(1831 – 1889)
Gründer der Waffenfabrik ÖWG. Industrie-Pionier und großer Wohltäter von Steyr
* 26. Februar 1831 in Steyr, Oberösterreich; † 29. April 1889 in Steyr
Josef Werndl – Lebenslauf
Quelle: Stögmüller Johann: Josef Werndl und die Waffenfabrik in Steyr. Steyr: Ennsthaler 2010, S. 15-16
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1831: 26 Februar: Geburt im Haus Wieserfeldplatz 37 in Steyr
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1838: Normalschule – 6 Klassen
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1844: Lehre beim Büchsenmacher Ferdinand Fruwirth in Wien (bis 1847)
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1847: Wanderschaft nach Prag, Arbeit in Büchsenmacherei
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1849: Wanderschaft nach Wien, Wehrdienst und Dienst in der Ärarischen Gewehrfabrik
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1852: Reisen nach Ferlach, Thüringen und in die USA. Arbeit bei Remington Arms Co. in Ilion (New Jersey) und bei Colt´s Patent Firearms Manufacturing Co in Hartford (Connecticut)
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1853: Rückkehr nach Steyr, Heirat mit Karoline Heindl (geb. 1829)
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1854: Tod des Vaters – Witwenbetrieb unter Führung von Josef Werndl
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1859: Entlassung aus dem Militärdienst
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1860: Bau des Waisenhauses St. Anna
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1860 – 1871: Kommandant des Bürgercorps Steyr
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1861: Volontär in englischen Gewehrfabriken
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1862: Kauf der Papierfabrik Jocher, Neubau
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1862: Einzug in den Gemeinderat
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1863: Bau der ersten Schwimmschule und Reise mit Karl Holub in die USA
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1864: Die Firma „Josef und Franz Werndl & Co.“ wird gegründet. Kauf von Objekt I (Müllnerhammer)
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1867: Produktionsbeginn Lorenz/Wänzl – Hinterlader
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1867: Produktionsbeginn Werndl/Holub – Hinterlader
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1867 – 1869: Landtagsabgeordneter
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1869: Umwandlung der Firma in „Österreichische Waffenfabriks-Gesellschaft“ ÖWG
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1871: Gründung eines Zweigbetriebes in Pest, Ungarn
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1872: Kauf der Wolfsegg-Traunthaler Kohlenwerks- und Eisenbahngesellschaft, Kauf der Waffenfabriken Ferdinand Fruwirth udn Aloisia Bentz, Bau der Eisenbahndirektion am Hessenplatz in Steyr
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1874: Bau der zweiten Schwimmschule, Bau der Arbeitersiedlung Eysnfeld
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1877: Bau des Schlosses Vogelsang, Kauf der Kammerhub in Bad Hall, Bau der Direktion
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1879: Kauf des Schlosses Dorf an der Enns
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1880: Ehrenbürgerschaft von Steyr. Erste elektrische Versuche
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1884: Elektrische Ausstellung in Steyr vom 2. August bis 30. September
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1886: Produktionsbeginn Mannlicher – Repetierer
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1889: Josef Werndl stirbt im Haus Sepp-Stöger-Straße 13
Diashow:
Gebäude des Werndl-Unternehmens „gestern und heute“ (Verfasser: Heinz Kern, 2012) Werndl-Objekte
Josef Werndl
- Quelle: Wikipedia
Ausbildung Er war der Sohn des Waffenindustriellen Leopold Werndl. Nach seiner Ausbildung als Waffenschmied und ersten Arbeitserfahrungen in Prag und Wien unternahm er ausgedehnte Studienreisen nach England, Thüringen und zu den Fabriken von Remington und Colt in den USA. Nach seiner Rückkehr übernahm er 1855 den väterlichen Betrieb. („Josef und Franz Werndl & Comp., Waffenfabrik und Sägemühle“) Wirken Werndls Erfolg beruhte unter anderem auf dem „Austauschbau“: massenweise, höchst präzise hergestellte Werkstücke, die untereinander ausgetauscht werden konnten. Er begann die 500 Mitarbeiter zählende Fabrik auf moderne Produktionstechniken umzustellen und entwickelte gemeinsam mit seinem Werkmeister Karl Holub den bahnbrechenden Tabernakelverschluss für Hinterlader, mit dem er sich bei Aufträgen der k.u.k. Armee gegen den Konkurrenten Remington durchsetzte, dessen System von der „Hinterladungskommission“ in Erwägung gezogen wurde. Die Waffenfabrik wuchs rasch auf 6000 Mitarbeiter und wurde als „Österreichische Waffenfabriksgesellschaft“ (OEWG) in eine AG umgewandelt, deren Generaldirektor Werndl wurde. Die Produktion stieg auf etwa 8000 Gewehre pro Woche. Mit einem auf dem 24. Juli 1868 datierten Vertrag verpflichtete sich Werndl zur Lieferung von 100.000 Hinterladern Modell 67 an das Kriegsministerium. Als unter anderem wegen Grundstreitigkeiten die Produktionsstätten nicht rasch genug ausgebaut werden konnten, traten Lieferengpässe auf. Hier zeigte sich rasch die entstandene Abhängigkeit des österreichischen Militärs, denn kein anderes (vor allem inländisches) Unternehmen war fähig Hinterladergewehre in derartig hoher Qualität und Stückzahl herstellen. Die österreichische Militärzeitung bemerkte, dass in Werndls Fabrik mehr Maschinen stünden, als in allen anderen österreichischen Gewehrfabriken zusammen. In der Satirezeitschrift Kikeriki erschien dazu 1869 eine Karikatur Werndls mit dem Text: Was wollen denn die Leute von mir? Liefere ich die Gewehre rechtzeitig, so leiste ich Gewähr für den Krieg; verspät‘ ich mich damit, so leiste ich Gewähr für den Frieden. Ob ich nun Gewehr‘ liefern oder nicht, Gewährleiste ich auf jeden Fall! Er baute für seine Arbeiter moderne Wohnhäuser, Schulen und Schwimmbäder, wie auch die Schwimmschule Steyr – Gebäude welche die Stadt Steyr, besonders den Stadtteil Wehrgraben, auch heute noch prägen. Er zahlte Löhne in überdurchschnittlicher Höhe und versorgte alle Angestellten und deren Angehörige mit kostenloser medizinischer Betreuung. Werndl war fasziniert von technologischen Entwicklungen seiner Zeit und förderte die Produktion von Elektrizität aus Wasserkraft, auch um die schlechter werdende Auftragslage am Waffenmarkt auszugleichen. Die OEWG erzeugte Dynamos sowie Glüh- und Bogenlampen. Anlässlich der Electrischen-Landes-Industrie-Forst und culturhistorischen Ausstellung 1884 (2. August bis 30. September) ließ er zahlreiche Straßen und Plätze bis zum Ausstellungsort am Karl-Ludwig-Platz (heute Volksstraße) mit Glüh- und Bogenlampen erleuchten. In einem Teil der Straßen und Gassen verblieb das Gaslicht, um die Überlegenheit der elektrischen Beleuchtung zu demonstrieren. Neu war, dass die elektrische Energie anderes als bei vorangegangenen Ausstellungen in Wien und Paris, aus Wasserkraft stammte. Werndl baute die ersten leistungsfähigen Laufkraftwerke und Steyr war damit die erste größere Stadt, die mit Strom aus Wasserkraft beleuchtet wurde. Dies war allerdings nur vorübergehend, denn bald nach Ende der Ausstellung wurden die Beleuchtungskörper wieder demontiert. Am 19. August besuchte Kaiser Franz Josef die Ausstellung, Kronprinz Rudolf und Kronprinzessin Stephanie folgten am 19. September. Die Zusammenarbeit mit Holub und dem Eisenbahningenieur Ferdinand Mannlicher machte die österreichische Waffenfabrik zu einem der weltweit wichtigsten Waffenproduzenten, mit über neun Millionen produzierten Waffen unterschiedlicher Größe zwischen 1869 und 1911. Mit zeitweise über 15.000 Beschäftigten war die OEWG die größte Waffenfabrik Europas. Am Karfreitag 1889 zog sich Werndl eine lebensgefährliche Lungenentzündung zu, nachdem er im offenen Pferdewagen bei Regen nach Letten (Gemeinde Sierning) gefahren war. Am 29. April starb er um 5 Uhr 45 im Alter von 59 Jahren in seinem Haus im „Petzengütl“. Er wurde im Palmenhaus seines Schlosses Vogelsang öffentlich aufgebahrt und danach am Taborfriedhof in Steyr beigesetzt.
Steyrer Pioniere
Dieser Blog ist eine Sammlung von Materialien, Bildern, Berichten und Biografien von verstorbenen Persönlichkeiten aus und in Steyr. Initiiert durch ein Schulprojekt der HAK Steyr und der Redtenbacher Gesellschaft Steyr