(1832 – 1902)
Bürgermeister von Steyr von 1894 – 1902
- Geboren am 16. Oktober 1832 in Steyr
- Verstorben am 2. August 1902 in Steyr
Nachruf für Bürgermeister Johann Redl:
- Quelle: Steyrer Kalender 1903, S. 158
Am 2. August verschied nach schwerem Leiden der Bürgermeister der Stadt Steyr, Reichsratsabgeordneter Johann Redl. Er war in allen Kreisen der Bevölkerung bekannt und auch über die Grenzen der Stadt eine allgemein beliebte und hochgeschätzte Persönlichkeit.
Er litt schon längere Zeit an Stuhlverstopfungen, die in einen Darmverschluss endeten. Nach einer gelungenen Operation im Frühjahr erholte er sich gut. Im August verstarb er jedoch.
Johann Redl wurde am 16. Oktober 1832 als Sohn des Schuldieners gleichen Namens an der Hauptschule St. Michael in Steyrdorf geboren. Sein Vater stammte aus Dambach bei Garsten und starb 1885 im Alter von 87 Jahren. Seine Mutter Franziska starb 1879 in ihrem 82. Lebensjahre. Er erlernte das Malergewerbe und genoss seine Ausbildung bei dem damals bestbekannten akademischen Maler Größer. Er war dann lange Zeit auf Wanderschaft, arbeitete in Wien, Wiener-Neustadt etc. und etablierte sich in den 50er-Jahren in seiner Vaterstadt. Vor etwa 25 Jahren kaufte er das Drobny-Schneiderhaus in der Goldschmiedgasse. Im Jahre 1897 erwarb er das Haus Bahnhofstraße Nr. 16, wo er verstarb. Seit 1858 war Bürgermeister Redl mit seiner Gattin Therese, geb. Mayr, verheiratet. Ihre Kinder starben schon früh. In den letzten Jahren hatte er sich aus dem Geschäft zurückgezogen.
Bürgermeister Redl war ein Anhänger der Deutschen Fortschrittspartei, die ihn 1876 zum ersten Mal in den Gemeinderat wählte. Im Jahre 1891 wurde er zum Vizebürgermeister und 1894 zum Bürgermeister gewählt. Er wurde hochgeschätzt. Die Erfahrung des gereiften Mannes, ein strenges Pflichtgefühl und ein seltenes ruhiges, taktvolles und liebenswürdiges Auftreten machte ihn sehr beliebt. Er wurde „Vater der Armen“ genannt, weil er für sie immer eine offene Hand hatte.
Vereinstätigkeit:
Er wirkte in vielen Vereinen mit.
- Seit 1884 war er Mitglied der Direktion der Sparkasse in Steyr, das letzte Jahr Vorsitzender derselben.
- Er war Mitbegründer und langjähriger Präsident des Rennvereines,
- Vorsitzender des Stadtschulrates und
- des Armenrates,
- Präsident der Pfandleihanstalt,
- des Zweigvereins des Landeshilfswerkes des „Roten Kreuzes“,
- langjähriger Obmann des Verschönerungsvereines,
- Obmann-Stellvertreter des Kirchenrestaurierungsvereines der Stadtpfarre,
- Obmannstellvertreter im Deutschen Fortschrittsverein,
- Ehrenmitglied des Bürgerkorps,
- des Veteranenvereins,
- des Gewerbevereins,
- des Rennvereines und
- des Landes-Tierschutzvereines wie noch vieler anderer humanitärer Vereine.
Bei der Hochwasserkatastrophe 1897 und 1899 scheute er keine Opfer und war ein Helfer in der Not.
Auszeichnungen:
- Franz-Josef-Orden durch Kaiser Franz Joseph im Regierungsjubiläumsjahr 1898
- Ehrenbürgerschaft der Stadt Steyr 1901
- Reichsratsabgeordneter des Industrialbezirkes Steyr-Kirchdorf 1901
Die Trauerkundgebung fand in der außerordentlichen Sitzung des Gemeinderates am 3. August 1901 statt. Dabei wurde beschlossen, die Armen am Begräbnistag des Bürgermeisters mit einem Geldbetrag zu beteilen. Eine große Menge an Beileids- und Trauerkundgebungen kamen aus vielen Orten. Am Begräbnis nahm die ganze Bevölkerung teil, alle Vereine, Behörden und Ämter und viele hochgestellte Persönlichkeiten von auswärts.
Steyrer Pioniere
Dieser Blog ist eine Sammlung von Materialien, Bildern, Berichten und Biografien von verstorbenen Persönlichkeiten aus und in Steyr. Initiiert durch ein Schulprojekt der HAK Steyr und der Redtenbacher Gesellschaft Steyr