(1869 – 1938)
Steyrer Heimatdichter
Geboren: 21. Jänner 1869
Gestorben: 30.April 1938
- Quelle: Steyrer Zeitung 30.1.1969
Zum 100. Geburtstag des Heimatdichters Sepp Stöger
Gedenkrede bei der „Stöger-Feier“ des Stelzhamerbundes am 19.1.1969, gehalten von Hochschulprofessor DI Dr. Hermann Schmid.
„Spazieren wir durch die Steyrer Promenade, so treffen wir auf die Sepp-Stöger-Straße; sie hieß früher Herbert-Hoover-Straße nach dem amerikanischen Präsidenten. Wer war Sepp Stöger, dass er für Steyr bedeutender war als ein Präsident der USA?“
Er war Friseur. Bei Zwischenbrücken gab es ein Geschäftsschild: „Viktor Duftschmid, vormals Sepp Stöger“
Stöger war mit seiner Heimat sehr stark verbunden. Zwei Bände wurden veröffentlicht: „I bin a da“ und „A so san ma“
Stöger zeichnete sich durch sokratische Lebensweisheit und Güte aus. Sein unverwüstlicher Humor zog viele Menschen magnetisch an. Viele Menschen schütteten ihm ihr Herz aus.
Viele berühmte Steyrer kamen in sein Friseurgeschäft: der Maler Adolf Reich, der Steyrer Maler Jörg Reitter, die Maler Götzinger, Konstantin Stoitzner, Jung, Diltsch, Therese Kratky, Pamperl-Kautsch, Dworschak. Auch die Steyrer Dichter suchten in Stögers Friseursalon ein Stelldichein, wie Albert Bachner, Hermann Landsiedl, Franz Spindler, Linus Käfer. Zum Bekanntenkreis von Stöger gehörten auch die Schriftsteller Ludwig Huna, Fritz Stüber-Gunther, Viktor Trautzl, Franz Resl, die Mundartdichter Karl Seuffert, Anna Zelenka, Gregor Goldbacher, Wilhelm Schaumberger.
- Die Komponisten Eggermann, Franz Xaver Müller, Josef Brauneis, Karl Seuffert, Wagner-Schönkirch, Franz Wegscheider, Albert Weinschenk, Wodniansky, Pehm, H.Hack vertonten Gedichte von Stöger.
- Die Opernsänger Feichtmayr und Sergl, das Kittelquartett, Otto und Maria Perkonig zählten zu seinen sangesfrohen Freunden.
- Stöger war Mitglied des Gesangsvereins „Kränzchen“ und beteiligte sich auch bei den Aufführungen.
Auch Anton Bruckner ließ sich bei Stöger die Haare schneiden. Davon werden Anekdoten erzählt: „Bruckner konnte angeblich die Haarschneidemaschine nicht leiden. Er sagte zu ihm: „Fahrns ab mit dem Teufelszeug“, sagte Bruckner. Stöger musste ihm jedes Haar am Grunde abschneiden. Als Bruckner sah, wie Stöger nach dem Haarschnitt die Haare sorgsam einsammelte, fragte Bruckner, was er da mache. Stöger erwiderte, dass er die Haare als Andenken sammle, worauf Bruckner entgegnete: „Sö san a Schlaucherl. Aber recht ham S, vielleicht gibt ihnen amal so a Narr hundert Gulden dafür.“
Text auf der Rückseite des „Haarbildes mit Bruckners Haaren“:
„Ich bestätige mit Ehrenwort und Unterschrift, dass ich diese im Bilde befindlichen Haare von dem ehrwürdigen Haupte des verewigten Meisters der Tonkunst Dr. Anton Bruckner geschnitten habe.“ Josef Stöger, Friseur Steyr, am 10.3.1937
Stöger wurde am 21. Jänner 1869 als Sohn eines Fabrikarbeiters in Steyr, Werndlgasse Nr. 5, geboren. Er hatte zwei Schwestern und einen Bruder. Stöger ging in die Volksschule bei der Kirche St. Michael. Der Lehrer war Ignaz Schmid. Nach der Lehr- und Gesellenzeit als Friseur bei Heinrich Eidenböck begab sich Stöger auf Wanderschaft in die Schweiz. Seit 1900 war er selbstständiger Friseur in Steyr, zuerst am Direktionsberg, ab 1911 in Zwischenbrücken. Seine dichterische Begabung trat erst nach dem 1. Weltkrieg, wo er als Landsturmmann diente, in Erscheinung. Im jahre 1938 feierten die Steyrer Stögers 70. Geburtstag, obwohl er gerade 69 Jahre war. Er erlebte seinen 70er nicht mehr.
Steyrer Pioniere
Dieser Blog ist eine Sammlung von Materialien, Bildern, Berichten und Biografien von verstorbenen Persönlichkeiten aus und in Steyr. Initiiert durch ein Schulprojekt der HAK Steyr und der Redtenbacher Gesellschaft Steyr