten Händler nannte man „Gegenhändler“, von denen 4 in Krems und 2 in Stein ihren Sitz hatten.
Das Eisen wurde durch Schiffleute von der Enns auf der Donau nach Stein gebracht und dort an der landesfürstlichen Maut verzollt. Nach dem Mauttarif von 1523 scheinen folgende Eisenwaren auf, die außer den Ackergeräten und Hacken durchwegs aus Steyr stammten und zwar: geschlagenes Eisen und Stahl, Sensen und Sensenknüttel (halbfertige Sensen), Sicheln, Feilen, Nägel, Hufeisen, Schwerter. Rapiere, Dolche, Brotmesser und andere Messer: diese und auch sonstige geschmiedete Waren wurden ausdrücklich als für „Behaimb“ bestimmt angeführt. Diese Waren stellten zugleich die Gegen- fracht für den in Krems und Stein seit ältesten Zeiten blühenden Weinhandel sowohl auf der Donau als auch nach Norden bis Schlesien.
Der größte Absatz wurde stets auf den beiden Kremser Jahrmärkten erzielt, von denen der Simonimarkt (28. Oktober) die meisten Käufer anlockte. Die Kremser Märkte waren für Steyr lebenswichtig, dass sich darnach die Einkäufe von Rohstoffen der Händler richteten. Wie uns aus den Jahren 1537 und 1586 überliefert ist, mussten sich auch die Ausgaben des Magistrates weitgehendst auf diese Einnahmsquelle stützen. Der Kremser Eisenhandel nahm in seiner Blütezeit beachtlichen Umfang an: im Jahre 1556 und 1563 wird er nachgewiesen nach Schlesien. Polen, Russland und Türkei. Die Wiener sahen neidvoll die ertragreichen Geschäfte der Kremser und beschwerten sich beim Kaiser, vor dem sich letztere wegen Eisenausfuhr nach der Türkei, die verboten war, zu verantworten hatten. Einige Zahlen mögen uns die Ausdehnung des Kremser Eisenhandels vor Augen führen: so wurden in der ersten Hälfte des Jahres 1565
9.500 Zentner Eisen und Stahl
856 Zentner Blech
790 Pflugeisen
15.506 Stück Sensenknüttel verkauft,
im März 1604 1598 Zentner Eisen und Stahl. Die jährliche Durchschnittsmenge betrug 20.000 Zentner Rohmaterial; damit erreichte Krems die höchste Exportziffer von Österreich und nur Händler aus dem übrigen Reich bezogen größere Mengen. Der Geld- und Warenverkehr der beiden Orte gestaltete sich sehr eng. Voranzahlungen für die zu liefernden Waren wurden von den Steyrern entgegengenommen. Die Steyrer besaßen Häuser und Gewölbe, also Niederlagen in der Donaustadt und auch verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Steyrer und Kremser Eisenbürger vertieften die gemeinsamen Geschäftsinteressen. Obwohl der Dreißigjährige Krieg schwere wirtschaftliche Schädigungen brachte, so waren im Jahre 1668 mit Krems schon wieder schöne Geschäfte im Gange; 2000 Zentner Stahl und 4000 Zentner Eisen um 48.030 Gulden haben in diesem Jahre die 6 dortigen Eisenhändler erworben und zur selben Zeit schlossen Breslauer Händler um fast 10.000 Gulden in Krems Geschäfte ab. Seit dem Jahre 1643 jedoch war den Eisenhändlern von Krems, Freistadt und Wien kraft kaiserlichen Erlasses der Auslandshandel völlig entzogen, da diese Legorte den festgesetzten Verlag nicht zahlen wollten und die Gewerkschaft schloss bis zum Jahre 1668 mit den ausländischen Händlern selbst die Verträge ab.148) Der neu erwachte Fernhandel mit Eisen wurde durch die Türkenkriege bald wieder sehr eingeschränkt, infolgedessen die Eisenhandlung zu Stein aufgelassen wurde; es gab seit 1717 in Krems 6 Eisenhändler, die sich 1741 zu einer Kompagnie zusammenschlossen und 1744 durch Maria Theresia ihre alten Vorrechte bestätigt erhielten; dieser Gunstbeweis brachte eine letzte Nachblüte der Kremser Eisenhandlung, die aber um die Mitte des Jahrhunderts rasch abnahm und durch das Freihandelspatent Josef II. von 1781 einem raschen Verfall entgegenging, der 1816 mit der Auflösung der Kremser Eisenkompagnie seinen Abschluss fand.149)
Als letzte der vier bedeutendsten Legstätte für Innerberger Waren sei die Handelsmetropole und Reichshauptstadt Wien genannt. Durch ihre natürliche Vorzugsstellung am Brückenkopf zwischen Alpen und Sudeten und Ungarn erlangte diese Stadt eine wichtige Stellung auch im Eisenhandel. Wohl hatten hier die Erzeugnisse aus Innerberg unter Konkurrenz der Vordernberger schwer zu leiden, die zumeist den großen ungarischen Absatzmarkt versorgten. Innerberger Waren nahmen von Wien aus den Weg nach dem Nordosten. Von Steyr bis Wien erfolgte der Transport auf dem Wasser in Verbindung mit dem Holzhandel und auf dem ganzen Wege genossen die Steyrer Mautprivilegien und besonderen Schutz.150) Auch von Wien aus kam nicht nur Innerberger Rohware, sondern in großem Maße auch Eisengeschmeide in den Handel, besonders Steyrer Messer, die nach Ungarn weitergeliefert wurden.
Die fast zweihundertjährige Besetzung eines großen Teiles von Ungarn durch die Türken bewirkte eine weitgehende Lahmlegung des Handelszuges nach dem Osten. Außerdem wurde ein Einfuhrverbot für Eisenzeug erlassen, um dem Erbfeind nicht die Kriegswaffen in die Hände zu liefern. Sogar nach dem siegreichen Vordringen der kaiserlichen Truppen und nach der Eroberung Ofens vermochten die dringenden Gesuche der Hauptgewerkschaft beim Kaiser keine Genehmigung zur Eisenausfuhr nach dem Südosten zu erhalten; die Hoffnungen auf neue Absatzmärkte waren vergeblich. Dann versuchte die 1719 zu Wien gegründete „Oesterr.-Ung.-Orientalische Handelskompagnie“ für Innerberger Waren in der Türkei und Vorderasien Absatzgebiete zu gewinnen, doch auch diese Bemühungen scheiterten, da der Hofkriegsrat neuerlich seine Bedenken dagegen aussprach und außerdem schwedisches Eisen durch die Seemächte eingeführt wurde.151)
Wie in den anderen Legorten hatte auch hier eine bestimmte Anzahl Eisenhändler, „zwölf bürgerliche Eyssler“, das alleinige Recht zum Ein- und Verkauf von Eisen und Eisenwaren inne, das sie zu allen Zeiten hastig verteidigten.152) Überblickend sei von der Entwicklung des Exportes von Innerberger Waren noch folgendes gesagt:
Die Ausfuhr ins Deutsche Reich auf der Donau und von dort weiter nach West- und Südeuropa, nach Vorder- und Mittelasien stand an erster Stelle. Der Bedarf dieser Länder an hochwertigem Scharsachstahl war zu allen Zeiten beträchtlich, ja oftmals konnte er nicht gedeckt werden. Die Verlagssummen der deutschen Handelshäuser überragte daher auch alle anderen;153) man muss dabei jedoch bedenken, dass der ins Reich verhandelte Stahl nicht nur der beste, sondern auch der teuerste war und daher mehr Verlagsgeld bezahlt werden musste als für mindere Sorten, die eben von anderen Legorten versendet wurden.
Den zweiten Hauptabsatzplatz stelle der Norden und Nordosten durch Vermittlung der Handelsplätze Freistadt und Krems; halb fertige Hammerware aber auch geschmiedete Fertigwaren fanden von diesen Orten aus bedeutenden Absatz.
Der Handel über Wien nach dem Osten und Südosten wurde infolge der Kriege gegen die Türken lange Zeit zurückgedrängt und erfuhr erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts eine neuerliche Belebung; allerdings gingen über Wien nach Osten und Südosten meist Fertigwaren, deren Export vor dem 16. Jahrhundert sehr große Bedeutung erlangte.
Bei dem Riesenumfang, den der innerbergische Eisenhandel angenommen hatte, war das Preisproblem nicht nur für die Händler, sondern ebenso für den Staat von wesentlicher Bedeutung. Es galt daher für den Landesfürsten als wesentliche Pflicht, die Regelung der Eisenpreise zu übernehmen; dies erfolgte durch landesfürstliche Kommissionen, die, falls sich die Notwendigkeit ergab, Änderungen vorzunehmen hatte.
Die älteste Preisfestlegung stammt aus der Zeit König Friedrich III. vom Jahre 1448/49; in dieser wurde sowohl für Roheisen, als auch für alle Sorten Hammerwaren die Höhe der Preise festgesetzt. Genannte Satzung war, wie alle folgenden, bindend für die ganzen Erblande; sie erstreckten sich auf Festsetzung der Löhne der an der Wurzen beschäftigten Arbeiter, auf Roheisenpreise und auf Hammerwaren sowohl für Steyr als auch für die einzelnen Legorte.
Das Bedürfnis nach erhöhten Preisen trat in erster Linie bei den Radmeistern auf: sie gaben meist Anstoß zu neuem Eisensatz, denn jede Teuerung von Holz, Kohle und Lebensmitteln wirkte sich unmittelbar bei ihnen aus. Als Hauptursachen für Preissteigerungen können daher oftmals der immer größer werdende Mangel an Holzkohle, deren hohe Beschaffungskosten, schlechte Straßenverhältnisse und gefährliche Wasserwege angesehen werden. Schwere Unwetter zogen katastrophale Folgen nach sich: der Flussverkehr war lahmgelegt, Ross- und Schiffweg konnte nicht benützt werden und die Getreidepreise stiegen sprunghaft in die Höhe.154)
Man suchte einen Ausweg, indem man höhere Preise für Rohmaterialien erzielen wollte. Wohl wurden nach jahrelangen Verhandlungen Preiserhöhungen erreicht, inzwischen waren aber schon wieder neue Forderungen dringender geworden. Erreichten aber die Radmeister endlich eine Steigerung ihrer Preise, dann stellten die Hammermeister ebenso ihre Forderungen, denn jede Verteuerung traf zwangsläufig auch sie. Diese mussten nicht nur die Kosten für Proviant, Holz und Kohle bestreiten, sondern der Reinertrag aus dem Eisen wurde außerdem noch durch den unvermeidlichen „Hindangang im Feuer“ geschmälert.155) Ein ständiges Ringen um die Festsetzung der Eisenpreise können wir bis tief hinein in das 18. Jahrhundert verfolgen; erst die Aufhebung aller Verschleiß- und Preissatzungen durch Josef II. im Jahre 1781 stellte jedem Erzeuger auch die Preiserstellung frei.
Die Eisensatzungen wurden in erster Linie für die weiterverarbeitenden Handwerker erlassen, an die der Rohstoff um angemessenen Preis abgegeben werden sollte. Die Käufer erhielten durch die Preisfestlegung gewisse Anhaltspunkte für ihre Kalkulationen und es wurde somit der schädlichen Preistreiberei ein Riegel vorgeschoben. Jedoch die kaiserliche Kanzlei konnte sich mit ihren Bemühungen um feste Preise nicht durchsetzen, wenngleich das Streben nach gerechten Preisen in den drei Gliedern vorhanden war. Die staatlichen Maßnahmen machten vor den Interessen der Eisenhändler selbst nicht halt, denn auch der Staatshaushalt konnte durch gesteigerte Eisenausfuhr wesentliche Einnahmen verzeichnen! Es galt noch in der Eisenordnung vom Jahre 1560 der „ainige gleiche Kauf gegen In- und Ausländer“.156)
Die Fremden sprengten aber selbst die Fessel, ihnen war das alpenländische Eisen unentbehrlich und sie versuchten daher mit allen Mitteln, so viel als möglich in ihre Hände zu bekommen. Oberdeutsche Händler köderten daher durch vorschriftswidrige, hohe Preise beträchtliche Mengen der Produktion, gaben sogar an die Radmeister Vorschüsse und schlossen mit den Händlern Steyrs geheime Kontrakte. Dies geschah bereits in einer Zeit, als die Preise für Ausländer noch verbindlich waren;157) zum Teil ist die zeitweise Verödung des inländischen Markts darauf zurückzuführen. Aber nicht nur der Menge, auch der Qualität nach waren die Ausländer begünstigt. Die Kaufleute von Steyr nahmen unreelle Teilung der angelieferten Rohwaren vor, stellten die qualitativ besseren gegen entsprechende Preiserhöhung für die Ausländer bereit, die schlechteren Waren verkauften sie an heimische Handwerker. Auch die einzelnen Legorte verfolgten diese Grundsätze und die Regierung war gezwungen einzugreifen, wie uns von Krems schon aus dem Jahre 1550 berichtet wird.158)
Die hohen Gewinne, die sich aus der Verhandlung ins Ausland ergaben, brachten die Forderungen des Inlandes zum Schweigen! Wohl hatten die staatlichen Preisordnungen versucht, die „bürgerlichen Gewinne“ der Händler von Steyr und den einzelnen Legorten zu regeln, sie unter Berücksichtigung aller Frachtspesen festzusetzen und somit zu beschränken; so wurden Gewinne der Kremser Händler auf nur 1 Schilling pro Zentner festgelegt und trotzdem kamen alle Eisenherren zu bedeutendem Wohlstand und Reichtum. (Paritäten sind den Anmerkungen zu entnehmen.) Nach der Preissatzung von 1626, die ausschließlich nur für den Verkauf an inländische Konsumenten Gültigkeit hatte, war den Preissätzen im Auslandshandel auch gesetzlich keine Grenze mehr gesetzt. Der Verschleiß in ausländische Gebiete konnte nun rechtmäßig nach beliebig hohen Preisen erfolgen; dies nützten die Steyrer auch zur Genüge aus und verhandelten den Zentner Scharsachstahl, den sie um 7 Gulden im Inland absetzten, um 13 Gulden ins Reich nach Köln.159) Im Jahre 1506 mussten die Händler von Freistadt, Krems und Wien den Zentner Scharsachstahl im Hinblick auf den großen Gewinn bei der Verhandlung ins Ausland um 1 Gulden per Zentner über den getroffenen Eisensatz bezahlen und trotzdem blieb ihnen eine schöne Gewinnspanne;160) die Einnahmen durch die Verhandlung im Inland wurden ja weit übertreffen durch die gewinnbringenden Geschäfte im Ausland.
Die Preispolitik der Regierung muss als zweischneidig angesehen werden: Sie versuchte einerseits den inländischen Handwerkern entgegenzukommen, vermochte aber nicht mit voller Kraft die oft ungesunden Verhältnisse in den Handelshäusern zu beseitigen. Wesentlich und bestimmend hierfür dürfte wohl der häufige Geldmangel der Landesfürsten gewesen sein, die die Eisenherren oftmals als Geldgeber nur zu notwendig brauchten; aber auch das Maut- und Zollwesen nahm durch den Eisenfernhandel große Beträge ein, die dem Fiskus zugutekamen. Bei einem stabilen Geldwert, gleichbleibenden Lebensmittel- und Kohlepreisen könnte die Festlegung der Preise sicherlich als ein Vorteil angesehen werden; doch nur selten wurde das gesunde Verhältnis: 1 Zentner Roheisen ist gleich 1 Metzen Weizen erreicht.161) Die Ordnungen, die oft mehrere Jahrzehnte Gültigkeit hatten und nach langen Verhandlungen erst abgeändert werden konnten, gestatteten in ihrer Starrheit kein Anschmiegen an die augenblickliche wirtschaftliche Lage. Somit blieb auch das Preisproblem ungelöst.
Wie wirkten sich nun die Preisregelungen für die Stadt Steyr aus?
Das große Privileg von 1287 gab den Steyrern Eisen und Stahl zu billigstem Preis in die Hand, den zwei ehrsame Ratsbürger festsetzen mussten. Da infolge günstigster Preiserstellung die Handwerker das Rohmaterial billig einkaufen konnten, breitete sich das Eisen- und Stahlgewerbe in und um Steyr mächtig aus; billiger Rohstoffeinkauf bedeutet ja die Grundlage für jede industrielle und gewerbliche Betätigung. Auch bei amtlichen Preisfestsetzungen in späterer Zeit lagen die Eisen- und Stahlpreise in Steyr immer tiefer als in anderen Legorten, was ja zum Teil in der nahen Verbindung mit den Hammerwerken begründet war. Jede Preiserhöhung betraf naturgemäß auch die Verlagstadt Steyr, doch genoss die Stadt dank ihrer alten, verbrieften Beziehungen mit dem innerbergischen Eisenwesen preisliche Begünstigungen größten Ausmaßes, die sich bis ins 20. Jahrhundert für die Eisenhandwerker vorteilhaft auswirkten.
An erster Stelle unter den von der Hauptgewerkschaft gewährten Benefizien sei das „6-Pfennig-Gefälle“ erwähnt; von jedem Zentner Stahl oder Eisen, der nach Steyr kam oder unterwegs in Losenstein für die dortigen Nagelschmiede abgelegt wurde, hatte die Hauptgewerkschaft 6 Pfennige an die Stadt-Kasse zu bezahlen. Dieses Gefälle wurde als eine Art Steuer an die Stadt bezahlt und trotz mancher Versuche der Gewerkschaft zur Aufhebung vom Jahre 1626—1798 regelmäßig entrichtet. Die eingelaufenen Beträge ergaben im Jahre durchschnittlich 1400 Gulden.162)
An zweiter Stelle stand das „Vorderhackenstahlbenefiz“, das der Bürgermeister der Stadt Gregorius Schinnerer im Jahre 1678 für die Eisenhändler und Eisenhandwerker in Steyr erwirkte. Laut Preisvergleich vom 20. August 1678 wurden neue, erhöhte Scharsachstahlpreise festgesetzt, in die der Bürgermeister nur dann bereit war, einzuwilligen, wenn die Steyrer ein Benefizium erhielten.163) Die Gewerkschaft ging darauf ein und verpflichtete sich, den Steyrer Händlern und Handwerkern, die den neuen Scharsachstahlpreis bezahlen mussten, das sind 8 Gulden 2 Pfennige, für jeden Zentner bezogenen Scharsachstahls 30 Kreuzer in Form von Vorderhackenstahl am Ende jeden Jahres rückzuvergüten; dies war die Höhe der Steigerung. Außerdem verpflichtete sich die Gewerkschaft, in Anbetracht des hohen Preises, den Steyr für Scharsachstahl bezahlen muss, dem dortigen Magistrat jährlich 125. Zentner Vorderhackenstahl zu liefern. Sollten aber die Eisenhändler diese Scharfachstahlabgabe missbrauchen und mehr von diesem Stahl ins Ausland oder nach den Legestätten Krems, Freistadt und Wien verführen als sie selbst bei diesen arbeiten liehen, hotten die Händler 150 Gulden an die Gewerkschaft zu bezahlen. Ebenso viel hatte ein Steyrer Handwerker an jene Stelle abzuliefern, wenn er Scharsachstahl bei der hiesigen Eisenkammer nicht mehr für sich, sondern um bares Geld für auswärtige Abnehmer verhandeln wollte. Aus diesen strengen Strafen kann man ersehen, dass die Händler viel eher geneigt waren, ihre billige Ware um großen Profit ins Ausland zu verhandeln als den Handwerkern zu überlassen; anderseits verdienten auch diese durch die Verhandlung des günstig eingekauften Rohstoffs mehr als durch den Verkauf der Fertigwaren.
Die Hauptgewerkschaft hatte einige Male versucht, auch dieses Benefiz zu umgehen, sandte statt der vereinbarten Sachwerte Bargeld und forderte bei der Eisenknappheit von 1730 höhere Preise als man vereinbart hatte.164) Ebenso wie das 6-Pfennig-Gefäll erhielt dieses Benefiz im Jahre 1798 seine endgültige Regelung.
An dritter Stelle sei auf das „Eisenbenefiz“ verwiesen, das auch den „Eisenhändlern, Feuerarbeitern und Manufakturisten“ Steyrs zugutekam. Laut Vergleich vom 11. November 1768 hatten alle Glieder des Eisenwesens für genannte drei Benefizien ihre Einwilligung gegeben. Es betrug in den Jahren 1782—1793:
das 6-Pfennig-Gefäll für die Stadt Steyr 9.025 Gulden
das Vorderhackenstahlbenefiz für die Händler und Handwerker 2.400 Gulden
das Eisenbenefiz ebenso 54.092 Gulden
Letzteres hatte die Gewerkschaft an die Eisenhandwerker, d. i. für jeden Zentner Mittelzeug und Eisen, der nach Steyr ging, 8 Kreuzer zu überweisen.165) In der Folge häufen sich Klagen über diese großen Zahlungen, die die Gewerkschaft nach Steyr abzuführen hatte; sie alle fanden durch den Kaufkontrakt von 1798 ihre endgültige Regelung.166) Um den Betrag von 685.000 fl verkaufte die Stadt Steyr ihre gesamten Verlagsrechte im Innerberger Eisenwesen an die Kanal- und Bergbaugesellschaft in Wien, die sich zur Entschädigung für die Aufgabe der alten Rechte der Stadt zu wichtigen Zugeständnissen verpflichten musste, die zum Teil für die heimische Eisenverarbeitung große Bedeutung erlangten. Diese Gesellschaft hatte sich verbunden, für die bürgerlichen Feuerarbeiter der Stadt das 30-kr-Stahl- und das 8-kr-Eisenbenefiz durch Pauschalbetrag von 4200 fl jährlich bar an die Stadtkasse abzuführen; diese hatte den Betrag im Verhältnis zur Abnahme unter die betreffenden Feuerarbeiter zu verteilen. Zweitens war sie gewillt, auch das 6-Pfg.-Gefäll als auf immer gültige Handlungssteuer durch den Gesamtbetrag von jährlich 1080 fl zu bezahlen; insgesamt betrugen die jährlichen Abgaben 5400 fl. Die Gesellschaft verpflichtete sich auch, ein offenes Lager all ihrer Erzeugnisse zu halten, das sich seit 1894 nicht mehr im Innerbergerstadl, sondern bei der Firma Amort am Stadtplatz in Steyr befand, von wo auch die Stahllieferungen der nunmehrigen Alpinen Montangesellschaft an die Feuerarbeiter der Stadt erfolgten und mit dem Benefizbetrag abgerechnet wurden. Bis nach dem Ersten Weltkrieg wirkten sich für die Stadt und ihr Eisengewerbe diese Preisbegünstigungen vorteilhaft aus und noch im Jahre 1922 genossen die Feuerarbeiter der Stadt diese Zahlungserleichterung, die ihnen in den Zeiten schwersten Existenzkampfes viel geholfen hatte.167) In jenem Jahre stellte die Alpine Montangesellschaft den Antrag auf Zahlung einer Abfindungssumme in Höhe von 300.000 Kronen, der jedoch von der Stadt nicht angenommen wurde, sodass bis zum heutigen Tage dieses nunmehr ruhende Rechtsverhältnis weiter besteht.168)
Standorte der Steyrer Eisenhändler und der eisenverarbeitenden Gewerbe im 16. Jahrhundert
Der Stand der Eisenhändler.
Die Bürger der sieben landesfürstlichen Städte im Lande ob der Enns, zu denen auch Steyr zählte, besaßen kraft deren Sonderstellung im mittelalterlichen Wirtschaftsleben wesentliche Vorrechte. Das Privilegium von 1372 verbrieft für diese Städte die alleinige Berechtigung zum Handel, und zwar waren nur deren Bürger zum Handel inner- oder außerhalb des Landes berechtigt, durften ausländische Händler nur in diesen Städten bei den Bürgern oder durch deren Vermittlung ein- und verkaufen und alle auf dem Lande erzeugten Waren mussten nach Befriedigung des Eigenbedarfs in diese Städte zum Verkauf gebracht werden; auf dem flachen Land war nur zu Jahrmarktszeiten der Handel gestattet. Aus diesen besonderen Privilegien ergibt sich die Rechtsstellung des Bürgerstandes: Dieser allein war Träger und Nutznießer der vollen Freiheitsrechte. Bürger und Kaufleute führten aber nicht nur den Handel mit allen Kaufmannsgütern, sondern hatten fast die alleinige Berechtigung zur Führung der Stadtverwaltung und besetzten das Gericht.169)
Diese allgemeine Entwicklung traf auch für den Sonderfall Steyr zu. Seit den Anfängen eines geregelten Abbaues am steirischen Erzberg war diese Stadt der Sitz des Eisenhandels nach Westen, Osten und Norden und zugleich auch das Zentrum der Händler: Es waren ja weder die Hammerherren noch die Eisenhandwerker — mit Ausnahme der Messerer — befugt, die von ihnen hergestellten Eisenwaren selbst in den Handel zu bringen, sondern waren darauf angewiesen, den Vertrieb ihrer Erzeugnisse durch die Steyrer Händler besorgen zu lassen. Hier am Stapelort wickelten diese ihre Geschäfte ab und schon im 13. Jahrhundert spielte jene Gilde der Eisenhändler eine bedeutende Rolle. Sie regierten die Stadt in wirtschaftlichen Belangen, finanzierten ja mit ihrem Geld einen Großteil des Innerberger Eisenwesens und sind daher als Befruchter der Produktion anzusehen. Ihrem wirtschaftlichen Übergewicht entsprach die fast ausschließliche Besetzung des Stadtrates, den sie allein beherrschten; hier sprachen sie die gewichtige Stimme und brachten die Stadtvertretung unter ihren Einfluss. Zum Aufgabengebiet des Rates von Steyr gehörte es, die Bürger zu regelmäßigem Eiseneinkauf anzuhalten und die Einhaltung der Privilegien zu überwachen.170) Schon im Stadtrecht von 1287 lassen sich Spuren eines Ausschusses der Bürger erkennen. Im 14. und 15. Jahrhundert bestand er aus sechs Mitgliedern, die mit dem Stadtrichter die Vertretung der Stadt nach außen und die Aufrechterhaltung der Ordnung im Innern zu besorgen hatten. Der Burggraf von Steyr hatte den Rat in der Vertretung der flämischen Privilegien zu unterstützen. Parallel mit dem Aufschwung des Eisenwesens vollzog sich auch die Erneuerung des Rates: Der „junge Rat“ wurde eingesetzt, der mithilfe der fünfzig „Genannten“ den „älteren Rat“ bei der Leitung der Geschäfte an die Hans zu gehen hatte; im Besonderen lag die Regelung des Eisenverlages in seinen Händen.171) Es war jedoch in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts nicht möglich, die alte Ordnung aufrecht zu erhalten; Kriege mit Böhmen und Ungarn, die Verpfändung Steyrs an Jorg von Stain und der damit verbundene wirtschaftliche Notstand brachten die Stadt bis an den Rand des Abgrundes. Zahlreiche Bürger waren ausgewandert, viele Häuser standen verlassen und leer und die zurückbleibenden Händler sahen sich außerstande, den Eisenverlag fortzuführen. Es ergingen daher wiederholte Aufforderungen an den Rat, die Bürger zur Abholung ihres Eisens von den Hammerwerken zu verhalten, wo sich große Mengen von geschlagenem Zeug angesammelt hatte, das auf Verhandlung wartete.172) Jedoch der Rat war angesichts der trostlosen wirtschaftlichen Verhältnisse nicht in der Lage, dies durchzusetzen. Auch viele Bürger, die Eisenhandel betrieben hatten, waren ausgewandert, „unbehauste und fremde“ hatten sich des Handels bemächtigt. Ein Handelsverbot für diese rief eine gefährliche Gärung unter der Stadtbevölkerung hervor, sodass diese Regelung schon im nächsten Jahr gemildert werden musste.173) Seit dieser Zeit war jeder, der 24 Pfund Pfg. in seinem Besitz hatte, berechtigt, Handel zu treiben; diese Summe wurde von den meisten beim Rat eingelegt und daraufhin die Bewilligung für den Eisenhandel erteilt.174) Im ganzen 16. Jahrhundert galt diese Bestimmung als Grundbedingung für die Erlangung der Handelsgerechtigkeit in Steyr.
Die Aufhebung des Handelsmonopols der Stadt hatte zur Folge, dass sich zahlreiche ausländische Handelsleute, die hier bereits Warenlager errichtet hatten, des Eisenverkehrs bemächtigten; sogar Adelige und Prälaten trieben jetzt Handel mit Holz und Eisen, und die Steyrer selbst zeigten immer weniger Interesse am Eisenhandel.175) Eine Neuorganisation der städtischen Verwaltung sollte auch eine Besserung im Verlagswesen der Stadt ergeben; im Jahre 1499 wurde ein Bürgermeister als Haupt der Gemeinde eingesetzt, dem älteren und jüngeren Rat ein Kollegium von achtzehn Genannten beigegeben, die bei den Marktgeschäften zu fungieren hatten.176)
Der so verstärkte Rat verfasste für den Betrieb von Handel und Gewerbe eine neue Ordnung, über die uns leider keine Nachrichten erhalten sind. Die tatsächliche Durchführung dieser Satzungen gelang erst nach jahrelangem Kampf mit der „Gemain“, die die Mitwirkung in der Stadtverwaltung und im Eisenhandel durchsetzen wollte. Das soziale Problem stand hier im Vordergrund: Auf der einen Seite bildeten die Ratsgeschlechter, die zugleich den Eisenhandel führten, eine geschlossene Klasse, ihnen gegenüber versuchten die zahlreichen Eisenhandwerker Einfluss auf die Stadtgeschäfte und Beteiligung am Handel zu gewinnen. Das Ergebnis dieser vom Jahr 1506—1511 dauernden Streitigkeiten, die uns der Steyrer Chronist Valentin Preuenhuber mit dramatischer Gestaltungskraft schilderte, blieb für die Eisenhandwerker ohne Erfolg. Die Ratswahl ging auch weiterhin ohne Vertretung aus der „Gemain“ vor sich und die Ratsgeschlechter sicherten sich dadurch die alleinige Herrschaft im Stadtregiment; Eisenhandel und Leitung des städtischen Lebens lagen in einer Hand vereint. Da aber die Handwerker in Steyr einen mächtigen Faktor in der Stadtwirtschaft darstellten, hat sich im Laufe der Entwicklung ihre Stellung gebessert und im 16. Jahrhundert sehen wir einige bedeutende Messerer im Rate der Stadt.177)
Weil es leicht war, in Steyr eine Handelsgerechtigkeit zu erwerben, wurden einzelne fremde Kaufleute, die sich Ende des 15. Jahrhunderts hier niedergelassen hatten, ansässig, erwarben das Bürgerrecht und bemächtigten sich des Eisenverlages. Nur wenige der altangesessenen Familien dürften sich erhalten haben, denn die meisten Stammbäume dieser Geschlechter, wie sie Preuenhuber anführt, reichen nicht über die Neunzigerjahre des 15. Jahrhunderts zurück.178)
Ein großer Teil der zugewanderten Familien stammte aus anderen deutschen Landschaften. Der große Einfluss der oberländischen Händler im Eisenhandel wurde schon dargelegt. Unter diesen reichsdeutschen Kaufleuten haben in Steyr besonders die Nürnberger eine beachtliche Stellung eingenommen; sie erschienen hier als Einkäufer von Eisen und Stahl, gründeten Niederlassungen, teils durch Ankauf hiesiger Handelshäuser, teils durch Errichtung eigener Lager, und schufen sich darüber hinaus eine mächtige Position im Verlagswesen, die ihre Beteiligung unentbehrlich machte.
Der ständige Kapitalbedarf, der sich besonders im Eisenwesen stark bemerkbar machte, konnte durch Eigenmittel nicht gedeckt werden. Um 1500, als der Steyrer Eisenhandel eine schwere Krise durchmachte, gelang es den vermögenden fremden Kaufleuten, sich in unserem Wirtschaftsbereich festzusetzen; die Abhängigkeit unserer heimischen Handelsherren von ausländischen Verlegern wirkte sich oft drückend aus. Erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts nahm ihr Einfluss im Eisenverlag ab, was jedoch nicht nur auf wirtschaftliche Krisen, sondern auf konfessionelle Gegensätze zurückzuführen ist.
So kamen die kapitalkräftigen Familien Köberer, Dorn und Horn aus Nürnberg als Eisenverleger nach Steyr,179) die Familie Engel war in Bayern ansässig gewesen,180) das Stammhaus der Familie Schoiber lag in Schwaben.181) Aber auch aus anderen österreichischen Ländern wanderte man nach Steyr ein; so zogen die Reischko aus Kärnten182) und die Pfefferl aus Tirol183) in die Eisenstadt ob der Enns und alle betätigten sich erfolgreich im Eisenhandel.
Seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts hatte sich allmählich ein geschlossener Stand der Eisenhändler entwickelt, in deren Händen allein der Eisenverlag ruhte. Es bestanden in Steyr ungefähr 25 Eisenverlagshäuser, die den innerbergischen Eisenhandel betrieben. Manche von ihnen besaßen Rad- und Hammerwerke, die sie zu Beginn des 16. Jahrhunderts von den verschuldeten Gewerken ablösten. Die ohnehin engen geschäftlichen Beziehungen der Steyrer Händler zu diesen wurden oft durch eheliche Verbindungen vertieft und gefestigt: Die Familie Kölnpeckh war versippt mit den Radgewerken Schachner aus Vordernberg, ebenso die Familien Dorninger und Strasser.184) Die Radmeisterfamilie von Rainprecht, die in Steyr auch ein Haus erwarb, zählte die Verlegerfamilien Vorster und Kernstock zu ihren Verwandten.185) Die Rad- und Hammergewerken zu Innerberg Preuenhuber standen zu den Steyrer Händlerfamilien Schwab, Urkauff und Pfefferl in verwandtschaftlicher Beziehung.186) Die Radmeister Scheichel aus Eisenerz waren versippt mit den Eisenverlegerfamilien Thalhammer und Strasser; auch sie besaßen in Steyr Häuser.187)
Noch zahlreicher waren die Verbindungen von Sprossen aus den Händlerfamilien untereinander. So heiratete Barbara, die Tochter Hanns Prandstetters des Reichen, Lorenz Gutprodt, den bedeutendsten und reich begüterten Messerhändler seiner Zeit.188) Daniel Strasser von Gleiß nahm Dorothea Zuvernumb als Gattin,189) Matthias Urkauff wählte Margarete Reischko zur Frau,190) und Wolf Pfefferl nahm die Witwe Emanuel Fentzls in sein Haus.191) Man könnte eine lange Kette solcher verwandtschaftlicher Bindungen im Eisenpatriziat von Steyr nachweisen, ja man würde kaum eines dieser Geschlechter antreffen, das keine derartigen Beziehungen pflegte.
Die Eisenhändler der Verlagsstadt gingen aber nicht nur untereinander und mit Rat- und Hammermeisterfamilien enge Bindungen ein, sondern auch nach außen hin bahnte man zur Bekräftigung der geschäftlichen Interessen verwandtschaftliche Bindungen an, die besonders mit Nürnberg eifrig betrieben wurden. Söhne und Töchter finanzkräftiger Nürnberger Händlerfamilien kamen durch Heirat in das Patriziat der Stadt, aber ebenso begehrt für die Steyrer war die Aufnahme in ein Nürnberger Kaufmannsgeschlecht. So starb im Jahre 1489 in Steyr der Nürnberger Handelsmann Cunz Horn, der im „Vogelsang“ an der Steyr sein Haus besaß; mit diesem Händler kam Leonhard Khöberer, auch ein Nürnberger, als „Diener“ mit, dem Horn seinen Besitz in Steyr vermachte.192) Dieser Khöberer heiratete 1519 die Tochter eines großen Steyrer Verlagshauses, Helena Schwab.193) Caspar Flädarn hatte die Nürnbergerin Anna Dorn, die Schwester des Handelsherrn Leonhard Dorn aus Nürnberg, zur Frau.194)
Aber auch mit den Eisenhändlern der österreichischen Legorte pflegten die Steyrer nicht nur geschäftliche, sondern auch gesellschaftliche Beziehungen. Besonders die wohlhabende Handelsstadt Krems stand mit Steyr in regem Verkehr. Wir haben schon erwähnt, dass manche Steyrer Eisenbürger in der Donaustadt Häuser und Lager besaßen und die Waren teilweise selbst verhandelten, teilweise ihren für Krems bestellten Faktoren zum Weiterverkauf übergaben. So konnte eine der bekanntesten Steyrer Händlerfamilien, die Händl von Ramingdorf, in Krems Fuß fassen und das schöne Renaissancehaus Untere Landstraße 20 erwerben; es scheinen zwar schon im Jahre 1508 und 1511 in Krems Händl auf, doch lässt sich nicht feststellen, ob sie alle mit Händl von Steyr in Beziehung standen. Allerdings lässt das noch vorhandene Wappen im Torstein genannten Hauses diese Vermutung zu.195) Auch Prandstetter, einer der vermögendsten Händler aus Steyr, hatte hier einen schönen Besitz und einen eigenen Faktor bestellt, wie außer diesem auch die Familie Urkauff.196) Die Verleger Haiberger besaßen hier wohl kein Haus, aber ein „gewelb“, wie uns aus dem Jahre 1525 berichtet wird.197) Der Bürger Wolfgang Zuvernumb ist sogar während eines Geschäftsaufenthaltes in Krems am 5. November 1551 gestorben.198) Der Kremser Eisenhändler Abraham Ernst, der von den Händls deren Haus in der Landstraße übernommen hatte, nahm die Tochter des bekannten Steyrer Eisenhändlers Hieronymus Urkauff zur Frau;199) eine Handelsverbindung der Urkauffs mit einem Kremser Eisenbürger namens Schmidhäger, der im Jahre 1570 das stattliche Haus in Stein Nr. 129 mit dem kleinen Passauerhof im Innern besaß, ist nachgewiesen. Auch die Steyrer Ratsbürgerstochter Regina Engel von Wagrein war mit einem Händler Ernst in Krems vermählt.200)
Neben Krems standen die Steyrer auch mit Freistadt in regem Verkehr. So heiratet Joachim Händl, der Stadtrichter zu Steyr und bedeutende Handelsmann, Ursula Prucknerin aus Freistadt im Jahre 1549, deren Sohn Simon, Ratsbürger zu Steyr, nahm eine Gegenhoverin aus Freistadt zur Frau.201) Anna Urkauff war die Gattin Eustach Aettls aus Freistadt; dieses Geschlecht erlangte besonders im Messerhandel große Bedeutung.202)
Die alte Römerstadt Wels behauptete dank ihrer handelstüchtigen Bürgerschaft ihre Rechte als Eisenlegort während des ganzen 16. Jahrhunderts. Die Verbindung des Hammermeisters und späteren Ratsbürgers zu Steyr Gotthardt Händl mit der Welserin Barbara Colmanin ist schon für das frühe 16. Jahrhundert bezeugt.203) Aus dieser Stadt stammt auch der Großkaufmann Christoph Weiß, der eine überragende Stellung im Finanzwesen seiner Zeit innehatte. Er befasste sich neben dem Handel mit Textilien und venezianischen Waren hauptsächlich mit der Verhandlung von Eisen und Stahl und war 1625 bei der Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft mit einem Kapital von 70.000 fl beteiligt! Die Hauptgeschäfte machte er mit den süddeutschen Städten und verlangte daher die Hälfte des ins Reich verhandelten Scharsachstahls, was ihm jedoch nicht gelang, und er musste mit einem Drittel vorliebnehmen. Zugleich wurde er angeklagt des verbotenen Stahlverkaufs an Venedig und England, die mit den Türken in Verbindung standen, was die Hofkammer streng bestrafte. Er rechtfertigte sich aber, dass er nur nach Regensburg, Nürnberg und Frankfurt geliefert habe und nur 100 Zentner nach Hamburg. Seine Drohung auf Kündigung des Verlages im Falle einer Weigerung der Kontraktserteilung bewirkte die baldige Genehmigung; Weiß war also ein Handelsmann mit großer finanzieller Macht, der es verstand, neben seinen geschäftlichen Erfolgen auch Würden und Ehren zu erlangen. Als Berater und vermutlicher Geldgeber Erzherzog Maximilians hatte er 1601 die Burg, Burgvogtei und Herrschaft Wels pfandweise erhalten, kaufte die Herrschaften Würting und 1614 auch Niederwallsee; schon 1582 erlangte er den Adelsstand und nach finanzieller Hilfeleistung für die oberösterreichischen Landstände wurde er auch in die Landmannschaft aufgenommen.204)
Die Träger des steyrischen Eisenhandels erlangten durch die bedeutende Wirtschafts- und Finanzmacht, die in ihren Händen lag, höchste Würden und traten in Verbindung mit einflussreichsten Kreisen des Landes.
Der Bürgermeister Steyrs und mächtige Verleger Daniel Strasser erwarb für sein Geschlecht die Herrschaft Gleiß am rechten Ufer der Ybbs in Niederösterreich; seine Söhne Hanns und Wolff wurden in den Landmannsstand in Österreich unter der Enns aufgenommen.205)
Hanns Khölnpeck zu Sallaberg, „J.V.D.R.K.M. und Ertz-Bischöflich Salzburg. Rath“, galt als Begründer des Geschlechts der Herren von Ottsdorf, Sallaberg und Nieder-Wallsee.206) Christian Pfefferl erlangte schon von Kaiser Maximilian I. die Adelsfreiheit; dessen Neffe Michael kaufte 1544 den Adelssitz zu Biberbach; seine Nachkommen nannten sich die „Herren von und zu Biberbach“. Michael erwarb auch das Schloss „Teufelseck“, das durch seine Tochter Potentia an die Händl kam.207)
Kaiser Maximilian nannte Hanns Gromatschmied und dessen Bruder seine „Edlen Wappengenossen und Rittermässige Leute des Heiligen Römischen Reiches“. Diese hatten Besitzungen in Steyr, Grub, Linz, Freistadt, Krems, Wien, Venedig, Prag und Joachimstal, wo sie ein Gewerk betrieben.208)
Einer der vermögendsten Händler war Hanns Prandstetter „der Reiche“, von dem uns der Chronist Preuenhuber berichtet, dass Kaiser Maximilian Gast in seinem Hause gewesen sei, um die Schätze dieses Bürgers zu sehen. Als ihn dann der Kaiser fragte, was er, Prandstetter, ihm wohl schenken oder verehren wolle, hat er geantwortet, es gehöre dieser Schatz und all das Seine ohnehin Seiner Majestät; daraufhin habe der Kaiser nur einen Dukaten als Andenken zu sich genommen. Seine Töchter hat man vom kaiserlichen Hofe aus verheiratet, so bedeutend war ihr Erbe, das sie 1521 nach dem Tod ihres Vaters übernehmen konnten; und zwar: Sechs Häuser in der Stadt samt dem Stadtbad, sechs Häuser in Steyrdorf, zwei Bauernhöfe (den Wasch- und Kleehof) mit Wiesen und Gärten, ein Haus zu Eferding, den Edelsitz Ramingdorf und das Amt Oelling; außerdem erbten die Kinder ein beträchtliches Vermögen an Barschaft, Gülten und anderen Gütern.209)
Eine lange Kette von Verbindungen des reich begüterten Eisenpatriziats mit führenden Persönlichkeiten der damaligen Zeit aus dem politischen Leben und der Hohen Geistlichkeit spricht von dessen Wohlstand und überragendem Einfluss.210)
Der Gegensatz zur übrigen Stadtbevölkerung, den Handwerkern, war in jeder Hinsicht groß. Die führende Stellung der Eisenbürger im Stadtrat und die Kämpfe der Handwerker um dortigen Einfluss haben wir schon beleuchtet. Aber auch auf wirtschaftlichem und finanziellem Gebiet standen diese durch das im Eisengewerbe herrschende Verlagswesen in voller Abhängigkeit von den Händlern; besonders in Steyr, wo von den Eisenhandwerkern Massenwaren für den Fernhandel hergestellt wurden, wo die Hochblüte dieser Spezialindustrie stattfand, nahm das Verlagswesen beherrschenden Raum ein. Im Zuge dieser Entwicklung war es auch manch tüchtigem Messerer gelungen, als letzte Stufe im Fertigungsprozess die Schmiede und Schleifer zu verlegen, sich selbst zu einem Händler emporzuschwingen und den ertragreichen Verkauf an sich zu reißen.211)
In Zeiten guten Geschäftsganges bewährte sich dieses System leidlich, obwohl auch da ständig um „gerechte Preise“ gestritten wurde und die Handwerker sich immer beklagten, dass sie von den Verlegern gedrückt würden. Wie aber wirkten sich diese Umstände in Tagen schlechten Absatzes aus? Teilweise zogen sich die Kaufleute überhaupt auf ihre Landgüter zurück und gaben ihr bürgerliches Gewerbe auf, ließen Verträge Verträge sein und nahmen die Waren von den Handwerkern einfach nicht ab; andere wieder nötigten ihnen aus teilweise spekulativen Überlegungen ihre Erzeugnisse zu so niedrigen Preisen ab, die oftmals unter den Gestehungskosten lagen, sodass auch diese Leute sich nur mit äußerster Anstrengung erhalten konnten, größtenteils aber auch feiern mussten. Die Auswirkungen, die solche Absatzkrisen mit sich brachten, waren sehr ungünstig; es entstand ein aufrührerisches Proletariat, von Preuenhuber als „lediges Messerergesindel“ bezeichnet, das seine Stimme oftmals nicht zu Unrecht gegen die profitgierigen Händler erhob, die durch ihre egoistische Haltung viele Eisenarbeiter brotlos machten. Ja, viele nun zu Ehren und Würden gekommenen Steyrer Kaufleute zählten hohe Adelige zu ihren persönlichen Freunden, sodass sie es für Schande und Schmach hielten, ihre Voreltern als „Bürger von Steyr“ zu bezeichnen; es ist jedoch ein schlechter Dank der Nachkommen, die Herkunft der Eltern zu verleugnen, aber sich mit dem ererbten Vermögen und Gut zu schmücken. Diese Worte unseres mehr erwähnten Chronisten sind nicht zuletzt auf die Eisenhändler gemünzt212). Bedenkt man aber, dass nahezu 2600 Feuerstätten kaum zwei Dutzend Verleger gegenüberstanden, die die Stadt wirtschaftlich und finanziell beherrschten, dann tritt ihr überragender Einfluss krass vor Augen.213)
Sehr aufschlussreich ist eine Erklärung des Rates der Stadt, als im Jahr 1566 Kaiser Maximilian für seinen Feldzug gegen die Türken alle Adeligen zur Teilnahme aufgefordert hatte: „es sey zwar nicht ohne (es sei ohne Zweifel wahr), daß theil ihrer burger Voreltern um ihrer dienste willen mit adelsbefreiungen von den landesfürsten begabt worden seien, sie hätten sich aber derselben weder mit landgütern, titel oder in andere wege gar nicht bedient, sondern bürgerliche gewerb, als eisen- und hammerwerckshandthierung betrieben und dahin ihr gut und vermögen verwendet,“214)
Da die meisten Verleger auch Stadtämter bekleideten, erfolgte tatsächlich eine Aushebung dieses Befehls. Es scheint, die schlauen Kaufleute haben die augenblickliche Lage immer günstig für sich ausgenützt und sind mit dieser Methode bestens durchgekommen; einerseits waren sie die Eisenbürger der Verlagsstadt, von denen das Wohl und Wehe vieler Tausender abhing, auf der anderen Seite fühlten sie sich als Vertreter des Eisenadels.
Von einer Organisation der Händler selbst ist uns nichts bekannt; auch der „Kaufleutebruderschaft“ kam beim Eisenhandel keinerlei Aufgabe zu.215) Nur der Verlag des Vorderkernstahles erfolgte gesellschaftsweise, jedoch ist uns über die Organisation jener Vereinigung und ihre eventuelle Beteiligung am allgemeinen Eisenhandel nichts Näheres bekannt.216)
Eine Änderung erfolgte im Jahre 1583 durch die Auflösung der privat geführten Eisenhandlung und die Gründung der Eisenhandlungskompagnie, die das ausschließliche Recht auf den Eisenverlag übernahm. In ihrem Namen machten die Eisenhändler weiterhin die Geschäfte, jedoch die Wirtschaftskrisen um die Jahrhundertwende ließen die Gesellschaft schwer um den Bestand kämpfen, die im Jahre 1625 in die Innerberger Hauptgewerkschaft überging. Zur selben Zeit hatte unser Land Gegenreformation und Bauernkrieg durchzumachen, wo sich besonders die oberste und reichste Schichte der Steyrer Bürger führend beteiligte. Viele Hammergewerke und vermögende Händler blieben ihrem Glauben treu, mussten das Land verlassen und zogen nach Regensburg.
Mit ihnen schwand die Finanzkraft aus dem Eisenpatriziat von Steyr.217) Die Folgen des 30-jährigen Krieges bewirkten ein weiteres Absinken des gesamten wirtschaftlichen Lebens und auch im Handelsstand ergab sich ein gänzlich verändertes Bild.
Nach Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft beteiligten sich nur wenige der alten, einheimischen Bürger am Eisenhandel, konnten aber nicht mehr ihre einstige Macht erlangen. Ähnlich wie im 16. Jahrhundert gelang es nun abermals fremden, zugewanderten Geschlechtern, sich überragenden Einfluss im Handel und im Stadtregiment zu verschaffen. Der Bürgermeister war meist zugleich Obervorgeher der gewerkschaftlichen Stelle, die den Verschleiß zu führen hatte.218)
Größte Bedeutung erhielt die Großhandelsfirma Mittermayr. Im Jahr 1635 war Georg Mittermayr aus Tirol im Zuge der Gegenreformation nach Steyr gewandert, wo er eine Eisengroßhandlung und zugleich eine Niederlage in Wien gründete. Am 27. Jänner 1651 wurde ihm als Mitglied des inneren Rates zu Steyr, Eisengroßhändler und Niederlagsverwandter zu Wien der rittermäßige Adel verliehen. Dessen Sohn Hans Ludwig übernahm im Jahre 1666 die Leitung des Geschäftes und bekam fast den gesamten Exporthandel der Gewerkschaft in das Reich in seine Hand; er war ihr wichtigster Geldgeber. Der Großkaufmann Mittermayr wuchs aber weit über den Wirtschaftsraum des Eisenwesens hinaus: Er wurde kaiserlicher Waffenlieferant, Mitdirektor der Seidenkompagnie, Verwalter des Idrianer Quecksilbermonopols und Faktor des Quecksilberhandels für das ganze Reich und die Erblande, Kupferadministrator, seit 1675 Appaltator der Kärntner Bleiproduktion, 1681 Administrator des Handels mit Sensen, Sicheln und Strohmessern nach Polen und die angrenzenden „mitternächtigen“ Länder. Er hatte die wichtigsten staatlichen Eigenhandelszweige in seiner Hand vereint und galt als einer der größten Kreditgeber für die Staatskasse. Steyr wurde durch seinen Einfluss Legstätte für den Quecksilberverkauf donauabwärts und die nördlich gelegenen Länder. Das Haus Mittermayr machte besonders mit den Erzeugnissen der Gewerkschaft glänzende Geschäfte, gab Darlehen gegen Verpfändung der Vorräte und brachte auf diese Weise die ganze Produktion in seine Hand. Es spielte aber auch bei der Sanierungskommission der Gewerkschaft im Jahre 1678 eine große Rolle und hat Anteil an der Besserung ihrer finanziellen Lage. Im selben Jahr erhielt Johann Ludwig, wohl im Hinblick auf die Waffenlieferungen, den Beinamen „von Waffenberg“. Mit kaiserlicher Bewilligung legte dieser am 20. Dezember 1685 seinen Stammnamen ab. 1702 erlangten seine Nachkommen den Freiherrn- und 1718 bereits den Reichs- und erbländischen Grafenstand.219)
Neben dieser bedeutendsten Großhandelsfirma erlangte auch das Haus Luckner in der Hauptgewerkschaft bestimmenden Einfluss. Die Luckners bildeten eine starke Finanzmacht und schlossen sich nicht nur in geschäftlicher Hinsicht, sondern auch auf privatem Gebiet an die Mittermayr an: Susanne Luckner, die Schwester des Bürgermeisters Maximilian Luckner von 1660—1677, wurde die Frau Georg Mittermayrs. Für seine Leistungen und Verdienste um Beförderung des Kammergutes wurde Maximilian Luckner im Jahre 1651 geadelt.220)
Kosmas Mann, der dreimal die Bürgermeisterwürde von Steyr innehatte, war durch viele Jahre Obervorgeher bei der gewerkschaftlichen Stelle.221) Seine Tochter Elisabeth war mit Abraham Schröffl vermählt, deren Sohn Gottlieb von 1651—1659 Bürgermeister von Steyr war und 17 Jahre die Obervorgeherstelle innehatte; die Schröffls waren mit den Familien Luckner und Mittermayr verschwägert. Gottlieb Schröffl erhielt am 16. Juli 1646 das Prädikat „von Mannsperg“ und wurde im Jahre 1660 kaiserlicher Rat und Eisenobmann, welche Würde er bis 1680 innehatte. Ihm wurden die größten Vorwürfe wegen ungerechter Anteilschiebungen in der Gewerkschaft gemacht; so kaufte er Aktien bloß zu einem Drittel des Nominalwertes, ließ sich diese aber in seiner Einlage als vollwertig anrechnen. Aber auch andere Händler praktizierten dieses System, so auch Luckner und Mittermayr.222)
Neben diesen Firmen betätigten sich auch die Familien Riß von Rißfels und Achtmark von Achtmarkstein, Bozner Bürger, die nach Steyr eingewandert waren, im gewerkschaftlichen Eisenhandel223) Gregor Schinnerer, von 1678—1688 Bürgermeister von Steyr und bürgerlicher Eisenhändler, betrieb ausgedehnte Geschäfte mit Innerberger Erzeugnissen; nur seinem Einfluss als Bürgermeister ist es zu danken, dass er schon im ersten Jahre seiner Amtszeit das Stahlbenefizium für Eisenhandwerker der Stadt zugestanden erhielt.224)
Sehr rege im Eisenhandel betätigte sich weiters die Familie Schoiber, die, aus Schwaben kommend, sich im Jahre 1534 in der Raming ansiedelte und dort das Klingenschmiedehandwerk bis weit in das 20. Jahrhundert hinein betrieb. Schon Hans Schoiber war um 1600 in Steyr sesshaft und hatte hier eine Eisenhandlung errichtet; sein Sohn Matthias war von 1689—1690 Bürgermeister von Steyr. Den Höhepunkt an Würden und Ansehen genoss Johann Jacob, geboren 1667. Auch er betrieb als Bürger zu Steyr, gleich Vorfahren und Eltern, die Eisenhandlung, bis er im Jahre 1709 die Würde eines Stadtrichters erhielt, die er bis 1721 innehatte; während dieser Zeit hatte er seine bürgerliche Handlung niederzulegen. 1711 verlieh ihm Johann Ehrenreich, Graf von Sprinzenstain, die Würde eines kaiserlichen Pfalz- und Hofgrafen, „Comes Palatinus“ und 1728 wurde ihm von Kaiser Karl VI. das Adelsprädikat „von Engelstein“ verliehen; Johann Jacob gilt als Stammvater der adeligen Schoiber von Engelstein und bekam auch ein Wappen verliehen.225)
Es wiederholt sich also nach einem Jahrhundert dieselbe Erscheinung, die wir schon einmal gesehen haben: Im 16. Jahrhundert konnten sich Rad- und Hammergewerke nur mit Mühe Händlern und Verlegern gegenüber behaupten, arbeiteten nur mit geringem Nutzen; die Steyrer Händler dagegen gelangten zu großem Reichtum und zogen sich bei eintretender Krise im Eisenhandel auf ihre Güter zurück. Auch im 17. Jahrhundert lagen die Verhältnisse ähnlich. Einem kleineren Kreis als im vergangenen Jahrhundert war es gelungen, den Eisenhandel im Rahmen der Innerberger Hauptgewerkschaft in die Hand zu bestimmen. Die schon zu Beginn des Frühkapitalismus zu beobachtende Tendenz zur Ansammlung der wirtschaftlichen Macht in der Hand weniger Bürger und Großkaufleute erhielt neuerliche Stärkung. Diese wenigen Händler, Unternehmer im großen Stil, waren die Financiers der Gewerkschaft, die selbst immer mehr verarmte und vor dem Zusammenbruch stand, während diese vom merkantilistischen Geist erfüllten Handelsherren Werte anhäuften. Man musste radikalere Mittel anwenden als im Jahre 1583, wo keine Ausschließung der reichen Bürger vom Eisenhandel erfolgte, sondern diese im Rahmen der Eisenhandlungsgesellschaft weiter ihre Geschäfte tätigen konnten. Es folgte im Jahre 1669 die vollständige Unterstellung der Gewerkschaft unter das Kammergrafenamt; somit waren die Handelsleute von den einträglichen Geschäften ausgeschlossen und die Gewerkschaft übernahm selbst den Handel. Der einst mächtige Stand der Eisenhändler trat nun in den Hintergrund und erreichte in kommenden Jahrhunderten nie mehr jene große Macht und Bedeutung, die er in vergangenen glänzenden Zeiten besessen hatte.
Die Bedeutung des Eisenhandels für die Stadt Steyr.
- Als Zentrum des gesamten innerbergischen Stahl- und Eisenhandels erwuchs Steyr zum Knotenpunkt für die gesamte Eisenindustrie unseres Landes. Die Stadt selbst war der Mittelpunkt für die eisenverarbeitenden Handwerker, die hier die nötigen Voraussetzungen für weitere Entwicklung und Ausdehnung fanden. Es gibt kaum ein Eisenhandwerk, das nicht in oder um Steyr seinen Sitz gefunden hätte und sich hier mächtig entfaltete. In dieser Stadt befand sich die „Hauptmesserwerkstätte“ der österreichischen Länder, deren Erzeugnisse seit dem Mittelalter Weltruf genossen; Sensen-, Sichel- und Nagelschmiede betrieben ihr Gewerbe in nächster Umgebung, die durch ihre Qualitätswaren bis in die neueste Zeit bestens bekannt waren. Feilhauer, Ahlschmiede. Büchsenmacher, Drahtzieher, Eisengschmeidler, Gabelmacher, Frimwerkschlosser, Huf- und Hammerschmiede, Klingenschmiede, Lettschlosser, Nadler, Neigerschmiede, Ringmacher, Rohrschmiede, Schwertschmiede, Scherenschmiede, Zweck- und Zirkelschmiede, Zeugschmiede und Zweckschlosser — sie alle fanden hier gesunde und günstige Lebensbedingungen. Die Stadt selbst lebte vom Eisen, Eisenhandel und -Handwerk stellte für den größten Teil der Bevölkerung die nötige Erwerbsquelle dar; sie schufen das Fundament für die mächtige Entfaltung der Stadt, galten als Kernpunkte im städtischen Leben; ihrem Einfluss hatte sich Wirtschaft, Kultur und Politik zu beugen.
Steyr hatte als Verlagsstadt die Verpflichtung, die ihm zugewiesenen Bezirke mit dem dringend benötigten Rohstoff zu versorgen. Hier liefen alle Fäden zusammen und von diesem Ort aus knüpfte man neue Verbindungen an. Die Stadt war der Treffpunkt für die Gewerken aus dem Krems-, Steyr- und Teichltal, die Stahl und Eisen für die Sensenwerke bezogen, deren Erzeugnisse in aller Welt bekannt und begehrt waren. Die kleinen Landschmiede der Umgebung, die Klingenschmiede von Kleinraming und Dambach, die uralte Messerer-Innung aus Steinbach an der Steyr, die Nagelschmiede des Ennstales, sie alle mussten nach Steyr, um die für ihre Arbeit notieren Einkäufe zu tätigen. Auch die Eisenhändler der österreichischen Legorte, besonders Freistadt, Krems und Wels, kamen oft nach Steyr, um an Ort und Stelle ihre Geschäfte zu erledigen.
Mit dem bedeutenden Ausstieg von Handel und Handwerk aus den lokalen Grenzen konnte sich die Stadt als Handels- und Exportzentrum von innerbergischem Stahl und Eisen und Steyrer Eisenwaren behaupten; als solche erlangte sie weit über die engeren Grenzen hinaus besten Ruf, ja, übte auf ausländische Kaufleute starke Anziehungskraft aus. Zahlreich sind die Handelsherren aus dem Reich, die auf ihren Reisen hier Aufenthalt genommen haben, um in der Verlagsstadt selbst Eisen und Stahl einzukaufen. Hier haben viele ihre eigenen Lager errichtet und der Einfluss der Fremden machte sich infolge ihrer finanziellen Vormachtstellung sehr stark bemerkbar.
Die große Verpflichtung, die Steyr mit der Verleihung des Verlagsrechtes übernommen hatte, stellte die Stadt zu allen Zeiten, besonders aber in Krisenperioden, vor schwere Aufgaben. Eine Stockung des Eisentransportes nach Steyr, sei es aus welchen Gründen immer, zog daher für das gesamte wirtschaftliche Leben unseres Landes schädliche Folgen nach sich. Nicht nur die Eisenhandwerker standen ohne Arbeit und mussten ihre Essen löschen,226) Flößer, Holzfäller, Fertiger, Eisenheber, Schleifer und viele andere, die indirekt vom Eisen lebten, fanden keine Beschäftigung: Die Einkehrgasthöfe an der Enns standen leer, Fuhrleute hatten für ihre Gespanne keine Auftraggeber, — es fehlte das lebenbringende Element des Landes, das den größten Teil seiner Bewohner im Bann hielt. Außerdem wirkten sich Exporthindernisse nachhaltig auf die gesamte Organisation des Eisenverlages aus, dessen Hauptgeldgeber größtenteils im Reich saßen.
Wie die gesamte Wirtschaft im Eisenland unter dem Einfluss der Stadt Steyr stand, wurde diese auch bestimmender Kulturmittelpunkt, ja, sie erlangte weitesten kulturellen Einfluss auf die gesamte Umgebung. Der Südosten von Oberösterreich und der Südwesten von Niederösterreich wurde von ihm erfasst und dadurch diesen Landstrichen eine einheitliche kulturelle Formung gegeben. Anfangs bestimmte der Erzberg allein das kulturelle Gepräge seiner Umgebung; von hier bezog man das Eisen, hierher lieferte man Holz und Lebensmittel. Allmählich, aber unaufhaltsam verschob sich das Schwergewicht nach Norden; ein Kampf zwischen dem Erzberg im Süden und dem Mittelpunkt der Eisenverarbeitung und des Handels im Norden war entbrannt. Steyr wurde Kulturmittelpunkt des Eisengebietes, wurde Vorkämpfer für Kulturerneuerungen des Nordens, die es nach Süden vortrieb. Die Großhändler Steyrs galten ihren ganzen Lebensgewohnheiten nach als Vorbild. Sie hatten sich durch Auslandsreisen weitergebildet, hatten fremde Städte gesehen und große Kulturmittelpunkte der damaligen Zeit kennengelernt. So war besonders für die Steyrer Eisenhändler ihre alte Verbindung mit der Handelsmetropole im Süden, Venedig, von entscheidendem Einfluss. Mit Schmiedewaren der verschiedensten Sorten, jedoch keinem geschlagenen Zeug, zogen sie seit dem 13. Jahrhundert nach Venedig; schon 1287 genossen sie Mautermäßigungen auf den Straßen dorthin und durften als Bürger einer landesfürstlichen Stadt den für den allgemeinen Handelsverkehr gesperrten Pyhrnpass die kürzeste Verbindung vom Lande ob der Enns nach Venedig benützen. Von Venedig gingen unsere Waren weiter in die Länder des Islams, also in die ganze Levante. Unsere Händler saßen im Fondaco bei Tedeschi an der Schwabentafel und nahmen eine sehr angesehene Stellung ein.227) Sie nahmen als Rückfracht die kostbaren „Venediger Waren“ mit, die sie hier in der Stadt um teures Geld verkauften oder in die nordöstlichen Gebiete weiterverhandelten. Unter Venediger Waren hat man die Spezialerzeugnisse des Südens und des Orients zu verstehen, wie Seidenstoffe, kostbare Gold- und Silberstickereien, Spiegel, Luster und andere Glaswaren, Seife, Süßweine, Gewürze aller Art.228) Gerade mit Rücksicht auf den Absatz der Eisenfertigwaren wurde die Stadt Steyr zum eigentlichen Mittelpunkt des Handels mit Venediger Waren, was im Besonderen der Stadt selbst zugutekam. Kostbare Erzeugnisse aus dem Süden wanderten in das Gemach so mancher Bürgersfrau, deren Gemahl von einer weiten Reise heimkehrte. Hier kauften die wohlhabenden Geschäftsleute die Luxusgegenstände aus dem Süden; ihre Frauen schmückten sich mit feinen Seidentüchern und bestickten Gewändern, ihre Herrensitze zierten venezianische Glasluster; fein geschliffene Spiegel und bunt bemalte Gläser kündeten von südlicher Herkunft. Hier in Steyr waren den erhöhten Anforderungen des Kaufmannstandes entsprechend nicht nur Lagerräume zur Stapelung von Eisen und Stahl entstanden, sondern auch mächtige Herrensitze, mit prunkvollen Fassaden, die den anspruchsvollen Bedürfnissen der reichen Eisenbürger Rechnung trugen.
Im Mittelpunkt der Stadt, auf dem Stadtplatz, errichteten die Eisenherren ihre Wohnsitze, die durch ihre geschmackvolle Bauweise und kostbare Einrichtung von hoher kultureller und sozialer Stellung jenes Standes zeugen. Aus der Glanzperiode des Eisenhandels haben sich bis heute wertvolle Denkmäler erhalten, die von einstiger Blütezeit künden. Der in seiner Anlage einzigartige Stadtplatz mit den gotischen Giebelhäusern, den herrlichen Portalen und traumhaft schönen Arkadenhöfen, der mächtige Innerberger Stadel mit den vielbewunderten Sgraffitoverzierungen, die alten Häuser an der Enns mit ihren Eisengewölben, die vielen kleinen, winkeligen Gässchen und steilen Stiegen, der idyllische Schiffweg — sie alle reden zum stillen Wanderer von Steyrs hoher Zeit! Mögen wir uns immer ihrer bewusst sein und bleiben.229)
Durch ständigen geschäftlichen Verkehr der Eisenhandwerker mit den wohlhabenden Großhändlern gelangten jene auch in kultureller Hinsicht unter ihren Einfluss. Hier sind es wieder die Messerer in der Stadt, als Vertreter des mächtigsten Gewerbes, die Wohlstand und Reichtum erwarben und nach dem Vorbild der Händler verwendeten. Im Besonderen sei hier der „Schwarzen Grafen“, der reich begüterten Sensengewerken unseres Gebietes gedacht; sie ahmten nach, was sie in Steyr sahen, bauten Herrensitze, mit kunstvollen Arbeiten aus Schmiedeisen verziert, die sich wie Schlösser in den waldreichen Tälern unserer Heimat erheben und heute noch von dem kulturellen Geist der Gewerke Zeugnis ablegen. Die Kultur der Sensenschmiede stellt für uns heute einen besonderen Begriff dar, der sowohl die bauliche Ausgestaltung ihrer Wohnsitze, die gediegene Einrichtung, die kostbaren Gewänder, herrlichen Schmuckstücke und Bilder sowie auch die Stellung der Gewerken zu ihren Arbeitern umfasst.
Unmittelbarem Einfluss Steyrs waren die Handwerker der gesamten Umgebung auch in sprachlicher Hinsicht ausgesetzt. Hier übliche Wendungen gebrauchten auch die Schmiede Niederösterreichs, des Ybbs- und Erlauftales. Die Gebiete an der unteren Enns zwischen Altenmarkt und Steyr, an der Krems und Steyr zeigten die gleichen Wortformen; das Steyr- und Kremstal konnte sich jedoch auf diesem Gebiet doch größere Selbständigkeit erhalten als das Ennstal, das fast völlig abhängig war.230)
Das Eisenland, das sich als breiter Übergangsgürtel zwischen dem altdeutschen Siedlungsraum im Westen und dem neueroberten Kolonialland im Osten erstreckte, trug jenes wirtschaftliche, kulturelle und sprachliche Gepräge, das von der Stadt Steyr aus bestimmt wurde. Vielerlei Beziehungen verbanden die Gebiete zu beiden Seiten der Enns, sie verschmolzen mithilfe der Mittlerstellung der Stadt zur kulturellen und sprachlichen Einheit. Sie zog die kulturellen und sprachlichen Neuerungen des Donauraumes an sich und strahlte sie nach Westen und Süden aus; ihr Einfluss setzte sich über natürliche und politische Grenzen hinweg. Steyr beherrschte als Vorort der Eisenverarbeitung und des Eisenhandels das oberösterreichische Eisengebiet westlich der Enns, vor allem das Steyrtal, das obere Kremstal, das Gebiet um Schornstein im Almtal und erlangte am Ausgang des Steyrtals ein Haupteinflussgebiet: die Straße über den Pyhrn. Vom Steyrtal gelangte man leicht ins Kremstal und über den Ziehberg ins Almtal; das Windischgarstner Becken steht mit der Laussa, dem Ennstal, durch den Hengstpass in Verbindung und diese Querstraße öffnete dem Eisen und damit dem Einfluss Steyrs Zutritt. Dieser Einfluss war so stark, dass er über alle natürlichen Hindernisse hinweg sich behaupten konnte; trotz größerer Entfernung musste sich auch das Ybbstal und die Gebiete der großen und kleinen Erlauf dem Einfluss Steyrs beugen.
Die Stadt brachte alle Gebiete, die sie wirtschaftlich beherrschte, auch in kultureller und sprachlicher Hinsicht unter ihren Einfluss; sie war der Knotenpunkt des gesamten wirtschaftlichen Lebens, die Kraftquelle und das Haupt des innerbergischen Eisenwesens und konnte sich als solche trotz schwerster Zeiten bis zur Aufhebung aller das Eisenwesen betreffenden Ordnungen am Ende des 18. Jahrhunderts behaupten.
Anmerkungen
- Schmidt Walter: „Norisches Eisen“, in: Beitrüge zur Geschichte des innerösterreichischen Eisenwesens, Abtlg. 1, H. 2, 1952.
- Plöckinger H. a. a. O., 1. Teil.
- Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 117, Anm. 206—212; besonders die zur Macht gekommenen ständischen Grundherren durchbrachen das landesfürstliche Bergregal und errichteten auf eigene Faust diese „Waldbergwerke“, bedingt durch die hohe Konjunktur im Eisenwesen im 16. Jahrhundert.
- Urkundlich ist der Wasserradbetrieb erst seit der Mitte des 15. Jahrhunderts feststellbar; da keine Spuren von ausgedehnten Windofenbetrieben nachgewiesen, dürfte ersterer älter sein; vgl. Schuster Wilh. „Das Innerberger Eisenwesen“, Manuskript.
- Die Bedeutung des Wortes „Scharsach“ ist nicht vollständig geklärt; vielleicht besteht ein Zusammenhang mit dem ahd. „Sax“ — Messer; es ergäbe sich sodann „Schar“ – (Scher-) Messer; dieser Name ist noch im 18. und 19. Jhd. gebräuchlich für Rasiermesser. Die Messerer und Kneipschmiede von Trattenbach galten schon im Mittelalter als „Scharsacher“, da sie diesen Stahl für ihre Messerarbeiten verschmiedeten.
- Diese Gesellschaft hatte ihren Sitz in Steyr, deren Mitglieder mit den Hammermeistern von Weyer und Umgebung in Verträge eingingen. Diese lieferten den in ihren Hammerwerken erzeugten Vorderkernstahl direkt an diese Gesellschaft und nicht an die Zainhämmer, in deren Werken in der Umgebung Steyrs, in Sierning, Neuzeug, in der Raming und an der Steyr auf kleinen Streckhämmern feine Stahlsorten hergestellt wurden,
- „Zainen“, unter dem Hammer auf ein vorgeschriebenes Profilmaß schmieden, wo. bei meist kleine Profile gemeint sind.
- „frumb“ oder „Frimb“-Stahl — bestellter Stahl; dieser war von bestimmter Qualität und bestimmtem Querschnitt (Meist kleinem) und vor allem von den Klingenschmieden zur Messererzeugung verwendet.
- „Vorderhackenstahl“ verwendete man zur Erzeugung des Schneideteiles der Hacken; er war größer dimensioniert als der „zainte Frumbstahl“.
- Modell eines Pochwerkes im Kulturhistorischen Museum, Wien, I., Neue Burg.
- Die Abgaben des Radmeisters an den Landesfürsten bestanden ursprünglich in einem Teil der erzeugten Produktion. Im 15. Jhd. wurden diese bereits in Geld geleistet. Seit 1519 galten die Hammerwerke als landesfürstliche Regals und durften ohne eigenen Konsens nicht errichtet werden, Pirchegger, Eisenwesen bis 1564, S. 120, Pantz A. „Innerberger Hauptgewerkschaft von 1625—1783“ in: Forschg. z. Verf. u. Verw. d. Gesch. Stmk., Bd. VI., H. 2., Graz 1906, S. 34.
- „Rafhölzer“ — Stammholz, verwendet zum Bau von Flößen.
- „Hoch- und Schwarzwälder“ — die nicht von Gehöften durchsetzt waren.
- Verordnung von 1528, 1528/II/2, OBA.
- Auch nach dem Verkauf der Herrschaft Steyr an Maximilian, Graf v. Lamberg am 25. VIII. 1666 blieben die „Verlaßwälder“ weiterhin dem Eisenwesen bis Mitte des 19. Jhd. vorbehalten; XI/39, StA.; Pirchegger, Eisenwesen bis 1625, S. 124, 153.
- 1490, Juni 16, Generale Friedrich III. Orig. 1490/1/1, OBA.
- 1571, Hofverordnung zur bevorzugten Belieferung des Inner- und Vordernberger Eisenbezirkes vor allen anderen Parteien, 1571/IX/2, OBA; 1579, Hofverordnung, verbot der Getreideausfuhr, 1579/X/44, OBA.
- Bau von Getreidekasten: 1556 in Meyer; nach Verlg. St. Steyr 3246/5h: 1672 in Weißenbach; 1709 in Eisenerz. Erbauung des Getreidekastens am Grünmarkt in Steyr: 1612—1628; seit 1628 im Besitz der IHG; vgl. Krenn, Häuserchronik, S. 2; Getreidekasten „aufm Perg“, seit 1670 durch Kauf im Besitz der IHG, diente bis 1808 diesem Zweck; Krenn, Häuserchronik, S 61/62.
- Nach Bittner S. 519/520 ergab sich bei Ausschmiedung einer „Maß“ folgendes Bild: 50—40 % Scharsachstahl, 5—8 % gezainter Frumb- ober Vorderhackenstahl, 5—8 % gemeiner gezainter Stahl und gemeiner Hackenstahl, 50—40 % Weicheisen u. Zwizach, wobei der „Hindangang“, d. i. der Gewichtsverlust beim Ausschmieden nach Pirchegger, Eisenwesen bis 1625, S. 132, von 260 Zentnern 35 Zentner betrug.
- Pantz, Hauptgewerkschaft, S. 28.
- Pirchegger, Eisenwesen bis 1564, S. 120.
- Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 120.
- Bittner, Hauptgewerkschaft, S. 510; Pirchegger, Eisenwesen bis 1564, S. 67. Nach 1625 gab es zwei Hammerwerksverwaltungen: die steirische hatte in St. Gallen ihren Sitz, die österreichische in Weyer; seit 1649 ist hier der Hauptort.
- Pirchegger, Eisenwesen bis 1564, S. 158; Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 121.
- 1565 Dez. 3, Befehl des Amtmannes an die Hammermeister wegen des „zainten“ Stahls, 1565/VI/152, OBA. Nach der Ordnung von 1570 sollten die welschen Hämmer in Österreich 200 q Frumbstahl und 200 q Zaineisen liefern, davon 510 q nach Steyr, 90 q nach Waidhofen; die steirischen Hämmer sollten 120 q für Steyr, 80 q für Waidhofen liefern; Steyr hätte also insgesamt gegen 11.000 q erhalten sollen; jedoch im Jahre 1575 neuerlich Frumbzeugordnung Erzherzog Karls vom 30. April, da statt der 11.000 q nur 452 q geliefert wurden; neuerlich wurde die Lieferpflicht mit 11.000 q festgelegt. 1575/X/39, OBA.
- Kaser, S. 29.
- hierzu Zeichnung der „Hammerzeichen der Hämmer im Lande Steyr und Weyer auf Stahl und Eisen“, 1652, Verlg. St. 3243/74.
- Kaser, S. 26.
- Bittner, S. 476; Pirchegger, Eisenwesen bis 1564, S. 81; Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 118.
- 1581, Nov. 14, 238/114 S., HKU.
- 1583 Ernennung Johann Christoph Strutz zum ersten Eisenobmann in Österreich ob der Enns, von 1585—1607 im Amt, 1585/XI/36, OBA; vgl. Pritz, S. 416, Verzeichnis der Eisenobmänner.
- In der Urkunde Bischof Pilgrims von Passau 983—991 zur Regelung der Zehentfrage der Passauer Kirche zu Mistelbach wird Steyr erwähnt; Pritz S. 81, unter dem Namen „Stirapurch“.
- 1370, Linz, UBE 8, S. 495.
- Pritz, S. 90.
- Pritz, S. 91. Dies wirkte sich noch in späteren Zeiten aus, denn Steyr war vom Landrichter in gerichtlichen Belangen frei und hatte immer seine eigenen Richter: anfangs den Burggrafen und später den Stadtrichter; die letzte Entscheidung traf der Landesfürst persönlich.
- Preuenhuber, Annales, S. 8.
- 1287, Aug. 21, Verleihung des großen Privilegs für Steyr durch Albrecht I.; StA., Mittelkasten i/Nr. 1, Pkt. 5.
- Pkt. 9.
- Pkt. 6.
- 1360, Aug. 10, Enns; Herzog Rudolf IV. befiehlt dem Burggrafen von Steyr und allen seinen Amtsleuten, sie sollen darüber wachen, dass man das Eisen keine anderen Straßen als gen Steyr der „gewöhnlichen Mautstatt“ des Herzogs führe; 1360/I/1, OBA; 1371, April 22, Herzog Albrecht III. ebenso UBE 8, S. 522; 1372, Dez. 22, Herzog Albrecht III. ebenso UBE 8, S. 627.
- 1371, Herzog Albrecht deswegen; Preuenhuber, S. 58.
- Ähnlich erschwert gestalteten sich auch die Ausfuhrbedingungen für Fertigwaren. Der einträgliche Handel mit „venedigischen Waren“, den Steyr als Privilegierte Stadt im Lande ob der Enns führen durfte, war den Waidhofnern verboten.
- 1501, Jän. 18, 1501/II/2, OBA.
- „Kasten“ — eine der Labstätten an der Enns; von hier Abzweigung der Straße nach Weyer—Waidhofen.
- Preuenhuber, S. 282/283; Pritz, S. 217. Auch dürften die inneren Wirren der Stadt Ende des 16. Jhd. zur völligen Niederlage beigetragen haben. Dgl. Fließ Gottfried: „Die Eisenindustrie der Stadt Waidhofen“ in: Blätter d. Vereins f. Landeskunde v. Niederösterreich, 1870, S. 50 ff.
- Bittner, S. 525—528.
- 1410, Herzog Ernst; Pritz, S. 156.
- Bittner, S. 574/Anm. 2.
- 1384, Linz, Herzog Albrecht; Preuenhuber, S. 66.
- 1360, Eisenverführung darf nur auf den erlaubten Straßen erfolgen; die vom Abt von Admont neu angelegten sind aufzulassen; 1360/I/1, OBA.
- 1483, Juni 18, Friedrich III. befiehlt den Bürgern von Steyr, das bei den Hämmern für sie bereitliegende Eisen wie von alters her alle Monate zu heben und zu bezahlen; Preuenhuber, S. 134.
- 1518, wurde als Fürlehen jedem Hammermeister in Innerberg 100 Pfund Pfennige gewährt. Verlagsvertrag zwischen Rad- und Hammermeistern aus Innerberg, Weyer, St. Gallen, Reifling, Weißenbach, Laimbach, Bürgermeister, Richter und Rat von Steyr und den dortigen Eisenhändlern; 1518/II/2, OBA; — 1516, April, Vertrag zwischen Verlegern von Steyr, und den Hammermeistern von Weyer, 1516/II/62, OBA; folgendes siehe diesen Vertrag.
- 1560, Befehl Kaiser Ferdinands an die Eisenhändler zu Steyr wegen Aufrichtung der Verlagsbriefe; gesetzl. waren nur 500 fl pro Wochenwerk zulässig; 1560/V, OBA.
- 1463, Verpfändung der Herrschaft Steyr; XI/59, StA.
- Preuenhuber, S. 127.
- 1483, Juni 18, Friedrich III. deswegen an den Rat der Stadt; Preuenhuber, S. 134.
- Pirchegger, Eisenwesen bis 1564, S. 67, 605; Kaser, Eisenverarbeitung, S. 111; Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 198.
- 1575, Kammerverordnung über die Beschwerde des Hans Schickerl über die Vernachlässigung seiner Hammerwerksverläge durch die Eisenhändler zu Steyr; 1575: X/10, OBA; ebenda zahlreiche andere Beispiele.
- 1570, Okt. 1, 1570/IX/7, OBA.
- 1581, Nov. 14, Kompagnieordnung, 238/114/S, HKA.
- Verzeichnis der Eisenhändler und Handwerker, die 1583 Leggelder in die Gesellschaft zahlten, das sind 11 Eisenhändler und 22 Bürger in: Ordnung und Sachen von wegen der Eisenhandlungscompagnie zu Steyr, 1581, Sept. 14; IV/10/374. StA.
- Das Einlagekapital der „kleinen Compagnie“ betrug 57.915 fl; aus: Compagnieordnung von 1581, 238/114/S, HKA.
- Preuenhuber, S. 297.
- 1559, Dez. 24, Ordnung für die „Gesellschaft des gestreckten Stahls zu Steyr“ von Ferdinand I; Bittner, S. 541; vgl. Anm. 6.
- Preuenhuber, S. 298/301.
- Preuenhuber, S. 297; die Eisenhandlungsgesellschaft besaß 1598 das Haus Nr. 15 am Stadtplatz; Steuerbuch vom Jahr 1598, StA.
- 1584, Befehl Erzherzog Karls an die Stadt Steyr um richtige Zuhaltung ihrer Verlagsgelder, da eine Stockung in der gesamten Produktion eingetreten ist; 1584/XI/34, OBA. — 1587, Bericht der Compagnie an den Amtmann, dass die Verleger wie in früheren Jahren die Hammermeister drückten; 1587/XII/OBA.
- Bittner, S. 600, 605/6, 613; Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 199.
- Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 200.
- Pirchegger, Eisenwesen bis 1625, S. 46; Pritz, Geschichte Steyrs, S. 408.
- Niederösterreich, Ungarn und Regensburg waren ihre Ziele; noch Ende des 17. Jhd. sind Nachkommen der Geschlechter Händl, Urkauff, Stettner in Regensburg zu finden; Pantz, Gewerken, S. 284. Letzte Frist zur Auswanderung war am 29. Nov. 1616. vgl. Eder Karl: Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung und Glaubensspaltung und Landstande in Österreich ob der Enns.
- 1625/IV/15, OBA; vgl. Bittner, S. 622; Pantz, Gewerkschaft, S. 19.
- Erster Kammergraf wurde Graf Erhart Wilhelm v. Klaffenau, der an Stelle des Amtmannes in Eisenerz die Geschäfte zu leiten hatte; Pantz, Gewerken, S. 30, 148.
- Gottlieb Schröffl von Mannsperg Eisenobmann von 1660—1680 S. 53
- 1668, XV/27, OBA.
- 1668, Abrechnung der IHG, IV/28/475, StA.
- 1686, 30. VI., IHG-Abrechnung, IV/28/500, StA.
- 75) „Extrakt, was mit Ende des 1669 Jahres folgende Handelsleute der IHG um empfangenen Zeug schuldig verbleiben sind“; IV/28/468.
- Pantz, Gewerkschaft, S. 387. Zur Zeit Maria Theresias wurde das Oberkammergrafenamt als zentrale Behörde für das gesamte Eisenwesen errichtet.
- 1798, Nov. 11, Verkauf des Einlagekapitals um 685.000 fl an die Canal- und Bergbaugesellschaft; VII/420, StA.
- „Ladstätten“ nannte man jene Uferstellen an der Enns, wo das Eisen abgeladen und von dort an die einzelnen Hammerwerke dieses Gebietes zugeführt wurde.
- 1569/VII/158, OBA.
- 1579/X/9, OBA.
- Siehe Anmerkung 12.
- Strubfergenordnung vom Jahre 1440 und 1450; Neweklowsky L., Die Ennsschifffahrt, in: Heimatgaue, Jg. 1, 1919/20, S. 161.
- Im Jahre 1516 gingen aus Weißenbach an der Enns 213 Flöße mit Rauheisen für die Hammermeister und 231 Flöße mit geschlagenem Zeug nach Steyr ab; Neweklowsky, S. 162, vgl. S. 5.
- Ofner J.: Die erste Anlage des Roß- und Schiffweges von Steyr bis Haimbach bei Altenmarkt, in O.-Oe. Heimatblätter, H. 3, 1949, S. 225.
- Ofner, S. 226, 230.
- Schon 1556 legte die Stadt dem Amtmann ein Majestätsgesuch vor zur Betreibung dieses Straßenbaues 1556/III/81 OBA; ebenso 1557/III/10 OBA; ebenso 1558/ III/15, OBA.
- 1562/V/9, 41, OBA; 1558/III/16, OBA.
- Neweklowsky L. Die Eisenschifffahrt auf der Enns, O.-Oe. Heimatbl. H. 3, 1949, Seite 220.
- Neweklowsky, Ennsschifffahrt, S. 161.
- Nach Ofner wechselte der Schiffweg von Steyr—Haimbach 14mal das Ufer; vgl. die Abbildungen über Schiffzüge in den O.-Oe. Heimatblättern, H. 3, 1949.
- Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 234.
- 1604 zahlte die Eisenhandlungskompagnie jedem Fergen 6 Pfg.; dieser Betrag reichte jedoch nicht für den Lebensunterhalt aus und sie vergrößerten ihre Einnahmen durch Gegenfuhren; 1604/IV/16/185, StA.
- Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 233.
- Neweklowsky, Ennsschifffahrt, S. 162.
- 1 Puerd oder Puschen betrug nach der Eisenordnung Kaiser Ferdinand I. vom Jahre 1560: 125 Pfunde. 1560/V, OBA.
- 1558/IV/144, OBA.
- Mietverträge mit den Dominikanern:
- 1628, März 27: Sie verlassen der Gewerkschaft das „große Gewölb mitten unter der Kirche, wo zur Zeit die Eisenwaage hängt samt zwei anderen Nebengewölben zur Niederlage des Eisens und Stahls; auch das Gemach, darin die Eisenheber ihre Handlungen haben“; jährliche Miete beträgt 80 fl; Verlag, St. 3243/4 b;
- 1654, Nov. 10: Erneuerung des Vertrages von 1628; außerdem verpachten sie ein großes und drei kleinere Gewölbe „nechst der neuen Begrebnus“; jährliche Miete 60 fl; 3243/4b;
- 1640, Febr. 2: Neuerdings vermieten die Dominikaner 2 Gewölbe an die IHG; jährlicher Zins 20 fl;
- 1634, verpachtet Matthias Abele 4 Gewölbe in seinem Haus an die IHG; insgesamt hatte in diesem Jahr die IHG zur Verfügung: das obere Kirchengewölb, das Kirchengewölb bei der Enns, das Ober- und Untergewölb im Mattlsederhaus, Gewölbe im Strasserischen und Hayderischen Haus und die 4 Gewölbe im Haus von Abele; 1634 Innerberger Hauswirtschaftsbeschreibung, Verlag. St. 3248/4 d.
- 1605, Ansuchen des Bürgermeisters, Richters und Rates von Steyr wegen Förderung der Stahlausfuhr und Einstellen der Passbriefe; IV/16/176, StA.
- 1314, Verbot des Eisentransportes über den Prebichl, Bittner Eisenwesen 582, Anm. 7.
- 1371, April 22: Verbot der Eiseneinfuhr aus Böhmen und Bayern, UBE 8, S. 293.
- 1448/49, Stahlverschleißgenerale Friedrich III., in einem Schreiben aus dem Jahr 1629 enthalten, 1629/V/10, OBA; Generale Maximilians desselben Inhalts, 1512, 1514/II/1, OBA; ebenso Ferdinands I. 1559/IV, OBA.
- 1606, bleiwilligte der Eisenobmann den Sensenschmieden von Kirchdorf-Micheldorf für 1 Jahr die Einfuhr von Vordernberger Mock über den Pyhrn, 1606/1/9, OBA;
- 1629 dagegen wieder strengstes Verbot Ferdinand II.; bei Verstoß dagegen 200 Gulden Strafe und Einziehung als Konterbande, 1629/IV/OBA.
- Mondsee ist laut Conseß des Eisenobmannes Gottlieb Schöffl berechtigt, mit Vorderberger Eisenzeug zu handeln und den Schmieden der kaiserlichen Herrschaft Wildenegg das Eisen zu geben; Verlg. St. 3247/4c.
- Absatzgebiete für Vordernberger Eisen und Stahl: entlang des Kammertales, nach Rottenmann, Radstadt, Salzburg, an die Etsch, Bayern, Schwaben, entlang der Mur bis Murau… aus Generale Ferdinand I., 1559/IV, OBA,
- Anm. 25 und S. 6; Hack I., Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts, Diss. 1949, Graz.
- Anm. 105.
- Plöckinger, I. Teil.
- 1560 Bericht der Eisenhändler von Steyr an die n.-ö. Regierung. 4 560/V/40; OBA 1561 ebenso, 238/114/S, HKA.
- 1561 Verbot der Weicheisenausfuhr, 1565, 238/114/S, HKA.
- 1565, 258/114/5, HKA.
- Mautgebühr für 1 Zentner Stahl zu Linz: 1 kr;
- Mautgebühr für 1 Zentner Weicheisen, „so über sich in das Land geführt wird“: 13 kr; 1565/238/114/S, HKA.
- 1565, Befehl Ferdinands deswegen an den Amtmann, 1563/VI/14, OBA; 1565, Jänner 22: Eisenkammerordnung von Steyr, nach dem Muster der Leobner; Bittner, Eisenwesen, S. 562 Anm. 2.
- 1573, Bericht des Bürgermeisters, Richters und Rats von Steyr, betreffend die Eisenkammer, 238/114/S, HKA.
- 1565—1572, Erträgnisse: 526 fl, die Besoldung des Kämmerers in diesen Jahren betrug: 1200 fl; jährl. Sold: 150 fl; seit 1573 gestattete der Kaiser 200 fl, doch die Erträgnisse waren weniger als in den Vorjahren, 228/114/S, HKA.
- 1575, Schreiben Maximilians an den Eisenobmann, 238/114/S, HKA;
- 1577, Befehl Rudolfs deswegen, 1577/X/58, OBA.
- 1602, Gesamtverschleiß: 40.200 q 91 Pfd. Eisen und Stahl; davon an den Kämmerer Christoph Khierner: 17.529 q 12 Pfd. 1602/IV/13/65, StA.
- 1634, Innerberger Hauswirtschaftsbeschreibung; der Eisenkämmerer erhielt von der IHG. jährlich 300 fl Besoldung, Verlg. St. 3248/4 d.
- 1602, Verkauf von 9336 q 80 Pfd. Stahl und Eisen an die Losensteiner und Micheldorfer, IV/15/85, StA.;
- 1605, Ansuchen der Kirchdorf-Micheldorfer Sensenschmiede um Eisen- und Stahllieferung, VI/15/86, 88, StA.
- Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 67.
- Bittner, Eisenwesen, S. 586, Anm. 2.
- Beck, Geschichte des Eisens, II., S. 394.
- 1287, August 21: Stadtrechtsverleihung für Steyr, vgl. Anm. 37.
- Bittner, Eisenwesen S. 584; in Ulm wurde der Eisenhandel bis 1549 von der Kaufleutezunft geführt, später aber freigegeben; Bittner 582 Anm. 6; um 1570 erschienen Urban Stauber aus Passau, Max Neuprunner aus Ulm als Eisenhändler in Steyr; sie erklärten schon ihre Voreltern hätten mit Steyr Eisenhandel betrieben, Bittner 587, Anm. 1.
- Bedeutende Nürnberger Eisenhändler: Matthäus Praun, Georg Sumer Georg und Bernhard Haller, Eberhard Wagner, Cornelius Vogel, Georg Heiß, Hans Gebhard, Paul Fürnbergerisch, Philipp Probst, Oswald Schierer, Hans Erb, Hans Legranst, Michael Diener, Hans Landshuter; Bittner 586/4; 1489 ließ Cunz Horn, Handelsmann aus Nürnberg, „das große gemauerte Creutz in außern Aichet, an der Straßen stehend“, erbauen; er besaß ein Haus im Voglsang und ein Lager; Preuenhuber, 147.
- 1605, Ansuchen des Augsburger Eisenhändlers Christoph Fleckhamer um jährliche Lieferung von 2000 Zentner Stahl, das wegen geringer Produktion und da er bis zu diesem Termin keinen Steyrer Stahl bezogen hatte abgelehnt wurde; IV/15/83, StA.
- Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 168.
- 1352, Niederlage von Innerberger Stahl in Lübeck. Schuster, Manuskript.
- 1603, März 3: Nachricht über Handelsverbindung Steyrs mit Köln; IV/15/85, StA.;
- 1669 hören wir von der „alt außlendischen Stahlhandlung bei Conrath Conrath in Amsterdam“; IV/28/468, StA.; vgl. Kaser, S. 117.
- 1603 Schreiben des Eisenobmannes Strutz deswegen, IV/16/176, StA.
- 1603, Ansuchen des Bürgermeisters, Richters und Rats und der Eisenhandlungsgesellschaft von Steyr an den Präsidenten der n.ö, Kammer wegen Einstellung der Passbriefe zur Stahlausfuhr; IV/16/176, StA.; „wir (die Steyrer Händler) bleiben mit unserem Stahl, den mir auswärts verkaufen müssen, sitzen, trotzdem mir in Wierde und Unwierde Rad- und Hammerwerke herhalten müssen und nach der Eisenordnung verpflichtet sind, gewisse Zusätze zu geben; es wird bann wie vor fünfzehen Jahren hunderttausend Zentner Scharsachstahl und noch mehr, den wir nicht verkaufen können, uns verbleiben, an der Stadtmauer zu Steyr gelehnt ober in unseren Gewölben lagernd“; Aufhebung des Passbriefzwanges 1604, Feb. 10, 114/S, HKA.
- 1603, Marz 21: Prag, kaiserlicher Befehl deswegen, IV/16/176, StA.;
- 1603, Michael Diener, Händler aus Nürnberg, war durch kaiserlichen Erlass berechtigt, jährlich 4000 Zentner Scharsachstahl, Rüstzeug und Blech zoll- und mautfrei aus Steyr zu beziehen; 114/S, HKA.
- Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 202.
- Pantz, Hauptgewerkschaft, S. 97, 106.
- Bittner, S. 583, Anm. 6.
- 1720, 1725, IV/30/682, StA.
- 1730, 1735, 1740, IV/31/685, StA.
- 1750, 1755, IV/31/741, StA.
- Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 451.
- Laut Vertrag mit der n.-ö. Regierung mussten an die beiden Legorte Krems und Freistadt jährlich um 40.000 fl geschlagener Zeug geliefert werden; IV/15/83, StA.; vgl. Bittner, S. 589.
- Pantz, Gewerkschaft, 76, Anm. 1.
- Anm. 156.
- hierzu: Mayer Th. Die Stellung der Städte Krems und Stein im mittelalterlichen Handel Österreichs, in: Jb. f. Landeskde. von N.-Oe., Bb. 13/14, Wien 1915; Plöckinger H., Krems als Eisenstadt in: Waldviertier Heimat, Sonderdruck, Jg. 1941/42; Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, 66, 140.
- Im Jahre 1300 scheint ein „Friedrich der Eisner“ auf, 1336 wird ein „Eysnchramer“ erwähnt; Plöckinger, 1. T., hier auch folgende Daten über Krems.
- S. 48.
- Hauptgewerkschaft S. 75
- S. 23.
- Anm. 37, Mauterlässe auf der Donau bis Wien. 1381, Dez. 21: Albrecht III. verbietet gegen die Bürger von Steyr das Recht der „Grundruhr“ — Strandrecht, anzuwenden; Preuenhuber, S. 63.
- Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 203.
- 1671, Streit zwischen den Steyrern und den „zwelf bürgerlichen Eysslern in Wien“; Die Versuche der Steyrer, Einfluss auf die Privilegien der Wiener Eisenhändler zu erhalten, scheiterten und jede Einmischung verboten; Verlg. St 3243/2 b; vgl. Thiel V, Gewerbe und Industrie, Sep.-Abdr. des 4. Bandes der Geschichte der Stadt Wien, 1910, S. 519.
- 1623 stellten die Eisenhändler aus dem Reich allein 100.000 fl, die übrigen österr. Legorten zusammen nur 75.000 fl; Bittner. Eisenwesen, S. 577, 587, 590, 610, 615, Pantz, Gewerkschaft, S. 74.
- Normaler Preis für 1 Metzen Weizen: 7 bis 8 Schilling; 1568 war diese Menge um 10 bis 14 Schilling nicht zu haben, 1 Metzen = 61.49 l; Pirchegger, Eisenwesen bis 1625, S. 18.
- „Hindangang“ — Gewichtsverlust beim Ausschmieden des Eisens, da im Roheisen Erde, Sand und Lehm kleben blieben; Pirchegger nimmt von 260 q Eisen 35 q Hindangang an; Pirchegger, Eisenwesen bis 1625, S. 132.
- 1560 Eisenordnung, Preise für Scharsachstahl pro Zentner in Steyr: 3 fl 14 Pfg. Wels: 3 fl 2 S 16 Pfg.
Linz u. Krems: 3 fl 1 S 14 Pfg. Freistadt: 3 fl 3 S 2 Pfg.
Enns: 3 fl 1 S 26 Pfg. Wien: 3 fl 2 S 19 Pfg.
1560/V, OBA.
167. 1564 war „dem Kaiser mermals fürkommen, durch was für Contrackte und Praktiken, so Eisenhändler und Hammermeister allenthalben mit ausländischen Kauf- und Handelsleuten haben (diese) das geschlagene Eisen volgend in freiem ungesetzten Kauf mit hohem Nutz und Gewinn aus den Erblanden, dadurch dann solch Mangel an Eisen an denselben erscheint, auf dem Wasser und Land in das Reich, Baiern, Stift Salzburg, auch allweg auf das Hungarische, als von Pettau, Radkersburg, und andere Orten verführen.“ 1564/36, OBA.
- Plöckinger, 1. T.
- 1649, Bericht eines Eisenhändlers aus Köln, der 300 q Scharsachstahl im Wert von 3900 fl lagern hatte; IV/9/127, StA.
- Pantz, Gewerkschaft, S. 74.
- 1625 kostete 1 Zentner Roheisen 1 fl 30 kr und 1 Metzen Weizen 1 fl 37 kr; diese Verhältnisse dauerten bis 1784; Langer S. Die Entwicklung der Eisenpreise in der Steiermark von 1625—1914. Diss. Graz, 1947, S. 129.
- von 1625—1626 wurden 1194 fl, 1626—1627 1713 fl S 14 Pfg. di. 34.277 q Stahl als 6 Pfennig-Gefällsabgabe an den Magistrat Steyr abgeliefert; VII/22/420, StA.
- 1678, Sept, 10: Vergleich zwischen der IHG. und dem Magistrat Steyr, den drei Legstätten Wien, Krems und Freistadt sowie den bürgerlichen Eisenhändlern von Steyr wegen des Stahlbenefiz; IV/28, StA.
- 1733, Jän. 24: Bitte der bürgerlichen Eisen- und Geschmeidhändler an den Magistrat wegen Einhaltung des Stahlbenefiz durch die IHG.; IV/28/371a StA.
- 1768, Nov. 11: Vergleich, VII/22/420, StA.
- 1798, Nov. 11: Kaufskontrakt, Pkt. 5: Regelung der Benefizien; Pkt. 8: zur Vermeidung von Stahlmangel bei den Feuerarbeitern verpflichtet sich genannte Gesellschaft, die jährliche Durchschnittsmenge von 10 Jahren auf Grund von Lieferungskontrakten mit den einzelnen Innungen zum Tagespreise den Steyrern auszufolgen; bei Arbeitsmangel sind diese jedoch nicht verpflichtet, die ganze Menge abzunehmen; IV/22/420, StA.
- 1922, Febr. 11: Letzte Nutznießung dieser Benefizien durch: Josef Hack’s Wwe. Messerschmied; Karl Obermayr, Messerer; Rudolf Kosina, Hufschmied; Karl Rauscher, Nagelschmied; Anton Schoiber, Bohrerschmied; VII/22/420 StA.
- 1925, Febr. 24: Schreiben der Stadtgemeinde Steyr an die Alpine Montangesellschaft; VII/22/420, StA.
- Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 50 f; ders.: Der oberösterr. Städtebund im Mittelalter, Jahrb. o.-ö. Musealverband 93, S. 126, U. B. E. 8, S. 628; vgl. H. Pirenne, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Europas im Mittelalter, deutsche Übersetzung von M. Beck, S. 47, 138, 180.
- 1361, Rudolf IV. an den Rat der Stadt dafür zu sorgen, dass das nach Steyr geführte Holz und Eisen nach altem Herkommen verkauft werde; U. B. E. 8, 5, 20.
- Preuenhuber, S. 161.
- Siehe Anm. 51.
- 1471, Juni 7: Steyr: Friedrich III. ordnet den Handelsverkehr in Steyr; Preuenhuber, S. 127/128.
- 1472, Juni 21: Regelung des Eisenhandels, Preuenhuber, S. 128.
- 1493, Sept. 1: Enns: Versammlung aller oberösterr. Städte deswegen; Bittner, Eisenwesen, S. 533, Anm. 5.
- Preuenhuber, S. 162.
- Preuenhuber, S. 174/181, 187, 189, 193/200; Hoffmann Wirtschaftsgeschichte. S. 52.
- Siehe die Stammbäume bei Preuenhuber nach dem Register; da seine Forschungen auf dem Material beruhte, das ihm das Stadtarchiv bot, so betreffen die Stammbäume der einzelnen Familien nur deren Aufenthalt in Steyr.
- Preuenhuber, S. 270 und S. 147.
- Preuenhuber, S. 289.
- Schoiber, G. Die Raming und ihre Bewohner; Zwettl, S. 70 f.
- Preuenhuber, S. 192.
- Preuenhuber, S. 274.
- Loehr M. Die Radmeister am steirischen Erzberg bis 1625, Wien 1941, S. 78.
- Loehr, S. 76.
- Loehr, S. 74,
- Das Haus Stadtplatz 40 war vom Jahre 1597—1620 im Besitz der Familie; Krenn S. 108.
- Gutprodt beteiligte sich nach seiner Verehelichung auch am Eisenhandel und gründete eines der größten Verlagshäuser; Preuenhuber, S. 232.
- Preuenhuber, S. 318.
- Preuenhuber, S. 192.
- Preuenhuber, S. 274.
- Preuenhuber, S. 147.
- Preuenhuber, S. 270.
- Preuenhuber, S. 163; auch mit Regensburg waren die Beziehungen sehr eng.
- Preuenhuber, S. 314; Ende des 16. Jahrhunderts war eine Susanne Händl mit Wolff Carl zu Stein verheiratet; vgl. Plöckinger H., 1. Teil.
- Preuenhuber, S. 151, 306.
- Michael Hainberger ist 1530 in Krems gestorben; Preuenhuber, S. 124.
- Nach Preuenhuber, S. 275, stammen die Zuvernumbs aus Melk.
- Preuenhuber, S. 506, Salome Urkauff.
- Preuenhuber, S. 289; vgl. Plöckinger, 1. T.
- Preuenhuber, S. 268.
- Preuenhuber, S. 306; Hack I., Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ausgang des 17. Jhd.; Diss., Graz 1949. S. 156, Anm. 4.
- Preuenhuber, S. 314.
- Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 172; die beiden Welser Großkaufleute Weis und Trinkner haben wesentlich zur Wiederbelebung der Pyhrnstraße beigetragen.
- Preuenhuber, S. 318.
- Preuenhuber, S. 188.
- Preuenhuber, S. 274; 1642 Änderung des Namens in „Engelseck“ — Hof an der Steyrleite; Schroff Annalen von Steyr, B. VI, 141.
- Preuenhuber, S. 258.
- Preuenhuber, S. 151, 216.
- Stammtafeln in Preuenhuber, Annales.
- Hack I., Der Messerhandel der Stadt Steyr bis zum, Ausgang des 17. Jahrhunderts; O.-Oe. Heimatblätter, Jg. 6 (1952), H. 1, S. 1 f.
- Preuenhuber, S. 307 u. 205. Schon bei der Absatzkrise von 1471 bestand Gefahr zur Proletarisierung.
- Verzeichnis der Eisenhändler in Hack, Eisenhandel und Messeierhandwerk, Anhang Nr. 12 u. 13, S. 26, Anm. 2.
- Verzeichnis der Feuerstätten: 2609, nach alten Registern jedoch nur 2176; im Jahre 1749 nur mehr 820. 1749 Notstand der Stadt Steyr seit 1583, 1749/IV/31/734, StA.
- Preuenhuber, S. 280. Hier namentlich angeführt, die von der Kriegspflicht befreit sind, und zwar: Benedikt Aettl, Stephan Engel, Wolfs und Gotthardt Händel, Bartholome Stettner, Ratsherren, Sebastian und Hieronymus Händl, Hanns Adam Pfefferl; diese letzteren brachten zu ihrer Entschuldigung vor sie hätten nie die von ihren Eltern ererbten Adelsfreiheiten gebraucht, sondern immer ihre bürgerliche Hantierung betrieben.
- Preuenhuber, S. 226, Verzeichnis der Zechen von Steyr aus dem Jahre 1521.
- Anm. 6.
- Anm. 71; 1576 gab es in Steyr 702 Häuser, 1652 waren 70 Häuser eingestürzt, 141 öde, 191 ganz arm und nur 198 aufrecht; 1663 gab es 605 Häuser in Steyr, davon standen 288 leer; Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 243.
- Pantz, Gewerkschaft. S. 78; siehe folgende Belege.
- Pantz, Gewerken, 202, Anm. 3; Hoffmann Wirtschaftsgeschichte, S. 172/173.
- Pantz, Gewerkschaft. S. 78, Anm. 2.
- Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 203,
- Joseph Achtmark von Achtmarkstein, Bürgermeister von 1642—1645; Pritz S. 384.
- ebenda; vgl. S. 42, Anm. 163.
- Schoiber, Raming, S. 75 f; Abschriften der Adelsprivilegien.
- Als Folge von Rohstoffmangel ist die Auswanderung der Sensenschmiede aus dem Krems- und Steyrtal im 17. Jahrhundert anzusehen, die sich im Murboden der Obersteiermark niederließen: Familien Moser, Pießlinger, weinmeister, Koller, Blumauer u. a.; Forcher, Handelsbeziehungen S. 23 f.
- Pirenne, Mittelalter, S. 11; Hack, Eisenhandel, S. 11 f.
- Preuenhuber, S. 11.
- Hack I., Eisenhandel u. Messererhandwerk, Plan der Stadt Steyr, 1598, Anh. Nr. 56.
- Grau Herbert Mundart und Kultur im Eisenland Ober- und Niederösterreich, in Jb. d. O.-Oe. Musealvereines, Bd. 90 (1924), S. 65 f.
Quellen- und Literaturverzeichnis, Abkürzungen
- Quellen:
Aus dem Stadtarchiv Steyr (StA): Akten der Eisenhandelsgesellschaft, bis 1625; Akten der Innerberger Hauptgewerkschaft; Akten des Eisenhandels.
Aus dem Landesregierungsarchiv Graz: Akten des Oberbergamtes Leoben (OBA);
Akten der Verlagsstelle Steyr (Verlg. St.).
Aus dem Hofkammerarchiv Wien: Niederösterreichische Herrschaftsakten (HKA).
Urkundenbuch ob der Enns (ÜBE).
Preuenhuber Valentin: „Annales Styrenses“, Nürnberg, 1740.
Pritz Franz Xaver: „Beschreibung und Geschichte der Stabt Steyr und ihrer nächsten Umgebungen“, Linz 1837.
Schoiber Gottlieb: „Heimat- u. Familienkunde, die Raming und ihre Bewohner“. Eigenverlag d. Verf., Zwettl, s. d.
- Literatur:
Beck Ludwig: „Geschichte des Eisens“, Bd. I u. II, 1848—1895.
Bittner Ludwig: „Das Eisenwesen im Innerberg-Eisenerz bis 1625“ in: Archiv für öst. Gesch., Bd. 92, 1901, H. 2.
Forcher Franz: „Die alten Handelsbeziehungen des Murbodens mit dem Ausland“ in: Sonderdruck aus d. Zeitschrift d. hist. Vereins f. Steiermark, Jg. V, H. 1 und 2, 1907, Graz.
Grau Herbert: „Mundart und Kultur im Eisenland Ober- und Niederösterreich“ in: Jahrb. d. o.-ö. Musealv. Linz, Bd. 90 1924.
Hack Irmgard: „Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr“ bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts, Diss. Graz, 1949; dieselbe: „Der Messerhandel der Stadt Steyr bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts“ in: O.-Oe. Heimatblätter, Jg. 6, 1952, H. 1.
Hoffmann Alfred: „Werden, Wachsen, Reifen“, Wirtschaftsgeschichte des Landes Oberösterieich, 1. Bd. Linz, 1952; derselbe: „Der eberösterreichische Städtebund im Mittelalter“ in: Jahrb. d. o.-ö. Musealvereines, Bd. 93, 1927.
Kaser Kurt: „Eisenverarbeitung und Eisenhandel“, in: Beiträge z. Gesch. d, österr. Eisenwesens, Abtlg. II, H. 1, 1932.
Krenn Ingeborg: „Häuserchronik der Altstadt Steyr“ in: Veröffentl. D. Kulturamtes Steyr, Juni 1951.
Langer Signe: „Die Entwicklung der Eisenpreise in der Steiermark von 1622—1914“, Diss., Graz, 1947.
Löhr Maja: „Die Radmeister am steirischen Erzberg“ bis 1625 Wien, 1941.
Neweklowsky Ernst: „Die Ennsschifffahrt“ in: Heimatgaue, Jg. 1, 1919/20; derselbe: „Die Eisenschifffahrt auf der Enns“ in: O.-Oe. Heimatblätter, Jg. 3, 1949, H. 3.
Ofner Josef: „Die erste Anlage des Kost- und Schiffweges von Steyr bis Haimbach bei Altenmarkt“ in: O.-Oe. Heimatblätter, Jg. 3, 1949, H. 3.
Pantz Anton: „Die Innerberger Hauptgewerkschaft von 1622—1783“ in: Forschg. z. Vers. u. Verw. d. Gesch. d. Stmk., Bd. 6 1906, H. 2, Graz; derselbe: „Die Gewerken im Bannkreis des steirischen Erzberges“ in: Adler, Wien 1917.
Pirchegger Hans: „Das steirische Eisenwesen bis 1564“ in: Beiträge z. Gesch. d. österr. Eisenwesens. Bd. II; derselbe: „Dar steirische Eisenwesen von 1564 bis 1625“ in: Beiträge z. Gesch. d. öst. Eisenwesens. Bd. III, 1959.
Pirenne Henry: „Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Europas im Mittelalter“, deutsche Übersetzung von M. Beck.
Plöckinger Hans: „Krems als Eisenstadt“ in: Sonderdruck aus „Waldviertler Heimat“‘ Jg. 1941/42.
Schulter Wilhelm: „Entwicklung der Eisenschmelztechnik in der Ostmark“ in: Technikgeschichte, Bd. 28, 1939; derselbe: „Das Innerberger Eisenwesen“, Manuskript.
Nachwort
Frau Dr. Irmgard Hack ist eine gebürtige Steyrerin. Ihre Ahnen väterlicher- und mütterlicherseits haben sich jahrhundertelang mit der Verarbeitung von Eisen befasst. In einer Köhlerordnung vom 7. Jänner 1601, die zwischen den Klingenschmieden von Raming und Unterwald einerseits und den „Sackelköhlern“ unterm „Tanberg“ anderseits abgeschlossen wurden, ist erstmalig das Familien-Stammhaus „Kaltenbrunn“ (Unterwald 65) erwähnt. Von dieser Zeit an können die Hack (Hackh, Häckhl, Hackt etc.) als Klingenschmiede in Kleinraming und Unterwald bis zum Jahr 1860 nachgewiesen werden. Besitzer dieses Familiensitzes war um diese Zeit Franz Xaver Hack. Die Zeitepoche war dem alten Handwerk abhold; Krisen und der damit verbundene Niedergang des Handwerkes zwangen Meister Hack, das Elternhaus zu verkaufen, die beiden Söhne musste er zu fremden Meistern in die Arbeit schicken. Josef, dem Jüngeren, gelang es schon 1875, wieder eine eigene Werkstätte zu gründen. Er nahm seinen Bruder Johann, der auch das Handwerk erlernt halte, zu sich und kaufte im Jahre 1878 das Haus Sierninger Straße 50, in welchem beide ein durch seine hervorragenden Erzeugnisse bekanntes Unternehmen betrieben. Um Messerwaren zur Gänze im eigenen Betriebe herstellen zu können, kauften die Brüder eine eigene Schleiferwerkstätte am Wehrgraben. Der Ehe des Josef Hack mit der Tochter des Schleifermeisters Jakob Weichselbaumer aus Neuzeug, Josefa, entsprossen vier Kinder: Emma, Berta, Josef und Gustav. Josef besuchte die Fachschule für Eisen- und Stahlbearbeitung in Steyr und trat nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1909 die Leitung des Betriebes an. Der Energie des jungen Firmeninhabers gelang es, den Betrieb zu erweitern und auszubauen.
Die folgenden Jahre sind im Geschäftsleben der Firma Hack ein treues Spiegelbild der allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Lage Österreichs. Der Erste Weltkrieg brachte die Stilllegung des Geschäftes; im Jahre 1918 wird die Firma in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt und von Josef und Gustav Hack übernommen.
Die schwere Wirtschaftskrise von 1930 brachte die zwölf Messerfabriken des Bezirkes Steyr in schwerste Bedrängnis. Nur drei von ihnen blieben bestehen, unter ihnen die Firma Josef Hack G. m. b. H. Bis zum Jahre 1938 gelang es den Firmeninhabern, die Anzahl der Beschäftigten im Betrieb auf 120 Personen zu erhöhen. Im Zweiten Weltkriege scheint die Firma als Rüstungsbetrieb auf, die Erzeugung von Messerwaren war nur in kleinstem Maße gestattet. Das Ende dieses Krieges erforderte eine Neuorganisation und Modernisierung der Einrichtung. Heute zählen die „Hack-Werke“ zu den führenden Unternehmen ihrer Art und ihre Besteck- und Gesenkschmiedeteile haben in aller Welt guten Namen.
Es konnte wohl niemand Berufenerer als Frau Dr. Hack, ein Mitglied dieser seit Generationen so innig mit dem Eisenwesen verbundenen Familie, eine Arbeit über das Eisenwesen schreiben. Das städtische Kulturamt dankt der Verfasserin für den wertvollen Beitrag zur Heimatgeschichte!
Dr. Erlefried Krobath
Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, März 1953