Bürgermeister Wolff Urkauff1) (Vrkhauff auch Vhrkauff)2) 1584 – 1586

Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit (Fortsetzung)

Von Erlefried Krobath

 

Wolff Urkauff1) (Vrkhauff auch Vhrkauff)2)

Schon im 15. Jahrhundert waren die Urkauff in Steyr ansässig. Als erster nachweisbarer Träger dieses Namens ist der Ratsbürger Matthias Urkauff zu erwähnen, der 1515 starb. Seiner Ehe mit Margaretha Reischin entsprossen sieben Kinder3) unter denen sich der spätere Ratsbürger und Stadtrichter Hieronymus Urkauff befand, der am 26. 11. 1554 geadelt wurde. Es sei hier erwähnt, dass die Beifügung des Wortes „von“ als allgemeine Adelsbezeichnung erst nach 1750 in Gebrauch kam.4) Das Wort „von“ wurde vorher nur von jenen Geschlechtern geführt, die ihrem Namen ein Prädikat beifügten oder die sich nach einem Besitze nannten.

Hieronymus Urkauff war in erster Ehe mit Margaretha Winkler, einer Tochter des 1552 verstorbenen Bürgermeisters Hanns Winkler, in zweiter Ehe mit Praxedis Lämplin aus Bruck an der Mur verehelicht. Den beiden Ehen entsprossen sieben Kinder.5) Margaretha Winkler hatte von ihrem Vater die sogenannten Kesselhämmer mit dem schönen Ansitz an der Laussa gegenüber Altenmarkt geerbt.6) Von ihr wieder erbten die vorerwähnten Hämmer und das Wohnhaus ihre Söhne Matthias und Wolff. Dieser wurde der Bürgermeister, über ihn soll im Folgenden die Rede sein. Matthias, Wolff und ihr Bruder Georg wurden von Kaiser Maximilian II. mit dem Adel bedacht, außerdem wurde ihnen eine Vermehrung ihres Wappens durch Beifügung desjenigen ihrer Mutter gewährt.

Seine der Stadt gewidmete Tätigkeit begann Wolff Urkauff als Stadtrichter der Jahre 1577, 1578. 1581 und 1582,7) er wurde in der Folge, von 1584 bis 1586 Steyrs Bürgermeister.8) Wie viele seiner Vorgänger war er Gewerke und gehörte auch dem Kaufmannsstande an. Er handelte mit Sicheln und Nägeln und war außerdem Gastgeb.9) In den Steuerbüchern scheinen Bürgermeister Urkauff und seine Gattin Margaretha, geborene Preuenhuber. als Besitzer des Hauses Startplatz 30 auf.10)

In der ersten Ratssitzung des neuen Bürgermeisters, am 4. 1. 1584. wurde den anwesenden Stadtvätern zur Kenntnis gebracht, dass die Seuchen in der Stadt wieder einmal erloschen wären.“ Diese frohe Nachricht, in der von allerlei Infektionskrankheiten laufend geplagten Stadt, sollte jedoch nicht von langer Dauer sein. Vier Monate später wüteten in der Umgebung der Stadt, in allen Orten der Sierninger, Wolferner und Haidershofener Pfarre Seuchen. Um ein Übergreifen auf Steyr zu verhindern, verfügte der Rat als erste Maßnahme, die er öffentlich ausrufen ließ, dass sich niemand aus den vorgenannten Orten noch Steyr begeben solle.12)

Weiters wurde vorsorglicher Weise Pfarrer Stephan Teurwanger gegen ein Wochenhonorar von einem Taler, als Infektionspriester für das Spital bestellt. Zur eventuellen Sperrung von Häusern, in denen an Seuchen Erkrankte wohnten, wurden der Nadler Georg Pichler und der Panzermacher Michael Sebacher vorgemerkt.13)

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen brachen die Infektionskrankheiten im Jahr 1585 besonders heftig aus: jede Woche starben 20 bis 30 Personan.14) Die Ratswahl wurde wegen dieser Seuche verschoben und erst am 2. März des folgenden Jahres abgehalten.

1585 bat der Bader Georg Spänngler, dass ihn der Rat als Totenbeschauer und „Franzosen“-Arzt (Arzt für Geschlechtskrankheiten) aufnehmen möge.15) Nachdem Dr. Hammer und die Bader den Bewerber als „khundig“ und tauglich befunden hatten, befahl der Rat mit ihm über die „Bestallung abzuhandlen“.16)

Bürgermeister Urkauff sprach am 20. 2. 1585 im Rate über die schlechte wirtschaftliche Lage der Handwerker und im Besonderen der Messerer. (Er berichtete, dass die Not derselben „Je lenger Je größer“ werde. Es sei keine Arbeit vorhanden und die Messerer müssten in den Häusern betteln. Der Rat beschloss daher, Hilfsmaßnahmen einzuleiten.17)

In der Amtszeit dieses Bürgermeisters gelang es endlich, einen Vertrag wegen des Zehentes und Burgfriedens mit dem Kloster Garsten abzuschließen, worüber seit 1523 bei der n.ö. Regierung ein Prozess anhängig gewesen war.18)

Einen anderen Streitpunkt mit Garsten bildete die personelle Besetzung der Stadtpfarrkirche. Abt Johann I. hielt den Bürgern der Stadt vor, dass sie diese Kirche nach eigener Wahl mit protestantischen Predigern versehen. 1586 erklärte der Abt, er wolle die Pfarre mit katholischen Geistlichen aus seinem Stifte besetzen, da ihm seit alters her dieses Recht zustünde. Vor allem verlangte er, dass Pfarrer Lampel samt den protestantischen Predigern entfernt werde. Diese Forderungen wurden vom Magistrat zurückgewiesen und dem Abte zu verstehen gegeben, dass bei der „Aufregung der Bevölkerung“ wegen einer solchen Maßnahme leicht eine „Rebellion“ entstehen könnte.

Nach den „Annales Styrenses“ Preuenhuebers starb Wolff Urkauff am 18.4.1588, einem Ostermontag, und wurde bei der Sakristei der Stadtpfarrkirche begraben. Der noch erhaltene Grabstein aus rotem Marmor, der heute in der Torhalle der Stadtpfarrkirche ausgestellt ist, zeigt eine Darstellung der Auferstehung Christi. Urkauff steht zwischen dem Heiland und dem Tod und greift nach der Fahne des Auferstandenen. Die Inschrift darunter lautet: „Dis bildt zeigt an eigentlich, Wie Herr Wolfgang Urkauff hat sich wol verhalten in Kreutz und Todt, Also hilft Gott in gleicher Noth.“

Eine von Preuenhuber beschriebene Inschrifttafel, die heute nicht mehr vorhanden ist, hatte folgenden lateinischen Text:19)

 

„Qui virtute fui, thalamo, qui claris honore

Judicis, hinc etiam consulis Officio;

Es vix lustra decem, Menses totidemque peregi,

Tristior una venit, funebris hora mihi.

Vivo in Prole tamen parvo, & sub cespite tecta

Sola Caro est, vivit Spiritus ante DEUM.

Tu Corpus junges animae, pie Christe Redemptor,

Tu dabis aeterna pace Deoque frui.“

 

Übersetzt lautet der Spruch:

Sittsam hab ich gelebt in der Ehe, berühmt durch die Ehre

Bürgermeister zu sein und auch Richter der Stadt.

Kaum zehn Lustren hatt‘ ich beendet und gleich viele Monde,

Als die Stunde mir naht‘, die den Tod mir gebracht.

Weiter doch leb‘ ich im Sohne; es decket der Rasen

Nur mein Fleisch, doch bei Gott lebt meine Seele fortan.

Der du Körper und Seele dereinst vereinest, Christus, Erlöser,

Ewigen Frieden gib mir und last dein Antlitz mich schaun.

 

Ein tragisches Schicksal waltete über den Kindern Urkauffs aus seiner Ehe mit Margarethe Preuenhueberin. Sein Sohn Hans Wolff, Bestandinhaber der Grafschaft Frankenburg, wurde 1603 von einem Bauer erschossen. Ein anderer, Daniel, war als Hauptmann von den Türken gefangen worden und kehrte nicht mehr heim. Die Zwillinge Hieronymus Adam und Margaretha verstarben als Kinder. Georg diente als Soldat unter Graf Tampier und starb 1614, sein Bruder Achatz war ihm als Hauptmann im Tode vorangegangen. Wolff wurde in Ungarn gefangen gehalten und erlebte die Freiheit nicht mehr. Über das Schicksal des Sohnes Hieronymus Adam ist nichts bekannt. Fünf Töchter, Eva, Katharina, Margareth, Regina und Cäcilia verehelichten sich.

 

  • Schreibweise nach L.V. 1.
  • Schreibweise nach L.V. 12 und L.V. 8.
  • V. 1, S. 306. Stephan; Hanns, Bürger in Steyr; Georg; Michael; Hieronymus, Steyrer Stadtrichter 1453; Rosina; Margaretha, verheiratet mit dem Linzer Bürgermeister Leonhard Khieberger.
  • V. 9, S. 364—365, L.V. 13.
  • Georg, Bürger in Steyr, verh. mit Magdalena Moser; Matthias, Ratsbürger in Steyr, gest. 1598. verh. in 1. Ehe mit Margaretha Pruckner, in 2. Ehe mit Margaretha Reischko (der Witwe Daniel Tauffkirchers); Wolff, Bürgermeister in Steyr; Salome, verh. mit Abraham Ernst in Krems; Magdalena, verh. mit dem Kaiserlichen Rat und Wiener Vizedom Wolff Fureth; Margaretha, verh. mit Christoph Häckl von und zu Leistenfelden; Anna, verh. mit Eustach Ättl ans Freistadt.
  • Margaretha Winkler ist in der Zeit zwischen 24. 12. 1558 und 18. 1. 1559 gestorben (Zeitraum zwischen Abfassung des Testamentes und Eröffnung desselben).
  • V. 12.
  • V. 2, S. 384.
  • 1573, Bl. 11.
  • 1543, Bl. 22. Urkauff war auch Eigentümer des Hauses Stadtplatz 9. – Ennskai 22
  • R P. 1584, S. 301.
  • P. 1584, S. 128.
  • P. 1584, S. 125.
  • V. 1, S. 303. L.V. 2, S. 223.
  • P. 1585, S. 368.
  • P. 1585, S. 377.
  • P. 1585, S. 406, 407
  • V. 2, S. 222., R.P. 1581, S. 82f.
  • V. 1, S. 305.

Literaturverzeichnis

1 Valentin Preuenhuber, Annales Styrenses, Nürnberg 1740.

2 Franz Raver Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr und ihrer nächsten Umgebungen,
Linz 1857.

3 Anton Rolleder, Heimatkunde von Steyr.

4 Franz Raver Pritz, Geschichte der ehemaligen Benediktiner-Klöster Garsten u. Gleink.

5 Wolfgang Lindner, Annalen.

6 Joses Ofner, Die deutschen Schulen der Stadt Steyr.

7 Ilse Neumann, Steyr und die Glaubenskämpfe. V. d. K. Februar 1952.

8 Bürgermeister-, Richter- und Ratswahlen 1580—1617. MK., L. 12, Nr. 970 (St.A.).

9 Jahrbuch der k. k. heraldischen Gesellschaft „Adler“ 1917/18, 33b. XVII und XVIII.

10 Ilse Neumann, Die Einführung des Gregorianischen Kalenders.

11 Darlehensakten, MK., L. 22 (St.A.)

12 Bürgermeister-, Richter- und Ratswahlen 1487—1607. MK., L. 12, Nr. 970 (St.A.).

13 Oskar Freiherr von Mitis, Die diplommäßige Verleihung der Ortsnamenprädikate an den niederen
Reichadel im 16. und 17. Jahrhundert (Adler 1910, Nr. 349).

14 Ludwig Bittner, Das Eisenwesen in Innerberg-Eisenerz bis zur Gründung der Innerberger
Hauptgewerkschaft im Jahre 1625.

15 A. v. Pantz, Die Grabdenkmale der Stadtpfarrkirche zu Steyr.

16 Josef Ofner, Die Eisenstadt Steyr.

17 Erlefried Krobath, Michael Aidn. V. d. K. Dezember 1954.

18 Georg Grüll, Freistädter Geschichtsblätter 1950, 1. Heft.

19 Eder Karl, Glaubensspaltung und Landesstände in Österreich o. d. E. 1525—1602.

Ratsprotokolle 1569—1600, Religionsakten, Steuerbücher (St.A.).

Abkürzungen:

L.V. —  Literaturverzeichnis

R.P. — Ratsprotokoll

F — Faszikel

K — Kasten

L — Lade

Stb. — Steuerbuch

Stpf. — Stadtpfarramt

St.A. — Stadtarchiv

Mein besonderer Dank gebührt Herrn Amtsrat Adalbert Koller für die liebenswürdige Bereitstellung eines Teiles der Archivalien.

Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 19, November 1959

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