Ferdinand Porsche

Von Hans Stögmüller

Ferdinand Porsche war 1929-1930 Chefkonstrukteur der Steyr-Daimler-Puch AG in Steyr.[1]

Er wurde am 3. September 1875 als Sohn des Spenglers Anton Porsche in Maffersdorf/Vratislavice, Böhmen, Tschechische Republik) geboren. Er zeigte bereits als Kind großes Interesse für die Technik und entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Autokonstrukteure („Vater des Volkswagens“), der durch seine zahlreichen Erfindungen im Motoren- und Karosseriebau die Geschichte des Autos maßgeblich beeinflusste.

Nach Besuch der Gewerbeschule in Reichenberg (1890-1893) begann er 1898 seine Tätigkeit als Konstrukteur bei der Kutschen- und Karosseriefabrik Lohner in Wien (1899/1900 Elektromobil System Lohner-Porsche). 1903 heiratete Porsche Aloisia Kaes aus Purschau bei Tachau/Porejov. Ein Jahr später, 1904, wurde das erste Kind, die Tochter Louise, geboren. 1909 kam Sohn Ferry zur Welt.

1893 trat Porsche in die Vereinigte Elektrizitäts-AG Bela Egger in Wien ein. Dort stieg er in vier Jahren vom Mechaniker zum Leiter der Prüfabteilung auf. In diese Zeit fällt seine Konstruktion des Radnabenmotors, auf welchem er 1896 ein Patent anmeldete. 1899 wechselte er zu den Lohner-Werken und baute dort das erste Hybridfahrzeug der Welt, den Lohner-Porsche. 1904 verließ er die Lohner-Werke.

1906 bis 1923 arbeitete Porsche als technischer Direktor der Austro-Daimler-Motoren AG in Wiener Neustadt (Konstruktion der ersten Flugzeugmotoren). Schon vor dem Ersten Weltkrieg konstruierte er eine Zugmaschine für den österreichischen 30,5-cm-Mörser und dann den sogenannten Landwehrtrain mit kombiniertem Benzinmotor- und Generatorantrieb und Radnaben-Motoren. Während des ersten Weltkrieges entwickelte er auch 6-Zylinder-Reihen- und V-12-Flugmotoren.

1921 entwickelte er einen Sportwagen mit 1100 ccm Hubraum (Typ Sascha), mit dem er 1922 bei einem Rennen in Sizilien siegte. 1923 bis 1929 entwickelte Porsche bei Daimler (ab 1926: Daimler-Benz) in Stuttgart Sportwagenmodelle.

In den Steyr-Werken

Der Zentraldirektor der Steyr-Werke AG, Dr. Dipl.-Ing. Hans Ritter von Karabacek (* 5. 3. 1878 in Wien, + 9. 6. 1963 in Steyr)[2] fädelte den Umzug Porsches nach Steyr ein.[3] Karl Jenschke wurde Porsches engster Mitarbeiter, weitere talentierte Techniker waren Walter Boxan, Josef Kales (* 21. 3. 1901, + 1975) und Karl Fröhlich.

1929 bis 1930 entwarf Porsche als Chefkonstrukteur und technischer Vorstandsdirektor bei den Steyr-Werken den legendären Typ „Steyr 30“ mit neu konstruiertem Sechszylinder-Motor, der 2078 ccm Hubraum und 40 PS aufwies (Erzeugung 1930 und 1931: 2200 Stück).[4]

Porsche konstruierte auch den Typ „Austria“, der 1929 auf dem „23. Pariser Automobil-Salon“ großes Aufsehen erregte. Er hatte einen oben gesteuerten 5,3-Liter-Motor mit 100 PS. Der Wagen kam nicht in Produktion, weil auch Austro-Daimler seit 28. Dezember 1928 zur „Austro-Daimler-Puchwerke AG“ und durch den Zusammenbruch der „Österreichischen Bodenkreditanstalt“ zum selben Bankhaus wie die Steyr-Werke AG gehörte und ebenfalls große Wagen baute, weshalb das neue Steyr-Auto eine ernsthafte Konkurrenz gewesen wäre.[5]

Erst nach Abgang Porsches kam der Lastwagen Typ 40 heraus, der einen Sechszylinder-Motor mit 40 PS hatte. Er war innerhalb kürzester Zeit konzipiert worden und wurde 1931 und 1932 mit insgesamt 432 Stück erzeugt.[6] 1932 wurde dieser Typ auf 45 PS verstärkt und mit Schnellgang ausgerüstet.[7]

Für Porsche wurde die „Porsche-Villa“ am „Porsche-Berg“ (mit Ausblick auf die Steyr-Werke) knapp hinter der Stadtgrenze zu St. Ulrich errichtet. Er hatte dazu ebenso die Pläne selbst gezeichnet wie auch für den umgebenden Park. Für das Obergeschoss wurde das Holz einiger alter Heustadel verwendet.[8]

Porsche verließ Steyr bereits am 23. April 1930, weil im Oktober die Bodenkreditanstalt, die Hauptaktionärin der Steyr-Werke, insolvent geworden und die Creditanstalt, die bisherige Hausbank von Austro-Daimler, neue Konzernmutter wurde. Porsches Position in der neuen Interessensgemeinschaft mit Austro-Daimler war deshalb nicht mehr haltbar.[9]

1930 gründete Porsche in Stuttgart ein eigenes Konstruktionsbüro und stellte 1933 den „Volkswagen“ vor.

Laut Abschlussbericht der im Auftrag der Universität Wien und der Stadt Wien eingesetzten Forschungsgruppe zur Untersuchung und Kontextualisierung der Benennung der Wiener Straßennamen seit 1860 war Ferdinand Porsche ab 1937 NSDAP-Mitglied und hatte ab 1942 die Funktion eines SS-Oberführers inne. Er verdankte seinen rasanten Karriereaufstieg unter anderem seiner Nähe zum NS-Regime, in Folge dessen er in den 1930er Jahren von Hitler mit der Konstruktion des „KdF-Wagen“ (später „Volkswagen“) beauftragt wurde. Neben der Autoherstellung engagierte sich Porsche, zum Wehrwirtschaftsführer ernannt, ab 1939 auch in der Panzer- und Waffenkonstruktion. Ferner, so der Bericht, soll Porsche seine guten Kontakte zum NS-Regime genutzt haben, um Häftlinge und Kriegsgefangene Zwangsarbeit in seinem Unternehmen verrichten zu lassen.[10]

1945 wurde Porsche in französische Haft genommen und gegen Kaution 1947 wieder entlassen. Sein Antrag auf Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft wurde wegen des (bis 1956 bestehenden) Nationalsozialistengesetzes abgewiesen. Er versuchte danach zunächst, in Gmünd (Kärnten) ein Autowerk aufzubauen, scheiterte jedoch an der Bürokratie und ging wieder nach Stuttgart, wo er 1948/1949 den ersten „Porsche“ konstruierte.

Porsche erhielt zahlreiche Ehrungen: 1924 verlieh ihm die Technische Hochschule Stuttgart die Würde eines Dr.-Ing. h. c. Er wurde auch mit dem „Nationalpreis für den Bau des Volkswagens“ ausgezeichnet.[11]

1977 wurde in Wien-Liesing die Porschestraße nach ihm benannt. 2010 wurde in Klagenfurt nach Vorlage eines Kommissionsberichts zu den Straßennamen die Prof.-Porsche-Straße in Porschestraße (nach dem von Porsche entwickelten Auto) umbenannt. In Wolfsburg erhielt 1951 die Haupteinkaufsstraße den Namen Porschestraße. Am Rathaus steht eine Bronzebüste Porsches. In Steyr wurde die Ing.-Ferdinand-Porsche Straße im Stadtteil Tabor nach dem Autopionier benannt. In Salzburg gibt es seit 1957 die Ferdinand-Porsche-Straße im Stadtteil Elisabeth-Vorstadt.[12] In Enns gibt es ebenfalls eine Porschestraße, ebenfalls in Gunskirchen bei Wels, in Zell am See, in St. Pölten, in Ludwigsburg, in Stuttgart, in Alsfeld, in Ahlen, in Landshut, in Bochum, in Braunschweig, in Düsseldorf, in Ilsfeld, in Frankfurt am Main usw.

Porsche starb am 30. Jänner 1951 in Stuttgart. Sein Grab befindet sich in Zell am See. Sein Lebenswerk zeigen das Porsche-Museum in Stuttgart-Zuffenhausen (Porscheplatz 1), das Porsche-Automuseum in Gmünd (in Kärnten) und das Museum „Fahr(t)raum – Meilensteine der Mobilität“ in Mattsee (Salzburg) auf.

[1] Günther Nagenkögl/Hans Stögmüller, Hans und Erich Ledwinka. Die Autopioniere und Chefkonstrukteure in Steyr und Graz, ihr Leben, ihre Technik, Gutau 2015

[2] Gerhard Niedermayr/Franz Pertlik, Hans J. (Ritter von) Karabacek. Ein später Nachruf, in: Mitteilungen der Österr. Mineralogischen Gesellschaft 145, Wien 2000, 15

[3] Karl Ludvigsen, Ferdinand Porsche. Genesis des Genies, Bielefeld 2010, 427

[4] Hans Seper, 100 Jahre Steyr-Daimler-Puch AG, Wien 1964, 24

[5] Technisches Archiv der Steyr-Daimler-Puch AG

[6] Peter Müller, Ferdinand Porsche, 74

[7] Hans Seper, 100 Jahre Steyr-Daimler-Puch AG, Wien 1964, 24

[8] Rauscher/Knogler, Lkw aus Steyr, 50

[9] http://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Porsche

[10] https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Ferdinand_Porsche

[11] Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 2: I-R. München: A. Francke 1974; Neue österreichische Biographie ab 1815. Große Österreicher. Wien 1957-1987. Band 11, 1957; Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien 1951; Isabella Ackerl/Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien 1992; Richard von Frankenberg: Die ungewöhnliche Geschichte des Hauses Porsche, Stuttgart 1960

[12] http://www.salzburg.com/wiki/index.php/Ferdinand-Porsche-Stra%C3%9Fe

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