Bergbau im Pechgraben

Bergbau im Pechgraben

 

von Gottfried Freiherrn v. Sternbach, in: Jahrbuch der kais. König. Geolog. Reichsanstalt XV. Band Wien 1865, 54

 

Geht man von Weyer längs des Gaflenzbaches in westlicher Richtung fort, so kommt man bald an den Ennsfluss und längs diesem auf der Poststraße fortschreitend nach seinen vielfachen Windungen und Krümmungen erreicht man westlich von Dillau die Ausmündung des Pechgrabens in das Ennstal.

Dem Graben, der sich anfangs nordnordwestlich, dann ganz nördlich hinzieht, entlang fortgehend, gelangt man in ungefähr anderthalb Stunden in eine Erweiterung des Tales. Der Weg teilt sich nun, noch im Hauptthale fortgehend, und gegen Osten sich an dem östlichen Gehänge hinziehend. Diesen verfolgend kommt man bald zum „Buch-Monument“, einem kolossalen Findlingsblock aus Granit, dessen vordere Seite glatt abgearbeitet .die Inschrift trägt: „Dem Andenken an Leopold v. Buch geweiht, nachdem Beschlüsse am 20. September 1856 in der 32. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Wien unter Mitwirkung zahlreicher Freunde der Naturwissenschaften in Deutschland, Belgien, Frankreich, England und Italien.“

Weiter den Weg in südöstlicher Richtung verfolgend, gelangt man zum Hammüller-Häuschen, bewohnt vom Obersteiger des im Pechgraben befindlichen Steinkohlenrevieres. Der Besitzer desselben ist Herr Franz Wickhoff & Comp. in Steyr. Der Hutmann im Prechgraben hieß Joseph Reindl.

Zwei Stollen sind in Betrieb, der Franz-Stollen nördlich, und der Barbara-Stollen südwestlich vom Hammüllerhäuschen, letzterer circa 400 Klafter davon entfernt. Ein altes verfallenes Schächtchen befindet sich noch in der Talsohle am rechten Ufer des von Gross-Grenn herabkommenden Bächleins, nordnordwestlich von Steinau (am östlichen Gehänge des Pechgrabens), und nordnordöstlich vom Stofer (am westlichen Gehänge des Pechgrabens).

Der Franz-Stollen (Fig. 7) ist nach Stunde 5, 5 Grad (O 10* N) angeschlagen und geht in dieser Richtung 78 Klafter fort. Anfangs befindet sich derselbe in ganzer Zimmerung, Humusboden und Taggerölle, dann graugrünen und roten verwitterten Schiefer durchfahrend. In diesen Schiefern, die 16 Klafter anhalten, sind weiße Kalkspatschnürchen eingelagert, so wie man solchen in der Grossau in jedem Stollen begegnet. Nach diesen Schiefern geht der Stollen durch mehr verwitterten glimmerreichen grauen Sandstein, der ein Streichen nach Stunde 1 (N 15° O) und ein östliches Einfallen unter 50 Graden hat, und von sehr feinen Kalkspatschnürchen durchzogen ist. Diese Schnürchen erreichen später eine Mächtigkeit von zwei bis drei Zoll und darüber, ja eine Einlagerung erreicht sogar eine Mächtigkeit von einer Klafter; das Streichen derselben ist nach Stunde 2 (N 30° O) mit einem ostsüdöstlichem Einfallen unter 75 Graden; ferner finden sich eingelagert Partien von roten, verwitterten Schiefern.

Dieses ganze Vorkommen von verwittertem Schiefer geht in ein festes mergelartiges Gebilde über. In diesem Mergel sind verschiedene Klüfte wahrnehmbar, von N nach S streichend mit einem östlichen Einfallen, ohne dass sich jedoch der Charakter des Vorkommens ändern würde. In der 58. Klafter wurde endlich ein Sandstein angefahren, dessen Streichen weit von dem bisher beobachteten abweicht, indem die Richtung Stunde 7 (O 15* S) ist, mit einem nördlichen Einfallen unter 25 Graden.

Auf diesen Sandstein folgt mit einem Streichen nach Stunde 4 (NO 15 Grad O) und einem südöstlichen Einfallen unter 65 Graden, eine Tonmergelschichte, welche kleine Toneisenstein-Knollen und Petrefacten führt, begleitend ein kleines fünf Zoll mächtiges Kohlenflötzchen, dessen Hangend und Liegend sie bildet. Auf diese Petrefacten führende Schichte folgt nun eine Masse von ganz verwittertem Schiefer, sehr leicht bröcklich mit sehr vielen Rutschflächen durchzogen. Plötzlich ist dieser Schiefer durch ganz unregelmäßig eingelagerten Sandstein abgeschnitten, auf welchen schwarze Schiefer folgen, ohne dass man am Beginn oder Ausgehen des Sandsteines ein bestimmtes Streichen oder Verflächen hätte beobachten können.

In diesem schwarzen Schiefer, in der 63. Klafter des Stollens, befindet sich nun das sogenannte erste Kohlenflötz, welches in fast ganz schwebender Lagerung beinahe ganz an der Firste, an welcher es sich 6 Klafter weit fortzog, angefahren wurde. Zur Untersuchung dieses übrigens sehr zerfahrenen und mit Schiefer sehr verunreinigten Flötzchens wurde im nördlichen Ulm ein Auslängen angeschlagen, die Kohle an der First haltend. Das Kohlenflötz verlor jedoch bald seine schwebende Stellung, ging in eine windschiefe über, und zog sich dann in fast senkrechter Stellung gegen O. In Folge dessen wurde denn auch dieses Auslängen wieder eingestellt, da es in weiterer Verfolgung mit dem indessen weiter betriebenen Hauptbau hätte durchschlägig werden müssen.

Dies Auslängen wurde dann wieder versetzt. In dem Mergel, der das Hangend und Liegend dieses so zerrütteten Kohlenflötzes bildet, finden sich, so wie beim erst erwähnten Kohlenvorkommen, Spuren von Petrefacten. Auf diesen petrefactenführenden Mergel folgt schwarzer Schiefer mit geringen Spuren von Kohlen, deren Hangend- und Liegend Mergel mit großen und kleinen Sandstein-Knauern bildet. In diesem schwarzem Schiefer wurde nun, um einesteils dem schon lang empfundenen Mangel an guten Wettern abzuhelfen, andersteils um das wenn auch nicht mächtige Kohlenflötz zu untersuchen und um auch leichtere Arbeit zu haben, ein Luftschacht angeschlagen, der nach den Kohlenspuren fortgetrieben wurde. Es ergab sich nun ein ganz regelmäßiges Verflächen von 45 Graden gegen SO.

Das Kohlenvorkommen blieb sich in seiner gänzlichen Unabbauwürdigkeit und Zerfahrenheit gleich. Zwei Klafter innerhalb dem Luftschacht ändert der Stollen seine ursprüngliche Richtung um 55 Grad gegen SO durch 3 1/2 Klafter hindurch, worauf der Stollen eine durchschnittliche Richtung nach Stunde 9, also rein südöstlich beibehält. Acht Klafter inner dem Luftschacht wurde ein Kohlenflötz, das zweite genannt, ungefähren. Dies bestand aus drei kleinen Kohlen-Schnürchen, die durch Schieferzwischenlagen voneinander getrennt waren, mit einem Streichen nach Stunde 4 und 5 Grade (NO. 20 Grad 0 .) und einem Einfallen unter 45 Graden in südöstlicher Richtung.

Um nun zu untersuchen, ob sich diese drei Schnürchen, von denen das mittlere das stärkste war, nicht etwa in der weiteren Richtung des Streichens vereinigen würden und sich so der Abbau rentabel zeigen könnte, wurde ein Auslängen in südwestlicher Richtung eingeleitet und das Flötz auf eine Erstreckung von ungefähr 10 Klaftern aufgeschlossen, dabei aber weder die Ermächtigung eines der drei Kohlenschnürchen nach deren Vereinigung beobachtet. Es wurde demnach dieser Aufschlussbau wieder eingestellt.

Vor Ort ergab sich ein genaues Bild der Lagerungsverhältnisse der drei Kohlenschnürchen und ihres Hangenden und Liegenden (Fig. 8). Vom Hangend ins Liegend gehend, zeigt das Feldort zuoberst (a) dunkelbraune sandige Schiefertone, mit vielen Rutschflächen durchzogen, Pflanzenspuren enthaltend. Sie überlagern eine dunkelbraune Schieferschichte (b) , frisch aus der Grube kommend sehr schwer und unvollkommen spaltbar; kaum sind diese Schiefer aber nur ein paar Tage den atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt, so lassen sich dieselben vortrefflich spalten und liefern ausgezeichnete Pflanzenabdrücke, vorzüglich Pecopteris Whitbyensis Pres. Diese pflanzenführende Schichte (b), im Pechgrahen unter den Arbeitern unter dem Namen „Kräuterschiefer“ bekannt, ist das direkte Hangende des Flötzvorkommens.

Das Zwischenmittel zwischen den drei Kohlenschnürchen (c), die 3-8 Zoll mächtig sind, bildet der gleiche braungraue sandige Schiefer (a) , wie wir denselben im Hangenden des pflanzenführenden Schiefers fanden. Das direkte Liegende (d) der Kohlenschnürchen (c) bildet Sandsteinschiefer, der häufige Talklagen enthält und so fettig anzufühlen ist. Dieser Sandstein ruht noch in concordanter Lagerung auf einem schwarzen Schiefer (c), der sehr verwittert ist, und in welchen sehr große Toneisensteinknauer eingebettet sind. Zerschlägt man letztere, so zeigen sie von außen hinein auf ein paar Zoll eine schalige Struktur und auf den Ablösungsflächen zeigen sich größtenteils sehr wohl erhaltene Abdrücke von Pflanzen, besonders Pecopteris Whitbyensis Presl.

In weiterer Verfolgung des Stollens nach einer durchschnittlichen Richtung nach Stunde 9 (SO) wurde Sandstein durchfahren und in demselben in der 6. Klafter ein drittes Kohlenflötz erreicht. Das Streichen desselben ist nach Stunde 2 und 8 Grad (NO 7° N) mit einem südöstlichen Einfallen unter 50 Grad. Das Liegende desselben bildet ein lichtbraungrauer Sandsteinschiefer, das Hangende ein sehr glimmerreicher Kohlensandstein. In diesem wurden nach und nach mehrere 1-3 Zoll mächtige Kohlenschmitzen überfahren, bis endlich in der fünften Klafter ein vier Fuß mächtiges Kohlenflötz erreicht wurde. Leider war dasselbe derart mit Schiefer und tauben Zwischenmitteln verunreinigt, dass dadurch die Gesamtmächtigkeit der Kohle auf weniger als auf die Hälfte herabsinkt. Das Streichen ist nach Stunde 2 und 5 Grad (NO 10° N) mit einem südöstlichen Eiufallen unter 40 Grad. Auf dieses Kohlenflötz wurde in nordöstlicher Richtung ausgelängt. Im Liegenden des Kohlenflötzes finden sich lichtbraungraue und dunkelbraungraue Sandsteinschiefer mit Pflanzen spuren vor. Auf der Kohle im Hangenden selbst ruhen ebenfalls Schichten mit Pflanzenspuren und auf diesen, wie beim zweiten Flötz, eine deutlich geschiedene pflanzenführende Schichte, auf welche wieder ein schwächeres Kohlenflötzchen mit pflanzenführenden Schichten im Hangenden folgt; als oberste Schichte ist eine wenig mächtige und wenige Petrefacten enthaltende Mergelschichte zu beleuchten.

Auf diesem Complex von Kohlenflötzchen wurde in der Streichungsrichtung nach beiden Seiten hin ausgelängt; in diese Auslangen aber vorzudringen, war nicht möglich, indem die Strecke halb verbrochen, der Schmund Fuß tief war, und nicht nur sehr matte, sondern auch hie und da schlagende Wetter sich zeigten. So wie die beiden Auslängen so war auch der noch weiter fortgetriebene Hauptbau unbefahrbar. Nach Angabe des Obersteigers Johann Reindl wurde ungefähr in der sechsten Klafter hinter dem vierten Flötz noch ein fünftes angefahren und bald darauf Fleckenmergel-Kalk, wie wir solchem noch zweimal im Franz-Stollen begegnen werden.

Kehren wir zum dritten Kohlenflötz zurück, welches sich als das abbauwürdigste erwies. Auf demselben wurde nach beiden Seiten ausgelängt und zwar nach Angabe des Obersteigers zuerst in südwestlicher Richtung bei 30 Klafter. Gegen Ende des Auslängens nahm die Kohlenmächtigkeit immer mehr ab und schnitt sich endlich ganz aus. Es wurde nun vom Feldort dieses Auslängens noch ein Querschlag in nordwestlicher Richtung getrieben, um zu untersuchen, ob sich das zweite Kohlenflötz in seiner weiteren Erstreckung dem Streichen nach etwa abbauwürdig zeigen würde. In 5-6 Klafter erreichte man dasselbe, aber ebenso zerfahren und den Abbau nicht lohnend, wie dasselbe mit dem Hauptbau durchkreuzt wurde. Die ganze Strecke dieses Auslängens und Querschlages wurde nun versetzt bis zum Hauptbau heraus.

Das Auslängen nach der nordöstlichen Richtung ist befahrbar. Das Kohlenflötz hielt in demselben ziemlich konstant durch 36 Klafter an. Es wurden Firsten- und Sohlenstraßen angelegt, und mit ersteren das Flötz auf eine Höhe von 5 Klaftern, mit letzteren auf eine Teufe von 4 Klaftern abgebaut. Die abgebauten Strecken wurden mit tauben Bergen versetzt. Nach der 36. Klafter des Auslängens schnitt sich die Kohle allmählich aus; an ihre Stelle trat schwarzer sehr verwitterter Schiefer. Der Druck ist ein bedeutender, und die Strecke beinahe ganz in Zimmerung, so dass eine weitere Gesteinsbeobachtung unmöglich wird. Nach der Skizze des Franz-Stollens (Fig. 6), die nach der Aufnahme des Herrn Simettinger angefertigt ist, ergibt sich aber, dass beim Auslängen nach dem Streichen das Flötz verloren wurde, vermutlich wegen Verdruck, und dass man eine beinahe nördliche Richtung einschlagend ins Hangende kam. Nachdem der Stollen ungefähr 12 Klafter im Hangend getrieben wurde, ändert er seine Richtung beinahe ganz nach O und durchkreuzt die Richtung ins Liegende, wobei die mit dem Hauptbau durchfahrenen Schichten und Kohlenflötze vom Hangend des dritten angefangen abermals durchfahren wurden.

Das dritte Kohlenflötz war, als es nun wieder angefahren wurde, so in Verdruck, dass es nicht weiter beachtet und der Stollen querschlägig weiter getrieben wurde, wobei das vierte und fünfte Kohlenflötz auch durchkreuzt wurde. Im Schiefer, das Hangend und Liegend der Kohlenflötze bildend, finden sich häufig Sandsteinknauer eingelagert. Da matte Wetter eintraten, so wurde auf dem zum zweiten Mal angefahrenen fünften Kohlenflötzchen ein Übersichbrechen eingeleitet, um mit dem Tag durchschlägig zu werden, und so wieder frische Wetter zu erhalten. Obwohl durch diesen Schachtbau nach dem Verflachen eine bedeutend längere Strecke ausgefahren werden musste, so war dies doch einem senkrechten Wetterschacht vorzuziehen, da die Arbeit des Schiefers und der Kohle halber leichter und rascher vor sich ging, die Gefahr bei einem tonlägigen Schacht bei der Arbeit viel geringer, als bei einem senkrechten und endlich die Hoffnung vorhanden war, durch die zu erobernde Kohle, wenn nach dem Verflachen derselben der Luftschacht getrieben würde, wenn nicht die ganzen Kosten des Schachtbetriebes, so doch gewiss den größten Teil derselben zu decken, was sich dann auch realisierte.

Der Schacht wurde unter 38 Graden aufgetrieben, das Kohlenflötz war anfangs durch 10 Klafter ziemlich regelmäßig, dann 10-12 Klafter ganz in Verdruck, und dann wieder regelmäßig bis zu Tag aus. Das Flötz hatte eine Mächtigkeit von ungefähr 2 l/2-3 Fuß und wo dasselbe nicht in Verdruck war, zeigte sich 1 1/ 2-2 Fuß reine Kohle, das andere taubes Zwischenmittel.

Über dieses Kohlenvorkommen hinaus wurde der Bau noch weiter getrieben bis nach mehreren Klaftern, nach Angabe des Steigers, wieder derselbe Fleckenmergel-Kalk angefahren worden sein soll, wie früher derselbe hinter dem fünften Kohlenflötz auf dem Hauptstollen nach der gleichen Quelle erreicht wurde.

Wie bereits angegeben, wurde mit diesem Querschlage das vierte Kohlenflötz, ein etwas mächtigeres Kohlenvorkommen, durchkreuzt. Auf diesem nun längte man in nordöstlicher Richtung nach ungefähr Stunde 4 (NO 15° O) aus, verlor aber das Flötz wieder nach etwa 10 Klaftern, wie beim Auslängen am dritten Flötz so auch hier wieder ins Hangende geratend, wobei man nach ungefähr 10 Klaftern dem dritten Kohlenflötz ins Kreuz kam und auf demselben auch in der Streichungsrichtung gegen 12 Klafter den Stollen trieb.

War es nun ein Verdruck im dritten Kohlenflötz oder war es Mangel an Aufmerksamkeit, kurz das Flötz wurde wieder verlassen und der Stollen in einer querschlägigen Richtung bei 40 Klafter weiter getrieben, wobei nach der Karte des Herrn Simettinger das vierte und fünfte Kohlenflötz nun bereits zum dritten Mal angefahren wurden. Hinter dem dritten Flötz (siehe Fig. 9) tritt eine Lettenkluft c im Hangenden der Kohle a zwischen dem Schiefer b auf. An den Schiefer reiht sich eine Mergelschichte (d), concordant überlagert von Sandstein (e) an, welchem in große Trümmer und Stücke geborstener Sandstein (f) folgt, der häufig mit Mergeleinlagerungen g durchzogen ist.

Hinter der Lettenkluft c nimmt der Stollen, wie erwähnt, die Richtung eines Auslängens verlassend, wieder die eines Querschlages an, und geht in selber ungefähr 86-88 Klafter fort. Die früher angeführten Mergeleinlagerungen in dem Sandstein nehmen immer mehr und mehr überhand, bis endlich der Sandstein nur mehr in einzelnen Trümmern vorkommt und ganz verschwindet. In diesem Mergel finden sich einzelne festere Kalkmergelknauer, welche Petrefacten führen, vorzüglich Pleuromya unioides, Pecten infraliassicus, Goniomya rhombifera, Panopaea liassica und Pecten glaber.

Außerdem kommen noch in diesem Mergel einzelne Kohlenspuren vor, welche aber nicht nur keine besondere Mächtigkeit haben, sondern auch kein bestimmtes Streichen und Verflächen erkennen lassen, nach Herrn Simettingers Karte aber Fortsetzungen des vierten und fünften Kohlenflözes des Hauptstollens bilden. Zwischen diesen sporadisch vorkommenden Kohlenspuren trifft sich auch das Auftreten von großen Knauern grauschmutzigen Kalks, der zahlreiche Rhynchonella austriaca und einige Pecten aequivalvis führt. Der Mergel zeigt nun wieder Einschlüsse von Sandsteinknauern und festeren Mergeln mit Petrefacten. Mehrere Klüfte im Mergel zeigen ein Streichen von Stunde 6-7 mit einem südlichen Einfallen unter 45-50 Graden.

Dies Abwechseln von Sandsteineinlagerungen mit Mergeln dauert 18-20 Klafter fort, bis sich dann auf diesen Mergel ein dunkelbrauner Schieferton lagert, auf welchem concordant eine 9 Zoll mächtige feinkörnige Sandsteinschichte ruht. Diese Schichten überlagert ein sehr dünngeschichteter lichtbrauner Sandsteinschiefer, auf welchen der pflanzenführende Schiefer folgt, der das direkte Liegende eines darauf folgenden mit seinen Zwischenmitteln 9 Fuß mächtigen Kohlenflötzes bildet. Die vorzüglichsten Pflanzen, die die Schieferschichte führt, sind: Camptopteris Nilsoni, Tacniopteris vittata und Pecopteris Wkitbyensis.

Das Kohlenflötz selbst ist, wie schon erwähnt, 9 Fuß mächtig, die tauben Schiefer-Zwischenmiltel, die 2-6 Zoll, in der Regel bloß 2-3 Zoll mächtig sind, betragen in Summe ungefähr 3 Fuß; die einzelnen Kohlenpartien sind 6 Zoll bis auf die mächtigste von 2 Fuß mächtig. Das Hangende dieses so mächtigen Kohlenflötzes bildet Schieferton mit Toneisensteinmugeln, dann folgt eine Sandsteinschichte überlagert von Schiefern mit Pflanzenspuren, auf welche 4 Klafter sehr verwitterten schwarzen Schiefers folgen, der eine ein paar Zoll mächtige pflanzenführende Schichte und Kohlenspuren zeigt. (Fig. 10.)

Auf diese letzten Spuren von Kohle kommt gleich concordant der nach Angabe des Steigers schon zweimal in der Grube angefahrene Fleckenmergel-Kalk, der auch noch ein bedeutendes Stück durchfahren wurde. Auf dem Kohlenflötz, dem sechsten, welches wohl das mächtigste und beste unter den mit dem Franz-Stollen angefahrenen ist, wurde nach beiden Seiten der Streichungsrichtung je ein paar Klafter ausgelängt, jedoch wegen Mangel an Kohlen-Absatz die Baue wieder eingestellt.

Es stellt sich nach der Grubenkarten-Skizze des Franz-Stollens heraus, dass der Weiterbetrieb der Hauptstrecke und des ersten Querschlages wohl die erste Aufgabe ist, um aufs sechste Flötz zu kommen; dann müsste aber die Angabe des Steigens, dass dasselbe Hangend, wie es hinter dem sechsten Flötz angefahren wurde, schon zweimal erreicht wurde, unrichtig sein; von der Wahrheit der Angaben des Steigers konnte ich mich nicht überzeugen, da die Strecken und Feldorte teils verbrochen, teils verschlagen waren. Jedenfalls hat die auf der Karte verzeichnete Flötzlagerung vieles für sich, und im Fall, als mit dem ersten und zweiten Querschlag doch dasselbe Hangende erschlagen worden sein sollte, müsste eine Bruchlinie im dritten Querschlag angenommen werden, keinesfalls aber ist die Art des Vorkommens des sogenannten sechsten Flötzes am dritten Querschlag mit der eines Flötzes am Hauptbau identisch.

Ein Hauptnachtheil beim Franz-Stollen ist wohl der, dass die Einhaltung desselben so viel kostet, indem er fast ganz vom ersten Auslängen an in Zimmerung steht, welche wegen der matten Wetter sehr bald erstickt und einbricht. Die Erhaltung der Zimmerung also verteuert, da kein Eigentums-Wald vorhanden ist, und alles Grubenholz von der Fürst Lamberg’schen Herrschaft in Steyr gekauft werden muss, den Betrieb sehr, und würde auch bei schwunghafterer Kohlenerzeugung die Förderung hemmen, abgesehen davon, dass die Strecke doch eine ziemlich bedeutende ist, bei der Menge von Biegungen und Krümmungen, die der Stollen zeigt.

Es wäre daher nicht bloß aus ökonomischen Rücksichten ratsam, den Hauptstollen in senkrechter Richtung auf das Streichen der angefahrenen Kohlenflötze energisch weiter zu treiben, sondern auch sehr empfehlenswert, sich durch Auslängen nach dem Streichen am 6. Flötz im dritten Querschlag, und durch Fortsetzung des zweiten Querschlags Sicherheit über das Auftreten und die Mächtigkeit des sechsten Kohlenflötzes zu verschaffen, um darauf dann ein bestimmtes Abbausystem gründen und eine regelmäßige Erzeugung einführen zu können.

Im Beginn des Sommers 1863 war der Franz-Stollen mit 6 Mann im Betrieb. Ende des Sommers waren bloß zwei Mann in Belegung und diese wurden zum Auswechseln der verbrochenen Zimmerung verwendet; kaum waren dieselben aber am Ende der Grube fertig, so mussten sie wieder von vorne anfangen, da, wie erwähnt, sehr matte Wetter in der Grube sind, trotz der Wetterlutten, die vom zweiten Luft- und Wetterschacht aus bis zum letzten angefahrenen Flötz geleitet sind. Es würde sich schon deshalb rentieren, Aufschlussbaue zu treiben und Kohle zu erzeugen, da in Folge der beim Aus- und Einfahren der Arbeiter und bei der Förderung erzeugten Luftströmung die Zimmerung wegen matter Wetter nicht so rasch vermodern und der Aufschlussbau, wenn auch langsam, vorwärts rücken würde, sondern auch mit einiger Gewissheit bestimmte Quantitäten auf gewisse Zeitabschnitte zugesichert werden könnten, wobei auch noch der Vorteil zu berücksichtigen kommt, dass man immer ein und dieselben Arbeiter beim Aufschlussbau verwenden könnte, die mit mehr Kenntnis des Vorkommens arbeiten.

In früheren Zeiten war auf demselben Gebirgsgehänge, wo der eben beschriebene Franz-Stollen angeschlagen ist, ganz in der Nähe desselben, ein hauptgewerkschaftlicher Stollen getrieben worden. Karl Ehrlich gibt in seinen „Wanderungen“ ein Profil über jenen Stollen, und mit der Reihenfolge der Schichten vom Liegenden zum Hangenden folgender Art an:

  1. Grauer blättriger Schiefer; 2. sandiger Kalk führender Schiefer; 3. Grünlichgrauer Schiefer wechselnd mit rotem; 4. Bläulicher Schiefer; 5. Grauer Schiefer mit Einschlüssen von grünem feinkörnigem Sandstein; 6. Grauer Schiefer mit Einschlüssen von Granit; 7. Fester Mergel; 8. Mugeln von Sandstein und Kalk mit tonigem Bindemittel; 9. Fester grauer Schiefer mit glänzenden Spiegelflächen; 10. Sandstein.

„Im sogenannten Zubaustollen des Pechgrabens“ heisst es in den W anderungen weiter, „wurden nacheinander mehrere Kohlenflötze von ungleicher Mächtigkeit angefahren, deren erstes mit 12, ein zweites mit 4, ein drittes und viertes mit 6, ein fünftes mit 10, und ein sechst es mit 16 Zoll. Auch hier, so wie in der Grossau sind die Lagerungsverhältnisse oft sehr verworren und gestört, daher auch das Flötz verdrückt, und wegen schlagender Wetter musste ein Stollen — der Brennstollen — verlassen werden. Das Streichen ward Stunde 3 und das Verflachen in SO beobachtet.“

 

Ein weiterer von Herrn Wickhoff getriebener Bau ist „der Barbara-Stollen“, welcher sich an demselben Talgehänge, wie der Franz-Stollen, jedoch südwestlich ungefähr 200 Klafter von demselben befindet.

Der Barbara-Stollen ist nach Stunde 12 (S) angeschlagen und geht in dieser Richtung 66 Klafter in befahrbarem Zustand fort, dann ist derselbe verbrochen. Vom Stollenmund-Zimmer geht der „Barbara-Stollen“ ungefähr 16 Klafter durch festen Mergel mit Kalkspat-Einlagerungen, wie wir solchem sowohl im Franz-Stollen als auch in der Grossau begegneten. Auf diese Mergel folgen durch etwa 12 Klafter rote und graue verwitterte Schiefer, bei welchen ein Streichen von O nach W mit einem südlichen Einfallen unter 45 Grad bemerkbar ist.

Ungefähr in der 30. Klafter bemerkt man in den Schiefern bedeutende eingelagerte Knauer von Fleckenmergelschiefer, hinter welchen braungrauer Schieferton durchfahren wurde, in welchem gleich anfangs zwei senkrecht stehende Blätter bemerkbar sind, das eine nach Stunde 5 das andere nach Stunde 8 streichend. Dieser Schieferton hat eine Mächtigkeit von 13 Klaftern, worauf sich Kohlenspuren zeigen, in deren Hangendem sich sehr eisenschüssiger glimmerreicher, äußerst feinkörniger, zum Teil roter Sandstein befindet, der ein Streichen nach Stunde 4 (NO 15° O) mit einem südöstlichen Einfallen unter 40 Grad zeigt. Ohne dass noch eine bestimmte Streichungs-Richtung wahrnehmbar wäre, tritt hinter diesem roten Sandstein ein grobkörniger Quarzsandstein, wie im Franz-Stollen auf.

In der 53. Klafter erscheint ein Kohlenputzen, der zwar ziemlich reine, bei 30 Zoll mächtige Kohle zeigte, aber ein bestimmtes Streichen oder Verflachen nicht abnehmen ließ. Dieses Kohlenauftreten wird als erstes Kohlenflötz bezeichnet. Der auf dieses Kohlenvorkommen folgende Sandstein ist mehr brauner Farbe, hat weniger Quarzkörner, enthält Kohlen und Pflanzenspuren, und bildet, 2 Klafter mächtig, das Liegende des zweiten Kohlenflötzes, auf welches ein Auslängen nach der westlichen Streichungsrichtung vorgenommen wurde. Auf dieses zweite Flötz folgt als Hangendes ein dunkelbraungrauer Sandstein mit Kohlen und Pflanzenspuren. Er hat eine Mächtigkeit von 8 Klaftern und bildet das Liegende des dritten Kohlenflötzes, auf welchem ebenfalls in westlicher Richtung ausgelängt wurde.

Hinter diesem Auslängen ist der Stollen noch ungefähr 3 Klafter offen, dann verbrochen. Nach Angabe des Obersteigers wurde im weiteren Verlauf des Stollens auch noch ein viertes Flötz, aber von sehr geringer Mächtigkeit durchfahren.

Auf das zweite Kohlenflötz zurückkehrend, wurde daselbst in einer Erstreckung von 18 Klaftern ein Auslängen nach dem Streichen des Flötzes in westlicher Richtung getrieben. Das Flötz hat ein durchschnittliches Streichen nach Stunde 6 in 18 (O in W) mit einem südlichen Einfallen unter 45-50 Grad und eine Mächtigkeit von 2-3 Fuß.

Vor Ort angelangt, ergibt sich folgender Flötzquerschnitt: (Fig. 11.) 1. Hangendsandstein. 2. Lichtbraune Mergelschiefer mit wenig Pflanzenabdrücken und von vielen Rutschflächen durchzogen. 3. Pflanzenführender brauner Schiefer, nicht sehr leicht spaltbar. 4. Kohle. 5. Zwischenmittel, bestehend aus braunen Schiefertonen mit sehr geringen Spuren von Pflanzenabdrücken und Kohlen. 6. Toneisenstein-Knauer und Mergel-Trümmer, Pflanzenabdrücke enthaltend mit Kalkabsatz auf den Bruchflächen. 7. Brauner Schiefer, wie im Hangenden, mit Pflanzenabdrücken. 8. Liegendsandstein.

So wie am zweiten Kohlenflötz wurde auch am dritten in westlicher Streichungsrichtung ausgelängt. Die durchschnittliche Streichungsrichtung ist nach Stunde 19 (W 15* N) mit einem südlichen Einfallen unter 45-50 Graden. Das Kohlenflötz befindet sich bald in Verdruck, bald zeigt es eine Mächtigkeit von 2-3 Fuß. Das Auslängen wurde auf eine Erstreckung von 35 Klaftern getrieben. Der Ort war gerade in Bruch und musste neu aufgenommen werden, so wie auch überhaupt die Auslängen in sehr fester Zimmerung stehen müssen. So wie am zweiten Flötz bilden auch am dritten pflanzenführende Schichten das Hangende und Toneisensteintrümmer und pflanzenführende Schiefer das Liegende. 9 Klafter vor Ort wurde ein Überhöhen am Beginn einer Ermächtigung des Flötzes angelegt, um von da aus einige Firstenstraßen anlegen zu können.

In der 21. Klafter des Auslängens wurde auf das früher erwähnte vierte Kohlenflötz ein Querschlag getrieben, und dasselbe auch in der 6. Klafter angefahren. Das Kohlenflötz hatte ein Streichen von O nach W mit einem südlichen Einfallen unter 45 Graden. Das Liegende bildete, wie beim zweiten und dritten Flötz eine Toneisenstein-Trümmerschichte und eine braune Schiefertonschichte, beide Pflanzenabdrücke führend, — das Hangende lichtbrauner Sandsteinschiefer, jedoch nur mit Spuren von Pflanzen. Petrefacten konnten in der ganzen Grube keine aufgefunden werden, was wohl darauf hinweisen dürfte, dass man das eigentliche Hangende der kohlenführenden „Grestener Schichten“ noch nicht erreicht hat. Im Sommer 1863 war in Betrieb das Feldort am Auslängen auf dem dritten Flötz, so wie das Überhöhen, je mit zwei Mann.

Was die Betriebsleitung im Pechgraben anbelangt, so ist dieselbe, so wie die ganze Rechnungsführung direkt in Händen des Obersteigers Johann Reindl, dem auch die Einkassierung der Gelder für allfällig verkaufte Kohlen obliegt, so wie auch die Aufsicht und Bewirtschaftung der zum Gammüller-Häuschen gehörigen Ökonomie, welches zum Bergbau gehört.

Der Absatz an Kohle ist sehr unbedeutend; die in der Nähe gelegenen Schmiede leiden unter der allgemeinen Calamität der Geschäftsstockung, und von Steyr herein war noch zu wenig Nachfrage. In Bezug auf die Qualität der Kohle geben die zahlreichen Analysen, die im Laboratorium der k. k. geologischen Reichsanstalt abgeführt wurden, nachfolgende mittlere Resultate: Wassergehalt 17 , Aschengehalt 17,2 Pct.; an ausbringbaren Cokes wurden 60,6 Pct. gewonnen. Ein Centner Steinkohle gibt 5286 Wärmeeinheiten, und 9,9 Centner entsprechen einer Klafter 30-zölligen weichen Holzes. Doch gibt speciell die Kohle aus dem Barbara-Stollen günstigere Resultate, u. z. 1,3 Pct. Wasser, 6,4 Pct. Asche, 62,5 Pct. Cokes, 6056 Wärmeeinheiten und 8,6 Ctr. Kohle als Äquivalent einer Klafter 30-zölligen weichen Holzes.

Da sich die Kohle sehr gut vercoken lässt, so dürfte es angezeigt sein, wenn für Cokes leichter Absatz zu erzielen wäre, Cokesöfen zu errichten und diese Manipulation an Ort und Stelle der Erzeugung vorzunehmen. Diese Öfen könnten in der Talsohle gebaut werden, von wo eine ziemlich gute Fahrstraße nach Gross-Raming hinaus an die Enns führt, von wo dieselben per Schilf weiter verfrachtet werden könnten. Die Anzahl der Arbeiter ist eine sehr veränderliche; im Sommer 1863 waren deren sechs bis acht; ist eine Nachfrage nach Kohle, so werden gleich einige Mann wieder aufgenommen, um das entsprechende Quantum zu erzeugen, dann werden dieselben wieder entlassen.

Die Arbeit selbst geschieht teils im Schichtenlohn, teils im Gedinge; der Grundlohm ist 60-80 kr. Der Verkaufspreis der Kohle ist durchschnittlich 50-60 kr. pr. Centner loco Magazin im Pechgraben.

 

 

 

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