Stadtplatz 1

Tuchschererhaus

Vor 1525 am Platz, „auf dem Weibermarkt“, war es ursprünglich Handelshaus und Sitz von Vorgehern (Geschäftsführern) der Innerberger Hauptgewerkschaft. (IHG)

  Abraham Schröffl, Sohn des Martin und der Anna, geb. 1569, Vorgeher in Weyer 1625 – 1635, Handelsherr in Steyr. Gest. 5.2.1636, heiratet 3.8.1604 Elisabeth, Tochter des Cosman Mann und der Barbara Teiß, gest. 25.7.1628.

(Wappen Schröffl von Mannsperg)

Sein Sohn Gottlieb war Mitte des 17. Jhs. der einflussreichste Mann beim Innerberger Eisenwesen und in Steyr.

Diese hervorragende Stellung verdankte er seinen persönlichen Fähigkeiten und den verwandtschaftlichen Beziehungen zu jenen Familien, die nach der Gegenreformation emporkamen: Seine Mutter war die Schwester des langjährigen Obervorgehers der IHG Cosman Mann v. Mannsperg, sein Schwager war Max v. Luckner, dessen Schwester wieder Georg v. Mittermayr, den bedeutendsten Großhändler jener Zeit, zum Mann hatte.

Gottlieb war 1642 (mit 33 Jahren!) Obervorgeber der IHG aus dem Verlagsglied Steyr bis 1660.

Seine Wirksamkeit fällt in die Zeit des tiefsten Niederganges der IHG, woran er einen Gutteil der Schuld trägt: unvernünftige Betriebsführung, Produktion ohne Rücksicht auf die Marktverhältnisse, eine um 5 Jahre verspätete Bilanzierung, vor allem die Tatsache, dass er als Leiter der Verlagsstelle den Stahlverschleiß ins Reich in die Hände seiner Verwandtschaft spielte und dadurch der Gewerkschaft die gewinnbringendste Einnahme entzog. Die Darlehensgeber wurden in wenig Jahren reich, während die Gewerken verarmten und gezwungen waren, ihre Einlagen um die Hälfte des Nominale zu verkaufen.

1651 – 1659 war er Bürgermeister, worin ihm dann sein Schwager Max Luckner und in der Obervorgeherstelle der Bruder seiner 2. Frau, Zacharias Prenner, folgte.

1660 Eisenobmann bis zu seinem Tode am 14.9.1680, welche Stelle dann sein Schwiegersohn Franz Gottfried Vorrig v. Hochhaus einnahm.

1646 erhielt er den rittermäßigen Adel, 1655 das Prädikat „v. Mannsperg“. 

 (Panz, Gewerken, S. 310,311)

Von etwa 1716 – 1859 im Besitz von Tuchscherern, die mit langen Messern die rauen Oberflächen der frisch gewobenen Stoffe schoren und glätteten.

Im Kern spätgotische Bürgerhausanlage, bestehend aus Vorder-, Hinterhaus und Lichthof. Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte und in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wiederaufgebaute Hinterhaus ist von der Unterschutzstellung ausgenommen. Viergeschoßige drei-, bzw. vierachsige Fassade zum Stadtplatz. Fassadengestaltung aus dem 18. Jahrhundert. Erdgeschoß mit zwei eckigen Auslagen und mittigem segmentbogigem Portal neuzeitlich verändert. Betonung der Gebäudekanten in den Obergeschoßen durch geputzte Eckquader. Im ersten Obergeschoß mittig ursprünglich barocker Erker, die beiden seitlichen Fenster faschengerahmt. Die vier spätgotischen steinernen Fenstergewände mit Verstäbungen des zweiten Obergeschoßes sind von genuteten Umrahmungen umgeben. Über dem zweiten Geschoß reich profiliertes Gesims. Im abschließenden Geschoß drei Fensteröffnungen mit genuteten Umrahmungen. Fassade Obere Kaigasse im Erdgeschoß teilweise eisenvergitterte, steinerne Fenstergewände mit schmiedeeisernen Läden und mehreren Schwibbögen zum Objekt Enge Gasse 33.

Datum der Unterschutzstellung: 20. April 1990

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