In der Enge, Reilgässel, Tuchscherergasse
Vor 1522 war das Gebäude am Übergang der Gotik zur Renaissance im Besitz von Achaz v. und Margret Meckhnitz, Pfleger auf Radkersburg.
Von 1567 – 1635 im Besitz der Holzhändler, Handelsmann und Gastgebfamilie Köberer.
Leonhard Köberer aus Nürnberg stand Ende des 15. Jhs. in Diensten des benachbarten reichen Nürnberger Kaufmanns Kunz Horn. Er machte sich selbständig und gründete ein eigenes Handelshaus, das über 2 Jahrhunderte Bestand haben sollte.
1575 werden Wolfgang Köberer (gest. 1588) und sein Großvater Leonhard als Wiedertäufer genannt, Wolfgang schwor der Lehre ab, seine Frau blieb standhaft und starb 1594 als Wiedertäuferin.
„Um den St. Veits-Tag in diesem Jahr (1527), an einem Samstag Abends, schlich Johann Hut, ein Wiedertäufer, sich nebst drey seiner Jünger, heimlich in Steyr ein. Und predigte Hut Sonntags hernach in des Veit Pfefferl Haus, jezo Rethlhamerische Behausung am Grümborth, darinnen gedachter Jacob ein Zimmer im Bestand hatte. Von dannen führte er den Hut in Leonhardten Köberer und dessen Schwieger, Dorothea Rauchenbergerin Hauß; Mit Vermelden, wie dieses ein Mann sey, in Gottes Wort hochverständig, den sollten sie hören. Wie er Jacob dann zu solchen viel Leute, und darunter auch sonderlich etliche fürnehme fürwitzige Bürgers Frauen, gebracht hat. Der Hut predigte auch hernach in einem Ziegel-Stadl, ausserhalb der Stadt; hielt, nach der Wiedertauffer Lehr, das Abendmahl, Brodbrechen, und die Wiedertauff. Da sich dann bald eine Anzahl von gemeinen Handwercks-Leuten bei ihm eingefunden, die solche Lehr angenommen, und sich wiederum tauffen lassen.
Sobald der Rath von diesen fremden Gästen und neuen Handel Kundschafft hatte, liessen sie dem Hut zwar nachstellen; aber er entrann zeitlich. Seine Beherberger und Zuhörer wurden eingezogen und um die Beschaffenheit des Handels befragt. Unter den eingezogenen Burgern waren Veit Pfefferl, Hanns Wißbauer, Wolffgang Wüersing Beck und Leonhardt Köberer. Die entschuldigten sich, daß sie solche Lehr nicht angenommen, und allein bey einer einzigen Versammlung gewesen: erklärten sich von dergleichen ganz abzusehen; Und wurden also wieder entlassen.“ (Valentin Preuenhuber 1720)
Von 1670 – 1787 im Besitz der Händlerfamilien Willensperger
Wappen Willensperger
Bürgerhausanlage bestehend aus Vorder-, Hinterhaus und Innenhof. Viergeschoßiges, in der Engen Gasse dreiachsiges, zum Stadtplatz bzw. zur Unteren Kaigasse siebenachsiges, im Kern aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts stammende Anlage, mit stadtplatzprägendem charakteristischen runden Eckturm, der auf einem Rundpfeiler des Erdgeschoßes im ersten Obergeschoß ansetzt und mit einem Kegeldach abschließt. Barocke Fassade aus dem 3. Viertel des 18. Jahrhunderts. Die Fenster der beiden Hauptgeschoße und des Eckturmes weisen mehrfach gebrochene Fensterüberdachungen auf. Die Fensterachsen durch reichen Bandlwerkstuck vertikal zusammengefasst. Viergeschoßiges dreiachsiges Hinterhaus mit Walmdach. Die Gebäudekanten durch zwei verschiedene Arten von gemalten Eckquadern akzentuiert, neuzeitlich, mit „1529“ bezeichnet.
Datum der Unterschutzstellung: 4. Mai 1971