Jugendstil: Landesvilla in Bad Hall

Beschreibung des Gebäudes:

Die „Landesvilla“ ist ein viergeschossiger Bau mit steilem Satteldach und zwei, jeweils dreiachsigen, hervortretenden Risaliten mit floral verzierten Rundfenstern; Mittelgeschoss mit Terrasse; der Eingangsbereich ist betont und hat Rundbogenfenster und Dekorelemente des Jugendstils. (Bundesdenkmalamt 2004, Denkmalschutz)

Alte Adressen:

1919: Kaiser Wilhelm Straße 9

1945 – 1956: Kurhausstraße 23

Das Meisterwerk von Mauriz Balzarek (1872-1945)

Der berühmteste Jugendstilbau von Oberösterreich ist die Landesvilla, die von Architekt Mauriz Balzarek in den Jahren 1912 bis 1914 geplant und ausgeführt wurde. Sie sollte angeblich eine adäquate Unterkunft für den erwarteten Besuch des deutschen Kaisers Wilhelm II. sein, der jedoch wegen des Ausbruchs des 1. Weltkrieges seinen Besuch nicht abstattete. Die gesamte Innenausstattung der Landesvilla wurde   ebenfalls von Mauriz Balzarek entworfen. Die Pläne sind noch erhalten, ebenso original sind einige Möbel.

Die Landesvilla gehört der Spätphase des Secessionismus an, in der die bürgerliche Baukultur noch einmal ihren ganzen Prunk entfalten konnte. Mauriz Balzarek hat sich hier bereits weit von der Otto-Wagner-Schule entfernt.

Typisch sind hier romantische Elemente, wie sie auch für die deutsche Entwicklung dieser Zeit charakteristisch sind. Der Baukörper wird von steilen Giebelfassaden dominiert. Das räumliche Konzept der Villa folgte dem Prinzip des englischen Landhauses. Eindrucksvoll ist die zweigeschossige Halle mit offener Holztreppe und Galerie. Die Inneneinrichtung wurde auch von Balzarek entworfen.

Die Einrichtung legt Zeugnis für die hohe Qualität der Handwerkskunst der Zeit ab.

Die Möbel sind im Stile des floralen, aber auch – von Balzarek besonders bevorzugt – im ornamentalen Jugendstil gestaltet.

Daten zur Errichtung der „Villa des Landes Oberösterreich“ aus Sicht der Bad Haller Dokumente:

• 1910     Kaufvertrag vom 30.9.1910: Eigentumsrecht für das Land Oberösterreich einverleibt (12 Parzellen)
• 1911     Brief vom 10.4.1911: Gemeindeausschuss Bad Hall an den Landessausschuss OÖ betr. Gutachten und Beschwerden
• 1911     Genehmigung des Villenbaus im Gemeindeausschuss am 12.4.1911
• 1912     Mauriz Balzarek übergibt die Pläne am 28.9.1912 an den Landessausschuss
• 1913     Der Landesausschuss genehmigt am 27.2.1913 die Pläne von Balzarek
• 1913     Der Landessausschuss ersucht um die Baugenehmigung am 8.3.1913
• 1913     Die Gemeinde Bad Hall erteilt am 12.3.1913 die Baugenehmigung.
• 1913     Am 22.3.1913 werden Glinkerziegel angeliefert.
• 1913     Die Gleichenfeier fand am 20.11.1913 statt.
• 1914     Elektrisches Licht in der Landesvilla mit 13.3.1914

Kurgäste in Bad Hall, Quelle: Kurlisten

Quelle: Jugendstil in Bad Hall.Broschüre zur Sonderausstellung „100 Jahre Landesvilla“. Museum Forum Hall, erstellt von Mag. Katharina Ulbrich. Bad Hall 2014