Eisenobmänner der IHG und Bergrichter in Steyr
Von Hans Stögmüller
1584 wurde eine „Eisenobmannschaft“ in der Stadt Steyr als landesfürstliche Aufsichtsbehörde für die Länder unter und ob der Enns errichtet. Der Eisenobmann hatte die Jurisdiktion über das gesamte „Steyrische“ (= obderennsische) und „Scheibbseriche“ (= unterderennsische) Eisenwesen und beaufsichtigte in dieser Funktion
- alle Hammermeister,
- die großen und kleinen Hammerarbeiter,
- die Eisenhandelsgesellschaft und das Verlagsheus in der Stadt Steyr, sowie die dort ansäßigen Messer-, Sensen, Sichel-, Nägel- und Hufeisenverlagshandelsleute,
- das Messerer-Handwerk,
- alle Eisenniederlags- und Handelsstädte bzw. Märkte und Eisenhandlungen,
- die Sensen-, Sichel- und Eisenzeug-, sowie Klingen- und Nagelschmiede,
- die Qualität des Eisens und des Stahls,
- die Proviantversorgung,
- die Eisenkammer,
- die Belieferung,
- die Verarbeitung des Eisens unter der Faust im Land, die Vermehrung der Mannschaften, die Beförderung der Geld- und Gegenhandlung,
- die Preise,
- die Waldordnung,
- die Schiffsleute und ihre Ordnungen,
- die Wochenmärkte für die Versorgung des Eisenbezirkes.[1]
1747 wurde die Eisenobmannschaft dem aus dem Innerberger Amt erwachsenen Oberkammergraf zu Eisenerz unterstellt. 1748 wurde das Waldwesen durch kaiserliches Patent dem Eisenobmann übertragen. 1783 wurde die Eisenobmannschaft in ein Berggericht in Steyr mit einer Expositur in Annaberg umgewandelt. 1858 wurde die Berghauptmannschaft nach St. Pölten verlegt.[2]
[1] Alfred Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte OÖ, 118
[2] 79. Jahresbericht des OÖ. Musealvereines für die Jahre 1920 und 1921, Linz 1922, 25
1585-1606 Johann Christoph Strutz (nicht Sturtz) auf Haiding (Hayding) und Etzelsdorf (+ 18.9.1606 in Linz),[1] zugleich 1576-1606 Landschreiber des OÖ. Landeshauptmannschaft, zuvor NÖ. Gerichts-Sekretär, Landrat in OeodE, er kaufte 1589 das Schloss Haiding (Gem. Krenglbach bei Wels) und vereinigte es mit Schmiding und Etzelsdorf, er kaufte 1601 von Georg Wucherer das Schloss Mühlgrub, das er schon 1602 an Achaz und Hans Fenzl au Steyr verkaufte,[2] begraben in der Kirche St. Jakob bei Pichl, Inschrift am Epitaph: „Hie ligt begraben der Edel und Gestrenge Herr Christoph Strutz zu Hayding und Etzelstorff, der Röm. Kayserl. Majest. Rath und Landschreiber in Oesterreich ob der Ennß auch Eisenobmann in Oesterreich, ist gestorben den 18. September Anno 1606“.[3] Gemahlin: Anna von Miltenberg.[4]
1607-1620 Georg Adler (+ ca. 1629), zuvor 1592 Hofdiener des Königs Sigismund III. von Polen, 1596-1602 Verweser des Quecksilberbergwerks in Idria (in Krain), 1602-1607 Amtmann in Eisenerz, Inhaber eines Radwerks an der Schollnitz bei Eisenerz, 1607 Ernennung zum kaiserlichen Rat und Erhebung in den Ritterstand.[5] Er widmete einen großen Teil seiner Zeit der Achemie und vernachlässigte seine Amtsgeschäfte. Obwohl er als Eisenobmann ein Jahresgehalt von 1200 fl. erhielt, das durch Gebühren und Strafgelder verdoppelt wurde, geriet er in Schulden und musste 1620 sein Radwerk verkaufen. Er wurde 1620 abgesetzt und zog sich nach Seitenstetten zurück, wo er um 1629 starb.[6]
1620-1624 Hanns Kerzenmandl vom Prandtenberg, Herr von Wendenstein (ab 3.7.1623) auf der Ennsleiten[7], Besitzer des Ansitzes Engelhof in Steyr.
1624-1637 Johann (Hans) Christoph Ackermann (Aggermann).
1637-1638 Peter Hoffmann von Ankerskron auf Strensdorf (Stammersdorf) und ab 1637 auf Khölberhart (Kälberhardt bei Mank, NÖ), k. k. Rat (+ 1638).[8]
1638-1639 Augustin Bitterkraut, nö. Zeugskommissär
1639-1642 Karl Ochs von Sonnau (+ 1642)[9], Besitzer des Hauses Stadtplatz 15 in Steyr
1642-1652 Jakob Christian (Christoph) Mayr von Grafenegg (Gravenegg) (+ 1652), zuvor Hofschreiber in Hallstatt, oo Genoveva Ochs von Sonnau[10]
1652-1660 Johann Glaser von Erdheimb (+ 1662), starb als nö. Buchhalterei-Raitrat
1660-1681 Gottlieb Schröffl von Mannsperg (* 1.5.1610, + 14.9.1680), zuvor 1651-1659 Bürgermeister und 1643-1660 IHG-Obervorgeher, (+ 14.9.1680), Besitzer Schloss Engelhof und des Hauses Stadtplatz 1, oo 1. 10.7.1634 Eva Stauder, 2. 19.10.1635 Maria Prenner (+ 1.1.1640), 3. 13.5.1641 Maria Kleophe Neidlinger (+ 12.4.1655), 4. 19.10.1655 Regina Wuschletitsch (* 26.2.1629, + 24.9.1692).
1681-1702 Franz Gottlieb Vorig (Vorrig) von Hochhaus, Schwiegersohn des Schröffl, Besitzer des Schlosses Engelsegg und des Hauses Stadtplatz 1, oo 1. 1675 Maria Katharina geb. Schröffl von Mannsperg (* 30.11.1648, + 23.12.1683, verwitwete Knäbl von Mannheimb, 2. 1686 Margarethe Stampfer von Walchenberg.[11]
1702-1717 Johann Joseph von Mandelli
1717-1732 Franz Anton (Koch) von Adlerburg (Adlersburg)[12]
1732-1733 Johann Michael Schweickhardt (Schweikhart), (+ 29.9.1736), Administrator
1733-1736 Gabriel Ignatz von Eberl (+ auf einer Grenzkommission in Pozega bei Esseg am 29. 9. 1736),[13] sein Sohn Anton Joseph Eberl wurde wegen der Verdienste seines Vaters Gabriel Ignaz Eberl, gewesener Eisenobmann in Österreich ob und unter der Enns, dann Inner-Österreichischer Hofkammerrat, 1760 mit von Ebenfeld geadelt.[14]
1736-1747 Karl Joseph (Seywitz) Edler von Muggenthall[15], legte ein Zeichenbuch aller Eisen-Fabrikanten, Manufakturisten und Schmiedschaften in Österreich ob und unter der Enns an[16]
1747 Johann Lorenz (Franz) König, Administrator
1747-1755 Johann Adam von Keyling (Keylling, Kayling)
1756 Franz X. Khell von Khellburg
1756-1768 Franz (Joseph) Anton Freiherr von Hallegg, Administrator von 1756 bis 1761, dann Eisenobmann bis 1768
1769-1783 Franz Joseph Edler von Koflern (Kofflern), war bis 1768 Leiter des Kammergrafenamts in Eisenerz, war 1769-1783 Eisenobmann in Steyr und nach der Aufhebung dieses Amtes bis 1795 Bergrichter in Steyr.[17] Nach Resignation des Eisenerzer Oberkammergrafen Franz Freiherr von Hallegg war ihm 1775-1776 die Leitung dieses Amtes anvertraut.
Bergrichter:
1783-1795 Franz Joseph Edler von Koflern (+ 1795).[18]
1795-1816 Franz Bernhard Wachtel, k. k. Bergrat, (Erster Assessor, Markscheider und Expeditor: 1798 Paul Ignatz Peyrer, Johann Nep. Sellner, zweiter Assessor und Aktuar: 1798 Johann Nep. Sellner, Ludwig Degre, Berggerichtsschreiber: Jakob Zwillich, Kanzleidiener: Johann Michael Gstürr)
1817-1828 Karl Graf von Hardegg auf Glatz und im Machlande (* 1782, + 28.4.1828), k. k. Kämmerer und Bergrat, oo Therese Kolowrat-Krakowsky
1828-1835 Wenzeslaus Ramboldo Ritter von Hohenfels, dann Bergrichter in Leoben.
1835-1839 Franz Edler von Fritsch (Fritscher)
1839-1859 Franz Aloys Altmann (+ 18.12.1868 in Laibach), k. k. dirigierender Bergrat und Bergrichter, Ritter des Franz-Joseph-Ordens, Ehrenkurator der Commandite der ersten österr. Sparkasse, Vorstand des Geselligenvereines in Steyr, 1859-1866 Berghauptmann in Laibach[19]
[1] Hoheneck (Löbl. Herren Stände, 727) schreibt hingegen 18.11.1606 in Linz
[2] Walter Aspernig, Der Besitz des Klosters Schlierbach in und um Wels, Jahrbuch des Musealvereines Wels 1975/76, 130
[3] Preuenhueber, Hist. Catalogus, 188 https://books.google.at/books?id=vv1SAAAAcAAJ&pg=PA188&lpg=PA188&dq=strutz+hayding&source=bl&ots=p__5SmnwFx&sig=ki8iwyiKTmp-GATikFytpUTKuUk&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiz-oDatpzKAhWGtxQKHb2ADjEQ6AEINjAE#v=onepage&q=strutz%20hayding&f=false
[4] Pantz, Gewerken, 412
[5] Helfried Valentinitsch, Das landesfürstliche Quecksilberbergwerk Idria, Graz 1981, 374
[6] Pantz, Gewerken, 10
[7] OÖLA, Eisenobm., Akten vor 1733, Bd. 4, Nr. 13, http://www.landesarchiv-ooe.at/xbcr/EisenobmannschaftSteyr.pdf
[8] http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=597; http://www.imareal.sbg.ac.at/noe-burgen-online/result/burgid/93
[9] OÖLA, Eisenobm., Akten vor 1733, Bd. 9, Nr. 11, http://www.landesarchiv-ooe.at/xbcr/SID-83254487-114D9AC5/EisenobmannschaftSteyr.pdf
[10] Pantz, Gewerken, 220
[11] Sonnenblumenepithaph in der Stadtpfarrkirche Steyr
[12] Pritz, Steyr, 416
[13] http://www.landesarchiv-ooe.at/xbcr/SID-83254487-114D9AC5/EisenobmannschaftSteyr.pdf
[14] Johann G. Megerle von Mühlfeld, Österr. Adels-Lexikon,, Wien 1822
[15] http://www.landesarchiv-ooe.at/xbcr/SID-83254487-114D9AC5/EisenobmannschaftSteyr.pdf
[16] OÖLA, Eisenobmannschaft Steyr, Handschriften, Nr. 64
[17] Pantz, Gewerken 159, 411
[18] Ignatz Schroff, Fortsetzung der Preuenhueber „Annales Styrenses“
[19] Alpen-Bote 24.12.1868