Enge Gasse 11

Die „Niedere Badstube“

Bei den Stadtbränden 1727 und 1824 zerstört und wieder aufgebaut.

In einem Urbar der Herrschaft Gschwendt vom Jahre 1491 wird Wolf Glücks halbes Haus am „Badgaßl“ erwähnt. Er war der Besitzer des (halben) Hauses Enge 9, im Haus Enge 11 war damals die „niedere Badstube“.

Der von 1597 bis 1610 nachweisbare Hauseigentümer Thomas Winkler, welcher mit Venediger Waren handelte, zählte in der Zeit der politischen Gegenreformation zu den ersten Emigranten Steyrs. Valentin Preuenhuber vermerkt dies in seinen Steyrer Annalen: „In diesem Jahr (1604) begaben sich Hieronymus Händel, Karl Eisenhammer und Thomas Winkler, vornehm und vermögende Bürger, samt den Ihrigen, der Reformation halber von hier hinweg nacher Regenspurg.“

Winkler dürfte es auch gewesen sein, der an der Fassade seines Hauses die sehenswerte Kratzputzornamentik anbringen ließ.

Die auf weiten Geschäftsreisen vielen Gefahren ausgesetzten Fernhandelsleute glaubten an die geheimnisvollen Kräfte des sagenhaften Einhorns. Nach ihrer Ansicht vermochte es genießbares Wasser aufzuspüren und vor Vergiftung zu schützen.

1567 besaßen es der Handelsmann Georg Urkauf und seine Gemahlin Magdalena. (Siehe Wappen)

Grabstein Urkauf, 1588 Stadtpfarrkirche Steyr

Von 1648 – 1657 war Matteuss Riss Besitzer des Hauses.

Er war Anfang des 17. Jhs. aus Tirol nach Waidhofen/Ybbs gezogen, später ließen sich er oder sein gleichnamiger Sohn in Steyr nieder und erwarb acht Schlösser.

Es gelang ihm, in kurzer Zeit im Bunde mit den nach der Gegenreformation in Steyr zur Herrschaft gelangten Familien durch Eisenhandel ein großes Vermögen zu erwerben.

In die Landstandschaft strebend, legte er 1657 das Bürgerrecht nieder.

Der Rat nahm dies recht ungern zur Kenntnis und meinte, Riß habe sein schönes Vermögen unter der Jurisdiktion der Stadt als Bürger mittels der Stadtprivilegien erobert, der Rat habe daher gehofft, er werde aus Dankbarkeit der Stadt mit Rat und Tat dienen.

Riß erwarb 1636 den rittermäßigen Reichsadel und das Prädikat „von Risenfels“; er starb hochbetagt am 3. Juli 1668 zu Steyr und wurde in der Dominikanerkirche beigesetzt.

Seine Gattin Margarethe, geb. Ringler, starb vor 1655.

Seine Söhne aus der 2. Ehe (1656) mit Franziska Mahlknecht von Mühlegg, Franz Matthäus und Johann Baptist, erhielten 1686 den Freiherrenstand. (Dr. Ofner)

Wappen Rieß von Risenfels

Bis 1966 war es das Leder-Sport-, Spielwaren- und Taschnergeschäft der Familie Ecke.

Foto Archiv Ernst Schimanko

Bürgerhausanlage bestehend aus Vorder-, Hinterhaus und kleinem Innenhof, im Kern aus dem 17. Jahrhundert stammend. Viergeschoßiges vierachsiges Vorderhaus mit geradem Fassadenabschluss. Erdgeschoß erneuert. Die beiden Hauptgeschoße mit reichem Sgraffitodekor: Fensterumrahmungen, Vertikalbänder und Horizontalbänder, z. T. mit fischleibigen Einhörnern. Attikageschoß schlicht, die beiden seitlichen Fenster vermauert. Viergeschoßige dreiachsige Fassade am Ennskai, gesamte Fassade mit Sgraffito versehen. Erdgeschoß mit spätgotisch profilierten Rundbogenportal, Sgraffitoquaderung. Obergeschoße mit Fensterumrahmungen, Vertikalquaderbänder zwischen den Fensterachsen, an den Gebäudekanten und Pilaster. Dreiachsiges Giebelgeschoß mit mittiger gerahmter Speichertüröffnung und Sgraffitoquaderung.

Datum der Unterschutzstellung: 4. Mai 1971

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