Der Steyrer Maler Johann Georg Morzer und das Malerehepaar Gürtler

Von Friedrich Berndt

 

Es ist nicht zu bezweifeln, dass der Reiz der mittelalterlichen Stadt Steyr und der Reichtum vieler seiner Bewohner manche Maler bewogen hat, in die Stadt zu ziehen. Gelang es einem Künstler, sich in ihr einen guten Ruf zu erwerben, so blieben die Aufträge nicht aus; gelang ihm dies nicht, musste er wieder wandern.

Zu den „Malern“ zählten sich im 18. Jahrhundert nicht nur die Kunstmaler und Bildlmacher, sondern auch die Anstreicher und Vergolder.

Am 28. 1. 1710 erhielt der Maler Johann Paul Strasser das Bürgerrecht auf seine Kunst. Wir hören weiter nichts von ihm.

Im Jahre 1712 kam der Maler Johann Friedrich Prendorfer. Er konnte sich nicht durchsetzen und verließ Steyr 1717, um sich in Seitenstetten niederzulassen.

Am 11. 12. 1728 ließ sich der Maler Franz Josef Fux in der Stadt nieder. Seine Witwe heiratete 1732 den Maler Johann Franz Prästorfer, welcher mit seiner Kunst und Profession seine Familie nicht erhalten konnte und wegen immer mehr und mehr einschleichender Beeinträchtigung um seinen Bürgerabschied ansuchte, um sich im Markte Stockerau niederlassen zu können.

Im Jahre 1735 suchte der Maler Johann Georg Morzer aus Gmunden um die Verleihung des Bürgerrechtes bei der Stadt an. Er war der Sohn des ehrengeachteten Malers Josef Morzer und dessen Gattin Maria Theresia, welche zu Tily in Bayern hausten. Nach Erlernung der Kunst des Vaters kam er nach Gmunden, wo er die Tochter des Stadtmalers Ignaz Horätz namens Maria Jakobe Theresia am 30. Juni 1723 heiratete. Das Traubuch bezeichnet ihn schon als Stadtmaler.

Johann Georg Morzer war hauptsächlich Porträt- und Kirchenmaler. Wenn seine Gemälde auch keinen Weltruf beanspruchen können, so war er doch der gesuchteste Maler dieser Gegend und die Stadt Steyr darf ihn als ihren besten Maler seiner Zeit schätzen. Seine Kunst wird übrigens verschieden beurteilt. Während seine Bildnisse von Mitgliedern der Ritterakademie in Kremsmünster im Dehio- Ginhart: „Handbuch der Kunstdenkmäler der Ostmark, 2. Band“, als mittelmäßige Arbeiten bezeichnet werben, schreibt Prof. Dr. Konstantin Werner in seinem Werk „Kremsmünster in Wort und Bild“ von ausgezeichneten Porträts. Das Porträt des Stiftsarztes Dr. Heyenbach bezeichnet er als trefflich.

Von seinen Porträts befanden sich nach dem 2. Weltkrieg neun Stück verstaubt und leicht beschädigt auf dem Dachboden des Heimathauses Steyr. Es ist dem Kulturamt der Stadt zu danken, dass diese Bilder wieder restauriert wurden und jetzt manches Zimmer des Rathauses zieren. Die Porträts stammen aus den Jahren:

1730         Bild eines Geistlichen

1735         Bild eines Handwerkmeisters

1745         Bild eines Adeligen

1745         Bild der Gattin des Vorigen

1753         Bild eines Bürgers

1757         Bild einer Frau

1767         Bild eines Mannes

1763         Bild der Gattin des Vorigen (Gleicher Rahmen)

1773         Bild des Steyrer Buchhändlers Joh. Ferdinand Holzmayr.

Außerdem befinden sich in Steyr in Privatbesitz:

1766         Bilder des Steyrer Braumeisters Augustin Wenger und seiner Gattin.

Im Katalog der Sonderausstellung „Das Eisen“ des oö. Landesmuseums in Linz sind mehrere Porträts dieses Malers angeführt. Morzer hat vermutlich alle seine Porträts auf der Rückseite des Bildes signiert. Man schreibt ihm aber auch unsignierte Bilder zu, welche in seiner Technik gemalt sind und seiner Zeit angehören.

Auch die Stabt Steyr hat Morzer beschäftigt. Für ein Gemälde in die Kapelle des Josefslazarettes erhielt er 120 Gulden. Auch malte er ein Ovalbild des Franziskus de Paula. Im Jahre 1748 arbeitete er an Freskogemälden in und außer der Kapelle des Sondersiechenhauses.

 

Von Morzers Kirchenbildern sind bekannt:

1740 Bild des hl. Johann von Nepomuk am Seitenaltar der Pfarrkirche zu Traunkirchen.

1750 das Hochaltargemälde in der Pfarrkirche St. Jakob zu Asten.

1755 ein Kirchenbild für Gaspoltshofen.

Morzer war ein Zeitgenosse des bekannten Architekten und Planers des Steyrer Rathauses Gotthard Hayberger. Es war fürwahr eine Zeit höchster Kunstblüte in Steyr.

Von seinen Kindern erlangte die am 24. April 1724 geborene Maria Anna Katharina als Malerin besonderen Ruhm.

Die zweite Tochter Maria Josefa heiratete am 21. 11. 1768 den Bildhauer Johann Nepomuk Hoffer aus Straubing in Churbayern, welcher seit zwei Jahren in Steyr gearbeitet hatte.

Eine weitere Tochter, Maria Viktoria, starb als 14jähriges Kind. Noch drei Söhne und eine Tochter gebar ihm seine Frau, welche jedoch alle, nur einige Wochen alt, starben.

Johann Georg Morzer hat im Jahre 1737 das Haus des Buchdruckers Jakob Meischinger (heute Stadtplatz 42) gekauft.

Über das Todesjahr Johann Georg Morzers schweigt das Sterbebuch der Stadtpfarre. Er muss in der Zeit zwischen 1775 und 1778 gestorben sein, denn am 19. Juni 1778 starb seine Witwe im Alter von 78 Jahren.

Maria Anna Katharina half schon frühzeitig vertragsmäßig ihrem Vater beim Malen und erhielt auch billige Bezahlung. Am 10. November 1755 heiratete die Einunddreißigjährige den Fresko- und Architekturmaler Mathias Dollicher, welcher im gleichen Jahr das Bürgerrecht erhielt. Der Ehe entsprossen ein Sohn und drei Töchter. Zwei Töchter starben im zartesten Alter. Der geistig umnachtete Sohn blieb ihr erhalten. Dollicher starb am 21. November 1767, 40 Jahre alt.

Katharina vermählte sich nun am 17. 7. 1768 mit dem ans Wien stammenden Maler Franz Xaver Gürtler.

Im Heimathaus Steyr befinden sich vier Porträts von Katharinas Hand:

1786         Bild des Abtes Maurus Gordon.

1793         Bilder des Chirurgen Andreas Dierl und seiner Gattin.

Ein kleines Bild des Stephan Krakowitzer.

In der Sternwarte des Stiftes Kremsmünster hängen mehrere Porträts von Studenten.

An Kirchenbildern befindet sich im Heimathaus nur ein kleines, auf Blech gemaltes Bild der hl. Margarethe von Cordona.

1792         malte sie ein Bild: Leopold III. mit Gemahlin und Erzherzog Franz an der Hoftafel sitzend (Sammlung König in Wien).

1786          zeichnete sie eine Ansicht von Steyr, welche ihr Gemahl entworfen hatte.

Franz Xaver Gürtler wurde Zeichenlehrer an der Hauptnormalschule.

1769          vollendete er das Hochaltarbild in der Michaelerkirche.

Ferner malte er

1770          „Tob des hl. Josef“ für die Friedhofskapelle in Kirchdorf a. b. Krems.

1775         Hochaltarbild „Die hl. Margarethe“ für die Pfarrkirche in Niederranna.

1777         Das große Altarbild in der Pfarrkirche zu Schiedlberg.

1787          „Die hl. Dreifaltigkeit“ für die Pfarrkirche Attersee.

1802         Altarblatt des Kreuzaltars in der Pfarrkirche des hl. Michael in Eberschwang.

 

Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 19, Februar 1959

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