Otto Hieronimus

Von Hans Stögmüller

Otto Hieronimus war 1922 Chefkonstrukteur der Steyr-Werke in Steyr.[1]

Hieronimus wurde am 26. Juli 1879 in Köln als Sohn des dortigen Benz-Vertreters geboren. In den Jahren 1896 bis 1898 praktizierte er bei Benz & Co in Mannheim. Zur weiteren Ausbildung besuchte er dann das Technikum in Hildburghausen (in Thüringen, Deutschland). 1901 überstellte er einen Benz-Wagen zu Arnold Spitz, dem größten Automobilhändler in Wien, welcher ihn sofort engagierte.[2]

Hieronimus konstruierte in Wien bei der Automobilfabrik Gräf & Stift OHG in Wien XVIII, Gymnasiumstraße 32 (ab 1904 in Wien XIX, Sievering, Weinberggasse), den nach Arnold Spitz benannten Spitz-Wagen mit De-Dion-Motoren mit 8 und 12 PS. Spitz sagte die Abnahme und den Verkauf der gesamten Produktion der Jahre 1902 und 1903 zu. [3]

1908 stellte Hieronimus in Brooklands in Weybridge (in Surrey, Großbritannien), der ersten permanenten Rennstrecke der Welt, einen neuen Weltrekord auf. Sein wichtigster Erfolg war 1908 der Klassensieg mit dem 16 PS starken Laurin & Klement FC bei der Rallye St. Petersburg-Moskau.

Ab 1909 arbeitete er als Konstrukteur und Direktor bei der Laurin & Klement AG in Jungbunzlau/Mlada Boleslav, dem Vorgänger von Škoda-Auto. Dort entwickelte Hieronimus den Typ FCR, einen Rennwagen, der 130 km/h erreichte.[4] Er hatte einen wassergekühlten Vierzylinder-Viertaktmotor mit einem Hubraum von 5672 ccm, der 100 PS leistete.[5]

Im Mai 1911 verließ er Laurin & Klement, um sich ganz der Entwicklung von Flugmotoren zu widmen. Er wechselte zu Werner & Pfleiderer in Wien-Ottakring, wo er die schon bei Laurin & Klement entwickelten Vier-Zylinder-Flugmotoren mit 85 PS zur Serienreife brachte. Bis 1913 entwickelte er einen Sechszylinder-Reihenmotor mit 200 PS mit der Bezeichnung Hiero E, der auch bei Werner & Pfleiderer in Großserie aufgelegt wurde.[6]

Die Hiero Flugmotoren wurden auch bei bei Warchalowski, Eißler & Co. in Wien und ab 1915 bei den Österreichischen Fiat-Werken in Wien und bei Breitfeld, Danek & Co. in Prag in Lizenz hergestellt.  1916 folgte die Ganz-Fiat, ungarische Flugmotoren Fabrik AG in Budapest und die Ungarische Automobil AG Martha in Arad (heute in Rumänien). Ab 1917 wurde der Hiero N mit 230 PS sogar bei der Loeb & Co GmbH. in Berlin-Charlottenburg erzeugt.[7]

Der Hiero-Motor war neben dem Austro-Daimler von Ferdinand Porsche der bekannteste und erfolgreichste österreichische Flugzeugmotor. Hieronimus war technischer Direktor der 1914 gegründeten Industriewerke Warchalowski, Eißler und Co. AG in Wien unter Generaldirektor August Warchalowski.[8]

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde bei Warchalowski, Eißler und Co. der Hiero T mit zwei Zylindern und 35 bis 40 PS gebaut, der in Kleinflugzeugen eingesetzt wurde.

Der Friedensvertrag von St. Germain machte jedoch seinem Schaffen ein Ende, wodurch er wieder zum Automobilbau zurückkehrte.

Ab 1922 war er Chefkonstrukteur der Österreichischen Waffenfabriks-Gesellschaft in Steyr. Er verunglückte er am 8. Mai 1922 mit seinem 3-Liter Steyr-beim Training für das Rieß-Rennen in Graz.[9]

Hieronimus starb am 8. Mai 1922 in Graz. Er wurde am 16. Mai 1922 in Wien am Dornbacher Friedhof bestattet.[10]

[1] Günther Nagenkögl/Hans Stögmüller, Hans und Erich Ledwinka. Die Autopioniere und Chefkonstrukteure in Steyr und Graz, ihr Leben, ihre Technik, Gutau 2015, 285

[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Hieronimus

[3] Hans Seper, Die Brüder Gräf. Geschichte der Gräf und Stiftautomobile. Herausgegeben von der Österreichischen Automobilfabrik ÖAF-Gräf & Stift Aktiengesellschaft, Wien. Wels / München / Kreuzlingen 1991 (Erstauflage Wien 1964)

[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Laurin_%26_Klement

[5] http://de.wikipedia.org/wiki/Laurin_%26_Klement_FCR

[6] http://de.wikipedia.org/wiki/Hiero_(Flugmotor)

[7] Reinhard K. B. Desoye, Die k. u. k. Luftfahrtruppe – Die Entstehung, der Aufbau und die Organisation der österreichisch-ungarischen Heeresluftwaffe 1912-1918, Magisterarbeit, 186

[8] Reinhard K. B. Desoye, Die k. u. k. Luftfahrtruppe- Die Entstehung, der Aufbau und die Organisation der österreichisch-ungarischen Heeresluftwaffe 1912-1918, Magisterarbeit, 178

[9] Martin Pfundner: Austro-Daimler und Steyr – Rivalen bis zur Fusion. Die frühen Jahre des Ferdinand Porsche, Wien 2007

[10] http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Hieronimus

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