Michael Aidn Bürgermeister der Stadt Steyr 1595-1597

Von Erlefried Krobath

 

Schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte in Steyr ganz intensiv die Reformation ein1). Die protestantische Bewegung hatte sich in den Städten und am offenen Lande rasch verbreitet. Stürmisch verlangten die Bekenner der neuen Lehre die Anerkennung der Glaubensfreiheit.

Am 7. Dezember 1568 billigte Kaiser Maximilian II. die freie Religionsausübung nur den adeligen Stünden und deren Untertanen zu2), nicht jedoch den Bürgern landesfürstlicher Städte und den Bauern. Im Glauben an den Sieg ihrer Sache hatten sich jedoch auch die sieben Städte des Landes ob der Enns und viele Bauern dem Protestantismus zugewandt, den sie mit einer Hartnäckigkeit verteidigten, wie sie sonst in keiner anderen Provinz des Reiches zu verzeichnen war. Beim Tode Maximilians im Jahre 1576 waren Bauern, Bürger und Landstünde in ihrer großen Mehrheit der neuen Lehre ergeben.

Rudolf II. wollte die praktische Glaubensfreiheit, wie sie unter seinem Vorgänger, und früher auch unter Ferdinand I. bestanden hatte, aufheben. Die Bauern erhoben sich nunmehr gegen ihre Herren; die allgemeine Bewaffnung wegen der Furcht vor den Türken gab ihnen dazu Gelegenheit. Zum Unmut über die Unfreiheit des religiösen Bekenntnisses gesellte sich vor allem auch die wirtschaftliche Belastung durch eine Steigerung der Abgaben an die Grundherrschaften3). Auch die Abgaben, die vom Kaiser wegen des Türkenkrieges, der 1593 ausbrach, ausgeschrieben wurden, erregten die bäuerlichen Kreise.

Es kam zum zweiten Bauernkrieg, der am 10. 5. 1594 in St. Peter am Wimberg losbrach und sich vorerst gegen die Vertreter des Katholizismus wandte. Am 17. Oktober desselben Jahres gab der Landeshauptmann Hans Jakob Löbl Freiherr auf Greinburg, ein dem Katholizismus bedingungslos ergebener Mann, den Steyrern den Auftrag, Musterungen abzuhalten, die Stadt in den Verteidigungszustand zu setzen und dem Kaiser die Treue zu wahren.

Aus dem Mühlviertel griff der Aufstand auf das Hausruckviertel über. Nach kurzer Atempause, um die Antwort auf eine Beschwerde an den Kaiser abzuwarten, brach am 6. April 1596 ein allgemeiner Aufstand los, dessen letzter Teil sich 1597 im Traunviertel, in der Umgebung Steyrs, abspielte.

In Gegenwart kaiserlicher Kommissare wurde Michael Aidn im Jahre 1595 zum Bürgermeister Steyrs gewühlt4). Die Amtszeit dieses Oberhauptes der Stadt fällt in den Zeitabschnitt, da sich die Bürger vor die Wahrscheinlichkeit eines Ringens um ihr damals protestantisches Glaubensbekenntnis versetzt sahen5). Aidn war ein dem Protestantismus von ganzem Herzen ergebener Mann. Sicher hat der gleichgesinnte Rat der Stadt, als er an die Wahl schritt, einen Bürger an die Spitze gestellt, auf den er sich in einer Zeit, die durch den Kampf der bisherigen kirchlichen Gewalten mit der neuen Glaubenslehre gekennzeichnet war, verlassen konnte.

Die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die Steyr als weithin bekannte Handelsstadt tüchtigen und aufstrebenden Menschen bot, mögen Michael Aidn bewogen haben, schon in jungen Jahren nach Steyr zu ziehen. Er wurde im Jahre 1536 in Freistadt als Sohn des Antoni Aidn, der 1537 und 1546 in diesem Orte die Stadtrichterwürde bekleidete, geboren6). In Steyr widmete sich Michael Aida dem Handel mit Rohleinwand („Rupfen“) und Messern7). Wie viele seiner Berufskollegen trieb auch er den Handel mit Venedig8). Er führte dorthin die Waren seiner Branche aus und brachte als Rückfracht Wein und Wachs. Die Steuerbücher aus seiner Zeit zeigen ihn als sehr reichen Mann; er war Besitzer einer größeren Anzahl von Häusern und Höfen in der Stadt9). Unter ihnen sind besonders zu erwähnen das heutige „Aichetschlössel“ (Sierninger Straße 82)10), das er selbst erbauen ließ, und das Haus Enge 5, das er 1567 erwarb und 1596 an Ulrich Auracher weiterverkaufte11). Ein anderes Haus, heute Enge Gasse 10, erwarb er aus der Konkursmasse des Wolf Gröbmer12), der früher mit Venedigwaren und Kupfer gehandelt hatte.

Im Alter von 28 Jahren, 1564, scheint Aidn erstmalig als Mitglied des Inneren Rates der Stadt auf. Diesem gehörte er in den folgenden Jahren noch öfters an13). Vom Kaiser wurde im Juli 1578 die Erbhuldigung der Stände des Landes ob der Enns anbefohlen. Im Kontingente, das die Steyrer zu dieser Feier entsandten, wird Aidn als Fähnrich genannt14). Als 1594 Erzherzog Mathias gegen die Türken zu Felde zog, wird Aidn als Stadtoberst erwähnt15). Er versah auch die Stelle eines Verwalters der Pfarrkirche16) und war mehrfach Stellvertreter des Bürgermeisters in den Ratssitzungen17). Als Spitalmeister befahl ihm 1574 der Rat, dass er den baufälligen, mit einem Holzdach versehenen Turm der Spitalskirche abtragen und durch einen mit Ziegeln gedeckten Turm ersetzen lassen sollte, da „ein hülzen Tach also geferlich ist das hirdurch in Feursnötten den benachbarten vnd gannzen Innern Steirdorff grosser Nachtl vnd verderblicher schaden Zuegefuegt werden möchte“18).

In der Folge wurde er von der Stadt auch mit der Erbauung des im Steyrer Stadtbilde so charakteristischen „Wasserturmes“ betraut19).

Das Wasserwerk desselben wurde vom Augsburger Brunnenmeister Peter Wagner um 200 Rheinische Gulden errichtet20). Im Jahre 1574 war das Bauwerk fertig und versorgte die beiden damals am Stadtplatz befindlichen Brunnen21) mit Wasser23). Dieses Wasserdruckwerk mit „drei Stifften und einem hölzernen Rad“ erregte als technische Neuerung allgemeine Aufmerksamkeit: die kaiserliche Hofkammer begehrte am 26. 8. 1586 ein Modell und „airnem ordentlichen abriß“ desselben. Beide sollten ehestens nach Wien geschickt werden. Im Oktober desselben Jahres ersucht der Hofkanzleischreiber Daniel Melzer des Erzherzogs Mathias in Linz die „Edlen, Ernnesten, Weißen und Günstigen Herren“ des Rates der Stadt, ihm den Bericht über das Wasserdruckwerk ehest zukommen zu lassen, damit er ihn nach Wien schicken könne23).

Nach mannigfachen Umbauten und Änderungen zeigt sich uns heute der einst so berühmte Wasserturm nur mehr in gekürzter Gestalt24). Um einerseits eine drohende Einsturzgefahr zu beseitigen (die vertikale Abweichung des Turmes betrug schon 32 Zentimeter) und, um andererseits den Wünschen auf Erhaltung desselben im Interesse des Stadtbildes entgegenzukommen, veranlasste die Österreichische Waffenfabriksgesellschaft am 18. Oktober 1909 die Abtragung des Turmes um 9 Meter25).

Im Jahre 1593 sollte Aidn als Vertreter der Stadt an dem Landtag in Linz teilnehmen. Er entschuldigte sich, dass er mit Geschäften und Arbeit überlastet sei26). Sein Kirchenamt und zwei Vormundschaften machten ihm nicht wenig Sorge und Mühe, die „richtigmachung der wege“ sei ihm übertragen, er habe niemanden daheim, die Jakobi- und Bartholomäus-Märkte seien im Anzug und auf diesen wolle er einkaufen. Schließlich brachte er beim Rate vor, dass es für ihn äußerst wichtig sei, in Geschäften nach Venedig zu, reisen27).

In der unruhevollen Zeit des zweiten Bauernkrieges zeigte sich Michael Aidn nach dem Antritt des Bürgermeisteramtes im Jahre 1595 als überlegender und besonnener Mann. Große Verantwortung lastete auf ihm, um die Stadt aus den Fährlichkeiten dieses Krieges herauszuhalten.

Im November 1596 entbot die Herrschaft Steyr ihre Untertanen zur Musterung für den Türkenfeldzug aufs Schloss. Die Bauern erschienen zwar, wollten jedoch vorerst ihre Beschwerden anbringen und dann gehorchen. Es kam zu einem Tumult, bei dem der Burggraf van den Bauern tätlich bedroht wurde. Der Rat ließ die Bürgerschaft der Stadt aufbieten, die ins Schloss eilten und dem Burggrafen zu Hilfe kam. Die beiden Bauern, die gegen letzteren vorgegangen waren, wurden festgenommen, im Schloss am 13. 11. ohne Prozess mit dem Schwerte hingerichtet und in der Saß begraben. Dieses Vorgehen bewirkte, dass sich die Bauern des Traunviertels in hellen Scharen sammelten und am 1. 12. unter Anführung des Wirtes Peter Tasch vor die Stadt zogen. Gleichzeitig trafen auch etwa 5000 Bauern aus Niederösterreich ein, die nordöstlich der Stadt kampierten. Dieses Bauernheer wollte Stadt und Schloss besetzen und mit dem Burggrafen so verfahren, wie er an ihren zwei Standesgenossen gehandelt hatte. Der Landeshauptmann befahl der Stadt, dass sie der Herrschaft im Schloss Hilfe leiste. Die Bauern hatten inzwischen alle Wege in die Stadt gesperrt und eine Abordnung zum Rat entsandt, von dem sie unter Gewaltandrohung forderten, dass er ihnen freien Zugang in die Stadt, Quartier und Verpflegung gewähre28). Der Rat unter Bürgermeister Aidn lehnte dieses Ansinnen ab29), gestattete aber, um Zusammenstöße zu vermeiden, stillschweigend, dass die Bauern ihre Verpflegung in Enns- und Steyrdorf abholten. Die Zurückweisung der Forderungen durch den Rat und die ermahnende schriftliche Antwort, in welcher die Bauern auf die schwierigen Zeitläufte hingewiesen wurden, gehen sicher auf Aidn zurück. Ein sehr strenger Winter und die Aussichtslosigkeit, ihre Forderungen durchzusetzen, bewogen das Bauernheer, am 6. Dez. wieder abzuziehen. Tasch mit den Seinen zog gegen Sierning und dann weiter nach Wels, die anderen Bauernhaufen verliefen sich.

Stadtrat und Kirchenministerium verfassten im Jahre 1597 eine Schrift, „Theologische Bedenken der Stadt Steyr30), in der die Notwendigkeit einer „einheitlichen protestantischen Front31) gegen Übelstände in der katholischen Kirche propagiert wurde. Die politische Gegenreformation, durch den Türkenkrieg und den zweiten Bauernkrieg aufgeschoben, hing wie ein Damoklesschwert über der protestantischen Stadt.

Aidns Amtszeit als Bürgermeister lief 1597 ab. Er war also noch Stadtoberhaupt, als die „Theologischen Bedenken“ abgefasst wurden. Es ist sicher anzunehmen, dass er als hervorragender Bekenner der Lehre Luthers an der Abfassung dieser Bekenntnisschrift mitwirkte.

Nach Beendigung des Bauernkrieges wurden vom Landeshauptmann die vertriebenen katholischen Pfarrer wiedereingesetzt. Steyr hatte mit dem Abt von Garsten Streitigkeiten, weil er die Absetzung des lutherischen Pfarrers Lampl verlangte. Diesen Zwist entschied der Landeshauptmann dahin, dass er vom Rate die Abschaffung der protestantischen Religion und die Ausweisung aller ihrer Prediger verlangte32). Im Jänner 1598 musste eine sechsköpfige Abordnung, der auch Bürgermeister und Stadtrichter angehörten, in Linz erscheinen. Sie erhielt den Befehl, die Kirchen zu sperren, die Prediger aus der Stadt zu weisen und den Pfarrer Lampl in Gewahrsam zu nehmen. Bei Nichtbefolgung dieses Auftrages wurde der Stadt eine Poen von 4000 Dukaten und die kaiserliche Ungnade in Aussicht gestellt. Mehrere Versuche der Stadt, eine Rücknahme der Befehle zu erreichen, endeten schließlich mit einer Erhöhung der Poen auf 8000 Dukaten, dem Auftrage, diese Summe zu bezahlen und die sonstigen Gebote und Verbote einzuhalten. Eine Intervention bei den protestantischen Landständen in Prag hatte insofern Erfolg, als es zu erreichen gelang, dass die Stadt vorläufig die Poen nicht bezahlen mußte33).

Trotz eines körperlichen Leidens wurde Aidn vom Rat 1599 als Vertreter zum Landtage in Linz entsandt33a). Unter Hinweis auf das Vertrauen seiner Mitbürger, die politische und religiöse Not des Landes, wusste ihm der neue Bürgermeister Hans Muth seine Zustimmung zu dieser Reise abzudrängen. Auch im Sommer desselben Jahres machte er als Abgesandter Steyrs eine Reist nach Prag.

Das katholische Reformwerk hatte bis zum Jahre 1600 in der Stadt trotz des hartnäckigen Widerstandes der Bürger manchen Erfolg erzielt. Anfangs Jänner wurden sogar die Frauen der ehemaligen evangelischen Prediger vor den Rat beordert und mit „treuherzigen Väterlichen wolmainen“ ermahnt, ihren Ehemännern nahezulegen, die Stadt zu verlassen34).

Landeshauptmann Löbl hatte indessen die noch ausständige Poensumme von 8000 Dukaten nicht vergessen35). Er lud am 7. August 1600 fünf Ratsmitglieder, unter denen Michael Aidn war, nach Linz. Hier wurden sie in Haft genommen und ihnen erklärt, dass sie solange in derselben zu verharren hätten, bis ein Revers über das Reformationswesen gefertigt werde und überdies die von Steyr verwirkte Poensumme bezahlt sei. Der Revers sollte die Verpflichtung enthalten, dass alle Stiftsbriefe und sonstige Urkunden über Kirche, Pfarre, Klöster und Kapellen im Original dem Landeshauptmann zu übergeben seien. Weiters hätte das unkatholische Schulwesen abgeschafft zu werden. Nicht nur Bürgermeister, Richter und Rat müssten den Gottesdienst in der Pfarrkirche mit mehr Fleiß und Gehorsam besuchen, sondern auch die übrigen Mitbürger seien dazu anzuhalten. Seinen Entschluss, die Ratsbürger festzuhalten, bis seine Forderungen erfüllt feien, gab der Landeshauptmann in einer Resolution vom 9. August der Stadt bekannt36). Aber auch die Eingesperrten sandten noch am 7. August einen Brief an den Rat, in welchem sie über die an sie gestellten Forderungen und ihrer Weigerung, einen Revers zu unterfertigen, berichteten. Sie baten den Rat, die Angelegenheit zu bereinigen, und teilten ihm mit, dass ihrer daheim dringende Geschäfte warteten. Bis zur Erfüllung der Bedingungen könnten sie auch durch fünf andere Geiseln abgelöst werden.

Der Rat zögerte mit der Unterfertigung eines Revers, aber auch mit dem Zahlen. Es geschah also von Steyrer Seite wenig, um das Los der arretierten Glaubensbrüder und Ratsbürger zu wandeln. Im Arrest erkrankte Michael Aidn. Über Bitten vornehmer Mitglieder des Herren- und Ritterstandes wurde er in das Haus des reichen Bäckermeisters Sebastian Sumerauer in Linz gelassen, der ihn aufopfernd pflegte. Doch Sorgen, Aufregungen und nicht zuletzt die Festnahme hatten die Lebenskraft dieses Mannes gebrachen. Im 65. Jahre seines Alters verstarb er in der Wohnung Sumerauers. Sein Leichnam wurde nach Steyr geführt und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung am Friedhofe zur letzten Ruhe gebettet37).

Anlässlich der Verlassenschaftsverhandlung wurde im Ratsprotokoll vom 4. 11. 1600 der Stadt Freistadt der Tod Aidns vermerkt.

Am 12. 11. 1597 hatte Aidn seinen letzten Willen verfassen lassen38). In seinem Testament bekennt er sich zur Augsburgischen Religion, von der er wünschte, dass ihn Gott bei ihr bis an sein Ende erhalten wolle. Einen breiten Raum nimmt die Verteilung des Besitzes ein. Er wollte, seinem Stande gemäß, bei der Pfarrkirche bestattet werden. Nach seinem Tode mögen ehestens an arme Leute, an Hausarme und an Arme des Spitals, des Bruderhauses und des neuen Siechenhauses einhundert Pfund Pfennig bar verteilt werden39). Er bestimmte ferner, dass eventuelle Kinder aus seiner Ehe mit Eva Strasser je zehntausend Gulden baren Geldes erhalten sollten. Gingen aus seiner Ehe keine Söhne, sondern nur Töchter hervor, so sollten diese als Erben auch des Erblassers Kleider, Waffen, Harnisch, Rüstung, Betten und ähnlichen Mannesbesitz erhalten40). Bis zur Verheiratung der Kinder habe die Witwe das Legat zu verwalten und die Kinder gottesfürchtig zu erziehen. Im Falle der Kinderlosigkeit setzte er die Witwe zur Universalerbin ein41) und vermachte den Verwandten in auf- und absteigender Linie 4000 Pfund Pfennig; würden diese jedoch seinen letzten Willen „difficultieren“, gütlich oder rechtlich anfechten, sei das Legat verwirkt und ebenfalls den Armen und Insassen der Altersheime zu geben. 6000 Gulden seines Vermögens behielt er sich für „guete Verwandte“ und weitere Spenden an Ortsarme vor. Wenn ein Teil dieser Summe zu seinem Tode noch vorhanden wäre, so sei auch dieser dem Erbe seiner Frau zuzuschlagen. Als Testamentszeugen unterfertigten Christof Seyringer, Leonhardt Matsperger, Wolf Schwindenhammer, Hanns Reischko, Jheronimus Händl, Mattheus Jahn und Hans Stauder.

In erster Ehe war Aidn mit Elisabeth Fentzel, der Witwe des Wolf Grüneis (Grüeneyß) und einer Tochter des Achaz Fentzel, Faktors zu Venedig, und seiner Gattin Margarethe, geborene Cronstorfferin, vermählt42). Nach deren Tod heiratete er Regina Engel von und zu Wagrain, eine Tochter des Steyrer Ratsbürgers Stephan Engel von und zu Wagrain und der Magdalena Dorninger43). Als Regina im März 1590 starb, vermählte sich Aidn nochmals mit der Tochter Eva seines Vorgängers im Bürgermeisteramte, Daniel Strasser, des „reichen“ Strasser, wie er von seinen Zeitgenossen genannt wurde, und der Dorothea Zuvernumbin44). Alle drei Ehen blieben kinderlos.

Obgleich Michael Aidn nicht zu den Berühmtheiten unseres Heimatlandes Österreich zählt, ist es aber recht und billig, seiner eingehender zu gedenken, da er in der langen Reihe der Bürgermeister unserer schönen Stadt eine so bedeutsame Rolle innehatte.

 

Anmerkungen

 

  • „Mit dem Tode Pfarrer Albrechts (†1545 oder 1546), des letzten katholischen Pfarrers der Stadt, brach für Steyr die Zeit des öffentlichen Bekenntnisses der neuen Lehre an, die auch von dem Kloster Garsten nicht mehr aufgehalten werden konnte …“ (L. V. 7, S. 37.)
  • Annalen, Bd. XII, Bl. 146.
  • V. 8, S. 311.
  • V. 9, S. 224.
  • V. 3, S. 285.
  • V. 11, JBGPÖ, Bd. 25, 26.
  • B. 1567, 1586.
  • B. 1598; RP 6. 5. 1595.
  • Steuerbuch 1567: Haus Enge 5, Aichetgasse 8, Sierninger Straße 102 (aus diesem Hause machte er einen Garten), Wolfernstr. 3, Aichetgasse 32. — Steuerbuch 1598 (Aichet): Haus von Ulrich Lechner erkauft (Aichetgasse 13); Hof und 2 Häuser (Wolfernstraße 3); Brandstatt von Valtin Mutters Gläubiger erkauft (Aichetgasse 38); Haus von Wolf Vorster erkauft (?); Haus von Jakob Putz erkauft (demoliert); Haus von Andre Plei erkauft (Aichetgasse 6); 2 Häuser von Regina Engl erkauft; 7 Brandstätten im Aichet erkauft; 2 Häuser im „Gissübl“ von Jakob Vischer erkauft (Mehlgraben 6—10); Brandstatt am „Gissübl“ erkauft. — Ennsdorf: Haus v. d. Schützingerischen Erben erkauft (Haratzmüllerstraße 46); Wolf Gröbmers Haus erkauft; Stadl und Weißgerberwerkstatt, (Haratzmüllerstr. 147).
  • V. 8, S. 329
  • Die jetzige Barockfassade dürfte um die Mitte des 16. Jahrhunderts aufgesetzt worden sein; wahrscheinlich von Gotthard Hayberger.
  • B. 1597.
  • Richter- und Ratswahlen, 976 a, im St. A.
  • Kaiser Rudolf II. verlangte von den sieben Städten des Landes ob der Enns einen Zug, der ihn an der Landesgrenze empfinge. Am 11. 6. 1578 ließ der Rat die Bürger mustern und wählte 360 unter ihnen aus, die, in zwei Fähnlein geteilt, vereint mit den Kontingenten der anderen Städte, den Kaiser in Enns empfingen. (L.V. 8, S. 296, L. V. 9, S. 221, L. V. 10, S. 150.
  • RP vom 5. 9. 1594: „von Ainem Ersamen Rath der Stat Steyr Herrn Michaeln Aydn als Statobristen… so wohl auch der austhaillung der wehren wormit ein jeder sich gefasst machen vnd dieselbig in Beraitschaft bringen solle, machen vnd ihre Bedenkhen ainem Ersamen Rat in schrift vbergeiben.“ Die Angst vor einem weiteren Vordringen der Türken bis Oberösterreich war, nach dem Fall der Festung Raab, sehr groß. Neben anderen Orten wurde Steyr als Zufluchtsort für Flüchtlinge bestimmt. — Steyr schickte zum Zug gegen, die Türken 21 ausgerüstete Reiter, von denen nur wenige zurückkehrten (L. V. 8, S. 309, L. V. 9, S. 225).
  • RP 1593 vom 12. 7.
  • RP 1593, S. 275, 360, 441.
  • RP 1574 vom 8. 9.
  • RP vom 15. 2. 1574, S. 415. — Hans Klingler war von 1567—1575 Stadtmaurer. Nach Pritz soll der Turm 40.000 Gulden gekostet haben.
  • Faszikel Straßen- und andere Bausachen, dann Brunnenangelegenheiten St. A. K. III, L. 19, Nr. 4407: „Ich Petter Wagner Brunnenmaister vnd Burger zu Augspurg, Bekhenn öffentlich, für mich, meine Erben vnnd Nachkommen vnnd thue kundt allermenigelich mit dem Brief. Nachdem die Ernnesten, Fürsichtigen, Ersamen vnnd Weysen Herren Burgermaister, Richter vnnd Rathgeben der löblichen Stat Steyr, mir verschiner Zeit ein Brunnenwerk zumachen vnnd zuuerfertig angedingt haben vermüg der brieflichen erkunden darüber vffgreicht, das mir demnach wolgedachte meine günstige Herren Zwayhundert guldin Reinischin mintz zu sechzig kreuzet gezalt auff angezeigtes werck durch den Ernnhafften, Fürnemmen vnnd Weysen Herrn Michaeln Aiden Iren Ratssreund, Zu vnd Inn Hannden des Ernnestenn Herren Hanns Osterreichers. Burgers Zu Augspurg, Inn abschlag günstigelich erlegen, entrichten vnnd bezalen lassen. Demnach so… vnnd sag Ich wolgedachte meine günstige Herren der Stat Steir auch wer sonsten deruwegenn Quitlierenns notturfftig ist, der empfanngnen Zwayhundert guldin halber, hiemit Quit frey ledig und Loß, Inn vrkund vnnd krafft diß briefs, welchen Ich mit aigner Hannd vnnderschriben, vnnd mit meinem gewonlichenn auffgetruckten petschier, bekrefftiget hab. Geben den sechtzehenden Monatstag Martzy, als man Zält von der Geburt vnnsers Herren Jhesu Christi fünffzehenhundert vnnd dreyundsibenzig Jare.“ Gezeichnet: „Ich Petter Wagner, pruneml mayster“.
  • Poseidon- und Meerfräuleinbrunnen.
  • V. 1.
  • Faszikel Straßen- und andere Bausachen dann Brunnenangelegenheiten, K III, L. 19, Nr. 4413.
  • Am 29. 9. 1727 brannte der Turm bis auf die Mauern ab; er wurde neu errichtet. Ein gleiches Schicksal erlitt er 1824; bis 1827 blieb er Ruine. Die vom Glockengießer Dominik Staffelmayr erfundene Pumpe mit einer Windkugel wurde am 22. 5. 1830 neu eingebaut. 1835 wurden wieder ein neues Pumpwerk und ein Wasserrad eingebaut, da sich die Staffelmayrsche Pumpe nicht bewährte. Das Hochwasser des Jahres 1865 beschädigte das Wasserwerk, das 1885 repariert wurde, L. V. 12, S. 718.
  • Am 5. 7. 1875 ersuchte Ludwig Werndl die Stadt, ihm den sogenannten „Wasserthurm“ mit den Wohnungen des Polizeimannes Schwabun und des Poliers Weis zu überlassen, da es im Interesse der Gemeinde läge, dass sich dort eine neue Industrie-Unternehmung etabliere, die er (Werndl) schaffen wolle. — 1874 erwarb L. Werndl, der auch Besitzer der Mühle Nr. 2 zwischen den Brücken war, um 11.000 Gulden die „städtischen Wasserkunst-Realitäten Nr. 3“ (Relationen des städtischen Kassenamtes vom 5. und 28. 3. 1875). — Die k. u. k. Zentralkommission für Kunst- und historische Denkmale ersuchte am 21. 9. 1909 telegraphisch die Demolierung des Turmes zu verhindern. In einem Schieiben dieser Kommission vom 11. 10. 1909 an den Statthalter in Linz wird darauf hingewiesen, dass der Turm ein interessantes und für das Stadtbild wichtiges Denkmal sei. „Auch Erzherzog Franz Ferdinand (der in Sarajewo 1914 ermordete Thronfolger) geruhen der in Rede stehenden Angelegenheit besonderes Interesse entgegenzubringen; Höchstderselbe würden die Demolierung des Turmes sehr bedauern und haben der Zentralkommission den Auftrag erteilt, mit allen Mitteln dahinzuwirken, dass der Turm erhalten bleibt.“ — Der Bürgermeister erhielt am 11. 10. vom Statthalter den Auftrag, im Hinblick auf den erwähnten Wert des Wasserturmes, mit allen zu Gebot stehenden Mitteln eine Einstellung der bereits begonnenen Demolierung anzustreben, — Eine Kommission, an der auch der Statthalteieirat Karl Bihler teilnahm, stellte am 16. 10. 1969 fest, dass doch ein Teil des baufälligen Turmes abgetragen werden müsse, um eine Gefährdung der Passanten zu verhindern.
  • RP 1593, 6. 5., S. 144.
  • „… so erforderte seine höchste notturfft das er auf Venedig Raisen sollte, wie im dessen die Venedisch Handlsleut Zeugnis geben..“
  • V. 9, S. 315 ff; L. V. 9, S. 222.
  • Neumann (L. V. 7) meint, dass nicht zuletzt auch Furcht die Bauern innerhalb der Stadtmauern zu haben, was Wehrlosigkeit gegen ihre Aktionen bedeutet hätte, mit ein Grund der Standhaftigkeit des Rates gegen die Forderungen der Bauern war.
  • Religionsakten K. XI, L. 24, Nr. 1078 (St. A.).
  • Eine detaillierte Schilderung der Vorgänge reicht über den Rahmen dieser Arbeit hinaus. Es sei hier aus die vorzügliche Darstellung der Zeit von Dr. I. Neumann (L. V. 7), Preuenhuber (L. V. 8) und Pritz (L. V. 9) verwiesen.
  • V. 8, S. 315 ff; L. V. 9, S. 228 ff; L. V. 7, S. 65 ff.
  • V. 7, S. 69., a) 1599 gehörte er dem Inneren Rate an (Richter- u. Ratswahlen, 976 a).
  • RP 1600, 5. 1., S. 7.
  • V. 7, S. 69.
  • Religionsakten, K. XI, L. 24, Nr. 1711. „Mein diennst zuvor, Fürsichtige, Ehrsam vnd Weise. Ich erinnere Euch hiemit, das auf der Khayl: Mt: vnnfers allergstg. Herrens sonderbar ergangne Resolution. Ich heut dato etliche Eure mitrathsfreund vnd Burger Zu Steyr, namens Hieronimus Hirsch, Stadtrichter, Michael Aiden, Hieronimus Händl Beide des Raths, Hanns Stauder vnd Isaac Walspeckh Bürger daselbsten, im Khayl: Schloß alhir In namen des ganzen Raths, vnd Gemain Zu Steyr in Arrest genommen habe, daraus Sie Khaines weges Zutretten, biß das Ir die von Steyr, den hiruor verworchten Peenfahl der Achttausent Vngerischer Ducaten, würcklich erlegt, Alle vnd Jede Predicanten vnd derselben offne vnnd haimliche exercitia, sambt allem vncatholischen Schuelwesen daselbst Bey Euch genzlich außgeschaffet, ab- vnd eingestellet, vnd wir andere Ir Khayl: Mt: diß Landts aigenthumbliche Stett dem Religions vnd Reformationswesen Euch zu accomodirn den Reuerß gerfertigt, auch alle vnd jede Stiffkbrüeff. so wol andere Schrifftliche vrkhunden vber die Pfarr, Khirchen, Klöster, Capelln, Beneficien vnd andere gottselige Stifftungen Zu meinen Handen originaliter vorgelegt habet…“
  • V. 8, S. 329.
  • Testament vom 12. 11. 1597, eröffnet 11. 9. 1600 (im St. A.).
  • „Erstlichen, Wann nun also main Seel vom laib scheidet, ist mein begeren, das derselbe mein Todter leichnam alhir bei der Pfarrkirchen, meinem Stand gemäß, ehrlich Zur erden bestätt, Vnd ehest denen hiriern hauß- wie auch denen anderen Armen leuthen des Spittals, Bruder- vnd Neuen sonder Siechenhauß auch allda Zu Steyr auf die Hände außzuthaillen ein hundertt pfundt pfennig…“
  • „Cleider, wöhren, harnisch, rüstung, gueden Betten, vnd all anders dergleichen Mannß Zugehör …“
  • „Was dann al anders mein anliguntes und fahrundts haab vnd guet, es sey hauß, haab, paarschaft, verbrieft vnd unverbriefte gelttschulden, Kaufmannswahre, Wain, Traidt, benents vnd unbenents, wo das inn- oder landts gelegen, nindert noch gar nichts außgenommen…“
  • V. 8, S. 292.
  • V. 8, S. 289.
  • V. 8, S. 518. Nach dem Ableben Michael Aidns vermählte sich seine Witwe mit Wolf Händel, einem Neffen des Bürgermeisters im Jahre 1603, Hieronymus Händel. Wie die Zeitgenossen berichteten, war Wolf Händel „ein Gelehrter und von männiglich lieb und werth gehaltener Mann.“

 

Literaturverzeichnis

 

1 Friedrich Berndt, „Wasserturm in Zwischenbrücken“, Unterhaltungsbeilage der „Steyrer Zeitung“ vom 30. 4. 1953.

2 Czerny Albin. Der zweite Bauernaufstand in Oberösterreich, Linz 1890.

3 Eder Karl, Glaubensspaltung und Landesstände in Österreich o. d. E. 1525—1602.

4 Grüll Georg, Freistädter Geschichtsblätter, 1. Bd., 1950.

5 Illustrierter Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1909.

6 Mecenseffy Grete, Evangelische Ratsbürger im 16. Jahrhundert.

7 Neumann Ilse, Steyr und die Glaubenskämpfe (Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Februar 1952).

8 Preuenhuber Valentin, Annales Styrenses, Nürnberg 1740.

9 Pritz Franz Xaver, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr und ihrer nächsten Umgebungen. Linz 1837.

10 Rolleder Anton, Heimatkunde von Steyr.

11 Selle F., Eine Bekenntnisschrift der Stadt Steyr vom Jahre 1597 JBGPÖ Bd. 25, 26, 1904, 1905.

12 Willners Annalen im Stadtarchiv Steyr.

 

Im St. A.: Ratsprotokolle; Richter- und Ratswahlen 976 a; Relationen des städtischen Kassenamtes; Faszikel Straßen- und andere Bausachen, dann Brunnenangelegenheiten; Protokoll des k. k. Statthaltereirates Karl Bihler vom 16. 10. 1909; Testament des Michael Aidn vom 12. 11. 1597, geöffnet 8. 2. 1601.

 

Steuerbücher

 

Anmerkungen: RP — Ratsprotokoll, K. — Kasten, L. — Lade, St. A. — Stadtarchiv, L. V. — Literaturverzeichnis.

Mein besonderer Dank für wertvolle Hinweise gebührt den Herren Direktor Josef Ofner,

Oberbaurat Diplom-Ingenieur Berndt und Stadtarchivar Amtsrat Adalbert Koller.

 

Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 14, Dezember 1954

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