Altersheime in Steyr 1840

Versorgungsanstalten in Steyr

 

Von Dr. Carl Ozlberger, k. k. Kreisarzt in Steyr

(Der Traunkreis des Landes ob der Enns, in physisch-medicinischer Hinsicht, in: Medicinische Jahrbücher des kaiser.-königl. Österr. Staates, Bd. 23, Wien 1840, 457)

 

Das Bürgerspital

Diese in der Vorstadt Steyrdorf[1] gelegene Anstalt wurde 1305 von der Königin Elisabeth, der ersten Gemahlin des König Albrecht, gestiftet, und 1313 reichlich beschenkt, wie eine über dem Eingang in das Spital angebrachte Inschrift folgenden Inhaltes besagt: „Elisabeth, Germanorum regina, Archiducum Austriae progenitrix, nata Tyrolis et Goriciae comes, hujus hospitalis pauperes largis pro sua pietate dotibus auxit. Anno MCCCXIII.“ Diese Stiftung wurde durch die reichlichen Spenden hiesiger Bürger und anderer Wohltäter, worunter noch 1693 Stephan von Werthenberg 6000 fl. in seinem Testament bestimmte, so ansehnlich vermehrt, dass im J. 1788 der Stiftungsfond nicht weniger als 39.070 fl. C. M. betrug, aus dessen Erträgnissen 32 verarmte Bürger und Bürgerinnen in diesem Gebäude mit einer guten Naturalkost verpflegt werden konnten.

Das Bruderhaus

Über die anfängliche Stiftung dieses gleichfalls in der Vorstadt Steyrdorf[2] befindlichen Versorgungshauses finden sich keine Nachrichten vor. Nur so viel ist gewiss, dass Hans Lueger, Bürger und später Stadtrichter zu Steyr, die noch jetzt dabei befindliche Hauskapelle 1511 mit Bewilligung des Abtes Ulrich zu Garsten erbaute, und dass 1512 Kaiser Maximilian I. in seinem Freibrief über die Güter, die jener Hans Lueger dazu gestiftet, sagt: „Das Siechenhaus, so wir gestiftet und aufgerichtet haben“, woraus folgt, dass er der Stifter, oder doch wenigstens ein großer Wohltäter dieses Siechenhauses gewesen sei. Durch Vermächtnisse und Schenkungen hiesiger Bürger gedieh die Anstalt so, dass bald 12 Pfründner unterhalten werden konnten. Da dieses Versorgungshaus 1749 abbrannte, wurde nach dessen im folgenden Jahre stattgefundener Wiedererbauung die Pfründnerzahl auf 16 herabgesetzt. Das Stiftungskapital betrug 1788 bereits 24.362 fl.

Das Herrenhaus oder Sondersiechenhaus

liegt in der Vorstadt Aichet,[3] und wurde von Ulrich Lichtenberger und seiner Hausfrau 1569 gegründet, indem sie hierzu 4000 fl. widmeten. Durch Stiftungen mehrerer Bürger von Steyr, worunter die von Benedickt Aettl, der 1578 starb, die größte war, wuchs das Stammvermögen bald zu einer bedeutenden Höhe, so dass es 1788 bereits die Summe von 30.307 fl. erreicht hatte, aus dessen Erträgnissen 10 Arme in der Anstalt ihre Verpflegung erhielten.

Das Lazareth St. Joseph

war ein Versorgungshaus in der Vorstadt „bey der Steyr“,[4] das von Bürgern der Stadt Steyr um des Jahr 1683 errichtet und mit Stiftungskapitalien dotiert worden ist, aus dessen Renten 24 arme Pfründner ihre Versorgung erhielten. Es wurde aber um 1789 aufgehoben, das Gebäude veräußert, die Pfründner in den andern Versorgungshäusern untergebracht, und der Stiftungsfond, der bis dahin bereits zu dem Betrag von 28.672 fl. angewachsen war, mit den übrigen Stiftungen vereinigt.

Diese vier Stiftungen, welchen vermöge höheren Anordnungen die Hälfte des Vermögens aus den aufgehobenen Bruderschaften zugewiesen worden war, wurden 1793 in eine einzige Stiftung unter dem Namen des „Milder Versorgungsfonds“ zusammen gezogen, und unter eine besondere Verwaltung gestellt, worüber der Magistrat Steyr als Vogtei die Oberaufsicht führt. Am Schluss des Verwaltungsjahres 1838 betrug der Gesamtkapitalstand 36.972 fl. C. M. und 127.643 fl. W. W. in Staatspapieren, sowie 9976 fl. C. M. an Privatkapitalien. Außer diesen Stiftungskapitalien besitzt der Milde Versorgungsfond noch Untertanen in Ober- und Unterösterreich, wovon einige einen Getreidedienst, andere einen Zehent zu entrichten haben. Die Einkünfte beliefen sich im genannten Jahr auf 6146 fl. C. M., die Ausgaben auf 5972 fl. C. M.

In den genannten Versorgungshäusern werden nun arme, sieche Menschen untergebracht, die außer der Wohnung und Beheizung eine bare Beteilung nach Verhältnis der Klassen, nach welchen die Pfründen bemessen sind , aus dem Versorgungsfond erhalten.

Die vereinigten milden Versorgungsfonds-Pfründen bestehen derzeit aus

1 Bürgerspitalspfründe zu täglichen                  20 kr. W.W

31 „                               „   „                               15 „

17 Bruderhauspfründen zu täglichen                 10 „

20 Sondersiechenhauspfründen zu täglichen       6 „

24 Lazarethpfründen zu täglichen                        5 „

ferner aus der 1836 stattgefundenen Stiftung des sel. Herrn Canonicus und Stadtpfarrers Öppinger, sieben sogenannte bischöfliche Pfründen, und zwar

6 mit monatlichen 5 fl. C. M., oder täglichen 25 kr.W. W. und

1 „     „                   3 fl. 20 kr. C. M., od. „     16 2/3 kr. W. W.,

somit zusammen aus 100 Pfründen.

Außer den Pfründnern erhalten nach Maßgabe des Raumes auch andere arme erwerbsunfähige Personen in den Versorgungshäusern unentgeltlichen Unterstand, die entweder eine Beteilung aus dem Armeninstitut beziehen, oder wohl auch ohne den Genuss irgendeiner Beteilung aus einem Fond durch die Unterstützung wohltätiger Menschen ihr Leben fristen.

Das Spital der Herrschaft Steyr in Dietachdorf

im Kommissariat Gleink wurde in den Jahren 1687-1689 vom Grafen Franz Joseph von Lamberg erbaut, und der Stiftbrief von Franz Anton Fürst von Lamberg am 1. Oktober 1757 errichtet. Nach dessen Inhalt ist dieses Spital zur Aufnahme armer gebrechlicher Herrschaftsuntertanen bestimmt, die ihren Lebensunterhalt durch die ihren Kräften noch angemessenen Handarbeiten und durch eine tägliche Pfründnerportion von 6 kr. aus den Einkünften des Spitals erhalten. Diese Einkünfte bestehen in den Interessen des in öffentlichen Fondsobligationen 3200 fl. C. M. betragenden Stiftungskapitals, teils in den Beiträgen, welche von dem reinen Verlassenschafts-Vermögen der Untertanen zu 11 kr. vom Hundert unter dem Namen Spitalgeld abgenommen wird. Die Zahl der in diesem Spital beherbergten und beteilten Pfründner beträgt in der Regel 5 Köpfe, und der für ihre Verpflegung gemachte Aufwand im Durchschnitt 70-80 fl. CM.

Das Bürgerspital in Weyer

Der Zeitpunkt der Entstehung dieses Versorgungshauses, mit welchem auch das Armenhaus in der Ortschaft Au (die Leyern genannt) in Verbindung steht, kann nicht ermittelt werden, da das einzige vorfindliche, hierauf Bezug nehmende Aktenstück, der von der Landesregierung bestätigte Stiftbrief, dd. Weyer am 16. Sept. 1794, sich hierüber folgendermaßen ausdrückt:

„Nachdem bey allhiesigen Markt allschon von unfürdenklichen Zeiten ein sogenanntes Bürgerspital bestanden, ohne dass zeithero zu erheben möglich gewesen wäre, von wem selbes eigentümlich und ursprünglich, und unter welchen Bedingnissen und Anordnungen gestiftet worden sey“ usw.

Der Tradition zufolge soll das Spital bald nach der Gründung des Marktes Weyer vor beiläufig 400 Jahren von den damaligen Hammermeistern erbaut worden sein. Durch spätere Schenkungen und Vermächtnisse erhielt es eigentümliche Gründe und Untertanen. Das Spital ist ein nicht unansehnliches Gebäude, in welchem stets drei Pfründner ihren Unterstand und eine Beteilung aus dem Spitalsvermögen erhalten; es werden aber auch in dasselbe Kranke, vorzüglich arme kranke Dienstboten aufgenommen, wozu immer einige Krankenzimmer in Bereitschaft stellen. Das Armenhaus in der Au dient zur unentgeltlichen Beherbergung verarmter Taglöhner des Marktes Weyer, welche aber außer der unentgeltlichen Wohnung vom Spitalsfond nichts genießen. Das Vermögen dieser Anstalt bestand am Schluss des Jahres 1838 in 453 fl. W.W. Staatsobligationen und in 1880 fl. CM. Privatkapitalien, sowie in einer Kassenbarschaft von 294 fl. C M. Die Einnahme betrug im erwähnten Jahr 297 fl. 18 kr., die Auslagen 190 fl. 2 ½ kr. CM.

[1] Michaelerplatz 1/2

[2] Sierninger Straße 55

[3] Sierninger Straße 115

[4] Wehrgrabengasse 31

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