(Aus: Der Aufstand von 1596 und der Bauernkrieg von 1626 in und um Steyr)
Von Volker Lutz
Für die Bauern überraschend, erschien Oberst Löbl mit Fußvolk, Reitern und einigen Kanonen am Vormittag des 22. August 1626 auf dem Tabor. Er sandte einen Trompeter in die Stadt mit der Frage, ob die Bauern und die Bürger sich gegen die kaiserlichen Soldaten verteidigen werden. Die Steyrer erbaten eine Stunde Bedenkzeit. Es wurde eine Sitzung des Rates abgehalten, mit dem Beschluss, dem Obersten Löbl die Stadtschlüssel auszuhändigen und die Stadt kampflos zu übergeben. Die bäuerliche Besatzung betrug damals nur fünfhundert Mann, die darüber hinaus nicht auf eine Verteidigung vorbereitet waren. Die meisten ergriffen die Flucht, als sie Soldaten sahen. Neumüllner sowie andere Bauernführer wurden in der Stadt festgehalten. Die Bürger scheinen sich so ein Faustpfand für Verhandlungen sichern zu wollen. Vor den meisten Stadttoren waren schon kaiserliche Soldaten postiert. Im letzten Moment konnten sich die Bauernführer durch das Neutor, das sie aufbrachen, ihren Häschern entziehen. Sie flohen über Ternberg nach Wels. Viele protestantische Bürger flüchteten mit ihnen. Deren Häuser wurden später von den einziehenden Soldaten geplündert.1)
Um zehn Uhr zog eine Abteilung mit einhundert Mann und drei Fähnchen Fußvolk in die Stadt und richteten sich auf längeres Bleiben ein. Löbl verließ noch am gleichen Tage Steyr. Das Oberkommando hatte er dem Oberstleutnant Tegoss übergeben, der sich im Hause des Georg Winter am Stadtplatz, einquartierte.2) Die Soldaten dehnten ihre Streifzüge bis in die Raming aus, wo sie mehrere Bauernhöfe niederbrannten.3)
Am gleichen Tag kamen der Stadtpfarrer, die Dominikaner und die anderen katholischen Geistlichen wiederum in die Stadt. Tags darauf — am 23. August — predigte Pater Cyprianus in der Pfarrkirche. Oberstleutnant Tegoss verlangte von der Bürgerschaft für jedes Haus drei Reichstaler Kontribution, war aber nach längerer Verhandlung mit einer Abschlagzahlung von fünfhundert Reichstalern zufrieden.4)
Am 25. August wurde Linz von der Bauernbelagerung befreit. Am 26. August 1626 kam der kaiserliche Kriegskommissar, der Propst von Ardagger nach Steyr und nahm die Bürgerschaft wieder in kaiserliche Huld. Er ließ sich durch einen Schwur bekräftigen, dass die Bürger nichts gegen die kaiserliche Majestät als Erbherrn und Landesfürsten unternehmen werden, sondern im Gegenteil, Gut und Blut, Leib und Leben für ihn einsetzen wollen. Für den vom kaiserlichen Kommissar veranlassten Abzug von zwei Fähnlein Fußvolk und der gesamten Reiterei noch am gleichen Tage, „verehrte“ die Stadtverwaltung dem Propst von Ardagger fünfhundert Reichstaler. Am 27. August 1626 wurde die Stadt Wels der bäuerlichen Besatzung ledig.5)
Am 29. August 1626 kam Oberst Löbl von Wels nach Steyr und forderte weitere fünfhundert Reichstaler bei Androhung weiterer Soldateneinquartierung.
Der geflohene „ordentliche“ Stadtrichter Niklas Frizler kam am 3. September 1626 mit dem katholischen Ratsherrn Max Wuschletitsch in die Eisenstadt zurück. Doch verblieb Hans Himmelberger weiterhin als „angesetzter“ Stadtrichter. Frizler trat sein Amt erst am 23. September an, wahrscheinlich deshalb, weil es Himmelberger nicht illegal übernommen hatte.6)
Am 4. September 1626 kehrten der Bürgermeister Johann Mayr, der Stadtschreiber Johann Sonnenwald, und der Rentmeister Adam Wolf in die Stadt zurück. Zur gleichen Zeit wurde der ehemalige Steyrer Gerichtsschreiber und spätere Kriegssekretär der Bauern Balthasar Mayr gefangen und nach Linz gebracht.7)
Verhandlungen brachten dem Oberstleutnant Tegoss monatlich weitere zweihundert Reichstaler ein, „damit die Burger nicht so tribuliert vnd hartt gehalten werden!“8)
Am 17. September 1626 reisten Bürgermeister Johann Mayr und der Rentmeister Adam Wolf nach Linz, um über die Schäden des Bauernaufstandes und die beteiligten Steyrer Bürger Bericht zu erstatten.9)
- Zetl, S. 70 ff. — Krobath, VKST 23/1962, S. 32. —
- Haus Stadtplatz Nr. 40. — Berggasse Nr. 57, Krenn, H.57. —
- Zetl, S. 71. —
- Zetl, S. 71. —
- Zetl, S. 71 f. —
- Kammerhofer, S. 204. —
- Balthasar Mayr war der ehemalige Gerichtsschreiber in Steyr. Seine Meinung war, „das Frankenburger Gericht sei ihres Aufstandes nit die wenigste ursach!“ (Stieve S. 64/1). Mayr war im Jahr des Aufstandes 25 Jahre alt. (Stieve S. 99/4). Zetl nennt Mayr als Kommissar und Feldschreiber (Zetl, S.57, 20. Juni 1626). Mayr hatte auch den Scultetus nach Steyr begleitet. (Stieve, S. 169/7). Auch später ist Mayr mehrmals in Steyr zu finden. (18. August 1626, Stieve 225/5). Um den 20./21. August 1626 war Balthasar Mayr bei den Verhandlungen mit Graf Herberstorff beteiligt. (Stieve 233. — Kurz, I, S. 586). Dabei soll Mayr gefangen genommen worden sein, denn das vereinbarte freie Geleit galt nicht ihm. (Kurz I, S. 587). Zetl bezeichnet (fälschlich Hans für Balthasar) Mayr schon anfangs September 1626 als tot. Er soll als Gefangener des Statthalters im Arrest gestorben sein. Doch das entspricht nicht den Tatsachen, denn Balthasar Mayr sagte anfangs 1627 noch bei Verhören aus. Darüber hinaus scheint Balthasar Mayr in der im September 1626 verfassten Liste der Hauptleute und Befehlshaber der Bauern auf. (Stieve S. 245/2). Mayr musste am gleichen Tag wie Wiellinger, Madlseder, Dr. Holzmüllner, Angerholzer und Hausleitner das Schafott in Linz besteigen. (Stieve, 313).Welche Bedeutung die Stadt Steyr im Bauernkrieg von 1626 gehabt hat, sieht man darin, dass bei der Hinrichtung vom 26. März 1627 von den acht Delinquenten fünf Steyrer Bürger waren.Auch der begnadigte Hieronymus Schaarschmidt, der über Veranlassung von Wolf Madlseder den Bauern vor Linz als Büchsenmeister diente, stammte aus der Eisenstadt. (Stieve S. 312/10).
- Zetl, S. 74. — Krobath, VKST 23/1962, S. 33. —
- Zetl, S. 75. — RP 1626/46. — Krobath, VKST 23/1962, S. 33. — Pritz 1857, S. 69. —
Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 33, 1976