Von Hans Stögmüller
Othmar Windberger war 1935-1938 Chefkonstrukteur der Steyr-Daimler-Puch AG in Steyr.[1]
Geboren 1883 in Wien, schloss er 1907 sein Studium an der TU ab und war dann Gesellschafter der väterlichen Bronzewarenfabrik.
Er trat 1908 als Konstrukteur bei der Austro-Fiat-Werke AG ein, wo er 1915 zum Betriebsleiter und 1920 von der Generalversammlung der Österreichischen Automobil-Fabriks AG vormals Austro Fiat zum stellvertretenden Direktor und Mitglied der Geschäftsleitung bestellt wurde.
Im Zuge einer unter dem Großaktionär Camillo Castiglioni (* 22. 10. 1879 in Triest, + 19. 12. 1957 in Rom) geschaffenen Kooperation mit Austro-Daimler wurde er zu Austro-Daimler nach Wiener Neustadt versetzt, wo später seine patentierte Schwingachs-Konstruktion einen Quantensprung im Fahrverhalten der Personen- und Lastfahrzeuge des Unternehmens bewirkte.
Als sein Chef Karl Rabe Ende 1927 zu Steyr wechselte, wuchs das Verantwortungsgebiet von Oberingenieur Windberger, der nun auch das technische Fundament für den Siegeszug des Bergkönigs Hans Stuck auf Austro-Daimler legte.
Mit der Fusion zur Steyr-Daimler-Puch AG und dem Ende der Austro-Daimler-Produktion in Wiener Neustadt wurde Windberger 1933 als Direktor und Einkaufschef in die Wiener Konzernzentrale berufen. Von 1935 bis 1941 war er technischer Werksdirektor in Steyr.
1937 entstand der Steyr Typ 220. Der Sechszylinder-Motor lieferte 44 PS aus einem 2260 ccm Hubraum. Der laufruhige Motor wurde an drei Stellen in Gummi gelagert. Zahlreiche Sonderkarosserien entstanden für diesen Wagen. Die bekannteste war wohl das „Gläser-Kabriolett“ aus der Kabriolett-Fabrik Gläser in Dresden.[2]
Ab 1941 war Windberger in Steyr für den Zentraleinkauf zuständig. Nach Kriegsende leistete Windberger, der bis 1961 Direktor geblieben war, noch einen namhaften Beitrag zum Wiederaufbau der Steyr-Daimler-Puch AG.[3]
Sein Lebenswerk wurde 1953 von der Technischen Hochschule Wien mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft gewürdigt. Er wurde 1950 mit dem Titel Baurat h. c. ausgezeichnet. Er besaß das Haus Wenhartstraße 4 in Steyr.[4]
Windberger, der mit Maria geb. Kaulich (* 1890, + 1963) verheiratet war, starb 1966.[5] Er liegt im Steyrer Taborfriedhof begraben.
[1] Günther Nagenkögl/Hans Stögmüller, Hans und Erich Ledwinka. Die Autopioniere und Chefkonstrukteure in Steyr und Graz, ihr Leben, ihre Technik, Gutau 2015, 293
[2] Austro Classic 6/1994, 6
[3] Pfundner Martin: Die Auto-Österreicher. Wegbereiter der Mobilität. Verlag: Auto & Wirtschaft
[4] StKal 1961, 301
[5] Grabstein im Steyrer Friedhof: