Das Gaswerk befand sich zwischen Gaswerkgasse und Steyr-Fluss im Stadtteil Wehrgraben. An dieser Stelle ist das Solution-Center der Fachhochschule geplant.
Die Gasversorgung in Steyr
In Steyr wurde 1867 ein Gaswerk gegründet. Im Jahr 1873 wurde es von Ludwig August Riedinger, dem Eigentümer der Gesellschaft für Gasindustrie in Augsburg übernommen. Damit sollte – so die vertragliche Vereinbarung – bis 1912 für die Stadt die städtische Beleuchtung mittels Gaslicht sichergestellt werden. Gleichzeitig wurde der Augsburger Gesellschaft damit eine Monopolposition eingeräumt.
1895 umfassten die Beleuchtungsanlagen der Stadt Steyr ein Rohrleitungsnetz von 1746 Metern, 333 Straßenflammen und 6 Gasglühlichtflammen.
Das Werk verfügte über sechs Rostöfen mit insgesamt 40 Retorten und drei Gasbehälter mit gemauerten Bassins zu 500, 600 und 1.700 m³ Fassungsvermögen. Die Leistungsfähigkeit betrug 6000 m³ Gas pro Tag. Von der Gesamtabgabemenge in Höhe von 629 720 m³ entfielen 181.219 m³ auf Straßenbeleuchtung, 350.642 m³ auf die Beleuchtung und Motorenbetrieb in privaten und öffentlichen Gebäuden und 97.859 m³ auf Verlust und Eigenverbrauch. Für die bis zu 17 im Gaswerk tätigen Arbeiter gab es entsprechende Wohlfahrtseinrichtungen wie Wohnungsgeldzuschuss und Unterstützung bei Krankheit und Dienstuntauglichkeit sowie Unfall- und Haftpflichtversicherung.
Da Steyr zu den ersten Städten in Europa zählte, in welcher schon in den beginnenden 1880er Jahren mit elektrischem Licht für öffentliche Beleuchtung experimentiert wurden, kam es zu einem erbitterten Konkurrenzkampf mit der Gasgesellschaft: Der erste Versuch einer elektrischen Straßenbeleuchtung in Europa erfolgte unter Josef Werndl in Steyr vom 2. August bis 30. September 1884 im Rahmen der durch ihn ausgerichteten „Steyrer Elektrischen Ausstellung“. Dabei wurden einzelne Straßenzüge und Plätze der Stadt durch Bogenlampen in grelles Licht getaucht. Allerdings wurden diese Bemühungen vorerst nicht weitergeführt.
Erst 1892 konstituierte sich in Steyr ein Komitee zur Errichtung eines Elektrizitätswerkes, das 1893 zur Gründung der „Elektrizitätswerke in Steyr-AG“ schritt und bis August 1893 ein Dampfkraftwerk errichtete. Es kam neuerlich zu so schweren Auseinandersetzungen mit den Betreibern des Gaswerkes der Augsburger Gasindustrie-Gesellschaft. 1896 wurde ein Vergleich geschlossen, der dem Elektrizitätswerk bis zum Jahr 1917 jede weitere Anwerbung neuer Lichtabnehmer verbot.