Johann Steinbock, Gegner des Nationalsozialismus. KZ Dachau 1942 bis 1945. Stadtpfarrer von 1951 bis 1986

 

(1909 – 2004)

Gegner des Nationalsozialismus. KZ Dachau 1942 bis 1945. Stadtpfarrer von 1951 bis 1986

Johann Steinbock (* 26. Juni 1909 in St. Agatha, Bezirk Grieskirchen, Oberösterreich; † 13. Mai 2004 in Steyr) war katholischer Priester, Kanonikus, Gegner des Nationalsozialismus und vier Jahre Häftling im Konzentrationslager Dachau.

Leben

Johann Steinbock entstammte einer kinderreichen Familie (11 Geschwister), besuchte nach der Volksschule das Kollegium Petrinum in Linz, trat anschließend ins Linzer Priesterseminar ein, studierte von 1928 bis 1933 Theologie und wurde am 29. Juni 1932 von Bischof Johannes Maria Gföllner im Linzer Mariä-Empfängnis-Dom zum Priester geweiht. Hierauf wirkte er unter anderem als Kooperator in Waldhausen im Strudengau, Gaspoltshofen und Ried im Innkreis und kam 1939 als Kooperator in die Pfarre St. Michael in Steyr.

Als Präses der Studentenkongregation in Ried i. I. wurde er von Nationalsozialisten als „Staatsfeind“ eingeschätzt, dem man die Jugend nicht anvertrauen solle. Im März 1939 wurde ihm ein Schulverbot ausgesprochen, das für das gesamte Großdeutsche Reich und für immerwährende Zeiten gelten solle. Steinbock wurde daraufhin als Kooperator für die Vorstadtpfarre Steyr eingesetzt. Im Herbst 1941 wurde er von der Gestapo verhaftet. Im Schutzhaftbefehl wurde ihm vorgehalten, er gefährde durch sein Verhalten den Bestand und die Sicherheit des Volkes und des Staates und sei einer Betätigung innerhalb einer illegalen Organisation dringend verdächtig.

Steinbock war vom 26. Jänner 1942 bis 29. April 1945 im KZ Dachau. Nach der Befreiung, über die er später ein Buch verfasste, kam er wieder nach St. Michael und wirkte von 1947 bis 1951 als Benefiziat an der Stadtpfarrkirche Steyr. 1951 bis 1986 war er Stadtpfarrer von Steyr. 1980 wurde er von Bischof DDr. Franz Zauner zum Ehrendomherrn (Kanonikus) ernannt. Lange Zeit setzte er sich auch für die Seligsprechung des letzten österreichischen Kaisers Karl ein. Später wirkte er, solange er konnte, als Seelsorger und wohnte zuletzt im Dominikanerhaus in Steyr, wo er von seiner Schwester sowie von den an der Marienkirche wirkenden Patres der Gesellschaft Jesu betreut wurde. Kurz vor seinem 95. Geburtstag verstarb er am 13. Mai 2004. Am 24. Mai 2004 wurde der Verstorbene im Priestergrab auf dem Steyrer Friedhof unter großer Beteiligung der Bevölkerung beigesetzt.

Buch: Die mit Tränen säen…

Im Dominikanerhaus Steyr fand die Präsentation des Buches „Die mit Tränen säen… Johann Steinbock – Priester in Dachau“ von Mag. Franz Zeiger statt. An die 60 Gäste waren zur Buchpräsentation mit anschließender kurzer Gedenkfeier für verstorbenen Altpfarrer Kanonikus KR Johann Steinbock gekommen.

Unter ihnen befanden sich Bischofsvikar Dr. Johannes Singer in Vertretung von Diözesanbischof Dr. Maximilian Aichern, Ing. Dietmar Spanring (Vizebürgermeister der Stadt Steyr), Theresia Steinbock (Schwester von Kanonikus Steinbock), KR P. Engelbert Ferihumer (Neffe von Kanonikus Steinbock und Heimatpfarrer von Mag. Franz Zeiger) und noch weitere Verwandte von Kanonikus Steinbock.

Bischofsvikar Dr. Johannes Singer berichtete in seiner Ansprache auch kurz von seinen eigenen Erlebnissen während der NS-Zeit und würdigte vor allem das Engagement von Mag. Franz Zeiger und seine Publikation.

Diashow:

Kan. Johann Steinbock, Pfarrer von 1952 – 1986

Am 13. Mai 2004 starb der emeritierte Pfarrer der Stadtpfarre Steyr, Ehrenkanonikus Johann Steinbock. Er war von 1952 bis 1986 Pfarrer in der Stadtpfarre. Zu seinem Tod wurde der folgende Nachruf im Pfarrblatt veröffentlicht:

Wir danken Ehrenkanonikus Johann Steinbock für sein seelsorgliche Wirken in Steyr. Wir danken ihm mit vielen Menschen, denen er Begleiter im Leben und im Glauben war sehr herzlich.

Am 20. Juni 2004 sollte der frühere Pfarrer der Stadtpfarre Steyr, Ehrenkanonikus Johann Steinbock, seinen 95. Geburtstag feiern. Dazu kam es nicht mehr. Denn in den frühen Morgenstunden des 13. Mai 2004 versagte das Herz seinen Dienst und er ist friedlich im Herrn entschlafen. Den Begräbnisgottesdienst für ihn leitete am 21. Mai 2004 Diözesanbischof Dr. Maximilian Aichern.  Geboren 1909 in St. Agatha, besuchte Johann Steinbock nach der Volksschule das Kollegium Petrinum, war dann im Linzer Priesterseminar und wurde am 29. Juni 1932 zum Priester geweiht. Nach Posten als Kooperator in Waldhausen, Gaspoltshofen und Ried im Innkreis kam er 1939 als Kooperator nach Steyr – St. Michael. 1941 wurde er von der Gestapo verhaftet und war von 1942 bis 1945 im KZ Dachau. Nach der Befreiung kam er wieder nach St. Michael und wirkte 1947 – 1951 als Benefiziat an der Stadtpfarre Steyr. 1951 – 1986 war er Stadtpfarrer von Steyr.

Seine Zeit als Pfarrer ist in den ersten Jahren gekennzeichnet vom Aufbau nach dem zweiten Weltkrieg. Die Kirche bekam wieder Glocken. Und es wurde ein wunderschönes Geläute, das über die Stadt hin erklingt. Zu diesem Aufbau gehörte der Einbau einer Bankheizung in der Pfarrkirche, der Bau bzw. Ausbau des Pfarrheimes, aber auch des Dominikanerhauses. Der Abbruch des alten Margaretensaales, eines Provisoriums, ebenso wie die Revitalisierung der Margaretenkapelle für die Gottesdienste. Dazu der erste Teil der Außenrestaurierung der Stadtpfarrkirche.

Ebenfalls fiel in seine Zeit die Erneuerungsbewegung durch das Zweite Vatikanische Konzil, eine große Herausforderung für die Seelsorge. Auch die Gründung der Pfarre „St. Josef der Arbeiter“ auf der Ennsleite fiel in diese Zeit und war entscheidende seelsorgliche Aufgabe. Ein großes Anliegen war Kan. Steinbock das Büchereiwesen. So kam unter ihm die alte Volksbücherei zeitgerecht ausgestattet in die neuen Räume im Dominikanerhaus. Dieses Anliegen nahm er auch wahr als Diözesanpräsens des Borromäuswerkes (1970-1993). Außerdem wirkte Kan. Steinbock durch viele Jahre als als Obmann des „Kath. Pressvereins Steyr und Umgebung“.

Seine Haltung war die eines überzeugten Österreichers, der die Größe Österreichs vor dem Zusammenbruch nach dem 1. Weltkrieg bewunderte. So verehrte er auch besonders wegen seiner Haltung im Exil den letzten Kaiser von Österreich, Karl I. Er setzte sich für dessen Seligsprechung im Rahmen der Kaiser-Karl-Gebetsliga für Oberösterreich ein und leitete diese seit 1959 bis vor wenigen Jahren.

In Anerkennung seines Wirkens wurde Stadtpfarrer Johann Steinbock im März 1980 zum Ehrenkanonikus des Linzer Domkapitels ernannt. Die Stadt Steyr würdigte seine langjährigen Verdienste 1985 mit der Verleihung der Ehrenmedaille.

Am 24. Mai 2004 wurde der Verstorbene im Priestergrab auf dem Steyrer Friedhof unter großer Beteiligung der Bevölkerung beigesetzt. An seiner Seite ruhen Pfarrer Josef Enichlmayr und Kaplan Winfried Aigner. Am 15. Juni 2004 erschien im Verlag „Edition Kirchen-Zeitgeschichte“ das Buch von Franz Zeiger „Die mit Tränen säen … – Johann Steinbock – Priester in Dachau“. Johann Steinbock war der letzte noch lebende Priester der Diözese Linz, der im Konzentrationslager war. Der Autor hat in Gesprächen und an Hand von Dokumenten diese Zeit zusammen mit anderen Lebensdaten aufgearbeitet.

Vizebürgermeister Ing. Dietmar Spanring freute sich, dass es nun eine Publikation über Kanonikus Steinbock – er war ja auch von 1951 bis 1986 Stadtpfarrer von Steyr – und seine Erlebnisse während der NS-Zeit gibt.

Der Autor Mag. Franz Zeiger schilderte seine Begegnungen mit Kanonikus Steinbock und überreichte als Dank und Geschenk ein Exemplar an Theresia Steinbock, Schwester von Johann Steinbock. Sie führte Kanonikus Steinbock bis zu seinem überraschenden Tod am 13. Mai 2004 den Haushalt.

Die vorliegende Publikation hätte ein Geburtstagsgeschenk an Kanonikus Steinbock werden sollen. Durch seinen überraschenden Tod ist sie nun sein Vermächtnis geworden – eine Erinnerung und Ermahnung an die heutige Zeit.

Zum Abschluss wurde in einer kurzen Feier des verstorbenen Altpfarrers Kanonikus KR Johann Steinbock gedacht.

Das Buch „Die mit Tränen säen… Johann Steinbock – Priester in Dachau“ ist nun zum Preis von EUR 15,30 in der Buchhandlung Ennsthaler in Steyr erhältlich. Weiters kann es bei Paul Delavos (paul.delavos@diozese-linz.at oder 0699 / 10 89 19 10) bestellt werden (allerdings dann zuzüglich EUR 2,– Versandkosten).

Quellen:

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