Eisenwurzen in Zahlen

Nagelschmied und Hammermeister

Die oö. Eisenwurzen in Zahlen

 

Von Hans Stögmüller

 

Als Eisenwurzen bezeichnet man das Gebiet, das in einem auf der Spitze stehenden Dreieck eingeschlossen wird, das im Westen von der Alm, im Norden von der Donau und im Osten von der Erlauf eingeschlossen wird. Die Spitze bildet der Steirische Erzberg, der auch der Lieferant des Namens ist, weil er ursprünglich als „Eisenwurzel“ bezeichnet wurde.

Ungefähr entspricht die Eisenwurzen auch dem Gebiet des „Innerberges“, das ab dem 17. Jahrhundert von der Innerberger Hauptgewerkschaft beherrscht wurde. Dieser erste Großkonzern Österreichs vereinigte den Erzabbau, die Erzeugung des Roheisens in den Radwerken, die Weiterverarbeitung in den Stahl- und Eisenhämmern und den Handel, der in der Hand der Steyrer Bürger war.

Hauptverkehrslinie war die Eisenstraße von Eisenerz über Hieflau und die Enns entlang nach Steyr. Sie hatte eine Abzweigung nach Niederösterreich, über die Lebensmittel in die Gegend um den Erzberg zurücktransportiert wurde, weshalb sie Proviantstraße genannt wurde. Sie führte von Lainbach über den Mendlingpaß in das Ybbstal und nach Scheibbs.

Im 13. Jahrhundert wurde infolge Holzmangels rund um den Erzberg die Produktion in Gewinnung und Verarbeitung geteilt. Die Radhäuser blieben in Eisenerz, während die Hammerwerke in das Ennstal und seine Seitentäler sowie in das Ybbstal bei Hollenstein abwanderten. Bei der Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft 1625 gab es 19 Radwerke, 18 steirische Hammerwerke (zwischen Großreifling und Altenmarkt) und 23 österreichische Hammerwerke (von Altenmarkt ennsabwärts und in Hollenstein).

1868 wurde die IHG in die „K. k. priv. Aktiengesellschaft der Innerberger Hauptgewerkschaft“ umgewandelt, die ab 1881 unter „Österreichisch-Alpine Montangesellschaft (ÖAMG)“ firmierte. Das Werk Reichraming wurde 1889 eingestellt, 1901 auch das kurz zuvor von der Gebr. Böhler & Co. AG angekaufte Hammerwerk Kleinreifling. Damit endete die Eisenproduktion auf oberösterreichischem Gebiet, bis 1938 in Linz die „Reichswerke AG für Erzbergbau und Eisenhütten Hermann Göring“ (heute Voest) gegründet wurde.

 

Produktgruppen:
Eisen- und Stahlerzeugung

In den Radwerken, angesiedelt in Eisenerz und Vordernberg,  wurde das Roheisen in „Stuck“ oder Maßl (massa ferri) hergestellt, die ungefähr die Form eines Brotlaibes und bei mittlerer Größe etwa zwei bis drei Schuh Durchmesser und eine Dicke bis zu einem Schuh hatten. Es wurde aus dem Hochofen gezogen und mit keilförmigen Werkzeugen in zwei Hälften geteilt, welche als „Halbmasseln“ in den Handel gingen.

In den Hammerwerken wurde das Roheisen in Stahl und Eisen getrennt. Die Blöcke wurden in starker Glut erhitzt und mit schweren wassergetriebenen Hämmern bearbeitet. Durch Abspalten von Teilstücken und Ausschmieden in handliche Formen entstanden Kloben. Die äußeren Partien gaben kohlenstoffarmes Weicheisen, das Innere kohlenstoffreichen Stahl.

Die Hammerwerke der Eisen- und Stahlerzeugung auf oberösterreichischem Gebiet konzentrierten sich auf Unterlaussa, Frenz, Kleinreifling, Weyer (inklusive Inselsbach), Gaflenz, Großraming (Ascha) und Reichraming (inklusive Schallau und Dürnbach). Die Innerberger Hämmer mussten ihre Halbfertigwaren nach Steyr liefern, in beschränktem Ausmaß auch nach Waidhofen an der Ybbs. Die daraus gefertigten Waren hatten im wesentlichen den Norden als Absatzgebiet: Ober- und Niederösterreich, Böhmen, Mähren, Polen, Russland, das Deutsche Reich und Frankreich. Der Handel über Wien und nach Südbayern und Schwaben musste mit den Vordernbergern geteilt werden. Diese hatten aber Salzburg, Tirol, Steiermark, Ungarn und den ganzen Balkan allein für sich. Das Kärntner Eisenhandwerk (vorwiegend Hüttenberg) war mit seinem Absatz auf Krain, Görz und Italien beschränkt, wovon jedoch der Handel mit Venedig den Steyrern allein vorbehalten war.

Nägel

Zentrum der Nagelschmiede war Losenstein, wo um 1755 von den 154 Nagelschmiedmeistern in Oberösterreich allein 138 registriert wurden.

Um 1605 gab es in Losenstein mehr als 200 Nagelschmiedmeister. 1769 waren rund 1150 Beschäftigte in diesem Gewerbe tätig. Um 1845 erzeugten die 103 Meister in Losenstein mit ihren 400 Gesellen wöchentlich rund 4,5 Millionen geschmiedete Nägel.

Um 1870 begannen für die Nagelschmiede die schlechten Zeiten. Die Konkurrenz durch die Nägelfabriken wurde immer ärger. Die Schmiede sperrten ihre Werkstätten zu und gingen zu Josef Werndl in die Steyrer Waffenfabrik. Um 1886 gab es in Losenstein noch rund 100 Nagelschmiedgesellen, aber keinen Lehrling mehr. Während es 1897 noch 10 Meister gab, sank die Zahl 1909 auf sieben. Die letzten waren Josef Hatschenberger und Josef Deisl, die bis in die dreißiger Jahre arbeiteten.

Messer

In der Messerbranche gab es mehrere Schwerpunkte in der Eisenwurzen, nämlich Steyr mit dem Gebiet Kleinraming und Dambach, Trattenbach in der Gemeinde Ternberg, Neuzeug in der Gemeinde Sierning und Steinbach an der Steyr.

Sehr bald gab es eine Arbeitsteilung, zumindest ab dem 15. Jahrhundert. Der Klingenschmied schmiedete die Rohklinge, der Schleifer gab ihr die „Schneid“ und der Messerer fertigte aus Holz, Messing oder Bein die Schale (Griff) an. Das tägliche Arbeitspensum der Klingenschmiede war mit ein bis drei Schwertern oder 20 bis 40 Stück kleineren Klingen festgesetzt.

Die „Liebfrauenzeche der Messerer“ galt in früheren Jahrhunderten als mächtigster Handwerksverband der Stadt Steyr. Die Privilegien stammen aus dem 14. Jahrhundert. Seit 1478 waren auch die Messerergesellen in einem eigenen Verband zusammengefasst. Die Messerer der Städte Wien, Steyr, St. Pölten und Waidhofen an der Ybbs vereinigten sich im 15. Jahrhundert zur mächtigen „Gottesleichnamszeche“, die erstmals 1439 als „Vereinigte niederösterreichische redliche Messererwerkstätte“ erwähnt wird. 1470 traten auch die Messerer von Krems und Wels bei. 1546 wurde Steyr die „Hauptmessererwerkstätte“. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts traten auch die Messerer von Steinbach an der Steyr und Freistadt bei. Damals gab es in Steyr zwar nicht 300 Messererwerkstätten, wie in der einschlägigen Literatur behauptet wird, aber eine annähernd große Zahl. 1696 gab es nur noch 61 Messererbetriebe.

1954 feierte man in Steinbach an der Steyr das Jubiläum des 500-jährigen Bestehens des Messerer-Handwerks. Das erste Privileg stammt aus 1462. Innerhalb eines Zwei-Meilen-Bezirks (= 15,4 Kilometer) gab es vier Viertel, nämlich das Steinbacher Viertel mit Molln, das Grünburger Viertel mit Waldneukirchen, Bad Hall und Kremsmünster, das Sierninghofener Viertel mit Sierning und Neuzeug und schließlich das Trattenbacher Viertel mit Ternberg. Auf einer Werkszeichentafel der Messerermeister in Steinbach aus 1763 (aufbewahrt im Heimathaus Steyr) sind 220 Zeichen eingeschlagen. Die Messerfabrik Pils & Söhne existierte bis 1967.

1682 löste sich aus der „Steinbacher Werkstatt“ die „Scharsacher und Kneipschmiedwerkstätte Trattenbach“ und erhielt von Kaiser Leopold eine eigene Handwerksordnung und entschied auf diese Art die Streitigkeiten zwischen den „Gneippschmidt Meistern“ in Trattenbach und der Messererzunft in Steinbach. Die Trattenbacher waren aber nur berechtigt, bestimmte Messersorten zu erzeugen, sogenannte Feiteln oder Zaukerl, mussten auch in die Lade Steinbachs einzahlen und blieben daher eine Filiallade derselben. Um 1850 gab es 17 Meister, die jährlich acht Millionen Taschenmesser erzeugten. Dazu kamen 40 Drechsler, die die Holzgriffe anfertigten.

Das „Klingenschmidt und Schleiffer Hantwerch in der Räming und Thanpach“ (in Kleinraming und Dambach) bekam 1373 eine Handwerks-Ordnung. 1585 wollten sich die 87 Handwerker aus Dambach selbständig machen, weil sie gegenüber den 66 Kleinraminger Schmieden die Mehrheit bildeten, was aber nicht gelang. Der Sitz blieb in Kleinraming. 1893 gab es in Kleinraming nur noch neun und in Unterwald zwei Klingenschmiede.

Die Messererzeugung in Neuzeug ist ebenfalls uralt. 1491 werden bereits acht Schleifer erwähnt. 1796 arbeiteten elf Schleifer und acht Polierer, die zusammen mit den Hammermeistern und dem Müller den Wehrgraben instand halten mussten. Im 19. Jahrhundert waren die Schleifer in einer Kommune vereinigt. Aus den Betreiben entstanden Messerfabriken, deren letzte bis etwa 1980 arbeitete.

Sensen

Um das Jahr 1845 gab es in Österreich zehn Innungen der Sensenschmiede. Die Kirchdorf-Micheldorfer Innung (KM) war mit 42 Sensenhämmern die größte davon. Die Innung Hainfeld (NÖ) hatte 7, die Innung Freistadt (OÖ) 9, die Innung Mattighofen (OÖ) 7, die Innung Waidhofen an der Ybbs (NÖ) 23, die Innung Übelbach 7, die Innung Kindberg 16, die Innung Rottenmann 7, die Innung Judenburg 12 (alle St) und die Innung Himmelberg (K) 8 Sensenhämmer. Daneben gab es noch acht Sensenhämmer in Krain (heute Slowenien) und sechs in Tirol.

Die 42 Hämmer der KM-Innung gab es bereits zu Anfang des 17. Jahrhunderts (1750 gab es 44 Hämmer). Davon befanden sich in Micheldorf 13 Sensenschmieden, der Rest in Schlierbach, Leonstein, Molln, Klaus, Steyrling, St. Pankraz, Windischgarsten, Hinterstoder, Spital am Pyhrn, Scharnstein, Großraming und im Mühlviertel.

Über die in früherer Zeit erzeugten Mengen sind keine absoluten Daten erhalten. Im 17. Jahrhundert war das Tagwerk mit höchstens 70 Stück festgesetzt. Diese Zahl galt später nur für die großen (6spänigen) Sensen, während von den kleineren eine größere Zahl geschmiedet werden durfte. Nimmt man eine tägliche Durchschnittserzeugung von 110 bis 120 Stück an und 260 Arbeitstage im Jahr, so würde das für die 150 österreichischen Werkstätten eine Gesamterzeugung von jährlich viereinhalb Millionen Stück ergeben. Das ist laut Josef Zeitlinger etwas zu hoch gegriffen, weil es einige kleine Hämmer gab. Es kann aber angenommen werden, daß die jährliche Erzeugung von der Mitte des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts von zwei auf vier Millionen Stück stieg.

Der Export stieg gegen 1880 auf etwa sechs Millionen Stück jährlich (nicht gerechnet die Sicheln und Strohmesser), woran Russland ungefähr drei Viertel Anteil hatte. Zur gleichen Zeit betrug der Inlandverkauf in der Monarchie mindestens eine weitere Million Stück.

An der Wende zum 20. Jahrhundert wurden hundert Sensenhämmer stillgelegt oder zu größeren Unternehmungen zusammengezogen. Die Erzeugung stieg trotzdem auf acht bis zehn Millionen Stück, wovon sieben bis acht Millionen in das Ausland wanderten.

Laut einer Kostenberechnung für den Passhammer bei Judenburg aus 1861 verdienten ein Essmeister jährlich 382 Gulden, ein Hammerschmied 353, ein Heizer 248, ein Schleifer 93, ein Kohlbub 67, ein Zimmerer 104 Gulden. Zum Vergleich: Die Verpflegungskosten für die 23köpfige Mannschaft betrugen täglich  19 Gulden. Für ein Tagwerk (180 neunhändige Sensen) wurden 123 Gulden veranschlagt. Für den Inhaber errechnete sich ein Jahresgewinn von 6561 Gulden.

Maultrommeln

Molln gilt seit 400 Jahren als Hochburg der Maultrommelherstellung. Die erster Handwerksordnung der Maultrommelmacher von Molln stammt aus 1679. 1688 gab es 23 Meister und 10 Gesellen, 1701 waren es 19 Meister und 12 Gesellen. Die Zahl sank 1739 auf 11 Meister und fünf Gesellen, um bald wieder anzusteigen. 1818 gab es 33 Meister und 14 Gesellen (davon 4 in Leonstein), die täglich 700 bis 800 Dutzend Maultrommeln erzeugten. Das ergibt eine Menge von 2,5 Millionen Stück im Jahr. Diese gingen auf die Märkte nach Wien und Budapest, auch nach Triest, nach Polen, Russland und in die Türkei. Nürnberg, Frankfurt und Leipzig waren um diese Zeit ebenfalls Großabsatzmärkte. 1853 beschäftigten 43 Betriebe 95 Arbeiter, die 4,135.000 Stück im Wert von 106.920 fl. erzeugten.

1893 gab es 21 Meister und 26 Gehilfen. Im 19. Jahrhundert wurde eine Werksgenossenschaft gegründet, die den Einkauf der Rohstoffe und den Verkauf an Großhändler besorgte. Sie wurde 1938 aufgelöst. 1935 waren es noch zehn Meister, die im Familienbetrieb rund 1,5 Millionen Stück herstellten. 1950 erzeugten fünf Familienbetriebe jährlich 600.000 Maultrommeln, neunzig Prozent gingen in den Export, hauptsächlich nach Südafrika. 1975 gab es nur noch zwei Meister. 1993 stellte die Familie Schwarz rund 350.000 Stück dieser Tascheninstrumente her. Franz Wimmer produziert gemeinsam mit seiner Gattin Hedwig  jährlich 150.000 „Brummeisen“ nur mehr im Nebenerwerb. Der dritte Betrieb, Gertraud Jofen und ihr Mann Josef, hat eine Jahresproduktion von 30.000 Stück.

Waffen

Schon lange vor der Zeit der Werndlschen Waffenfabrik gab es in Steyr eine Gewehrproduktion. 1639 errichtete der Handelsmann Gottlieb Hofmann im Stadtteil Vogelsang (heute Blumauergasse) eine Rohrschmiede zur Erzeugung von Musketen. 1639 erbaute der Gastwirt, Bäcker und Bräumeister Stephan Grafhaider dort eine Rohrschmiede. Sein Nachfolger war Hans Albrecht Khleinhannß. Die Eisenhändler Maximilian Luckhner und Georg Mittermayr errichteten 1654 in Unterhimmel eine Rohrschmiede. Luckhner und die Erben Mittermayrs erwarben auch die Rohrschmiede in Vogelsang. Mittermayrs Sohn Hans Ludwig, übernahm den Waffenverlag. Beliefert wurden in erster Linie die Zeughäuser in Wien und Graz. 1680 wurden geliefert: 4786 Musketen, 2500 Piken, 500 Kurzwehren, 350 Springstöcke, 144 Karabiner (= kurze Reiterbüchsen), 935 Degen, 60 Doppelhaken, 2565 Harnische und 144 Paar Pistolen. Neun Jahre später wurden geliefert: 1190 Kürasse (12 Pfund schwer), 550 Kürasse (10 Pfund schwer), 6000 Musketen, 316 Flinten, 74 Helmbarten (Hellebarden).

Um 1690 ging der Betrieb an Benedikt Schöttl über. 1701 versandte er 3575 Musketen und Flinten sowie 1000 Kürasse. 1708 waren es 4432 Musketen und Flinten und 1000 Kürasse, 1730 nur noch 700 Flinten. 1758 scheint als Besitzer Johann Georg Penzeneder auf, der als Herr von Penzenstein geadelt wurde. 1786 wurden die Rohrhämmer vom Ärar angekauft und einer k. k. Feuergewehrs-Fabriksdirektion unterstellt.

Ab 1821 erzeugte Leopold Werndl Waffenteile, zuerst in seiner Werkstätte in Steyrdorf, dann auch in der Lettmühle in Oberletten (heute in der Gemeinde Sierning). Den Betrieb übernahm sein Sohn Josef Werndl (1831-1889), der 1864 zusammen mit seinem Bruder die „Josef und Franz Werndl & Comp., Waffenfabrik und Sägemühle in Oberletten“ mit dem Sitz in Steyr gründete. 1869 entstand daraus die „Österreichische Waffenfabriks-Gesellschaft“ (ÖWG). Damals gab es im Wehrgraben und in Letten Fabriksobjekte mit 26.000 Quadratmeter Grundfläche, in denen 4500 Arbeiter werkten. 33 Wasserräder lieferten mehr als 700 PS zum Betrieb der 2000 Maschinen. In hundert Flammöfen und Schmiedefeuern glühte das Eisen.

Bis zum Jahresende 1872 verließen 622.000 Infanteriegewehre, 8500 Karabiner, 2600 Repetiergewehre, 1800 Jagdstutzen und 114 Mitrailleusen (Maschinengewehre) das Unternehmen. Exportiert wurde in die ganze Welt. Ab 1884 wurden auch elektrische Apparate und Glühlampen gefertigt. 1889 reichte die Zahl der Beschäftigten nahe an 10.000 heran, die Wochenleistung schnellte auf 13.000 Stück hinauf. Ab 1894 wurden auch Fahrräder erzeugt („Waffenrad“ und „Swift“), ab 1890 auch Druckzeilen-Gießmaschinen.

Fahrzeuge

Nach dem 1. Weltkrieg nahm die Waffenfabrik in Steyr die Erzeugung von Personenkraftwagen auf. Die „Steirische Gussstahlwerke AG“ und die „Wiener Karosserie- und Flugzeugfabrik“ wurden erworben, in Steyr eine Kugellagerfabrik errichtet. 1926 wurde die Waffenfabrik in „Steyr-Werke AG“ umbenannt. Vom Konstrukteur Ing. Ferdinand Porsche wurden der Personenwagen Typ 30 und der Lastwagen Typ 40 entwickelt. 1935 wurden die Steyr-Werke und die Austro-Daimler-Puch-Werke AG“ zur „Steyr-Daimler-Puch AG“ verschmolzen. Das Werk in Wiener Neustadt wurde stillgelegt und die Autoproduktion in Steyr konzentriert. Erfolgreichstes Auto war der Typ 50, in seiner Konzeption ein Vorläufer des VW-Käfers.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Produktion auf die Erzeugung von Lastwagen und Traktoren umgestellt. Daneben wurden nach wie vor Waffen und im neuen Wälzlagerwerk in Münichholz Kugellager hergestellt. In Graz wurden Fahrräder, Mopeds, Motorräder, Kleinautos (Puch 500) und Geländeautos (Haflinger, Pinzgauer, Puch/Mercedes G) hergestellt. Das Unternehmen wurde zerteilt, die Lastwagensparte an MAN, die Wälzlagersparte an SKF und die Zweiradsparte an Piaggo verkauft.

1979 wurde das BMW-Motorenwerk in Steyr gegründet, in dem bereits mehr als 4000 Mitarbeiter beschäftigt sind.

 

Andere Eisenhandwerker

In der Eisenwurzen, besonders aber in Steyr, war eine ganze Reihe von Metall-Handwerkern tätig, deren Beruf teils ausgestorben, teils gar nicht mehr bekannt sind. Im folgenden eine Liste dieser Berufe:

Ahlschmied

Armatursarbeiter (Erzeuger von Waffenteilen)

Blechschmied

Bogner

Büchsenmacher

Büchsenschäfter (auch Schifter)

Drahtzieher

Feilhauer

Feinmechaniker (Erzeuger von optischen oder chirurgischen Instrumenten)

Frimmschlosser (Erzeuger von Nietarbeiten)

Gelbgießer (Erzeuger von Leuchtern ua. aus Messing und Tombak)

Glettmacher

Goldschmied

Goldschläger (Erzeuger von Blattgold)

Grobschmiede (Zeche ab 1419)

Großuhrmacher (Erzeuger von Turmuhren)

Gschmeidler (auch Krämpler, Verfertiger von Eisenkleinwaren)

Gürtler (Erzeuger von Messingschnallen und -beschlägen)

Hammerschmied

Haubenschmied (Erzeuger von Helmen)

Harnischmacher (auch Plattner, ab 1367)

Hufschmied

Kaltschmied (Zeche ab 1567)

Kamplmacher

Kartatschenmacher (Erzeuger von Kämmen für die Wollfabrikation)

Kettenschmied

Klampferer (Erzeuger von Eisenklammern, Zeche ab 1466)

Kleinuhrmacher (Erzeuger von Taschenuhren)

Klingenschmied (Zeche ab 1488)

Kneipmesserschmied

Kreuzschmied (Erzeuger von Degenkreuzen)

Kupferschmied

Lettschlosser (Lötschlosser, Erzeuger von Vorhängschlössern aus Eisenblech)

Nadler (Erzeuger von Nadeln und Fischangeln)

Nagelschmied

Neigerschmied (Bohrerschmied)

Messerer

Panzerstricker

Petschier- oder Siegelstecher

Pfannenschmied

Pfriemschmied

Polierer

Radmeister (Besitzer eines Schmelzofens und eines Anteiles am Erzberg)

Radschmied

Ringelschmied (auch Ringler, die Ringe und Ketten fabrizierten)

Rohrschmied

Rotschmied (auch Ratschmied, Kupferschmied, Glockengießer)

Schermesserer (Erzeuger von Rasiermessern)

Scherschmied (Scherenschmied)

Schleifer

Schmied

Schnallenmacher

Schlosser (Zeche ab 1427)

Schrater (auch Schalenschroter, Erzeuger von Messergriffen)

Schraubenmacher

Schriftgießer

Schrotgießer (Erzeuger von Bleischrot)

Schrotschmied (Schrettschmied, Erzeuger von Stemmeisen und Werkzeugmessern)

Schwertfeger (Erzeuger von Säbelgriffen und -scheiden)

Schwertschmied (Zeche ab 1561)

Sensen- und Sichelschmied

Sieberer (Haarsieberer, Erzeuger von Sieben)

Silberschmied

Spengler

Sporer (Erzeuger von Sporen, Steigbügel und Trensen)

Strieglmacher (Erzeuger von Striegeln zum Kämmen der Pferde)

Windenmacher (Zeche ab 1580)

Zeugschmied (Erzeuger von Werkzeugen)

Zinngießer

Zirkelschmied (Erzeuger von Zangen und Schraubstöcken, Zeche ab 1565)

Zweckschmied (Zeche ab 1580)

 

Historische Bergwerke

 

Eisen:

Wendbach (Ternberg)

Arzberg (Reichraming)

Arzberg (Weyer-Land)

Gaisberg (Molln)

Sonnberg/Blaberg (Garsten)

Blahberg (Weyer-Land)

Gamering (Spital am Pyhrn)

Kohle:

Krift (Kremsmünster)

Pechgraben (Großraming)

Maria Neustift

Mühlein (Weyer-Markt)

Lindau (Gaflenz)

Brunnwiese (Gaflenz)

Unterlaussa (Weyer-Land)

Steinköpfl (Molln)

Mangan:

Breitenau (Rosenau am Hengstpaß)

Gagat:

Sandl (Weyer-Land)

Roßleithen

Blei:

Kaltau bei Steyrling (Klaus)

Gaisberg (Molln)

Bauxit:

Unterlaussa (Weyer-Land)

 

Verwendete Literatur:

Aschauer Josef, Das Messingwerk Reichraming. Ein Beitrag zur oö. Wirtschaftsgeschichte. Hmtbl. Jg. 7 (1953) S. 313-326

Baumgartinger Edmund, Die Gründung der ersten Sensenwerke. Heimatgaue 2 (1921), S. 162 ff.

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Brudl Hans, Geschichtliche Notizen über das Sensenwerk „Blumau“ unter der Herrschaft Hayden zu Dorff, Schlierbach, bis zur Betriebsauflassung im Jahre 1952. Kremstal-Bote 1953, Nr. 4-7

Brunnthaler Adolf, Losenstein, Losenstein 1995

Dirngrabner Gertrud, Die Herrschaft Klaus 1512-1761, Mschr. phil. Diss. Graz 1958

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Kirchner Franz, Das Mollner Heimatbuch, Molln 1987

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Hans Jörg Köstler, Aus dem Eisenwesen an der unteren Enns. In: Der Anschnitt 26 (1926), Heft 4, S. 3-15

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Zelinka Theodor, Scheibbs, Waidhofen an der Ybbs, Weyer, 1874/79

 

Erklärung der Abkürzungen in der Tabelle Hammerwerke (Stand ca. 1600):

Zainhammer (ZH)

Zerrennhammer (ZN)

Sensenhammer (SH)

Drahtzug (DZ)

Hammerschmiede, Zeughammer (HS)

Eisen- und Stahlhammer (ES)

Hackenschmiede (HA)

Pfannenschmiede (PF)

Blechhammer (BH)

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