(Aus: Der Aufstand von 1596 und der Bauernkrieg von 1626 in und um Steyr)
Von Volker Lutz
Das Land ob der Enns war durchwegs protestantisch, als es als Pfand an den bairischen Kurfürsten kam. Von den Grundherrschaften waren außer den stiftlichen, den kaiserlichen und den, den Bischöfen von Passau und Bamberg unterstehenden nur neun katholisch. In der Eisenstadt selbst waren nur achtzehn arme Bürger katholisch. In anderen Städten und Märkten gab es ähnliche Verhältnisse.1)
Kaiser Ferdinand II. hatte im Kampf gegen die böhmischen Stände die Hilfe Maximilians I. angefordert und erhalten. Im Vertrag vom 8. Oktober 1619 hatte er mit dem bairischen Kurfürsten vereinbart, dass dieser unter anderem auch das Land Oberösterreich bis zur Erstattung der Kriegskosten innehaben sollte.2)
Am 24. Juli 1620 brachen zirka 24.000 Mann in Oberösterreich ein. Am 1. August erreichte die Besatzungsmacht die Stadt Wels, am 5. August kamen die Bayern nach Linz. Am 17. August wurde die Eisenstadt von sieben Fähnchen Fußvolk besetzt, die alle vom Regiment Anhalt stammten und durchwegs Franzosen und Niederländer waren. Oberst Gallas forderte den Bürgern die Schlüssel zum Rathaus, zum Zeughaus und zu den Stadttoren ab.3)
So übernahm Maximilian das Regiment im Lande und richtete die Verwaltung nach seinen Vorstellungen ein. Er setzte einen Statthalter mit Räten und in Angleichung an die frühere Verfassung einen Vizedom, einen Landschreiber und einen Landanwalt ein.4)
Während der ganzen Pfandschaft war Adam Graf von Herberstorff Statthalter. Zuerst war der kaiserliche Rat Hans Adam Gienger zu Wolfsegg Vizedom, ab Februar 1622 übernahm der bairische Rat Georg Pfliegl von Goldenstein dieses Amt. Seit 1610 war der frühere Hofrichter von Kremsmünster Georg Müllner Landschreiber. Die Landanwaltschaft bis 1625 behielt der kaiserliche Hofkammerrat Johann Baptist Spindler von und zu Hofegg, bis diesem Joachim Enzmillner folgte.5)
Adam von Herberstorff stammte aus einem alten steirischen Freiherrengeschlecht. In den achtziger Jahren des 16. Jahrhunderts geboren, studierte er am Gymnasium in Lauingen und dann an der Universität in Straßburg. Die strenge Rekatholisierung seiner Heimat durch Ferdinand II. hatte den Protestanten Herberstorff veranlasst, Innerösterreich zu verlassen. Die Jesuiten konnten 1616 Herberstorff zu einem Glaubenswechsel bewegen. Er heiratete die Witwe Maria Salome nach dem Reichsmarschall Veit von Pappenheim. Sein Stiefsohn war der berühmte Feldherr Gottfried Heinrich zu Pappenheim. Ab dieser Zeit war er den beiden Konfessionen gleich zugetan. Beim Einfall in Oberösterreich hatte er den militärischen Rang eines Obersten inne. Sein Stiefsohn begleitete ihn als Oberstleutnant.6)
Das Verhältnis Herberstorffs zu den oberösterreichischen Ständen war immer ein gespanntes. Die Bauern dagegen konnten sich bis zum Beginn des Aufstandes von 1626 über Herberstorff nicht beschweren. Erst dann schlug die Stimmung um, als sich Herberstorff von den kaiserlichen Kommissaren als Werkzeug der Gegenreformation benützen ließ.
Den Untertanen war er meist freundlich gesinnt, sodass sich sogar ein bairischer Beamter über Herberstorffs schonende Vorgangsweise gegen diese beklagte.7)
In Steyr selbst wurde für das Jahr 1620 keine Richterwahl durchgeführt. Joachim Händl verblieb weiterhin Bürgermeister und der 1618 bestellte Wolf Madlseder Richter.8)
Große Schwierigkeiten bereitete die Verpflegung der einquartierten Soldaten. Kurfürst Maximilian hatte befohlen, die Besatzung auf die Orte mit fester Ummauerung aufzuteilen, um gegen das „Auslaufen“ des Militärs sicher zu sein.9)
Das wilde Soldatenvolk neigte zu Ausschreitungen, obwohl Maximilian I. und Herberstorff diese sehr streng ahndeten.10)
Die Bürger Georg Dill und Hans Lutz versuchten am 18. Oktober im Aufträge des Rates durch die Übergabe eines Memorials in Linz, die Steyrer Bürgerschaft von der Einquartierung zu befreien.11)
Zu Ostern 1622 wurde die Gattin des Matthäus Hutter auf der Ennsbrücke durch eine Musketenkugel getötet.12) Im gleichen Jahr wurde die Versorgung der Bevölkerung immer schwieriger. Andererseits sank der Wert des Geldes immer mehr. Wie Zetl mitteilt, sind schon in aller Frühe oft bis zu einhundert Menschen vor den Brotläden gestanden.13)
Doch die Einquartierungen nahmen kein Ende. Am 6. Juli 1622 kamen weitere dreihundert Reiter nach Steyr. Die steigenden Besatzungskosten belasteten den städtischen Haushalt immer mehr. Eine weitere große Geldausgabe verursachte der Besuch des Kaisers am 2. November 1622. In dieser Zeit konnte kein Fleisch mehr in die Stadt gebracht werden. Die Bürger mussten sich selbst in Sierning, in der Raming und in Steinbach versorgen. Der Wochenmarkt fiel wegen Fehlen der Belieferung aus.
Im Jahr 1622 blieben die Stadtämter mit den gleichen Personen besetzt.14)
Der Einmarsch der bairischen Truppen brachte eine Stärkung der katholischen Partei in Steyr mit sich. Schon im Oktober 1621 waren die wenigen Katholiken in der Eisenstadt von der Quartierlast befreit worden. Lindner erzählt für Ostern 1621, dass in der Pfarrkirche einhundert Kommunikanten gezählt worden waren. Die meisten waren sicherlich Opportunisten.15)
Das Jahr 1623 brachte eine Steigerung der Teuerung mit sich, zumal weiteres Fußvolk einquartiert werden mußte.16)
Auch für das Jahr 1624 wurden keine neuen Stadtverordneten gewählt.17)
Trotz des Reformationspatentes erkannten die Steyrer Protestanten nicht die Zeichen der Zeit. Sie machten sich dagegen vielmehr über die katholischen Bräuche lustig. Am 4. Mai 1624 wurde in Steyr von zwölf katholischen Bürgern, darunter auch Jakob Zetl, die Armen-Seelen-Bruderschaft gestiftet und deren Gründung pflichteifrigst nach München gemeldet.18) Dem aus Steyr ausgewiesenen protestantischen Prädikanten ließ der Rat zusätzlich zu seiner Besoldung eine Remuneration von einhundert Gulden zukommen!19)
Am 30. August 1624 erließ Graf Herberstorff für das Land ob der Enns das endgültige Reformationspatent, das unter anderem auch die endgültige Ausweisung der evangelischen Prediger und die Schließung der protestantischen Kirchen beinhaltete.20)
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf am 9. Oktober 1624 die Reformationskommission in Steyr ein.21) Die Mitglieder dieses Gremiums waren Graf Herberstorff, der Abt zu Göttweig Dr. Georg Falb, der Verwandte des Garstner Abtes Johann Spindler von und zu Hofegg und Constantin Grundemann von Falkenberg. Falb selbst kannte die Steyrer Verhältnisse sehr gut, war er doch hier geboren, in Garsten aufgewachsen und im dortigen Stift gewesen, bis er 1612 als Prälat nach Göttweig berufen worden war.21)
Am 12. Oktober besichtigten die Kommissäre überraschend die Schulkirche und fanden dort einen protestantischen Gottesdienst vor. Der Prädikant, der gerade dem Volk die Beichte abnahm, wurde aus dem Gotteshaus vertrieben. Unter militärischer Assistenz wurde noch am gleichen Tag der Bevölkerung neuerlich das Reformationspatent zu Gehör gebracht.
Den Schulmeistern und Prädikanten wurde dabei neuerlich aufgetragen, Steyr und das obderennsische Land binnen acht Tagen zu verlassen. Ende Oktober waren die Prediger „abgeschafft“.22)
Den Dominikanern wurde am 10. November die Schulkirche zurückgegeben und von Dr. Falb neu eingeweiht. Die Protestanten, die so ihr Gotteshaus verloren hatten, besuchten nunmehr den Gottesdienst in Dorf an der Enns.23)
Herberstorff verließ bald die Stadt, hinterließ aber fünf Fahnen Fußvolk und seine Leibwache um die „Lutheraner zur catholischen Religion zu bringen!“ Am 20. Dezember 1624 war ein neuerliches Patent notwendig das die protestantischen Gottesdienste verbot und zum Besuch der katholischen Messen aufrief.24)
Doch die Steyrer Protestanten beharrten auf der Ausübung ihrer Konfession. Am 20. Jänner 1625 kamen Herberstorff und Dr. Falb neuerlich in die Eisenstadt. Die Bürger wurden aufgefordert, nun endgültig zum rechten Glauben überzutreten, ansonsten sie das Land verlassen müssten. Den Ratsherren wurde der Vorwurf gemacht, dass durch ihre Misswirtschaft die einst reiche Stadt in große Schulden geraten sei und dass sie mit den oberösterreichischen Ständen konspiriere. Auch der haltlose Verdacht, die Steyrer machen mit den Türken gemeinsame Sache, wurde laut.25) Darüber hinaus seien die Stadtämter sofort mit treuen Katholiken zu besetzen.
Am 27. Jänner 1625 wurden in Steyr über Befehl des wiederum anwesenden bairischen Statthalters Herberstorff, Bürgermeister, Richter und Räte aus ihren Ämtern, die sie schon seit 1619 innegehabt hatten, entfernt. Von den Reformationskommissären, die nun immer mehr in die städtische Verwaltung eingreifen sollten, wurde Johann Mayr von Puchenau zu Lindenfeld, der Gegenamtsschreiber der Herrschaft Steyr, zum Bürgermeister eingesetzt.26)
Den beabsichtigten Rekatholisierungsmaßnahmen widersprechend, wurde der bisherige, langjährige Bürgermeister Joachim Händl, der ehemalige Stadtrichter Wolf Madlseder, Kaspar Reinhard — alle bekannte Protestanten — darüber hinaus Kosmas Mann, Adam Gruber und Jakob Spindler in den inneren Rat berufen. Auch der äußere Rat wurde durch neue Mitglieder, darunter Hans Himmelberger, ergänzt. Am 30. Jänner 1625 wurden dem neuen Bürgermeister als Insignien seines Amtes die Siegellade samt den Schlüsseln für die Ratsstube zugestellt. Am gleichen Tage reisten die Kommissare ab und überließen die Eisenstadt einem ungewissen Schicksal. Am 31. Jänner traten die neubestellten Gremien zu ihren ersten Sitzungen zusammen.27) Die willkürlichen Umbesetzungen sollten im Sinne der Gegenreformation endlich eine katholische Mehrheit in den Ratsversammlungen geben. Diese Maßnahmen waren von Erlässen und Verordnungen begleitet. Dem bisher protestantisch dominierten Rat war es immer gelungen, der Rekatholisierung Hindernisse in den Weg zu legen. Die geänderte Lage wurde für die Protestanten noch schlechter, als der ehemalige Stadtschreiber von 1602 bis 1610, der Katholik Nikolaus Praunfalk, als Stadtanwalt in das Rathaus zurückkehrte.23)
Mit der Einsetzung des Johann Mayr als Bürgermeister war die wichtigste Position in der Stadtverwaltung mit einem geeichten Katholiken besetzt worden.
Stadtrichter wurde statt Wolf Madlseder der ehemalige Protestant Nikolaus Frizler, der erst zu Weihnachten 1620 der „lutherischen Häresie“ abgesagt hatte. Der nunmehrige Stadtschreiber Johann Jakob von Sonnenwald wusste sich bei den Reformationskommissären so unentbehrlich zu machen, dass sie ihn in den inneren Rat entsandten, was den Rechtsnormen widersprach, üblicherweise war dem Stadtschreiber ein Sitz in jedem der beiden Ratsgremien verwehrt.29)
Nachdem die Stadtverwaltung im katholischen Sinn organisiert worden war und die neubestellten Ratsmitglieder den Amtseid geleistet hatten, mussten auch die Bürger den Schwur auf Treue und Gehorsam ablegen.30)
Diese Vorgänge in der Eisenstadt haben mit dem späteren Bauernkrieg keinen direkten Zusammenhang, können aber der Erklärung dienen, warum sich eine Stadt von dieser Bedeutung den aufständischen Bauern anschließen konnte. Durch weitere Veranlassungen der katholischen Seite wurde die Lage in Steyr noch gespannter. Am 18. März 1625 wurde ein strenger Befehl an die Viertelmeister verlesen, der vor allem gegenreformatorische Aktionen verlangte. Darüber hinaus durften die Steyrer Handwerker ihre Versammlungen nur mehr mit Genehmigung des Bürgermeisters und im Beisein eines Ratskommissars abhalten.31) Wenn man die Eigenständigkeit der Steyrer Zünfte kennt, ersieht man, welchen Eingriff diese Maßnahme darstellte.
Die Landstände ahnten die weitere Entwicklung voraus, sollte der Druck der rigoros durchgeführten Gegenreformation weiter andauern. Sie sandten sogar eine Delegation an den kaiserlichen Hof nach Wien, um Ferdinand II. zu veranlassen, den härtesten Maßnahmen seiner Kommissare Einhalt zu gebieten. Von den Aktionen der Gegenreformation scheint Ferdinand den bairischen Kurfürsten nicht verständigt zu haben. Bei Maximilian hatte man fast den Anschein, dass er gegen eine Restauration der katholischen Religion war, denn Unruhen konnten seine Herrschaft gefährden. Später hatte er sogar verlangt, dass Ferdinand selbst die Verantwortung für seine Maßnahmen übernehme. Auch Herberstorff widerstrebte zunächst, doch bekam er von seinem bairischen Herrn den Befehl, Ferdinand zu gehorchen, um die Pfandschaftsrechte in Oberösterreich nicht zu gefährden.32)
Bei dieser Gesandtschaft an den kaiserlichen Hof nach Wien sollte auch ein Vertreter der an einer Erleichterung interessierten Stadt Steyr teilnehmen, doch die bisherigen Maßnahmen hatten den Bürgern den Mut für Interventionen genommen, sodass kein geeigneter williger Mann gefunden werden konnte. Nur der Stadtkämmerer Hans Himmelberger wurde mit einer schriftlichen „Protestation“ nach Linz gesendet.33)
Wie befürchtet halfen weder Beschwerden noch die Gesandtschaft. Die katholischen Maßnahmen wurden dagegen verschärft. Die „unkatholischen“ Insassen des Bürgerspitales und des Bruderhauses wurden in der katholischen Religion unterwiesen und zum Gebete angehalten.34)
Ende September 1625 langte in Steyr ein Befehl ein, alle Mitglieder des Rates zur Zeit der „Rebellion“ — d. h. zur Zeit der Reformation — sollten nach Linz kommen. Das Schicksal des früheren Bürgermeisters Michael Aidn vor Augen habend, wurde dieser unmissverständliche Auftrag als Bedrohung aufgefaßt.35)
Am 10. Oktober 1625 hatten sich die Steyrer Bürger in der Pfarrkirche zu versammeln, um ein weiteres kaiserliches Patent zur Kenntnis zu nehmen. Damit niemand das Gotteshaus verlassen konnte, wurden dessen Tore versperrt und versiegelt. Das Patent lautete auf Auswanderung, wenn sich die Bewohner nicht bis Ostern 1626 zur alleinseligmachenden katholischen Religion bequemen wollten.36)
Prediger und evangelische Lehrer hatten sofort die Stadt zu verlassen. Steyrer durften nicht, wie es bisher üblich gewesen war, an protestantischen Hochschulen wie Wittenberg u. a. studieren.37)
Die übriggebliebenen lutherischen Beamten hatten sofort den Dienst zu quittieren. Alle protestantischen Bücher waren unverzüglich einzuziehen. Alle Bürger mussten fleißig den katholischen Gottesdienst besuchen. Die protestantischen Offiziere der bairischen Besatzung wurden durch katholische ersetzt.38)
Nach diesen Eröffnungen wuchs der Widerstand der Steyrer Bevölkerung. So musste der Stadtschreiber Sonnenwald im Oktober 1625 den Reformationskommissaren berichten, dass die Steyrer Bürger vollkommen „verstockt“ seien und sich bisher nur wenige der katholischen Religion zugewandt hätten.39)
Die übereifrige städtische Behörde bat um scharfe Verordnungen und um Verhängung strenger Strafen und fragte sogar an, ob sie wegen der größeren Wirkung gegen die eigenen Mitbürger die Assistenz der Soldateska verwenden dürfe! Sonnenwald kam auch mit dem protestantischen Historiker Valentin Preuenhueber in Konflikt, der ihm unmissverständlich zu verstehen gab, er lasse sich nichts verbieten.40)
In der Folgezeit wurden Bürgerlisten angelegt, mit Angaben, wer sich bekehren wolle, wer seine Auswanderung angemeldet und wer sich noch nicht entschieden habe. Einigen wurde die Entscheidung vom „schwarzen Tod“ abgenommen, als im November 1625 in der Eisenstadt die Pest ausbrach.41)
So konnte erst im Jänner 1626 mit der Einziehung der protestantischen Bücher begonnen werden. Die vier beauftragten Kommissionen besuchten überfallsartig unter der Führung eines katholischen Geistlichen die Häuser in den verschiedenen Stadtteilen. Die enteigneten Protestanten erklärten erbittert, „es wäre ihnen lieber, wenn man ihnen die Seele aus dem Leibe risse, als dass man ihnen die Bücher wegnehme.“42)
Besonders die Frauen wehrten sich gegen die Konfiszierung. Die beigezogenen Soldaten hatten gegen diese „mit gebührender Diskretion vorzugehen“!43)
Im Zug der Gegenreformation wurde den Dominikanern am 12. Februar 1626 im Beisein der kaiserlichen Kommissare offiziell die Kirche zurückgegeben, welche die lutherischen Prädikanten über sechzig Jahre innegehabt hatten. Die Stadt hatte die Baukosten der Kirche getragen und hätte daher Anspruch auf diesbezüglichen Ersatz gehabt. Doch die Kommissare und die Dominikaner ließen der Stadt wissen, die langjährige Benützung sei die Abfindung für die Baukosten, die damals an die fünfhunderttausend Gulden betragen hatten.44)
Zwei Wochen verbrachten Dr. Faber und der Rentmeister der Herrschaft Steyr Adam Wolf im Rathaus, um auf Befehl der Kommissare die Amtsrechnungen der Jahre 1617 bis 1625 zu überprüfen und einen diesbezüglichen Bericht zu erstatten.45)
Im März 1626 wurden die Insassen des Bürgerspitales und des Bruderhauses von den Kapuzinern „bekehrt“. Zwei widerstrebende Ehepaare wurden außer Steyr gebracht.46)
Die Stimmung in der Bürgerschaft wurde gereizter. In der Bauernschaft hörte man aufrührerische Stimmen. Der Termin für die Entscheidung der Annahme der katholischen Religion oder der Auswanderung kam immer näher. Bei den Protestanten wurden verzweifelte Aktionen und bei den Bauern Tumulte befürchtet. So befahl Herberstorff am 26. März 1626, dass alle Waffen auf dem Steyrer Rathaus abgeliefert werden müssen.47)
Am 8. April 1626 wurden alle Bürger ins Rathaus befohlen, um ihre Entscheidung bezüglich der Konfession schriftlich abzugeben. Die sich zur katholischen Religion bekannten, wurden mit sofortiger Wirkung von der „katholisch machenden“ Soldateneinquartierung befreit. In die Häuser der Protestanten wurden dagegen verstärkt — in manche Häuser bis zu zweihundert Soldaten gelegt.48)
Bis zum 5. März 1626 waren aber nur 28 Bürger katholisch geworden. Zur Zeit des kurz später ausgebrochenen Bauernaufstandes zählte man in Steyr 169 katholische Familien.49)
- Stieve, S. 31. — Zetl, S. 12 und S. 38. —
- Stieve, S. 8. —
- Zetl, S. 22. — RP 1620. 135 — Lindner, S. 670. —
- Stieve, S. 9. —
- Preuenhueber, S. 182. — Hoheneck lil, 517. — Preuenhueber, S. 189. — Pritz, Beiträge zur Geschichte von Münzbach und Windhaag, in AÖG 15, S. 143. — Stieve, S. 9, Anm. 4.
- Hoheneck III, 251. — Hurter IV, 394, Anm. 1. — Am 1. Februar 1621 wurden Herberstorff zwei Regimenter in Oberösterreich übertragen. Im März des folgenden Jahres wurde Herberstorff Oberbefehlshaber der in Schwaben stehenden Truppen der katholischen Liga und Assistentrat des Feldherrn Tilly. Herberstorff wurde im September 1622 zum Generalwachtmeister der Reiterei befördert. 1623 hatte er die Vertretung von Tilly inne. Im Juli 1623 kehrte Herberstorff nach Linz in die Statthalterschaft zurück. In dieser Zeit war Herberstorff auch kaiserlicher und bairischer Kämmerer und Rat geworden. Ferdinand II. hatte ihn im Mai 1623 in den Grafenstand erhoben. Er erwarb aus Konfiskationen einige böhmische Herrschaften, kaufte 1625 die Grafschaft Orth am Traunsee und die Herrschaft Pernstein. 1625 wurde er auch unter die oö. Landleute aufgenommen. — Hoheneck III, S. 250. —
- Stieve, S. 14, Anm. 3. —
- Zetl, S. 24 u. 31. —
- Stieve, S.21. —
- Stieve, S.22. —
- Zetl, S. 26. —
- Zetl, S. 28. —
- Zetl, S. 29. —
- Zetl, S. 31. —
- Zetl, S. 26. — Lindner, S. 656. —
- Zetl, S.21 ff. —
- Zetl, S. 31. —
- Zetl, S. 34. —
- Doppler, S. 117. —
- Neumann, S. 89. —
- Pritz, Garsten, S. 60 ff. — Stieve, S. 35. —
- Zetl, S. 35. — Doppler, S. 118 ff. —
- Zetl, S. 35. —
- Schreiben vom 20. Dezember 1624; StA; K XI, L 24; Nr. 1728. —
- Zetl, S. 37. —
- Kammerhofer, S. 142 f. — Zetl, S. 37 ff. — Am 24. Jänner 1625 war die letzte Sitzung des protestantischen Rates gewesen (RP). —
- Zetl, S. 40. — E. Krobath, VKST 23/1963, S.22. — Doppler, S. 121. —
- RP 1610, 198. — Preuenhueber, S. 331. — Lindner, S. 71. — Lindner, S. 203. — Preuenhueber, S. 339. — Lindner, S. 202. — Nikolaus Praunfalk von Falkenberg und Sumerau wurde 1601 und 1602 wegen seiner strengen katholischen Gesinnung als Ratsschreiber in Steyr eingesetzt und deswegen 1610 wiederum entlassen. Nach Lindner war er ein „vir in rebus civilibus und juridicis expeditus et expertus“. Er kam dann als Sekretär des Klosterrates nach Wien, nachdem er von Steyr eintausend Gulden erhalten hatte, die Lindner als Schweigegeld deutet. Preuenhueber nennt Praunfalk einen unangenehmen Menschen. Die eintausend Gulden seien eine Abfertigung gewesen. 1616 kam Praunfalk als Pfleger der Herrschaft nach Steyr zurück.
- Verzeichnis der Bürgermeister, Richter und Räte, 1500 bis 1651; StA; — Steyrer Ratswahl 1500 bis 1660; Hs. 384; StA. —Johann Mayr von Puchenau zu Lindenfeld war Bürgermeister der Stadt Steyr von 1625 bis zum 2. September 1627, war Schwabe und in Puchenau geboren. Er studierte an der Wiener Universität die Rechtswissenschaften und erlangte den akademischen Grad eines Magisters. Im Jahre 1618 wurde er zum Rentamtschreiber der Herrschaft Steyr ernannt. Er wird noch als Bürgermeister Hofmeister der Herrschaft genannt. Johann Mayr war mit Margarete Zehetner verheiratet, einer Ehe, der zwei Kinder entsprossen. Für seine Verdienste um die katholische Sache erhielt er von Ferdinand II. den Adel mit dem Prädikat „von Puchenau zu Lindenfeld“ und den Titel eines kaiserlichen Rates. Das Steuerbuch des Jahres 1635 weist ihn als Besitzer der Häuser Stadtplatz Nr. 34 und Berggasse Nr. 49 aus. Am 1. August 1625 erhielt Mayr von der Stadt die Genehmigung, von einem Brunnen in der Berggasse, seiner Behausung, Wasser zuzuleiten.Jahrbuch der k. k. heraldischen Gesellschaft „Adler“ Bd. 27 und 28, S. 7. — E. Krobath, VKST. 23/1962, S. 22. — RP 1631, S. 5. — Zetl, S. 82 f. — Zetl, S. 58.— Steuerbuch 1635, StA. — RP 1625, 87. —Ämterliste nach Zetl, S. 38 f.:Stadtanwalt: Nikolaus Praunfalk, Bürgermeister: Johann Mayr, Stadtrichter: Nikolaus Frizler, Stadtschreiber: Johann Sonnenwald, im inneren Rat: Joachim Händl (vorher Bürgermeister), Wolf Madlseder (vorher Stadtrichter), Cosmas Mann, Adam Gruber, Jakob Spindler, Caspar Reinhart; Hans Himmelberger war im äußeren Rat.
- Pritz, S. 254. — Zetl, S. 39 f. —
- RP 1625, S. 147. — Neumann, S. 91. — Zetl, S. 40. —
- Stieve, S. 34. —
- RP 1625, 53. — Neumann, S.91. —
- Neumann, S. 90. —
- RP 1625, 182,
- Pritz, S. 154. — Zetl, S.43. —
- RP 1624, 133. —
- Kammerhofer, S. 141. —
- Bericht vom 30. Oktober 1625; StA; K XI, L 25, Nr. 28; Neumann, S.91. —
- Krobath, VKST 23/1962, S. 25. —
- Zetl, S.43. —
- Pritz, S. 256. — Zetl, S. 45 f. —
- Schreiben der Kommissare vom 12. März 1626; StA; K XI L 25, Nr. 20. — Neumann, S. 91. —
- RP 1625, S. 170. — Zetl, S. 46. — Pritz, S. 256. — Kammerhofer, S. 150. —
- Zetl, S. 46. —
- Zetl, S. 46. — Pritz, S. 256. —
- Zetl, S.47. — Neumann, S. 92. —
- Zetl, S.48. — Neumann, S. 92. — Akten, StA; K XI, L 24, Nr. 6. —
- RP 1626, S. 26. — Neumann, S. 92.
Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 33, 1976