Altes Gericht, Firma Hartlauer Zentrale
1464 – 1465 errichtete Andreas Grünthaller an der Kaiseite seiner Behausung eine Kapelle zu Ehren des Hl. Nikolaus.
1784 wurde diese auf allerhöchsten Befehl gesperrt und abgetragen. (Josef II.)
Das Vorderhaus war um 1442 im Besitz von Ludwig Lueger und seiner Gattin Magdalene geb. Frizen, von etwa 1500 – 1586 im Besitz der Eisenhändlerfamilie Kölnpeckh.
Vor 1597 besaß es der Eisenhändler, Gastgeb und Handelsmann (Getreide) Hieronimus Hirsch, der die beiden Häuser vereinigte.
Das Hirschenhaus diente mehrmals hohen Gefangenen als Wohnung, so dem Herzog Johann Friedrich dem Mittleren von Sachsen-Gotha, der zuerst in Wiener-Neustadt, dann im Hirschenhaus und später im Schloss untergebracht war, wo er nach 20-jähriger Gefangenschaft 1559 starb.
Auch der gefangene Woiwode der Moldau, Alexander, hatte anfangs hier, dann im Schloss seine Wohnung, wo er 1601 starb.
Ursprünglich 2 Häuser, die 1597 vereinigt wurden. Bis 1598 im Besitz der Eisenhändlerfamilie Hirsch.
Im Jahr 1633 lag im Hirschenhaus ein Neffe des großen Friedländers, Graf Max von Waldstein, Oberst eines hier garnisonierten kaiserlichen Regiments im Quartier. 1650 kaufte der Magistrat das Haus.
1669 wurde den „Buergern und Buergerskhindern“ die Bewilligung erteilt, anlässlich des Jahrmarkts in der großen Stube des Hirschenhauses Komödie zu spielen.
Bis zum Jahr 1796, als das ehemalige Cölestinerinnenkloster zum Theater umgebaut worden war, wurde provisorisch im Saal des alten Rathauses oder in einer Spielhütte im Hof des Hirschenhauses agiert.
Ab 1723 verwendete die Stadt das Gebäude als Kaserne, Wohnhaus, 1782 als Erziehungshaus der Knaben vom Regiment Langenlois. (Heimatkunde von Steyr, Prof. Anton Rolleder, 1894)
„Während des Herbstmarktes 1818, am Steyrermarkt-Montag, in später Nachtstunde, patrouillierten wie gewöhnlich Bürgercorps-Patrouillen die Straßen und Gassen entlang. Als eine Patrouille am linken Ufer der Enns den sogenannten ‚Saumarkt‘ durchschritt, hörte sie ein heftiges Schreien, blieb stehen und horchte. Das Geschrei kam aus der Kaserne (jetzt k.k. Kreisgerichtsgebäude) und die Patrouille kam gerade dazu, als ein gewisser Josef Seletowsky seinen Diener ermordet hatte und ihn zerhackt in den Abort werfen wollte. Seletowsky wurde in der Kreuzwoche 1819 durch den Strang hingerichtet.“ (Chronik des k.k. priv. uniform. bewaffneten Bürger-Corps d.l.f. Stadt Steyr 1898)
1846 wurde das Vorderhaus demoliert und als Sitz des Kreisamtes aufgebaut. Dabei wurde an der Ecke Stadtplatz-Obere Quaigasse ein Gewölbe zur Aufbewahrung der Feuerlöschrequisiten errichtet, in dem von 1864 bis 1988 die städtische Feuerwehr Löschzug 1 untergebracht war.
Am rechten Eck Einfahrt Freiwillige Feuerwehr Löschzug 1.
1988 kaufte Franz Josef Hartlauer das Gebäude, seither befindet sich hier die Zentrale der Firma Hartlauer Handelsgesellschaft m.b.H.
Ehemaliges Bezirksgericht Steyr, stadtplatzseitiger Trakt 1854, ennskaiseitiger Trakt 1910 errichtet. Vierflügelanlage mit Innenhof, späthistoristisch-klassizistische Fassadierung. Fassade Stadtplatz neunachsig mit Ortsteinquaderung, dreiachsigem Mittelrisalit mit erhöhtem Attikageschoß und Zwerchdach. Erdgeschoß am Stadtplatz und in der Kaigasse glatt verputzt mit Rundbogenfenstern mit bekrönenden Putzfeldern. Kräftiges Kordongesims. Obergeschoße rieselverputzt, Fensterachsen durch Putzfelder vertikal zusammengefasst. Stadtplatzseitig die Fenster des ersten Obergeschoßes mit aufwendigen Fensterverdachungen in Rundgiebelformen. Fassadenmittig monumentales Sprenggiebelportal mit dominierendem Doppeladler. An der Kaigasse ein weiteres Monumentalportal. Fassade Ennskai viergeschoßig, achtachsig. Gebäudemittig monumentaler zweigeschoßiger fünfachsiger auf geschoßhohen Segmentbogenunterzügen und profilierten Kragkonsolen ruhender Erker. Erker pilastergegliedert, barockisierende Fensterumrahmungen. Über dem dreiteiligen Mittelfenster kolossaler Doppeladler. Schlichter Innenhof. Datum der Unterschutzstellung: 24. April 1988