Dr. Johann Hochhauser

Von Hans Stögmüller

Der treueste Weggefährte und beste Freund Werndls war der Rechtsanwalt Dr. Johann Hochhauser (1834-1908), der nach Werndls Tod sogar die Geschicke der ÖWG in die Hand nahm. Das „Haupt der Liberalen“ war auch als Politiker und in vielen Vereinen aktiv und gestaltete in einem erheblichen Ausmaß das öffentliche Leben in Steyr mit.[1]

Hochhauser wurde am 11. März 1834 als Sohn eines Bauern in   Offenhausen (Bezirk Wels) geboren. Er wurde 1861 an der Universität Innsbruck zum Doktor juris promoviert und kam 1862 als Konzipient zu dem damaligen Advokaten Dr. Anton Mayr nach Steyr, dessen Kanzlei er 1869 übernahm. Zuvor war er noch 1866 Rechtskonsulent der Sparkasse in Steyr geworden, das er bis 1891 blieb. 1868 versah er auch substituierend die Stelle eines Stadtsekretärs, worauf er 1869 in den Gemeinderat gewählt wurde, welchem er bis 1900 angehörte.

1870 gehörte Hochhauser zu den Initiatoren der Gründung des liberal‑politischen Vereines in Steyr und wurde erster Vorstand­-Stellvertreter. Für die Kurie der Städte und Industrialorte wurde er 1867 in den Landtag gewählt, wo auch Werndl frischgewählt einzog. Er blieb dort bis 1869. Von 1869 bis 1900 vertrat Hochhauser die Liberalen im Steyrer Gemeinderat. 1885 wurde Hochhauser nach dem Tod des Abgeordneten Franz Wickhoff nochmals in den Landtag gewählt, in dem er bis 1890 blieb. Im Reichsrat (1886 bis 1887) schloss er sich der „Vereinigten deutschen Linken“ an. In Steyr gehörte er nach dem Niedergang der Liberalen der Fortschrittspartei an.

In der Waffenfabrik spielte Hochhauser durch Jahrzehnte eine bemerkenswerte Rolle. Zuerst Rechtskonsulent, wurde er nach der Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft (1869) Mitglied des Verwaltungsrates und 1889 Präsident des Exekutivkomitees. Mehrere Jahre war er auch Generaldirektor der Gesellschaft.

Er war auch Vorstand der Steyrer Filiale der Wiener Allge­meinen Depositen‑Bank und Mitbegründer der Steyrtalbahn­-Gesellschaft, deren Präsident er ab 1890 durch viele Jahre war und deren Verwaltungsrat er bis zu seinem Lebensende angehörte. 1884 stand er an der Spitze des Zentralkomitees der großen elektrischen Landes‑, Industrie‑ Forst‑ und kulturhistorischen Ausstellung, deren großartiger Erfolg zum guten Teil seiner Initiative zu danken war. Für die vom 18. August bis 18. September 1898 in Steyr veranstaltete Landesausstellung wurde Hochhauser zum Obmann des Centralcomitees gewählt.

Hochhauser kaufte nach und nach die Güter Neulust (1877, Stelzhamerstraße 12), das Landerlgut (Sierninghofenstraße 74) und die Dorfmühle in Sierninghofen, sowie die Dipetthub in Nußbach im Kremstal. Er besaß in Steyr das Haus Sepp‑Stöger‑Straße 9 (alte Konskriptionsnummer 165/18). 1750 wird als Besitzer des „Schweizergartens“, wie das Haus damals hieß, Ignaty Leuthner erwähnt. Später hatte die Liegenschaft die Bezeichnung „Gastgarten in Vogelsang“.

Das vornehmste Bürgerhaus in Sierninghofen war das Ludwiggütl (Sierninghofenstraße 72), das unter anderem Hochhauser gehörte. Es besitzt eine schöne Fassade im Empirestil mit gediegener Schmiedeeisenarbeit. An der Marie‑Valerie‑Straße in Steyr baute Hochhauser um 1890 eine prächtige Villa (heute Stelzhamerstraße 7).

Hochhauser musste schon 1873 verheiratet gewesen sein, denn in diesem Jahr wurden er und seine Gattin Theresia als neue Eigentümer des Casinos (Leopold‑Werndl‑Straße 10) eingetragen. Er heiratete später Emma Moser, die sich nach seinem Tod am 19. Juli 1909 in Wien mit Franz Kirchberger, k. k. Steueramts‑Assistent in Steyr vermählte. Eine der Töchter Hochhausers, Fanni, heiratete den Rechtsanwalt Dr. Julius Seidl (1843‑1910), der von 1870 bis 1905 Konzipient in Hochhausers Büro war. Eleonore verkaufte 1908 die Dipetthub in Nußbach. Olga, verehelichte Reithoffer, vermachte 1933 das Landgut Neulust dem Franziskanerorden.

Das hervorragende Wirken und die Verdienste Hochhausers wurden vielfach ausgezeichnet. Er war Ritter des Ordens der Eisernen Krone 3. Klasse und des Franz‑Josef‑Ordens, Ehrenbürger der Stadt Steyr und der Gemeinde Nußbach und Ehrenmitglied vieler Vereine. Am 12. Oktober 1884 ernannte ihn der Gemeinderat zum Ehrenbürger von Steyr. Über die Veranlassung berichtet das Ehrenbürgerbuch: „Hat sich durch sein vieljähriges Wirken als Mitglied der Rechts‑Section des Gemeinderathes der Stadt Steyr und durch umsichtiges und thatkräftiges Eingreifen bei wichtigen Anlässen im Gemeindeleben ehrende Verdienste um die Stadt Steyr erworben. Speciell im Jahre 1884 hat sich Herr Dr. Hochhauser als Obmann des Central‑Comites für das Zustandekommen und die glänzende Durchführung der unserer Stadt und ihren Bürgern zur hohen Ehre und fruchtbringenden Erfolgen gereichenden Ausstellung ausserordentliche Verdienste erworben“.

Die von der Tomitzstraße nach Süden abzweigende Straße wurde nach Hochhauser benannt, nachdem er am 31. Jänner 1908 in Steyr gestorben war.[2]

[1] Hans Stögmüller, Josef Werndl und die Waffenfabrik, Steyr 2010, 309

[2] StKal 1898, 1909 S. 142, 1910, 1912; LTp 1908/27; LTp 28. 2. 1926; Bedeutende Steyrer ABl 5/1961; Brandl, Neue Geschichte; Slapnicka, Führungsschicht

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