Der Orgelbauer Peter Hötzel
Der Linzer Domorganist Dr. Wolfgang Kreuzhuber schrieb anlässlich der abgeschlossenen Restaurierung der Adlwanger Orgel von 1795 einen Bericht für die Festschrift.
Petter Hötzel, der Erbauer der restaurierten Orgel in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Adlwang darf zurecht zu den wichtigsten Orgelbauern in Oberösterreich an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert gezählt werden. Obgleich seine Herkunft noch nicht gänzlich geklärt ist, scheint zumindest seine Mitarbeit beim berühmten Orgelbauer Franz Xaver Krisman (Erbauer u.a. der Stiftsorgeln in Engelszell und St. Florian bei Linz) ab ca. 1770 gesichert. 1782 in Admont ist jedenfalls seine Mitarbeit bei Krisman (Übertragung der do. Orgel nach Gröbming) nachweisbar.
Einige Jahre bevor er den Vertrag mit der Pfarre Adlwang (10. Dezember 1795) abschlossen hatte, wurde er Hausbesitzer in Garsten, Buchholz Nr. 4 (heute: Buchholzstraße 4). Ab diesem Zeitpunkt ist er als eigenständiger Orgelbauer mit „Reparaturen“ und Orgelneubauten anzutreffen (in O.Ö: Heiligenkreuz bei Micheldorf, Fischlham, Gaflenz, Vorchdorf und Weichstetten). Die exakten Daten zu seinem Leben konnten leider bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gänzlich erhoben werden. Zur Zeit steht fest, dass er um 1826 noch am Leben gewesen sein dürfte. Die Arbeiten der Familie Hötzel (Sohn Simon Anton und Franz Hötzel) sind jedenfalls bis in die Sechzigerjahre des 19. Jahrhunderts in Oberösterreich dokumentiert.
Der Lehrer Hötzels war Krisman
Sind einerseits die Instrumente von Petter Hötzel dem traditionellen Orgelbau in Oberösterreich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verpflichtet, so machen ihn andererseits die nachweisbaren Einflüsse seines genialen Lehrherren, des Orgelbauers Krisman, für unsere Orgellandschaft in Oberösterreich so interessant. So zeichnen die gute Verarbeitung der Materialien, die hervorragende Mensuration und Intonation der Pfeifen (= Klanggebung der Orgel) das Instrument von Adlwang im besonderen aus.
Trotz des Eingriffes durch den Orgelbauer Johann Lachmayr vom Jahre 1904 ist die Grundsubstanz der Orgel seit der Erbauungszeit vor mehr als 200 Jahren im wesentlichen erhalten geblieben. Auch der schlechte Erhaltungszustand des Instrumentes in letzter Zeit tat der Qualität der Orgel keinen Abbruch.
Restaurierung 1999-2000
Für die Vorbereitung und Durchführung der Restaurierungsarbeiten durch die Orgelbau Kuhn aus der Schweiz konnte daher auf eine gut dokumentierte Substanz zurückgegriffen werden: Es mußten lediglich die Viola da Gamba 8´ im Manual, die Pedallade mit den Pedalregistern und die Windversorgung erneuert werden. Ein besonderer Glücksfall war weiters, dass 1917 die Prospektpfeifen nicht für Kriegszwecke abgeliefert werden mußten!
Die Pfarre Adlwang darf sich somit glücklich schätzen, ein bedeutende Orgel, die mit der Pfarrgeschichte seit mehr als 200 Jahren verbunden ist, weiterhin in einem nunmehr hervorragend restaurierten Zustand zu besitzen. (Dr. Wolfgang Kreuzhuber, 2000)
Die Restaurierung geschah durch die Firma Kuhn aus der Schweiz. Über den Zustand der Orgel heißt es:
Zu Beginn jeder Restaurierung ist also die Frage nach der historischen Substanz der Orgel zu beantworten. Daraus ergibt sich die Erkenntnis, ob die Orgel überhaupt restauriert werden kann. Gibt es keine alte Substanz mehr, so kann man höchstens rekonstruieren, was aber schon einem Neubau gleichkommt. Diesbezüglich stellte uns die Orgel von Adlwang vor keine Probleme. Das gesamte Pfeifenwerk des Manuals ist hier ebenso erhalten wie die Technik der Orgel. Vom Spieltisch über die Ton- und Registermechanik bis hin zur Windlade ist alles vorhanden: ein ungewöhnlicher Glücksfall!
Zustand 1999 vor der Restaurierung
Ganz blieb aber auch die Adlwanger Orgel nicht verschont von Veränderungen. Pedal und die Balganlage wurden im Jahre 1904 ersetzt. An Stelle der alten Schleiflade kam eine grosse Kegellade mit einem Tonumfang bis d1. Die Hinzufügung des Violonbass 16 ‚ im Pedal führte dazu, dass die Pfeifen des Pedals weit über das Orgelgehäuse hinausragten, was optisch nicht besonders gut aussah, um es einmal vorsichtig zu formulieren. Gesteuert wurde das Pedal mit pneumatischer Traktur. Die alten Keilbälge wurden durch einen grossen Doppelfaltenbalg ersetzt und im Manual das Register Salicional 8 ‚ an Stelle der Viola di Gamba eingebaut. Es ist erstaunlich, dass man im Manualwerk nicht mehr veränderte, denn für den Pedalumbau wurde doch ein sehr grosser Aufwand betrieben. Glücklicherweise lagerte man einige der ausgebauten Pfeifen der Viola di Gamba in der Orgel ein, so dass es verhältnismässig einfach war, dieses Register wieder herzustellen. Man kann also sagen, dass das Manual der Orgel wieder seinen authentischen Klang besitzt. Die Pedalregister mussten von uns neu gebaut werden. Als Vorbild für die Machart der Pfeifen, der Windlade und Bälge diente uns das Instrument von St. Johann am Tauern.
Die Entscheidung der Kirchgemeinde Adlwang, dieses Werk zu restaurieren, war richtig. Der Wert dieser Orgel kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Bescheidenheit der Grösse wird mehr als aufgewogen durch die Qualitäten des Werkes. Die Orgel hat einen eigenständigen Charakter. Sie trägt den Klang vergangener Zeiten zu uns herüber und schafft damit für die Menschen in Adlwang eine Verbindung über Generationen hinweg. (Wolfgang Rehn,
Orgelbau Kuhn AG, Männedorf / Schweiz 2000)
Disposition der Orgel
Manual: Principal 8´
Echo Principal 8´
Flöte 8´
Copel 8´
Viola di Gamba 8´
Octava 4´
Piccolo 4´
Cornett 2´
Ripieno 1 1/3´
Mixtur 2/3´
Pedal: Subbass 16´
Octavbass 8´
Violonbass 8´+ 4´
Bombard 16´
Tonumfang: C – a (Kurze große Oktave)
Quellen: Festschrift 2000 mit den Beiträgen von Wolfgang Kreuzhuber und Wolfgang Rehn.