Die Eisenstadt nach dem Bauernkrieg von 1626

(Aus: Der Aufstand von 1596 und der Bauernkrieg von 1626 in und um Steyr)

Von Volker Lutz

 

Mit der Abnahme des Kopfes des hingerichteten Stadtrichters Wolf Madlseder und dem Zugeständnis eines christlichen Begräbnisses aller Körperteile am 22. September 1628, kann man den Bauernkrieg in der alten Eisenstadt als beendet ansehen.1)

Durch den Vertrag vom 22. Februar 1628 wurde Oberösterreich vom bairischen Kurfürsten dem Kaiser als angestammten Landesherrn, wiederum zurückgegeben. Maximilian von Bayern war für seine Kriegskosten mit der Pfalz, entschädigt worden. Die Pfandschaft Oberösterreichs an die Bayern und das Wüten der Soldateska in einigen Landstrichen war ja eine der Ursachen des Bauernkrieges von 1626 gewesen. Am 5. Mai 1628 erfolgte in Linz unter feierlichem Gepränge die Übergabe nebst Erbhuldigung an Ferdinand II. Seitens der Eisenstadt Steyr nahmen Bürgermeister Frizler, der Stadtschreiber Sonnenwald und die Ratsherren Aumayr und Hienerstorfer teil. Zum gleichen Anlass wurde in der Steyrer Pfarrkirche ein festlicher Gottesdienst abgehalten. Bis zum 2. Juni verließ die bairische Besatzung, darunter auch die gefürchteten „Kroaten“ die Stadt.2)

Der ehemalige Protestant und nun sehr aktive katholische Bürgermeister Frizler versuchte, das ohnedies verminderte protestantische Element in Steyr gänzlich zu vernichten. So beantragte Frizler in der Ratssitzung vom 8. Juli 1628 einen eigenen Friedhof für die „Unkatholischen“ errichten zu lassen. Dieser Vorschlag wurde genehmigt, kam aber später nicht zur Ausführung. Der von den Protestanten schon im vorigen Jahrhundert gestaltete Taborfriedhof wurde von Abt Spindler von Garsten am 31. August 1628 geweiht.3)

Am 30. September 1628 wurde der Magistrat der Stadt Steyr beauftragt, hinsichtlich von zehn Anfragepunkten den kaiserlichen Kommissären Aufklärung zu geben.

Die Amtsrechnungen der „alten Eisengewerkschaft“ der letzten fünfzig Jahre seien zu prüfen; desgleichen die Darlehen, die man im gleichen Zeitraum bekommen bzw. gegeben habe. Darüber hinaus sei den Ursprüngen des lutherischen Prädikanten- und Schulwesens nachzugehen.

Ein wichtiger Punkt war die Frage, ob die Stadt den Bauern, die sich gegen die kaiserliche Majestät vergangen hätten, Hilfe in Form von Geld, Munition und Waffen geleistet hatte. Im zu bejahenden Fall, wie viel dies gekostet hätte und welche Absicht darin gelegen wäre. Die Repräsentationskosten der Stadtverwaltung mussten überprüft werden, ob „nicht viel Geld durch gehaltene Mahlzeiten und Gastereien unnützlich verschwendet“ worden sei.

Als 9. Punkt wären die Personen anzugeben, welche die Stadtämter „bedient“ hätten und somit Urheber der Schuldenlast seien.4)

Die Beantwortung aller dieser Anfragen machten den Verantwortlichen der Stadt große Schwierigkeiten, vor allem deshalb, weil die früheren Amtsverweser nicht mehr greifbar oder nicht mehr am Leben waren. Es wurde ein Ausschuss gebildet, dem Mitglieder des Inneren Rates, der Buchhalter der Eisenhandelsgesellschaft Matthias Abele, dann Valentin Preuenhueber und andere angehörten. Alle Raitbücher und Amtsrechnungen wurden als Unterlagen herangezogen, und die Stellungnahme konnte termingerecht den Kommissaren überreicht werden.

Am 8. Dezember 1628 wurde auch der Witwe nach Dr. Lazarus Holzmüllner gestattet, den aufgesteckten Kopf ihres Mannes abzunehmen. Der gesamte Leichnam wurde dann im Bruderhaus bestattet.5)

Am 26. Dezember 1628 war wiederum Ratswahl. Sie stand unter der Aufsicht der Kommissare, dem Abt Anton Spindler von Garsten und dem Rentmeister der kaiserlichen Herrschaft Steyr Adam Wolf. Kaspar Reinhard wurde Stadtrichter und Dr. Balthasar Grienwaldt Stadtschreiber.6)

Bekanntlich hatte Bürgermeister Johann Mayr von Puchenau zu Lindenfeld Ende Juli 1627 sein Amt, das er zwei Jahre und sieben Monate innegehabt hatte, zur Verfügung gestellt. Adam Graf Herberstorff, damals noch Statthalter des bairischen Kurfürsten, hatte am 17. August des gleichen Jahres Mayrs Rücktrittsgesuch genehmigt. Mayr kehrte als Rentamtsgegenschreiber zu seinem früheren Dienstgeber, der Herrschaft Steyr, zurück.7)

So kam es am 3. September 1627 zu einer Bestellung hinsichtlich des Bürgermeisteramtes. Auf Befehl der bairischen Räte wurde Niklas Frizler Bürgermeister und Johann Spindler Stadtrichter. Die Liste des äußeren Rates und der „Gnannten“ zeigt Namen von Bürgern, deren Haltung in der Gegenreformation und im Bauernkrieg nicht als regierungsfreundlich bezeichnet werden konnte. Es scheint, dass deren Verhalten nicht geahndet worden war, bzw. dass diese restlos von den kaiserlichen Kommissaren begnadigt worden waren.8)

In der Ratswahl vom 30. September 1628 folgte auf Niklas Frizler der Bürger Cosmas Mann als Bürgermeister, der diese Position schon einmal innegehabt hatte.9)

Am 7. Mai 1629 bekamen Niklas Frizler, Johann Spindler und Hans Lutz einen städtischen Verweis, weil sie eigenmächtig im Haus des Niklas Praunfalk eine Ratssitzung abgehalten hatten.10)

Bis Ende 1629 verblieb Cosmas Mann im Bürgermeisteramt. Auch für das folgende Jahr war er durch Wahl zum Stadtoberhaupt bestimmt worden, doch der Wahlkommissar Abt Spindler erhob gegen den Obervorgeher der Eisengewerkschaft erfolgreich Einspruch, sodass am 9. Jänner 1630 Niklas Frizler wiederum zum Bürgermeister der Eisenstadt eingesetzt wurde. Die Stadtverwaltung protestierte vergebens gegen diese Entscheidung.11)

Auf seiner Reise zum Reichstag nach Regensburg besuchte Ferdinand II. im Juli 1630 mit großem Gefolge die Stadt Steyr. Jakob Zetl gibt in seiner Chronik ausführlichen Bericht.12)

Am 21. Juni war eine Ratswahl anberaumt worden, aus der Marx Wuschletitsch als Bürgermeister und Kaspar Reinhard als Richter hervorgingen. Doch Abt Spindler erhob wieder Einspruch. Darauf wurde vom Wiener Hof entschieden, Niklas Frizler zum Bürgermeister und Johann Spindler zum Richter zu „machen“. Ähnlich 1630 war Frizler wieder unter Missachtung der wählenden Ratsherren zum Bürgermeister aufgestiegen. Wuschletitsch und Reinhard verblieben aber im Inneren Rat.13)

Die Ratswahl vom 15. Dezember 1630, für das Jahr 1631, gab keine Veränderung in den höchsten Stellen.14)

Im August und September 1630 wurde den Jesuiten eine Reihe von Häusern in Steyrdorf für die Errichtung eines Klostergebäudes überlassen. Die Dominikaner erhielten dagegen zwei Häuser am Grünmarkt, an deren Stelle sie den Kreuzgang für ihr bestehendes Kloster zu bauen beabsichtigten.15)

Am 31. März 1631 besuchte Erzherzog Leopold mit seiner Gattin Steyr. Er stieg im „Hirschenhaus“ (heute Stadtplatz Nr. 11) ab.16)

Die Armut der Stadt Steyr zeigt am besten die Auskunft, als Rüststeuer gefordert wurde. Die Zahlung dieser ist „der so gar verarmten und ganz ausgesaugten Bürgerschaft und Gemeinde eine Unmöglichkeit!“17)

Vom 15. Jänner bis zum 30. Juni 1632 waren vier Fähnchen Fußvolk in Steyr einquartiert. Die Versorgung belastete zusätzlich die ohnedies strapazierten Stadtfinanzen, denn jeder Soldat bekam täglich eineinhalb Pfund Fleisch, zwei Kannen Bier und um zwei Kreuzer Brot. Die Offiziere hatten Anspruch auf doppelte Rationen. Um diese Leistungen der Stadt überhaupt zu ermöglichen, wurden die benachbarten Klöster und Herrschaften in einem kaiserlichen Befehl aufgefordert, einen Beitrag zu leisten, dem sie aber nicht nachkamen.18)

Mit der Einquartierung im Jahre 1632 war die Belastung für die Stadt Steyr nicht zu Ende. Ein Jahr darauf garnisonierten vier Fähnchen Fußvolk über vier Monate lang in Steyr.19)

Niklas Frizler war Ende 1633 Stadtoberhaupt. Das Jahr 1634 war herangekommen, ohne eine Wahl einzuberufen. Erst am 12. März 1634 kam es zur Elegierung, die wiederum unter Aufsicht von Kommissären, diesmal des Landeshauptmannes, des Vizedomes und des Landschreibers stattfand. Erst am 5. Mai wurde bekannt, dass Cosmas Mann zum Bürgermeister gewählt worden war und dass sich dieser am 26. Mai zur Leistung des Amtseides nach Linz zu begeben hätte.20)

Ohne Wiederwahl durch Bestellung seitens des Landeshauptmannes war Cosmas Mann Richter bis Ende 1635, obwohl er wegen Kränklichkeit das Amt nicht mehr bekleiden wollte.21)

Im Oktober 1634 musste das baufällige Rathaus ausgebessert werden. Der Aufenthalt in den Kanzleiräumen war schon lebensgefährlich geworden.22)

Hans Simon Stecher wurde am 2. Oktober 1634 probeweise als Schulmeister angestellt. Er bekam zwar eine Unterkunft, aber seinen Lohn solle er von den Schulkindern fordern „wie die anderen Schulmeister!“23)

Am 24. August 1634 wurde Cosmas Mann von Ferdinand II. in den rittermäßigen Adel mit dem Prädikat „von Mannsperg“ erhoben.24)

1634 hatte Steyr, wie schon mehrmals, unter dem „schwarzen Tod“ zu leiden. Obwohl die Seuche bekämpft wurde, forderte sie in der Stadt 200 Opfer. Am 6. Oktober 1634 wurde eine Liegenschaft bei Ennsdorf von der Herrschaft Steyr als Begräbnisstätte angefordert, doch mussten die Körper der an der Pest Gestorbenen tiefer als sonst in die Erde versenkt werden. Im Bürgerspital selbst sind an der „leidigen Seuche“ 18 Personen gestorben, Am 13. Dezember 1634 beschloss der Rat der Stadt über Ansuchen des Stadtpfarrers, dem Kaplan, der die Pestkranken zu betreuen hatte, monatlich 15 Gulden auszuzahlen.25)

Im Jahre 1634 war die finanzielle Lage der Stadt so trist, dass nicht einmal dem höchsten Beamten der Stadtverwaltung, dem Stadtschreiber Balthasar Grienwaldt das Gehalt ausbezahlt werden konnte. Er wurde vertröstet. Auch andere Bedienstete mussten warten. Ein Stadtmaurer wurde aufgenommen, doch wurde ihm bedeutet, auf Entlohnung könne er nicht rechnen.26)

Am 20. Jänner 1635 wurde in Anwesenheit des Abtes von Garsten, des jungen Grafen Tilly und seiner Gattin die Sebastiansbruderschaft gegründet.27)

Im Februar 1635 hatte der Rat der Stadt Steyr Auseinandersetzungen mit den Bierbrauern, die sich über die Besteuerung ihres Getränkes beklagten. Ihnen wurde Arrest angedroht, wenn sie ihre Beschwerde nicht zurückzögen. Darüber hinaus mussten die Bierbrauer 100 Reichstaler Strafe erlegen, weil sie in den letzten vier Jahren ihren Verpflichtungen über die Angaben hinsichtlich der Braumenge nicht nachgekommen waren.28)

Nach den Ratswahlen und dem Bericht des Landeshauptmannes Kufstein an die Stadt, am 29. Februar 1636, wurde die Wahl Niklas Frizlers zum Bürgermeister und des Bürgers Gottlieb Hoffmann zum Stadtrichter bestätigt. Am 7. März musste Frizler beim Landeshauptmann den Amtseid ablegen.29)

Auch die Wahlen für das Amtsjahr 1639 wurden nicht zielstrebig angegangen. Eine diesbezügliche Anfrage vom 13. Dezember 1638 beim Landeshauptmann brachte kein Ergebnis, desgleichen die vom 2. März 1639. Die Wahl für 1639 wurde dann am 8. Juni 1639 vorgenommen! Um eine solche Verzögerung zu vermeiden, suchte der Rat schon am 24. Oktober 1639 für die Wahl 1640 an.30)

Die alljährlichen Ratswahlen waren mit Unkosten verbunden, über Bitten der Steyrer Stadtverwaltung wurde am 31. März 1639 genehmigt, aus diesen Gründen die Ratswahl alle zwei Jahre durchzuführen.31)

Die Regelung der Bürgermeisterwahl und der Bestellung des Stadtrichters wurde so geregelt, dass Ersterer nun eine zweijährige Amtszeit haben sollte, der Stadtrichter aber nur ein Jahr im Amt verbleiben sollte.32)

Bürgermeister Cosmas Mann musste die Feststellung machen, dass seitens der Ratsmitglieder die Sitzungen immer spärlicher besucht wurden. Am 21. Juni 1639 waren nur fünf Ratsherren anwesend. Um diesen Übelstand zu beseitigen, wurde beschlossen, einen kaiserlichen Befehl anzustreben.33)

  1. Zetl, S. 99. —
  2. Krobath, VKST 23/1962, S. 41. — Zetl, S. 96. — „Kroaten“ waren keine Kroaten, sondern Polen aus der Landschaft Crobatia bei Krakau, Stieve S. 64, Anm. 1. — Ihre Hauptwaffe war die Lanze.
  3. RP 1628/87 u. 106. — Krobath, a. a. O. S. 42. —
  4. Zetl, S. 99. —
  5. Zetl, S. 101. —
  6. Zetl, S. 101 f. —
  7. StA; Mittelkasten 10, Nr. 487. — Pritz 1857, S. 275. — Zetl, S. 90 f. —
  8. Zetl, S. 91. — Zu Niklas Frizler, E. Krobath, VKST 23/1962, S. 39 ff. —
  9. zu Cosmas Mann, E. Krobath, VKST 22/1961, S. 9 ff. —
  10. Zetl, S. 104. —
  11. Krobath, a. a. O. S. 40. — StA; Mittelkasten, Lade 10, Nr. 487 und 495. —
  12. Zetl, S. 107. — Krobath, VKST 23/1962, S. 40. —
  13. Zetl, S. 109. —
  14. Zetl, S. 114. —
  15. Zetl, S. 110, 111 u. 114. —
  16. Zetl, 114. —
  17. Zetl, S. 115. — E. Krobath, a. a. O. S. 43. —
  18. RP 1634/34 u. 115. — Zetl, S. 119. —
  19. Pritz, S. 286. —
  20. RP 1634/36 u. 38. — StA; Nr. 521, 523 und 526; Mittelkasten, Lade 10. —
  21. RP 1634/17. — StA Nr. 553. —
  22. RP 1634/101. —
  23. RP 1634/99. —
  24. RP 1634/330. —
  25. RP 1634/102 u. 137. — Zetl, S. 125. —
  26. Krobath, VKST 22/1961, S. 25. — RP 1634/46, 64 u. 132.
  27. Zetl, S. 135. —
  28. RP 1635/23 und 115. —
  29. StA; Nr. 554; Mittelkasten, Lade 10. —
  30. RP 1639/2, 105 u. 218. —
  31. StA; Nr. 544; Mittelkasten, Lade 10. —
  32. Pritz 1837, S. 290. —
  33. RP 1639/132. —

Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 33, 1976

Rate this post
Print Friendly, PDF & Email