Bruderhaus, Gemeiner Kasten
Nach 1522 – 1792 eine Stiftung für die Armen der Stadt
In der Reformationszeit 1525 setzte die Gemeinde von Steyr den Barfüßermönch Calixtus als Fastenprediger ein, der, obwohl katholischer Mönch, die Missstände innerhalb der katholischen Kirche anprangerte.
Wegen seiner „Irrlehren“ wurde er vom Bischof nach Passau zitiert, aufgrund eines kaiserlichen Erlasses musste er die Stadt verlassen und es verlieren sich seine Spuren.
Durch sein Wirken war ein „Gemainer Kasten“, ein Opferkasten für die Armen der Stadt, gestiftet worden.
Die überzeugenden Predigten hatten viele Steyrer veranlasst, mit Spenden und testamentarischen Zuwendungen die „Aufrichtung“ zu finanzieren.
Die Hilfe für die „armen Leuth im Bruederhaus“ bestand darin, dass von dem gestifteten Kapital eben dieses Haus gekauft und der Ertrag (Zins, Pacht) regelmäßig den „armen Pfründlern“ verrechnet wurde.
Das Haus hatte 2 Gewölbe und einen Keller im Parterre und je 3 große und 2 Nebenzimmer im 1. und 2. Stock zu vergeben, angesichts der damals großen Raumnot war mit einem sehr guten Ertrag zu rechnen.
Um 1530 ging aus der mittelalterlichen Stadtschule neben der Evangelischen Lateinschule auch die „Teutsche Schule“ hervor.
Einem der ersten deutschen Schulmeister-Deutschschreiber Wolfgang Perger wurde ein Zimmer im „Gemain Kasten“ als Unterrichtslokal zur Verfügung gestellt.
Der letzte Lehrer an diesem Ort war von 1732 – 1738 Johann Georg Dorn aus Sierninghofen, der vorher von 1727 – 1732 die „Teutsche Schule“ im Neutor geleitet hatte.
Dreigeschoßiges traufständiges Bürgerhaus, im Kern aus dem 16. Jahrhundert stammend, mit barocker Fassadengestaltung. Die Fassade in der Berggasse sechsachsig, durch vertikale Faschen zwischen den Achsen gegliedert, die Fenster weisen genutete Umrahmungen auf. Das Erdgeschoß ist gebändert ausgeführt. Im linken Gebäudeteil befindet sich ein drei Achsen einnehmendes vorgebautes Stiegenhaus mit abschließendem Pultdach, welches im Obergeschoß drei Segmentbogenarkaden mit Pfeilern besitzt. Die äußerst linke Achse ist als Fenster ausgeführt. Hier erfolgt im ersten Obergeschoß durch ein rautenförmig aufgedoppeltes Hausportal der Hauszugang. Dem Stiegenhausbau ist ein eingeschoßiger walmdachgedeckter Zubau mit einer eckigen Tor- und einer Fensteröffnung vorgesetzt. Die Fassade zur Promenade in den Obergeschoßen vierachsig. Das Erdgeschoß ist glatt verputzt mit fünf unregelmäßig verteilten Achsen. Die Fenster- und Türöffnungen hier mit genuteten Umrahmungen. Die rieselverputzten Obergeschoße durch glatte Faschen zwischen den Achsen gegliedert. Die Fenster des ersten Obergeschoßes mit geraden Verdachungen, jene des zweiten Obergeschoßes mit Ohrenfaschen.
Datum der Unterschutzstellung: 13. April 1990