Bürgermeister Nicolaus (Niklas) Frizler von Ober- und Unterhuthofen (1627 – 1637)

Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit (Fortsetzung)

Von Dr. Erlefried Krobath

 

(3. 9. 1627 bis Ende Juli 1628, 1630, 1631, 1632, 1633, 1636, 1637)

Nicolaus Frizler wurde im Jahre 1574 in Alten-Rappenweil, Schweiz, geboren.1) Sein Vater war als „Kommissar“ im Kloster des Hl. Meinrad in Einsiedeln tätig gewesen. Als er gegen Ende des Jahres 1616 nach Steyr zog, waren sowohl sein Vater Nicolaus als auch seine Mutter Eva verstorben. In Steyr vermählte sich Frizler im Jänner 1617 mit Martha Giefing, der vermögenden Witwe des seinerzeitigen Stadthauptmannes, Ratsbürgers und Handelsmannes Andreas Giefing (Güeffing). Von den Erben des Wolf Händl kaufte Frizler am 15. Juni 1617 die Häuser Stadtplatz 32 — Berggasse 47.2)

In den Ratsprotokollen wird sein Name erstmalig am 10. Dezember 1618 erwähnt,3) weil an diesem Tag der Magistrat den Auftrag gab, ihn durch den Stadtrichter Caspar Reichard vorladen zu lassen. Man wollte von Frizler selbst erfahren, welche Gespräche er im Oktober des gleichen Jahres, anlässlich eines Besuches beim Schlossbesitzer Seemann in St. Peter in der Au, über die Eisenhandelsgesellschaft geführt habe. Frizler kritisierte bei Seemann die Gesellschaft und erklärte, dass mit dieser „nichts mehr los“ sei. Man gehe von „Hauß zu Hauß vmb das gellt (Geld) Petteln (betteln).“ Weiters hatte er sich geäußert, dass sich in Steyr ein „Fugger“4) befände, der die Anteile der Stadt am Eisenwesen ablösen werde. Schließlich erzählte Frizler über Privatpersonen viel „bößes vnd vngleiches“, was Seemann empörte. Er betrachtete diese Äußerungen als „Hochstraffmessigen Exzehs“, belegte Frizler mit dem Schimpfnamen „Fütschler“ und machte dem Rat Steyrs von diesem Geschehen Mitteilung.

Wie der katholische Geschichtsschreiber Lindner berichtet, war Niklas Frizler ursprünglich ein begeisterter Anhänger der Lehren Luthers gewesen. Er schwor diesen jedoch ab und kehrte am Weihnachtstage 1620 wieder zur katholischen Kirche zurück.5) Mit diesem Glaubenswechsel waren ihm in dieser Zeit Tür und Tor geöffnet. Am 11. Oktober 1624 wurde er von Kaiser Ferdinand II. nobilitiert, 1625 bis 1627 war er Stadtrichter Steyrs und am 11.10.1628 verlieh ihm der Kaiser den Ratstitel.6)

Als am 3. September 1627 dem Bürgermeister Johann Mayr über eigenes Ersuchen der Rücktritt von seinem Amte bewilligt worden war, übertrug es der Statthalter Graf Herberstorff, im Namen Herzogs Maximilian von Bayern, mit gleichem schriftlichen Befehl dem Niklas Frizler.7) Damit stand dieser erstmalig als ernannter Bürgermeister an der Spitze der Stadt. „Weils hievor gebreüchig gewesen“, wurde am 4. September von den Ratspersonen der Ratseid geleistet. Nach seiner Ablegung ermahnte Frizler die neuen Ratsmitglieder „beweglich“, sich „die Ehre Gottes, der katholischen Religion Auferbauung, den schuldigen Gehorsam gegen die Vorgesetzte Obrigkeit und auch die Verschwiegenheit der Ratsgeheimnisse“ angelegen sein zu lassen. Diese von Amts wegen („ex officio“) vorgenommene Besetzung des Bürgermeisteramtes währte bis Ende Juli 1628. Zu diesem Zeitpunkt fand wieder eine ordentliche Wahl statt, aus der jedoch Cosman Mann als Bürgermeister hervorging und bis Ende 1629 im Amte verblieb.8)

Bei der unter Vorsitz des Abtes von Garsten abgehaltenen Wahl für das Jahr 1630 wurde Mann neuerlich zum Bürgermeister bestimmt.9) Auf den Bericht des Abtes über den Wahlausgang an den Kaiser hob jener hervor, dass Mann, der auch Obervorgeher der Gewerkschaft war, nicht beide Stellen gleichzeitig voll ausfüllen könne.10) Dies hatte zur Folge, dass Ferdinand II., mit Entschließung vom 9. Jänner 1630, Nikolaus Frizler als Bürgermeister einsetzte.

Alle Vorstellungen des Magistrates gegen die Ernennung blieben ungehört.11)

Die vorerwähnte kaiserliche Entschließung ist besonders erwähnenswert, weil in ihr dem neuen Bürgermeister Frizler, dem Stadtrichter und den Räten der Stadt ausdrücklich befohlen wurde, auf Glaubensdinge Einfluss zu nehmen. Sie wurden durch die kaiserliche Resolution verpflichtet, jeden Bürger und Bewohner Steyrs ernstlich anzuhalten, an der österlichen Beichte und Kommunion teilzunehmen und den Beichtzettel als Nachweis beim Rat vorzulegen. Die Stadtväter hatten, dem Befehl entsprechend, auch dafür Sorge zu tragen, dass die Handwerkszünfte ihre jährlichen Gottesdienste abhielten.12)

Mit neun von vierzehn abgegebenen Stimmen war Frizler 1631 wieder Bürgermeister geworden. Für das Jahr 1632 wurden die Wahlen erst am 6. und 7. März 1632 unter Vorsitz des Vizedoms Constantin Grundemann von Falckhenberg und des Landschreibers Leonhard Khapfer von Khapfenstein vorgenommen. Frizler verblieb neuerlich im Amt,13) auch im Jahre 1633.

Die niederösterreichische Regierung erstattete dem Kaiser einen Bericht über den Ausgang der Steyrer Ratswahlen für das Jahr 1636, worauf Landeshauptmann Graf Khueffstainn der Stadt am 29. Februar 1636 mitteilte, dass der Kaiser die Wahl Niklas Frizlers zum Bürgermeister und Gottlieb Hoffmanns zum Stadtrichter bestätige. Frizler wurde gleichzeitig aufgefordert, am 7. März acht Uhr früh beim Landeshauptmann zur Vereidigung zu erscheinen.14)

Auch im folgenden Jahr, 1637, verblieb Frizler im Bürgermeisteramt.

Als der gewählte Bürgermeister für das Jahr 1641, Cosman Mann, schon Ende Jänner desselben Jahres verstarb, ordnete der Landeshauptmann in seinem Schreiben an die Stadt am 4. Februar 1641 an, dass Nikolaus Frizler „die Verwaltung des Vacirendten Burgermaister Ambts“ bis zur Entscheidung durch den Kaiser „provisorio modo ex offo“: (als von Amts wegen vorläufig eingesetzt) übernehmen solle. Der Landeshauptmann trug dem Magistrat ferner auf, dass der Rat, „wie auch ain gesambte Bürgerschaft demselben (Frizler) … allen gebüerenden Respect vnd gehorsam zu laisten haben.15)

Im Jahre 1629 hatte Frizler beim Magistrat um Entlassung aus dem Bürgerrecht angesucht. Der Rat beschloss am 5. Mai, erst dann eine Entscheidung zu treffen, bis Frizler den Nachweis der Bezahlung aller Steuerschulden und der „anndern seine sachen vnnd raittungen“ (Rechnungen) erbracht habe.16) In dieser Zeit war Frizler von dem aus Steyr verzogenen Bürgersohn Johann Stadlmayer beim Rat verklagt worden. Dieser verlangte die Rückgabe der ihm von Frizler mit „gwalt abgenommenen sachen“. Frizler wurde nun vom Rat aufgefordert sich dazu zu äußern, tat dies jedoch nicht. Stadlmayer wandte sich am 9. Juli 1629 neuerlich an den Rat, der Frizler befahl, endlich die Truhe mit Inhalt zurückzugeben, was aber nicht geschah. Da richtete Stadlmayer ein Ersuchen an den Landeshauptmann mit der Bitte, ihm zu seinem Eigentum zu verhelfen. Andere Gläubiger Frizlers klagten ihn oder wurden im Laufe der nächsten Monate ebenfalls bei der Stadt und in weiterer Folge beim Landeshauptmann vorstellig.17) Ob nicht diese Schulden und sonstige Gegebenheiten Frizler bewogen haben mögen, zu versuchen, aus dem Steyrer Bürgerverband auszuscheiden?

 

Schon im Jahre 1627 waren in München Vorverhandlungen wegen des verpfändeten Landes ob der Enns und Wegen des Abzuges der bayrischen Kriegsvölker gepflogen worden. Oberösterreich wurde vom bayrischen Herzog, den der Kaiser für seine Kriegskosten mit der Pfalz entschädigt hatte, durch den Vertrag vom 22. Februar 1628 wieder zurückgegeben. Unter großen Feierlichkeiten erfolgte schließlich am 5. Mai 1628 die Übergabe an Kaiser Ferdinand II., dem bei diesem Anlass die Erbhuldigung geleistet wurde. Als offizielle Vertreter Steyrs nahmen an dem Festakt Bürgermeister Frizler, Stadtschreiber Sonnenwald und drei Räte teil.18)

Aus Freude über dieses Ereignis und zum Dank, weil man in Steyr endlich die fremden Truppen losbrachte, wurde am 12. Mai in der Stadtpfarrkirche ein feierlicher Gottesdienst abgehalten.19) In den folgenden Tagen rückten die gefürchteten kroatischen Reiter, die lange Zeit in der Stadt gelegen waren, ab. Kurz danach, am 2. Juni, verließen die bayrischen Soldaten Steyr. Dann wurden alle Wachstuben abgebrochen.

Systematisch versuchte man die letzten Reste des Protestantismus in Steyr zum Erlöschen zu bringen. Bürgermeister Frizler beantragte in der Ratssitzung vom 8. Juli 1628 sogar einen neuen Friedhof für die „vncatholischen“ (Nichtkatholiken) errichten zu lassen. Dieser Vorschlag fand die Zustimmung der anwesenden Ratsmitglieder, die den Bürgermeister und den Ratsherrn Aumaier beauftragten, geeignete Vorschläge zu erstatten. Bemerkenswert ist, dass der von den Protestanten erbaute Friedhof (Taborfriedhof) am 31. August 1628 vom Garstener Abt Spindler geweiht wurde.20)

Als das katholische Ratsmitglied Max Wuschletitsch zugunsten eines protestantischen Apothekers, der sich in Steyr sesshaft machen wollte, versuchte, die Aufhebung der Sperre der Scharpfischen Apotheke zu erreichen, wurde ihm vom Rat, unter Hinweis auf die Erlässe des Kaisers und Statthalters, bedeutet, dass man „khaine vncatholischen Persohnen“ in der Stadt dulden, noch weniger solche, die andernorts abgeschafft worden waren, aufnehmen und ihnen Unterschlupf gewähren könne.21)

Um das Bürgerrecht erlangen zu können, wurde, neben anderen Formalitäten, auch die Vorlage eines Beichtzettels vertangt.22)

Auf der Durchreise zum Reichstag nach Regensburg besuchte Kaiser Ferdinand II. am 9. Juli 1630 in Begleitung seiner Gattin, seines Sohnes und zweier Prinzessinnen und eines großen Gefolges die Stadt. Bürgermeister Frizler überreichte dem Kaiser die Stadtschlüssel in einem rotsamtenen Beutel und Stadtschreiber Greimoldt hielt die Begrüßungsansprache. Die kaiserliche Familie wohnte im Schloss, die übrigen Gefolgsleute wurden in der Stadt untergebracht.

Auf den zweiten Tag des kaiserlichen Besuches fiel das Fronleichnamsfest, an dem sich die Majestäten beteiligten. Die Prozession zog nicht, wie sonst, über die Ennsleite und Neubrücke, sondern des Kaisers wegen nur durch die Stadt. Die Mittagstafel wurde im Kloster Garsten gehalten. Am nächsten Tage reiste man nach Kremsmünster weiter.23)

Während im Lande ob der Enns Ruhe herrschte, landete der schwedische König Gustav Adolf am 24. Jänner 1630 mit einem Heer auf der Insel Usedom, um den Protestanten in ihrem Kampf beizustehen. Er schlug im September 1631 in der Schlacht bei Leipzig die Truppen der katholischen Liga, die unter dem Befehl Tillys und Pappenheims standen. Nach einem raschen Zug durch Deutschland erzwang sich Gustav Adolf 1632 gegen Tilly und den Herzog Maximilian von Bayern den Lechübergang, am 7. Mai desselben Jahres zog er in München ein. Kaiser Ferdinand übertrug neuerlich den Oberbefehl an Wallenstein, der den Auftrag erhielt, ein neues Heer anzuwerben. Dieses rückte in der Folge über Böhmen und Oberösterreich nach Bayern vor.

Zum Verband der Armee Wallensteins gehörten auch die Truppen des Generals Gallas. Von diesen waren am 15. Jänner 1632 vier Fähnlein Fußvolk und ein Regimentsstab in Steyr eingerückt und verblieb bis 30. Juni. Jeder Soldat hatte täglich 1 ½ Pfund (74 dkg) Fleisch, zwei „Kandl“ Bier und um zwei Kreuzer Brot zu bekommen. Den Befehlshabern mussten doppelte Rationen gegeben werden. Mit dieser Einquartierung erwuchs der Stadt eine neue große Last. Um diese überhaupt noch tragen zu können, hatten die Klöster und Herrschaften der Umgebung ihr Scherflein beizutragen.24)

Schon am 14. Mai 1631, als man vom Magistrat eine Rüststeuer gefordert hatte, wurde vom Rat erklärt, dass es „der so gar verarmbten vd (und) ganz außgesaugten Bürgerschaft od gmain ein vnmüglichkeit ist“ weitere Zahlungen zu leisten.25)

Bei Nürnberg vereinigte sich das Heer Wallensteins mit dem bayrischen Kriegsvolk. Eine geraume Zeit, von Juli bis September 1632, standen sich nun die Gegner in befestigten Lagern gegenüber. Ein schwedischer Angriff auf Wallensteins Verschanzungen wurde blutig abgewiesen. Dann zog Gustav Adolf in Richtung Donau und Lech, Wallenstein hingegen nach Leipzig, das er eroberte. Am 6. November 1632 kam es zur Schlacht bei Lützen, in der der schwedische König, General Pappenheim und viele andere hervorragende Anführer ihr Leben ließen. Der schwedische Reichskanzler Graf Axel von Oxenstjerna, nach Gustav Adolfs Tod Reichsverweser, brachte 1633 das Bündnis der oberdeutschen Reichskreise (Baden, Württemberg, Hessen-Kassel und die süddeutschen Reichsstädte), mit Schweden an der Spitze, zustande. Im November 1633 eroberte der protestantische Herzog Bernhard von Weimar die Stadt Regensburg und bedrohte das Land ob der Enns.

Diese Erfolge der protestantischen Heere ließen bei vielen ihrer Glaubensbrüder in Oberösterreich neue Hoffnungen aufleben. Der Prediger Jakob Greimbl, der mit den Schweden in Verbindung stand, erschien wieder im Lande. Ihm gelang es, im Hausruckviertel die Bauern so zu beeinflussen, dass sie sich im August 1632 wieder erhoben. Dabei rechneten sie auf die Schweden, die ihren Abgesandten 10.000 Mann Hilfstruppen zu entsenden versprochen hatten. Als die Bauern losschlugen, war die Möglichkeit einer Unterstützung durch die Schweden bereits geschwunden, da Gustav Adolf am 3. September bei dem Angriff auf das Lager Wallensteins zurückgeschlagen worden war und daher den Plan, in Oberösterreich einzurücken, aufgeben musste.

Das Land war bei Ausbruch des Aufstandes von Soldaten entblößt. Es wurden nun Bürger und Bauern aufgefordert, sich der Regierung zur Verfügung zu stellen, doch nur Bauern aus dem Traunkreis und Untertanen des Stiftes Kremsmünster folgten diesem Ruf. In einem Lager bei Almeck sammelten sie sich.

In Steyr wurden die Bürger ins Rathaus gerufen und einzeln befragt, ob sie gewillt wären, für den Kaiser ins Feld zu ziehen, was sie gelobten. Zwei Tage später, am 23. August 1632, befahl der Landeshauptmann die Steyrer Bürger zu mustern, sie zu bewaffnen und marschfertig zu machen, damit sie gegebenenfalls ins Lager der regierungstreuen Bauern als Verstärkung abrücken könnten. An die Bürger wurden Zettel verteilt, jeder Zehnte hatte je Woche für die anderen neun, die bewaffnet wurden, acht Groschen zu zahlen.26)

Am 9. Oktober 1632 wurden die Bauern vernichtend geschlagen. Mit der Hinrichtung der Anführer fand dieses Kapitel der Bauernerhebungen seinen düsteren Abschluss.

Der neue Aufstand bewog Ferdinand die Gegenreformation noch wirksamer durchzuführen. Eine neue Kommission verlangte ein Verzeichnis der „gehorsamen und ungehorsamen“ Untertanen. Nach Steyr kamen der Vizedom (Verwalter der landesfürstlichen Gefälle und Abgaben) und Dr. Berthold, beide ließen am 28. Februar 1633 die Bevölkerung ins Rathaus zitieren. Vormittags wurden die Bürger, nachmittags die „Weiber“ vorgeladen. Es wurde ihnen neuerlich mitgeteilt, dass bis zu einem gewissen Termine jene, die nicht katholisch werden wollten, auszuwandern hätten.27)

Diese neue Unterdrückungswelle veranlasste die Mollner Bauern sich zu bewaffnen, in die Berge zu ziehen und die Pässe zu sperren, damit diese von Soldaten nicht überschritten werden könnten. Vergeblich versuchten Beamte der Herrschaft Steyr sie von ihrem Tun abzureden. Es gelang ihnen jedoch durch List sechs der Anführer in ihre Gewalt zu bekommen, die sie nach Steyr brachten. Dann wurden 500 Soldaten nach Molln geschickt, die die Höfe plünderten, die Bauern verjagten und die restlichen Anführer gefangen nahmen. Diese Soldaten blieben so lange in Molln einquartiert, bis sich die Bauern zur katholischen Religion bekannten.28)

Die Ausschreibung einer Leibsteuer seitens der Stände veranlasste den Rat, einen Ausschuss nach Linz zu entsenden, um eine Verringerung der ursprünglich vorgeschriebenen Steuer auf 2.200 Gulden zu erreichen. Es wurden dann von jedem zahlungsfähigen Bürger 8 Gulden erhoben.29)

Zu all diesen Anforderungen an die Finanzkraft Steyrs im Jahre 1633 kam noch die Einquartierung Wallensteinischer Truppen, für deren Bedarf der Magistrat aufkommen musste. Vier Fähnlein Fußvolk, 200 Pferde und ein Stab unter Kommando eines Verwandten des Heerführers verblieben 18 Wochen, noch dazu im Winter, in der Stadt. Diesem Kommandanten, einem Oberst, hatte der Magistrat wöchentlich 200 Gulden zu bezahlen und ihm eine seinem Rang entsprechende Verpflegung zu geben. Er wohnte im Hirschenhaus, an dessen Stelle heute das Haus Stadtplatz 13 steht.30)

Die Bezahlung eines ausständigen Gehaltes zu verlangen, sah sich der Stadtschreiber Balthasar Greimoldt (auch Grümwald) im Dezember 1633 genötigt. Der Rat vertröstete ihn, er wolle die „ausstendige bsoldtung eheist, jedoch nach und nach geben, weilten bei disen … schweren Zeiten man nit sovil aufbringen khan …“.31) Auch der Steuerschreiber Martin Straßkircher bat um Lohnvergütung und wurde mit der Begründung, dass man derzeit „keiner seiz mit den ausgaben gfolgen vnd aufkhomen kann“, abgewiesen.32)

Große Verdienste um die katholische Kirche erwarb sich in dieser Zeit Abt Anton Spindler von Garsten. Nach langen Verhandlungen war es ihm 1628 gelungen, mit dem Magistrat ein Übereinkommen zu treffen, wonach sich dieser verpflichtete, eine Abfindungssumme von 6.000 Gulden für die vielen Jahre währende Benützung der Kirchengüter durch die Protestanten zu zahlen. Die Hälfte dieser Summe sollte gleich flüssiggemacht werden, um den Bau, der durch einen Brand 1522 beschädigten Stadtpfarrkirche vollenden zu können. Die restliche Summe von 3.000 Gulden sollte auf Zinsen angelegt werden und der Kirche einen jährlichen Zinsertrag von 150 Gulden erbringen. Der Ausbau der Kirche wurde sofort in Angriff genommen, das oberste Gewölbe gebaut, neue Pflaster gelegt und das Innere renoviert. Bei dieser Gelegenheit ließ Abt Spindler viele protestantische Grabmäler aus der Kirche entfernen. Da aber für diese Arbeiten 3.000 Gulden nicht ausreichten, spendeten der Abt und die Bürger der Stadt noch Geld und Baumaterialien. Kaiser Ferdinand II. half auch mit 3.000 Gulden.

Im gleichen Jahre wurde auch mit dem Bau eines neuen Pfarrhofes, der an der Stelle des alten aufgeführt wurde, unter Leitung des „welschen“ Baumeisters Marx begonnen. Wegen Geldmangel wurden die Arbeiten erst 1687 vollendet. Auch die Margarethenkapelle, die damals noch von den Gräbern des Friedhofes umgeben war, wurde renoviert.33)

Zur Errichtung einer lateinischen Schule verlangten im Februar 1628 die Dominikaner von der Stadt ein „gebierentes interteniment“ (entsprechenden Unterhaltsbeitrag). Der Rat erklärte, er sei bereit, dem Orden bei Beginn des erfolgreichen Unterrichtes „Zur Hilff vnnd bessern … außkhumen“ (Auskommen) wöchentlich durch das Steueramt fünf Gulden auszahlen zu lassen, „obwolen denen Herren die gegenwertige triebselige Zeit not vnd armueth ebenfalß gueter Massen bekhant ist.“34) Die Stadtväter wollten auch zu einem späteren Zeitpunkt den Dominikanern weiter unter die Arme greifen.

Am 23. August 1631 wurde dem Magistrat aus Linz mitgeteilt, dass der Kaiser erlaubt habe, den Dominikanern die an ihr „Closter anrainende Zway Heüßer“ (das Harrerische und das Gestöttnerische Haus) zur Erbauung eines Kreuzganges, gegen Bezahlung eines Betrages von 2.000 Gulden, zur Verfügung zu stellen. Die Kaufsumme wäre später von der bisher „noch vnentrichteten nachsteüer“ des protestantischen Emigranten Christoph Dürl zu bezahlen.35)

Im Jahre 1630 erreichte die Stadt ein kaiserlicher Befehl, der die Errichtung eines Kollegiums und einer Kirche für den Jesuitenorden betraf.36) In Steyrdorf, am heutigen Michaelerplatz und im „Gaßl“, sollten für diesen Zweck elf Häuser zur Verfügung gestellt werden.37) Da auf einer Anzahl dieser Häuser Mündelgelder sichergestellt waren, erklärte sich die Stadtverwaltung anfänglich mit der Übergabe dieser Häuser nicht einverstanden. Schließlich willigte der Rat in den Verkauf und beschloss, nach einer Schätzung des Wertes, die Gebäude zu übergeben. Aus die Erstattung der auf den Häusern sichergestellten Mündelgelder wollte die Gemeinde zugunsten des Ordens verzichten. Von diesem Beschluss wurde die Landesregierung in Kenntnis gesetzt, die ihrerseits den Bericht an den Kaiser weiterleitete. Es folgte nun eine Reihe von Unterhandlungen, da der Magistrat von den Ständen verlangte, künftighin für diese Häuser keine Steuern zahlen zu müssen. Am 12. Mai 1631 erreichte die Stadt ein neuerlicher Befehl des Kaisers, in dem die Übergabe der Gebäude an die Jesuiten gefordert wurde.

Eine beauftragte Kommission begutachtete nun die Häuser und stellte ihren Wert mit 14.000 Gulden fest, da diese die „fürnehmsten Gewerkhäuser“ in Steyrdorf waren und auch vorzügliche Keller aufwiesen. Von dieser Schätzung wurde der Landeshauptmann verständigt. Die Häuser wurden angekauft und zum größten Teil mit dem Geld, das man den Protestanten beschlagnahmt hatte, bezahlt. Die Übergabe an den Orden erfolgte im Juni 1632. Im November wurde das Gymnasium eröffnet, das nach einigen Monaten schon vierzig Schüler zählte. Erst Ende Juni 1634 wurde mit dem Abbruch einiger Häuser und mit den Vorarbeiten für den Bau der Michaelerkirche begonnen. Bis Ende 1648 wurde von den Jesuiten der Gottesdienst in der Spitalskirche abgehalten.38)

Bezeichnend für die triste Lage des Unterrichtswesens der damaligen Zeit ist nachstehende Begebenheit, die ein Ratsprotokoll festhält.39) Die deutschen Schulmeister baten am 9. Februar um Erlaubnis, neue Schüler werben zu dürfen. Der Rat willfahrte ihrer Bitte, doch verlangte er, dass die Werbung mit „aller beschaidenhait, bei schenen (schönem) wetter, Vnd nicht mit Trunckenhait, alls öffters beschehen, fürgenommen werde.“ Bei dieser Gelegenheit bemängelte der Rat auch die schlechte Disziplin der Schüler beim Verlassen der Schule und „auch sonsten.“

Am 18. März 1636 behandelte der Rat eine Eingabe Frizlers um „Reichung einer Besoldung“. Man beschloss, ihm so lange er das Bürgermeisteramt „bedienen würdt“, „für dißmal“ 400 Gulden zu bewilligen, ohne hiermit ein Präjudiz für künftighin und auch für andere Städte des Landes schaffen zu wollen. Vor der Auszahlung wollte man das Ansuchen noch der Landeshauptmannschaft und dem Amte des Vizedoms zur Genehmigung vorlegen.40) Acht Tage später ist in einem Ratsprotokoll vermerkt, dass „Herrn Frizler 600 Gulden fürgetragen werden“ sollen.41)

Nicolaus Frizler starb im 69. Lebensjahr stehend, am 26. September 1643 und wurde in der Stadtpfarrkirche begraben.42) Sein Grabstein, ist nicht mehr erhalten.

Wie aus dem noch vorhandenen Verlassenschaftsinventar vom 13. Oktober zu ersehen ist, hatte sein hinterlassenes Vermögen einen Schätzwert von 3.264 Gulden. Diesem standen Schulden in der Höhe von 2.380 Gulden gegenüber.43) An Bargeld wurden 47 Reichstaler vorgefunden, die nicht ins Inventar ausgenommen, sondern der Witwe für die Begräbnisspesen überlassen wurden.

Lindner nennt Frizler einen „vir Literratus“,44) worunter ein im Sinne des Humanismus gebildeter Mann verstanden werden kann.45) Dies beweist auch die nachgelassene, für die damalige Zeit reichhaltige Bibliothek des Verstorbenen. In ihr fanden sich 45 Werke religiösen, geschichtlichen und juridischen Inhaltes in deutscher, italienischer und lateinischer Sprache.

Die Witwe des Verstorbenen, Martha, wird nach dessen Tod als neue Eigentümerin des Stadtplatzhauses (Bummerlhaus) angeführt. Dieses war im Jahre 1651 noch mit rund 277 Gulden an noch nicht bezahlten obrigkeitlichen Gefällen belastet. In der bezüglichen Steuerbucheintragung heißt es: „Ist zümblich pauvöllig (baufällig) onnd darbei dise Beysorg, daz es von der Frizlerischen Witib (Witwe), ganz ruiniert werden würdt.“46)

  • -Inv. vom 13. 10. 1644, K. XI, L. 17, St.A.; protestantisches „Verkündbuch“ 1617 im Stadtpfarramt.
  • Kaufbrief v. 15. 6. 1617.
  • RP 1618, 164.
  • Das Augsburger Handelshaus Fugger beherrschte den damaligen Kapitalmarkt. Nach ihm wurden reiche Leute als „Fugger“ bezeichnet.
  • LV 5, 384: „…in tantum in posterum ferventior, in quantum iuerat antes perversior“. — Vielleicht hat auch die zu erwartende Einquartierung bayrischen Kriegsvolkes beigetragen, einen rascheren Religionswechsel Frizlers herbeizuführen. Am 14. August 1620 vermerkt nämlich ein Ratsprotokoll, dass das Frizlerische Haus (Bummerlhaus) als Eigentum eines Protestanten zur Unterbringung von Militär vorgesehen wurde (RP 1620, 134).
  • LV 11, St.A.; LV 14, 192; LV 6, 83.
  • 487, Mk. L. 10, St.A.; RP 1627, 118.
  • LV 6, 94.
  • 498, Mk. L. 10, St.A., LV 6, 108.
  • 495, Mk. L. 10, St.A.
  • LV 9 und 10. „Vneracht Vnßer darwider Aines Ersamben Magistrats eingesenten Bricht“ … „ßo an statt Herrn Coßmanns Mann / vnd Herrn Caspar Reinhartens / alß welche die Wal getroffen …“
  • „Außerdem wird befohlen, daß der jetzige Bürgermeister, Stadtrichter und Rat all: vnd Jede Burger vnd Inwohner / vnd deren Brodtsgenossen dahin mit Ernnst anhaltet / Daß Sie kunfftige össterliche Zeit sich bei der H. Beicht vnnd Communion / Catholischen Gebrauch nach / gewißlich einstellen vnd dem raht ordentlich Beichtzetl fürbringen …“
  • LV 11; RP 1633, 44.
  • 538, Mk. L. 10, St.A.
  • 554, Mk. L. 10, St.A.
  • RP 1629, 82.
  • RP 1628, 190, 204, 206; RP 1629, 112, 126, 133, 158, 167, 212.
  • LV 3, 64, 65; LV 6, 89.
  • LV 2, 275.
  • RP 1628, 87, 106.
  • RP 1628, 17, 21, 67. Wuschletitsch erreichte die Wiedereröffnung durch einen Befehl des Statthalters.
  • RP 1628, 23, auch 77 ff. — Der Lebzelter Benedikt Fiedler und der Bürgerssohn Jakob Millner suchten an. Das Lebzelterhandwerk hatte für Fiedler einen Bericht mit dem angeschlossenen Beichtzettel vorzulegen, Millner hatte den Beichtzettel beim Magistrat vorzuweisen.
  • LV 6, 90.
  • RP 1631, 34, 115; LV 6, 117.
  • LV 6, 115.
  • LV 6, 120; LV 2, 283.
  • LV 6, 126; LV 21, 262; LV 2, 286.
  • LV 2, 286.
  • LV 6, 125.
  • LV 2, 286.
  • RP 1633, 113, 114.
  • RP 1628, 18.
  • LB 2, 278; LD 6, 90.
  • RP 1628, 43.
  • 564, K. XI, L. 35, St.A.
  • 564, K. XI, L. 35, St.A.
  • Besitzer der Häuser am Michaelerplatz waren: Margraber, Köberl, Millechner, Richter, Brandstötter (Prandstetter), Steinlbacher, Hizler, Kipferling, Payr; im „Gaßl“: Ehrlinger, Dirnberger.
  • LV 2, 279, 285; LV 6, 105; LV 20, 74; Nr. 564, K. XI, L. 35, St.A.
  • RP 1637, 22.
  • RP 1636, 42.
  • RP 1636, 45.
  • „Adler“, XXVII und XXVIII. Bd., S. 193, behauptet, dass Frizler als „Herr auf Ober- und Unter-Huethofen“ gestorben sei. Dem widerspricht die Eintragung im Totenbuch II der Stadtpfarre Steyr.
  • -Inv., K. XI, L. 17, St.A. — Die Behausung am Platz, „zwischen Ihro gndn Herrn von Sprinzenstein / und Hanß Andreen Zollitsch Heüsern ligendt /“, das heutige „Bummerlhaus“, wurde mit einem Schätzwert von 2.000 Gulden angegeben. Die Ortsbestimmung der Häuser erfolgte früher durch die Angabe des Viertels und der beiden Nachbarn. An Nachlassschulden waren vorhandene 331 fl. Steuerschulden an die Stadt, 147,4 fl. für die während der letzten Krankheit Frizlers vom Apotheker Christoph Schimpach gelieferten Arzneien, 12 fl. für Orgelunterricht, den der Organist Johann Kirchperger der „Jungfrau Sophie“, vermutlich der erheirateten Tochter Frizlers, erteilt hatte. — 1643, 208: Der Rat beschloss, den Gastwirt Georg Gallenperger und den Müller Christoph Stadler als Vormunde für die minderjährigen Kinder aus der ersten Ehe der Witwe Frizlers zu bestellen. — RP 1643, 210: Die Vorgenannten lehnen die Übernahme der Vormundschaft ab, da Frizler auch bei ihnen Schulden hinterließ. Weitere Kreditoren meldeten sich (RP 1643, 217, 223; RP 1644, 30, 40, 52, 60), sodass sich der Magistrat genötigt sah, die Verordneten für die Frizlerische Verlassenschaft aufzufordern, rasch das Inventar aufzunehmen, „weillen ye lenger ye mehr creditores fürkhomen…“ (RP 1643, 213). — RP 1644, 19, 24, 124, 195: Martha Frizlerin, geborene Edlin gerin, verwitwete Giefingin, bat den Rat, da sie sich Nikolaus Frizler mit ihr „alß ainer Wittib ledigen standts verheürath vnd selber nit dz geringiste Zuegebracht hette (nichts in die Ehe einbrachte), Ihr alles vnd Jedes“ aus dem Nachlass ausfolgen zu lassen, mit Ausnahme der dem Verstorbenen gehörenden Bücher, Kleider und „Manns Rüstung“. — Frizler selbst hatte keine Kinder.
  • LB 5, 384.
  • freundlicher Auskunft des Herrn Landesarchivdirektors Dr. Sturmberger.
  • 1531, Nr. 46.

Literaturverzeichnis

  1.  Valentin Prevenhuber, Annales Styrenses, Nürnberg 1740.
  2. Franz Xaver Pritz, Beschreibung der Stadt Steyr und ihrer nächsten Umgebungen, Linz 1837.
  3. Franz Xaver Pritz, Geschichte der ehemaligen Benediktinerklöster Garsten und Gleink. Linz 1841.
  4. Josef Ofner, Die Eisenstadt Steyr. Geschichtlicher und kultureller Überblick. Steyr 1958.
  5. Konrad Schiffmann, Die Annalen (1590 bis 1622) des Wolfgang Lindner. Linz 1910.
  6. Jakob Zetl, Chronik der Stadt Steyr, Handgeschriebenes Manuskript, St.A.
  7. Ilse Neumann, Steyr und die Glaubenskämpfe. V. d. K. d. Stadt Steyr, Februar 1952.
  8. „Statt Steyris Raths Wall“ 1500 bis 1660. St.A.
  9. Verzeichnis der Bürgermeister, Richter und Räte 1500 bis 1651. St.A.
  10. Bürgermeister-, Richter- und Ratswahlenbuch, St.A.
  11. Wahlbuch de anno 1618. St.A.
  12. Karl Eder, Glaubensspaltung und Laudesstände in Österreich ob der Enns. 1525—1602, Linz 1936.
  13. v. Pantz, Die Grabdenkmale der Stadtpfarrkirche zu Steyr.
  14. Jahrbuch der k.k. heraldischen Gesellschaft Adler. XXVII. und XXVIII. Band.
  15. Alfred Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte des Landes Oberösterreich, 2. Band, Linz 1952.
  16. Ludwig Bittner, Das Eisenwesen in Innerberg-Eisenerz bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625.
  17. Karl Eder, Reformation und Gegenreformation in Österreich. Sonderabdruck aus der „Theol.-Prakt. Quartalschrift“, Jg. 1952, 1. Heft,
  18. v. Pantz, Die Innerberger Hauptgewerkschaft 1625 bis 1783.
  19. Hans Sturmberger, Georg Erasmus Tschernembl, Linz 1953.
  20. Josef Ofner, Die Gesellschaft der Rohr- und Büchsenhandlung in Steyr. V. d. K. d. Stadt Steyr, Oktober 1961.
  21. Ludwig Edlbacher, Landeskunde von Oberösterreich, Wien 1883.

Ratsprotokolle, Steuerbücher im St.A.: Schlossakten im L.A.; Totenregister im Stadtpfarramt.

Abkürzungen: LV = Literaturverzeichnis, RP = Ratsprotolle, F = Faszikel, K. Kasten, L. = Lade, Stb. = Steuerbuch, Stpf. = Stadtpfarramt, L.A. = Landesarchiv, St.A. = Städtisches Archiv.

 

Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 23, Dezember 1962

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