Bürgermeister Hanns Schwab 1539 1541 1546

Von Erlefried Krobath

 

Für 1539 erstmalig und in den Jahren 1541/42 und 1545/461) wurde der Handelsmann und Fleischhauer2) Hanns Schwab zum Bürgermeister Steyrs gewählt. Er entstammte einer ansässigen Familie. Sein aus Siesenhaim stammender Großvater Hanns ist 1466 als Bürger der Stadt bezeugt; sein Vater Siegmund Taumüllner, sonst Schwabe genannt, war Steyrer Ratsbürger.3)

Im Rat der Stadt saßen die wohlhabenden Bürgerfamilien der Stadt, die sich innerlich schon den neuen Glaubenslehren Luthers zugewandt hatten. Diese Familien, die Urkauf, Händl, Pfefferl, Hirsch scheinen im ganzen 16. Jahrhundert als Inhaber wichtiger Stadtämter auf. Sie bekleideten Bürgermeister-, Stadtrichter- und Ratsposten und übten so einen bedeutenden Einfluss auf die öffentliche Meinung aus. Wie der Adel auf dem Lande waren in den Städten diese Bürgerfamilien für die Verbreitung des Luthertums maßgebend.4) In Steyr trat ab 1542 in Liturgie und Predigt die Confessio Augustana öffentlich hervor.5)

Wohl hatte der dem Landesherrn sehr ergebene und streng katholische Burggraf Hanns Hoffmann nach besten Kräften versucht, die Ausbreitung der neuen Glaubenslehren zu hindern. Unermüdlich hatte er den Rat aufgefordert, den Besuch lutherischer Predigten auf dem Lande zu unterlassen und zu den alten Lehren zu stehen. Da der Burggraf beim Landesfürsten König Ferdinand in hohem Ansehen stand und sicherlich im gegebenen Falle auch obrigkeitliche Sanktionen gegen das landesfürstliche Steyr erreicht hätte, musste der Rat diesen Ermahnungen Gehör schenken, obwohl, wie vorerwähnt, im Rate viele Anhänger der neuen Richtung als Ratsherren saßen. Sicherlich unter dem Einfluss Hoffmanns hatte der Rat auch am 11.2.1541 einen Befehl an seine Untergebenen erlassen, dass diese der hergebrachten Ordnung gemäß zu leben, von den neuen Glaubenslehren abzustehen, Winkelpredigten und Versammlungen nicht zu besuchen hätten.6) Unter Androhung ernstlicher Strafen bei Nichteinhaltung der vorgenannten Anordnungen und auch solcher über Tarife, Begräbnis, Osterbeichte, Kommunion und Einhaltung der gebotenen Fasttage wurde versucht, der anbrandenden lutherischen Flut Einhalt zu gebieten.

Ungeachtet aller Strafandrohungen und Ermahnungen kehrten sich die Bürger jedoch nicht an die ergangenen Befehle und Ermahnungen. „Die Dynamik der von Luther entfachten Bewegung“7) gewann stetig an Boden, zudem durch die Niederlage gegen die Türken bei der Belagerung van Ofen und die schwebende Gefahr eines neuerlichen Einbruches dieses Feindes die Stellung des Landesfürsten und der alten Gewalten geschwächt war. Auf dem Generallandtag zu Prag, der auch 1541 abgehalten wurde, hatte, mit den Vertretern eines Teiles der Stände, auch der Delegierte Steyrs eine Bittschrift an den König unterzeichnet, das Evangelium unverwehrt predigen und das Abendmahl unter beiden Gestalten reichen zu lassen.8) Wegen der latenten Gefahr des Türkeneinfalles erließ der Rat im gleichen Jahre ein Edikt, wonach sich jeder Bürger und Einwohner der Stadt, im Falle eines Alarmes, mit seinen besten Waffen an den vorgesehenen Sammelplätzen einzufinden hätte. Außerdem wurde eine Abgabe für Vermögen und Dienstleistungen angeordnet, die für Rüstungszwecke verwendet werden sollte. Um die Bürgerschaft von Ihren Verteidigungspflichten zu befreien, warb der Rat 53 Söldner an, die unter Befehl des Ratsherrn Melchior Hirsch standen. Als diese Soldaten im September zu den in Enns versammelten Soldaten der Landstände geschickt wurden, stieß das Floß an eine Holzbrücke, wobei neun Mann ertranken.9)

Trotz der unruhigen Zeiten hatte die Stadt durch ihren Gewerbefleiß weiter an Bevölkerung zugenommen und sich vergrößert. Es dürften, nach vorsichtigen Schätzungen, um diese Zeit in Steyr 518 Häuser gestanden haben, in denen rund 6800 Bewohner lebten.10)

Wohl von Durchziehenden eingeschleppt, brach im zweiten Amtsjahre des Bürgermeisters Schwab, 1541, die Pest aus, die auch noch im folgenden Jahre andauerte und in der Stadt zahlreiche Opfer forderte.11) Die Seuche forderte viele Opfer; und da auch die Bevölkerung viel zahlreicher geworden war, erwies sich der Friedhof um die Stadtpfarrkirche als zu klein. Über Vermittlung des Burggrafen beim Abt von Garsten erlangte der Magistrat die Erlaubnis, einen neuen Gottesacker im sogenannten Weichselgarten beim Bruderhaus12) zu errichten, der am dritten Fastensonntag vom Passauer Weihbischof Heinrich Kunz eingeweiht wurde.13)

In einer Bäckerei unfern des Schlosses war 1545 ein Brand ausgebrochen, der diesen Bau bedrohte. Aus diesem Grunde gebot der Landesfürst, dass alle Holzdächer der das Schloss umgebenden Häuser durch Ziegeldächer zu ersetzen wären. Gleichzeitig beauftragte er den Vizedom des Landes (Finanzreferenten), auf den ordnungsmäßigen Vollzug dieses Befehles zu achten.14)

Eine Belastung für den Handel der Stadt bedeuteten die verschiedenen Mautgebühren, die auf den Verkehrsstraßen eingehoben wurden. So bemühte sich die Stadt besonders, eine Reduzierung der in Ebelsberg eingehobenen Gebühren für die nach Linz gelieferten Häute zu erreichen. Die Bemühungen waren von Erfolg, denn Landeshauptmann Balthasar von Presing bestätigte am 9. Juli 1545, dass die Steyrer Kaufleute für Häute in Ebelsberg nur 2 ß Mautgeld zu zahlen hätten.15)

Hans Schwab war mit Barbara Tradlin verheiratet. Dieser Ehe entsprossen zwei Töchter: Katharina, die im Testament Schwabs16) als Witwe des Steyrer Bürgermeisters Joachim Händel erwähnt wird und später noch zweimal verheiratet17) war, und Anna, die in erster Ehe mit dem 1556 verstorbenen Steyrer Bürger Christoph Gutbrodt, in zweiter mit Wolff Händel vermählt war.18)

In seiner Steyrer Handlung unterstützten Schwab die Söhne seiner früh verstorbenen Schwester Helene, die 1519 den in Steyr ansässigen Bürger Leonhard Koberer geheiratet hatte. Diese Neffen bedachte er in seinem letzten Willen mit je 300 Pfund Pfennig.

„… nach der schickhung gottes mit schwerer Leybschwachait beladen …“ verstarb dieser Bürgermeister im Jahre 1551 und wurde „beym vordern Altar, auf der rechten Hand“ in der Stadtpfarrkirche beigesetzt.19) Von den Grabdenkmalen der Familie Schwab ist nur mehr das heute schon arg verwitterte seiner Tochter Katharina an der Nordwand der Stadtpfarrkirche erhalten.20)

 

  • V. 3, L.V. 16.
  • 1543.
  • V. 1, S. 270.
  • V. 12, S. 38 ff.
  • V. 15, S. 24.
  • V. 1, S. 260.
  • V. 15, S. 22.
  • V. 1, S. 261.
  • V. 1, S. 262.
  • V. 13.
  • V. 1, S. 261.
  • Heute Sierninger Straße.
  • V. 1, S. 262.
  • V. 1, S. 264.
  • K. XIV, L. 2, Nr. 4484 (St. A.).
  • Testament vom 3. 8. 1551 (St. A.).
  • Zweiter Mann Hannß Preuenhuber, dritter Dion. Attaler. Katharina starb am 22. Oktober 1572.
  • V. 1, S. 270.
  • 1551 (St. A.). Hans Schwab war Besitzer der Häuser Grünmarkt 18, Stadtplatz Nr. 25 und 34 (Stb. 1543, Urbar Spital 1541).
  • V. 14, S. 12.

Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 17, November 1957

Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit (Fortsetzung)

Rate this post
Print Friendly, PDF & Email