Am 18. Mai 1819 wurde Josef Selekowsky hingerichtet.
Morgens um Dreiviertel auf 5 Uhr wurde der Inquisit vom Dienerhaus auf dem Berg (Berggasse 4) über den Schlossberg hinab (worüber bei der Herrschaft Steyr die Erlaubnis angesucht worden) bis zum Richtplatz außerhalb der Annakapelle nächst dem Pulverturm (der schon längst abgebrochen ist) geführt.
Voran ritt der Herr Ziegelhauer, Magistrats – Registrat, dann folgte eine Abteilung Jäger, dann Polizeiaufseher, Polizei links und rechts und der Stadtwachmeister und der Landgerichtdiener.
In der Mitte dieser Bewachung ging zu Fuß der Deliquent mit Herrn Bramböck, Stadtpfarrkaplan. Der Deliquent hatte Schuhe, Strümpfe und weiße Beinkleider und ein weißes Röckl, in der Hand eine Kerze mit Kruzifix und Buschen. Darauf folgte eine Abteilung Jäger, dann der Wagen zum Ausführen. Da der Zug sehr langsam ging, und sich bei allen Kapellen und großen Bildnissen verweilte, so kam er erst um neun Uhr bei der Kreuzsäule am Richtplatz an, wo Selekowsky nochmals beichtete und dann in den mit einem Geländer eingefassten Richtplatz ankam.
Es war ein schöner, warmer Frühlingstag.
Das Strafgerüst war bloß eine 9 1/2 Schuh hohe Säule, viereckig gehauen, außerhalb der Erde, in diese aber 2 1/2 Schuh tief eingegraben, somit im ganzen 12 Schuh hoch.
An dieser war oben 2 Schuh niedriger der Nagel von unten vorne und rückwärts zwei Ringe angebracht. Nebst dieselben war ein bei 4 Schuh langer und 1 Schuh breiter ungehobelter Schemel bei 3 Schuh hoch ober der Grundfläche in die Erde gebracht und hiezu ein zweiter Schemel mit 2 Antritten gestellt.
Der Deliquent war auf dem ganzen Weg bis zum letzten Augenblick bei Fassung.
Die Hinrichtung erfolgte vor ½ auf zehn Uhr.
Hierauf hielt Herr Kaplan Bramböck eine Rede an die gegenwärtigen Menschen, welche bei 5000 sein mochten. Das Zügenglöckchen wurde geläutet.
Ignaz Schroff / D.I. Berndt
1 Schuh = ca. 30 cm