Franz Xaver Pritz, Theologe und Historiker. Verfasser der Stadtgeschichte von Steyr 1837

 

(1791 – 1872)

Theologe und Historiker. Verfasser der Stadtgeschichte von Steyr 1837

  • Quelle: Stadtgeschichte Ansfelden (s.u.)

Mit Franz Xaver Pritz wurde ein Mann in Ansfelden Pfarrvikar, der als Forscher und Gelehrter bereits eine weit über den Bereich der Seelsorge hinausreichende jahrzehntelange Wirksamkeit hinter sich hatte. Er ist wohl nach dem zum Propst gewählten Matthäus von Weißenberg, der allerdings nur kurze Zeit Pfarrvikar in Ansfelden war, der bedeutendste der bisherigen Ansfeldner Pfarrvikare. Da Pritz eine sehr reichhaltige Gelehrtentätigkeit hinter sich hatte und nur in den letzten zehn Jahren seines Lebens noch seine Kräfte in der Pfarre Ansfelden einsetzte, ist der Abhandlung über seine Person einiger Raum gewidmet. Aus seinenAktivitäten in Ansfelden sollen ein paar der wichtigsten herausgestellt werden.

Franz Xaver Pritz wurde am 4. November 1791 in der Johannesgasse 7 in Steyr geboren. Sein Vater war Kaufmann (Krämerei und Weißwaren-handlung). 1802 kam Pritz nach Linz. Hier absolvierte er die damaligen fünf Klassen des Gymnasiums und die beiden philosophischen Jahr-gänge. Dabei wurde Geschichte sein Lieblingsfach. Diesem wandte er sich während seines ganzen Le¬bens zwar nicht systematisch, aber doch gelegentlich sehr ausgiebig zu.   Am 22. Oktober 1809 trat er in das Augustiner-Chorherrenstift St. Florian ein. Von 1810 bis 1812 studierte er mit vorzüglichem Erfolg an der theologischen Fakultät des Linzer Lyzeums, wobei er sich besonders auf die orientalischen Sprachen verlegte. Von Propst Ziegler erhielt er den Auftrag, sich an der Universität Wien in diesen Sprachen besonders auszubilden. Am 24. Oktober 1813 legte er seine Profeß ab. 1814 wurde er lungenkrank und war längere Zeit studien¬unfähig. Wieder genesen, vollendete er seine Studien, empfing am 23. Mai 1815 in Linz die Priesterweihe und wurde Kooperator in Mauthausen. Als solcher setzte er sein Studium der orientalischen Sprachen und das Bibelstudium fort. Mit ,,Allerhöchster Entschließung“ vom 28. Juli 1819 wurde Franz Xaver Pritz zum ordentlichen öffentlichen Professor der alttestamentlichen Wissenschaft am Lyzeum in Linz ernannt, nachdem er diese Lehrkanzel bereits seit 1817 provisorisch innehatte.

Neben seiner biblischen Lehrtätigkeit blieb er seinem Lieblingsfach, der Geschichte, treu. So konnte er 1837 seiner Heimatstadt einen großen Dienst erweisen, indem er die Geschichte der Stadt Steyr herausgab. Dies brachte ihm 1838 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Steyr ein.

Am 9. Juli 1840 wurde Pritz für das folgende Studienjahr zum Rektor des Linzer Lyzeums gewählt. In dieselbe Zeit fällt seine Ernennung zum wirklichen Konsistorialrat durch Bischof Ziegler. 1848 wählte ihn der historische Verein für Kärnten zu seinem Ehrenmitglied. 1851 erwählte ihn die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien zum Korrespondierenden Mitglied. Im selben Jahr nominierte ihn der Gelehrtenverein zu Brünn, die Mährisch-Schlesische Gesellschaft zur ,,Beförderung“ des Ackerbaues, der Natur und Landeskunde, in der historisch-statistischen Sektion zum Ehrenmitglied. 1852 trat er in den Ausschuß des Museums Francisco-¬Carolineum in Linz.

Nach 38jähriger Lehrtätigkeit legte Pritz im Jahre 1855 am Lyzeum zu Linz seine Professur zurück. Am 9. Oktober 1856 würdigte der Kaiser seine Tätigkeit, indem er ihn ,,in Anerkennung seiner Verdienste im Lehramte und um die Wissenschaft“ zum Ritter des k. k. Franz-Josefs-Ordens ernannte.

Außer der bereits erwähnten Geschichte der Stadt Steyr verfaßte Franz Xaver Pritz weit über 30 Werke als Frucht teils seiner Bibelstudien, größtenteils aber als Ergebnis seiner historischen Forschungen. So erschien von ihm in den Jahren 1846/47 als zweibändiges Werk eine Geschichte des Landes ob der Enns, um nur ein Beispiel aus den vielen zu nennen.

Zunächst kurz Pfarrvikar in Wallern, übernahm Franz X. Pritz am 3. September 1862 im Alter von 71 Jahren die Verantwortung für die Seelsorge in Ansfelden. Trotz seines Alters und trotz der für ihn doch großen Umstellung von der wissenschaftlichen Tätigkeit in die vielen pfarrlichen Probleme, ging Pfarrvikar Pritz noch an die Lösung vieler Aufgaben, besonders auch in baulicher Hinsicht, heran. Dazu mochte auch beigetragen haben, dass die Ansfeldner damals ohnedies bereits in einer kirchlichen Bauperiode standen. Noch bevor Pritz die Pfarre übernahm, waren ja Renovierungsarbeiten am Äußeren der Kirche und besonders am Turm durchgeführt worden. Am 3. November 1862 ersuchte Pfarrvikar Pritz beim bischöflichen Ordinariat um die Erlaubnis, das reparierte und neu vergoldete Turmkreuz am 15. November weihen zu dürfen. Eine seiner ersten Aufzeichnungen über seine Tätigkeit in Ansfelden bezieht sich daher auch auf diese Turmkreuzsteckung und -weihe am Leopoldifest 1862. Was Pfarrvikar Pritz seelsorglich wirklich geleistet hat, darüber gibt es keine Aufzeichnungen. Vieles aber hat Pritz niedergeschrieben über die Tätigkeiten anderer. So hat er der Pfarre und Gemeinde Ansfelden auch die erste geschichtliche Arbeit erstellt, die mit einigen Ergänzungen der spätere Kooperator Joseph Huber herausgegeben hat. Alle historischen Publikationen, die bis in die letzten Jahre von Ansfeldnern über Ansfelden erstellt wurden, fußten auf der Forschung und den Aufzeichnungen dieses Pfarrvikars, die er bis 1867 verfaßt hatte.  Vom Jahre 1866 an war Pfarrvikar Pritz öfters kränklich. Am 22. März 1872 starb er im 81. Lebensjahre hier in Ansfelden an seiner letzten Wirkungsstätte.

  • Quelle: „Ansfelden einst und jetzt“, Band I+II. Konsulent Josef Fuchshuber.

Stichwort: PRITZ

PRITZ, Franz Xaver, Historiker u. Theologe, Augustiner Chorherr, * 4.11. 1791 in Steyr, † 22.3. 1872 in Ansfelden. – Nach den Gymnasialstudien in Linz trat P., dessen Vater Kaufmann in Steyr war, 1809 in das Augustiner Chorherrenstift St. Florian ein. Er studierte Theologie in Linz u. Wien u. empfing 1815 die Priesterweihe. Nach vorübergehender Tätigkeit in der Seelsorge übernahm P. 1817 das Lehramt für Bibelstudium des Alten Bundes u. orientalische Sprachen an der theol. Fakultät des Linzer Lyzeums (Hochschule), das er 38 Jahre lang ausübte. In seiner freien Zeit wanderte er mit Vorliebe in den Alpen u. den Bergen rund um seine Heimatstadt Steyr u. hielt seine Eindrücke in biedermeierlich-gemütvollen Reiseskizzen fest. Ein aus der Wiener Konviktszeit herrührendes Lungenleiden verbot ihm aber weitere körperliche Anstrengungen, was im Lauf der Jahre zu einer beachtlichen Korpulenz führte. Als Mensch galt er bei seinen Mitbrüdern als gutmütig u. gesellig. – In seinen ersten Publikationen widmete sich P. der vergleichenden Religionsgeschichte, ehe er sich dem Lieblingsfach seiner Gymnasialzeit, der Geschichte, zuwandte. Für sein erstes historisches Werk, die Geschichte der Stadt Steyr, ernannte ihn seine Heimatstadt 1837 zum Ehrenbürger. Weiter reichende Bekanntheit erlangte er mit seiner Geschichte des Landes ob der Enns, die auf umfangreichen Archivstudien basierte u. die erste wiss. Landesgeschichte überhaupt war. Darüber hinaus schrieb er viele hist. Werke über aufgehobene Klöster in Oberösterreich. Von 1837 bis 1852 hatte er auch die Direktion über die in Linz studierenden Kleriker des Stiftes St. Florian inne. Im Schuljahr 1840/41 stand er dem Linzer Lyzeum als Rektor vor. 1855 legte P. das Lehramt zurück, kehrte in das Stift St. Florian zurück u. wirkte v. 1856 bis zu seinem Tod wieder in der Pfarrseelsorge. – Für seine wiss. Verdienste als Historiker u. seine Leistungen als Pädagoge wurde P. vielfach ausgezeichnet. 1846 ernannte ihn der Hist. Verein für Kärnten zum Ehrenmitglied, 1851 wurde er korr. Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien u. Ehrenmitglied der Mährisch.-schlesischen Ges. zur Beförderung des Ackerbaues u. der Natur- u. Landeskunde. 1856 erhielt er als höchste Auszeichnung das Ritterkreuz des Franz-Josefs-Ordens. – Die Bedeutung von P. liegt in seinen hist. Arbeiten, die sich thematisch vorwiegend um Steyr u. die Landeskunde v. Oberösterreich drehten. Obwohl er kein direkter Schüler seines Mitbruders Franz Kurz war, ist er aufgrund seiner Quellenorientiertheit der »St. Florianer Historikerschule« zuzurechnen. Seine grundlegende, gewandt formulierte Landesgeschichte gilt als »krönender Abschluß« (Zibermayr) der noch stark im Banne v. Urkunden u. Dokumenten stehenden Arbeiten seiner Mitstreiter. Trotzdem zog er sich nach eigenen Worten »manchen Spott u. Verdruß« als Geschichtsforscher zu, nicht zuletzt auch v. seinem Mitbruder Jodok Stülz, der als Historiker in ihm wohl einen »unangenehmen Rivalen« (Klitsch) sah.

Werke von Pritz:

Werke: Über das hohe Alter u. die Glaubwürdigkeit der Genesis, in: Neue theol. Zschr. 2 (1829), Bd. I, 206-228, Bd. II, 71-105, 218-249, 3 (1830), Bd. I, 129-152, Bd. II, 59-78, 279-290, 4 (1831), Bd. I, 258-275, Bd. II, 211-243; Über den Monotheismus als Urreligion der Menschheit, in: Neue theol. Zschr. 6 (1833), Bd. I, 189-210, 305-329, Bd. II, 26-50; Das göttliche Werk der Erlösung u. Wiedergeburt der Menschheit, betrachtet in seiner geschichtlichen Entwickelung u. Vollendung, in: Neue theol. Zschr. 9 (1836), Bd. II, 287-310, 10 (1837), Bd. I, 55-72, 232-253, Bd. II, 257-278, 11 (1838), Bd. I, 235-270, 401-422, 12 (1839), Bd. I, 127-140, 13 (1840), Bd. I, 158-190, Bd. II, 44-66; Beschreibung u. Gesch. der Stadt Steyer u. ihrer nächsten Umgebungen, Linz 1837 (Nachdr. Steyr 1965, 21993); Über das Gebirgsland an der Enns u. Steyer im Allgemeinen, in: Museal-Bl. 1840, 63-66, 70ff., 75ff. u. 1841, 73f., 78f.; Abhandlung über die steyerischen Markgrafen Ottokar V. u. Ottokar VI., vorzüglich als Stifter des Klosters Garsten, in: Btrr. zur Landeskunde v. Österr. ob der Enns u. Salzburg 1 (1840), 42-62; Gesch. der ehemaligen Benediktiner-Klöster Garsten u. Gleink im Lande ob der Enns u. der dazu gehörigen Pfarren, Linz 1841 (Nachdr. Steyr 1984); Handschriften in dem Archive der Stadt Steyer, in: Der österr. Geschichtsforscher II (1841/42), Notizenbl. 84f.; Beiträge zur Topographie u. Gesch. Österreichs im MA, in: Zschr. des Museum Francisco-Carolinum 1842, 17f.; Kurzgefaßte Lebensgesch. des hl. Berthold, ersten Abtes des einstigen Benediktiner-Klosters Garsten, Linz 1842; Erinnerung an das siebenhundertjährige Jubel-Fest des sel. Berthold, ersten Abtes zu Garsten, im Jahr 1842, Linz 1843; Geschichtliche Nachrr. über die Stadt Linz v. der ältesten Zeit bis zum Tode König Albrecht’s I. im Jahre 1308, in: Zschr. des Museum Francisco-Carolinum 1843, 17ff., 22ff., 25ff., 29-32, 35f.; Über die größeren Grabmäler zu Garsten bei Steyer, in: Zschr. des Museum Francisco-Carolinum 1843, 45f., 51f., 53-56, 60; Über die alte Burg Leonstein u. ihre Zerstörung, in: Album aus Österr. ob der Enns, Linz 1843, 296-302; Geschichtliche Nachrr. über die Stadt Enns, v. ihrem Ursprunge bis zum Jahre 1278, in: Zschr. des Museum Francisco-Carolinum 1844, 27ff., 31-34, 39-42, 47f.; Älteste Gesch. des Landes ob der Enns bis zum Untergange der keltischen Herrschaft durch die Römer südlich der Donau im Jahre 15 u. durch die Markomannen nördlich derselben im Jahre 8 v. Chr., in: Zschr. des Museum Francisco-Carolinum 1844, 67ff., 71-74, 75-78, 79f., 83ff., 88ff., 91ff.; Gesch. der steierischen Ottokare u. ihrer Vorfahren bis zum Aussterben dieses Stammes im Jahre 1192, in: Btrr. zur Landeskunde v. Österr. ob der Enns u. Salzburg 5 (1846), 125-365; Gesch. des Landes ob der Enns v. der ältesten bis zur neuesten Zeit, 2 Bde., Linz 1846-1847; Gesch. des Landes ob der Enns kurz bearb. für Schule u. Haus, Linz 1849; Über den höchsten Zweck der Menschheit u. ihrer Gesch. u. die Vollführung desselben durch die Gottheit, in: ThPQ 1849, 1-22, 161-199, 313-335, 453-478; 1850, 89-98, 495-505; 1851, 359-394, 478-500, 551-558, 625-635, 660-698, 716-724; 1852, 8-19, 139-152; Die Gründung des Collegiatstiftes weltlicher Chorherren zu Matighofen, in: AÖG 2 (1850), Bd. II, 639-659; Ein Btr. zur Gesch. der Lamberge v. Steier, besonders in jüngerer Zeit, in: AÖG 7 (1851), 187-203; Kurze Gesch. des Ursprunges u. der Ausbreitung des Christenthums im Lande ob der Enns, in: Kath. Bll., Linz 1853; Gesch. des aufgelassenen Stiftes der regulirten Chorherren des hl. Augustin zu Waldhausen im Lande ob der Enns, in: AÖG 9 (1853), 305-350; Gesch. des einstigen Collegiatstiftes weltlicher Chorherren zu Spital am Pyrn im Lande ob der Enns, in: AÖG 10 (1853), 241-328; Überbleibsel aus dem hohen Alterthume im Leben u. Glauben der Bewohner des Landes ob der Enns, in: Ber. über das Museum Francisco-Carolinum XIII (1853), 92 S. (21854); Matricula episcopalis Dioece. Passav. per Austriam superiorem etc. MDCXXXIII, in: AÖG 3 (1853), Notizenbl. 459-472, 484-496; Sagen des Orients, in: Kath. Bll., Linz 1854, Nr. 2, 5, 12, 23; Gesch. des aufgelassenen Cistercienser-Klosters Baumgartenberg im Lande ob der Enns, in: AÖG 12 (1854), 1-62; Jörg v. Stein, der Herr u. Regierer der Herrlichkeit Steier, in: Ber. über das Museum Francisco-Carolinum XIV (1854), 42 S.; Kurze Darst. der Gründung aller Klöster u. ähnlicher, geistl. Institute in Oberösterr. v. der ältesten Zeit bis jetzt, in: Kath. Bll., Linz 1855, Nr. 41-50; Alte Dichtungen u. Sagen über die Stiraburg u. ihre ersten Bewohner, in: Der Oberösterreicher, Linz 1855, 129-132; Btrr. zur Gesch. des aufgelassenen Chorherrenstiftes Suben, in: Ber. über das Museum Francisco-Carolinum XVI (1856), 66 S.; Btrr. zur Gesch. v. Münzbach u. Windhaag in Oberösterr. im einstigen Machlandviertel, in: AÖG 15 (1856), 133-184; Gesch. des aufgelassenen Stiftes der regulirten Chorherren des hl. Augustin zu Ranshofen in Oberösterr., in: AÖG 17 (1857), 327-435; Die Anschauung u. Verehrung der Natur in der Vorzeit, in: Linzer Zeitung 1858, Nr. 49, 51, 54, 57-60; Recension über: Lamprecht, Beschreibung der k.k. oberösterr. Grenzstadt Schärding am Inn u. ihrer Umgebungen, in: ThPQ 1861, 217-221; Über den Ursprung des einstigen Kapuziner-Klosters in Urfahr bei Linz, in: ThPQ 1861, 509-512; Über die Natur-Anschauung u. Verehrung im Alterthume u. einige Überreste derselben in unserer Zeit, in: Ber. über das Museum Francisco-Carolinum XXIII (1863), 1-44.

Steyrer Pioniere

Dieser Blog ist eine Sammlung von Materialien, Bildern, Berichten und Biografien von verstorbenen Persönlichkeiten aus und in Steyr. Initiiert durch ein Schulprojekt der HAK Steyr und der Redtenbacher Gesellschaft Steyr

 

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