Bürgermeister Franz Karl Preureutter (1803 — 1810)

Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit (Fortsetzung)

Von Erlefried Krobath

 

Anfangs Februar 1799 war Magistratsrat Albert Schellmann aus dem städtischen Dienst geschieden und hatte sich als „Landesadvokat“ in Steyr etabliert, dadurch wurde seine Stelle im Magistrat vakant.1) Bürgermeister von Paumgartten konnte am 6. April im Rat berichten, dass vom k. k. Appellationsgericht in Wien die Weisung gekommen war, innerhalb einer kurzen Frist von der Bürgerschaft zwanzig Votanten wählen zu lassen, die dann ihrerseits den neuen Magistratsrat zu wählen hatten. Die Entscheidung fiel auf Franz Karl Preureutter, der am 9. September den Diensteid ablegte, nachdem vorher die k. k. Landesregierung in Österreich ob der Enns und ebenso das k. k. Appellationsgericht seine Wahl zum „Rathsmann bei der k. k. landesfürstlichen Stadt Steyr“ bestätigt hatten.2) Auf sein Ersuchen wies ihm der Magistrat im 2. Stock des Rathaus-Hintertraktes ein Zimmer als Quartier unter der Bedingung zu, dass es bei Bedarf sofort geräumt werden müsse.3) Gegen Erlag einer Kaution von 500 Gulden wurden ihm über sein Ansuchen die Verwaltung des Scheckenamtes, der „Spinnfaktorey“ (Arbeitshaus im ehemaligen Cölestinerinnenkloster) und der Truentenstiftung übertragen.4) Außerdem war er als Kommissär des Feilhauerhandwerkes tätig.5)

In dieser Zeit zählte Steyr mit seinen beiden Vororten Ennsdorf und Steyrdorf 7881 Bewohner, die in 861 Häusern wohnten. Die Stadt war Sitz des Kreisamtes für das Traunviertel, eines Berggerichtes, einer „Zollegstätte“ und der hauptgewerkschaftlichen Verlagsstelle. Der Schulbildung dienten je eine Trivialschule in der Berggasse, in Ennsdorf, in Aichet und im „Schuhboden“. Im früheren Jesuitenkolleg war ein Büchsenmacherlehrinstitut, in dem 60 Knaben aus den Erziehungshäusern verschiedener Regimenter untergebracht waren. Sie wurden mit 15 Jahren aufgenommen und hatten eine sechsjährige Lehrzeit durchzumachen.

Der Großteil der Einwohner war mit der Verfertigung verschiedener Eisenwaren beschäftigt, in Steyrdorf waren Metallfabriken (Drahtzug), Eisen-, Kupfer- und Pfannenhämmer neben mehreren Schleifmühlen in Betrieb. Die ärarische Büchsenfabrik in Unterhimmel beschäftigte im Jahr 1809 elf Meister. Als neuer Industriezweig trat die Erzeugung von Textilien auf. Neben kleinen Webern, die auf eigene Rechnung arbeiteten, waren in der Stadt Unternehmer, die am Land weben und spinnen ließen und in Steyr nur die Färbung durchführten. Im früheren Dominikanerkloster war seit 1786 eine „Manchesterfabrik“ (Baumwollsamterzeugung) untergebracht, von einigen Meistern wurden Strick- und Weißwaren hergestellt.

Als im Mai 1805 Bürgermeister von Paumgartten den Entschluss bekanntgab, sein Amt niederzulegen, ordnete das Kreisamt eine Neuwahl für den 5. August an, die von ebenfalls neu zu wählenden Votanten aus der Bürgerschaft durchzuführen war. Magistratsrat Preureutter wurde zum neuen Bürgermeister mit einem Jahresgehalt von 1.000 Gulden erkoren. Bis zur Bestätigung durch das Kreisamt und das Appellationsgericht am 25. August versah er das Amt provisorisch.6) Da im Jahre 1804 wöchentlich ein zusätzlicher Ratstag eingeführt wurde, sah sich der neue Bürgermeister genötigt, die Leitung der Spinnfaktorei, des Scheckenamtes und des Truentenamtes abzugeben.7)

Am 15. Dezember 1810 überreichte Preureutter sein Rücktrittsgesuch, das zur Kenntnis genommen wurde. Für seine der Stadt geleisteten Dienste wurde ihm der „gebührendste Dank abgestattet.“8) Die Ursache seines Rücktrittes war in Differenzen mit dem Bürgerausschuss zu suchen. Am 7. April 1810 beschwerte sich der Magistrat, dass die „Herren Bürgerausschüsse, entgegen der bestehenden Instruktion, statt im Rathaus in privaten Häusern Zusammenkünfte und Verabredungen“ hielten. Diese wieder entgegneten, dass sie, „ebenso wie der Magistrat das Recht haben an einem separierten Ort sich gemeinschaftlich zu unterreden und Maßregeln festzusetzen“.9) Es scheint sich hier um divergierende Ansichten über Einsparungen im städtischen Haushalt gehandelt zu haben und man einigte sich schließlich, jede Woche an einem Tag in Anwesenheit eines Magistratsrates und etlicher Mitglieder des Bürgerausschusses, unter Vorsitz des Bürgermeisters, eine Durchsicht der Rechnungen und gemeinsame Beratungen über Sparmaßnahmen vorzunehmen.

Neben dem Bürgermeister hatte auch Magistratsrat Schroff, dem die Stadt ein Geschichtswerk verdankt, sein Amt zurückgelegt. Franz Karl Preureutter trat zum Jahresbeginn 1811 die Stelle als Syndikus der städtischen Verwaltung in Gmunden an. Im Alter von 64 Jahren starb er in dieser Stadt am 11. September 1823. Seine sterbliche Hülle wurde am Gmundner Friedhof beigesetzt.10)

Die siebenjährige Amtszeit Preureutters in Steyr war reich an Geschehnissen, die ihm als Stadtoberhaupt vermehrte Sorgen und Arbeiten abverlangten.

 

Anfangs März 1804 kam im Rathaus das auf Grund einer Hofentschließung erlassene Kreisamtsdekret „wegen neuer Regulierung des Magistrates und Einsetzung dreyer Ökonomie Räthe“ zur Sprache. Die am gleichen Tage in das Rathaus berufenen Viertelmeister wurden mit dieser Neuerung in der Stadtverwaltung bekanntgemacht und beauftragt, in ihren Vierteln Umfrage zu halten, ob die Bürger neue Wahlmänner für die Wahl der Wirtschaftsräte namhaft machen wollten, oder ob die im Vorjahr bestimmten zwanzig Votanten am 21. März die Wahl durchführen sollten. Als erste Ökonomieräte der Stadt Steyr gingen aus dieser Wahl Jakob Rauscher, Alois Rannacker und Bernhard Dietmayr hervor. Nach Bestätigung durch das Kreisamt legten sie in die Hand des Bürgermeisters den Diensteid ab. Ihre Aufgabe sollte sich auf Beratung, Mitsprache und Mitbestimmung in wirtschaftlichen Angelegenheiten der Stadt erstrecken. Die genannten Ökonomieräte legten jedoch nach kurzer Zeit ihr Amt zurück. Drei neue Wirtschaftsräte, die am 14. April 1804 gewählt wurden, resignierten ebenfalls, über die Ursachen des Rücktrittes berichten die Quellen nicht. Schließlich wurden wieder drei Bürger für diese Funktion am 12. Dezember durch eine Wahl bestimmt. Diese fiel mit einem Schreiben des Kreisamtes vom 6. desselben Monates zusammen, in dem mitgeteilt wurde, dass die „ökonomischen Räte nun außer Aktivität und die Geschäfte mit dem Bürgerausschuß zu schließen“ wären. Es hatte also künftig wiederum der Bürgerausschuss das alleinige Mitspracherecht in wirtschaftlichen Angelegenheiten der Stadt.11)

Die Verletzung der Friedensbestimmungen von Amiens (1805) durch England, veranlasste Kaiser Napoleon, Hannover zu besetzen und Vorbereitungen für einen Angriff auf die britischen Inseln zu treffen. Es gelang der diplomatischen Kunst der Engländer wieder, auf dem Kontinent Bundesgenossen zu mobilisieren, um so die Franzosen von einer Invasion in Britannien abzuhalten.

Ende Oktober 1805 wurden „bei den gegenwärtig obschwebenden Kriegsgefahren“ vom Magistrat nachstehende Vorkehrungen angeordnet. Schiffmeister Schrettbauer musste beständig ein Schiff in Bereitschaft halten, um bei Annäherung der Franzosen die wichtigsten Stadtakten, die Depositenkasse und das Vermögen der Kirchenämter in Sicherheit bringen zu können. Dieses Schiff sollte auch von zwei Bürgern begleitet werden. Silber, Pretiosen und Bargeld sollte an „einem zu bestimmenden heimlichen Ort“ in der Stadt versteckt werden, damit im Falle einer Kontributionsforderung durch den Feind, diese damit bestritten werden könne. Deposita der Bürger bei der Stadt würden, falls diese zu Zahlungen herangezogen werden müssten, später in der nämlichen Höhe, vermehrt um das auf Silbergeld entfallende Agio, rückvergütet werden, um die Bürgerschaft bei Abwertung des Papiergeldes vor Schaden zu bewahren. Als Dolmetscher würden der Sprachlehrer Potidor und, bei Vorsprachen, Herr von Volpi verwendet werden. Das Quartieramt hatte, wie beim ersten Franzoseneinfall, mit drei Gehilfen besetzt zu werden. Falls die Gefahr einer Besetzung näher rückte und noch Zeit vorhanden wäre, solle wiederum eine Hauptkommission mit Vertretern aus allen Stadtvierteln zusammentreten, um allfällige Maßnahmen noch besprechen zu können. Ferner hatte in der Stadt genügend Brücken- und Brennholz gestapelt zu werden. Der Bürgerschaft sollen wieder Bezugszettel für Brot und Wein ausgehändigt werden, damit sie diese Waren in den bezüglichen Geschäften beziehen könnte, falls die Einquartierten an sie solche Forderungen stellen würden. Auch Efeu, Hafer, Stroh sei anzuschaffen, vor allem aber hätten die Steyrer „Ruhe, Friede, Einigkeit und Verträglichkeit“ gegenüber den einmarschierenden Truppen zu bewahren. Schließlich sollte noch der Prälat von Kremsmünster, der „immer am sichersten Nachrichten von der Armee erhält“, ersucht werden, diese durch den Magistratsrat Reisser gleich dem Magistrat bekanntzugeben.12)

Namens des Handelsstandes sprachen am 30. Oktober die Kaufleute Andre Eberstaller und Bernard Dietmayr vor und teilten mit, dass sie ihren Tuchvorrat in Sicherheit bringen würden, wenn nicht der Magistrat eine Haftung böte, falls die Franzosen sie plünderten. Magistrat und Bürgerausschuss lehnten dieses Begehren mit der Begründung ab, dass der Magistrat keinesfalls die Macht habe, das Vermögen jedes einzelnen Bürgers sicherzustellen. Die Kaufleute hätten ihren Tuchvorrat an einem sicheren Ort zu verbergen, aber nicht aus dem „hiesigen Bezirk“ wegzubringen. Hielten sie sich nicht an diese Weisung, müssten sie bei etwaiger Requisition, den Schaden, der den Bürgern daraus erwüchse, mit ihrem gesamten Vermögen tilgen. Glaubten sie ihre Ware in einem städtischen Depot sicherer, so könnten sie diese dort einlagern, jedoch übernehme die Stadt keinerlei Haftung für sie.13)

Im 3. Koalitionskriege (1805) standen England, Russland, Österreich und Schweden vereint gegen Frankreich, Bayern, Baden und Württemberg. Der Krieg begann im September, die Österreicher hatten eine Armee in Italien und eine andere in Deutschland, zu der die russische Hilfsarmee stoßen sollte. Napoleon entschied jedoch den Krieg zu seinen Gunsten schon in Süddeutschland, wo der österreichische Befehlshaber am 17. Oktober 1805 sich mit seinen Truppen ergeben musste und damit den Franzosen den Weg zum Einmarsch in Österreich freimachte. Bereits am 1. November zog General Murat mit seinen Truppen in Linz ein und rückte den Österreichern und ihren Verbündeten auf der Linie Ebelsberg — Enns — Wien nach, während das Korps des Generals Davoust mit der 3. Dragonerdivision unter Beaumont in Richtung Steyr einschwenkte.

Das österreichische Korps Merveldt hatte sich am 31. Oktober über Kremsmünster nach Steyr in Marsch gesetzt und traf am 2. November in der Stadt ein. Als am nächsten Tag noch zwei Bataillone des Infanterieregimentes 60 aus Kirchdorf anrückten, zogen sich diese mit den anderen Truppen über die Enns zurück. Um dem Gegner die Verfolgung zu erschweren, wurden die Tore der Stadtmauer verbarrikadiert und je zwei Joche der beiden Ennsbrücken abgebrannt. Die Truppen Merveldts bezogen nun im Raum Ennsdorf — Ternberg Stellung.

Bürgermeister Preureutter, der als Magistratsrat die erste Besetzung Steyrs durch die Franzosen miterlebte, glaubte durch eine in deutscher und französischer Sprache abgefasste Kundmachung an die Bevölkerung, in der er sie vor gewissen Handlungen wie Ansammlungen und Inszenierung von Tumulten warnte, ja sogar drohte, solche streng ahnden zu lassen, zur Entschärfung der Lage bei der zu erwartenden Besetzung beitragen zu können. Noch während der Anwesenheit österreichischer Truppen in der Stadt stellte er am 2. November in dem Aufruf fest, dass „allen Nachrichten zufolge“ in Kürze wieder eine französische Armee in Steyr einrücken werde. Er forderte die Bewohner auf, sich in dieses Schicksal zu fügen und ein „ruhiges, redliches und männliches Betragen“ zu bewahren. Niemand sollte sich unterfangen, die auf ihre Ehre so sehr bedachten Franzosen zu reizen oder zu beleidigen. Wenn man der Besatzungsmacht Achtung entgegenbrächte, werde es gelingen eine großmütigere Haltung gegen die Bevölkerung zu erreichen. Alle Anordnungen der Stadtobrigkeit sollen strikt befolgt, Disziplin eingehalten und die Ordnung aufrechterhalten werden. Besonders wies Preureutter in seinem Erlass auf die Befolgung der Feuerordnung hin, da ja bei Ausbruch eines Brandes die Sicherheit aller Stadtbewohner gefährdet sei.

Ein anderes Schreiben wurde an den kommandierenden französischen General gerichtet. Der Magistrat bot in diesem seine Dienste an und empfahl die Bewohner der Großmut der französischen Nation. In dem Schreiben wurde versprochen, alles zu tun, um die Soldaten mit Quartieren, Nahrungsmitteln und anderen Bedürfnissen zu versorgen, doch stellte man gleichzeitig die demütige Bitte berücksichtigen zu wollen, dass Steyr und seine Bewohner durch den schon so lange dauernden Krieg einen fühlbaren Mangel an allen lebensnotwendigen Dingen erleide. Sich neuerlich an die Großmut der französischen Nation wendend, unterzeichneten dieses Schreiben Bürgermeister und Magistrat als „demütige und gehorsame Diener.“

Gegen Mitternacht vom 3. auf den 4. November erreichte eine aus 3 Offizieren und 54 Reitern bestehende französische Vorhut Steyrdorf und verbrachte die Nacht im Hause des Anton Mayr. Sie verlangten Mahlzeiten und in großen Mengen Wein, Glühwein und Branntwein. Außerdem forderten sie Geld, es wurden ihnen von der Bevölkerung 10.000 Gulden in „Bancozetteln“ und 300 Dukaten ausgehändigt.

Am Morgen des 4. November begann der Einmarsch der inzwischen unter General Eppler eingetroffenen Franzosen in die Stadt, hier hatte sich unter Hauptmann Weiden eine österreichische Infanteriekompanie zurückgezogen, die die Einrückenden in einen Nahkampf verwickelte. Natürlich konnte diese Truppe der Übermacht des 13. französischen leichten Regimentes auf die Dauer nicht Widerstand leisten. Nur wenigen Österreichern gelang es in einer Zille über die Enns zu flüchten, sie nahmen 5 französische Gefangene mit sich ans andere Ufer. Die zurückgebliebenen österreichischen Soldaten gerieten in französische Gefangenschaft.14)

Um 9 Uhr morgens des gleichen Tages traf auch Marschall Louis Nicolas Davoust ein und bezog im Hause Steyrdorf 34 Quartier. Er ließ vorerst auf der die Stadt beherrschenden Taborhöhe Geschütze in Stellung bringen und das jenseitige Ufer unter Feuer nehmen, da sich in Ennsdorf zwei Bataillone des Infanterieregimentes 60 festgesetzt hatten. Da diese Beschießung keinerlei Erfolg zeigte, ließ der General weitere Geschütze heranbringen und diese teils auf dem Tabor und teils beim Kapuzinerkloster (heute L. Werndlstraße 5) aufstellen, sodass er nunmehr die österreichische Nachhut aus 40 Rohren beschießen lassen konnte. Doch auch diese Maßnahme erwies sich als nahezu vergeblich, da die geringe Durchschlagskraft der damaligen Geschoße an den stellenweise bis zu eineinhalb Meter dicken Ziegelmauern der Häuser nur leichte Schäden verursachte und daher den darinnen verschanzten Soldaten kaum Verluste beibringen konnten. Größere Schäden erlitten lediglich die Häuser an den Brückenköpfen, da sich auf diese das Artilleriefeuer konzentrierte, weil dort eine größere Anzahl von Verteidigern der Übergänge wegen stationiert war. Zu diesen Häusern zählte das Haus Haratzmüllerstraße 1 (früher Derflmayr Bierhaus), das Haus Bahnhofstraße 2 und einige Häuser an dem der Neutorbrücke gegenüberliegenden Ufer. Eine direkte Überquerung des Flusses war den Franzosen wegen des Widerstandes der Österreicher nicht möglich, die Brücken waren ja unterbrochen. Trotz erbitterten Widerstandes gelangten schließlich doch vier französische Bataillone in der Nähe der Mündung des Ramingbaches über die Enns.15) Damit war die Besatzung von Steyrdorf aus der Flanke her gefährdet. Um dem Gros der Nachhut den Abzug aus diesem Gebiet zu dem in Sand lagernden Regiment zu ermöglichen, verteidigte Kapitänleutnant Pavianovich vom 1. Bataillon des 60. Infanterieregimentes mit seiner Kompanie Steyrdorf bis zum Einbrechen des Abends heldenmütigst. Die letzten österreichischen Soldaten in Steyrdorf wurden im Nahkampf vertrieben, der auf beiden Seiten Verluste forderte. Nun war die Möglichkeit gegeben, die beschädigte Ennsbrücke instandzusetzen, die am Nachmittag des 5. November bereits den Voraustruppen des Marschalls Davoust den Übergang ermöglichte, sodass diese Truppen den weichenden Österreichern schon am 6. November ein kleines Rückzugsgefecht bei Weyer lieferten.

Noch am 4. November wurden von der Stadtverwaltung 10.000 Paar Schuhe, 100 Ochsen und 500 Eimer Wein gefordert, dieser wurde geliefert, es konnten jedoch nur 800 Paar Schuhe und 50 Ochsen ausgebracht werden.18) Zehn Tage später richtete der französische Platzkommandant an den Magistrat ein Schreiben, in dem er mitteilte, dass „über die große Teuerung der Lebensmittel verschiedene Klagen Vorkommen und es dringend nothwendig seye, daß dem übermäßigen Preise, welchen die unersättlichen Gewinnsucht der Bäcken und andern Verkäufer hervorbringt, in dieser Stadt einhalt gethan werde“. Die Stadtverwaltung solle diese Teuerung bekämpfen, „besonders in Ansehung des Brodes, welches schon aus mehr als den doppelten Verkaufspreis gestiegen sein soll“. Wohl wurden vom Magistrat verschiedene Vorschläge ausgearbeitet, wie man dem Steigen der Preise beikommen könne, doch verhinderte das geringe Warenangebot ein Sinken der Preise. So kostete das Pfund Rindfleisch 1802 noch 7 Kreuzer, im Dezember 1805 erklärten die Fleischhauer mit dem derzeitigen Preis von 10 Kreuzer nicht mehr das Auslangen finden zu können und forderten weitere Erhöhungen. Es wurde ihnen jedoch angedroht, sie bei Übertretung der vorgeschriebenen Preise mit Geldstrafen zu belegen und, sollten auch diese nichts nützen, sie durch militärische Exekution zur Parition (Gehorsam) zu verhalten.17) Im Hinblick auf die Notlage der Bevölkerung erließ der Platzkommandant Bounoton am 22. November folgenden Aufruf in deutscher und französischer Sprache: „Allen Soldaten, und andern bey der französischen Armee angestellten Personen, die nicht wirkliche Offiziere sind, ist verbothen, von ihren Hauswirten, ausser dem vorgeschriebenen Essen, an Getränk mehr zu fordern als eine Maß Bier; ausser der Hauswirth wollte freiwillig mehr geben“.18) Es hatten also die Verhältnisse geregeltere Formen angenommen. Nach wie vor bedeutete jedoch die Quartierbeschaffung für die Franzosen eine ungeheure Last für die Stadtbewohner; in den ersten Tagen der Besatzung mussten von einzelnen Quartiergebern oft bis 100 Soldaten untergebracht werden. Erst Mitte Dezember waren die Unterkünfte „mit Soldaten nicht zu sehr überhäuft“. Es besserte sich auch die Versorgungslage, sodass der Magistrat die Fleisch- und Brotanweisungen außer Kraft setzen ließ, „da jeder Bürger gegen Bezahlung beim Bäcker und Fleischer so viel als er für seine Bedürfnisse braucht“ bekommen konnte.

Der Krieg wurde endlich durch die sogenannte Dreikaiserschlacht bei Austerlitz am 2. Dezember 1805 zugunsten der Franzosen entschieden, da hier die vereinigten russischen und österreichischen Truppen vernichtend geschlagen wurden. Am 26. Dezember wurde der Friede von Preßburg geschlossen, der Österreich große Gebietsverluste eintrug. Auch in der Folgezeit verbrachten abziehende französische Truppen noch mehrmals einige Zeit in Steyr, so Marschall Davoust in der Zeit vom 11. bis 19 Jänner 1806, mit seinem Korps und dem Gefolge von 6 Generälen, 42 Offizieren, einer zahlreichen Schar von Ordonanzen und Bediensteten. Nach diesen fielen auf ihrem Rückmarsch in die Heimat vom 20. Jänner bis 26. Februar Divisionen des Marschalls Soult der Stadt zur Last. Ihnen folgten weitere Truppen, bis endlich am 1. März 1806 der Abzug aller Franzosen, auch der sogenannten „Gendarmerie“, die bis zuletzt in Steyr war, begann.20) Von den Franzosen wurden 14 Pferde zurückgelassen, die, als sich kein Eigentümer meldete, öffentlich versteigert wurden. Ebenso fanden sich im städtischen Brotmagazin 1.000 Laib Brot vorrätig, diese wurden, statt um den Gestehungspreis von 28 Kreuzer je Dreipfundlaib, um 24 Kreuzer an ärmere Stadtbewohner verkauft.21)

Ein Friedensfest wurde erst am 19. März 1806 abgehalten, dies über Auftrag des Kreisamtes. Da seit dem Einfall der Franzosen jeden Abend mit einer Glocke am Stadtpfarrturm geläutet wurde, unterließ man dies nach dem Fest.22)

In den nun folgenden Friedensjahren von 1806 bis 1808 galt die erste Sorge des Magistrates der Beschaffung finanzieller Mittel. Es wurde am 1. März 1806 der Beschluss gefasst, eine Abordnung, bestehend aus dem Bürgermeister, dem Magistratsrat von Berenberg und zwei Vertretern des Bürgerausschusses, mit einem Gesuch um die „nötigen Unterstützungen“ zum Kaiser nach Wien zu entsenden. Man wollte hier erreichen, dass 150.000 Gulden von den aus dem Verkaufserlös des Hauptgewerkschaftsanteiles stammenden Obligationen bar ausbezahlt werden. Sollte man hierzu nicht die Genehmigung erhalten, so wollte man um Erlaubnis ersuchen, 100.000 Gulden aufnehmen zu dürfen. Da jedoch diese Summe zu einem Zinsfuß von 6 % eine zu große Belastung darstellen würde, gab man sich mit 50.000 Gulden zufrieden. Die oberste Hoffinanzstelle entschied endlich, dass der Stadt durch die Linzer „Banco Zeddl Hauptcahsa“ ein Betrag von 80.000 Gulden auszuhändigen sei und für diese Summe durch die Stadt eine Quittung an die „Universal Staats Schulden cahsa“ als Sicherstellung gegeben werden müsse. Auf der Quittung habe der Vermerk zu stehen, dass, im Falle die Einlösung der Obligationen nicht gestattet würde, die Stadtverwaltung den Betrag innerhalb einer vom Kaiser festzusetzenden Frist zurückzuzahlen habe. Um rasch in den Besitz des „allerhöchst benötigten“ Geldes zu kommen, hinterlegte der Magistrat im Depot vorhandene Hofkammerobligationen im Betrag von 150.160 Gulden bei der Bankozettelhauptkasse in Linz.23)

„Zur angenehmsten Wissenschaft“ nahm der Magistrat eine Verständigung des Kreisamtes entgegen, nach der Erzherzog Johann am 12. April 1806 Steyr einen Besuch abstatten wolle. Als Quartier wurde ihm der Gasthof Tandler bestimmt.24)

Da dem Magistrat „bei den jetzigen Zeitumständen eine ordentliche Führung des Stadtkammeramts notwendig erschien“, wurde ein eigener Kammeramts- und Baureferent ernannt und für diesen Posten Magistratsrat Schroff bestimmt.25)

Im Juni 1806 war der Preis für ein Pfund Rindfleisch auf 13 Kreuzer und der für ein Pfund Kalbfleisch auf 14 Kreuzer gestiegen. Da den k. k. Beamten ein prozentueller Teuerungszuschuss für 1806 genehmigt worden war, gewährte die Stadtverwaltung auch den „Magistralen und den übrigen städtischen Beamten“ diesen Zuschuss. Doch auch dieser reichte in der Folgezeit nicht aus, um die Kosten des normalen Lebens zu decken. So sah sich das „Kanzlei Personale“ des Magistrates am 28.1.1809 „von dem Drange der dermaligen Zeiten bemüssiget“, um eine Erhöhung der Besoldungen anzusuchen, da „sie aber länger nicht darben und Schulden auf Schulden häufen, oder ihr allenfalls besitzendes weniges Vermögen nicht ganz zusetzen und sich in vollkommenen Bettlstand versetzen können“.26)

Auch die Einkünfte des „Milden Versorgungsfonds“ reichten nicht mehr aus, um allen Armen die benötigten Medikamente zu verabreichen. Es wurde daher festgesetzt, dass nur mehr die in den städtischen Pfründenhäusern befindlichen Insassen Medikamente unentgeltlich erhalten sollten. Ausnahmen waren nur mit besonderer Erlaubnis des Magistrats zu machen. Im September 1809 konnten die Kranken im Plautzenhof nicht mehr um den vorgesehenen Verpflegssatz von 13 Kreuzer je Tag ausgespeist werden, da dieser Satz auf Grund früherer Preise berechnet worden war.

Für die durch die Franzosen besonders geschädigten Bürger sandte im November 1806 das Kreisamt als erste Hilfe 300 Gulden, die über Vorschlag der Viertelmeister an 20 Bürger verteilt wurden.

Die Viertelmeister der Zeugmacher berichteten im Rathaus, dass Wolle und Garn so teuer geworden waren, dass die Leinweber nicht mehr solches Material verarbeiten und wegen des hohen Preises absetzen könnten.27)

Am 9. Jänner 1808 wurde beschlossen, Stadtgebäude zu veräußern und zwar möglichst viele, da die Reparaturen laufend hohe Kosten verursachten. Die „kunstverständigen“ Baumeister Stohl und Eberle wurden beauftragt, die Wachttürme in der Kollergasse, beim Johannistor, beim Gleinkertor, „bei der Lake“ und beim Frauentor zu schätzen. Über das Schuhbodentor lag bereits eine Schätzung vor. Dem Michl Hack, der sich um Überlassung des Schuhbodenturmes bewarb, wurde mitgeteilt, dass der Versteigerungstag schon festgesetzt sei und er mitlizitieren könne.28) Weiters wurde, um zu sparen, angeordnet, dass die Stadttore künftig Tag und Nacht geöffnet bleiben sollten, die Torwächter hatten ihre Wohnungen innerhalb eines Vierteljahres zu räumen. Ihre bisher bezogenen Entlohnungen wurden eingestellt, von diesen Entlassungen wurden lediglich die Torwächter beim Pfarrtor und beim Neutor ausgenommen, da sie an diesen Toren nunmehr als Mauteinnehmer tätig sein sollten. Beim Pfarrtor wurde ein Mautschranken errichtet.29)

Ende 1808 erfolgte auch die öffentliche Versteigerung des Getreidekastens auf dem Berge (heute Berggasse 44) durch die k. k. Hauptgewerkschaft. Müllermeister Franz Haratzmüller ersteigerte ihn um 5.000 Gulden.

Die Niederlagen in den Koalitionskriegen veranlassten die österreichische Regierung das Heerwesen zu reformieren und Mittel zu einem neuen Krieg gegen Frankreich zu schaffen. Mit dem kaiserlichen Patent vom 9. Juni 1808 wurde die Aufstellung einer Landwehr verfügt, in der waffenfähige und nicht in der Armee dienende Männer von 18 bis 45 Jahren für diese neue Heeresinstitution erfasst wurden. Um die Landwehr ausrüsten zu können wurden „freiwillige“ Beiträge eingehoben, da jedermann „Gelegenheit, sich nach seiner Vermögenslage auszuzeichnen“ haben sollte. Der Magistrat Steyr wurde am 15. Juli 1808 aufgefordert, einen Beitrag zu leisten. In der bezüglichen Sitzung kam es zur Entscheidung, dass Steyr, wie von Magistratsrat Berenberg hervorgehoben wurde, „als eine von den ersten Städten, die ein beträchtliches Vermögen besizet, 600 Gulden zur Equipierung von Offizieren, Unteroffizieren oder auch zur militärischen Ausstaffierung der Gemeinen“ beitragen wolle.30)

Nach dem Preßburger Frieden ließen es sich die Steyrer Bürger sehr angelegen sein, ein bewaffnetes Bürgerkorps in der Stadt aufzustellen, da sie der Meinung waren, es sei ein Vorteil, in kriegerischen Zeiten ortsansässige Verteidiger zu besitzen. Am 1. Juli 1807 wurde von einem Ausschuss angesehener Bürger ein Ansuchen in diesem Sinne an das Kreisamt gerichtet. Es wurde aber abgewiesen, obwohl die Stadt erklärt hatte, das Bürgerkorps selbst auszurüsten und als besonderes Argument anführte, dass man zu „Verherrlichung“ des Fronleichnamsfestes ebenfalls dieses Korps heranziehen könne, da in der Stadt nicht immer Militär in Garnison läge. Die befürwortende Einbegleitung des Gesuches durch Bürgermeister Preureutter verfehlte ebenfalls ihre Wirkung, da die Landesregierung am 20. Juli 1807 entschied, dass die „Errichtung derley selbständiger Bürger-Corps meistens kostspielig ausfallen, die Bürger von ihren erträglichen Berufsgeschäften abziehen“ und man der Bürgerschaft die Kosten der Anschaffung von Uniformen für Minderbemittelte nicht aufbürden wolle.31)

Das Landwehrpatent bot nun eine Möglichkeit, den Wunsch der Bürger zu erfüllen, da ja Kaiser Franz angeordnet hatte, dass jene, die nicht mehr für die Landwehr geeignet waren, „für die Erhaltung der inneren Ordnung zu wirken hätten“.

Auf Aufforderung des Kreisamtes über die in Steyr bestehende „Bürgerwehr“ einen Standes- und Qualifikationsnachweis vorzulegen, berichtete Bürgermeister Preureutter am 28. Juli 1808, dass in der Stadt ein „wirklich organisiertes Bürgerkorps weder in der Vorzeit noch derzeit bestehe“. Es hätten sich bisher lediglich Bürger und Handwerksgesellen gefunden, die aus ihrer Mitte Oberoffiziere wählten, die zu Fronleichnam oder sonstigen feierlichen Anlässen „militärische Funktionen und Paraden“, mit Zustimmung der jeweiligen Garnisonskommandanten, ausübten. In diesem Bericht ersuchte der Bürgermeister auch neuerlich um Genehmigung zur Aufstellung eines organisierten Bürgerkorps.32) Die Antwort des Kreisamtes besagte, dass dem Landespräsidium vom wiederholten Begehren der Stadt Mitteilung gemacht wurde und diese am 9. August einen Beschluss in Aussicht stellte. Dieser Bescheid und das Landwehrpatent bewirkten, dass man noch 1808 unverzüglich an die Aufstellung des Korps schritt. Zu den Mitgliedern des Bürgerkorpsstabes zählte der Bürgermeister im Range eines Obersten; das Oberkommando führte der Weingastgeb Johann Georg Gaffl mit dem Range eines Oberstleutnants über zwei Divisionen zu je vier Kompanien in der Gesamtstärke von 800 Mann. Als „Kapellen-Meister“ der zum Bürgerkorps gehörigen „Harmonie- und Türkischen Musik“ war der Stadtkassier Christian Michael tätig.

Neben denn uniformierten Bürgerkorps gab es in Steyr auch noch das von Bürgermeister Preureutter in einer Sitzung vom 11. März 1809 erwähnte „nicht-uniformierte Bürger Corps“, (Bürgermiliz) das in Kriegs- oder Notzeiten alle Bürger Wach- und andere Dienste zu übernehmen hatte. Für dieses Korps, so schlug der Bürgermeister vor, sei, „um die gehörigen Anforderungen treffen zu können, jemand als dirigierender Offizier“ einzusetzen, „der dessen (des Korps) Geschäfte leiten und die erforderliche Ordnung herstellen kann“. Die Stadtkanzlei erhielt den Auftrag, für den Handelsmann Johann Eberstaller, auf den die Wahl gefallen war, ein Dekret auszufertigen, in dem er zum Hauptmann bestellt wurde und das den Zusatz trug, Eberstaller habe sich, „neben den seinem Charakter (Dienstrang) angemessenen Ehrenzeichen, einer Uniform beliebiger Farbe, nur nicht der des uniformierten Bürgerkorps,“ zu bedienen. Die Uniform müsse er „mit grünen oder weißen Überschlägen“ versehen lassen und sich dieser Farben auch für die Epauletten und das Portepee, das mit Goldfäden durchwirkt sein müsse, zu bedienen.33)

Im gleichen Jahr, 1808, war in Steyr auch das 5. Landwehrbataillon unter dem Kommando des Hauptmannes Bischof und seines Nachfolgers, Fürst Lamberg, aufgestellt worden. Dieses und zwei Kompanien des zurzeit in Steyr stationierten Infanterieregimentes Graf Jordis wurden im Frühjahr 1809 abgezogen, um zum Gros der für den Angriff gegen Frankreich in Oberösterreich bereitgestellten Truppen zu stoßen.34) Nach dem Abzug des Militärs hatte, unter Kommando des Hauptmannes Eberstaller, dem später vier Bürgerkorpsoffiziere beigegeben wurden, die gesamte Bürgerschaft abwechselnd den Wachtdienst zu versehen. Der im Rathaus befindliche Brotladen diente als Raum für die Hauptwache und wurde dementsprechend eingerichtet. Um die Gewehre vor Nässe zu schützen, wurde im anschließenden „Stadthaus“ (heute Stadtplatz 29) ein „Anlehnungsort“ geschaffen.35)

Das Engagement Kaiser Napoleons und eines beträchtlichen Teiles seiner aktiven Truppen in Spanien bestärkte die österreichische Heeresführung im Glauben, dass ein Feldzug gegen Frankreich mit Erfolg begonnen werden könne. In Steyr rückten Ende März drei Grenzerregimenter ein, die Bäcker mussten für sie in Tag- und Nachtarbeit 18.000 Laib Brot backen; durchziehende Truppen mussten sie außerdem noch versorgen. Bürgermeister Preureutter ließ sich täglich um 2 Uhr von den städtischen Polizeiaufsehern über den Fortgang des Backens Bericht erstatten.36) Der für die Stadt zuständige Truppenkommandant, Feldmarschallleutnant Frh. von Stipschütz, nahm im Schloss Quartier und hatte verpflegt zu werden.

In aller Eile wurde, über Auftrag, eine gemauerte Brücke über den Ramingbach gebaut. Da dieser Neubau auf „eine beträchtliche Summe zu stehen und deren Bezahlung nicht zur Gänze der Stadt zugemutet werden kann“, beschloss der Magistrat sich um Vergütung an das Kreisamt zu wenden.

An die Bevölkerung erging der Auftrag aus alter Leinwand Fäden („Scharpie“) zu zupfen, die beim Verbinden verwundeter gebraucht wurde. Wegen etwaiger Spionage hatten alle Bürger verdächtige Personen zu beobachten.

Am 9. April 1809 erfolgte die Kriegserklärung Österreichs. Die österreichischen Truppen hatten an drei verschiedenen Fronten zu kämpfen. Die Hauptarmee sollte in Bayern vorstoßen, eine andere musste gleichzeitig in Italien angreifen, während die dritte für den Einmarsch im Großherzogtum Warschau bestimmt war. Mit rasch aufgebotenen Reservetruppen wurden die Österreicher jedoch in Bayern so geschlagen, dass der Großteil dieser Armee unter Erzherzog Karl einen überstürzten Rückzug nach Böhmen antreten musste und ein anderer Teil dieser Armee sich entlang des Donauufers zurückzog, verfolgt von der französischen Hauptmacht. In Italien wurden anfängliche Erfolge erzielt, ebenso war der Aufstand in Tirol geglückt, doch waren diese Siege für den Ausgang des Krieges nicht von ausschlaggebender Bedeutung.

Einen Tag vor Ausbruch des Krieges wurde die Stadt vom Kreisamt benachrichtigt, dass in Steyr eine große Menge von Infanteriesäbeln hergestellt werden müsste, „um die Truppen zur Beschützung des Vaterlandes unverweilt ausrüsten zu können“. Die Schwertschmiede Joseph Marschhofer, Johann Sima und Joseph Sieberer erklärten auf Befragen des Magistrates, sie wären unter gewissen Voraussetzungen in der Lage, wöchentlich 1.000 Säbelklingen zu erzeugen; die ebenfalls vorgeladenen Schwertfeger Joseph Erb und N. Hilbert versicherten, in derselben Zeit die erwähnte Anzahl von Säbelklingen „montieren“ und die dazugehörigen Scheiden machen zu können. Als „Hauptkontrahenten und Lieferanten des k. k. Hofkriegsrats“ entsandte die Firma Jacob Fischer und Sohn in St. Ägyd am 21. April einen bevollmächtigten Vertreter zum Magistrat, wo es zum Abschluss eines protokollarisch festgehaltenen Vertrages kam. In diesem erklärten sich die Zeugschmiedmeister Matthias Müller und Franz Klement bereit, „die Bearbeitung und Einlieferung von 16.000 Grenadiersäbelklingen übernehmen“ zu wollen und den Auftrag binnen drei Monaten auszuführen. Mit der Lieferung sollte am 1. März begonnen werden, je Klinge würden 1 Gulden 15 Kreuzer bezahlt. Ebenso wurde mit den vorerwähnten Schwertschmieden ein Abkommen geschlossen, wonach auch diese innerhalb eines Vierteljahres 10.000 Husarensäbelklingen herzustellen hatten. Für das Stück „echt befundenen Säbel“ war ein Preis von 2 Gulden 55 Kreuzer vorgesehen.37)

Im Zug der Absatzbewegungen der österreichischen Armee erreichte in der Nacht vom 3. auf den 4. Mai der größte Teil der stark geschwächten Brigade des Generalmajors Nordmann Steyr. Diese und eine in der Stadt ebenfalls anwesende Landwehrbrigade zogen sich auf das rechte Ennsufer zurück, vorher wurden an den Jochen der beiden Ennsbrücken Strohbündel, Reisig und Pechkränze angebracht, die am 4. Mai um 4 Uhr 30 Minuten morgens Generalmajor Nordmann eigenhändig entzündete. Bald brannten die Brücken lichterloh und verhinderten so das unmittelbare Nachrücken der Gegner. Dem Magistrat waren diese Vorbereitungen nicht entgangen und er bangte um das Schicksal der Steyrbrücke, die ebenfalls vernichtet werden sollte. Mit Magistratsrat Schroff begab sich eine Bürgerabordnung auch zum Generalmajor, um die Zerstörung dieser Brücke abzuwenden, doch dieser verweigerte die Bitte. Dem glücklichen Umstand, dass die zur Abnahme der Geländerbäume bestimmten Handwerker vor dem Einrücken der Franzosen nicht fertig wurden, verdankte man die Erhaltung der Steyrbrücke.38)

Am 3. und 4. Mai waren von Marschall Tannes zwei Reiterregimenter und die Division des Generals Demont zur Verfolgung der Truppen des Generalmajors Nordmann angesetzt worden. Eine Vorhut der Reiter des Brigadegenerals Colbert stieß im Wald beiderseits der Straße Bad Hall — Sierning auf kleine österreichische Nachhuten und wurde beschossen, wobei ein französischer Oberst fiel. Die Franzosen kehrten daraufhin nach Bad Hall zurück und plünderten im Ort, da man ihnen hier Auskunft gegeben hatte, der Weg bis vor Steyr sei feindfrei. Dieser Zwischenfall verzögerte den Einmarsch der Franzosen in die Stadt um fast zwei Tage.

Im Steyrer Magistrat hatte man schon am 28. April erkannt, dass eine neuerliche Besetzung der Stadt bevorstünde. Im Rathaus wurde ein Quartieramt in der ebenerdig gelegenen Wohnung des Ratsdieners errichtet. Dem Quartiermeister Geilhofer wurden zwei der französischen Sprache kundige Personen zugeteilt. Für diese drei Personen und die Oberbeamten, die im Ratszimmer zu arbeiten hatten, wurde eine Zulage von vier Gulden, „für den ganzen Tag oder die Nacht“, da sie arbeiten würden, ausgeworfen. „Untere Beamte sollten im gleichen Falle zwei bis drei Gulden erhalten diese Diätenzahlung war für die Zeit des Durchmarsches kaiserlich österreichischer als auch „fremder“ Truppen vorgesehen.39)

Noch während sich die Österreicher über die Ennsbrücken zurückzogen, trafen die ersten französischen Einheiten auf dem außerhalb Aichet gelegenen Steinfeld ein. Hier biwakierten sie und rückten am 4. Mai um 9 Uhr morgens in die Stadt ein. Um 10 Uhr war auch schon Marschall Lannes mit den ihn begleitenden Offizieren in Steyr. Der Bürgermeister mit den Herren des Magistrates ging dem einreitenden Marschall auf dem Stadtplatz entgegen und überreichte ihm die Schlüssel der Stadt mit der Bitte, Steyr zu schonen. Lannes ritt aber sofort weiter und befahl General Roginat vom Geniekorps sofort in der Gegend der heutigen Neuschönau eine Schiffbrücke über die Enns bauen zu lassen. Dann begab er sich ins Schloss Lamberg, wo für ihn Quartier vorgesehen war. Den ihm hier die Aufwartung machenden Mitgliedern des Magistrates versprach er, sein Militär außerhalb der Stadt biwakieren zu lassen und mit den Truppen sofort, wenn die Brücke fertig sein würde, abzuziehen. Brot, Fleisch, Wein, Hafer, Heu, Sattel- und Riemenzeug, Medikamente für das Feldspital, Hufeisen und Nägel, mussten jedoch vom Magistrat geliefert werden. An Wagen mussten Reparaturen vorgenommen, zwei neue „Chaisen“ beigestellt und 12 Pferde für Bespannungszwecke aufgebracht werden.

In Ennsdorf hatte der sich in Richtung Weyer zurückziehende General Nordmann einen Zug Husaren, vier schwache Kompanien Landwehr und eine Kompanie Warasdiner Grenzer zurückgelassen, um das rechte Ennsufer so lange zu halten, bis die Zerstörung der Brücken durch das Feuer soweit gediehen sei, dass ein Übergang nicht mehr möglich wäre. Es wurden mit der am Morgen einziehenden französischen Kavallerie einige Schüsse gewechselt, doch als um 10 Uhr auch Infanterie und Artillerie anrückte und diese sogar einige Geschütze in Stellung brachte, steckte die im heutigen Haus Haratzmüllerstraße 1 verschanzte Landwehr, nachdem der Auftrag, die Stellung bis zum Abbrennen der Brücken zu halten, erfüllt war, eine weiße Fahne aus und zog ab, ihr folgten die anderen wenigen Verteidiger.40)

Der Bau der Schiffbrücke war bis 5. Mai nachmittags so weit gediehen, dass Marschall Lannes noch am gleichen Tage mit dem Abmarsch seiner Truppen in Richtung Amstetten begann. Wegen des Hochwassers der Enns und der schwierigen Heranschaffung von Bauholz verzögerte sich die Instandsetzung der Brücken; die Neutorbrücke wurde erst mit 27. Mai durch den Wasserbauzimmermeister Berthold Wegerer fertiggestellt.41) Der Bevölkerung wurde anbefohlen, sofort alle Waffen und das andere österreichische Heeresgut, das sich vielleicht in ihren Händen befand, der französischen Kommandantur abzuliefern. Das Steyrer Bürgerkorps hatte sich der über Befehl des französischen Generalstabschefs des III. Korps geschaffenen „Colonne mobile“, einer Sicherungstruppe, zur Verfügung zu stellen. Es sollten versprengte und ohne Ausweise reisende Nachzügler der französischen Armee angehalten und diese dem Militärkommando in Linz überstellt werden. Daneben hatte das Bürgerkorps nicht nur beim Abtransport beschlagnahmter Naturalien, sondern auch bei der Verschickung erholungsbedürftiger Militärs mitzuhelfen. Ein weiterer Befehl verfügte die Aufstellung einer berittenen Polizeiabteilung im Rahmen des Bürgerkorps in Stärke von ungefähr 25 Mann. Diese „beweglichen Kolonnen“ waren beauftragt, nicht nur im Gebiet des Kommissariats Steyr, sondern auch in den angrenzenden Kommissariatsbezirken zu patrouillieren.

Alle in der Stadt befindlichen Beamten konnten in ihren Positionen verbleiben, doch hatten sie bis 20. Mai eine schriftliche Eideserklärung auf Kaiser Napoleon zu leisten. Da dieser die Entfernung aller österreichischen Wappenschilder anbefohlen hatte, wurde auch vom Rathausturm der österreichische Adler abmontiert, da man eine Zerstörung befürchtete. Jenen, die es wagten, ohne Grund an „Kriegsbegebenheiten“ Kritik zu üben, wurde von den Franzosen eine Arreststrafe in Aussicht gestellt.

Schon zu Beginn der Besetzung wurde vom Magistrat bestimmt, welchen Betrag der einzelne Quartiergeber für die Verpflegung des bei ihm Einquartierten je Kopf und Tag ausgeben dürfe. Für die Franzosen waren 3 Gulden 50 Kreuzer, für die Württemberger 3 Gulden vorgesehen. Da gute Verpflegung verlangt wurde, billigte man später den einheitlichen Satz von 4 Gulden, der vergütet werden sollte.42)

Den ersten französischen Truppen waren württembergische Jäger zu Pferd und französische Infanterie am 10. Mai gefolgt.43) Als Kommandant der im Kreis Steyr stationierten Truppen erließ Oberstleutnant L. De Leau am 17. Mai eine Kundmachung, mit der er verfügte, dass es jedem Soldaten verboten sei, mehr als in den bezüglichen Vorschriften vorgesehen war, von seinem Quartiergeber zu fordern. Zuwiderhandelnde hätten mit einer Mindestarreststrafe von acht Tagen zu rechnen. Weiters hieß es in dieser Kundmachung: „Jeder Ausbesserung der Kleidung und Waffenstücke darf der Magistrat kein Gehör geben, ohne dass der Kommandant seine Bewilligung hiezu gegeben habe. Jede Requisition, welche ohne diese Vorschrift gemacht wird, wird wie eine Plünderung angesehen und als solche bestraft.“44) In der Folgezeit waren noch sächsische und bayrische Truppen in der Stadt stationiert; im Monat Mai waren es insgesamt 32.447 Mann45) die untergebracht werden mussten. Natürlich wurden von den Besatzungstruppen bedeutende Sach- und Geldleistungen gefordert. So berichtet, z. B., das Ratsprotokoll vom 30. November 1809, dass die Fleischhauermeister feststellten, für die Tafel des Generals Saint Germain das notwendige Fleisch nicht mehr zu festgesetzten Preisen herbeischaffen zu können, „weilen dahin nur das vorzüglichste Fleisch ohne Bein und Zuwag“ abgegeben werden musste. Die Meister wollten wissen, wer diese Lieferung bezahlen werde, weiters begehrten sie vom Magistrat auf Grund dieser Lieferungen einen Vorschuss, da sie nicht in der Lage wären, so große Summen vorzustrecken. Es wurde ihnen versichert, dass die Tafelkosten eines Divisionsgenerals, wie in den früheren Jahren, vom Land beglichen würden; bezüglich eines Vorschusses wolle man ihnen, „so viel als die Kräfte hiesiger Kasse zulassen“ würden, geben.46)

Eine Ausnahme bildete die bayrische Besatzungskompanie, von Reuchlin, die keinerlei Requirierungen in der Stadt vornahm. Ihr Kommandant, Oberleutnant Schmid, erwarb daher die Achtung der Steyrer.

Die Österreicher besiegten Napoleon bei Aspern, sie erlitten aber am 5. und 6. Juli eine Niederlage bei Wagram. Es musste der Friede von Wien-Schönbrunn geschlossen werden, der dem österreichischen Staat nicht nur bedeutende Gebietsverluste, sondern auch ungeheure Kontributionen und Requisitionen brachte.

Dem Land ob der Enns wurde eine Kontribution von 45.600.000 Gulden vorgeschrieben, der vierte Teil dieses Betrages sollte sofort abgeführt werden. Um den auf Steyr entfallenden Anteil zu beschaffen, wurde am 9. August 1809 beschlossen, von der Bürgerschaft Darlehen aufzunehmen, um so 16.000 Gulden aufzubringen. Die hierfür vom städtischen Kassenamt auszustellenden Schuldverschreibungen wurden mit 6 % verzinst, sie konnten erst nach einer Kündigungsfrist von sechs Monaten eingelöst werden. Alle Viertelmeister wurden aufgefordert, die Bürger zur Zeichnung anzuhalten, „zum Nutzen der Stadt und zur Vermeidung aller Nachteile“.47) Weiters wurde der Beschluss gefasst, von den vermögenden Stadtbewohnern einen kurzfristig rückzahlbaren Vorschussbetrag von 41.000 Gulden zu verlangen, da viele der Steyrer Bürger nicht in der Lage waren, etwas zur Kontribution beitragen zu können, sollten sie eine Abgabe, für die man das Personalsteuerpatent von Niederösterreich als Maßstab nehmen wollte, leisten.

Trotz des am 14. Oktober 1809 abgeschlossenen Friedens verblieben die Franzosen noch im Land. Aus Steyr zogen sie am 4. Jänner 1810 ab. Noch kurz vor dem Abmarsch forderte der mehrere Monate die Stelle eines Stadtkommandanten versehende Oberstleutnant Marquié 882 Gulden für von ihm bezogene Waren. Da ihm seitens des Magistrates keine Zusage gemacht worden war, wollte man mit ihm noch darüber verhandeln. Marquié hatte sich nämlich gleich bei Antritt seines Dienstpostens mit dem Magistrat über ein „traitement“ unterhalten. Damals schlug er vor, ihm täglich 200 Gulden zu zahlen, als Gegenleistung wolle er die „Stadt auf alle Art beschützen“ und auch nicht mehr von ihr fordern.48) Außerdem hatte er von der Stadt für seine Bedienten und Sekretäre Geld und Bekleidung erhalten.

Wieder war wegen der beträchtlichen Kriegslasten kein Geld in der Stadtkasse. Dazu drängten Gläubiger auf Rückzahlung, wie, z. B., die Hauptgewerkschaft, der die Stadt im Jänner 1810 noch 29.000 Gulden schuldete, die zu Bezahlung von Besatzungskosten verwendet worden waren. Es wurde auf Rückzahlung gedrängt, da die Stadt nur 4 % Zinsen zahlte und die Hauptgewerkschaft für benötigtes Leihgeld 5 % zu entrichten hatte.49) Neuerlich wurde der Weg gewählt aus dem Verkauf des Hauptgewerkschaftsanteiles stammende Obligationen zu veräußern. Am 17. Juli erschienen der Bürgermeister und das Mitglied des Bürgerausschusses Mayrhofer beim Kaiser in Audienz, der genehmigte, dass Hofkammerobligationen zum Nominale von 100.000 Gulden al pari zur Bestreitung der durch die Franzosen entstandenen Kosten ausgezahlt würden. Es wurde nun beschlossen, jedem, der anerkannte Forderungen zu stellen hatte, die Hälfte davon in barem Gelde auszahlen zu lassen, die andere Hälfte, für die ab 1. Juli von der Stadt 4 % Zinsen gezahlt wurden, sollte in 4 % igen Obligationen abgegeben werden.50)

Die französischen Revolutionsideen von Freiheit und Gleichheit drangen trotz aller Polizeimaßnahmen ins Land51) und damit auch nach Steyr. So wurde der Buchhändler Kaltenböck wegen Führens „schädlicher Staatsschriften“ neben einem Verweis zur Zahlung von 25 Gulden an das Armeninstitut verurteilt. Im Magistrat kam am 16. Juni 1810 zur Sprache, dass eine Anzahl von Mitgliedern der Bürgermiliz bei der Parade anlässlich des Geburtstages und Namensfestes des Kaisers und „bei sonstigen Dienstleistungen weggeblieben“ war. Man beschloss, jene vorzuladen, um ihnen ihren „Starrsinn und Ungehorsam“ vor Augen zu führen, und sie „ernstlich und unter Androhung eines unvermeidlichen Arrestes von sechs Stunden bei jeder künftigen Dienstvernachlässigung“ zu verwarnen.52)

Es ist begreiflich, dass in einer Zeit der hart aufeinander folgenden Kriege mit den Franzosen, die zivilen Belange der Stadt in den Hintergrund gedrängt wurden und man bereit war, Opfer zu bringen, um den Feind aus dem Land zu bekommen.

  1. RP 1799 B, 18, 150.
  2. RP 1799 A, 157; RP 1799 C, 413.
  3. RP 1800 A, 152.
  4. RP 1801 A, 361; RP 1802 A, 70, 81.
  5. RP 1801 A, 29 8d.
  6. RP 1803 A, 118, 135, 170, 179, 188, 205, 211, 281.
  7. RP 1804, 78. — Ein Pfund Rindfleisch kostete 1804 9 Kreuzer.
  8. RP 1810, 399, 406.
  9. RP 1810, 105.
  10. Sterbebuch 1823, Bd. VI, Stadtpfarramt Gmunden.
  11. RP 1804 A, 78.
  12. RP 1805 A, 417; RP 1806 A, 344. — Die verlagerten Akten und Güter wurden im Oktober 1806 wieder nach Steyr gebracht.
  13. RP 1805 A, 425.
  14. LV 6, 35.
  15. LV 6, 36 ff.; LV 11,97 ff. — In dem im Jahre 1936 erschienenen Buche „Lettres des Grognards“ (Briefe alter Haudegen) wird die Beschreibung des Gefechtes am 5. November 1805 durch den französischen Korporal J. P. Blaise geschildert: „Die Infanteriebrigade des Generals Heudelet (III. Armeekorps, Marschall Davoust) findet am Zusammenfluß von Steyr und Enns die Brücke verbrannt und die Stellungen vom Gegner gehalten. Unter dem Feuer der Österreicher erzwingt eine Kompanie des 13. leichten Infanterieregimentes unter Leutnant Meunier schwimmend, oder mit Hilfe von Booten, die Übersetzung, gefolgt von der 108. Linientruppe … Die Voltigeurs statteten sich mit himmelblauen Hosen, mit Mänteln und Granadiersäbeln der ungarischen Infanterie aus, die in Steyr vom k. k. 60. Regiment (Gyulai) zurückgelassen worden waren.“
  16. LV 1, 360.
  17. RP 1606 A, 425, 431.
  18. A., K. XI, Bd. XII, Broschüren und Aktenstücke vom Jahre 1805 als Beilagen zur Geschichte von Steyr. — Der Generalstab der französischen Armee in Schönbrunn hatte am 2.11.1800 folgende Tagesration für Soldaten festgesetzt: 1 ¾ Pfund (980 g) Hausbrot, 4 Lot (70 g) Reis oder 8 Lot (140) g Hülsenfrüchte, 20 Lot (350 g) Fleisch, 1 Lot (17,5 g) Salz und ein Scheit Holz.
  19. LV 6, 40 ff.; RP 1805 A, 433.
  20. RP 1806 A, 25. — In jedem der oberösterreichischen Landkreise wurden zur Sicherheit auf den Straßen, zur Verhinderung von Straßenraub und zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung ein „Brigadier“ und fünf „Gensdarms“ stationiert. Diese wurden durch je dreißig ortsansässige mindestens 20 Jahre alte unbescholtene Männer, die in Steyr vom Magistrat namhaft gemacht wurden, verstärkt.
  21. RP 1806 A, 5.
  22. RP 1806 A, 7, 30, 61.
  23. RP 1806 A, 6, 13, 49. – Die 80.000 Gulden wurden im Juni 1807 mit Obligationen al pari rückgezahlt.
  24. RP 1806 A, 61.
  25. RP 1806 A, 111.
  26. RP 1809 A, 33. — Im März 1806 betrug der Preis für ein Pfund Rindfleisch noch 11 Kreuzer.
  27. RP 1808 A, 14.
  28. RP 1808 A, 4, 6, 3.
  29. RP 1808 A, 118.
  30. LV 5, 12 ff.
  31. LV 5, 15, 16.
  32. RP 1808 A, 160.
  33. RP 1809 A, 91. — Die Uniform des bewaffneten Bürgerkorps bestand aus „dunkelmohrengrauen“ Röcken mit kornblumenblauen Kragen und Aufschlägen, Stiefelhosen, Stülphüten mit Federbüschen, weißem Riemenzeug und gelben Knöpfen. Offiziere trugen enge weiße Hosen und goldene Epauletten (LV 5, 17).
  34. LV 6, 49.
  35. RP 1809 A, 95, 116, 117.
  36. RP 1809 A, 106, 115.
  37. RP 1809 A, 126, 141, 142.
  38. LV 1, 362; LV 6, 54, 97; LV 7, Bd. 5, 42. — Für das Abbrennen der Brücken hatte die Stadt um 272 Gulden 47 Kreuzer Pech, Pulver, Stroh und Reisig beizustellen.
  39. RP 1809 A, 154.
  40. LV 12, Heft lll, 781 ff.
  41. LV 6, 58.
  42. A., K. VII, L. 20, Nr. 408; LV 6, 107.
  43. LV 1, 362.
  44. Broschüren und Aktenstücke als Beilage zur Geschichte der Stadt Steyr, St.A., K. XI, L. 43, Bd. 14.
  45. LV 6, 21.
  46. RP 1809 A, 193, 195. — General St. Germains Tafel kostete der Stadt 15.539 Gulden 2 Kreuzer. In ähnlichen Höhen bewegten sich die Ausgaben für andere Generäle.
  47. RP 1809 A, 161, 169; RP 1809, 174.
  48. RP 1810 A, 1.
  49. RP 1810 A, 11.
  50. RP 1810 A, 224, 228, 240, 245, 311.
  51. LV 8, 13.
  52. RP 1810 A, 153, 195.

Literaturverzeichnis

  1. Pritz Franz Xaver, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr und ihrer nächsten Umgebungen. Linz 1837.
  2. Ofner Josef, Die Eisenstadt Steyr. Steyr 1956.
  3. Rolleder Anton, Heimatkunde von Steyr. Steyr 1894.
  4. Edlbacher Ludwig, Landeskunde von Oberösterreich. Wien 1883.
  5. Chronik des k. k. priv. uniformierten Bürgercorps der Stadt Steyr. Steyr 1898.
  6. Burger Helmut, Die Franzosen in Steyr (im 72. Jahresbericht des Bundesrealgymnasiums Steyr).
  7. Schroff Ignaz, Annalen der Stadt Steyr.
  8. Sturmberger Hans, Der Weg zum Verfassungsstaat. Wien 1962.
  9. Sturmberger Hans, Zwischen Barock und Romantik (im Jahrbuch des oö. Musealvereines 1948). Linz 1948.
  10. Wopelka J., Oberösterreich in der Franzosenzeit (Dissertation, Wien 1938).
  11. Bürgermeister-, Richter- und Ratswahlen (St.A., Mk. L. 21)
  12. Pritz Franz Xaver, Geschichte der Stadt Steyr, III. Heft 1635 — 1657 (Manuskript im St.A.)
  13. Brandl Manfred, Die Eisen- und Stahlbenefizien der Stadt Steyr (Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 8/1965).

Ratsprotokolle, Steuerbücher im St.A.; Totenregister im Stadtpfarramt.

Abkürzungen:

LV = Literaturverzeichnis, RP = Ratsprotokoll, F = Faszikel, L = Lade, K = Kasten. St.A. = Stadtarchiv Steyr.

 

Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 29, Oktober 1969

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