Johann Gerstmayr, Stahlschnittkünstler und Graveur

 

(1882 – 1987)

Stahlschnittkünstler und Graveur

Hans Gerstmayr (* 14. April 1882 in Rubring an der Enns; † 28. Oktober 1987) war ein österreichischer Graveur, Künstler (Stahlschneider) und Schüler von Michael Blümelhuber.

Leben

Hans Gerstmayr war Sohn eines Kleinlandwirtes und Maurerpoliers geboren. Sein Religionslehrer erkannte die Begabung des Bauernkindes und verschaffte ihm bei den Kalasantinern in Wien einen Platz im Stift. Hier lernte er bei Josef Stepan Gravieren und Stempel schneiden. Medaillenkünstler wie Marshall, Cizek, Hofer und Prof. Schwarz hoben ihn durch ihren Unterricht über das normale Können des Berufes zum Künstler. Gleich drei erste Preise brachten seine Arbeiten, die er 1899 und 1900 der Fachschule für Graveure und der niederösterreichischen Handels- und Gewerbekammer bei Wettbewerben einreichte. Bis zum Jahre 1914 arbeitete er als Graveur in Wien. In diesen Arbeitsjahren fertigte er Stahlschnitte, Schmuckstücke und kunstvolle Gebrauchsstücke, die ihm Weltruf einbrachten. Die Jahre 1914 bis 1920 stand er an der Seite des schon bekannten Künstlers Blümelhuber beim Aufbau der Meisterschule für Eisenbearbeitung. Von 1920 bis zu seiner Pensionierung 1949 leitete er die Graveurabteilung der Fachschule für Eisen- und Stahlbearbeitung in Steyr.

Link zum Domweihfest in Linz am 1. Mai 1924, wo Blümelhuber und Gerstmayr ihre Idee für den Festwagen einfließen ließen

Gerstmayr fertigte das Grabbild für Blümelhuber an

Nicht nur, dass er beim Neubau dieser Bildungsstätte seine künstlerischen Kräfte einsetzte, seine Lebensjahre waren seither erfüllt mit künstlerischen Arbeiten wie Stahlschnitten (Schwur-Abtkreuze, Prägestempel, Medaillen), ungezählte Metalltreibarbeiten, sei es als Bilder oder als Tafeln für Denkmäler. Zahlreiche Grabkreuze aus Schmiedeeisen verdanken ihm nicht nur den Entwurf, sondern tragen meist eigenhändige Treibarbeiten in Kupfer.
Die Gemeinde Mauthausen ehrte Prof. Gerstmayr mit der Verleihung des Ehrenringes und ernannte ihn 1972 zum Ehrenbürger.
Die Ausstellung im Jahr 1985 „Steyrer Stahlschnittschule Blümelhuber-Gerstmayr“ war eine Würdigung des Gesamtkunstwerkes beider Künstler, und Gerstmayr durfte sie 103-jährig zur großen Freude seiner Familie miterleben. 1987 starb Professor Hans Gerstmayr im Alter von 105 Jahren.

Werke

Von Hans Gerstmayr wurden viele künstlerische Arbeiten wie Stahlschnitte (Schwur-Abtkreuze, Prägestempel, Medaillen), ungezählte Metalltreibarbeiten als Bilder oder Tafeln für Denkmäler und zahlreiche Grabkreuze aus Schmiedeeisen entworfen und meist eigenhändig als Treibarbeiten in Kupfer umgesetzt.

Zu seinen herausragendsten Werken zählen der Kremsmünsterer Prälatenring, das Kremsmünsterer Pectorale sowie das Schwurkreuz der Bundeslehranstalt in Steyr.

Auszeichnungen

  • 1899 Silberne Medaille der Niederösterreichischen Handels- und Gewerbekammer
  • 1930 Verleihung des Berufstitels Professor
  • 1937 Goldene Medaille bei der Weltfachausstellung Paris 1937  für seine Stahlschnittarbeiten
  • 1952 Verleihung des Titels Regierungsrat
  • Verleihung des Ehrenringes und ab 1972 Ehrenbürger von Mauthausen
  • Verleihung der Ehrenmedaille der Stadt Steyr

Einrichtung des Hans-Gerstmayr-Museums im Schloss Pragstein

Benennung von Straßen in Steyr und Mauthausen

Ausstellungen

Die Ausstellung im Jahr 1985 „Steyrer Stahlschnittschule Blümelhuber-Gerstmayr“ war eine Würdigung des Gesamtkunstwerkes beider Künstler, an der Hans Gerstmayr als 103jähriger noch teilnahm

Gedächtnisausstellung Hans Gerstmayr in Mauthausen im Juni 2008

Quellen:

  •  wikipedia.
  • Carl Hans Watzinger: Ein Leben lang geliebte Kunst: Hans Gerstmayr und die Stahlschnittkunst, Verlag Ennsthaler, 1982, ISBN 3850681173 und ISBN 9783850681179

Webseite : Heimatverein Mauthausen Homepage

 

23.6.1915: Brief von Blümelhuber an den Soldaten Gerstmayr (auf ebay 2015 verkauft). Hier eine Abschrift:

Transkription des Briefes von Michael Blümelhuber an Johann Gerstmayr 1915

Meister-Atelier für Stahlschnitt in Steyr

Lieber Herr Gerstmayr!

Ich war sehr überrascht und erfreut, als sich heute (der dritte Besuch an einem Vormittag) Herr Dr. Froewis und Frau vorstellten und von Ihnen Grüße brachten.

Sie sehen es geht mitten im Krieg auch recht lebhaft zu, am Meister Atelier. Ich hatte eben einen stillen Segenswunsch gemurmelt, um mich dann umso herzlicher zu freuen!

Dr. Froewis sagte mir unter anderem, dass sie wahrscheinlich 14 Tage Ernteurlaub erhalten dürften? Wie würde sich Ihr Mutterl freuen! Dann komm ich auch wieder einmal nach Rubring. Ich möchte Ihnen, wenn Sie nicht Lust haben, keinen Tag wegnehmen. Aber wenn Sie Lust haben, auch wieder einmal ein wenig am Werktisch zu sitzen, möchte ich Sie von folgendem nicht ohne Kenntnis lassen.

Der Sinn des in der Notzeit eisernen Edelweißabzeichnens hat sehr eingeschlagen. Und Geld tut an allen … und Enden not.

Da hat mich nun die Fürstin Starhemberg gebeten, für Zustandebringung eines oberösterreichischen Invalidenheimes eine Entwurf idee und ein Abzeichen umsonst beizutragen. Die Damen haben von meiner Skizze auch schon ein Klischee machen lassen, um gleich mit der Propaganda zu beginnen. Kleiner hatte sich schon seinerzeit angeboten, in solchen Fällen ganz zur Verfügung zu stehen.

Da dachte ich nun heute, wie günstig könnte da der Urlaub für etwas Nacharbeit werden. Oder wärs Ihnen lieber, wenn ich die Stangen für die Vorderseite und für ein rückwärtiges Schriftprägung vom Christlbauern nach Steyr schicken ließe?

Vielleicht ist Ihnen die Neuarbeit lieber als die Nacharbeit? Tief würd die Sache nicht. Schreiben Sie mir bald darüber oder ob Sie lieber die ganzen 14 Tage in Rubring und den Ihrigen widmen wollen.

Soll ich Ihnen jedenfalls etwas Geld schicken lassen?

Wenn Sie wirklich kommen können, finden Sie einen neuen Hausgenossen, den Holzbildhauer Hans Pontiller, einen Barwig-Schüler. Ich habe eine Ideeanregung gegeben, die dem Generaldirektor der Waffenfabrik so gefiel, dass sie ausgeführt wird. Eine 2 m 60 cm hohe Eichenfigur, ein „Steyrer Waffenschmied 1915“. Pontiller ist ein lieber Hausgenosse. Es wäre ihm nämlich sehr schwer geworden, in dem mit Waffenfabriksmenschen und Einjährigen Freiwilligen überfüllten Steyre ein Unterkommen zu finden.

Gestern hat mich in Linz auch Dr. Obermar.. , der 15. Juli einrückt, gebeten im Atelier wohnen zu dürfen, wenn er der Steyrer Einjährigen Schule zugeteilt wird. Dr. Obell  ist bereits eingerückt (alles zweite Musterung).

Heute war ein Anstalts-Schüler da, der auch nach Wien einrückt. Wie viele geschulte Menschen werden der Friedenstätigkeit entrissen. Haben Sie schon gehört, dass Maler Weißgärber gefallen ist?  Architekt Stumb  soll auch gefallen sein. Von Schulte  weiß ich momentan nichts. Er ist zum zweiten Mal im Feld. Wie es Rodler bei der zweiten Musterung erging, weiß ich noch nicht.

Also herzlichst auf Wiedersehen!

Ihr Michael Blümelhuber

Steyr, 23.6.15

 

Steyrer Pioniere

Dieser Blog ist eine Sammlung von Materialien, Bildern, Berichten und Biografien von verstorbenen Persönlichkeiten aus und in Steyr. Initiiert durch ein Schulprojekt der HAK Steyr und der Redtenbacher Gesellschaft Steyr

 

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