Die gotische Stadt Steyr

Kunstchronik der Stadt Steyr

Architektur, Bildhauerei und Malerei (1. Fortsetzung)

Von Josef Ofner

 

Nach dem Ende der Babenbergerherrschaft (1246) war die Wirtschaftslage der Stadt Steyr, in der die „Gemein der Ritter“ tonangebend war, lange Zeit ungünstig. Das „Große Privileg“, das Herzog Albrecht I. im Jahr 1287 der Stadt verliehen hatte, bildete zwar die rechtliche Grundlage der mittelalterlichen Stadtwirtschaft, in der der Eisenhandel und die Eisenverarbeitung die vorherrschende Rolle spielten, doch stellte sich ein spürbarer Wohlstand erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ein. Zu Beginn des Jahrhunderts hatte die Stadt die schwere Brandkatastrophe des Jahres 1302 zu überwinden, im vierten Jahrzehnt störten Handel und Wandel allerlei Heimsuchungen wie Erdbeben, Heuschreckenplage, Pest und Hungersnot. Erst die nach 1350 der Stadt erteilten Handelsprivilegien deuten den wirtschaftlichen Aufstieg an, der um die Mitte des 15. Jahrhunderts seinen Höhepunkt erreichte. Aber schon in den nächsten Jahrzehnten begann diese Blütezeit abzuklingen. Inflation und Kriegsereignisse zehrten an dem Reichtum der Stadtbewohner bis in die Zeit der Glaubensspaltung, in der wieder eine zunehmende Prosperität einsetzte.

Soweit in groben Umrissen die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Steyr in den drei Jahrhunderten nach 1250. In kultureller Hinsicht sind es die Jahrhunderte der Gotik. Diese Hochkultur, und zwar nicht allein als Kunstrichtung, setzte nach A. Lhotsky „in unserem Lande um die Mitte des 13. Jahrhunderts ein, erreichte in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ihr letztes, noch das ganze 15. Jahrhundert erfüllendes Stadium, um dann im 16. Jahrhundert unmerklich in neue Entwicklungen überzugehen“.1) In diesem Zeitraum ließ in Steyr, vorausgesetzt, dass es die wirtschaftlichen Verhältnisse erlaubten, eine gut situierte, durch enge Beziehungen zu deutschen und italienischen Städten für die Kunst aufgeschlossene Bürgerschaft neben profanen Gebäuden auch sakrale Großbauten aufführen. Steyr wurde Mittelpunkt gotischer Bauweise für weite Gebiete Ober- und Niederösterreichs.

Sind in unserer Stadt aus der romanischen Kunstepoche keine nennenswerten Denkmäler erhalten geblieben, so ist dafür der Bestand an Bauwerken aus der Zeit der Gotik umso reicher und mannigfaltiger. Leider finden sich über die mittelalterliche Bautätigkeit in der Eisenstadt, die 1252 als civitas bezeichnet wird, bis zum Jahr 1443 (Beginn des Baues der jetzigen Stadtpfarrkirche) nur spärliche historische Hinweise, auch in den folgenden Jahrzehnten sind die Quellen zur Kunst- und Baugeschichte nicht sehr ergiebig. So sind uns bis um die Mitte des 15. Jahrhunderts die Namen der Baumeister und Steinmetzen, die in Steyr tätig waren, nicht überliefert.2) Es wäre möglich, dass Leute der Admonter Bauhütte, die zum Kloster Garsten in Beziehung stand,3) auch in der Eisenstadt gearbeitet haben. Auf dem Gebiet der Kunst wurden in diesem Jahrhundert die Städte führend, der Einfluss der Klöster ging zurück. Vor allem war es die Dombauhütte zu Wien, die sich mächtig entfaltete und zur Bewältigung der zahlreichen Aufträge in mehreren Städten Zweigniederlassungen (Viertelladen, Nebenladen, Unterhütten) errichten mußte.4)

Die Steyrer Viertellade der Wiener Bauhütte verdankt ihre Gründung dem berühmten Baumeister Hans Puchsbaum, der am Stephansdom arbeitete, in Steyr um 1430 wahrscheinlich die St.-Margareten-Kapelle erbaute und 1443 den Chorbau der Stadtpfarrkirche in Angriff nahm. Die Unterhütte zu Steyr wurde „ein künstlerisch dynamisches Zentrum, das der barocken Gotik, dem Donaustil der Architektur, den Weg bereitete. Ausgangspunkt war die große Leistung Hans Puchsbaums, der das Langhaus von St. Stephan errichtete, den Nordturm plante und in Steyr, wohl bescheidener, aber viel kompromissloser, seine Ideen verwirklichen formte“.5) Weitgehende Vereinheitlichung des Chores, spiralförmig oder gekerbt gezierte Basen, Kastenkapitelle, kassettenförmig eingeteilte Gewölbefiguration und Gewölbezapfen waren charakteristische Stilelemente des Steyrer Bauzentrums, das die Dekoration einiger Gotteshäuser bis in den Raum von Wien beeinflusste. Kurz vor 1500 und zu Anfang des 16. Jahrhunderts, bis um 1520, schufen Steyrer Bauleute Weistrach, St. Peter in der Au, Krenstetten, St. Valentin, Scheibbs und Gaming. Diese Gotteshäuser gehören nach R. Feuchtmüller zu den interessantesten Bauwerken der Hütte zu Steyr,6) die, „was die künstlerische Entwicklung anbelangt, wesentlich rühriger war als die anderen Nebenhütten“.7)

 

Die Styraburg

Der am 27. Februar 1302 bei einem Hafner in Ennsdorf ausgebrochene Stadtbrand fügte, wie V. Preuenhueber berichtet, auch der damals der Königin Elisabeth (Gemahlin Albrechts I.) als Witwensitz zugewiesenen Styraburg, die der Pfleger Peter Panhalm verwaltete, einen „mercklichen Brunst-Schaden“ zu.8) Über den Wiederaufbau des uralten Bauwerkes, den wahrscheinlich ein landesfürstlicher Baumeister leitete, sind keine Nachrichten überliefert.

Im 15. Jahrhundert litten Burg und Stadt durch kriegerische Handlungen. So eroberte in den Pfingsttagen des Jahres 1416 Albrecht V. die Feste, da sie der damalige Inhaber Herzog Ernst nicht abtreten wollte. Kaiser Friedrich III., der in der Zeit von 1440 bis 1455 die Herrschaft Steyr nicht vergeben hatte, ließ die Burg, die „von Alter wegen am Gebäu fast abgangen war“, teilweise erneuern und stärker befestigen. Im Jahr 1455 erhob jedoch Ladislaus, der nachgeborene Sohn König Albrechts II., Anspruch auf Stadt und Burg Steyr und ließ diese, weil der Kaiser diesem Ansinnen nicht nachkam, durch Heinrich von Liechtenstein erobern.9)

Größere Schäden erlitt die Burganlage durch die Belagerung in den Jahren 1467/68 als Kaiser Friedrich die von Albrecht VI. im Jahr 1463 an den Kanzler Jörg von Stein um 14.000 ungarische Gulden verpfändete Herrschaft Steyr wieder in Besitz nehmen wollte. Mit Hilfe böhmischer Söldner gelang es Jörg von Stein, nachdem er Steyrdorf erstürmt hatte, die kaiserliche Besatzung unter Herzog Albrecht von Sachsen aus der Burg zu verdrängen und nach einem Gefecht bei der Stadtpfarrkirche zum Abzug zu zwingen. Im Spätherbst 1468 konnte der kaiserliche Feldobrist Ulrich von Gravenegg nach längerer Belagerung,10) die von der heutigen Promenade aus geführt wurde, die Burg erobern.11) Erst unter Johannes Beckenschläger, Erzbischof zu Gran, dem der Kaiser Burg und Herrschaft Steyr um 100.000 Gulden pfandweise überlassen hatte, wurden die am Gebäude und an der Befestigung durch die Belagerung verursachten beträchtlichen Zerstörungen weitgehend ausgebessert. Der Erzbischof, Inhaber der Herrschaft Steyr von 1476 bis 1489, ließ auch im südwestlichen Burggelände einen Hofgarten12) anlegen.13)

Zur Zeit Kaiser Maximilians I. (1493—1519) arbeitete an der Burg in Steyr der kaiserliche Baumeister Hans Geyer, der 1494 als „oberster Baumeister in Österreich“ bezeichnet wurde und als Beamter der landesfürstlichen Finanzverwaltung eine bedeutende Rolle spielte. Geyer wurde um 1457 in Franken geboren, war 1484 Diener Friedrichs III. und unter Maximilian I. kaiserlicher Mautner, Pfleger und Bausachverständiger. Als solcher war er beteiligt am Umbau der Wiener Hofburg und an der Errichtung einer Donaubrücke bei Hainburg. Er nahm Adaptierungen vor an den Schlössern Kahlenberg, Persenbeug, Purkersdorf und Hainburg und am Kloster Baumgartenberg. Als Jagdsitz für den Kaiser erbaute er zwischen 1510 und 1515 das Schloss Neubau bei Hörsching. Zu seinen Kirchenbauten zählen die Langhaus-Erweiterung der Pfarrkirche in Klein-Pöchlarn und der Chor der Pfarrkirche in Ybbs. Hans Geyer, der dem Ritterstand angehörte, starb am 8. September 1525 und wurde in Ybbs bestattet.

Im Jahr 1508 erhielt Geyer vom Kaiser den Auftrag zum Umbau des Schlosses in Steyr. Der damalige Pfleger Johann Hillein hatte dem Baumeister die Abrechnung über die Einkünfte aus der Herrschaft Steyr vorzulegen.14)

Kaiser Maximilian besuchte in den folgenden Jahren zweimal die Styraburg, am Tage des Apostels Matthias (24. Februar) 1512 und im Dezember des Jahrs 1518. Die um diese Zeit vorgenommene Renovierung des mächtigen Turmes15) sowie die Erneuerung einiger Gebäudetrakte16) sind wohl auch Geyer zuzuschreiben.

Von besonderem Interesse ist die Tatsache, dass zu Anfang des 16. Jahrhunderts, wahrscheinlich nach den Anleitungen Geyers, der „bildschnitzer von Steyr“ für die Bauten des Herrschers Holzmodelle anzufertigen hatte.17)

Einzelheiten über die erwähnten Bauarbeiten sind uns nicht bekannt.

Zu den Wehranlagen der Burg gehörten der etwa 35 Meter breite und 7 Meter hohe, für den Bau der Feste ausgeschachtete Burggraben und drei Tore in der Hofgasse18) an der stadtseitigen Burgmauer. Nach F. Berndt lagen in frühester Zeit auch das Steyrtor und der Platz zwischen den Brücken samt Hofmühle mit den Nebengebäuden innerhalb der Burgbefestigung. Den Abschluss gegen die Stadthäuser in der Enge dürfte ein Mauerzug19) bis zu der Enns gebildet haben. Nach Abtragung dieser Burgmauern sind vermutlich auf deren Fundamenten über dem Zwinger die Häuser Enge Nr. 1 und Nr. 3 erbaut worden,20) von denen letzteres noch heute durch die schmale Zweifensterfront auffällt.

Ein unterirdischer Gang verband das Haus Enge Nr. 16 mit der Burg.21) Eine Ausgestaltung der stadtseitigen Burgbefestigung dürfte unter dem Burggrafen Adam Hoffmann (1564—1573)22) erfolgt sein, da bei Abtragung des mittleren Tores in der Hofgasse im Jahr 1838 ein irdener Topf mit folgender Inschrift gefunden wurde: „Adam Hoffmann, gest. 8.9.1573, Elisabeth Hoffmannin, gest.18.3.1557“.23)

An die spätmittelalterliche Burg erinnern noch heute der Burggraben, der gotische Torbogen am Fuß des Schlossberges, Reste der Burgmauer in der Berggasse und ein 1956 freigelegtes schönes Türgewände im Osttrakt, in dem F. Berndt den Eingang in den Turm der einstigen Burgkapelle vermutet.24)

 

Die Stadt

Wohnbauten

Die im Raum der Enge schon zur Zeit der Otakare entstandene „Burguntersiedlung“25) dehnte sich im 12. und 13. Jahrhundert in südlicher Richtung aus. Hier entwickelte sich nach Preuenhueber zunächst die obere Häuserzeile des linsenförmigen Stadtplatzes. Der Großteil der Häuser an der Enns und am Grünmarkt soll erst im 15. und 16. Jahrhundert ausgebaut worden sein. „Sonderlich aber“, meint der Verfasser der Stadtannalen, „sind erst in den nächst verflossenen 200 Jahren,26) die meisten Häuser an der untern Zeill in der Stadt neben der Ennß, (welche mit den Stuben damahls nur in der Nieder gebaut, und zum Theil mit Stroh gedeckt waren) wie auch die Häuser in Grüenerdt, wie mans jetzo nennet, vor Zeiten aber, weilen daselbst ein schöner grüner Anger gewesen, das Grünordt geheissen hat, in jetzigen Stand erhebt worden.“27)

Es ist anzunehmen, dass durch den Stadtbrand des Jahres 1302, der von der Burg auf die Stadtpfarrkirche übergriff, auch Häuser der Berggasse und der oberen Stadtplatzzeile in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der Wiederaufbau derselben dürfte jedenfalls eine Änderung der ursprünglichen Fassaden zur Folge gehabt haben.

Wohnbauten werden in den Urkunden aus dem 14. Jahrhundert selten erwähnt. Nur in wenigen Fällen lässt sich die örtliche Lage derselben einwandfrei bestimmen. Erst das älteste Steuerbuch der Stadt Steyr aus dem Jahr 154328) ermöglicht eine Identifizierung der meisten Bürgerhäuser.

Zu den im 14. Jahrhundert genannten Gebäuden zählt an erster Stelle das heutige, mit einer gedeckten gotischen Stiege29) ausgestattete Mesner- und Organistenhaus, Brucknerplatz Nr. 6. Im Jahr 1314 gab Dietrich von Volkenstorf „ein widem ze Steyr bei der chirichen“, das sein Vater Chunrat besaß, obgleich er dafür „weder pries noch hantfest“ hatte, wieder an das Gotteshaus zurück.30) Laut Kaufvertrag vom 20.9.1399 erwarb die Stadt Steyr vom Garstner Abt Florian (1399— 1419) das Widem und brachte in demselben die Stadtschule unter. In der Kaufurkunde wird es beschrieben als „haws ze Steyr, stösset statthalben an den freythof vnd gelanget vor an die freythofstieg vnd ist weilent der pfarrhof gewesen“. Die Rückseite des Schriftstückes trägt aus späterer Zeit den aufschlussreichen Vermerk: „kawffbrief vber den alten pfarrhoff, der nu die schuel ist“.31)

Im Jahr 1316 finden einige Wohngebäude in der Enge Erwähnung. So hat in diesem Jahr der Stadtrichter Peter Ponhalm (Panhalm) mit Erlaubnis des Abtes Ulrich III. (1294— 1317) von Garsten in seinem Hause „in der stat“,32) „in der Engen allhie, jetzo das Kürnerische Hauß, ein Capellen, in honorem St. Annae erbauet“. Das Haus wurde „das Gewölb“ genannt, „zwischen Heinlein, des Juden, und Friedlein, des Goldtschmidts, Häuser gelegen“. Anno 1345 erwarb es Ulrich der Kirschner (Kürschner), der 1390 die Stadtrichterwürde innehatte.33)

Im Bereich des Stadtplatzes finden wir bereits 1318 das Stadtbad, das ebenfalls Peter Ponhalm gehörte. Von dieser „Bad-Stuben in der Stadt“34) stiftete er in seine St.-Anna-Kapelle einen jährlichen Dienst.35) In seinem Testament vom 1. Februar 1344 verfügte er u. a.: „ … darnach habe ich geschafft dreizehn Pfund Pfennige, da mir die obere Badstube36) hier zu Steyr vorsteht und meine Sach ist, da man mir alle Jahre davon dient und ein Pfund Pfennige hin zur St.-Anna-Kapelle in meinem eigenen Hause, daß man von demselben Geld und von denselben Pfennige diese Kapelle beleuchten soll, oder eine Gülte kaufen, von der man den Satz löset, wovon die Kapelle ewiglich beleuchtet werde mit Nachtlicht und zu der Messe, als ferner es gereichen mag.“37)

„An der obern Zeil gelegen zwischen Velreichs dez Chochs Haus vnd dez alten Wülfings Haus“ besaß Kunigunde, Erasmus des Schreibers Hausfrau 1358 ein Wohngebäude.38) 1371 schenkte Hildegard, Witwe Dietmars des Chramer eine Fleischbank, „gelegen ze Steyr in der stat“, dem Bürgerspital.39) Im gleichen Jahr überließ eine solche auch der Zechmeister der Elendzeche an Marchart den Räntschen gegen einen jährlichen Dienst in das Spital.40)

In der Berggasse waren 1352 Jans und Purchart der Steger Eigentümer eines Hauses, „gelegen ze Steir auf dem perg zwischen des Prevhaven haus vnd der Lobnicher haus, vnd ain lus in dem purchueld gegen dem genanten Haus gelegen“.41)

Am Grünmarkt besaß 1380 Abt Nikolaus von Garsten (1365 —1399) ein Haus, das er von Gottfried Sinczenperger gekauft hatte.42) An der oberen Zeile dieses Platzes bestand in diesem Jahrhundert schon das städtische Nachrichterhaus (Grünmarkt Nr. 14). 1420 bezeugt Stephan Lamp, Pfarrer in Gutau, dass er in der Zeit von 1388 bis 1398 zu Steyr als Schulmeister „in der Purger Schuelhauß, daß jetzt der Statt Nachrichter Besitzt“ gewirkt habe.43)

Reichlicher fließen die Quellen im 15. und 16. Jahrhundert. Kaufbriefe und andere Urkunden nennen Wohnbauten der Bürger und der Adeligen. Die einwandfreie Ermittlung des Standortes bestimmter Liegenschaften bereitet, wie einschlägige Arbeiten zeigen44) nicht geringe Schwierigkeiten. Da nicht allen gotischen Bürgerhäusern größere kunstgeschichtliche Bedeutung zukommt, sollen hier hauptsächlich nur jene Erwähnung finden, die im „Dehio“ als spätgotisch angeführt sind. „Die meisten Wohnhäuser der alten Stadtteile“, so heißt es in diesem Handbuch über Steyr, „stammen in den Hauptmauern und zu einem guten Teil auch in ihrer Gesamtgliederung aus spätgotischer Zeit. Was sich an ihnen seitdem am meisten geändert hat, ist die Ausstattung der Fassade, die in ihren Außenlinien gewöhnlich erhalten blieb, und die Einteilung des Inneren. Das meist dreistöckige gotische Haus Steyrs ist in die Tiefe gebaut, zeigt daher nur eine schmale Fassade. Die Stockwerke (zuweilen nur das erste allein) pflegen über das Erdgeschoß vorzukragen. Das steile Dach ist oft abgewalmt. Durch einen oder auch zwei mit Bogengängen versehene Lichthöfe gelangt man zum Hinterhaus.“45)

Reich an bemerkenswerten spätgotischen Bürgerhäusern ist der Stadtplatz. An der Spitze dieser Bauten steht das kunstgeschichtlich berühmte „Bummerlhaus“ (Startplatz Nr. 32), das zu den hervorragendsten spätgotischen Profanbauten Österreichs zählt und zum Wahrzeichen der Stadt geworden ist. Um 1450 besaß es Mert Pandorffer, der von 1432 bis 1450 das Amt eines Kastners und Rentmeisters der Herrschaft Steyr ausübte.46) Im Jahr 1473 verkaufte sein Sohn Wolfgang die väterliche Behausung „samt Kapelle und Ornat“ um 1.000 Gulden dem wohlhabenden Handelsmann Georg Prandtstetter“.47) Als dieser 1490 starb, erbte es sein Sohn Hanns, genannt der „reiche Prandtstetter“. Der mit Kaiser Maximilian I. befreundete Handelsherr ließ jedenfalls, wie die im 1. Stockwerk des Hauses angebrachte Jahreszahl 1497 andeutet,49) das Haus im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts in seiner heutigen Gestalt erbauen. Prandtstetters Handel erstreckte sich über Deutschland, Italien, Böhmen und Ungarn. Sein Wappen, das ihm 1508 Kaiser Maximilian verliehen hatte, zeigt einen geflügelten feuerspeienden Drachen, sein Grabstein auch den Markus-Löwen, der auf die Handelsbeziehungen zur Lagunenstadt hinweist. Hanns Prandtstetter, für das Jahr 1514 zum Bürgermeister gewählt, starb im Jahr 1521. Sein Sohn Hanns soll das väterliche Erbe nicht umsichtig verwaltet haben.50) Wie die Prandtstetter waren auch die späteren Besitzer dieses Patrizierhauses zumeist angesehene Rats- und Kaufherren, die nicht nur mit Eisenwaren, sondern auch mit Getreide, Wein und anderen Gütern handelten.51) Am Ausgang des 17. Jahrhunderts, wahrscheinlich im Zug der vom Kaiser 1698 und 1701 angeordneten „Gewerbsabteilung“, verblieben auf dem Haus nur die Leutgebschaft und der Weinhandel.52) Bis in das 19. Jahrhundert war es nun das Gasthaus zum „Goldenen Löwen“. Die Bezeichnung „Bummerlhaus“ geht zurück auf die Steckschildfigur über dem Eingang. Der Volksmund gab dem Löwen wegen seiner Ähnlichkeit mit einem kleinen Hund den Scherznamen „Bummerl“.53) Bei Restaurierung der Fassade im Jahr 1954 wurden die prächtigen alten Schaufenster im Erdgeschoß freigelegt.54)

Das nördliche Nachbarhaus, Stadtplatz Nr. 30, besitzt noch das spätgotische Tor und im Hof einen von gedrehten Säulen getragenen Laubengang. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts besaß es nach I. Krenn das Handelsgeschlecht der Hainberger (Hainperger).55)

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Häuser Stadtplatz Nr. 20 und Nr. 22 demoliert, um für das neugotische Sparkassengebäude (Nr. 20/22) Platz zu schaffen.56) Bemerkenswert war das Haus Nr. 22, das um 1543 Barbara Rumpl gehörte. Schon im 16. Jahrhundert war es ein Wirtshaus. Im Gasthof zum „Weißen Adler“ stieg meist Adalbert Stifter ab, wenn er in Steyr zu tun hatte.57) Von dem schönen gotischen Maßwerkfries, der über dem Erdgeschoß die Fassade schmückte, findet sich noch ein bescheidener Rest im Steyrer Heimathaus.

Einen empfindlichen Verlust erlitt der gotische Häuserbestand durch die Zerstörung des Hauses Stadtplatz Nr. 14 bei dem Bombenangriff auf Steyr am 24. Februar 1944. Der erste urkundlich bekannte Besitzer dieser Liegenschaft war der Bürgermeister und Handelsherr Hieronymus Zuvernumb (Zumbherumb, Zumerum), der wahrscheinlich um 1525 den ehemaligen schönen Hof erbauen ließ.58) Da bei dem Bombardement das Vorderhaus völlig, die Hofanlage zum Teil vernichtet wurde, sei eine Beschreibung des Gebäudes, später Gasthaus zum „Goldenen Hirschen“, von Josef Harter aus dem Jahr 1908 hier angeführt: „Die Fassade ist äußerst schlicht. Ein Ausschuss, jene Eigentümlichkeit, dass ein Obergeschoß über das nächstuntere vorragt (vorkragt), ist das einzige, was ihre Monotonie mildert; ein steiles Giebeldach bekrönt die vordere Traktanlage, das dem Baugedanken der Gotik erfahrungsgemäß entspricht und durch die klimatischen Verhältnisse gefordert war. Interessanter gestaltet sich die Hofanlage mit den übereinandergestellten Bogengängen, die von verschiedenartig kannelierten, der Charakteristik der Spätgotik entsprechenden Steinsäulen getragen werden. Diese Bogengänge vermitteln die Verbindung zu den einzelnen Räumlichkeiten der Stockwerke und diese werden durch unregelmäßige Stiegenaufgänge miteinander verbunden die den Bau romantisch erscheinen lassen. Kapitäle, Kämpfer und Gurten fehlen, die Rippen treten flach, ohne, jedwede ästhetische Vermittlung aus der Wand und laufen in gleicher Weise in die Pfeiler über, wodurch die Bildung kraft- und charakterlos wirkt.

Nicht uninteressant sehen die Pfeiler des ersten Stockwerkes aus, die im Durchschnitt einen Kreis zeigen und deren Kannelierung bald geradlinig, bald rautenförmig, bald spiralig sich in die Höhe windet. Mehrere Pfeiler erscheinen dadurch höchst beachtenswert, indem den Pfeilschaft Dienste umkreisen, welche bereits von dem Hauch der Renaissance belebt werden. Schlichteres Aussehen weisen die Pfeiler der zweiten Bogengeschoßanlage auf; dieselben sind meistens geradlinig, senkrecht gefurcht, wieder andere sind bündelpfeilerartig gestaltet und ähneln den massiven Bündelpfeilern der Notre-Dame zu Paris aus der Zeit der Frühgotik. Tragen Pfeiler, Kapitale, Gurten und andere architektonische Bauglieder unverkenntlich das Gepräge der welkenden Gotik, so ist der gleiche Verfall auch bei den Fenster- und Türgewänden bemerkbar, wo der edelgegliederte Spitzbogen in konstruktive Spielereien ausartet und an technische Künsteleien mahnt. Die Türen sind meistens vom Kragsturz, mitunter auch vom geraden Sturz oder vom flachgedrückten Spitzbogen mir den überschnittenen Stäben, geradeso wie mit dem leichtgewölbten Segmentbogen überbrückt. Gegenüber dem Hofeingang konstruiert der Bogengang einen balkonartigen Ausbau, der von Kragsteinen getragen wird und dessen Gewände spätgotisch gefeldert sind; diese Felder waren einst auch mit dem Zumbherumschen Wappen dekoriert, bis dieselben durch ein farben- und bilderscheues Geschlecht mit Mörtel überdeckt wurden. Bei der im Jahr 1904 vorgenommenen Restaurierung wurden die Wappenschilder aufgedeckt, fielen jedoch unglücklicherweise der Unvorsichtigkeit von arbeitenden Maurern zum Opfer.

Die architektonischen Gliederungen, wie Pfeiler, Maßwerke, Basen, Profilierungen, Wasserabschläge und Gewänder, sind aus Sandstein gemeißelt, während die tragfähigen und druckwiderstanderforderlichen Strebepfeiler und Bogen aus jenem Konglomerat gearbeitet sind, mit welchem die Stadtpfarrkirche zu Steyr erbaut ist und welcher in unmittelbarer Nähe der Stadt gebrochen wurde; die Gemäuer bestehen aus einem unregelmäßigen Gefüge von angeschwemmten Quarz-, den sogenannten Kugelsteinen und Ziegeln. Durch eine sachverständige Restaurierung des gesamten Gebäudes wurden die seit Jahrhunderten in mehrfache Mörtelschichte gehüllten Steinpartien bloßgelegt und ihre Schäden ausgebessert, sodass dasselbe — recharakterisiert — als ein ritterlicher Bürgersitz davon Zeugnis ablegen kann, welchen geläuterten Kunstsinn und welche Wohlhabenheit sein Bauherr, Stadtrichter Hieronymus Zumbherum,59) besaß“.60)

Spätgotische Bauteile, und zwar Portal und Kragsteine, sind sichtbar am Hause Stadtplatz Nr. 12. Es war um 1522 im Besitz der oben erwähnten Prandtstetter, 1543 gehörte es dem Kaufherrn Jörg Preiner und bis in das 17. Jahrhundert dem Handelsgeschlecht der Guetprot.61) Das Haus Stadtplatz Nr. 8 ist gleichfalls mit einem vorkragenden ersten Stockwerk und mit einem gotischen Torbogen ausgestattet. Im Jahr 1543 besaßen es die Erben des Venediger Händlers Achaz Fenzl.62)

Die südlich vom Bummerlhaus in der oberen Stadtplatzzeile liegenden Häuser lassen ebenfalls den gotischen Charakter deutlich erkennen. Im ersten Hof des Hauses Stadtplatz Nr. 34, das um 1567 der Bürgermeister Wolf Händl zu Ramingdorf63) innehatte, finden sich nach Dehio kielbogige Tore.64) Die Gasthäuser Stadtplatz Nr. 36 (zu den „Drei Rosen“) und Nr. 38 (zu den „Drei Alliierten“) zeigen vorkragende Obergeschosse. In letzterem, um 1543 dem Handelsmann Joachim Händl gehörig,65) schmückt die linke Hofseite ein zweigeschossiger Gang mit sehenswerten gerauteten und gedrehten Säulen aus dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts.66) Die vorzüglichen Fenstergewände des Hauses Stadtplatz Nr. 40 wurden erst vor wenigen Jahren freigelegt. 1543 bewohnte es der Handelsmann Leonhard Baumgartner.67) Im Haus Stadtplatz Nr. 44 fesselt im ersten Stock ein Marmor-Türgewände mit dem Hauszeichen des ersten bekannten Besitzers Wolfgang Freinberger, den das Steuerbuch 1543 erwähnt.68)

Vorwiegend spätgotisch sind in den Kernmauern auch die meisten Wohnbauten der unteren Zeile des Stadtplatzes.69) Hier verdient Erwähnung das Haus Stadtplatz Nr. 25. Im Jahr 1543 finden wir hier als Besitzer den Handelsmann Hans Schwab. In jüngster Zeit wurde das Gebäude bis auf die stadtplatzseitige Schaumauer abgetragen und durch einen Neubau ersetzt. Die Fassade, restauriert 1963 durch den akademischen Bildhauer Leopold Hollnbuchner, ziert ein hübscher Maßwerkfries, der laut Tradition von Steinmetzgesellen, die an der Stadtpfarrkirche arbeiteten, angefertigt worden sein soll.70) Überaus malerisch wirkt mit Eckerker, Fenster- und Türgewänden der ennsseitige Trakt des Hauses Stadtplatz Nr. 15. Als Eigentümer wird 1543 der Stadtrichter und Eisenhändler Colman Dorninger genannt.71)

Zwei gotische Häuser dieser Zeile wurden in früheren Jahrhunderten zur Gänze beseitigt. So stand an der Stelle des heutigen Rathauses (Stadtplatz Nr. 27) im Jahr 1413 ein dem Bürger Heinrich Randolff gehöriges Haus, das der Magistrat, nachdem der Landesfürst die Errichtung eines Ratsgebäudes 1422 bewilligt hatte,72) für diesen Zweck erwarb und 1538 völlig umgestalten ließ.73)

Wo sich gegenwärtig das Gerichtsgebäude (Stadtplatz Nr. 13) erhebt, befand sich bis zum Jahr 1846 das sogenannte „Hirschenhaus“. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, um 1464, besaß es Andreas Gruenntaller.74) Im Jahr 1482 ließen die Brüder Grüntaler in diesem Hause eine dem hl. Nikolaus geweihte Kapelle erbauen und stifteten dazu auch ein Benefizium.75) Der Name des Hauses geht zurück auf die im 16. Jahrhundert erwähnten Besitzer Hieronymus und Melchior Hirsch.76)

Der erste bekannte Inhaber des Hauses Enge Gasse Nr. 27, das kaiseitig ein spätgotisches Portal aufweist, war der Schneidermeister Valtin Heyllman, um 1543.77) Reich an Bauresten aus gotischer Zeit (Schaufenster, Portal, Maßwerkband) ist das in dieser Gasse befindliche Haus Nr. 31. Die der Enns zugekehrte Fassade, 1963 von Leopold Hollnbuchner erneuert, zeigt über einem Rundbogentor einen gotischen Erker, dessen Brüstung fünf Wappenfelder schmücken. Nach I. Krenn gehörte das Haus vor 1540 Horn Chuonrat und Horn Leonhard.78) Ersterer ist jedenfalls identisch mit dem Nürnberger Tuch- und Eisenhändler Konrad (Kunz) Horn, von dem später noch die Rede sein wird.

Einige sehenswerte profane gotische Bauwerke finden wir auch in den um 1407 in den städtischen Burgfried einbezogenen Vororten Steyrdorf und Ennsdorf.79) Auffallend wirkt in Steyrdorf das ungewöhnlich schmale, noch aus romanischer Zeit stammende Haus Kirchengasse Nr. 1.80) Es befand sich 1520 im Besitze des Handelsherrn Lorenz Guetprot, der es 1521 der Messererzeche vergabte. Diesem Handwerksverband war 1490 die Aufsicht über die Praunauersche Messstiftung im Bürgerspital übertragen worden. Im „Zechhaus der Messerer“ wohnten der Kaplan der erwähnten Messstiftung sowie der Kaplan der Messererzunft.81)

Nach den Aufzeichnungen von F. Berndt gehörte 1543 das Haus Kirchengasse Nr. 2 dem Bäckermeister Peter Müller.82) Das Portal und der Arkadengang im Hof entstanden in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.83)

Die schönste Hofanlage der Stadt besitzt das Apothekerhaus in der Kirchengasse (Nr. 16). Der mit reich geschmückten Säulen ausgestattete Arkadengang im vorderen Hofraum, zu dem man durch ein prächtiges Vorhangportal gelangt, dürfte von 1520 bis 1525 unter dem Besitzer Lorenz Guetprot, der zu den angesehensten Ratsbürgern zählte, aufgeführt worden sein.84)

Beachtenswerte Fenstergewände aus gotischer Zeit wurden 1960 am Haus Gleinker Gasse Nr. 21 bloßgelegt. Dieses Gebäude, früher Gasthaus „Zum Hechten“,85) grenzte nach den Forschungen Berndls an die „fünf Hofstätten am Bühel“ (Schuhbodengasse), 1439 soll es Hans Kapenfuß besessen haben.86) Bedeutende spätgotische Baureste kamen in jüngster Zeit (1963) auch bei Restaurierung des Hauses Haratzmüllerstraße Nr. 10 zum Vorschein. Bei vielen anderen Wohnbauten der Altstadt aber ruht gotische Kunst noch unter dem Mörtel der letzten Jahrhunderte, sodass in Zukunft mit weiteren „Entdeckungen“ in dieser Hinsicht gerechnet werden kann.

Der Großteil der oben angeführten Bürgerhäuser gehörte nicht nur im 15. und 16. Jahrhundert, sondern auch in den folgenden Jahrhunderten vermögenden Handels- und Wirtsleuten. Bescheidener, aber ebenso geschmackvoll gestaltet waren die Wohnbauten der selbständigen Handwerker-Bürger. Roland Anheißer charakterisiert in seinem reich illustrierten Werk „Das mittelalterliche Wohnhaus in deutschstämmigen Landen“ das gotische Steyrer Bürgerhaus wie folgt: „Steyr, dies Kleinod Alt-Österreichs, mit seinen lustigen Häusern, die ihre hohen Dächer wie lange Mützen bis an die Augen gezogen haben, wo die Fassade als gemütliches Gesicht mit Runzeln und Falten hervorlugt und an längst entschwundene, so viel herzvollere Zeiten gemahnt, als unsere aufwendige laute Gegenwart. Die Gotik der steyrischen Bauten ist einzig schön, ein origineller Typus dieses „Bummerlhaus“ und seine vielen einfacheren Genossen. Die prächtige Fassade, die hohen Walme, der erkerartige Vorbau des ersten Stockwerkes, und alles mit gotischer Zier übersponnen. Dazu die malerischen Höfe mit ihren weiten Arkadengängen, Treppen und Gewölben, ein gemütliches Wohnen; eine behagliche und mit schönen Formen gezierte Behausung solch ein Steyrer Wohnhaus alter Zeit.“87)

 

Befestigungsanlagen

Die Wehrbauten mit ihren wuchtigen Türmen und Toren verliehen den mittelalterlichen Städten ein besonders reizvolles Aussehen. Wo sie noch ganz oder teilweise erhalten geblieben sind, entzücken sie auch heute noch das Auge des Beschauers. Aus diesem Grunde erscheint es angezeigt, auch diese gotischen Bauwerke, obgleich sie „mit einer selbständigen künstlerischen Gestaltung wenig zu tun haben“,88) hier anzuführen.

Über die Befestigung der Stadt Steyr im Hochmittelalter sind wir nicht unterrichtet. Einen natürlichen Schutz gewährten gegen Osten und Norden die Flüsse Enns und Steyr. Zu Anfang des 14. Jahrhunderts dürften Wehranlagen schon vorhanden gewesen sein, da das älteste Stadtsiegel an einer Urkunde aus dem Jahr 130589) nicht nur den Panther, sondern auch ein von zwei Türmen flankiertes Tor zeigt.90)

Nach der Weisung Herzog Albrechts II. aus dem Jahr 1340: „Wir wellen auch, daz einem igleichen purger sin hous sein vest sei und ein sicherer zueflucht, im und seinen mitwesern und einen igleichen, der darin vleucht“,91) war wohl auch manches Steyrer Bürgerhaus wehrhaft gebaut. So sollen nach August Hinterleitner Graf die Wohnerker ursprünglich Pechnasen oder Schuss- und Wurferker gewesen sein. Das eine oder andere Haus war auch mit einem Wehrturm ausgestattet, der gegen Ende des Mittelalters abgetragen wurde. Erker, die bogenförmig die Kragsteine überspannen, stammen vielleicht noch aus der Zeit der Hochgotik.92) Das hochgiebelige Haus Berggasse Nr. 55, das im Dachgeschoß eigenartige Baureste aufweist, war mit einem Turm versehen.93)

Die Befestigung der inneren Stadt (Enge, Stadtplatz, Berg- und Pfarrgasse) schloss in der Enge jedenfalls an die Burgmauer an.94) Es wäre möglich, dass sie im 14. Jahrhundert verstärkt wurde, da auch die Stadt Enns im Jahr 1364, wahrscheinlich im Auftrag Herzogs Rudolf IV., der in diesem Jahr gegen Bayern kämpfte,95) die Ringmauer und die Türme ausbessern ließ.96)

Die Vorstädte Ennsdorf und Steyrdorf wurden wohl erst nach ihrer Einbeziehung in den städtischen Burgfried um 1407 befestigt. Nachrichten über die städtischen Wehrbauten in diesem Jahrhundert verdanken wir Preuenhueber. Er berichtet, dass 1467 Jörg von Stein beim St.-Gilgen-Tor nächst der Stadtpfarrkirche gegen die kaiserlichen Truppen zu Felde zog und die Kirche damals „etwas“ befestigt wurde. Besonders massiv dürfte der Mauerring in Steyrdorf gewesen sein, da die Vorstadt von den böhmischen Söldnern, die Stein angeworben hatte, erst beim achten Sturmangriff erobert werden konnte.97) Die Befestigung umschloss nur „Innersteyrdorf“, also den Raum zwischen dem Haus Kirchengasse Nr. 16 (Dunkel-Apotheke) und dem Ortstor. Die zum Teil mit Schießscharten versehene Stadtmauer besaß drei Tore: Im Westen das Brittingertor in der Kirchengasse,98) im Osten das Ortstor in der Schlüsselhofgasses99) und am „Schaurstein“ ein Fallgittertor in der Badgasse.100) Die Nordwest-Ecke dieses Mauergürtels beherrschte ein viereckiger Turm, im Volksmund „Hungerturm“ genannt, dessen Ruine im Garten des Apothekerhauses noch zu sehen ist.

Kaiser Friedrich III. (1440—1493), dessen Land von Türken und Ungarn oftmals bedrängt wurde,101) forderte 1478 von Städten und Burgen die Verstärkung der Verteidigungsanlagen. Wie an die Städte Wien, Hainburg, Bruck a. d. Leitha, Tulln, Waidhofen a. d. Thaya, Krems und Stein erging auch an Steyr der Auftrag zum Ausbau der Befestigung.102) Die um diese Zeit wirtschaftlich nicht mehr gut situierte Stadt, — Mauern und Häuser waren durch Kriegsereignisse verwüstet, — dürfte jedoch dem kaiserlichen Befehl nur zögernd nachgekommen sein, da ihn im Jahr 1480 der Landesfürst in scharfer Form wiederholen musste. Er befahl, „die Häuser und andere Gemäuer in den Vorstädten zu Steyer, so der Stadt schädlich, abzubrechen. Hingegen die Stadt mit Gräben, Mauren, und in andere Wege zu bauen, und zur Wehr zuzurichten, mit Bedrohung, da sie es unterließen, sie mit Gewalt darzu zu nöthigen“.103) Der Kaiser bewilligte der Stadt zur Deckung der Baukosten eine Erhöhung der Mautgebühren, und zwar von jedem Stück Tuch und Rupfen einen halben, von 1.000 Stück Messer vier, im nächsten Jahr sechs Pfennig, von jedem Kaufmannswagen ein halbes Pfund Pfennig und von jedem Zentner Kloben zwei Pfund Pfennig.104) Aus der Kremser Maut gab er 400 Gulden. Von den im Umkreis von drei Meilen sesshaften Untertanen der Herrschaft Steyr, der Klöster und der anderen Grundherrschaften verlangte er, durch Hand- und Zugdienste an der Aufführung der Wehranlagen mitzuhelfen, da ihnen diese ja auch in Kriegsläuften Zuflucht und Schutz gewähren würden.

Damit begann für Steyr eine Zeit intensiver Bautätigkeit, aus der bis in die Gegenwart Bauwerke erhalten geblieben sind. Unter Leitung des kaiserlichen Baumeisters Martin Felßer wurden Stadt und Vororte wie Preuenhueber ganz allgemein sagt, „mit Mauern, Gräben und Thürnen etlicher Massen befestiget.“ Der Verfasser der Stadtannalen unterlässt es, die damals aufgeführten Wehrbauten näher zu beschreiben. Er nennt bloß das Wachthaus105) auf dem Tabor,106) das Ennstor und die (äußere) Ringmauer an der Enns. Hier stand vorher „ein hültzerner vom Wasser zerissener Schlag daselbst, den man in gefährlichen Läufften, mit einer eisern Ketten zu verwahren pflegte“.107) Eine innere, mit Türmen und Basteien ausgestattete Mauer dürfte zur Sicherung der Zugänge von der Enns zum Stadtplatz schon früher ennsseitige Häusergruppen verbunden haben.

Im Jahr 1483 ließ Kaiser Friedrich die Bauarbeiten durch seinen Mautner zu Ybbs Hanns Cramer inspizieren, der über den Fortgang derselben dem kaiserlichen Rat Christoph Hohenfelder zu berichten hatte.

Für die Stadt Steyr, der in diesen Jahren auch schwere Kriegsleistungen aufgebürdet worden waren, bedeutete die Verstärkung und Erweiterung der Stadtbefestigung eine sehr große finanzielle Belastung. Hatte sie doch die Kosten für die Wehrbauten der inneren Stadt und der Vorstadt Ennsdorf selbst aufgebracht. Im Jahr 1484 war die verschuldete Stadt nicht in der Lage, zwei Schiffsladungen Getreide und Mehl in das hungernde Wien zu liefern. „Der arme Handwercks-Mann aber, der kaum zu Zeiten 11 Pfennig über seine Zehrung die Wochen über erobern mögen, (hat) wöchentlich 8 Pfennige zum Stadt-Bau geben müssen.“108) 150 Messerer drohten deshalb mit der Abwanderung. Zudem drangen täglich die Ungarn in den Burgfried ein und versuchten, die neuen Wehranlagen durch Brand zu zerstören. Die Stadt musste sich daher mit dem Festungsbau in den Vorstädten sehr beeilen.

Die zum Schutz der inneren Stadt erbaute Mauer am linken Ennsufer109) erstreckte sich von der Bastei am Südende des Grünmarktes bis zum Torturm an der unteren Ennsbrücke, der 1489 vollendet wurde.110) Die Mauer war beim Hirschenhaus bastionär verstärkt und mit mehreren kleinen Durchlässen („Türl“) versehen. Im folgenden Jahr verkaufte Kaiser Friedrich der Stadt Steyr die uralte Mühle“111) zwischen dem Enns- und Steyrtor, doch musste sich die Stadt verpflichten, sie „zur Wehr mit Gemäuer“ zuzurichten.112) Sicherlich wurde um diese Zeit auch das ältere Steyrtor umgestaltet.113)

Auch die Wehrbauten zwischen Burg und Wehrturm beim Pfarrhof dürften in einen besseren Verteidigungszustand versetzt worden sein. Reste der 9 Meter hohen inneren und der vorgelagerten 1,70 Meter hohen äußeren Stadtmauer sind noch vorhanden,114) ebenso ein Teil des parallel zu den Mauern angelegten Stadtgrabens.115) Angebaut an die Vorhalle der Stadtpfarrkirche wuchtete über der Pfarrgasse das mächtige, bereits 1467 erwähnte St.-Gilgen- oder Pfarrtor, das durch ein Fallgitter geschlossen werden konnte.116)

Vom Pfarrhof-Wehrturm verlief der mit Schießscharten und Zinnen versehene Mauergürtel zur Bastei an der Enns. In der Mauer stand ein runder Turm (Bindergasse Nr. 6), der zeitweilig zur Aufbewahrung des Schießpulvers verwendet wurde.117)

Wie aber der südliche und nach der Enns bis zur Dominikanerkirche verlaufende Befestigungsgürtel vor dem Brand des Jahres 1522 tatsächlich ausgesehen haben mag, lässt sich nicht feststellen. Vernichtete doch das Feuer in diesem Bezirk „zwey Stadt-Thore, zwey Pasteyen, eine bey St. Gilgen, und die andere bey der Ennß, da jetzo das neue Thor118) ist; Fünff Stadt-Thürne: Ein groß Theil an denen Stadt-Wehren.“119)

Vermutlich wurde an der Stelle der zerstörten St.-Gilgen-Bastei der dem Pfarrtor in westlicher Richtung vorgelagerte Renaissance-Bau des Garstner Tores120) aufgeführt. In „Steyr’s Chronik“ von Alois Leopold Anton wird nämlich als Baujahr 1541 angegeben.121)

Die Vorstadt Ennsdorf wurde mit einem Mauerring vom Schmiedtor in der Haratzmüllerstraße122) bis zum Kollertor am rechten Ennsufer123) befestigt. In diesem Mauerzug lag auch das im 2. Weltkrieg (1944) durch Bomben zerstörte Johannestor in der Johannesgasse.124)

In Steyrdorf erbaute man Wehranlagen um das Viertel „Außersteyrdorf“ von der Friedhofstiege bis zur Fabrikstraße. Sie bestanden aus einem Graben und einer äußeren und einer inneren Mauer,125) die am Wieserfeldplatz ein halbrunder Wehrturm126) verstärkte. Vier Tore gewährten Zugang in die Stadt: Gleinker-,127) Schuhboden-, Frauen- und Wehrgrabentor.128) Am reichsten geschmückt war das Frauentor in der Sierninger Straße (früher Siechengasse), das seine Bezeichnung dem Fresko an der Außenseite, darstellend die Muttergottes mit dem Jesuskind und die Heiligen Florian und Sebastian, verdankte.129)

Am oberen Ende der Gleinker Gasse thront noch heute das mächtige, zwei Stock hohe Schnallentor. Es dürfte, obgleich es Renaissance-Schmuck trägt und die Jahreszahl 1613 aufweist, wohl in spätgotischer Zeit erbaut worden sein. Es gehörte nicht zur Stadtbefestigung, sondern war ein Mauttor.130)

An der Vervollständigung und Erhaltung der vielen Wehrbauten, zu denen 18 Tore gehörten, wurde unter Leitung des von der Stadtobrigkeit ernannten Stadtbaumeisters bis in das 19. Jahrhundert ständig gearbeitet. Nicht selten zerstörten sie teilweise Brand und Hochwasserkatastrophen.131) Schwer belastete dann der Wiederaufbau die Stadtfinanzen. Die Befestigungswerke bildeten ja nicht nur einen Schutzwall gegen Feindangriffe, sondern ermöglichten in Friedenszeiten auch die vom damaligen Wirtschaftssystem geforderte Kontrolle des Handels und Verkehrs.

 

(Fortsetzung folgt)

  1. Lhotsky, Gotik in Niederösterreich. Ausstellungskatalog „Die Gotik in Niederösterreich“, 2. Auflage (1959), S. 8.
  2. Ein „Hartmannus lapicida“ war unter Abt Ulrich (1233—1239) im Kloster Garsten tätig. J. Perndl, Die Stiftskirche von Garsten. Sonderdruck aus dem Jahresbericht des Kollegium Petrinum 1962/63, S. 8.
  3. Ebenda, S. 35.
  4. Zur Haupthütte Wien zählten noch die Nebenhütten in Prag, Brünn, Passau, Regensburg, Burghausen, Salzburg, Hall, Admont, Lienz und Graz. Baldaß, Buchowiecki, Feuchtmüller, Mrazek, Gotik in Österreich (1961), S. 15.
  5. Feuchtmüller, Die gotische Architektur Niederösterreichs; in: Die Gotik in Niederösterreich. Herausgegeben von F. Dworschak und H. Kühnel (1963), S. 175.
  6. Feuchtmüller, Architektur; in: Die Gotik in Niederösterreich, Ausstellungskatalog (1959), S. 80 f.
  7. Baldaß, Buchowiecki, Feuchtmüller, Mrazek, a. a. O., S. 16.
  8. Preuenhueber, Annales Styrenses (Castrum Styrense), 1740, S. 368.
  9. S. 371 f.
  10. Die Belagerung dauerte fast ein Jahr lang.
  11. Preuenhueber, a. a. O., S. 373. — Eugen Büttner, Schilderung der kriegerischen Ereignisse in der Stadt Steyr und deren Umgebung (1905), S. 7 f.
  12. Heute Schlosspark.
  13. Preuenhueber, a. a. O)., S. 130, 374. — F. X. Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr (1837), S. 159 f.
  14. Kühnel, Die landesfürstlichen Baumeister der Wiener Hofburg von 1494—1569. Sonderabdruck aus dem Anzeiger der phil.-hist. Klasse der österreichischen Akademie der Wissenschaften. Jg. 1959, Nr. 24 (1960), S. 297—304.
  15. Erstmals erwähnt 1396. V. Preuenhueber, a. a. O., S. 71.
  16. Ebenda, S. 376
  17. 1501 sollte Geyer dem Steyrer Bildschnitzer für die gelieferten Modelle das Geld überweisen. H. Kühnel. a. a. O., S. 301.
  18. Heute Berggasse (Schlossberg)
  19. Innere und äußere Mauer, dazwischen der Zwinger.
  20. Landesarchiv Linz, Herrschaft Steyr, NS III 266: „Alt aufgerichtes Urbarium über die Kaiserl. Herrschaft Steyr 1524“ erwähnt „Hans Widmers Haus auf der Mauer“ (f. 367) und „Bertholds Krannstorfer Haus auf der Mauer (f. 368). — F. Berndt, Die Steyrburg. Steyrer Volksstimme v. 12. Oktober 1938. — Ders., Zwischenbrücken. Steyrer Zeitung, Unterhaltungsbeilage v. 30. Juni 1960.
  21. Der Gang wurde im 2. Weltkrieg freigelegt. Man fand darin 3 Pfeilspitzen, 1 Spitzhaue, 1 halbes Hufeisen und mehrere Topfscherben. F. Berndt, Unterirdische Gänge in Steyr. Steyrer Zeitung. Zum Feierabend v. 21.3.1957.
  22. Preuenhueber, a. a. O., S. 277, 289, 377.
  23. Alois Leopold Anton, Steyr’s Chronik vom Jahr 1836 bis zu Ende des Jahres 1860. Handschrift, S. 20 (Stadtarchiv Steyr)
  24. Berndt, Auf den Spuren der Steyrer Burgkapelle. Steyrer Zeitung. Zum Feierabend v. 25.7.1957.
  25. Gutkas, Die Entwicklung des österreichischen Städtewesens im 12. und 13. Jahrhundert; in: W. Rausch, Die Städte Mitteleuropas im 12. und 13. Jahrhundert (1963), S. 83.
  26. Preuenhueber arbeitete an seinen Annalen in der Zeit von etwa 1610 bis 1630.
  27. Preuenhueber, a. a. O., S. 6.
  28. , Hs. Nr. 105.
  29. „Brucknerstiege“.
  30. UOÖ., Bd. 5 (1868), S. 122 f.
  31. Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. 1. Teil. VKSt. (Juni 1951), S. 44. — „Gemainer Stat Schuel“ dürfte um 1500 in das Haus Berggasse Nr. 46 verlegt worden sein, da im genannten Jahr die Stadt dieses Haus vom Stift Spital am Pyhrn durch Kauf erworben hatte. J. Ofner, Das Schulwesen der Stadt Steyr im Mittelalter. VKSt. Heft 16 (Dezember 1956), S. 9.
  32. UOÖ., Bd. 5 (1868), S. 170 f., Bd. 6 (1872), S. 467,
  33. Preuenhueber, a. a. O., S. 41 f., 58, 66. — I. Krenn nimmt an, dass Ponhalm das Haus Enge Gasse Nr. 16 bewohnt habe. I. Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. Phil. Diss., Innsbruck (1950), Maschinschrift, Bd. 2, Nr. 85.
  34. Heute Stadtplatz Nr. 37.
  35. Preuenhueber, a. a. O., S. 41.
  36. Die „niedewe Badstube“ lag in der Enge. Sie wird urkundlich 1420 genannt. F. Berndt. Alte Badstuben in Steyr. Steyrer Zeitung. Unterhaltungsbeilage b, 14.5.1953, S. 3.
  37. — UOÖ., Bd. 6 (1872), S. 466.
  38. Der im UOÖ. mehrmals erwähnte Erasmus der Schreiber war Bürger zu Steyr. UOÖ., Bd. 7 (1876), S. 582, 621 f.; Bd. 8 (1883), S. 363 f., 652, 766.
  39. UOÖ., Bd. 8 (1883), S. 505.
  40. „… an der obern Zeit die ekkpanch gelegen geng Gotfrids dez Ripler vleischpanch uber“. UOÖ. Bd. 8 (1883), S. 551 f. — Lt. Privileg Albrechts I. v. 23.8.1287 war die Stadt berechtigt, 16 Fleischbänke errichten zu lassen. V. Preuenhueber, a. a. O. S. 36 f.
  41. UOÖ., Bd. 7 (1876), S. 278.
  42. UOÖ., Bd. 9 (1906). S. 897.
  43. Rolleder, E. Pillewizer. Die Schulen der Stadt Steyr in der Reformationszeit. Beiträge zur Österr. Erziehungs- u. Schulgeschichte. Herausgegeben von der österr. Gruppe der Gesellschaft f. deutsche Erziehungs- u. Schulgeschichte. Heft XVIII (1918), S. 4.
  44. Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. 1. Teil, VKSt. (1951). — F. Berndt. Am Berg in Steyr. Steyrer Zeitung. Unterhaltungsbeilage v. 21.7.1960. — Ders., Die ältesten Nachrichten über den Kirchweg in Steyr. Steyrer Zeitung. Unterhaltungsbeilage v. 24.9.1959. — Ders., Der Neubau in der Kollergasse und die Lederer. Steyrer Zeitung, Unterhaltungsbeilage v. 23.7.1959. — Ders., Die fünf Hofstätten am Bühel in Steyr. Steyrer Zeitung, Unterhaltungsbeilage v. 12.5.1960.
  45. Dehio, Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Oberösterreich (1958), S. 333.
  46. Preuenhueber, a. a. O., S. 88.
  47. „Es ist auch in diesem Jahr gestorben Georg Prandtstettner, Burger zu Steyer; Ein gar reicher Mann, welcher Anno 1473 die Behaußung in der Stadt an der obern Zeill, (jetzo die Gieffingische) samt der Capellen und Ornat, um tausend Gulden von Wolffgangen Pandorffer erkauft.“ V. Preuenhueber, a. a. O., S. 151, 89. — I. Krenn bezeichnet in ihrer „Häuserchronik“ (a. a. O., 105) als den Giefingischen Besitz das Haus Stadtplatz Nr. 42. Nun aber war Andreas Giefing (Gieffing, Giefling) zur Zeit, als Preuenhueber an seinen Annalen arbeitete, nicht mehr im Besitz dieses Hauses, in dem anlässlich einer neueren Vermessung auch kein früherer Kapellenraum festgestellt werden konnte (Frdl. Mitteilung Arch. Ing. Carl Neudeck, Steyr). Schon 1606 gehörte es nach Krenn dem Ehepaar Isaak und Maria Spännesperger (ebenda, S. 105). Preuenhueber wurde zwischen 1607 und 1612 in den städtischen Dienst (wahrscheinlich als Sekretär der Stadtkanzlei) genommen (K. Eder, Ein Reformationshistoriker — Valentin Preuenhueber. VKSt., Heft 15, Dezember 1955, S. 4) und fand erst jetzt Gelegenheit, die städtischen Archivalien auszuwerten. Da jedoch A. Giefing nach 1598 auf einem anderen Haus in Steyr als Besitzer nicht bezeugt ist, er aber noch 1608 als Abgesandter der Stadt zum Preßburger Landtag reiste (V. Preuenhueber, a. a. O., S. 333 ff.) 1615 mit großem Prunk Hochzeit feierte und Ende dieses Jahres in Steyr starb (Die Annalen des Wolfgang Lindner, 1590—1622. Heraus gegeben v. K. Schiffmann. Archiv f. die Geschichte der Diözese Linz, VI. u. VII. Jg. 1910, S. 266), kann sich der Hinweis Preuenhuebers, „jetzo die Gieffingische“ nur auf das Bummerlhaus beziehen, in dem sich noch heute die Kapelle nachweisen lässt (J. Harter, Das Bummerlhaus in Steyr. Unterhaltungsbeilage der Linzer Tagespost, Jg. 1907, Nr. 20) und das sich bereits 1617 im Besitze Niklas Frizlers befand (I. Krenn, Häuserchronik, Diss., a. a. O., Nr. 62).
  48. Preuenhueber, a. a. O., S. 151.
  49. Jahreszahlen an gotischen Bauten sagen uns allerdings nicht immer, wann ein Bau begonnen oder beendet wurde, sie beweisen meist nur eine Bautätigkeit in dem betreffenden Jahr. K. Eder, Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung (1933), S. 126.
  50. Krobath, Die ersten fünf Bürgermeister der Stadt Steyr. VKSt., Heft 15 (Dezember 1955), S. 51—55.
  51. Die Aufzählung aller bisher ermittelten Besitzer der in dieser Chronik angeführten Bürgerhäuser kann wegen Raummangel nicht erfolgen. Es sei verwiesen aus die Arbeiten von E. Krobath (Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs und ihre Besitzer. VKSt., 1956, 1957, 1959) und I. Krenn (Häuserchronik der Altstadt Steyr). Hier ist nur die Anführung der ersten urkundlich erwähnten Besitzer möglich.
  52. Ofner, Das Handwerk der Stadt Steyr in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Wirtschafts- u. Sozialgeschichte des Landes ob der Enns (1959). Phil. Diss. Graz, Maschinschrift, S. 190.
  53. Diesen Scherznamen soll der Steyrer Arzt Dr. Franz X. Krugluger (1775—1855) geprägt haben. E. Guggenberger. Oberösterreichische Ärztechronik (1962), S. 236.
  54. Berndt, Das Bummerlhaus in Steyr, Steyrer Zeitung, Unterhaltungsbeilage v. 30.9.1954. — O. V., Das Steyrer „Bummerlhaus“ in neuem Glanz. Steyrer Zeitung v. 9.12.1954. — Über das Bummerlhaus verfassten noch Arbeiten Klunzinger, Mayer, Tripp u. a.
  55. Krenn, Häuserchronik, Diss. a. a. O., Nr. 63. — V. Preuenhueber, a. a. O., S. 124 f.
  56. Erbaut 1900. Die Pläne lieferte Architekt Anton Gürlich, Wien. I. Krenn, Häuserchronik, Diss. a. a. O., Nr. 68.
  57. Krenn, ebenda.
  58. Krobath, Die Bürgermeister d. Stadt Steyr u. ihre Zeit. VKSt., Heft 16 (Dezember 1956), S 15 ff. — Die Jahreszahl 1525 befand sich vor der Bombardierung über einem Fenster des 2. Stockwerkes im Hof. I. Krenn, Häuserchronik, Diss., a. a. O., Nr. 72.
  59. Zuvernumb (gest. 1.5.1547) war Stadtrichter 1521, Bürgermeister 1522—23, 1527—28, 1531—36. E. Krobath, a. a. O., S. 15.
  60. Harter, Der Zumbherumsche Patriziersitz in Steyr. Unterhaltungsbeilage der Linzer Tages-Post. Jg. 1908, Nr. 6, 6.2.1908.
  61. Dehio, Oberösterreich, a. a. O., S. 336. — I. Krenn, a. a. O., Nr. 73.
  62. Dehio, ebenda, S. 336. — I. Krenn, ebenda, Nr. 75.
  63. Krobath, Die Bürgermeister d. Stadt Steyr u. ihre Zeit. VKSt., Heft 19 (Februar 1959), S. 43—58.
  64. Dehio, a. a. O., S. 337,
  65. Krenn, Häuserchronik, Diss., a. a. O., Nr. 59.
  66. Dehio, a. a. O., S. 337. Auch in diesem Hause bestand eine Kapelle.
  67. Krenn, Häuserchronik, VKSt. (1951), S. 108.
  68. Krenn, ebenda, S. 102. — Dehio, a. a. O., S. 337. Früher Gasthaus zum „Roten Krebsen“.
  69. Siehe Seite 46
  70. Mit dieser Arbeit sollten sie den Nachweis erbringen, dass sie befähigt seien, am Bau der Pfarrkirche mitzuwirken. I. Krenn, Häuserchronik, Diss., Nr. 140. — Am Maßwerk befinden sich Steinmetzzeichen.
  71. Krenn, ebenda, Nr. 145. — V. Preuenhueber, a. a. O., S. 185.
  72. Preuenhueber, a. a. O., S. 84.
  73. „Anno 1538 wurde Gem. Stadt Rathhauß, so vorher ums Jahr 1422 gebauet worden, renovirt, und in der Form, wie es jetziger Zeit stehet, (außer des hintern Stocks) fast gar von neuen aufgeführt“. V. Preuenhueber, a. a. O., S. 258.
  74. Krenn, a. a. O., Nr. 146.
  75. Lenzenweger, Die Entwicklung des Pfarrnetzes der Benediktiner-Abtei Garsten. Theol. Diss., Wien (1939), Maschinschrift, S, 243.
  76. Krenn, a. a. O., Nr. 146.
  77. Ebenda, Nr. 156.
  78. Ebenda, Nr. 154.
  79. Preuenhueber, a. a. £X, S. 76 f. — A. Rolleder, Heimatkunde von Steyr (1894), S. 139.
  80. J. Ofner, Kunstchronik der Stadt Steyr. VKSt., Heft 24 (1963), S. 35.
  81. Der bürgerl. Messerer Stephan Praunauer stiftete 1490 mit 600 Pfund Pfennig im Bürgerspital 4 Wochenmessen. K. Eder, Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung (1933), S. 59 f. — Bei Renovierung des Hauses 1954 wurde im Giebelfeld ein Fresko, darstellend das Zunftzeichen der Messerer (Krone mit 3 Schwertern) freigelegt.
  82. Berndt, Häuserverzeichnis d. Stadt Steyr. Manuskript (o. J.), fol. 186.
  83. Dehio, a. a. O., S. 335.
  84. Dehio, a. a. O., S. 335. — F. Berndt, a. a. O., S. 179.
  85. Heute „Hechtendiele“.
  86. Berndt, Die fünf Hofstätten am Bühel in Steyr. Steyrer Zeitung, Unterhaltungsbeilage v. 12.5.1960.
  87. Anheißer, Das mittelalterliche Wohnhaus in deutschstämmigen Landen (1935), S. 330.
  88. Feuchtmüller, Die gotische Architektur Niederösterreichs; in: Die Gotik in Niederösterreich, herausgegeben von F. Dworschak u. H. Kühnel (1963), S. 177.
  89. OÖ. Landesarchiv, Garstener Archiv, Urkunde Nr. 101, Steyr 1305, III. 17.
  90. H. E. Baumert, Die Wappen der Städte und Märkte Oberösterreichs (1958), S. 46, 55, 85.
  91. August Hinterleitner-Graf, Unter Lauben, Erkern und Schwibbögen. Österreich-Reihe. Bd. 71/72 (1959), S. 56.
  92. Ebenda, S. 56—63.
  93. Möglicherweise lag dieses Haus ursprünglich noch im Burgfried der Styraburg.
  94. Berndt, Die Wehrbefestigungen der Stadt Steyr. VKSt. (1949), S. 28.
  95. Vancsa, Geschichte Nieder- und Oberösterreichs. Bd. 2 (1927), S. 165.
  96. Den Bürgern von Enns wurde gestattet, im Raum zwischen Enns und Steyr Kalksteine zur Ausbesserung der Stadtbefestigung zu sammeln. UOÖ., Bd. 8 (1889), S. 186.
  97. Preuenhueber, a. a. O., S. 119.
  98. Benannt nach dem Apotheker Christian Brittinger. Das Tor wurde im Jahr 1843 abgebrochen. F. Berndt, a. a., O., S. 26.
  99. Tor im Stadtteil „Ort“ oder „Örtl“. Es wurde 1891 demoliert. F. Berndt, ebenda.
  100. Der Schlitz für das Fallgitter wurde zugemauert.
  101. Maher-Kaindl, H. Pirchegger, Geschichte und Kulturleben Österreichs. Bd. 1 (1958), S. 107, 112.
  102. Vancsa, a. a. O., S. 507.
  103. Preuenhueber, a. a. O., S. 131 f.
  104. X. Pritz, Geschichte des Landes ob der Enns. Bd. 2 (1847), S. 721.
  105. Im Jahr 1712 reparierte der bgl. Maler Victorin Aichen die Uhrblätter am Wachthaus. StA., Rp. 1712, fol. 121. — Heute zu einem Restaurant umgestaltet.
  106. Der Name Tabor geht zurück auf die böhmischen Söldner des Jörg von Stein, die hier 1467 Schanzen errichtet hatten (Tabor = Lager, Befestigung),
  107. Preuenhueber, a. a. O., S. 132.
  108. Ebenda, S. 134 f.
  109. Mit der Beseitigung dieser Mauer wurde im Jänner 1857 begonnen. Alois Leopold Anton, Steyr’s Chronik vom Jahre 1836 bis zu Ende des Jahres 1860. Abschrift (1867). StA., Handschriften. S. 229.
  110. Dieses Tor zeigte auf der Brückenseite (zwei Ritter mit Wappenschild und Fahne, zwischen beiden Gestalten die Jahreszahl 1489. (Erneuert 1833 durch den bürgerl. Maler Franz Hasenleithner; „Überschlag für diese zwei Vorstellungen auf dem Ennstor in Fresko zu malen ist der genaueste Preise für beide Gemählter in W. Convenz. Münze zu 34 fl. Stadt Steyr, den 21. März 1833.“ Heimathaus Steyr). E. Eßletzbichler stellte fest, dass die beiden Rittergestalten Kaiser Friedrich III. und Kaiser Maximilian I. darstellen (E. Eßletzbichler, Das einstige Ennstor in Steyr und sein Wappenschmuck. OO. Heimatblätter 1949, S. 169 ff.). Eine abgeänderte Nachbildung des Freskos von Prof. O. Götzinger schmückt seit 1949 das Schlossbergtor. Stadtseitig zeigte das Tor den Steyrer Panther und das Wappen Österreichs. Im Jahr 1864 wurde das Tor unter der Leitung des Stadtbaumeisters Karl Gutbrunner zum Leidwesen der Steyrer abgetragen. Ein unbekannter Dichter ließ das Ennstor zum Abschied klagen: „Leb‘ wohl, du alte Eisenstadt, von dir muß ich jetzt scheiden, mit G’walt werd‘ ich jetzt demoliert, daran sind schuld die Zeiten. So manchem steh‘ ich jetzt im Weg, man will ja breite Straßen, zu schmal ist fast a jeder Weg, das Enge tut man hassen …“ (O. V., Von alten Stadttoren in Steyr. Steyrer Zeitung v. 29.8.1926).
  111. Diese Mühle bestand schon im 13. Jahrhundert. 1287 besaß sie Markart d. Preuhafen, F. Berndt, Die Steyrburg. Steyrer Volksstimme v. 12.10.1938.
  112. Preuenhueber, a. a. S. 150.
  113. Berndt vermutet, dass dieses Tor schon im 13. Jahrhundert vorhanden war. Das Tor, abgebrochen 1829, zierten der Doppeladler, das Wappen Unterösterreichs und der steyrische Panther. Eine lateinische Inschrift erinnerte an den Wiederaufbau (1728, Chronogramm) nach beim Brand des Jahres 1727. F. Berndt, ebenda.
  114. Mit dem Abbruch der Mauer bei der Stadtpfarrkirche wurde im November 1848 begonnen. Den Schutt verwendete man zur Ausfüllung des Stadtgrabens. A. L. Anton, a. a. O., S. 149.
  115. Am 1. 6. 1871 wurde mit der Zuschüttung des nördlichen Stadtgrabens (Promenade) begonnen. J. Kautsch. Aus den Aufzeichnungen eines Steyrer Bürgers. Steyrer Geschäftskalender 1917, S. 163 f.
  116. Die Demolierung dieses Tores wurde am 9. 11. 1846 in Angriff genommen. A. L. Anton, a. a. O., S. 81. — Eine Verstärkung der Toranlagen erfolgte in den Jahren 1610 und 1619. Lindner, Annalen, a. a. O., S. 202, 352.
  117. Berndt, Wehrbefestigungen, a. a. O., S. 30.
  118. Preuenhueber, a. a. O., S. 218.
  119. Mit der Abtragung des Garstnertores begann im Herbst 1846 Dr. Jakob Kompaß (Bürgermeister 1864/65), der im Torgraben ein Haus erbaute (Brucknerplatz Nr. 3). Erst im Jahr 1852 wurden die letzten Reste des Tores beseitigt. I. Kautsch, a. a. O. (1913), S. 104. — F. Berndt, a. a. O. S. 30. — Die von Preuenhueber für das Pfarrtor gebrauchte Bezeichnung „St. Gilgentor“ ging später auf das Garstnertor über. Nach F. Berndt wurden Pfarr- und Garstnertor als eine Einheit aufgefasst und beide Tore zusammen als St. Gilgentor bezeichnet. So schreibt Pritz 1837: „Ein anderes Thor ist das Pfarr- und Gilgenthor (St. Aegydithor) …“ (F. X. Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr, 1837, S. 15). Berndt, a. a. O., S. 30.
  120. L. Anton, a. a. O., S. 62.
  121. Benannt nach einer Hufschmiede, die sich in der Nähe befand. Demolierung des Tores im Jahr 1855. A. L. Anton, a. a. O., S. 220.
  122. Das noch im alten Bauzustand befindliche Tor trägt die Jahreszahl 1480.
  123. Obergottsberger, Bomben auf Steyr. Steyrer Zeitung v. 27.2.1964.
  124. Die Mauern waren vermutlich nicht sehr hoch. Zur Zeit des Bauernaufstandes im Jahr 1596 wurden nämlich die Viertelmeister in der Gleinker- und Siechengasse und am Wieserfeld vom Rat aufgefordert, die Unrathaufen an den Stadtmauern beseitigen zu lassen, weil sie sonst leicht erstiegen werden könnten. Sogar die Schießöffnungen waren mit Unrat verstopft. StA., Ratsprotokoll v. 25.11.1596 S. 522.
  125. Wieserfeldplatz Nr. 5.
  126. Auch Krenklmüllertor genannt, abgebrochen 1843. A. L. Anton, a. a. O., S. 59.
  127. Berndt. Die Doktormühle in Steyr. Steyrer Zeitung v. 14.1.1930.
  128. Das Fresko an der Innenseite zeigte die hl. Dreifaltigkeit, Maria und Franz Xaver. Eine lateinische Inschrift besagte: „Wenn der Herr die Stadt nicht behütet, so wachet der Wächter umsonst“. A. L. Anton, a. a. O., S. 67 f. — Die im September 1814 durchgeführte Abtragung des Tores wurde von den Bewohnern der Vorstadt Steyrdorf schmerzlich empfunden. Der Volksdichter Nagl verfasste aus diesem Anlass ein Gedicht, das den Abschied des Frauentores von der „Schmiedstadt Steyr“ zum Inhalt hat: „So zieh‘, wenn nichts mehr ist von mir vorhanden, zieh‘ ungehindert fort, du neue Zeit. Man wird einst sagen: Hier ist’s Frauentor gestanden, es fiel als Opfer der Bequemlichkeit.“ (O. V., Von alten Stadttoren in Steyr. Steyrer Zeitung v. 29. 8. 1926.) An dieses Tor erinnert noch heute die Frauenstiege.
  129. Schnalle = Maut.
  130. So z. B. in den Jahren 1522, 1554, 1572, 1727, 1842.

 

Abkürzungen: StA. = Stadtarchiv Steyr. UOÖ = Urkundenbuch des Landes ob der Enns. VKSt. = Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr. Hs. = Handschrift.

 

Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 25, Dezember 1964

 

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