(Architektur, Bildhauerei, und Malerei) 4. Fortsetzung
Von Josef Ofner
Wie in anderen österreichischen Städten trat auch in der Eisenstadt Steyr in den bewegten Jahrzehnten der Glaubensspaltung, in denen sie eine kurzfristige Konjunktur erlebte, die Kunst der Renaissance beachtenswert in Erscheinung. Den nach 1535 einsetzenden wirtschaftlichen Aufstieg zeigt bereits die 1558 vorgenommene Adaptierung des um 1422 eingerichteten Rathauses, die nach Valentin Preuenhueber einem Neubau gleichkam.1) Damals erbauten auch vor den Mauern der Stadt, auf dem Wieserfeld, eisenverarbeitende Handwerker, vorwiegend Messerer, neue Werkstätten. Die Papiererzeugung fand Eingang und der Italienhandel wurde wieder schwunghafter betrieben. Doch schon in den sechziger und siebziger Jahren wurde durch Überschwemmungen, Kriegsereignisse, Infektionskrankheiten und konfessionelle Wirren die Stadtwirtschaft beeinträchtigt. Trotz aller Krisen wurden in der zweiten Hälfte des 16. und in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts sehenswerte Renaissance-Bauten aufgeführt und gotische Gebäude, meist durch Umgestaltung der Fassaden und Portale, der neuen Kunstrichtung angeglichen. Diese zeigt in Steyr eine den österreichischen Gegebenheiten angepasste Ausbildung und kann daher keinesfalls „als Fremdkörper in der Kunstentwicklung unserer Heimat angesehen werden.“2) Ihre Wegbereiter waren wohl die reichen Kaufherren, die Handelsbeziehungen zu oberitalienischen Städten, vor allem zu Venedig unterhielten und wahrscheinlich welsche Baumeister nach Steyr kommen ließen. Nach 1572 ist der italienische Baumeister Marconi in der Stadt nachweisbar, um 1580 besaßen hier welsche Bauleute das Bürgerrecht.
Es ist begreiflich, dass die Fremdarbeiter bei den städtischen Steinmetzen und Maurern nicht gerne gesehen waren. Im Herbst 1580 beschwerten sie sich schriftlich bei der Stadtobrigkeit über den in Steyr beschäftigten italienischen Steinmetz Kaspar Dorette. Ihre Eingabe kam in der Ratssitzung vom 7. Oktober zur Behandlung. Doch die Ratsherren waren über die Tätigkeit des Italieners keinesfalls entrüstet. Sie untersagten ihm zwar die Arbeit in der Stadt, kritisierten aber vielmehr überaus heftig das Verhalten der städtischen Bauhandwerker: „Sie die Stainmezen vnd Maurer wissen sich aber hergegen Zuerindern, wie sie sich zum thail nun ein guete Zeit her in Gmainer Stat vnd der burgerschafft gebeien (Gebäuden) fast vnfleissig vnd vnbefuerderlich erzaigt, vnd thails offtermals mehr dem wein vnd wierdtsheusern weder der Arbait beigewandt vnd abgewartet, thails auch schlechte vngeschickte vnd vnzierliche arbeit des steinwerchs gemacht, vnd dennochs starckhe vnd Zuvil belohnung begert vnd genomen haben, dardurch ist auch offtermals geschehen, das die arbeiten gleich gemainer Stat vnd den Priuat Purgers Personen Zu schaden, nit allein mit grosser lässigkheit verrichtet, sonder auch die Pessten Pau Zeiten verabsaumt, vnd also sehr beschwerliche vnbefurderung vnd mehrerer vncosten verursacht worden vnd hiraus dises gevolgt ist, das man sich aus nott Zu Gemainer Stat vnd Burgerschafft gebeuen (Gebäuden) vmb frembte oder welchische Stainmezen vnd arbeiter bewerben vnd dieselben hieher bringen het müssen“.
Die Stadtväter zeigten sich aber auch gerne bereit, den Steinmetzen und Maurern „ihre obrigkeitliche Hilfe“ angedeihen zu lassen, verlangten jedoch von ihnen eine sorgfältige Arbeit, „vnd wenn das beschiecht,“ so vermerkt das Ratsprotokoll, „solle verrer khainem Welchischen oder frembten Stainmezen (außer deren schon berait bas burgerrecht bewilligt ist) ainiche arbeit allhie, so doch sie die hirigen verrichten khunnen, Zuegelassen oder gestattet, sonder iederzeit auf ir der Stainmezen vnd Maurer anhalten, eingestellt vnd abgeschafft werden“. Bei „schlechter schleiderischer vnd vnzierlicher arbeit“ an den Gebäuden der Stadt und der Bürgerschaft aber könne man fremden Arbeitern den Zugang in die Stadt nicht verwehren, ja „man muesste sich vilmer vmb dieselben so hiezu tauglich bewerben, vnd die hieher bringen“.3)
Allein nicht nur mit den Bauhandwerkern war der Magistrat zeitweilig unzufrieden, auch die Beschaffenheit des Baumaterials entsprach nicht immer seinen Wünschen. Im Jahr 1590 hatten sich die Inhaber der im Burgfried gelegenen Ziegelöfen vor dem Rat zu verantworten, weil die von ihnen produzierten Ziegel im Regen zerfielen.4)
Sehr beliebt war der Sgraffitoschmuck. Noch heute zeigen nicht wenige Fassaden und Höfe diese Verzierung. Selten hingegen sind in Steyr Fresken aus der Renaissancezeit. Zu den Werken der Steinbildhauer und Steinmetze zählen vorwiegend Epitaphien und Torgewände. Goldschmiede, Zinngießer und Hafner lieferten hervorragende Arbeiten.
Neubauten
Das Garstner Tor
In der 1. Fortsetzung dieser Kunstchronik5) wurde erwähnt, dass wahrscheinlich die 1522 durch Brand zerstörte gotische St. Gilgen-Bastei vor dem Pfarrtor, die jedenfalls noch der kaiserliche Baumeister Martin Felßer erbaute, durch das Garstner Tor ersetzt wurde. Das in der Zeit von 1846 bis 1852 demolierte Torgebäude6) soll nach den Aufzeichnungen von Alois Leopold Anton im Jahr 1541 erbaut worden sein.7) Das Aussehen des Tores, in dem sich die Wohnung des Mautners befand, zeigen alte Ansichten und Pläne. Es war ein massiver halbrunder Bau, der Stilmerkmale der Renaissance zeigte.8)
Das Pfarrtor und das Garstner Tor wurden in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts stärker befestigt. Um 1610 erhielt ersteres ein Fallgitter, letzteres 1619 einen mit Schießscharten versehenen Holzturm aufgesetzt, der wegen seiner strategischen Bedeutungslosigkeit von der Bevölkerung als Taubenschlag bezeichnet wurde.9)
Die von V. Preuenhueber für das Pfarrtor gebrauchte Bezeichnung „St. Gilgentor“ ging später auf das am Anfang der nach Garsten führenden Straße stehende Tor über.10) So schreibt F. X. Pritz 1837: „Ein anderes Thor ist das Pfarr- und Gilgenthor (St. Aegydithor)“.11) Nach F. Berndt wurden Pfarr- und Garstnertor als eine Einheit aufgefasst und beide Tore zusammen als St. Gilgentor bezeichnet.12)
Das Herrenhaus
Die in der Reformationszeit einsetzende Zunahme der Bevölkerung in den Vorstädten (z. B. Wieserfeld) erforderte ein weiteres Versorgungsheim. Ulrich Lichtenberger und seine Hausfrau „Margaretha Züllerin, Hieronym Glückens nachgelassene Wittib“ legierten zur Errichtung des „Herren = oder Siechenhauses“ in Aichet (Sierninger-Straße Nr. 115) 4.000 Gulden. Nach dem Ableben des Ehepaares im Pestjahr 1569 wurde der Bau in Angriff genommen, gefördert durch finanzielle Zuwendungen der Bürgerschaft.13) Ein quadratischer Raum mit Kreuzgratgewölbe und Mittelsäule bildet die der Hl. Dreifaltigkeit geweihte Hauskapelle.14) Später testierte der reiche Bürger Benedikt Aettl, der 1587 starb, ebenfalls einen Betrag von 4000 Gulden für diese Anstalt.15)
Heute gehören zur Einrichtung der Kapelle ein gotisches Kruzifix aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts und ein im Jahr 1694 geweihter Altar.16)
Der Wasserturm zwischen den Brücken
Der Wasserturm auf dem Platz zwischen der unteren Ennsbrücke und der Steyrbrücke kann nicht als Kunstwerk gewertet werden. Da er aber zur Verschönerung des Stadtbildes wesentlich beiträgt, sei er hier angeführt. Den im Jahr 1909 um etwa ein Drittel gekürzten Turm würde man, falls er im Zuge der Neugestaltung der Brücken abgetragen werden sollte, überaus schwer vermissen.
Um den Meerfräulein-Brunnen am oberen und den Poseidon-Brunnen am unteren Stadtplatz mit Wasser versorgen zu können, plante nach 1570 die Stadtobrigkeit die Errichtung eines Wasserdruckwerkes an der Mündung der Steyr in die Enns. Da der Magistrat für besondere Arbeiten Handwerksmeister aus Augsburg bevorzugte, übertrug er die Herstellung der Pumpanlage im Wasserturm, den vermutlich der Stadtmaurermeister Hans Klingler erbaut hatte,17) dem bürgerlichen Brunnenmeister Peter Wagner aus der Stadt am Lech. Die Überwachung sämtlicher Arbeiten oblag dem Ratsmitglied Michael Aidn (Bürgermeister 1595 — 1597). Aus einer von Peter Wagner am 16. März 1575 ausgestellten Quittung ist ersichtlich, dass er für das „Brunnwerk“ die beträchtliche Summe von zweihundert Rheinischen Gulden erhielt.18) Die Kosten des Wasserturmes sollen etwa 40.000 Gulden betragen haben.19) Im folgenden Jahr wurde das Wasserwerk in Betrieb genommen, vermutlich zeigte es anfänglich mancherlei Mängel, da sich der Stadtrat 1579 beim Uhrmacher Leonhard Marckhart, der ebenfalls aus Augsburg kam, erkundigte, „ob er auch das Prunwerkh“ übernehmen könne.20)
Für diese Anlage, die ein technisches Meisterwerk darstellte, interessierte sich im Jahr 1586 auch Kaiser Rudolf II. (1576 — 1612). Am 26. September richtete die kaiserliche Hofkammer in Wien nachstehendes Schreiben an Bürgermeister, Richter und Rat der Stadt Steyr: „Nach dem wir vernomen, das Ir ain Wassertruckhwerch mit dreyen Stiffen vnd ainem Khupffern Radt durch ainen werckhmaister von Augspurg machen habt laßen, derhalb so ist in Namen der Kays. Maj. unser begern an euch, Ir wellet von sollchem Kunstwerch nit allein ainen ordentlichen Abriß sonnder auch ein Model, so mit der Außtailung auf den werch schuech gerichtet sein soll, machen lassen, vnnd vnns mit dem eheisten so immer müglich alhero schickhen, daneben auch berichten, wie dickh im Ror das Wasser darmit gehebt werde, wie hoch es das Wasser treib, wie hoch auch das Radt, vnd in waß größ das Wasser sey, so darauf laufft, was es auch alles mit ain Andern gecostet habe, vnd was Ir dem Maister füer sein bemüchung geben habt, ob Ir es auch füer ain beständiges Werckh befindet vnd hallttet. Was dann sollches Modell welches Ir vnns mit dem eheisten so sein khan schickhen sollen, costen werdet, d(as) soll euch erstattet werden. Daran vollziecht Ir der Kais. Maj. gnedigen willen vnd mainung. Geben zu Wienn den Sechs vnd Zwainzigisten Tag Septembris Anno Im Sechs und Achtzigisten. N. d. Kays. Maj. geordnete Hofkamer Räthe in Wienn“. Da auch Daniel Melzer, der Hofkanzleischreiber des Erzherzog Matthias, die eheste Vorlage der Beschreibung verlangte, wurde sie schon am 8. Oktober abgesandt. Steyr berichtete u. a., dass beim Wasserdruckwerk kein kupfernes, sondern ein hölzernes, 14 Werkschuh (etwa 4 bis 5 m) hohes Wasserrad verwendet und das Wasser 95 Schuh (ungefähr 29 bis 30 m) hoch in den Turm „gedruckt“ werde. Eine noch erhaltene Papierschablone zeigt, dass der äußere Durchmesser der verwendeten Bleirohre 11 cm, der innere 7,5 cm betrug.21)
In den folgenden Jahrhunderten wurden an dem mit einer Uhr ausgestatteten Wasserturm und an dem Pumpwerk oftmals Reparaturen vorgenommen, besonders nach den Bränden der Jahre 1727 und 1824.22)
Das Neutor
„Den vielgerühmten Stadtplatz von Steyr leitet im Norden die Enge Gasse ein und schließt nach Süden auslaufend der Grünmarkt ein. Bevor sich das Gelände zur Enns absenkt, wuchtet noch einmal die Profanarchitektur dieses einzigartigen Stadtbildes mit der Gebäudegruppe von Innerberger Stadl und Neutor zu einem markanten Akzent empor. Harmonisch schließt der Hakenbau des Neutores an die doppelgiebelige Fassade des Stadls an. Nur ein schmales Tor bildet die Trennfuge. Stadtseitig zeigt sich das Neutor zweigeschoßig, zur Enns ruhen diese beiden Geschoße aus mächtigen Sockelzonen. Beide winkelig zueinander angeordneten Flügel besitzen fünf Fensterachsen, jeweils durch ein mächtiges Tor mit imposanter Quaderumrahmung unterbrochen“. Treffend schildert hier der bekannte Historiker O. Wutzel Lage und Aussehen des gewaltigen Doppeltores.23)
Nach Valentin Preuenhueber soll die Stadt ursprünglich am linken Ennsufer keine Ringmauer besessen haben, „es stund allein ein hültzerner vom Wasser zerrissener Schlag daselbst, den man in gefährlichen Läufften mit einer eisern Ketten zu verwahren pflegte“.24) Die im Jahr 1478 auf Befehl Kaiser Friedrichs III. (1440 — 1493) begonnene Verstärkung der unzulänglichen Befestigungsanlagen führte unter dem kaiserlichen Baumeister Martin Felßer25) u. a. auch zur Errichtung einer massiven Stadtmauer an der Enns und am Südende der Stadt zur Aufführung einer Bastei, die aber 1522 durch Flammen zerstört wurde. Nach dem Bau der oberen Ennsbrücke im Jahr 1524 musste hier zwangsläufig ein Stadttor erbaut werden.26)
Etwa fünfzig Jahre später, am 8. Juli 1572, wurde Steyr von einer schweren Hochwasserkatastrophe heimgesucht. Die Überschwemmung, die größte in der tausendjährigen Geschichte der Stadt, vernichtete viele Gebäude am linken Ennsufer, aber auch Brücken und Mühlen. Es herrschte, wie der Chronist berichtet, „ein solch Jammer und Noth, so nicht genugsam zu beschreiben“.27)
Für den Wiederaufbau der eingestürzten Bauwerke holte sich die Stadtobrigkeit Ratschläge bei den kaiserlichen Baumeistern Bernhard Camada und Merth Hager28), die für ihre Mühewaltung 50 Gulden erhielten. Camada wurde sogar zum Stadtbaumeister bestellt, musste aber wegen „Leibschwachheit“ seine Stelle zurücklegen.29)
„Die zwey obern Thore“ an der oberen Ennsbrücke, die die Fluten der Enns ebenfalls zum Einsturz gebracht hatten, wurden unter Leitung des Baumeisters Jakob Späz Marconi30), dem die Meister Moritz Ranckh aus Enns und Pangraz Weich unterstanden,31) durch das heutige Doppeltor ersetzt, das 1576 zur Vollendung gelangte.
Im Gewölbe des Ostportals32) ist der steirische Panther zu sehen. Die ennsseitige Fassade zeigt Wappendarstellungen und nachstehende Inschrift: „HaeC LoCaVIs anasl ex pLVVIa DeleCerat VrbIs bIs qVarta Vt IVLII LVXIt In orbe DIes. Insta Vrata taMen Cernls nVnC aVspICe ChrIsto; pro plebe ergo pIa faC pia faC pIa Vota feras.“ (Die Gewalt der Enns hatte diesen Platz der Stadt des Regens wegen weggerissen als der achte Tag des Juli auf der Erde leuchtete. Jedoch siehst Du es jetzt wieder hergestellt mit der Hilfe Christi; tue also für das Volk fromme Taten, bringe fromme Gelübde dar.)
Diese Torinschrift enthält zwei Jahreszahlen, die sich durch Addition der in roter Farbe dargestellten lateinischen Zahlenbuchstaben ergeben (Chronogramm). Im ersten Satz findet sich das Jahr der Überschwemmung (1572 = DD,CCC,LLLL,VVVVVVVV,XX,IIIIIIIIIIII),im zweiten steckt das Jahr der Vollendung des Tores (1576 = M,CCCCC,L,VVVV,IIIIII).33)
Im Jahr 1577 wurde von der Stadtobrigkeit im Neutor, das wie das Enns-, Steyr- und St. Gilgentor zu den vier Haupttoren der Stadt zählte, eine deutsche Schule untergebracht, die über zweihundert Jahre dort verblieb.34) Auch der Dachboden des Torgebäudes wurde im 17. Jahrhundert eine Zeitlang in Benützung genommen. Die im Jahr 1625 gegründete Innerberger Hauptgewerkschaft mietete ihn von der Stadtgemeinde in der Zeit vom 1. September 1654 bis zum 30. April 1669 zur Einlagerung von Getreide.35) Aber noch später, im Jahr 1695, richtete die Hauptgewerkschaft im Neutor „über der Schull“ provisorisch einen „Traidkasten“ ein.36)
Das Hochwasser des Jahres 1572 brachte auch teilweise die ehemalige Kirche (evangelische Schulkirche) und das einstige Kloster der Dominikaner,37) in dem seit 1559 die Lateinschule der Protestanten untergebracht war, sowie den ennsseitigen Trakt des Rathauses zum Einsturz. In den folgenden Jahren wurden diese Gebäude wiederaufgebaut. Das hierfür benötigte Bauholz wurde in der Ortschaft Aichet geschIägert.38) Kirche und Schule waren 1578 voIlendet.39) In ersterer gelangte 1584 ein Taufstein zur Aufstellung.40)
Das Haus Pfarrgasse Nr. 1 (Bezirkshauptmannschaft)
Ein „stilreines Renaissancegebäude“, das einen fünfeckigen Grundriss aufweist, ist das Haus Pfarrgasse Nr. 1 (Grünmarkt Nr. 2). Der dem Stadtplatz zugewendete Runderker besitzt ein kegelförmiges Dach. Die drei Fassaden schmücken dreieckige und segmentförmige Fensterüberdachungen. Das Erdgeschoß zeigt Quaderimitation, die übrigen Stockwerke einen glatten Verputz. Den Eingang vermittelt ein hübsches aus Sandstein geformtes Portal. Bemerkenswert ist das tonnengewölbte „Durchhaus“, das früher eine Verbindung vom Grünmarkt zur Pfarrgasse hergestellt haben soll. (Eine Stuckdecke (Laubkranzmotiv) ist in einem Raum des zweiten Stockwerkes vorhanden.
Dem Testament der Elisabeth Händl, verw. Grueber, vom 17. Dezember 1582 ist zu entnehmen, dass das Gebäude um diese Zeit erbaut wurde. Sie vermachte ihrem Sohn Georg Grueber das Haus „im Grimorth amm egckh zunechst an Herrn Magnuz Zigler ratsburger, behawsung gelegen, die ich aniezo vom grundt new auf- aber doch nicht gar aussgebaut habe, samt allen dazugehörigen pawvorraten (aber ohne die vnprenten zigl) vnd noch darzuo zu merer aufpauung 1000 pf d“ (= Pfund Pfennig).
Zu den Eigentümern des Gebäudes zählten im 17. Jahrhundert auch die Stadtgemeinde (1675 — 1676) und die Dichterin Anna Maria von Vogtberg (1677 — 1701).
Im Jahr 1755 kaufte um 5.500 Gulden das Haus die k. k. Hofkammer. Es beherbergte die Eisenobmannschaft (1735 — 1782), das Berggericht (1782 — 1850), die Berghauptmannschaft (1850 bis 1860) und das Bezirksamt (1860 — 1868). Seit 1868 befindet sich in dem mächtigen Renaissancebau die Bezirkshauptmannschaft Steyr / Land.41)
Der Arkaden-Friedhof
Der im Raum der Stadtpfarrkirche hinter der Stadtmauer befindliche Gottesacker war im 16. Jahrhundert zu klein geworden, sodass man in der Nähe des Bruderhauses („Weichselgarten“) im Pestjahr 1541/42 einen Friedhof anlegen ließ.42) Als aber 1569 ein Teil desselben auf dem Schliergrund gegen den Wehrgraben abrutschte, plante 1570 die Stadtverwaltung die Anlage eines Begräbnisplatzes auf dem Tabor.43) Nach längeren Verhandlungen konnte die Stadt hierfür ein entsprechendes Grundstück von den Besitzern des Stadlmaiergutes (Wolfgang und Siegmund Stadlmair) erwerben.44) Im Jahr 1572 bestimmte der Rat den Bürger Magnus Ziegler zum „Baumeister des neuen Gottesackers“.45) Dieser ließ durch den bürgerlichen Steinbrecher Stefan Grueber um 116 Gulden 4 Schilling und 2 Pfennig Steine für den Friedhofbau bereitstellen. Da aber die Behebung der in diesem Jahr entstandenen enormen Hochwasserschäden die Stadtfinanzen auf Jahre hinaus stark beanspruchte, konnte erst 1583 der Bau in Angriff genommen werden. Um die vorläufigen Auslagen bestreiten zu können, stellte der Magistrat einen Teil der Mündelgelder der Familien Ättl und Egger zur Verfügung.46) In diesem Jahr errichtete ein Steinmetz aus Krems a. d. Donau das Portal und die Säulen,47) auch ein Stück der kreuzgratgewölbten Arkaden wurde vollendet. Die Bauaufsicht übertrug man 1584 dem Stadtkämmerer Christoph Seyringer. In der Ratssitzung vom 21. März wurde beschlossen, den Kremser Steinmetz mit der Anfertigung eines steinernen Predigtstuhles für den Gottesacker zu beauftragen. Bis zur Fertigstellung desselben möge ein hölzerner verwendet werden.48) Noch in diesem Jahr erfolgte die Vollendung des Arkadenganges, der vom Stadtzimmermann Ulrich Pöchtl mit dem Dachwerk versehen wurde.
In den Ratsprotokollen ist 1592 von einem „Gotsakhergemell“ (Gottesackergemälde) die Rede. Wilhelm von Losenstein empfahl hierfür der Stadt den Maler Hanns (David) Holzschueh. Der Rat jedoch vertröstete den Meister mit Anstellung und Auftrag auf eine spätere Zeit.49)
Preuenhueber ist voll des Lobes über den neuen Friedhof: „Es ist ein schönes Werck, und dessen gleichen an andern Orten, auch in fürnehmen Reichs- und andern Städten, wenig zu sehen; Ist auch von Zeit zu Zeit, inwendig mit schönen Epitaphiis und Gemählden von der Burgerschafft geziert worden“.50) Über dem Tor wurde eine lateinische und eine deutsche Inschrift angebracht. Letztere vermerkt das Jahr der Erbauung:
„Tausend fünffhundert achtzig vier,
Baut die Steyer-Stadt das Schlaff-Haus hier,
Auferstehn und ewigs Leben
wird uns Gott aus gnaden geben.“51)
Die Weihe des Gottesackers erfolgte, da sie in der Reformationszeit unterblieben war, im Jahr 1628 durch Abt Anton von Garsten.52)
Der Innerbergerstadel
Das bedeutendste Wirtschaftsgebäude der Renaissance ist in Österreich der Innerbergerstadel im südlichen Bereich der Eisenstadt (Grünmarkt). „Mit den Grabendächern und dem Sgraffitoschmuck wirkt er wie ein monumentales Bauernhaus“.53)
Interessant ist die Entstehungsgeschichte des prächtigen Bauwerkes. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als man daranging, auf der Enns für den Eisen- und Lebensmitteltransport die Schifffahrt einzurichten,54) plante die Stadtobrigkeit den Bau eines Gebäudes, in dem ebenerdig Fleischbänke, in den oberen Stockwerken Getreideschüttböden untergebracht werden sollten. Als Baugrund fasste man den unteren Teil des Pfarrhofgartens ins Auge, der längs der südlichen Stadtmauer zum Grünmarkt abfiel, von hier waren es nur wenige Schritte zum Ennsufer, wo die Schiffe anlegen und mit Lebensmitteln für die Arbeiter in Innerberg (Eisenerz) beladen werden konnten.55) Doch in der Folgezeit drängten wirtschaftliche Rückschläge das Projekt in den Hintergrund.
Erst im Jahr 1590 kam es wegen Überlassung des dem Stift Garsten gehörigen Pfarrgrundes zum Abschluss eines Vertrages zwischen der Stadt Steyr und der Benediktinerabtei. Am 20. September hatte Abt Johann von Kremsmünster, dem damals auch das unbesetzte Kloster Garsten unterstand, an den Magistrat ein Schreiben gerichtet, in dem er sich gegen die Verbauung des Pfarrhofgrundes aussprach. Im Sommer, so meinte er, würde die Luft durch die Fleischbänke verschlechtert, durch die Unsauberkeit „ain vngeschmach alda Zuegericht vnnd geziglet“, und durch das „geschray des Khauffen vnnd verkhauffens“ der Pfarrer in seinen Studien und „geistlichen Verrichtungen“ gestört. Sollte aber der Stadt, so schrieb abschließend Abt Johann, an „diesem Grund sehr viel gelegen sein“, so könnte er vielleicht gegen Reichung von Inslet56) oder Gelddienste der Stadt überlassen werden. Am 18. November verpflichtete sich Steyr, jedem Stadtpfarrer, wenn keiner vorhanden, dem Gotteshaus Garsten jährlich zu Martini „von solcher grundt vnd gebäus verwilligung“ einen Zentner „sauber vnd gerechtes Rinders Innßlet“ zu geben, gegen den oberen Pfarrhofgarten am neuen Gebäude keine Fenster anzubringen und jede Unsauberkeit zu vermeiden.57)
Die Türkenkriege, der Bauernaufstand, die Gegenreformation und andere Ereignisse verhinderten aber zwei Jahrzehnte lang die Ausführung des Bauvorhabens. Im Juni des Jahres 1611, als Abt Johann Wilhelm von Garsten (1601 — 1613) vorübergehend abwesend war, ließ die Steyrer Stadtobrigkeit im Pfarrhofgarten den Bauplatz abstecken und die Grundfesten legen. Da der Getreidespeicher („Traidt Kasten“) auch dem Eisenwesen sehr nützlich werden konnte, weil die Möglichkeit bestand, „ein Suma schweres gedraidt auf ein Notfall vnd Zuuerfehung (zu Vorsehung) des Landtsfürstl. Kamerguets aufzubehalten, vnd in verwarung Zu bringen“, steuerte die Eisenhandelsgesellschaft (Eisenkompagnie) zum Bau 1.000 Gulden bei.58)
Es ist nicht überliefert, ob der Garstner Abt den 1590 abgeschlossenen Vertrag kannte. Jedenfalls war er sehr überrascht und erbost, als er nach seiner Rückkehr den Baubeginn feststellen musste. Am 8. Juli richtete daher der Abt ein scharfes Protestschreiben („…in optima forma…“) an den Magistrat der Stadt Steyr: „Zu Meiner iezigen anhaimbskhunfft vernimbe Ich, wasmassen Sich die Herren auf ainen Meines Gotthauß Garsten totaliter Incorporierten Pfarr Steyr mit allen Recht: vnd gerechtigkheiten aigenthumblich Zugehörigen, negst vndterhalb des Pfarrhof gelegenen Grundt, ein gebew (Gebäude), ohne vorgehende Ersuchung, vnd durch mich beschehne bewilligung alles Geist- vund weltlichen Rechtes Zuwider, anzufangen, vnnd mit auferbawung desselben fortzuschreiten aigenthättig vndterstanden haben“. Der Abt verlangte die Einstellung des Baues und die Aufnahme von Verhandlungen, vier Mitglieder des Rates, Khürner, Giefing, Stander und Talhamber, die daraufhin nach Garsten entsandt wurden, betonten dem Abt gegenüber, dass ja schon früher über den Baugrund verhandelt worden sei und nun statt der Fleischbänke eine Salzkammer eingerichtet werde.59) Der Stadel biete schließlich nicht allein der Stadt, sondern auch dem Eisenwesen erhebliche Vorteile. Dem Landeshauptmann gegenüber, dem gleichfalls eine Beschwerde des Abtes zugegangen war, verteidigte sich der Stadtrat in ähnlicher Weise. Er wies auch darauf hin, dass sich bei Einstellung der Bauarbeiten die Maurer verlaufen würden.
Auch zu einem Grundtausch wäre die Stadt bereit gewesen. Für das „öde Fleckhl“ am Grünort, das nur 24 Schritte breit und 52 Schritte lang war, hätte die Stadt ein größeres Grundstück (Länge 65, Breite 52 Schritte) in der Nähe des Pluzerhöfls60) gegeben. Diesen Vorschlag lehnte Garsten ab. Der Magistrat versicherte ferner, dass „ein saubers Zwischlichtiges Dach“ gesetzt werde, „daß also dem Pfarrhoff weder das Licht noch die Lufft verbaut vnd benomben werden solle“.
Am 26. Juli 1611 kam ein Vergleich zustande. Der Abt bewilligte der Stadt Steyr die Benützung des Grundes zur Einrichtung des Salz- und Getreidestadels, „doch sollen Sye die von Steyr oder Ire Nachkommen iezo vnd hinfüro Zu ewigen Zeiten auf solchen grundt khein anders gebäu alß vndten aus der Erden den Salzstadl, dann oben darauf Zwei Pöden Zum Traidt Kasten vnd das völlig gebeu von vndten auf bis vndters Tach höcher nit, dann drey Gaden hoch führen, dasselb auch mit ainem Zwischlischen Tach versehen vnd Ire gegen das Pfarrhofs Garten hinauß gemachte Fenster mit eisen vnd gestrichhten Gatter also bewahren, daß dardurch ainich Vnsauberkheit hinaus geworffen, Weniger ainen Pfarrer dem Gartten, oder Pfarrhof von demselben aus ainiche beschwör oder vngelegenheit nit Zuegefüegt werde.“ Weiter heißt es, dass die Stadt Steyr jedes Jahr „besonders Natiuitatis Mariae von solchem Grundt vnd Gebey verwilligung ainen Jeden Pfarrer Zu Steyr oder wenn keiner vorhanden, nach Gotteshaus Garsten raichen vnd dienen soll Zehen gulden Reinisch vnnd dann drey Fueder61) gerechts Ischler Salz vnnd nit mehr“.
Auffallend sind die in dieser Urkunde festgelegten Baubedingungen, wahrscheinlich wollte damit der Abt die Erbauung eines „profanen Tempels“, der religiösen Zwecken hätte dienen können, verhindern.62)
Preuenhueber berichtet, dass bei den Bauarbeiten ein Maurer tödlich verunglückte und das Gebäude erst im Jahr 1613 vollendet wurde.63) Bald musste man feststellen, dass in den ebenerdigen feuchten Räumen die Salz-Einlagerung nicht möglich war. Sie wurden als Wagen-Remise benützt.64)
Die reich verzierte Hauptfassade des Innerbergerstadels zeigt über dem Hauptportal das Fresko „Josephs Brüder khomen in Egypten Traidt zu kauffen“. Diese Darstellung deutet an, dass das Gebäude nicht zur Einlagerung von Eisen, sondern als Getreidespeicher diente.
Über der Jahreszahl 1612 ist das Wappen der Innerberger Hauptgewerkschaft, die am 8. Dezember 1628 den Stadel von der Stadt Steyr käuflich erworben hatte,65) zu sehen.66)
Das Schnallentor
Das mit einem Keildach versehene Schnallentor am Ende der Gleinkergasse gehört zu den schönsten noch erhaltenen Torbauten der Stadt Steyr. Archivalien, die über die Erbauung des Tores Ausschluss geben könnten, wurden bis heute nicht bekannt. Es wird vermutet, dass es zur Zeit der Besiedlung des Wieserfeldes, etwa 1543 bis 1567, errichtet wurde.67) Wahrscheinlich deutet die am Torturm befindliche Jahrzahl 1613 an, dass in diesem Jahr der Sgraffitoschmuck, der große Ähnlichkeit mit der Kratzputzornamentik am Innerbergerstadel besitzt, angebracht wurde, vielleicht anlässlich des Herrscherbesuches am 12. Juli. An diesem Tag trafen Kaiser Matthias und seine Gemahlin auf der Reise nach Regensburg in Steyr ein. Auf dem Taborplateau, vor dem Schnallentor, begrüßte Stadtschreiber Hanns Christoph Drummer den Landesfürsten, Bürgermeister Christoph Stainer überreichte die Stadtschlüssel.68) Auch im 18. Jahrhundert erfolgte vor diesem Tor die Begrüßung des Kaisers.
Da das obere Stockwerk des Tores mit Schießscharten versehen war und als Geschützboden diente, kam dem Gebäude jedenfalls auch strategische Bedeutung zu. Die Bezeichnung Schnallentor aber lässt erkennen, dass es in erster Linie als Mauttor diente.69) Im 19. Jahrhundert wurde das Obergeschoß für Wohnzwecke umgestaltet. Die Restaurierung der frühbarocken Sgraffiti erfolgte durch Professor O. Götzinger im Jahr 1952.70)
Kloster und Kirche der Kapuziner
In der ausklingenden Renaissancezeit kam es im Zug der Glaubenserneuerung über Betreiben des Abtes Anton II. von Garsten (1614 — 1642) zur Gründung eines Kapuzinerklosters in Steyr.71) Kaiser Matthias erlaubte dem Kapuzinerorden, hier ein „Klösterl“ zu erbauen.72) Der Landeshauptmann von Oberösterreich erhielt am 1. Oktober 1615 den Befehl, diesen Klosterbau zu fördern. Dieser wieder beauftragte am 16. Jänner 1616 die Steyrer Stadtobrigkeit, die Kapuziner zu unterstützen.73)
Schon am 6. Juni 1615 war, aus Passau kommend, P. Dominikus in Steyr eingetroffen.74) Im folgenden Jahr kamen weitere Ordensangehörige. Sie bewohnten anfänglich das dem Burggrafen Georg Siegmund von Lamberg gehörige Gartenhaus im Hofgarten.75) Später übersiedelten sie in das Kirnerische Haus in der Nähe des „Ketzer-Freithofs“ in der Ortschaft Pyrach.76)
Am 24. Juli 1616 erfolgte durch die Äbte von Garsten, Kremsmünster und Seitenstetten in Anwesenheit des Burggrafen „vor dem Gilgentor“77) die Abgrenzung und Zuweisung des zum Pfarr-Maierhof gehörigen Klostergrundes.78)
Der sofort in Angriff genommene Klosterbau wurde durch namhafte Spenden ermöglicht. Je viertausend Gulden gaben der Burggraf Freiherr Siegmund von Lamberg79) und Anna, die Gemahlin des Kaisers, die auch Baumaterial beistellte.80) Ebenso subventionierte in großzügiger Weise die Abtei Garsten die neue Ordensniederlassung. Aber auch die Stadt Steyr spendete, was Lindner und Zetl in ihren Jahrbüchern nicht erwähnen, den Betrag von zweihundert Gulden.81)
Bei den Aushubarbeiten stießen die Arbeiter „gegenüber dem Pfarr-Mayrhöfl“ auf unverweste Knochen, die vermutlich von Menschen stammten, die in einer Pestzeit hier ihre letzte Ruhestätte fanden.82)
Baustoffe wie Sand und Steine waren auf dem zugeteilten Grundstück oder in nächster Nähe desselben vorhanden. Der Bürger Berthold Händl schenkte den Kapuzinern 12.000 Stück Ziegel. Das aus den kaiserlichen Wäldern auf der Enns zugeführte Bauholz wurde an langen Seilen von Pferden über den steil zum Fluss abfallenden Abhang aufgezogen.83)
Die Pläne für Kloster und Kirche soll der Architekt Andreas Alio entworfen haben,84) die Bauarbeiten überwachte P. Dominikus.85)
Nach zweijähriger Bauzeit (1616/17) konnte ein Teil des Klosters unter Dach gebracht werden,86) sodass es zu Beginn des Jahres 1618 von den Ordensangehörigen bezogen werden konnte.87) Im Jahr 1622 war aber das Gebäude, zu dessen Errichtung man, die Hauptmauern ausgenommen, vorzugsweise Holz verwendet hatte,88) noch nicht vollendet.89) In den Wirren des oberösterreichischen Bauernkrieges blieb das Kloster verschont, doch mussten sechs Reichstaler erlegt werden.90)
Im Refektorium ließ 1652 die Stadtgemeinde das Gemälde „Das Nachtmahl Christi“ anbringen.91)
Der Bau der Klosterkirche wurde mit der Grundsteinlegung am 16. April 1617 eingeleitet.92) Die von dem Abt zu Garsten an den Steyrer Stadtrat gerichtete Einladung zur „legung des Ersten Stains“ beantwortete dieser mit „Stillschweigen“. An die Kommissäre „zu dem hirig Capuziner Closter“, die gleichfalls die Stadtobrigkeit zu dieser Feier eingeladen hatten, erging „ein gebührlichs vnd Glimpffliches Antworttschreiben“.93) Es kamen der Steyrer Burggraf, die Äbte der Klöster Garsten, Kremsmünster, St. Florian und Gleink. Aus der Stadtpfarrkirche wurde von den Kapuzinern ein Kreuz eingeholt und auf dem Festplatz aufgerichtet. Musik von Geigen, Trompeten und Pauken umrahmte die Feier, in einem nahen Wald wurden Geschütze abgefeuert. Mit einem Gastmahl im Kloster Garsten wurde das Fest beendet.94)
Wie der Bau des Klosters so zog sich auch der Kirchenbau, bedingt durch die ungünstigen Zeitereignisse, sehr in die Länge.95) Erst im Herbst 1621 wurde das der hl. Maria Magdalena geweihte Gotteshaus96) eingedeckt und darin ein Altar errichtet.97) Der aus Holz erbaute Turm98) erhielt am 3. Dezember dieses Jahres eine Glocke. Sie spendete der Pfleger der Herrschaft Steyr Mag. Nikolaus Praunfalk.99) Im folgenden Jahr erfolgte die Vollendung des „inneren Chores“100) und am 19. Mai 1626 die Konsekration des Gotteshauses durch den Weihbischof von Passau.101)
Abkürzungen:
St.A.— Stadtarchiv Steyr. F. — Faszikel. K. — Kasten. L. — Lade. Rp. — Ratsprotokoll.
VKSt. — Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr.
- Preuenhueber, Annales Styrenses, Nürnberg 1740, S. 258.
- K. Donin, Der österreichische Geist in der Bildenden Kunst. Festschrift Richard Kurt Donin, Wien 1951, S. 442.
- , Rp. 1580, Band 7, S. 303.
- , Rp. 1590, S. 29, 29. Jänner.
- Ofner, Kunstchronik der Stadt Steyr, VKSt. 1964, Heft 25, S. 62 f.
- Kautsch, Aus den Aufzeichnungen eines Steyrer Bürgers. Steyrer Geschäftskalender 1913, S. 104.
- Alois Leopold Anton, Steyr’s Chronik vom Jahre 1836 bis zu Ende des Jahres 1860. Handschrift, S. 62.
- Berndt, Die Wehrbefestigungen der Stadt Steyr. VKSt. 1949, S. 30.
- Schiffmann, Die Annalen (1590—1622) des Wolfgang Lindner. Archiv f. d. Geschichte d. Diözese Linz. VI. u. VII. Jg., 1910. S. 352 f. — L. Edlbacher, Die Chronik der Stadt Steyr v. Jacob Zetl, 1612—1635, Jahrbuch d. Oö. Musealvereines, Bd. 33, 1878, S. 20.
- Im Herbst 1846 nahm Dr. Jakob Kompaß (Bürgermeister 1864/65) die Demolierung des Tores in Angriff, da er im Torgraben ein Haus erbauen ließ (Haus Brucknerplatz Nr. 3). Die letzten Mauerreste wurden erst 1852 entfernt. J. Kautsch, Aufzeichnungen, S. 104.
- X. Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyer, 1837, S. 15.
- Berndt, Wehrbefestigungen, S. 30.
- Preuenhueber, Annales Styrenses, S. 284.
- Dehio — Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Oberösterreich, 1958, S. 331 f.
- Preuenhueber, Annales Styrenses, S. 296.
- Dehio, S. 331 f.
- Klingler, Stadtmaurermeister von 1567 — 1575. E. Krobath, Michael Aidn. VKSt., Heft 14, 1954, S 41. Anmerkung 19.
- , F. Straßen- u. Bausachen, K. III, L. 19. Nr. 4407. Krobath, M. Aidn, a. a. O., S. 41, Anm. 20: Vollständiger Text der Quittung.
- Pritz, Steyer, a. a. O., S. 15.
- , Rp. 1579, Band 6. fol. 186, 216.
- , F. Straßen- und Bausachen, K. III, L. 19. Nr. 4413.
- Im Jahr 1909 war der Turm dem Einsturz nahe, die Fundamente gaben nach. Da die vertikale Abweichung der Turmspitze bereits 32 cm betrug, musste der Turm um 9 Meter verkürzt werden. Eine völlige Demolierung verhinderte im letzten Augenblick Erzherzog Franz Ferdinand. An die Zeit des 1. Weltkrieges erinnern das an der Südwand angebrachte Stadtwappen und die Inschrift: „Von unserem Ringen in Not und Schmerz Kunde trage in ferne Tage Panther in Erz“.
Krobath, M. Aidn, a. a. O., S. 42, Anm. 25. — J. Ofner, Der Wasserturm zwischen den Brücken. Amtsblatt der Stadt Steyr v. 1. 2. 1963. F. Berndt, Wasserturm in Zwischenbrücken. Steyrer Zeitung, Unterhaltungsbeilage v. 30. 4. 1953. - Wutzel, Das Neutor von Steyr. Notring-Jahrbuch 1963, S. 41.
- Preuenhueber, Annales Styrenses, S. 132.
- J. Ofner, Kunstchronik der Stadt Steyr. 1. Fortsetzung. VKSt., Heft 25, 1964, S. 61.
- Preuenhueber, Annales Styrenses, S. 221.
- Ebenda, S. 286.
- , Rp. V. 14.11.1572, Bd. 2. S. 519.
- Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit. VKSt., Heft 19. 1959, S. 45 f.
- , Rp. 1575, Bd. 4, S. 785.
- Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. Phil. Diss. Innsbruck, 1950, Maschinschrift, Bd.2, Nr.117.
- Das südliche Tor wurde früher auch Reichenschwallertor, Neutor, Seilertor und Truhtor (von Truh — Falle) genannt. I. Krenn, Häuserchronik, a. a. O., Nr. 117.
- Krobath, Chronogramme in Steyr. Steyrer Zeitung. Zum Feierabend. 12. 11. 1959.
- Ofner, Die deutschen Schulen der Stadt Steyr zur Zeit der Glaubensspaltung. VKSt., 1951, S. 13 f.
- , Rp. 1669, fol. 91, 105.
- , Rp. 1693, fol. 89, 101. — Am 1. November 1850 überließ die Stadt Steyr das Neutor gegen einen jährlichen Mietzins von 300 Gulden C. M. der Landeskonkurrenz zur Unterbringung der Gendarmerie. Zu diesem Zweck wurden im Obergeschoß größere Adaptierungen vorgenommen, die einen Kostenaufwand von 5.000 Gulden C. M. erforderten. Man räumte auch die ebenerdige Schrankenzieher-Wohnung und verlegte die in der Nähe des Südtores befindliche Heuwaage in die Neuschönau. Die im Jahr 1892 errichtete Ennsbrücke beeinträchtigt überaus stark die wirkungsvolle Ostfassade dieses imposanten Bauwerkes der Renaissance. J. Kautsch, Aus den Aufzeichnungen eines Steyrer Bürgers. Steyrer Geschäftskalender 1914, S. 127. — J. Ofner, Das letzte Haupttor der Stadt Steyr. Amtsblatt der Stadt Steyr v. 1. 4. 1963, S. 67 — 69.
- Den Trakt am Grünmarkt, der später zum Kloster gehörte, hatte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Bürgermeister Hieronymus Zuvernumb erbauen lassen. E. Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit. VKSt., Heft 16, 1956, S. 18.
- Preuenhueber, Annales Styrenses, S. 286, 290.
- , I. Schroff, Regesten, Handschrift, Bd. II, S. 7.
- , Rp. v. 21.3.1584, Bd. 10. S. 375.
- Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. 1. Teil. VKSt. 1951, S. 33 ff
- Pritz, Steyer, a. a. O., S. 209.
- Ebenda, S. 218.
- Krobath, Was die Ratsprotokolle über die Errichtung des Taborfriedhofes berichten. Steyrer Zeitung. Beilage „Zum Feierabend“ v. 30.10.1958.
- , Rp. 1572, Bd. 2, S. 284.
- Krobath, Taborfriedhof, a. a. O., S. 1. — StA., Rp. 1583, Bd. 10, S. 136.
- , Rp. 1584, Bd. 10. 356, 375.
- , ebenda. — In Krems a. d. D. waren im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts die Steinmetze Georg Vischer, Adrian Panndtvogl, Vetz Sitz und Paul Peidel ansässig. H. Kühnel, Forschungen zur Kunstgeschichte von Krems. Mitteilungen des Kremser Stadtarchivs. Bd. 3, 1963, S. 24 f.
- , Rp. 1592, 219, 227. — Das Ratsprotokoll v. 9.11.1952 (Seite 398) vermerkt, dass der Maler David Holzschuh aufgenommen und befördert werden solle, er arbeite bei Hans Wilhelm von Losenstein.
- Preuenhueber, Annales Styrenses, S. 284. — F. X. Pritz schreibt in seiner Geschichte der Stadt Steyer (1837), S. 25: „Eine große Zierde der Stadt ist der jetzige Gottesacker; er liegt auf dem Taborberge in der Nähe der Straße nach Enns, bildet ein regelmäßiges Viereck, ist in einem schönen Style erbaut, und nach dem von Salzburg wohl der schönste in Oberösterreich“. (Salzburg gehörte bis 1849 zum Kronland Oberösterreich).
- Krobath, Taborfriedhof, a. a. O., S. 2. — Preuenhueber, Annales Styrenses, S. 284.
- Pritz, Steyer, a. a. O., S. 26. — Mit der Vergrößerung des Friedhofes wurde 1841 begonnen. Es musste deshalb der hintere Turm abgebrochen werden, damit ein größeres Tor eingebaut werden konnte. St.A., I. Schroff, Regesten, Handschrift, Bd. V, S. 131.
- Baldass, Feuchtmüller, Mrazek, Renaissance in Österreich, 1966, S. 31 f.
- Ofner, Die erste Anlage des Roß- und Schiffweges von Steyr bis Haimbach bei Altenmarkt. Oö. Heimatblätter 1949, Heft 3, S. 225—232.
- 1490 verordnete Kaiser Friedrich III. Lebensmittellieferungen aus den Proviantbezirken Erlauf- u. Ybbstal, Murtal u. a. Täler) nach Innerberg und Vordernberg. Auch Steyr war an diesen Lieferungen beteiligt. H. Pirchegger, Das steirische Eisenwesen von 1564 bis 1625, 1939, S. 124. — L. Bittner, Das Eisenwesen in Innerberg-Eisenerz bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625. Archiv f. österr. Geschichte. Bd. 89, 2. Hälfte, 1901, S. 498 f.
- Inslet — Unschlitt, verwendet zur Erzeugung von Kerzen und Seifen.
- , F. Bau- und Straßensachen 1490—1777, K. III, L. 19, Nr. II.
- , ebenda, Nr. 4416.
- Ein „Abriß d(er) Neuen Fleisch Penck“ zeigt im Erdgeschoß einen Laubengang. StA., F. Bau- u Straßensachen, a. a. O., Nr. II.
- Nach F. Berndt Haus Tomitzstraße Nr. 1. F. Berndt, Der Innerberger-Stadel, Linzer Tages Post, Beilage „Welt u. Heimat“, Jg. 4, Nr. 24 v. 13.6.1936.
- 1 Fuder — 100 bis 115 Pfund.
- , F. Bau- und Straßensachen, a. a. O., Nr. V: Perg. Urkunde, ausgestellt am 26.7.1611, Abt und Konvent zu Garsten, anh. Siegel. — Schiffmann, Annalen d. Wolfgang Lindner, a. a. O., S. 216.
- Preuenhueber, Annales Styrenses, a. a. O., S. 349.
- Schiffmann, Annalen d. Wolfgang Lindner, a. a. O., S. 217. — 1620 behauptete Bürgermeister Joachim Händl, dass das Getreide von „Kornwürmern“ zernagt werde. Ebenda, S. 377.
- Krenn, Häuserchronik, a. a. O., S. 4, Anmerkung 4.
- Den zwischen den Giebeln vorragenden Wasserspeier entwarf Michael Blümelhuber; die Ausführung erfolgte in der Schlosserei Schartinger durch den Altgesellen Tobiska. Der Entwurf für d. Steckschild „Nachtwächter“ zum „Steyrer Kripperl“ stammt von Dr. R. Klunzinger. I. Krenn, Häuserchronik, a. a. O., S. 3 f. — Den Innerbergerstadel besaß: 1883—1887 die österreichische Alpine Montangesellschaft, 1887—1909 die österreichische Waffenfabriksgesellschaft, seit 1909 ist er im Besitz der Stadt Steyr. In diesem Jahr sollte er abgetragen werden, um ein Postgebäude errichten zu können. Erzherzog Franz Ferdinand verhinderte die Demolierung. Seit 1912 dient das Gebäude als Heimathaus (österr. Eisenmuseum), seit 1920 beherbergt es auch das „Steyrer Kripperl“. Renovierung der Fassade: 1914 durch Baumeister Franz Stohl, 1952 durch Prof. Weninger. F. Berndt, Der Innerberger-Stadel. Zum Feierabend. Unterhaltungsbeilage der Steyrer Zeitung, Jg. 3, Nr. 32 v. 10.8.1950. — J. Garber, Kunsthistorische Würdigung Steyrs. Führer durch Österreichs Kunststätten. Die Stadt Steyr in Oberösterreich, o. J., S. 97.
- V. Weitere Verschönerungen des Stadtbildes. Steyrer Zeitung v. 10.07.1952
- Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit. VKSt., 1961. Heft 22, S. 5. — Preuenhueber, Annales Styrenses, S. 351.
- G., Die Stadttore von Steyr. Welt und Heimat. Illustr. Beilage zur Linzer „Tages Post“, Jg. 7, Nr. 4 v. 28.1.1939.
- Denkmalpflege, Sonderheft, Oö. Heimatblätter, Jg. 10, Heft 3/4, 1956.
- Pritz, Steyer, a. a. O., S. 243.
- Preuenhueber, Annales Styrenses, a. a. O., S. 357.
- Pritz, Steyer, a. a. O., S. 243.
- Schiffmann, Annalen d. W. Lindner, a. a. O., S. 277.
- Edlbacher, Die Chronik der Stadt Steyer von Jakob Zetl, 1612 — 1635. Mus. Jahr. Ber. XXXIII, 1878, S. 11.
- Pritz, Steyer, a. a. O., S. 243. —- Schiffmann, Annalen d. W. Lindner, a. a. O., S. 291 f., 299. — F. Harrer, Die einstige Kapuzinerkirche in Steyr. Steyrer Kalender 1966. 73. Jg., S. 65 — 67.
- Heute Leopold Werndl Straße Nr. 5.
- Schiffmann, Annalen d. W. Lindner, a. a. O., S. 297 f. — Nach Zetl und Pritz erfolgte die Zuweisung des Grundstückes an die Kapuziner schon am 11. Juli. — Das von Preuenhueber angegebene Baujahr 1614 ist unrichtig.
- Schiffmann, Annalen d. W. Lindner, a. a. O., S. 297 f.
- Pritz, Steyer, a. a. O., S. 243. — Edlbacher, Chronik Zetl, a. a. O., S. 11 f.
- , Rp. v. 6.12.1617, S. 372.
- Preuenhueber, Annales Styrenses, a. a. O., S. 357.
- Schiffmann, Annalen d. W. Lindner, a. a. O., S. 312, 317.
- Schmidel, Das Kapuzinerkloster, 1904.
- Edlbacher, Chronik Zetl, a. a. O., S. 13.
- Pritz, Steyer, a. a. O., S. 25.
- Schiffmann, Annalen d. W. Lindner, a. a. O., S. 320.
- Hittmair, Der Josefinische Klostersturm im Lande ob der Enns, 1907, S. 241.
- Edlbacher, Chronik Zetl, a. a. O., S. 28. — Schiffmann, Annalen d. W. Lindner, a. a. O., S. 395.
- Edlbacher, Chronik Zetl, a. a. O., S. 53.
- , Rp. 1652, 172.
- Schiffmann, Annalen d. W. Lindner, a. a. O., S. 309. — Preuenhueber, Annales Styrenses, a. a. O., S. 357. — Pritz, Steyer, a. a. O., S. 244.
- , Rp. 1617, S. 102, 109.
- Schiffmann, Annalen d. W. Lindner, a. a. O., S. 309. — I. Schroff, Regesten, a. a. O., Bd. II, S. 3.
- Schiffmann, Annalen d. W. Lindner, a. a. O., S. 395.
- Ebenda, S. 375.
- Ebenda, S. 400 f.
- Ebenda, S. 399: „Circa haec tempora lignea turris apud Capucinos erecta est“.
- Ebenda, S. 402.
- Ebenda, S. 408.
- Edlbacher, Chronik Zetl, a. a. O., S. 48.
Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 28, Dezember 1967