Bürgermeister Emanuel Fennzl 1576

Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit (Fortsetzung)

Von Erlefried Krobath

 

Im Jahre 1576 war es Emanuel Fennzl beschieden, der Stadt als Bürgermeister vorzustehen.1) Er hatte vorher verschiedene Funktionen des öffentlichen Lebens der Stadt bekleidet und war auch 1570 Stadtrichter gewesen.

Emanuel Fennzl war der vierte Sohn unter neun Kindern des ehemaligen Faktors (Vertreters einer Handelsniederlassung) in Venedig und späteren Steyrer Ratsbürgers Achaz Fennzl und der Margarethe Cronstorferin.2) Als Händler mit Venedigerwaren3) (zu denen u. a, Gewürze, Luster, Spiegel, Glasware, Seife, Gold- und Silberstickereien gehörten) zählte er zu der Gruppe von Kaufleuten, die selbst im Rate der Stadt saßen und mit anderen Mitgliedern desselben verwandt waren. Im Steuerbuch des Jahres 15264) scheint er als Besitzer des Hauses Stadtplatz 7 – Ennskai 21 auf. Er war mit Christiana Wincklerin verheiratet, der Ehe entsprossen zwei Söhne.5)

In der Stadt hatte der Lutherismus starken Fuß gefasst. Der Magistrat übte seinen Einfluss besonders auch bei der Besetzung der freiwerdenden Priesterstellen aus. Nach dem Tode des Stadtpfarrers Wolfgang Prenner erreichte die Stadt beim Abt Johann Spindler von Garsten, dass diese Stelle durch den Garstner Mönch Wolfgang Lampel, der dem Rate genehm war, besetzt wurde.6)

Während eines Reichstages starb am 12.10. Kaiser Maximilian II. in Regensburg. Von ihm hatten die evangelischen Kreise erwartet, dass er zur lutherischen Kirche übertreten werde. Er tat dies nicht, blieb aber dem Protestantismus wohlgesinnt. Dem Grundsatz der Toleranz in Glaubenssachen blieb er während seiner ganzen Regierungszeit treu, obwohl er auf den Papst und den verwandten spanischen Hof Rücksichten zu nehmen hatte.

In einer Sitzung im Dezember 1576 beschäftigte sich der Rat mit den Gebräuchen, wie sie bei der Neuwahl eines Stadtrichters geübt wurden und „von alters her gebrauchig gewest“. So begab sich am Weihnachtstag nach der Hauptpredigt der ganze Rat mit dem Gerichtsstab und dem Richterschwert zum neuerwählten Stadtrichter und überantwortete ihm die Gerichtsgewalt. Der Stadtrichter hingegen hatte ein „Fruemall“ anrichten zu lassen. Da sich erfahrungsgemäß diese Mahlzeit bei „verainten vertreülichen vnd Nachperlichen“ Gesprächen aber so hinauszog, dass an diesem heiligen Tage die Mittagspredigten durch den größten Teil der Ratsherren nicht besucht wurden und da „Zu disem Freidenreichen Jars fesst Gottes ehr gepreist vnd sein Heilliges wortt Zu diesen nachmittags tun auch gehört vnd beuorab ainer gemain (Gemeinde) Hierinen nit Ergernus (Ärgernis)“ gegeben werde, wurde einhellig für das nächste Jahr festgelegt, dass nach wie vor, die Überantwortung des Richteramtes nach altem Brauch geschehen, die Mahlzeit beim Stadtrichter jedoch, der vorangeführten Ursachen wegen, auf den Abend desselben Tages verlegt werden solle.7)

Schon am Ende seines ersten Amtsjahres, am Sonntag vor dem Christtag 1576, starb Bürgermeister Emanuel Fennzl.8)

 

  • P.1576, S. 1 u. 346, L.V. 2, S. 385.
  • V. 1, S. 292; Stephan, Bürger zu Steyr 1553; Georg, Handelsmann in Venedig und dann Bürger in Steyr, erwarb die Adelssitze Weyer und Wolffstein; Lorentz, starb ledig in Breslau; Achatz, starb ledig in Venedig; Apolonia, verh. mit Ratsbürger Benedikt Ättl; Elisabeth, verh. in 1. Ehe mit Wolff Grüeneyß, in 2. mit Bürgermeister Michael Aidn; Magdalena, verh. mit Wolff Gutbrodt; Hannß, Bürger in Steyr 1555.
  • V. 1, S. 11.
  • B. 1567, Bl. 26.
  • V. 1, S. 212.
  • V. 2, S. 220, L.V. 4, S. 50.
  • P. 1576, S. 344.
  • P. 1576, S. 346.

Literaturverzeichnis

1 Valentin Preuenhuber, Annales Styrenses, Nürnberg 1740.

2 Franz Raver Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr und ihrer nächsten Umgebungen,
Linz 1857.

3 Anton Rolleder, Heimatkunde von Steyr.

4 Franz Raver Pritz, Geschichte der ehemaligen Benediktiner-Klöster Garsten u. Gleink.

5 Wolfgang Lindner, Annalen.

6 Joses Ofner, Die deutschen Schulen der Stadt Steyr.

7 Ilse Neumann, Steyr und die Glaubenskämpfe. V. d. K. Februar 1952.

8 Bürgermeister-, Richter- und Ratswahlen 1580—1617. MK., L. 12, Nr. 970 (St.A.).

9 Jahrbuch der k. k. heraldischen Gesellschaft „Adler“ 1917/18, 33b. XVII und XVIII.

10 Ilse Neumann, Die Einführung des Gregorianischen Kalenders.

11 Darlehensakten, MK., L. 22 (St.A.)

12 Bürgermeister-, Richter- und Ratswahlen 1487—1607. MK., L. 12, Nr. 970 (St.A.).

13 Oskar Freiherr von Mitis, Die diplommäßige Verleihung der Ortsnamenprädikate an den niederen
Reichadel im 16. und 17. Jahrhundert (Adler 1910, Nr. 349).

14 Ludwig Bittner, Das Eisenwesen in Innerberg-Eisenerz bis zur Gründung der Innerberger
Hauptgewerkschaft im Jahre 1625.

15 A. v. Pantz, Die Grabdenkmale der Stadtpfarrkirche zu Steyr.

16 Josef Ofner, Die Eisenstadt Steyr.

17 Erlefried Krobath, Michael Aidn. V. d. K. Dezember 1954.

18 Georg Grüll, Freistädter Geschichtsblätter 1950, 1. Heft.

19 Eder Karl, Glaubensspaltung und Landesstände in Österreich o. d. E. 1525—1602.

Ratsprotokolle 1569—1600, Religionsakten, Steuerbücher (St.A.).

Abkürzungen:

L.V. —  Literaturverzeichnis

R.P. — Ratsprotokoll

F — Faszikel

K — Kasten

L — Lade

Stb. — Steuerbuch

Stpf. — Stadtpfarramt

St.A. — Stadtarchiv

Mein besonderer Dank gebührt Herrn Amtsrat Adalbert Koller für die liebenswürdige Bereitstellung eines Teiles der Archivalien.

Aus den Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 19, November 1959

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